Bomberströme, Sperrballons, Suchscheiwerfer, Flakfeuer und Nebelkrähen um Lostau -Sichtweiten von Frau Lauenroth-
Aufzeichnung von Helmut Menzel
„Die Zeit der Bombardements und Fliegeralarme ist mir auch noch deutlich in Erinnerung. Hier in Lostau gab es keine Sirene, denn wir hörten das Gejaula aus der Entfernung, aus Magdeburg und aus dem nahen Industriegelände Rothensee, und auch aus Burg, deutlich und laut genug. Wir unterschieden Vor- und Fliegeralarm und Entwarnung. Von Lostau aus konnte man oft nachts die Weihnachtsbäume über Magdeburg schweben sehen, welche die ersten Bomber zur Markierung ihrer Ziele setzten. Das waren rote und auch grüne Leuchtkugeln, die im Nachthimmel langsam nieder gingen. Bei Lostau standen einige Fesselballons. Einer der Sperrballons befand sich am Ortseingang bei der früheren Gärtnerei. Andere standen von Hohenwarthe bis Gerwisch. Was sie hier schützen sollten kann ich heute nicht mehr sagen. Auf jeden Fall hieß es damals, sie sollten Tiefflieger fern halten. Tiefflieger habe ich aber bis zum Kriegsende hier nie gesehen. Immer wenn aus Magdeburg Voralarm ertönte, stiegen hier und auch drüben im Industriegebiet, diese länglichen, schwanzflossigen Ungetüme, die mit dünnen Drahtseilen verspannt waren, auf. Von Hohenwarthe, bis weit hinter Gerwisch, und auch bei Lostau, standen entlang der Elbe, auf den Deichen und Eisenbahndämmen die Kebelkrähen, wie wir früher die Nebelfässer bezeichneten. Sie dienten der Einnebelung der Rothenseer Industrie- geländes. Das waren Nebelfässer mit besoneren Verstäubern, in denen sich Nebelsäure befand, die wohl auch sehr gefährlich gewesen sein soll. Ich kann mich erinnern, dass diese Fässer von Gerwisch bis Lostau am Bahndamm standen.“
Über die Luftangriffe auf Magdeburg berichtet Frau Lauenroth aus ihrem Erleben weiter: „Wir konnten nachts hier genau mitbekommen, wenn die Flak akiv wurde, also wenn Bomber im Anflug waren. Lange vorher suchten bereits westlich und nördlich von Magdeburg die Scheinwerfer den Himmel ab. Dann hörte man auch bald das Donnern der entfernten Flak aus Richtung Hillersleben. Ich sagte, jetzt schießen die Hillersleber! Da sind wir immer schnell in den Keller unseres Gasthofes gegangen. Der schlimmste Angriff, den wir von hier aus erlebten, war der des 16. Januar 1945. Selbst hier bebte unser Haus. Das spürten wir noch m Keller. Auch bei uns um Lostau herum waren zahlreiche Bombentrichter, nach den Angriffen auf die BRABAG, zu sehen. In unserem Haus waren auch Evakuierte untergebracht. Zuerst waren es drei Familien aus Magdeburg, die mit ihren kleinen Kindern vorsichtshalber hier einquartiert wurden. Später wechselten die Evakuierten. Sie kamen aus dem Rheinland. Auch aus Neuß, oder aus Berlin waren sie hier her nach Lostau verbracht worden. Wenn wir Im Keller merkten, dass die Bomber Lostau Richtung Berlin nur überflogen, dann wagten wir uns nach oben und sahen von unserem Hof aus, diese feindlichen Bomberformationen hoch am Himmel, oft mit so genannten Kondensstreifen, fliegen. Dann schoss auch unsere Flak vom Weinberg. Auf dem Weinberg befand sich eine große Flakstellung. Eine andere Stellung befand sich weiter hinten, wo heute noch die drei Gräber gefallener Flakhelfer sind. Das war eine Scheinwerferstellung. Davon gab es in der Umgebung mehrere. Nachts sahen wir, wenn sich die Scheinwerferkegel trafen und einen Bomber erfasst hatten, nach dem dann unsere Flak feuerte. Mindestens drei solcher Scheinwerferstellungen lagen um Lostau. Die Lostauer befand sich hinter den drei Gräbern im Wald. Die Bäume waren damals noch recht klein und die Stellung lag in einer Lichtung. Die Stellung selbst war in den Sandboden eingetieft und mit einem niedrigen Splitterwall umgeben. Daneben befand sich auch ein Deckungsbunker. Baracken für die Flaksoldaten und Luftwaffenhelfer standen in der Batterie Weinberg, unweit der Mühle. Gegen Ende des Krieges übernahmen in der Flakbatterie RAD- Männer den Dienst in der Batterie, zuletzt sogar Männer von Volkssturm. Es sollen ausch Männer aus Hohenwarthe und Niegripp dabei gewesen sein. Eine weitere Flakstellung befand sich bei Körbelitz. Einer der jungen Flakhelfer aus der Scheinwerferstellung am Külzauer Forst, musste eine Meldung zur Batterie Körbelitz bringen und war bei einem Artilleriebeschuss durch die Amerikaner, am 15. April 1945, nicht hier, als seine Kameraden getötet wurden. Die Stellung erhielt einen Volltreffer. Der kam dadurch mit dem Leben davon. Anfang 1945 waren auch viele Bombenopfer in Gerwisch zu beklagen, in der Siedlung. Dicht bei Gerwisch befand sich seit dem Ersten Weltkrie das große Munitionslager MUNA mit vielen Erdbunkern. In der Nähe soll es auch ein Arbeitsdienstlager mit festen Baracken gegeben haben. Es sollte wohl die MUNA getroffen werden.“
Auch an Bomberabschüsse erinnerte sich Frau Lauenroth: „In Lostau, im Kleinen Dorf, auf dem großen Bauernhof, wohnte nach dem Krieg eine Frau Mund. Die kam aus Parchau. Eines Tages erzählte sie mir, das bei Lostau ein ein amerikanischer Bomber von der Flak abgeschossen wurde. Es trudelte bis nach Parchau, wo es dann auf den Acker stürzte. Zwei Besatzungsmitglieder wurden gefangen genommen, der Rest war tot, und beim Ortsgruppenleier in Parchau verhört. Der Vater von Frau Mund war dieser Ortsgruppenleiter. Frau Mund hatte auch eine Zwillingsschwester, die in Burg Englischunterricht erhalten hatte. Sie dolmetschte ihrem Vater. Viel später, nach der Wende, hatten sich die beiden Piloten bei ihr gemeldet. Sie hatten den Krieg und die Gefangenschaft überlebt. Sie schrieben sich bis heute. Bei den Rieselfeldern zwischen Lostau und Gerwisch ist auch eine US-Maschine abge- stürzt. Acht Besatzungsmitglieder waren tot. Sie sind vorübergehend in Lostau beerdigt worden. Später wurden sie in die Heimat überführt. Die Gräber befanden sich hinten im Wald, nben einem Hügel in einer kleinen Lichtung.“
Quelle: Zeitzeugengespräch mit Frau Lauenroth, Landgasthof Möserstraße, Lostau, 22.4.2009, aufgezeichnet von Helmut Menzel.
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Als Pfingsten 1944 über Lostau ein Bomber abgeschossen wurde
aufgeschrieben von Helmut Menzel
Aus den Erinnerungen von Rosemarie Jenrich, geb. Drebenstedt, aus Magdeburg- Neustadt
„Die BRABAG bei Rothensee wurde Pfingsten 1944 von amerikanischen Bombern angegriffen. Damals hielt ich mich gerade bei meiner Tante in Lostau auf. Auf dem Weinberg befand sich Flak. Wir sahen die Bomberpulks bei Lostau über die Elbe nach Osten weiter fliegen, nachdem sie ihre zerstörerische Ladungen über dem Industrie- gebiet abgeworfen hatten. Die Flak schoss unaufhörlich dazwischen. Ein Bomber wurde schließlich doch noch getroffen. Wir jubelten vor dem Krämerladen der Tante in Lostau. Nachdem der Angriff vorüber war kam der Ortsbauernführer Herr Jeske und noch einer aus dem Dorf mit zwei gefangen genommenen Besatzungsmitgliedern des abgeschossenen Bombers. Die hatten sich mit dem Fallschirm retten können und waren unten bei Wesers gelandet, wo sie ergriffen wurden. Die beiden Amerikaner wurden nach Hohenwarthe zur Polizeidienststelle gebracht. An diesem Tag, so hörten wir später, wurde auch das Panzerzeugamt Königsborh bombardiert. Dieser Bomber, der von der Flak auf dem Weinberg getroffen wurde, soll bei Gerwisch auf dem Acker abgestürzt und ausgebrannt sein. Dort lagen auf der Absturzstelle noch einige tote Amerikaner. Nach Pfingsten fuhr ich wieder nach Neustadt, denn meine Arbeitspflicht rief. Ich arbeitete damals in der Verwaltung von Junkers, auf der Baustelle für die neuen Motorenprüfstände, die nördlich der BRABAG gebaut und noch nicht vollendet waren.“
Quelle: Zeitzeugengespräch Rosemarie Jenrich, geb. Drebenstedt mit Th. Barding für den Dokumentarfilm „Geschichten aus der Neustadt“, DVD und vollständige Gesprächsdokumentation, 2008.
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Fliegeralarme, Flak und Bombardements -Bombertragfläche fiel auf Hohenwarthe-
Zeitzeugengespräch zwischen Ruth Storch, geb. Schulle und H. Menzel, Aufzeichnung 9.11.2010
„Meine Mutter hatte unten den Keller für die zunehmenden Fliegeralarme zurecht gemacht. Bei Alarm schaffte sie uns Kinder schnell in den Luftschutzkeller. Sie selbst blieb aber oben um alles ganz genau zu beobachten. So hatte sie auch die Bombardierung Magdeburgs am 16. Januar 1945 von Hohenwarthe aus miterlebt. Sie rief in den Keller runter: Um Gottes Willen, über Magdeburg stehen die Weihnachtsbäume! Auch am Tage hatte sie oft die vielen Bomber am Himmel beobachtet. Einmal, daran erinnere ich mich noch ganz genau, de flogen Bombergeschwader über Hohenwarthe hinweg, nach Berlin. Keine Sirene heulte. Das tiefe Dröhnen der Bombermotoren verriet die schwere todbringende Last, und als sie fast auf der gleichen Route zurück kamen, Richtung Westen, flogen sie schneller, mit hellem Motorengeräusch. Wir wussten dann, dass sie die Bomben über Berlin abgeworfen hatten. Wir sahen auch, als am Tage Neustadt oder die BRABAG- Rothensee bombardiert wurde. Ach um Hohenwarte fielen vereinzelt Bomben, wohl Fehlabwürfe. Auf dem Schullehof meines Opas wurde so der Schweinestall durch eine Bombe zerstört. Auch die Flakstellung Weinberg wurde einmal mit Bomben belegt. Es soll dort Tote gegeben haben. Scheinwerfer von Lostau, Weinberg und Hohenwarthe suchten Bei Fliegeralarm den Nachthimmel ab. Das alles hatte meine Mutter uns Kindern, nachdem alles wieder ruhig war, berichtet. Wo sich heute der Info-Punkt befindet, befand sich damals eine Fleischerei und Stallgebäude. Während eines Bombenangriffes ist ein Bomber von der Flak erwischt worden und stürzte ab. Eine Tragfläche dieses Bombers fiel direkt auf das Stalldach. Meine Mutter hatte das alles beobachtet und schrie: Um Gotteswillen… bei Krons ist der die Tragfläche runter gekommen! … Nebelfässer waren am Deich entlang aufgestellt, aber auch auf der anderen Elbseite. Dort waren wir mal zum Rüben verziehen. Dort war Hans Völskows Vater beschäftigt. Er wollte uns nicht vom Acker weg lassen, als wir schnell nach Haus wollten, da in Hohenwarthe Fliegeralarm zu hören war. Der Vernebelungstrupp deutscher Soldaten war hier bereits unterwegs. Nebelfahnen stiegen auf. Wir durften lediglich unter der Autobahnbrücke Schutz suchen. Auch die Widerlager der unvollendeten Kanalbrücke wurde zu Schutzzwecken aufgesucht. Damals hatten wir für Völskows Handlungsweise kein Verständnis. Heute wissen wir, dass er wohl damals unser Leben gerettet hatte. Bis nach Hohenwarthe hätten wir es über die Autobahn oder mit der Fähre mit Sicherheit nicht mehr geschafft. Meine Freundin aus der Sandstraße rannte bei Fliegeralarm immer zum Betonwiderlager der unvollendeten Kanalbrücke. Ihre Mutter hatte sie dort hin geschickt. Auch andere Hohenwarther nutzten dieses bunkerähnliche Bauwerk als sichere Zuflucht. Von der Waldschänke aus gelangte man zur Elbe und zum Widerlager. Beidseitig waren da Eingänge, die in das Innere führten.“
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Luftangriffe auf Magdeburg und Lostau aus Lostauer Sicht
Helmut Menzel
Horst Hallmann, aus der Möserstraße 1 in Lostau erinnerte sich:
„Einmal, während eines nächtlichen Luftangriffs der britischen Luftwaffe auf Magdeburg, bei dem zuvor Leuchtbomben (Weihnachtsbäume genannt) abgeworfen wurden, war eine dieser Leuchtzeichen irrtümlich über Lostau abgesetzt worden.“ Möglicherweise kann es sich um den Luftangriff auf Magdeburg in der Nacht vom 21. zum 22. Januar 1944 gehandelt haben. In jener Nacht hatten die Pfadfinder- Lancaster ihre Zielmarkierungen für die nachkommenden Bomberpulks zwar exakt über dem Luftraum der Elbmetropole abgesetzt, doch aufkommender starker Wind trieb die so genannten „Weihnachtsbäume“ sogleich auf das ostelbische Gebiet ab. Da die Hauptströme des Bomdercommands durch deutsche Nachtjäger beim Anflug stark attackiert und durcheinander gebracht wurden entluden sich die Bombenladungen in der Elbaue bis nach Gommern. Das Los, welches Magdeburg dann erst am 16. Januar 1945 ereilte, war bereits in dieser Nacht beschieden gewesen, allerdings in einem noch viel größeren Ausmaß. Horst Hallmann weiter: „Lostau war taghell, im Magnesiumlicht der Leuchtkaskade (Farbe rot), die langsam herabschwebte.“
„Bei anderen Luftangriffen auf Magdeburg (und des nahen Industriegeländes) sind auch über Lostau und Umgebung vereinzelte wohl verirrte Bomben niedergegangen.“ Das könnte wohl am 9. Februar 1945 gewesen sein, denn eine Luftaufnahme der US Air Force an jenem Tage zeigt diesen Bombenabwurf, der auch das benachbarte Gerwisch traf. Horst Hallmann weiter: „Auch in unseren Garten, hinter unserem Hof, schlug eine Bombe ein. Die Straße und einige Häuser waren auch getroffen worden. Dächer waren zerstört und Dachstühle brannten lichterloh, wie beispielsweise bei Eckehard Pohn. Auch die Straße, die vom Sportplatz zum Alten Dorf (Alt Lostau) führt, war total zerbombt, aber nur die Straße. Jedoch ein Grundstück an der heutigen Ahornallee hatte einen Treffer. Hier wurde die Scheune zertrümmert und brannte lichterloh.“
„Als Magdeburg am 16. Januar 1945 in der bombardiert wurde, sahen wir die Weihnachtsbäume über der Stadt am Nachthimmel stehen. Da hieß es, los, los, schnell in den Keller. Meine heutige Frau, eine geborene Bienas, ebenfalls aus Lostau, kann sich ebenfalls noch ganz genau daran erinnern. Draußen hatte auch sie den hell erleuchteten Himmel über Magdeburg gesehen. Dann waren auch schon die ersten Bomber über der Stadt und das Dröhnen der Flugzeugmotoren war bis hier her zu hören, dass sich nun mit den ersten schweren Detonationen vermischte.“
Quelle: Zeitzeugengespräch mit Horst Hallmann, Möserstraße1, Lostau, aufgenommen am 15.9.2009 und abgeschrieben, von Helmut Menzel.
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Gerhard Lenz, Jg. 1936, erinnerte sich, und H. Menzel schrieb es am 5.11.2010 auf.
„Auf dem großen Pfeiler der Autobahnbrücke standen beidseitig je eine Vierlingflak um die Autobahn gegen Tieffliegerangriffe zu sichern. Als die Amerikaner zum Kriegsende bereits auf der Westseite der Elbe waren, Erhielt die leichte Vierlingflak der Brücke, die nun zum Erdkampf eingesetzt war, sowie die schwere Flak auf dem Weinberg einen massiven Tieffliegerangriff. Zwei Flakhelfer oder Flaksoldaten starben dabei noch so kurz vor Kriegsende. Noch viele Jahre kennzeichneten zwei einfache Holzkreuze links und rechts des Weges, in der Nähe der Mühle, der zur Batterie führte. Die Batterie „Weinberg“ verfügte über acht 8,8 cm Geschütze, ein Funk-Messgerät und über ein großes Horchgerät. Zum Tag der Wehrmacht haben die Flaksoldaten alljährlich für die Kinder und Dorfbewohner von Hohenwarthe und Lostau in der Batterie Theater gespielt. In der großen Baracke hatte man dazu eine Bühne aufgebaut. Da war ich immer mit meiner Mutter hin gegangen, denn Vater war wehrverpflichtet und selten zu Haus. Er war in einem Lager beschäftigt, wo Ausrüstungen für den Fronteinsatz vorbereitet wurden (MUNA bei Gerwisch ?). Wir Kinder durften an solchen Tagen an den Geschützen herumkurbeln. Die Geschützstände der Flakbatterie „Weinberg“ waren eingetieft und mit Splitterschutz und Erdwall umgeben. Alle Geschützstände waren mit Lattenrostwegen miteinander verbunden. Der gesamte Acker um die Batterie herum und die nahe Sandgrube gehörte dem Ortsbauernführer Herrn Warthenberg. Dieser Acker wurde trotz ständiger Flakaktivität weiter von seinen polnischen Fremdarbeitern gepflügt und mit Getreide bestellt. Den besonders feinen Sand aus seiner Sandgrube lieferte er nach Magdeburg zur Fliesenherstellung. Der große Panzergraben, östlich um den Weinberg herum, soll von Arbeitsdienstlern (RAD oder OT) ausgeschachtet worden sein. Die Weinbergbatterie hatte gelegentlich auch mal einen amerikanischen Bomber abgeschossen. Der Rumpf eines Bombers lag neben der Straße, die nach Lostau führt, der Sandgrube gegenüber auf dem Acker. Vier tote Amis wurden geborgen. Der Rest der Besatzung hatte sich wohl mit dem Fallschirm retten können. Die wurden wohl vom Volkssturm oder vom Dorfpolizist ergriffen und abgeführt. In Hohenwarthe hatte schon sehr früh eine Volkssturmgruppe formiert. Der alte Böwe hatte einen Karabiner. Wenn sich Bomberbesatzungen mit dem Fallschirm rettetem, im Luftraum Hohenwarthe-Lostau, dann sollten diese Volksstummänner diese ergreifen und festnehmen. Eine Tragfläche dieses Bombers lag in Hohenwarthe bei dem Grundstück Rembachs. Die Tragfläche trudelte herab. Die alte Frau Rembach sah das und jammerte: Die fällt auf unser Haus ! Sie segelte aber über dieses Grundstück hinweg und schlug hinter der Böschung auf. Eine zweite Tragfläche stürzte auf den Hof des heutigen Infopunktes, damals Schlachterei/Fleischerei. Männer des Dorfes schleppten dieses Teil vom Hof und stellten es an einer nahen Mauer ab. Noch wochenlang stand es dort und wir Kinder begutachteten es. Wir Kinder sind natürlich alle zum Weinberg gelaufen, um die abgestürzte Maschine zu besichtigen, obwohl alles vom Flakpersonal abgesperrt war. Die größeren Jungs hatten es dennoch geschafft, amerikanische Schokolade und Kartons aus dem Bomber zu holen. Die Sachen wurden dann an alle verteilt. Bei Luftangriffen auf Magdeburg, auch nachts, konnten wir in Hohenwarthe auch oft die ,Christbäume’ dort am Nachthimmel hernieder schweben sehen. Immer wenn für uns der Fliegeralarm vorüber war, dann sind wir aus dem Keller gestiegen und zur Brücke gelaufen, oder zum Widerlager der unvollendeten Kanalbrücke. Von dort aus hatte man einen ungehinderten Blick auf Magdeburg. Den schaurigsten Anblick hatten wir in der Nacht des 16. Januar 1945. Magdeburg brannte… Bei Hohenwarthe sind auch einmal 36 Bomben herunter gekommen, da, wo heute das Neubaugebiet steht. Zum Glück hatte unser altes Dorf nichts abbekommen. Es handelte sich vermutlich um Fehlabwürfe, die der BRABAG in Rothensee galten. Hohenwarthe hatte am Sportplatz und am Krähenberg Sperrballonstationen und Nebelfässer standen entlang der Elbdeiche nördlich und südlich des Dorfes, bis über Lostau hinaus. Bei Voralarm sind die Soldaten vom OT-Lager (Organisation Tot), mit Helm und Karabiner, die Nebelfässer abgelaufen um die Ventile zu öffnen. Dann strömte die stinkende und ätzende Nebelsäure aus, um sich entsprechend der Windrichtung auszubreiten. Das OT-Lager befand sich an der Elbstraße neben dem heutigen Parkplatz an der Trogbrücke. Die OT-Männer haben auch die vielen Schützengräben, Bunker im Wald (bei der Waldschänke) und Stellungen an der Elblinie errichtet. In der Flakbatterie Weinberg waren auch russische Kriegsgefangene als Hilfskräfte tätig. Dort waren sie in einer eigenen großen Baracke untergebracht. Auch noch südlich der Reichsautobahn befand sich eine leichte Flakstellung mit einer Baracke.“
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Wie Otto Meier die Luftangriffe auf Magdeburg, das Flakfeuer der Weinbergbatterie und die Blindgängerbeseitigung in Lostau erlebte
aufgeschrieben von Helmut Menzel
Otto Meier aus der Ahornallee Nr. 8, in Lostau, erinnert sich noch ganz genau an das damalige Geschehen: „Auf dem Weinberg bei Lostau befand sich eine große Flak-Batterie. Der Weg, der von Landstraße aus zur Mühle führte und schließlich zur Batterie, war gepflastert. Links neben der motorberiebenen Mühle standen die Baracken und dahinter die erdumwallten Geschützstände, das Kommandogerät, die Stromtransformatoren und Munitionsbunker. Bei Luftangriffen auf das Magdeburger Industriegelände 1944, die BRABAG (Braunkohle-Benzin AG, zur Herstellung synthetischen Flugzeugbenzins) sind wir selten in den Keller gestiegen. Vom Hof aus konnten wir sehen, ob die über die Elbe fliegenden Bomber für uns in Lostau gefährlich werden würden oder nicht, denn meistens kamen sie von Westen her und klinkten ihre verderbenbringende Last bereits auf Höhe Barleben aus, um die Industrieanlagen zu treffen. Umgekehrt, wenn sie aus Nordosten /Osten kamen, klinkten sie über Lostau, Külzau oder Hohenwarthe ihre Bomben aus, um diese Anlagen zu zerstören. Am Tage hatten sie es stets auf die Rüstungsbetriebe oder Verkehrswege abgesehen. Die Flak auf dem Weinberg sollte auch das nahe Schiffshebewerk und die Reichsautobahnbrücke schützen. So verfolgten wir von unserem Hof aus das Feuer unserer 8,8 cm Flakgeschütze aus relativ sicherer Entfernung. Fliegeralarm ist in Lostau meines Wissens nie gegeben worden. Das war auch nicht nötig, denn wir hörten die Sirenen aus Magdeburg hier laut genug. Vom Dorf aus konnte ich häufig erkennen, dass unsere Flakgeschütze die Feindbomber nicht erreichten. Die flogen meist viel höher. Die Detonationswölkchen der Flakgranaten lagen weit unter Flughöhe. Dagegen hätte nur die noch schwerere Flak, die 10,5er oder gar 12,8er etwas ausrichten können. Die waren aber 1944 nicht auf dem Weinberg. Einmal wurde es dann doch recht brenzlig, als amerikanische B-17 oder B-24- Bomber ihre Bombenlast etwas zu spät abwarfen und die BRABAG oder die MIKRAMAG nicht trafen. Die Bomben fielen in die Elbe, in den Abstiegkanal und in die Elbaue, zwischen Lostau und Biederitz. Dort waren noch nach Jahren tiefe Bombentrichter zu sehen. Auch in die Alte Lostauer Elbe und den Zuwachs fielen Bomben. Nach diesem Bombardement und bis kurz nach dem Krieg hatten die Bauern, u.a. aus Lostau, wie auch mein Vater, Stricke um die Blindgänger gebunden und diese in die tiefen Bombentrichter gezogen. Anschließend wurden die Bombentrichter zugeschaufelt oder zugepflügt, um den Acker oder die Wiese wieder nutzbar zu machen. Damals machte man sich keine Gedanken darüber, dass die Blindgänger eines Tages wieder gefährlich werden könnten. Heute weiß wohl niemand mehr, wo die Dinger liegen. Das Zupflügen der Trichter geschah so, das man immer enger werdende Bahnen um das loch mit dem Pflug drehte, bis es schließlich zu war. Von Lostau aus erlebten wir auch die Nachtangriffe auf Magdeburg. Flakscheinwerfer suchten um ganz Magdeburg den Nachthimmel nach Zielen ab und die Flak feuerte Leuchtspurgeschosse. Dann erhellten feindliche Leuchtbomben (Weihnachtsbäume) das Stadtgebiet. Detonationen waren zu hören und flackerten im Nachtdunkel. Am Tage sahen wir, wie die Flugzeuge Rauchzeichen zur Zielmarkierung setzten und dann schlagartig die Bombenlasten über dem Ziel aus den Bombenschächten fallen ließen. So beispielsweise bei der Bombardierung der Junkers-Flugzeug- motorenwerke und der angrenzenden Wohngebiete der Neuen Neustadt, im August 1944. Danach stiegen die schwarzen Rauchfahnen in den Himmel. Der Brandgeruch zog bis nach Lostau herüber.“
Quelle: Zeitzeugengespräch mit Otto Meier, Ahornallee 8, Lostau, 16.9.2009, aufgenommen von Helmut Menzel.
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Die Einnebelung des Industriegeländes Rothensee von der Ostseite der Elbe
ermittelt, von Helmut Menzel
Über die Einnebelung der Magdeburger Industriegebiete 1943 bis 1945 gibt es keinerlei Unterlagen in den Magdeburger Archiven. Aber im Archiv der US- Air Force konnten einige Luftbilder ausfindig gemacht werden, die während der Bombardierungen aufgenommen wurden. Sie dienten der 8. Bomberdivision der Auswertung. Im Regelfall war diese Tarnung zwar in der Theorie gut durchdacht, aber in der Praxis zeigte sich oft, dass die Bomber ihre zerstörerischen Ladungen präzise ins Zielobjekt (z B. BRABAG) geworfen hatten, bevor sich eine weiträumige geschlossene dichte Nebeldecke gebildet hatte. Woran lag das? Dazu muss man wissen, dass die Einnebelung erst nach den entsprechenden Luftlagemeldungen erfolgte. Erst wenn feststand, dass am Tage eine Bomberformation Kurs auf Magdeburg nahm, wurden die Hilfskräfte mobilisiert, die Nebelfässer mit den Zerstäubern zu öffnen. Das waren meist ältere Männer und russische oder polnische Kriegsgefangene. Die austretende Nebelsäure war sehr gefährlich. Diese Männer mussten besondere säurefeste Schutzkleidung tragen (das traf aber nur für die zivilen Hilfskräfte zu, selten für die diensttuhenden Kriegsgefangenen). Viele der Hilfskräfte litten unter schweren Verätzungen und anderer Erkrankungen. Selbst der Acker war im Umkreis auf sehr lange Zeit verseucht und unbrauchbar. Die Einnebelung erfolgte je nach Windrichtung, von Osten, Norden oder aus Westen. Um eine dichte Nebeldecke zu erreichen benötigte man eine lange Vorlaufzeit. Außerdem war eine gewisse Luftfeuchtigkeit erforderlich. So hatte man von der Alarmierung der Nebelkräfte bis zum Eintreffen der Bomber nur wenig Zeit. Die Tarnung der Industriegebiete war deshalb ein riesiges logistisches Problem, denn die Nebelfässer standen an Wegeführungen und entlang des Elbufers, wie eine Perlenschur aufgereiht. Im Gegensatz zu den Sperrballonstationen, die ständig besetzt waren, meist von Luftwaffenhelferinnen – sie bestanden oft aus eingezäunten kleinen Bereichen (Ballongärten genannt) mit Bunkern oder Unterständen und Unterkunftsbaracke – waren die Nebelfasspositionen in etwa gleichen Abständen unbesetzt. Sie besaßen keinerlei Unterstände. Das Hilfspersonal, zumal meist aus den Kriegsgefangenenkompanien, wurde bei Voralarm erst herangebracht. Das heißt, sie wurden aus den Barackenlagern mit Fahrzeugen transportiert und an den entsprechenden Abschnitten verteilt. Eine einzelne Hilfskraft bediente in der Regel 5 bis zehn Nebelfässer. Auf die Streckenverläufe der Nebelfässer berechnet, müssen östlich der Elbe, zwischen Hohenwarthe, Lostau, Gerwisch und Biederitz- Herrenkrug, mindestens 50 Personen tätig gewesen sein. Der Abstand der einzelnen Nebelfässer sollte eigentlich 80 bis 100 Meter betragen. Das war aber abhängig von den Geländegegebenheiten und vom Bestand. Oft waren die Abstände größer. All das erforderte eine Vorhaltezeit von mindesten einer Stunde, bis zum öffnen der Ventile. Bis sich der Nebel entfalten konnte brauchte es noch wesentlich mehr Zeit. Diese Zeit reichte aber oft genug nicht aus. Das belegen uns die Luftbilder, die während der Bombardements aufgenommen wurden. Wo befanden sich nun die Nebelfässer auf ostelbischer Seite? Diese Frage können nur die entsprechenden Luftbilder beantworten. Selbst Zeitzeugen könnten nur die bestimmen, an denen sie agierten. Aber solche Zeitzeugen ließen sich nach 65 Jahren nicht mehr finden. Auf westlicher Seite der Elbe standen zur Einnebelung solche Fässer auf der Deichkrone östlich Glindenberg bis zum Elbabstiegkanal (die noch westlicher gelegenen Nebelreihen werden in dieser Betrachtung nicht berücksichtigt) und weiter nach Süden, östlich der Industriehafenanlagen bis zur Schleuse. Auf der Ostseite der Elbe standen sie auf dem Elbdeich nördlich Hohenwarthe, bis an den Ort heran. Sie sollten hier, im Zusammenwirken mit der Glindenberger Linie, das Schiffshebewerk einnebeln. Westlich der Straße von Hohenwarthe – Lostau reihten sich weitere Nebelfässer auf, bis diese Straße nach Osten, Richtung Heilstätte abknickte. Von dieser Stelle aus nahm die Kette auf der Deichkrone ihren Lauf, an Lostau / Alt Lostau vorbei, bis nach Gerwisch, die MUNA westlich lassend, um auch diese Munitionslager im Bedarfsfall einzunebeln. Bei der MUNA gabelte sich die Kette und reichte bis zum nördlichen Ortseingang von Gerwisch. Auch südlich der MUNA zweigte sich eine Kette Nebelfässer, am Wege bis zum Zuwachs – Alte Elbe, ab. Sie führte um den Zuwachs herum und schließlich bis an die Nordkante des Biederitzer Busches. Von der Alten Ziegelei / Alt Lostau, entlang der Elbe, verlief eine weitere Nebelkette, bis zum Herrenkrug. Auch hier verzweigte sich die Kette vom südwestlichen Ende des Zuwachses, auf einer zweiten Wegführung an der Elbe, bis zur Nordostecke des Herrenkrugs. Im Bereich des Weinberges, wie bereits erwähnt, standen Nebelfässer an der Straße Hohenwarthe – Lostau, von der Autobahn bis zum Übergang auf den Deich. Wenn diese Fässer geöffnet wurden, dann war die Flakbatterie direkt eingenebelt (siehe Luftbild). Wie hätte in diesem Falle die Flak dort ein Feuergefecht führen können? Das Foto vom 16. August 1944 beweist somit, dass sich die Luftverteidigungsmaßnahmen auch gegenseitig behinderten. Unbeachtet der der ausnahmsweise geschlossenen Nebeldecke, über dem Industriegelände Rothensee, setzten die amerikanischen Zielmarkierer exakt ihre rote Rauchmarkierung (im Bild schwarz), mittels Radar, über der BRABAG ab. Somit war die Einnebelung der Rüstungsindustrieobjekte stets ein verzweifelter Versuch, der nur selten Erfolg hatte. Welche Erfolge die schwere Flak verzeichnen konnte lässt sich leicht an den wenigen aufgemalten Ringen an den Geschützrohren erkennen. Die auf Flughöhe eingestellten Granatzünder sollten durch Splitterwirkung Feindflieger beschädigen und so zum Absturz bringen. Selten gelang es einen Ring durch Direkttreffer zu erringen. Übrigens war auch der Versuch, Tiefflieger mittels Sperrballons, die mit Fangnetzen verspannt waren, von den Industrieobjekten fern zu halten, ein ziemlich wirkungsloses Unterfangen, denn nur die amerikanischen Fliegerkräfte griffen Industrieanlagen und Verkehrsknotenpunkte am Tage, aus sehr großer Höhe, an. Nicht ein einziger Fall konnte bis heute ermittelt werden, der von einem Tieffliegerangriff geprägt war. Auch Luftwaffenhelfer der leichten Flak, die ausschließlich Industrieobjekte gegen Tiefflieger zu schützen hatten, erlebten solche Angriffe nicht, oder äußerst selten – zum Glück für die jugendlichen Flakhelfer. Allerdings berichteten ehemalige Luftwaffenhelfer, die in der leichten 3,7 cm Flakstellung der Steinkopfinsel, am Kopfende, in Gefechtsbereitschaft standen, um Haaresbreite durch gezielten Bombenwurf ums Leben gekommen währen. Das war während eines Angriffes auf die BRABAG 1944, als einige Bomber, die über Gerwisch und Lostau Richtung Westen flogen. Die Bombenkette schlug östlich der Elbe, in die Elbe, auf die Elbwiesen östlich des Kanals und in die Flakstellung ein. Das Trefferbild zeigt, dass die Geschützstände und Munitionsbunker wie ein Wunder nicht getroffen wurden. Alle Bomben schlugen in die Zwischenräume ein. Niemand kam zu Schaden. Das Beben des Dammes steckte den Jungs aber nachhaltig in den Knochen. Zu diesen Flakhelfern der Stellung Steinkopfinsel gehörte auch der junge Rolf Herricht, der spätere Schauspieler und Unterhaltungskünstler.
Quelle: Luftbild der US Air Force vom 16. 8. 1944, Nationalarchiv Washington.
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Flakbatterie und Luftangriffe -Erinnerungen von Marianne Fehse-
Aufzeichnung eines Zeitzeugengesprächs von Helmut Menzel am 5.11.2010
„Wenn die BRABAG bei Rothensee oder andere Stadtteile Magdeburgs am Tage bombardiert wurden, kamen die Bomber oft aus Richtung Perleberg. Ich habe von Hohenwarthe aus auch den schwersten Luftangriff auf Magdeburg, in der Nacht des 16. Januar 1945 erlebt. Für Magdeburg wurde viel zu spät Alarm gegeben. Selbst unsere Flak auf dem Weinberg hatte viel zu spät Gefechtsalarn erhalten. Als die Sirenen heulten waren die Bomber bereits über Magdeburg. Wir Mädels besuchten oft in der Flakstellung Weinberg die Flaksoldaten. Das fanden wir damals ganz toll. Ich war zu dieser Zeit b bereits 19 Jahre alt. Auch an diesem 16. Januar waren wir dort. Als wir uns am Abend auf den Heimweg begaben, sahen wir plötzlich über Magdeburg die sogen. Weihnachtsbäume stehen. Wir befanden uns zwischen Weinberg und Reichsautobahn. Voller Angst rannten schnell nach Haus. Die Flaksoldaten in der Batterie hatten wohl auch erst jetzt Alarm erhalten. Sonst hatten sie immer Voralarm. Dann währen wir schon viel früher auf dem Heimweg gewesen. Die Detonationen der vielen Bomben war natürlich auch bis nach Hohenwarthe zu hören, und dann leuchtete der Himmel über Magdeburg feuerrot. Diesen Anblick kann ich eifach nicht vergessen. Auch die Brabag wurde regelmäßig angegriffen. Das war aber lange nicht so schlimm wie der 16. Januar 1945. Das nahe westelbische Schiffshebewerk wurde meines Wissens nie direkt angegriffen. Die schwere Eisenbahnflak an der unvollendeten Doppelschleuse Niegripp, war vom Walzwerk Burg dort hin transportiert worden. Sie befand sich direkt in der Hauptanflugroute der Bomber, die Berlin angriffen. So war diese Flak, mit der höheren Reichweite, sehr oft im Gefechtseinsatz. Wenn diese Geschütze losknallten bebte Hohenwarthe. Im Barackenlager Nieripp, an der Elbe, versahen Luft- und Nachrichtenhelferinnen ihren Dienst. Sie hatten dort auch ihre Unterkünfte. Dort war aber keine Flakstellung. In der Nähe der Waldschänke wurde 1944 ein Nachbarhaus durch eine verirrte Luftmine zerstört. Es waren die ersten Toten zu beklagen.“
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