Hallo, beim Betrachten der interessanten Bilder zum Schleifen der Festung Magdeburg stellt sich mir unter anderem die Frage, was mit dem anfallenden Material geschah. Gehe davon aus, dass es zum großen Teil wieder verwendet wurde. MfG Wirbelwind
Ich finde den nachstehenden Ausschnitt mit der Zitadelle sehr schön - es sind sogar Stellen zu erkennen, die MAGADO in seiner umfangreichen Sammlung der Abrissarbeiten hat (z. B.. Stadttor und Rampe vom Innenhof aus gesehen)
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(leider ist die Entstehungszeit nicht präziser bekannt)
Hallo Wirbelwind, zu deiner Frage über den Verbleib des Abrissmaterials.
Preußen war ja ein sparsamer Staat und da gehörte "Recycling" zu den Tugenden beim Umgang mit Staatseigentum. Bei der Erweiterung der Südfront (zu diesem Vorhaben gehörte zwar nicht die Zitadelle, aber beispielsweise etwas von den Anlagen, die bei der Einbindung des Stern weggeräumt werden mussten) musste sich die Stadt an den Kosten beteiligen. Durch die Aufbereitung des Abrissmaterials und die Wiederverwendung für den Neubau der Südfront wurde eine Materialkostenersparnis von ca. 30% erreicht. Da bei der Stadterweiterung auch erhebliche Geländeaufschüttungen z. B. für die Eisenbahn- und Straßendämme sowie beim Verfüllen von Gräben der alten Festungsanlagen notwendig waren, war der nicht verwertbare Bauschutt ein willkommenes Material für solche Vorhaben. Das konnte entweder die Stadt weiterverwenden beim Straßenbau (z. B. Schwerin-Krossig-Damm) oder an die Eisenbahn verkauft werden. Ich könnte mir denken, dass derr Zitadellenabbruch für die Erhöhung der Bahnanlagen von Buckau zum Haupt- und Güterbahnhof bzw. Sudenburger Bahnhof ein willkommenes Material war. Bis 1926 lagen die Eisenbahngleise noch weitgehend auf gleicher Höhe mit dem heutigen Straßenniveau, wobei es auch noch keine durchgehende Straßenverbindung zwischen der Schönebecker Straße und der Leipziger Straße gab. Einzige Verkehrsverbindung zwischen Buckau und der benachbarten Buckauer Insel mit den dort befindlichen Großbetrieben war damals eine sehr schmale und steile Straßenbrücke, die in Verlängerung der Coquiestraße die Bahngleise überquerte. Da für die geplante Streckenelektrifizierung der Eisenbahn in Richtung Schönebeck/Köthen weder eine Höherlegung dieser Brücke, noch eine Absenkung der Gleisanlagen infrage kam, entschieden sich Deutsche Reichsbahn und Stadt Magdeburg damals einvernehmlich auf eines der größten Verkehrsbauprojekte der letzten 100 Jahre. Eisenbahnseitig war dabei die gesamte Bahntrasse zwischen Hasselbachplatz und Buckau um bis zu ca. sechs Meter höher zu legen, verbunden mit einer gleichzeitigen Entflechtung des Personen- und Güterverkehrs sowie einem neuen Buckauer Personenbahnhof. Parallel dazu war auch die bisherige Güterverbindungsbahn zwischen Sudenburg und Buckau in eine neue Trasse in Hochlage zu bringen, um somit die bisherigen schienengleichen Bahnübergänge an der Halberstädter Straße und Leipziger Straße aufheben zu können (eine alte Forderung der Feuerwehr, die durch geschlossene Bahnschranken in ihrer Einsatzbereitschaft Richtung Leipziger Straße und Sudenburg erheblich beeinträchtigt war). Dies war zugleich verbunden mit dem Bau zahlreicher neuer Eisenbahnbrücken am Sachsenring, an der Halleschen Straße sowie im Zuge der heutigen Carl-Miller-, Erich-Weinert- und Warschauer Straße. Straßenseitig entstand dabei erstmals eine durchgehende Straßenverbindung von der Schönebecker zur Leipziger Straße, die mehr als nur ein Ersatzneubau für die aufzulassende Straßenbrücke an der Coquiestraße war. Zwischen der Coquiestraße und der Freien Straße entstand ein neuer heute noch genutzter, Fußgängertunnel.
Straßenbrücke über die Gleisanlagen am alten Buckauer Bahnhof
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Vielleicht beantwortet das die Frage wenigstens teilweise.
Da habe ich doch noch glatt ein Bild vom alten Sterntor von hinten erwischt. Bessere Qualität ist leider nicht - aber mal so zur Orientierung über die örtliche Lage.
Ich habe auch gelesen das es im Bereich der alten Friedrichstadt zum verfüllen der alten Gräben und zum Straßenbau verwendet wurde. Schlussendlich können wir sagen das die Zitadelle quasi in ganz MD verteilt wurde und somit MD nie verlassen hat😊😉
Hallo, danke Hugo für Deine Ausführungen zum Verbleib des Abbruchmaterials. Stimme der Quintessenz von MadMaik voll zu, dass die Festung faktisch die Stadt nicht verlassen hat. Würde uns als Gesellschaft auch gut zu Gesichte stehen, wenn wir wieder verwendbare Dinge einsetzen würden. Vielleicht kommt es ja noch, wenn ringsum alles teurer wird. MfG Wirbelwind
Die Zitadelle wurde von der Stadt Magdeburg für einen Kaufpreis von 1,3 Millionen Mark vom Militärfiskus erworben. Der nicht nutzbare Bauschutt wurde überwiegend für die Erhöhung des Buttersteigs (später Otto-Braun-Straße, Thälmannstraße und jetzt Cracauer Straße) und zur Geländeauffüllung verwendet, um Bauland zu gewinnen.
1945 stand für Magdeburg wieder die Frage im Raum, was mit Trümmerschutt gemacht werden kann. Nur war der Schutt diesmal nicht selbst gemacht. Also was tun?