Nach dem ein wenig ausser der Reihe eingefügten Egeln nunmehr ein „echter“ Altmärker: David Georg von Graevenitz, General der Infanterie, Kommandant von Magdeburg und Küstrin (also auch mit starkem Magdeburger Bezug).
• Geb. 10.11.1680 zu Schönberg (Kreis Osterburg) in der Altmark • Vater Georg Christoph, Herr auf Losenrade in der Altmark, kurbrandenburg. Lieutenant, gest. 1699 • Mutter Sophie Katharina, geb. von Krusemark • 1695 als Musketier in das Regiment Kurprinz zu Fuß (Nr. 6) eingetreten • 1697 Fähnrich im Inf.Reg. Graf v. Lottum (Nr. 15) • 1702/13 Teilnahme am Feldzug: Belagerungen von Kaiserswerth, Landau und Menin; Schlachten bei Höchstädt, Oudenarde, Malpaquet; Eroberungen von Ryssel, Gent, Mons; Belagerungen von Douay, Aire • 10.04.1703 Lieutenant • 11.01.1707 Stabskapitän beim Inf.Reg. Kronprinz (Nr. 6) • 11.05.1708 Kapitän und Kompaniechef • 01.06.1710 Major • 23.02.1713 Oberstlieutenant • 23.03.1713 Kommandeur des Inf.Reg von Borcke (Nr. 22) • 1715 Teilnahme am Feldzug in Pommern • 03.06.1719 Oberst • 03.01.1732 Chef des Inf.Reg. De Laujardiere (Nr. 20) • 20.06.1736 Generalmajor • 08.04.1739 auch Kommandant von Magdeburg • 1740/42 Teilnahme am Feldzug: Schlacht bei Mollwitz • 12.11.1740 Orden Pour le Merite • 04.06.1742 Generallieutenant • 31.08.1741 Chef des Inf.Reg. Eisenach (Nr. 40), blieb aber Kommandant von Magdeburg • 24.07.1743 dimittiert, blieb aber Kommandant von Magdeburg und soll von seinem Nachfolger als Regimentschef auf Lebenszeit jährlich 2.000 Taler erhalten • 16.01.1745 General der Infanterie mit Patent vom 18.01.1745 • 18.06.1747 Gouvaneur von Küstrin • 07.09.1752 dieser Stelle enthoben, behielt aber seine Einkünfte • 30.03.1757 gestorben zu Küstrin Seit 1723 mit Maria Luise von Arnim verw. von Holtzendorff verheiratet.
Kinder: 1. Friedrich Wilhelm gefallen als Lieutenant im Regiment Garde am 22.11.1757 bei Breslau 2. Johanna Sophie, geb. 15.12.1731 zu Magdeburg war in 2. Ehe mit dem preuß. Obristlieutenant Eberhard Freiherr von Gemmingen verheiratet, der als Kommandeur eines Grenadierbataillons am 09.08.1757 bei Aussig fiel 3. Sophie Luise heiratete den Premierlieutenant Hartwig Georg von Burghagen, Mutter des Generals von Burghageb
Graevenitz war als Kommandant von Magdeburg sehr streng. Im Winter wurde darauf geachtet, dass die Elbe nicht zufror um Desertionen zu verhindern. Als die Bürgerschaft dem Befehl des Kommandanten, das Eis aufzuhacken, nicht nachgekommen war, legte der General dem 1. Bürgermeister eigenmächtig mehrere Leute ins Quartier (als „Execution“ bezeichnet). Nach Beschwerde des Bürgermeister erhielt Graevenitz folgenden Brief von König Friedrich Wilhelm I.:
„Mein lieber Generalmajor von Graevenitz, Da mir gemeldet worden, daß Ihr jüngsthin den ersten Bürgermeister zu Magdeburg eigenmächtig Execution eingeleget, weil die Bürgerschaft nicht nach Eurem Befehl die zugefrorene Elbe längst der Stadt aufeisen lassen wollen, So hat zwar der Magistrat daselbst unrecht gehandelt, daß derselbe vorhero nicht gethan, was ihm hierunter zum Besten der Vestung befohlen worden, da er doch nicht wissen können, ob solches zur Verhütung der Desertion oder der Sicherheit der Vestung geschehen solle, wie er denn deshalb erst obdicieren, nachher aber was er deshalb zu klagen gehabt, gehörig Klagen und melden sollen. Ihr aber habt Euch übereilet, daß Ihr wieder Meine bekannte order, den Magistrat eigenmächtig mit Execution beleget habet, und sollet Ihr Euch hierin inführo etwas mehr in Acht nehmen. Berlin 30. Januar 1740“
Nun ja, ein ordentlicher Anpfiff sieht anders aus, aber ein leichter Rüffel war das wohl schon.
Wenige Monate später, nachdem Friedrich II. den Thron bestiegen hatte, schrieb der dem General (wohl als Antwort auf dessen Treuebekundungen):
„Es ist Mir Euer Schreiben nebst Anlage, woraus Eure vieljährigen Meinem Hause geleisteten ersprießliche Dienste umständlich zu ersehen, wohl zu Händen gekommen. Nun trage ich daran keinen Zweifel und weiß, in was gutem Andenken Eure erworbenen meriten jederzeit bey Meinem hochseeligen Herrn Vater gestanden, der Euch bey allen Vorfällen seine Erkenntlichkeit bezeiget und der Eurigen Interesse und Wohlseyn nachdrücklich angenommen, wovon Ihr genugsame überzeugende Proben habet. Was mich anlanget, so könnt Ihr versichert sein, daß Ich gleiche gnädige sentiments für Eure Persohn und Familie hege und in der That bei jeder occasion mit plaisir zeigen werde, wie Ich bin pp. Ruppin, 7. August 1740“
Ich weiß nicht, wieviel Briefe Friedrich II. zum Zeitpunkt beantworten musste, aber „ Eure vieljährigen Meinem Hause geleisteten ersprießliche Dienste umständlich zu ersehen“ spricht Bände über den Gemütszustand des jungen Königs.
Quelle: Kurt v. Priessdorf Soldatiesches Führertum“, Band I, S. 178/179, Nr. 248 Bild: Magdeburg, alte Kommandantur
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Die über Nacht sich umgestellt und sich zu jedem Staat bekennen, das sind die Praktiker der Welt, man könnte sie auch Lumpen nennen. (W.Busch)
Bild entfernt (keine Rechte)Nach einer längeren Pause geht's hier weiter mit einem altmärkischen General ...
Joachim Christoph Friedrich von Jeetze
Preußischer Generalfeldmarschall
In der Reihe über die Generäle aus der Altmark darf die Familie Jeetze nicht fehlen. Bereits der erste General erreichte den höchsten möglichen Dienstgrad – Generalfeldmarschall.
Joachim Christoph Friedrich von Jeetze wurde am 17.09.1763 in Hohenwulsch, Krs. Stendal geboren. Sein Vater war Joachim Parum, Herr auf Hohenwulsch, Mutter Dorothea Elisabeth geb. von Pinzelberg.
1686 Page beim Großen Kurfürsten 1688 Freiwilliger beim Infanterieregiment Markgraf (Nr. 12) 1689 Fähnrich 1689/97 Feldzug gegen Frankreich: Belagerung von Rheinbergen, Bonn und Kaiserswerth 1695 Sekondelieutenant 1697 Premierlieutenant 1702/13 Feldzug gegen Frankreich: Belagerungen von Kaiserswerth, Roeremonde, Geldern, Venloo, Toulon. Schlachten bei Höchstädt (schwer verwundet), Cassano und Turin. Einnahme vonErile und Fennestrelles 15.09.1708 Kapitän und Kompaniechef 22.02.1712 Major 06.10.1713 Oberstlieutenant 02.09.1722 Oberst 26.08.1725 Kommandeur des Infanterieregiments Graf von Lottum (Nr. 14) 29.12.1727 Kommandeur des Infanterieregiments Graf von Finckenstein (Nr. 14) 10.02.1735 Chef des Infanterieregiments von Thile (Nr. 30) „Ich bin versichert, daß Ihr das Regiment nicht allein im Stande erhalten, sondern auch immer mehr und mehr verbessern werdet.“ 02.02.1734 mit seinem Regiment zur Teilnahme am Feldzug am Rhein befohlen 15.07.1737 Generalmajor mit Patent vom 17.01.1737 1740/42 1. Schlesischer Krieg: Schlacht von Mollwitz (befehligte die Infanterie des ersten Treffens des linken Flügels, hervorragend ausgezeichnet); Schlacht von Chotusitz (befehligte den linken Flügel, Pferd wird ihm unter dem Leib erschossen); Besetzung von Zuckmantel, Belagerung von Brieg, Sturm auf Glogau 04.06.1741 Generalleutnant mit Patent vom 05.06.1741 und Ritter des Hohen Ordens vom Schwarzen Adler als Auszeichnung für Mollwitz 04.07.1741 Amtshauptmann von Wolmirstedt 03.11.1741 Gouverneur von Peitz 1744/45 2. Schlesischer Krieg: Belagerung von Prag; Gefecht bei Habelsichwendt,; Schlachten von Hohenfriedeberg und Soor (besonders ausgezeichnet) 16.01.1745 General der Infanterie mit Patent vom 19.01.1745 21.05.1746 Erlaubnis seines hohen Alters wegen seine „übrige Lebenszeit“ auf seinen Gütern zu verbringen, behält aber sein Regiment 26.05.1747 Generalfeldmarschall gestorben 11.09.1752 zu Potsdam, beigesetzt in Hohenwulsch verheiratet seit dem 13.05.1708 mit Dorethea Sophie von Bostell, 5 Kinder Generalfeldmarschall von Jeetze war ein vorbildlicher Soldat und Führer. Bekannt für seine persönliche Tapferkeit und vorbildlichen Dienst in der Truppe. So blieb er trotz schwerer Krankheit im 2. Schlesischen Krieg bei der Truppe, bat nur darum „jedesmal sein Quartier in einem nahe gelegenen Haus zu nehmen“ (statt im Zelt zu campieren). Er besaß das Vertrauen der ersten 3 preußischen Könige.
1752 hatte der König ihn nach Potsdam eingeladen. Während dieses Aufenthalts erlitt er einen Schlaganfall und verstarb.
Quelle: Kurt von Priesdorff "Soldatisches Führertum", S. 180f, Nr. 250
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