Hier auf dem Westfriedhof liegen die totan deutschen Soldaten und Zivilisten aus dem Standortlazarett vom Mai-Juli 1945. Sie wurden noch zu DDR-Zeiten und nach der Wende aus 2 Massengräbern hier her exhumiert.
Massengräber im Standortlazarett Margaretenhof- Herrenkrug
Wolfgang Böttger (verstorben 1996)
Wolfgang Böttger hatte vom Stadtplanungsamt Magdeburg den Auftrag erhalten, eine Dokumentation zu den Magdeburger Friedhöfen zu erarbeiten. Diese wichtige Arbeit konnte durch seinem plötzlichen Tod nicht abgeschlossen werden. Einzelne Teilarbeiten wurden jedoch zu einem gewissen Abschluss gebracht. Über die Massengrabfelder I und II vom Standortlazarett recherchierte Wolfgang Böttger nachstehende Informationen. Helmut Menzel
Als 1945 der Krieg nach Deutschland zurückgekehrt war, tobten in den letzten Wochen auch rund um die Stadt und im Stadtgebiet schwere Kämpfe. Das Standortlazarett der Wehrmacht an der Herrenkrugstraße, am „Margaretenhof“, wie es zumeist nach einer früher gegenüberliegenden, bei den Kampfhandlungen zerstörten Ausflugsgaststätte heißt, war seit den Apriltagen völlig überlastet. Die Elbbrücken waren gesprengt, Artilleriebeschuss ließ Wege zu ostelbischen Friedhöfen nicht zu. So fiel die Entscheidung, zunächst ein freies Feld in der Nähe der Mauer zur Straße als Friedhof einzurichten. Als der Platz schon bald nicht mehr ausreichte, wurde ein zweiter Friedhof östlich des eigentlichen Lazarettgebäudes angelegt. Da lagen Hunderte von Menschen, die ein grausames Schicksal noch unmittelbar vor dem so nahen Kriegsende hingerafft hatte. Der Rentner wie der Pimpf, die fast vor der eigenen Haustür als Volkssturmangehörige fielen, wie eben eingezogene oder seit Kriegsanfang dienende Wehrmachtsangehörige, fern ihrer Heimat. Auch Ausländer aus Ost und West gehörten zu den Begrabenen. Die erhaltenen Listen beweisen, dass oft relativ leichte Verwundungen oder harmlose Krankheiten unter den gegebenen Umständen ohne Möglichkeit echter Hilfe den Tod nach sich zogen. Andererseits zeigt die Tatsache, dass bei den Beerdigungen manchem Soldaten die Erkennungsmarke fehle und wiederum mehrere zerschossene solcher Blechmarken, die keinem der Toten zuzuordnen waren, extra in die Erde verbracht wurden, mit welcher Härte der so genannte Heldentod bis zum bitteren Ende seine Opfer suchte.
Die beiden Teilfriedhöfe (Massengräber),als die sie von Anfang an nach Kriegsende bezeichnet wurden, blieben unversehrt über Jahrzehnte erhalten, obwohl das ganze Gebiet von der Roten Armee sofort besetzt war und als Militäreinrichtungen –Kaserne und Krankenhaus ringsum – zumal in der Zeit des Kalten Krieges als Sperrgebiet galt. Die Gräber wurden von der städtischen Garten- und Landschaftsgestaltung wie von kirchlichen Kreisen betreut. Auch manchmal von weit her angereisten Angehörige bekamen Zutritt, um Blumen niederzulegen. Mehr noch: Es wurden Pläne für eine ehrenvolle Umgestaltung der Anlage mitten in dem sowjetischen Militärbereich ausgearbeitet.
Dahinein kam für die deutschen Beteiligten völlig unerwartet 1974 die Nachricht, dass das betreffende Gelände für den Ausbau militärischer Anlagen schnellstens gebraucht wird. Die Gräber seien sofort zu beräumen. In einer ersten Blitzaktion wurden die Umbettungen zum Westfriedhof begonnen, aber alle Eile nützte nichts. 170 Gräber konnten nicht mehr erreicht werden, da war der Boden schon Baugelände, betoniert und versperrt. Erst 1995 erfolgte deren Umbettung in einer konzentrierten Aktion des Innenministeriums Sachsen –Anhalt, des Magdeburger Grünflächenamtes, des Volksbundes für Kriegsgräberfürsorge sowie der Bundeswehr. Auch diesmal ging es bei allen durch die damaligen Baumaßnahmen erschwerten Bedingungen um Eile, denn das Gelände wurde wiederum umgestaltet, diesmal zur Fachhochschule.
Inzwischen liegen alle einst auf dem Militärgelände Herrenkrugstraße beerdigten Soldaten und bei den Kämpfen umgekommenen Zivilisten nahe am Soldaten- Ehrenfeld für die Wehrmachtsangehörigen auf dem Westfriedhof. Anlässlich des Volkstrauertages 1995 wurde eine würdige Feierstunde für die Toten gehalten.
Als Quellen dienten die Unterlagen des Verteidigungsbezirkskommando 82, vom 6. und 7. 11. 1995, bezüglich der Exhumierungen, mit Planunterlagen, der Umbettungsbericht vom 23. 10. – 6. 11. 1995 vom Volksbund deutscher Kriegsgräberfürsorge e.V. sowie die Totenlisten / Exhumierungslisten.
Bildnachweis: * Lageplan des Kasernenkomplexes mit dem Standortlazarett und Einträgen der Massengräber * Ein Blatt aus der Totenliste * Luftbildauszug vom 18. 4. 1945 US Air Force, im Kulturhistorischen Museum Magdeburg