Die Frage wird sein, ob sich die Zuordnung solcher Einheitsteile überhaupt noch klären lassen. Durch solche Berichte werden zumindest Ansätze gegeben. Allerdings ist auch inzwischen klar, da Einheitsunterlagen aus der Endzeit deutscher seits sich offiziell nicht erhalten haben. Gründe dafür liegen auf der Hand.
Wenn ich an das aufgearbeitete Massaker von Schermen denke, da war es ein namentlich bekannter SS-Mann der die Zwangsarbeiter noch in letzter Minute erschießen ließ, bevor er sich absetzte. Also die Anwesenheiten von SS hier zum Ende keine Seltenheit. Nur die Einheitszuordnung ist ein Problem was unlösbar erscheint.
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Die Erzählung mit den Platzpatronen ist interessant. Bei Nürnberg wurden in einem ehemaligen Kampfgraben Kurzbahnpatronen gegurtet für MG gefunden, also auch ein ähnliches Erlebnis.
Erinnerungen von Gerda Kurpat Der KZ-Häftling vom Kahn
Gerda Kurpat wohnte damals mir ihren Kindern im haus an der Ohrefähre, etwas abseits und berichtet, dass zum Kriegsende längst die Rogätzer das Dorf verlassen hatten, aber sie waren noch immer da. Die Amerikaner schickten die Familie dann nach Angern. Als sie wieder heimkamen, mussten sie zunächst in der Ziegelei leben, in den Unterkünften der Arbeiter (Zwangsarbeiter?). Das Fährhaus bewohnten die Amerikaner. Sie hatten Freigelände an der Ziegelei eingezäunt, wo sie einige Wochen Kriegsgefangene unter freiem Himmel einsperrten. An der Ohre lagen vier Kähne. Durch das Frühjahrshochwasser waren sie von der Elbe in die Ohre gefahren und in Sicherheit gebracht worden. Ein Kahn war beschossen worden und brannte aus. Auf einem der Kähne hatte sich bis Kriegsende ein entflohener KZ-Häftling versteckt. Er soll ein Jude aus Prag gewesen sein. Der habe sich dann, als die Amerikaner da waren, zu erkennen gegeben.
Erinnerungen von Rolf Steffens Lassen Sie den Volkssturm da, wo er ist!
Was ich zu den letzten Tagen in Rogätz sagen kann, sind Informationen, die ich von meinem Vater Bruno Steffens erhalten habe. Er hat die letzten Tage in Rogätz intensiv miterlebt. Voranstellen möchte ich: Es stimmt nicht, was man hinterher gehört und in der Chronik veröffentlicht har, dass der Volkssturm schuld ist an der Zerstörung der Gaststätte „Magdeburger Hof“. Der ist von den Amis mit Flammenwerfern zerstört worden, weil sich im Keller deutsche Soldaten verschanzt hatten. Mein Vater war im Mai 1944 kommissarischer Ortgruppenleiter der NSDAP geworden. Aufgrund dessen hat er seine Familie gebeten, als wir Rogätz verlassen mussten, sie möchten bitte Verständnis dafür haben, dass er nicht mitkommt. Er wollte nicht den Eindruck erwecken, er kneift. Er ging runter in die Gemeinde, um dort das Ende mitzuerleben. So haben uns Nachbarn mit unserem Auto rausgebracht nach Friedrichshöhe. Das Auto hat dort in der Scheune gestanden. Aber nur ein paar Tage, dann waren die Kriegsgefangenen von Albert Luthe in Friedrichshöhe mit unserem DKW davongefahren und weg war er. So sind wir unser Auto losgeworden. Aber weiter zu den letzten Stunden in Rogätz. Mein Vater war die letzte Zeit fast ausschließlich im Brückenkopf-Stab, der sich auf dem Hof von Otto Meyer (Meyer-Schulze) befand. Dort hat mein Vater sehr eng zusammengearbeitet mit dem Brückenkopf-Kommandanten. Das war schon ein etwas älterer, erfahrener Major (Skupin spricht von einem Hauptmann, M.H.), der sehr besonnen den ganzen Kram führte, wie mein Vater sagte. Er konnte sich auf Kommando auf die Couch legen, hat sofort geschnarcht und nach zwei Stunden stand er wieder auf und machte seine Sache weiter. Mit dem Mann hat mein Vater gesprochen, denn er war bestrebt, möglichst den Volkssturm nicht einzusetzen. Er hatte gewaltige Manschetten, dass hier so alte Familienväter noch mit einer Panzerfaust in irgendeinen Graben gehen mussten und hatten überhaupt keine Erfahrungen damit umzugehen. Vater hat sich hinter diesen Major geklemmt und der hat gesagt: „Steffens, ich will Ihnen eins sagen, wir sind zwei Mann, die stehen bleiben, lieber, als hundert, die weglaufen. Lassen Sie mal Ihren Volkssturm da, wo er ist.“ Da fiel meinem Vater einer Zentnerlast vom Herzen. Er schickte den Bimmelmann los und forderte die Bevölkerung auf, sofort den ort zu verlassen, da mit schwerem Beschuss zu rechnen ist und Schutz in den umliegenden Wäldern zu suchen. Damit war er die last, dass der Volkssturm noch zum Einsatz kommen musste los. Und darum war die Äußerung, die in der Zeitung stand, der blödsinnige Einsatz vom Volkssturm hätte dafür gesorgt, dass der „Magdeburger Hof“ abgefackelt wurde falsch. In Rogätz ist kein Volkssturm eingesetzt worden. Die Tragik war dann, dass dieser Major lebensgefährlich verwundet wurde. Er hatte sich von meinem Vater kurz verabschiedet mit den Worten „Ich bin gleich wieder ran, fahre nur mal raus und gucke, was da draußen wird.“ Amerikanische Panzer waren hinter dem Bahndamm aufgefahren und die Infanterie schwärmte aus. Auf deutscher Seite standen einige Panzer an der Konservenfabrik und da lag auch Infanterie. Es kamen gerade wieder drei Soldaten auf den Hof und wollten Panzerfäuste haben. Also wollte der Kommandant dort hinfahren. Er war gerade bei Aldags angekommen, da wurde er schwer verletzt. Man hatte ihm das ganze Kinn weggeschossen. Kurz danach kam der Melder auf den Hof. Mein Vater fragte, wo der Chef ist. Der liege schon auf der Fähre, erfährt er, der Major sei verletzt. Mein Vater ist dann runtergelaufen zur Fähre, hat mit ihm auch noch kurz Kontakt aufgenommen, ohne dass der sprechen konnte. Für ihn kam so ein spritziger junger Leutnant als neuer Kommandant. Ein gewisser Leutnant Gattermann. Der war das genaue Gegenteil von seinem Vorgänger. Der Leutnant war wohl unruhig, hastig und machte die Lage allgemein etwas verrückt. Die Amis kamen näher und eroberten Togätz. Eine Episode: Mein Vater war auf dem Grundstück von Werner Junge, dem späteren Rathaus (heute Eigentümer K. Rudnick). Das Haus hatte einen durchgehenden Flur von der hinteren Tür bis zur Haustür vorn. Nun war es inzwischen so, dass die Trossfahrzeuge, die unentwegt über die Elbe übergesetzt wurden, nicht mehr rüber konnten, weil die Fähre abgesoffen war. Warum kann ich nur spekulieren und das sagen, was manche hinter vorgehaltener Hand gesagt hatten. Es war wohl so ein bisschen beabsichtigt. Weil die Angst vom Fährmann immer größer wurde bei diesem Beschuss von der 12,5erFlak aus Hohenwarthe. Man vermutet, dass der Lkw mir Absicht über die Fähre drüberweg gerollte ist und sie dann versenkt hat. Damit war die Ursache erledigt. Die Amis waren inzwischen mit ihren panzern in Rogätz drin. Mein Vater war also bei Junges noch mal durchs haus gegangen und guckte aus der Haustür raus. Da sah er, dass oben auf dem Katerberg, da wo jetzt Uwe Firle wohnt, ein Panzer stand. So halb mit dem „Hosenboden“ drin in der Einfahrt und hatte die Magdeburger Straße, die voller Trossfahrzeuge stand, im Visier. Vor dem Grundstück Kaufhaus Staacke (heute der freie Platz vor Mehrzweckhalle), dort stand ein Hänger voller Panzerfäuste. Als mein Vater hinten aus der Hoftür ging, knallte eine Panzergranate in die Haustür bei Junges. Er hat noch einen Satz gemacht. Ein bisschen früher und er wäre hin gewesen. Vater ging also um das Haus herum und wollte wieder zurück zu dem Splitterschutzbunker im Park der Gemeinde (heute Grundstück Rolf Böttcher). Als er durch den schmalen Gang ging, wo wir heute zu den Bootsanlegestellen runterlaufen (früher Teil des Hofes), stand dort ein Dreschkasten. Dort angekommen, gab es eine gewaltige Detonation. Vater wusste aus dem Ersten Weltkrieg, was Detonationen sind, aber darüber sagte er später: „So was habe ich noch nicht erlebt.“ Da hatte der Panzer den Hänger mit den Panzerfäusten getroffen. Es soll ein gewaltiger Knall gewesen sein und im gleichen Moment war es stockrabendunkel. Vater wusste nicht mehr, wo er war. Die Explosion des Hängers mit Panzerfäusten hat mit einem Ritt dafür gesorgt, dass das Kaufhaus Staack dem Erdboden gleich war. Es war wie weggefegt, das Wohnhaus dahinter (Homanns) war auch weg. Wir hatten Glück, dass in Rogätz keine sehr großen Personenschäden davongetragen hat. Materielle Schäden aber waren jedoch ausreichend. Rogätz ist arg zerstört worden. Auch hier oben bei und in der Seilerstraße sind einige Granaten eingeschlagen. Bei Försters die hohe Backsteinmauer war zerschlagen. Da war eine Granate durchgegangen. Bei uns im Vorbau war so eine Granate rein, da war die Hälfte weg. Im Ort haben keine großen Kämpfe stattgefunden, soweit ich das weiß. Ich weiß nur, dass mein Vater, nachdem die Amis hier drin waren und diesen Brückenkopfstab besetzt hatten, er dort noch mit ihnen gesprochen hat. Sie haben dann gemeinsam mit einigen Rogätzern die Beerdigung der gefallenen Soldaten organisiert. Ganz furchtbar -sagte mein Vater- man guckte zum Teil noch in Kindergesichter. Das waren keine Rogätzer, es waren Leute aus der helfenden Truppe. Zum Glück haben wir ihnen jetzt eine vernünftige Grabanlage gegeben, schöner als das zu DDR-Zeiten war. Obwohl das bei uns immer noch besser gepflegt wurde, als in vielen anderen Orten. Mein Vater hatte morgens noch drei Soldaten mit beerdigt und kam dann nach Friedrichshöhe. Wir hatten dort schon die schlimmsten Dinge gehört. Bruno Steffens ist tot usw. Dann kamen wieder welche, die sagten „Nee, nee, ich hab ihn gesehen.“ Jedenfalls kam jemand mit dem Fahrrad, der sagte: „Du, ich habe eben deinen Vater überholt, der kommt jetzt gerade.“ Da bin ich losgerannt. Ich konnte von Friedrichshöhe aus den Hauptweg sehen und bin ihm entgegengerannt. Das kann nur jemand nachempfinden, der das schon mal mitgemacht hat. Als Vater nach Friedrichshöhe kam, kochte Mutter gerade Schokoladensuppe. Er war kaum auf dem Hof, da fuhr ein Jeep vor. Darauf stand -was uns damals noch nicht viel sagte- „Military Police“ Militärpolizei der Amerikaner. Und schon rief man: „Bruno Steffens, wo ist Bruno Steffens.“ Ich weiß noch, dass Alfred Dietz -der später von den Russen umgebracht wurde- mehrmals bei meinem Vater war und sagte: „Bruno, lass uns irgendwo in Deckung gehen, lass uns verschanzen.“ Mein Vater lehnte das ab und wurde dann am Nachmittag verhaftet. Meine Mutter kam aus der Küche gelaufen und rief noch: „Wie lange bleibt denn mein Mann weg?“ Antwort: „Na ein paar Stunden kann es dauern.“ Diese Stunden haben fast drei Jahre gedauert. Was uns dann als Familie widerfahren ist, war furchtbar. Aber Gott sei dank hatte mein Vater einen guten Leumund. Der hat uns letztendlich davor bewahrt, dass wir enteignet wurden. Das war nur dem Menschen Bruno Steffens zu verdanken. Ich möchte hier noch etwas einflechten zum Unterschied zwischen Verhaftungen, die der Amerikaner vorgenommen hat und jenen, die der Russe später vollzogen hat. Bei dem Militärpolizisten im Jeep saß ein Mann, der hatte gesagt, wo mein Vater zu finden ist. Das war ein Mann, der aus Magdeburg evakuiert war und in die Seilerstraße gezogen war und dem mein Vater das ehemalige Büro kostenlos überlassen hatte, damit er seine Möbel unterstellen konnte. Die Dankbarkeit war dann so groß, dass er ihm die amerikanische Militärpolizei auf den Hals geschickt hat. Mein Vater wurde also verhaftet, der Jeep fuhr mit ihm und seinen Nachbarn, der ihn verraten hatte, vom Hof. Dann gingen die Amerikaner mit meinem Vater in die Wohnung. Der eine lief herum, der andere setzte sich an den Tisch, klappte ein Notizbuch auf und hat ihm alle nazipolitischen Leiter namentlich vorgelesen. Vom Organisationsleiter aufwärts -das war Org.-Leiter, Propagandaleiter, Kassenleiter, Ortsgruppenleiter- haben die Amis alle verhaftet, alle anderen blieben unberührt. Aber in seinen Unterlagen stand nicht der Name des Org.-Leiters. Das war der alte Franz Käubler, der nachher lange Jahre in der Gemeinde gearbeitet hat. Der war am Kehlkopf operiert worden. Mein Vater war klar, wenn ich den verrate, der überlebt die nächsten Tage nicht. Der Name fehlte also, weil der wahrscheinlich auch nicht so bekannt war in seiner Funktion. „Tut mir leid“ sagte mein Vater, „ich habe erst im Mai 1944 die Funktion übernommen. Ich hab keinen Org.-Leiter übernommen und ich habe auch keinen eingesetzt.“ So ist Franz Käubler verschont geblieben. Auch da hat man wieder diese menschliche Größe feststellen können. Als dann mein Vater verhaftet war und die Russen da waren, kam der Bürgermeister Heinrich Hilker zu meiner Mutter und sagte: „Ich möchte gern die Waffe Ihres Mannes abholen. Franz Käubler hat gesagt, ihr Mann hat eine Waffe.“ Dabei hat mein Vater nie eine Waffe getragen. Ich will bloß sagen, in solch schwierigen Situationen erlebt man Menschen, das hält man nicht für möglich. Ich möchte auch erwähnen, dass wir nicht enteignet wurden, war vor allem auch dem Umstand zu verdanken, dass mein Vater im Herbst 1944 eine große Tat vollbracht hatte. Damals wurden nach dem Attentat auf Hitler alle SPD-Leute verhaftet. So klingelte es hier um Mitternacht an der Haustür. Der Landrat stand da mit zwei Leuten von der Gestapo. Die wollten nun den Ortsgruppenleiter informieren, dass sie im Dorf die und die Leute verhaften wollen. „Moment“, hat mein Vater gesagt, „erst mal reinkommen. Eine Flasche Asbach Uralt auf den Tisch und reden.“ Der Landrat war einer, der aus gesundheitlichen gründen nicht Soldat werden konnte. Als wiederum der Landrat von Wolmirstedt Soldat wurde, kam der Neue von Nordhausen aus einer Verwaltung. Das war ein promovierter Jurist, eine Berliner Schnauze, ein ungeheuer interessanter Mann. Der wurde einer der besten Freunde meines Vaters später in der Internierungshaft. Dieser Mann hat meinem Vater die Chance gegeben, das zu vollbringen, was er vollbracht hat. Wenn der stur gewesen wäre, hätte mein Vater reden können, der hätte nichts erreicht. Sie haben also diskutiert. Mein Vater fragte, weshalb diese Leute verhaftet werden sollen, „die kenne ich zum Teil von der Kindheit an, bin mit denen zur Schule gegangen. Hier ist nie in irgendeiner Weise unterirdisch was passiert, hier hat es nie Widerstand gegeben. Was soll ich denn morgen -wenn ich ins Dorf fahre- meiner Bevölkerung sagen? Es gibt überhaupt keinen Grund. Sie würde hier eine Unruhe in die Bevölkerung bringen, die ist heute noch gar nicht abzuschätzen.“ Da sagte der Landrat: „Ja wollen sie sich denn für die sechs Mann verbürgen?“ Und da hat mein Vater überhaupt nicht gezögert. Dann haben sie die Akten zusammengeklappt, sind den Abend noch nach Kehnert gefahren und haben dort vier Mann mitgenommen. Als dann 1945 mein Vater verhaftet war, da hat einer der Parteifreunde von meinem Vater, der alte Lehrer Reinhold Kohlmann, zu meiner Mutter gesagt: „Hedwig, wenn sie bei Euch irgendwie mal kommen und wollen Euch enteignen, denn wende dich mal an die und die, die hat Bruno damals vor der Verhaftung im Herbst 1944 bewahrt. Das waren Arthur König, der spätere Schuldirektor, Hermann Dähnhardt, Willi Hoffheinz, Bernhard Neuendorf und August Nahrstedt. In diesem Zusammenhang möchte ich eine Episode nicht unerwähnt lassen. Ich ging damals in Magdeburg zur Schule. Aufgrund der schlechten Fahrerei mit den Zügen habe ich bei meiner Tante in Magdeburg gewohnt, kam also immer nur zum Wochenende nach Hause. Es war Sonnabendnachmittag. Ich habe gerade gegessen, da klingelt es an der Haustür und als meine Mutter dorthin gegangen war, höre ich sie aufschreien. Da dachte ich, die Nachricht ist gekommen, Vati ist tot. Denn mein Vater hat ein Dreivierteljahr kein Lebenszeichen von sich gegeben. Wir hatten bis dahin nur eine vorgedruckte Karte bekommen mit drei Antworten: „ich bin gesund“ „ich bin krank“ und eines war es noch. Das konnte man nur ankreuzen. Das war die erste Nachricht meines Vaters. Jetzt dachte ich also an diesem tag, mein Vati ist tot. Aber nein, meine Mutter hielt einen A4-Bogen in der Hand vom Landratsamt, wo draufstand: Sie sind fristlos enteignet. Das war eine unvorstellbare Sache. Besonders für meine Mutter, die ja nun auch allein dastand mit dem ganzen Anwesen. Sie ist am nächsten Morgen losmarschiert und hat Leumundszeugen besorgt, auch von den Leuten, die mein Vater vor der Verhaftung bewahrt hatte und von anderen. Die waren problemlos gegeben worden. Aber einer dieser sechs, die mein Vater vor der Verhaftung bewahrt hatte -und zwar der Papierwarenhändler N.- der hat meiner Mutter geantwortet: „Von mick? Von mick kriejen se keen Leumundszeugnis. Wat nimmte denn den Posten an. Dat harje doch all 33 wetten mütten, dat dat schief jeit.“ Das hat jemand gesagt, der zu Nazizeiten keine Hemmungen hatte, kiepenweise Nazifahnen zu verkaufen. Aber wie der Antifa-Ausschuss nachher feststellte, schon das Leumundszeugnis von Arthur König hätte ausgereicht, um uns vor der Enteignung zu bewahren. Darin steht zum Beispiel: „Ich bin als Sozialdemokrat 1933 aus dem Amte entlassen und bin nach Rogätz gezogen. Hier sollte ich 1945 wieder verhaftet werden. Gegen diese Verhaftung hat mir der damalige kommissarische Ortsgruppenleiter Bruno Steffens beigestanden. Er hat sich dem Verhaftungsbefehl des Kreisleiters entgegengestellt, hat sich geweigert, ihn durchzuführen. Steffens hat hier viele Freunde, auch bei Nichtnazis, weil er den Leuten geholfen hat, wo und wann er konnte. Eine Enteignung des Herrn Steffens würde hier bei der Mehrzahl der Bevölkerung nicht verstanden werden. Gez. Arthur König, Rektor“. Willi Hoffheinz hat bei uns später gearbeitet und als der ehemalige Landrat Dr. Kuhla einmal zu Besuch da war, standen die beiden in der Werkstatt nebeneinander und haben sich unterhalten. Ohne zu wissen, welches Schicksal sie schon mal so eng zusammengeführt hatte. . Das sind so Lebenserfahrungen, die man sammeln musste. Wenn ich mich so richtig stark machen würde, könnte ich ein Buch darüber schreiben. Ich weiß über die Russen, dass die damals mit ihrer Kommandantur in das Haus Müllerstraße 2 einzogen, wo jetzt Frau Griesecke wohnt, das ehemalige Kochsche Haus. Dort saß der Kommandant. Als die Amis da waren, haben wir als Jungs viel auf der Treppe zur Mühle gesessen und mit ihnen erzählt. Wir waren froh, wenn wir mal ein Stück Weißbrot kriegten.
Erinnerungen aufgeschrieben von Annemarie Zellmer geb. Homann Jeder wollte Fleischbüchsen vom Kahn
Im April 1945 eroberten die Amerikaner unser Dorf. Tage zuvor stauten sich die deutschen Militärfahrzeuge in den Straßen. Lastkraftwagen mit Kanonen und Kriegsgerät, Pferdewagen mit Munition und Fahrzeuge mit Verpflegung. Soldaten wollten mit all diesen Fahrzeugen über die Elbe setzen, um auf die Schartauer Seite am Wall einen Brückenkopf zu bilden. Der Fährmann, Herr Michaelis, fuhr ununterbrochen und brach schließlich zusammen. Auf der Elbe lagen viele Kähne fest, die mit Lebensmitteln und Textilien beladen waren. Die Rogätzer hatten es zuerst auf einen Kahn mit Fleischbüchsen abgesehen und versuchten sich welche zu holen. Dazu wurde ein Steg vom Land aus an den Kahn gelegt. Ich wollte auch Büchsen holen, aber meine Mutter war dagegen. So bin ich dann heimlich mit meinem alten Kinderhandwagen losgezogen. Jedes mal, wenn ich dachte, einen Karton mit 20 Büchsen oben zu haben und hinterher kletterte, war dieser verschwunden. Unsere Nachbarin, Frau Heise, war dann so nett und hat oben auf meinen Karton aufgepasst. Dafür habe ich dann auch einen Karton für sie geholt. Als wir die Kisten an Land bringen wollten, fiel vor mir eine Frau in die Elbe. Sie hatte den Laufsteg verpasst, wurde aber wieder aus dem Wasser gezogen. Mein kleiner Kinderhandwagen hat das Büchsenholen nicht überlebt. In der Schulstraße brachen die Räder, weil auch Heinz Winckelmann seine Kiste noch aufladen wollte. Nachmittags kamen Tiefflieger, die Schüsse über den Kahn auf die Elbe abgaben. Zum Glück wurde niemand verletzt. Am anderen Mittag trafen die Amerikaner in Rogätz ein. Das Dorf war voller Militär. Wir selbst gingen in unseren Keller und mussten dort zwei Tage ausharren. In unserem haus in der Brinkstraße 49 wohnten zwei weitere Familien, die in den Wald bzw. unter die Straße in den Rönnegraben flüchteten. In Rogätz wurden in den letzten Kriegstagen viele Soldaten getötet. Etliche verbrannten und verkohlten bis zur Unkenntlichkeit. Auch unter der Zivilbevölkerung gab es Verletzte und Tote. Tote Pferde lagen tagelang auf der Straße. 55 Häuser wurden total, 24 schwer und 106 leicht beschädigt. Die beiden großen Gaststätten waren ausgebrannt („Magdeburger Hof“ und „Zur Sonne“), viele Geschäfte geplündert und überall lag Unrat. Bei uns hatte ein Blindgänger das Hausdach durchschlagen und alle Dachziegel ins Rutschen gebracht. Er schlug durch die Stubendecke, ging durch den Fußboden wieder heraus und lag dann im Garten. Später wurde der Blindgänger abgeholt und irgendwo gesprengt. Die Bevölkerung wurde aufgefordert das Dorf zu verlassen. Zunächst waren wir acht Tage in der „Dübsche“ in einer Ackerbude, später wurden wir in die Nachbarorte evakuiert. Wir „wohnten“ zusammen mit 36 anderen Personen in Angern in einer Scheune, Ecke Colbitzer Straße. Dort schliefen wir im Stroh. Anfang Mai konnten wir wieder nach Rogätz zurück. Es war die reinste Völkerwanderung. Bei uns im Vorderhaus hatten sich inzwischen die Amerikaner einquartiert. Der große Wohnraum war zur Schreibstube und telefonzentrale umfunktioniert. Einige Soldaten sprachen Deutsch. Ich erinnere mich an einen Wilhelm Ackermann, der uns erzählte, dass seine Großeltern von Bremen aus nach Amerika ausgewandert waren. Dieser Trupp Amerikaner erlaubte uns, abends für eine Stunde ins Dorf zu kommen, um unser Vieh zu füttern. Wir hatten Ziegen, die versorgt werden mussten. Die Amerikaner, die später kamen, sprachen kein Deutsch und wollten uns auch nicht mehr ins Haus lassen. Sie hatten alles Mögliche zusammengetragen. So lagen in der Wohnung meiner Eltern mehr als 20 Matratzen und mindestens 12 Wohnzimmeruhren. Meine Mutter hatte unsere alten Hauspapiere, die bis 1807 zurückgingen im Schrank gelassen. Später fanden wir diese Unterlagen auf dem Hof verteilt, aber leider nicht mehr vollständig. Das Geschirr meiner Eltern war benutzt und dann aus dem Küchenfenster geworfen worden. Fast alle Stücke gingen zu Bruch. Darüber war meine Mutter sehr traurig. Die Amerikaner waren nur ein paar Wochen in Rogätz. Dann wurde durch den Gemeindeboten mitgeteilt, dass keiner das Gerücht verbreiten solle, der Russe käme. Ein paar Tage später wurden die Rogätzer aufgefordert, zur Begrüßung der Roten Armee rote Fahnen zu hissen. Nun waren wir unter russischer Besatzung. Mein Bruder Otto war mit 24 Jahren 1944 im Russlandfeldzug gefallen. Das hat meine Mutter niemals verwunden. Sie saß oft stundenlang am Tisch und hat geweint. Die Arbeiten, die ich in Haus und Garten nicht erledigt habe, blieben unerledigt. Als der Krieg zu Ende war, musste auch mein Vater den Kahn, den er jahrelang gefahren hatte, auf Anweisung der Russen in Prag liegen lassen. Mit den kleinen Beibooten fuhren die Schiffer nachts bis nach Scharfenberg in Sachsen. Von dort aus mussten sie zu Fuß weiter. Vater kam gemeinsam mit acht Schiffen am Pfingstsonnabend 1945 hier zuhause an. Da war die Freude natürlich groß. Im August 1945 fuhr mein Vater mit seinen Schiffskollegen wieder in Richtung Sachsen, um noch Sachen zu holen, die sie bei Leuten in Riesa im Frühjahr abgestellt hatten. Ich durfte sie begleiten. Das war eine sehr beschwerliche Reise. Nachdem wir die Sachen abgeholt hatten, mussten wir vier Tage und Nächte auf dem Bahnhof in Riesa zubringen, ehe es uns gelang, in einen Zug in Richtung Leipzig zu kommen. Tausende von Flüchtlingen mussten zu dieser Zeit die Tschechei verlassen. Alle Züge waren überfüllt. Die Menschen hatten nur ein kleines Handgepäck dabei. Es war ein sehr trauriger Anblick. So viel Leid und Elend hatte ich bis dahin noch nie gesehen. Jeden Abend mussten wir eine Aufenthaltsgenehmigung vom Bahnhofsvorstand in Riesa einholen, um uns auf dem Bahnsteig eine Schlafecke einrichten zu können. Allmählich normalisierte sich das Leben wieder. 1946 und 1947 versuchten wir die ersten Tanzschritte in der Gaststätte von Eduard Schulz in der Steinortstraße. Karl-Heinz Bolle spielte Klavier. Keiner konnte richtig tanzen. Mit meiner besten Freundin Waltraud ging ich immer heimlich hin. Meine Mutter erlaubte mir das Tanzen nicht, weil mein Bruder gefallen war. Fortsetzung folgt
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Im Gespräch mit Jutta Budde und Ingeburg Bobzin „Wir dachten, uns schlägt das letzte Stündlein“
Frage: Wie haben Sie das Kriegsende erlebt? J.Budde: Wir waren nicht hier. Wir waren mit dem Schiff meines Vaters unterwegs und haben in Niegripp gelegen auf unserer Seite. In Rogätz lagen auch Schiffe. Als der Beschuss von Burg her kam, da mussten die wohl ablegen und nach Hause fahren. Dann fiel das Wasser und mein Vater legte ab. Wir kamen von Dresden und wollten nach Hamburg. In Kehnert waren wir unter Beschuss geraten und da hat mein Vater den Motor angeschmissen. I. Bobzin: Wir waren zum Kriegsende hier, als auch Deutsche in unserem haus waren. Rogätz sollte ja verteidigt werden von einem jungen Ritterkreuzträger, der sich bei Wuttkes eingenistet hatte und Panzersperren bauen ließ, solche Kisten, die sie nachher weg geschoben haben wie sonst was. Das waren doch keine Panzersperren. Meine Großeltern waren aus Magdeburg hier. Es kam so ein Trupp, von dem hat einer mit uns gesprochen und gesagt: „Das dauert nicht mehr lange, die Amerikaner sind bald ran.“ Aber die mussten ja noch verteidigen. Bei uns im Garten, wo der große Rasenfleck ist, da haben sich einen Granatwerfer eingegraben. Der Kommandostand war bei uns in der Küche. Da ist so ein großes Fenster und da haben sie immer Befehle raus geschrieen und haben geschossen und wir mussten in den Keller runter. Und dann ging das los mit dem Geknalle. Mit einem Mal „Rumms!“ aber wie, da haben wir einen Blindgänger in der Garage gehabt. Die ganze Ecke war weg. Nachher kam ein Flieger, der geschossen hat. Da sind die deutschen Soldaten weg. Wir sind aber im Keller geblieben, weil sie sagten, die Amerikaner sind schon in Angern. Dann kamen die Panzer und die Amerikaner sind im Garten lang gelaufen. Es sind 16 Soldaten gefallen, weil der Ritterkreuzträger verteidigen wollte. Furchtbar. Wir haben aus dem Kellerfenster geguckt und haben gedacht, dass jetzt unser letztes Stündlein geschlagen hat. Wir durften nicht raus. Wir haben hier unten im Keller gesessen und haben uns gefragt, was die Amerikaner wohl mit uns machen. Sie kamen hier rein mit Gewehr im Anschlag. „German Soldat?“ fragten sie. „Nix“ haben wir geantwortet, „hier sind nur alte Leute.“ Die Soldaten oben haben sie alle rausgeholt. Wie viele hier im Haus waren? Wartezimmer und Sprechzimmer waren voll. Die ganze Nacht saßen wir im Keller und die haben sich davor gelegt und geschnarcht. Die Amerikaner haben die deutschen Soldaten dann mit zum Bahnhof genommen. Zum Verladen oder was weiß ich. Und dann haben sie erst mal die befreit, die im Lager an der Ziegelei waren (Kriegsgefangene, Zwangsarbeiter?). Wie viele das waren, weiß ich nicht. Die haben uns immer Koks reingeschippt. Wir haben gerufen und dann haben wir welche gekriegt. Aber wir haben die nett behandelt und was zu essen gemacht. Bei Engelbrechts war ein Pole, der war Lehrer, der hat dort gearbeitet. Mehr kann ich nicht sagen, man durfte ja auch mit denen nicht sprechen. J. Budde: Wir hatten einen Franzosen auf dem Schiff, das war 1943. mein Vater und ich haben ihn abgeholt. Da waren wir in Dresden, haben da gelegen und dann haben wir den vom Bahnhof abgeholt, unseren Franzosen. Bis zum Kriegsende 45 war der auf unserem Schiff, dann war er plötzlich verschwunden. Er stammte von Südfrankreich, seine Eltern hatten ein Fuhrunternehmen. Auf einmal war er weg. Zum Kriegsende hat mein Vater Leute übergesetzt. Das waren Deutsche…Mein Vater hat sogar einen Schweizer-Franken-Scheck bekommen fürs rüberfahren, den habe ich sogar noch. I. Bobzin: Unser Auto haben die Amerikaner später rausgeholt aus der Garage. Wir hatten einen DKW. Und auch bei Dr. Banke wurde das Auto weggeholt. Aber Banke war darauf angewiesen, mein Vater nicht so. Nachher ging die Praxis so langsam wieder los und da haben wir uns gefragt, wo mögen bloß die Autos geblieben sein. Wir hörten, dass sie in Angern im Wald stehen, da, wo der Sportplatz ist. Ich bin mit dem Rad hingefahren und habe unser Auto gesehen, ausgeschlachtet. Die Reifen waren ab. 1945 im Herbst hat mein Vater wieder mit der Praxis angefangen. Die Amerikaner sind ja nicht lange geblieben. Als die Russen kamen, ging es wieder los. Frage: Wie war nach dem Krieg um die versorgung bestellt? Bobzin und Budde: Bescheiden schön. Bobzin: Wir haben Ähren gesammelt, um vier Uhr, fünf Uhr ging es los, als noch nicht abgeharkt war. Wir haben das vorher auskundschaften. Und dann wurden die Ähren ausgeklopft auf dem Hof. Davon haben wir Suppe gekocht, ohne was dran. Und falsche Leberwurst haben wir gemacht aus Gries und Majoran. Wir hatten doch nichts. Budde: Wir haben mit dem Getreide die Hühner gefüttert. Meine Mutter hat gestrickt, das hat so schön gekratzt, diese Zuckersackwolle. Aus Haferflocken haben wir Plätzchen gemacht, die schmeckten wirklich. Frage: Rogätz ist nach der Einnahme am 13.April weiter beschossen worden. Was wissen Sie darüber? J Budde: Mein Vater hat im Schiffsbuch geschrieben: „Am 13.April Rogätz beschossen.“ Von Burg aus ist das erfolgt. Wuttkes haben viel abgekriegt. Am 17.April sind wir von Kehnert aus beschossen worden (Geht auch aus den Unterlagen der Amerikaner hervor). Vater schrieb: „Einstellung der Feindseligkeiten am 7./8.Mai“. Das war unsere letzte Fahrt nach Berlin. Da war Ruhe. Die Schiffe wurden eingeteilt. Mein Vater kam hier hoch und sagte: „Gott sei dank, das Schiff muss weg“. Und nachher mussten wir auch alle gehen. Die Russen kamen aufs Schiff „Wo Kapitalist?“ Das Schiff wurde eingezogen. Es hatte einen Wert von drei Häusern. Vater (Paul Venediger) musste das Schiff nach Stettin bringen. Da waren wir noch ein paar Wochen. Er musste runter und dann sollte das Schiff über die Ostsee. Da liegt es auf dem Meeresgrund. Unser Schiff ist gebaut in Holland in Groningen. Wir stammen von beiden Seiten aus von Schiffern ab. Mein Vati hatte von seinen Eltern einen großen 1000-Tonner, der hat noch lange in Dresden gelegen, da war er mit seinem Bruder drauf. Frage: Viele sind evakuiert worden in andere Orte? Sie nicht? Bobzin: Nein, unser Vater hat gesagt, wir bleiben hier. Aber nachher mussten wir alle raus. Am 20.ASpril war Totalevakuierung. Ein Treck hat damals Hans Unkelbach geführt. Wir sind nach Angern gekommen. Mein Vater konnte nicht laufen und da haben die Amerikaner Autos zusammengestellt. Ich bin mit meiner Großmutter zu Fuß mit dem Puppenwagen los nach Angern. Da haben wir im Schloss gewohnt, im Keller unten, feucht war es da. Und dann durften Rogätzer, die Vieh hatten zurück zum Füttern. Die kamen und sagten, alles ist kaputt, Schlieps Haus und ihres ist auch kaputt. Ach, haben wir gesagt, wo bleiben wir dann? Als wir zurückkamen, war es doch nicht der Fall. Frage: Waren das Soldaten? Budde/Bobzin: Naja und Deutsche, die hier reinkonnten. Wir haben nachher unser Silber bei jemand gesehen als Silberhochzeit war. Wir hatten ja nichts mitnehmen können. Auch die zwei Koffer meines Onkels aus Magdeburg, der ausgebombt war. Das haben sie alles mitgenommen. Es war alles weg. Betten, Bettwäsche, Steppdecken. Da haben sich die Amerikaner auf ihren Lkws mit zugedeckt. Bei Jutta haben sie die Chippendale-Möbel rausgeholt. Bobzin: Albert Giesecke war der Friseur im Dorf, von dem haben wir Instrumente für die Praxis gekriegt. Hebel und Zangen. Es war doch früher so, dass die Friseure Zähne gezogen haben. Bevor die Russen kamen, haben wir wieder angefangen, ein bisschen zu arbeiten. In Bertingen war das Fleischereikommando von den Russen und die kamen zur Behandlung. Und da hat Vater gefragt wegen etwas zu essen, für fünf Personen und so. „Ich bringen, komme wieder“ hat der Russe gesagt. Ganz hartes Kommissbrot brachte er, das haben wir eingeweicht und Suppe von gekocht. Dann ging es nachher wieder langsam los hier. Frage: Als es hieß, die Russen kommen’ wie war Ihnen zumute? Bobzin: Schlimm. Da wollten wir Gift nehmen, Schluss machen. Wir haben gehört, wie sie jenseits der Elbe gehaust hatten. So viel haben wir nicht erlebt. Bankes riefen uns an, ob wir Schluss machen. „Nein“ sagte mein Vater, „wir warten erst mal ab, wie es kommt. Das bleibt uns in letzter Konsequenz immer noch, Schluss zu machen.“ Budde: bei uns waren sehr Anständige einquartiert. Ungefähr fünf oder sechs haben bei uns geschlafen. Frage: Haben sie von irgendwelchen Vorkommnissen gehört? Budde: Nein. Die Russen haben uns nichts getan und die Amerikaner auch nicht. Die waren ganz human. Bobzin: Frau Banke, Herr Knoll, Herr Stempel, die waren bei der Beisetzung der deutschen Soldaten dabei.
Im Gespräch mit Frau Lisa Wipprich Brotkarten für hungernde Menschen
Frage: Sie haben bei Kriegsende in der Gemeinde Angern gearbeitet. Was haben Sie erlebt? Antwort: Ich war von 1939 bis zum Juli 1945 in Angern in der Gemeindevertretung tätig. Ich hatte die Handelsschule besucht und während dieser Zeit auch die Verwaltungsschule in Aschersleben. Nach dem Kriegsende wurde der Bürgermeister gewechselt. Frage: Haben Sie das nahende Ende, den Einmarsch der Amerikaner geahnt? Antwort: Nein, eigentlich nicht. Ich erinnere mich zumindest nicht mehr daran. Es liegen ja 60 Jahre dazwischen. Wir -meine Mutter, Tante und Freunde- lebten im Arbeitsdienstlager. Das war damals für die weibliche Jugend in Angern. Da waren wir im Keller. Dort aber mussten wir raus und liefen dann über Felder. Von dem damaligen Zahnarzt Albrecht wurden wir aufgenommen. Dann saßen wir dort im Keller und erfuhren, dass in Rogätz verschiedene Häuser abgebrannt sind, darunter auch das unsrige (Brinkstraße, zwischen Autohaus Schulz und Behrens). Frage: Das war ein harter Schlag… Antwort: Ja, für meine Mutter ganz besonders. Naja, wir haben wieder angefangen, erst mal provisorisch. Wir haben versucht, Kredit zu bekommen, Material bekam man nicht. Es wurde alles mit dem Pferdewagen zusammengeholt. Aus der Ziegelei Kehnert die Ziegelsteine usw. Aber wie gesagt, wir hatten die Heimat behalten. Die Menschen, die vertrieben wurden, die hatten es noch viel schwerer. Es kamen ja dann die Russen am 1.Juli und dann wurde der Bürgermeister wieder abgesetzt. Es kam ein gewisser Herr Dannenberg und da wurde ich dann auch entlassen. Frage: Woran erinnern Sie sich, wenn Sie an die Verwaltungsarbeit direkt nach Kriegsende denken? Die Menschen brauchten doch Hilfe? Antwort: Rogätz wurde ja evakuiert in den letzten Kriegstagen, unter anderem waren viele in Angern Und bei den Bäckern standen die Menschen unheimlich an. Das halbe Brot wurde noch mal geteilt. Trotzdem bekamen nicht alle etwas ab. Und da habe ich mir damals überlegt, irgendwie muss es doch eine Lösung geben und habe dann eine Matrize beschrieben und so genannte Brotkarten hergestellt. Mit einem Rotationsapparat oder wie diese Dinger damals hießen. Mit Farbe bestrichen und Papier drunter gelegt und dann wurde das per Hand abgezogen. Das ließ ich mir aber vom Landratsamt genehmigen. Mit der Kutsche, mit dem damaligen Kutscher Kupig und Herrn Loss fuhr ich über Colbitz nach Wolmirstedt zum Landratsamt. Die waren da ganz erstaunt, dass wir daran schon gedacht haben. Vorher wurde aber mit dem damaligen Mühlenbesitzer Gustav Bethge die Mehlbestände ermittelt. Dass auch ausreichend Mehl vorhanden war. Das wurde dann rübergeschafft zu den Bäckern nach Angern. Frage: Wie sahen die Lebensmittelkarten aus? Antwort: Das weiß ich gar nicht mehr so genau. Ich weiß nicht mehr, was draufstand. Brotgutschein oder irgend so was. Im krieg gab es Lebensmittelkarten, aber es war ja alles zusammengebrochen 1945 nach dem Kriegsende. Frage: Einfach telefonieren mit dem Landratsamt ging auch nicht? Antwort: Öffentliche verkehrsmittel gab es nicht und telefonieren war so nicht möglich. Frage: Und Sie wollten sicher auch zeigen, was Sie entworfen hatten? Antwort: Naja, ich wollte sichergehen, dass ich das auch durfte. Wir haben diese Karten dann ausgegeben und jeder hatte die gleichen Chancen, von dem Brot etwas abzubekommen. Das war aber nur eine vorübergehende Sache. Wie lange das so ging, kann ich nicht mal mehr sagen. Frage: Wie war die Reaktion bei den Bäckern und den Leuten? Kam Ihre Idee an? Antwort: Ja, ich denke schon. Frage: Sie wurden im Juli 1945 entlassen, wie ging es dann für Sie weiter? Antwort: Da hatte man erst mal mit dem Wiederaufbau des Hauses zu tun. Und später habe ich wieder angefangen zu arbeiten nach einigen Jahren. Wo ich jetzt wohne, dieses Haus haben wir schnell aufgebaut, das sollte nur übergangsweise sein und später ein Stall werden, aber nun ist es Wohnhaus. Bis Anfang der 50er Jahre haben wir auf Strohsäcken geschlafen. Es gab ja nichts. Zum Tauschen hatten wir nichts. Frage: Zunächst waren die Amerikaner hier, dann die Engländer und dann die Russen… Antwort: Die Russen kamen damals -glaube ich- am 1.Juli. Und dann wurden wir hier eingesetzt. Es lagen ja Kähne hier, die entladen werden mussten. So mit Klinkersteinen. Da wurden lange Schlangen gebildet und dann wurden die Kähne entladen. Ich hatte auch eine Verpflichtung zum Heupressen auf dem Johannenhof (am Bahnhof). Da war ich dann zehn Tage. Das war im September. Frau Walter, geb. Geyer, war auch dabei. Für diesen Arbeitseinsatz gab es nichts. Das war unentgeltlich, das war so. Frage: Rogätz war ja ziemlich stark getroffen worden. Wie waren die Menschen, waren sie sehr betrübt oder froh, dass der Krieg vorbei war? Antwort: Auf jeden Fall erlöst, dass der krieg zu Ende war. Krieg ist ja in jedem Fall eine furchtbare Sache. Viele haben ihre Söhne und Männer, ihre Väter verloren und das ist schon schlimm. Und es ging ja dann auch wieder weiter. Wenn es auch schwer war, die ganze Zeit. Aber wenn man jung ist, ist man auch immer voller Hoffnung. Für ältere Menschen ist es sicher schwerer gewesen, die Städte waren ja auch alle zerstört. Es war eine schlimme Sache. Frage: Welche Bedingungen herrschten eigentlich bei den unterschiedlichen Besatzern? Antwort: Wir hatten keinen Kontakt, weder zu den Engländern, zu den Russen noch zu den Amerikanern. Ich kann darüber nichts sagen. Frage: Woran erinnern Sie sich im Zusammenhang mit Max Planck? Antwort: Ja, ich habe ihn mehrmals gesehen, wenn er seine Post holte. Die Post befand sich damals in der Nähe des jetzigen Friedensplatzes und auf dem Rückweg saß er dann auf dem Steintritt, damals wohnte Dr. Teschner in dem haus, heute wohnen die Söhne von Schlüters dort. Er ruhte sich dort aus. Die Bedeutung des Max Planck kannte man zu damaliger Zeit nicht. Fortsetzung folgt
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Auszug aus: „Die Baskenmütze“ von Hans Blickensdörfer
Die Strömung ist stärker, als es vom Ufer aus den Anschein hatte und erst vier oder fünf Minuten später legen wir auf der anderen Seite an. Am östlichen Ufern, das wir gerade verlassen haben, wirbeln, als wir zurückblicken, plötzlich riesige Staubwolken hoch. Sie können nur von russischen Panzern herrühren. Keine Minute zu früh sind wir entkommen. Wir krabbeln die Böschung hoch, wo uns zwei Neger mit Stahlhelm und Maschinenpistolen ziemlich verblüfft in Empfang nehmen. Spontan hält ihnen P’tit Louis seine Zauberflasche hin, aber sie lehnen mit der Bemerkung ab, dass sie auf Patrouille seien. Doch als ihnen unsere beiden Ruderer, die unterwegs auf einen kräftigen Schluck genommen haben, erklären, dass sie hiermit acht französische Kriegsgefangene abliefern, lachen sie und die Flasche ist im Nu leer. P’tit Louis wirft sie mit der Bemerkung in die Elbe, dass dies seine Flaschenpost an Stalin sei. Das nächste was wir erfahren, ist, dass es in der Welt links des Flusses für französische Kriegsgefangene keine befehle mehr gibt. Die beiden neger zeigen auf einen Kirchturm am Horizont. Dies sei das Dorf Rogätz, wo ihre Einheit liegt und wo man uns weiterhelfen werde. Drei oder vier Kilometer gehen wir über Feldwege, ohne eine Menschenseele zu begegnen. Und mein Freiheitsrausch, eine Mischung aus Cognac und nervenzerfetzender Anspannung, verflüchtigt sich. Wie soll es weitergehen? Ein Soldbuch und eine deutsche Uniform hätten jetzt alles wieder in Ordnung bringen können. Ein paar Monate amerikanische Gefangenschaft bei humaner Behandlung und dann ein Entlassungsschein mit untadeligem Stempel. Aber ich kann nicht mehr umsteigen. Als wir in Rogätz einmarschieren, singen die anderen „La Madelon“ und ich bin der einzige, der den Kopf senkt, obwohl mir Xavier Mut zu machen versucht: „Mach dir keine Sorgen, du gehörst zu uns und wir beschützen dich.“ Dann aber muss ich den Kopf heben, weil die anderen nicht verstehen, was ein Amerikaner aus dem Fenster eines Cebäudes schreit, das offenbar die Schule von Rogätz ist und jetzt als Kommandantur dient: „He, Boys, wohin des Weges? Wenn einer von euch Englisch spricht, dann soll er zu mir heraufkommen.“ Wir halten an wie brave Gäule und ich bitte meine Freunde, unten im Schulhof zu warten. Auf der Treppe spüre ich, wie die Kniekehlen weich werden und das Herz klopft. Aufregung schlägt auf den Magen, besonders wenn er leer ist. Und dann stehe ich dem Ortskommandanten des Dorfes Rogätz gegenüber, der wie ich nach zwei Minuten weiß, aus San Anronio, Texas, stammt und eine Pionierabteilung befehligt…“ Erschienen im Franz Schneekluth Verlag, München, 1973, ISBN281/13007 0
Auszug aus: „Schicksal Elbe“ von Paul Kehlenbeck
„…Es war schon fast hell, als sie eine kleine Stadt erreichten, in deren engen Straßen sich eine Unmenge von Fahrzeugen hoffnungslos gestaut hatten, so dass die Kolonne immer langsamer wurde und zuletzt zum Stillstand kam. Die Straße, hieß es, ende an der Elbe; der Strom konnte nicht weit sein. Er stahl sich davon und erkletterte einen hochbeladenen Heuwagen, der wie verloren in dem Durcheinander stand. „Wenigstens eine Stunde Schlaf“ hörte er sich selber sagen. Am grauen Morgen erwachte er auf seiner Fluchtburg und fuhr sich schlaftrunken mit seiner Hand über das Gesicht. Wie klebrig von Schweiß das war, nach der doch kalten Nacht! Aber die Hand war blutverschmiert, erschrocken tastete er den Kopf ab. Das rechte Ohr war oben eingerissen, wer weiß, woher; zu bluten hat es offenbar schon aufgehört: Mit Heu sich das Blut aus dem Gesicht wischend, kletterte er von seinem Hochsitz herunter und mischte sich unter das Gewühl. Alles drängte zur Elbe, Fahrzeuge, Geschütze und schwere lasten einfach in den Straßen stehend lassend. Etliche graue Gestalten schlugen sich in die Seitenstraßen, es war unschwer zu erraten, was sie vorhatten. Aber er hatte nicht Offizier werden wollen, um in Gefangenschaft zu gehen. Von Süden war Geschützdonner zu hören, von dorther, wo Magdeburg liegen musste. Die Amerikaner hatten die Elbestadt also erreicht. Viel Zeit zum Übersetzen würde hier wohl nicht bleiben…Die für solche martialischen Transporte wahrlich nicht gebaute Elbfähre war gefährlich mit Landsern überfüllt und strebte nur allzu gemächlich dem anderen, flachen östlichen Ufer zu. Die ersten Strahlen der Sonne fielen gegen die Häuser von Rogätz hoch über dem Fluss. Von dorther zerriss jetzt das bösartige Knattern von Maschinenwaffen die fast idyllische Morgenstille: Die Amerikaner waren da! Gleich musste es einschlagen-da schob sich der Kahn knirschend auf das Kopfsteinpflaster der Fährrampe am jenseitigen Stromufer.“ Erschienen bei edition fischer, 1993, ISBN 3-899406-718-7
Auszug aus der Chronik von Angern Menschen über Menschen und kein freies Zimmer
„Am 11.April wurde im Kreis Wolmirstedt durch Dauerton der Sirenen Feindalarm gegeben. Auf den Straßen waren lange Militärkolonnen unterwegs, einige Truppen wollten noch in Rogätz über die Elbe überqueren, um nach Berlin zu gelangen. Auch in Angern und in den Wäldern ringsum befanden sich Soldaten und Fahrzeuge aller Art. Aufgeregt begannen die Einwohner ihre Wertsachen und lebensmittel zu verstecken und zu vergraben. In der Nacht des 12. rollten deutsche Panzer durch den Ort. Am nächsten Tag hatten viele Bauern ihre Ackerwagen mit dem Nötigsten beladen und fuhren in den Wald, einige zur Försterei im Buckturm. Bürgermeister Voigt ließ durch den Gemeindediener ausrufen, dass die Bevölkerung sich beim Einzug der amerikanischen Truppen ruhig verhalten solle, es solle nicht geschossen werden. Gegen elf Uhr erschien dann plötzlich ein Ritterkreuzträger der Waffen-SS mit etwa 70 Mann und befahl, dass wir den ort verteidigt werden soll. Er drohte dem Bürgermeister mit Erschießung, wenn er nicht sofort seine Anordnungen widerrufen würde. Soldaten und Volkssturmleute hoben Ein-Mann-Löcher aus, die Panzersperre aus querliegenden Baumstämmen an der Ecke zum Vogelgesang wurde besetzt. Der Gendarm Falke erhielt noch einen Anruf aus Dolle, als die Amerikaner dort angekommen waren. Daher erwartete man die Truppen von Sandbeiendorf, allenfalls von Colbitz. Völlig überraschend erschienen sie aber von Wenddorf her und erreichten um 12.45Uhr den Ortsrand am Friedhof. Dort machten sie erst einmal Halt und näherten sich dann vorsichtig der Sperre. Als der erste Panzer das Grundstück Otto erreicht hatte, wurde er beschossen. Sofort eröffnete ein an dem kleinen Akazienwäldchen am Friedhof stehender Panzer das Feuer. Einige deutsche Soldaten wurden getötet, die übrigen flüchteten über Grießmüllers Hof in den dahinter liegenden Wald, die großen Tannen. Bei dem Beschuss geriet ein Stall auf dem Grundstück Trenckel (heute Jörg Heydenreich) und die Scheune von Olschewdki in der Chausseestraße in Brand. Andere Panzer hatten vom Weg hinter der Mühle aus Richtung Vogelgesang geschossen und dabei die Scheune von Köhnke getroffen, die auch gleich zu brennen begann. Der Reichsbahnangestellte Otto Wiese ging mit einer weißen Fahne zu den Amerikanern, die darauf die Schießerei einstellten. Inzwischen hatten andere Panzer den Weg über die Chausseestraße genommen. Am Teich stand ein deutsches Sturmgeschütz, das von seiner Besatzung verlassen worden war. Es wurde in Brand geschossen und auch die Straße unter Beschuss genommen. Eine Granate traf den hohen Tritt an Arndts Laden und tötete einen Soldaten, der dahinter Schutz gesucht hatte. Auch hier beendeten Einwohner mit der weißen fahne das Schießen. Zu weiteren Kämpfen kam es am Bahnhof. Der Kampfkommandant von Wolmirstedt, der NSDAP-Kreisleiter Niemöller hatte sich beim Einmarsch der Amerikaner mit einigen jungen Volkssturmleuten in Richtung Angern abgesetzt und fand hier den Tod. Acht deutsche Soldaten wurden hinterher in Angern begraben, aber darunter keiner von den SS-Leuten, die die „Verteidigung“ veranlasst hatten. Sie sollen sich während dessen im Luftschutzbunker aufgehalten haben. Zahlreiche Soldaten gerieten in und um Angern in Gefangenschaft und wurden zuerst auf Bauernhöfen, dann aber in den Scheunen und Ställen des Rittergutes untergebracht. Sie kamen auch noch Gefangene von der Armee Wenck dazu, die bei Tangermünde kapituliert hatte. Viele davon waren zeitweise auf dem Johannenhof einquartiert. Im Schloss wurde ein Lazarett für deutsche Soldaten eingerichtet und einige Frauen mit DRK-Ausbildung zur Arbeit dorthin verpflichtet. Da die Amerikanische Armee ihren Soldaten jeden engeren Kontakt mit der deutschen Bevölkerung verboten hatte, musste ein teil des Dorfes völlig geräumt werden, um die Soldaten oder einzuquartieren. In dem durch Evakuierte schon belegten Ort gab es ohnehin kein freies Zimmer mehr, so dass die Menschen auf dem Fußboden und in den Scheunen schlafen mussten. Dazu kamen die Einwohner aus Rogätz und später einige Familien aus Bertingen und Kehnert, weil diese Orte vollständig von der Zivilbevölkerung geräumt werden mussten. Nach einiger Zeit durften die Leute wieder in ihre Häuser zurückkehren. Dafür wurde dann ein anderer Teil des Dorfes geräumt. Nach dem Einmarsch der Amerikaner herrschte anfangs ein ziemliches Chaos, obwohl über die Bevölkerung eine Ausgangssperre verhängt worden war. Kriegsgefangenen und Zwangsarbeiter, die schlecht behandelt worden waren, hielten sich teilweise schadlos, die Plünderungen in den Geschäften und im Schloss ging aber hauptsächlich auf das Konto von Einheimischen. Die Fremdarbeiter wurden von den Amerikanern in die Baracken der Baukompanie einquartiert und von ihnen auch verpflegt. Einige brachten von dort ihren ehemaligen Dienstherren jetzt Lebensmittel. Die Amerikaner hatten den Bürgermeister zunächst wegen seiner Mitgliedschaft in der NSDAP abgesetzt und den Landwirt Harm dafür eingesetzt. Dieser hatte aber wenig Interesse an dem Amt, so dass der Ortskommandant bald darauf Wilhelm Voigt wieder zurückgeholt und bei seinem Abzug die gute Zusammenarbeit in einem Schriftstück lobte. Bald verbreitete sich die Nachricht, dass unser Gebiet von den Russen besetzt werden sollte. Als nach dem Abzug der Amerikaner englische Truppen im Dort Quartier bezogen, hofften viele, diese Meldung wäre nur ein Gerücht. Ende Juni wurde es aber zur Gewissheit. Am Gemeindebüro teilte ein Aushang den bevorstehenden Einzug der Roten Armee mit. Um diese Zeit verließ der größte Teil der evakuierten Rheinländer das Dorf in Richtung Westen. Gutsbesitzer Loß auf dem Johannenhof nahm sich mit seinen beiden kleinen Söhnen das Leben. Erstaunt sahen die Einwohner dem Einzug der Russen mit ihren Panjepferdchen zu. Der Unterschied zu den Alliierten war groß! Es gab aber zu dieser Zeit keine Gewalttaten gegen die Zivilbevölkerung mehr, wie sie sich in den von der Roten Armee eroberten gebieten ereignet hatten. Der russische Ortskommandant setzte nun den Bürgermeister wieder ab und berief den Steinmetz Dannenberg, der bis 1933 als gewählter Vertreter der SPD in Angern Ortsvorsteher gewesen war. Bald darauf wurden die so genannten Naziaktivisten verhaftet und in Internierungslager gebracht, darunter auch solche, die bereits von den Amerikanern interniert und als unbelastet wieder freigelassen worden waren.
Fortsetzung folgt
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Auszug aus der Chronik von Bertingen SS trieb in letzter Minute KZ-Häftlinge durch den Ort
„Bei Kriegsbeginn wurden viele Männer eingezogen, so auch mein Vater im August 1939“, berichtete Arthur Ehrmann. Und „bei den Bauern arbeiteten jetzt viele Kriegsgefangene und Ostarbeiter. Die ehemalige Molkerei wurde zeitweilig zu einem Gefangenenlager (mit Stacheldraht) umfunktioniert. Die russischen Kriegsgefangenen waren vorwiegend bei der Kartoffelernte eingesetzt. Da die russischen Gefangenen in einem erbärmlichen Gesundheitszustand waren, wurde meist ein gefangener abgestellt, um im Kartoffelfeuer die Knollen zu dünsten. Bald bekamen die Bertinger auch den Krieg mit, fast täglich zogen die amerikanischen und englischen Bomber hoch oben am Himmel. Einmal musste eine He111 auf Pickerts Acker (bei Kehnert) notlanden-eine Messerschmidt wurde über dem Treuel abgeschossen, der Pilot ging am Fallschirm nieder. Mein Bruder Gerhard und ich rannten hin, in der Annahme, es wäre ein Engländer (oder Amerikaner), den wir gefangen nehmen wollten. Als wir zum Piloten kamen, fluchte der mächtig und auf deutsch.“ Ewald Niepel erinnert sich noch gut an die Kriegsgefangenen in Bertingen: „Im Gebäude der ehemaligen Konsum-Verkaufsstelle war im Zweiten Weltkrieg ein Gefangenenlager eingerichtet. Dort wurden Polen und Franzosen gefangen gehalten. Sie arbeiteten bei Bauern des Ortes. Viel schlechter waren die russischen Kriegsgefangenen im Keller der ehemaligen Molkerei untergebracht. Sie wurden auch weitaus schlechter behandelt.“ Arthur Ehrmann wusste zudem zu berichten, dass sich während des Krieges im ehemaligen Pastorhaus der Schneider Reitzel niederließ, „sein betrieb nannte sich Uniformfabrik, er stellte Drillichanzüge her. Bei ihm waren hauptsächlich weibliche Ostarbeiter beschäftigt.“ „Im Sommer 1944 wurden viele Magdeburger Familien nach Bertingen evakuiert“ so Herr Ehrmann. Dadurch stieg die Schülerzahl 1944 von 36 auf 56 an. Mit der näher rückenden Front verschanzte sich auch Bertingen-das Dorf sollte vom Volkssturm verteidigt werden. Arthur Ehrmann erinnerte sich: „Ab Februar 1945 musste ich mit meinem Bruder Gerhard (er war aus dem RAD -Reichsarbeitsdienst- entlassen) und anderen Bertingern (auch Kriegsgefangenen) rund um Bertingen (Seeberg bis Sandkrug) Schützenlöcher bauen. Erst musste Holz gemacht werden zur Stabilisierung der Schützenlöcher, auch das Grüne wurde zum Verpflechten benutzt. Später waren wir auch beim Bau der Panzersperren (dicke Kiefern aus Baackes Wald) beteiligt. Insgesamt wurden vier Panzersperren gebaut: auf der Straße in Richtung Mahlwinkel, Richtung Uetz und zwei weitere mitten im Ort beim Bürgermeisterhaus Pickert.“Besonders in Erinnerung bleibt im Dorf der brutale Tod zahlreicher KZ-Häftlinge in den letzten Kriegstagen. Daszu teilte Ewald Niepel mit: „In den letzten Tagen des Krieges, bevor die Amerikaner den Ort besetzten, ereignete sich noch eine Tragödie besonderer Art. SS-Leute trieben einen Zug KZ-Häftlinge von Burg in Richtung Mahlwinkel. Die Häftlinge waren halb verhungert und sehr geschwächt. Dennoch durften die Bürger von Bertingen den Häftlingen keine Getränke und keine Esswaren anbieten. Alle Häftlinge, die die Strapazen nicht mehr schafften, wurden kurzerhand erschossen. Allein zwischen Bertingen und Mahlwinkel sieben Häftlinge.“ Arthur Ehrmann ergänzte: „Am Nachmittag (des 13.April1945) zog ein langer Zug von KZ-Häftlinge durch den Ort. Sie bettelten um Wasser-Leute brachten Wassereimer, aber die Aufseher schlugen brutal mit den Gewehrkolben dazwischen. Am Ortseingang wurde ein Häftling, der nicht mehr weiter konnte, erschossen. An der Straße nach Mahlwinkel waren dann später noch längere Zeit Gräber der Häftlinge zu sehen. Abends rückten dann von Uetz kommend (die Panzergeräusche waren lange vorher zu hören) die Amerikaner mit einigen Panzern und Lkw in Bertingen ein. Die Panzersperre am Friedhof umfuhren sie und kamen von Baackes Acker auf Ehrickes Haus zu. Wir blieben längere Zeit im Keller und trauten uns erst später heraus. Hinter Jöde (Richtung Kehnert) beschossen die Amis die zwei verlassenen Panzer in den -Brühdannen-. Wir versuchten den Amis klarzumachen, dass die Besatzung sich in Richtung Osten verdrückt hatte, sie schossen aber weiter.“ „Nach der Besetzung kam es zu Kampfhandlungen zwischen den Amerikanern und den Hitlertruppen. Der Ort wurde von deutschen Truppen vom Ostufer der Elbe aus beschossen“ so Ewald Niepel. Deshalb wurde Bertingen am 20.April evakuiert. „Der Treck mit Vieh ging über Dolle nach Wannefeld bei Letzlingen. Einige blieben in Dolle, einige (wie Bauer Ehricke mit Nachbarschaft) blieben in Salchau (einem verlassenen, fast verödeten Dorf) in einer großen noch heilen Scheune“ ergänzte Arthur Ehrmann. Und „bei einer Alleinerkundung nahmen mich die Amis fest und brachten mich nach Tangerhütte. Am nächsten Tag wanderte ich über Burgstall und Dolle in Richtung Letzlingen. Am Wegesrand nach Dolle auf der Straße nach Letzlingen lagen noch tote KZler.“ Ehrmann ergänzte: „Anfang mai ging es nach Bertingen. Die Amerikaner setzten Heinz Köppen als Bürgermeister ei (er war nicht eingezogen worden), dieses Amt besetzte er viele Jahre (zum Wohle Bertingens). Er bemühte sich sehr um die „Neubürger“, die Flüchtlinge und Vertriebenen. Am 1.Juli besetzten die sowjetischen Truppen das Dorf.“ Der erste Treck mit Pferden und Wagen kam im Februar 1945 aus Leuthen in Schlesien und umfasste ungefähr 30 Personen, darunter Familie Müller, Küchler Schmidt Herzog, Schmalz, Wagner, Krause und Schlusche.“ Arthur Ehrmann ergänzte: „Im Verlauf des Jahres 1945/46 kamen viele sudetendeutsche Familien (zum Beispiel Parma, Fritsche, Baldy, Czech, Kögel, Schreier, Kamm, Öhler, Marschner, Preußger, Michel, Wänke, Wagner, Müler). Aus Ostpreußen kamen unter anderem die Familien Kumetat, Wiwart, Räder. Andere Vertriebenenfamilien waren Frenkel, Damerow, Strozyk, Peiler, Hung, Schmäschke, Wegler und Hinz. So stieg die Einwohnerzahl von rund 250 auf etwa 600. Von Herrn Ehrmann erfahren wir weiter: „Jede freie Stube, jede Bodenkammer, jedes Altenteil war belegt. Im Januar 1946 liefen Vorbereitungen für eine –Volksküche- und am 1.Februar 1946 war die erste Essenausgabe. Köche waren Gerhard Ehrmann und Günter Lange. Die Küche (mit zwei Kesseln) war in der ehemaligen Molkerei untergebracht. Die Bauern mussten Kartoffeln liefern und als Zutaten waren noch Fleischbüchsen aus den Elbkähnen vorhanden. Die Volksküche war ein Segen für viele Umsiedler. Bürgermeister Köppen hat sich sehr für sie eingesetzt-wohl auch weil seine zweite Frau aus Ostpreußen kam. Mit der Zeit kamen auch die meisten Männer nach Hause und es begann ein fast geregeltes Leben.“ Doch mussten 19 Bertinger den wahnwitzigen Krieg mit dem Leben bezahlen.
Lastkähne-Objekte der Begierde für Hungernde
„Es gäbe vieles über die kleine Altmarkgemeinde Bertingen zu berichten. Gerade die Zeit nach dem grausamen Zweiten Weltkrieg hinterließ viele Erinnerungen. Der Druck des grausamen Krieges war von den Menschen genommen. Die seelische und leibliche Not, besonders unter den Zugewanderten, war groß. Etwas Linderung brachten kleine Beutezüge zu den im Elbfahrwasser liegenden Lastkähnen, die dort auf Grund gelaufen waren oder sonst wie regungslos im Strom lagen. Die Ladung war zunächst herrenlos, da die Schiffe von den Besatzungen verlassen worden waren. So fischte sich manch hungernder Mensch und fischen ist hier wörtlich gemeint, etwas Kaffee, dänisches Büchsenfleisch oder auch Wolle und andere Textilien. Ein ganzer Kahn muss mit Hand- und Badetüchern beladen gewesen sein, in die „Norddeutscher LIoyd“ eingewebt war. In jedem Haushalt sah man diese Wäsche…“ Fortsetzung folgt
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Erinnerungen aus Glindenberg von Alfred Kolbe, 1958 „Heute German Trupp auf der Autobahn!“
„Am Dienstag, dem 10.April1945, um 17Uhr klingelte das Telefon. Das Bürgermeisteramt rief mich an und meldete kurz und schmerzlos: -Feindalarm- Ich war erschüttert, denn wir glaubten die Feinde noch im Westen, jenseits des Harzes. Ich bediente sofort die Sirene auf dem Kirchturm mit dem verabredeten Zeichen: fünf Minuten Daueralarm. Die meisten Leute waren in dieser Bestellzeit auf den Feldern und eilten nun mit größter Eile ins Dorf zurück und schon begannen die Gerüchte zu schwirren. Die Amerikaner sind schon in Sudenburg, in Haldensleben usw. Aber es blieben uns noch drei Tage ängstlicher Spannung. Der Rundfunk versagte, die Zeitungen blieben aus, das Telefon stumm und das elektrische Licht erlosch. Die in Magdeburg beschäftigten blieben im Dorfe, niemand traute sich, den Ort zu verlassen. Um nun endlich zu erfahren, wie die Sachen ständen, fuhren Hugo Plate und ich am Freitag der Woche mit den Rädern nach Wolmirstedt und hörten hier als erstes: Wo wollt Ihr hin? Der Ami ist schon in Samswegen und hat schon nach Wolmirstedt hineingeschossen. Wir fuhren in Richtung Samswegen weiter und auf der Höhe in der Mitte der beiden Orte konnten wir die Panzer des Feindes sehen, die quer durch die Feldflur in Richtung Colbitz fuhren. Nun war es höchste Zeit. Überall, in Jersleben, Samswegen, Wolmirstedt gingen die weißen Fahnen an den Kirchtürmen hoch und ein Motorradfahrer aus Wolmirstedt überholte uns und sein beisitzer schwenkte ebenfalls die weiße Fahne. Sie fuhren als Parlamentäre, um die Stadt zu übergeben. Wir beschlossen, die Heimfahrt durch Elbeu am Rande des Kanalwalls anzutreten, um vielleicht noch Näheres zu erfahren. An der Kanalunterführung war man schon dabei, die Panzersperren zu entfernen. Als wir nach Glindenbeg kamen, fest entschlossen, die weiße Fahne zu hissen, überholten wir kurz vor der Ziegelei (befand sich damals am östlichen Ortsanfang) einen Trupp Soldaten, die mit Panzerfäusten bewaffnet unter Führung eines Leutnants das Dorf besetzten und die Panzersperren bei Klöpfels und Werths öffnen wollten. Als wir dem Leutnant erklärten, Glindenberg verteidigt sich nicht, überall wehen schon die weißen Fahnen, entgegnete er: Solange die Wehrmacht das Dorf besetzt hält, wird jeder, der das Zeichen gibt sofort erschossen. Als wir ihm sagten, das alles hätte doch gar keinen Sinn mehr und das Dorf würde darunter zu leiden haben, rief er uns zynisch zu: Meine Frau und meine Kinder sind auch tot, alles ist kaputt, dann kann auch hier alles zum Teufel gehen. Wir fragten ihn nach seiner vorgesetzten Dienststelle und er wies uns an seinen Hauptmann, der in der Zementprüfungsanstalt (am Mittellandkanal) im Quartier lag. Der Hauptmann war ganz unserer Meinung, gab uns vertraulich vollkommen recht, konnte sich aber nicht entschließen, die Befestigung und die Verteidigung rückgängig zu machen, da das für ihn ein dienstlicher Befehl war. Er gab uns den Rat, zum Major zu fahren, der in Hohenwarthe lag. Einer von uns musste bei ihm bleiben. So fuhr Hugo Plathe nach Hohenwarthe zu einem ganz jungen schnöseligen SS-Major, der sich nicht genug tun konnte, über verrat und Feigheit zu schimpfen und kurzerhand den Befehl erteilte: Der Glindenberger Volkssturm steht morgen früh um 8Uhr geschlossen in Hohenwarthe und wer nicht erscheint, ist sofort dem Kriegsgericht zu melden. Nun blieb uns nichts anderes übrig, als so schnell wie möglich das Dorf zu unterrichten, was gespielt wurde. Und es war tatsächlich höchste Zeit. Meine Frau und Frau Frielitz waren gerade dabei, die weiße Fahne auf dem Kirchturm anzubringen. Sie hatten von den Absichten des Militärs keine Ahnung. Als wir ins Dorf wollten, waren die Soldaten gerade dabei, die Panzersperren zu schließen und nur durch Umwege, über Meyers garten, gelang es mir, die Frauen von ihrem Tun abzubringen. So unterblieb das Parlamentieren und wir suchten nach einer Möglichkeit, die Bevölkerung über die Lage zu orientieren. Die Blockwarte des Luftschutzes riefen alle Einwohner auf den Schulhof. Fast alle kamen, aber kaum waren sie versammelt, da tauchten feindliche Flieger auf und wir zogen deshalb in die Kirche, um gegen Feindeinsicht geschützt zu sein. Hier erstatteten wir Bericht, stellten jedem frei, das Dorf zu verlassen und erklärten, wir selbst bleiben im Ort. …Einige Familien haben sich auch entschlossen, mit Pferd und Wagen zu türmen, aber die meisten blieben, natürlich in banger Erwartung, was folgen würde. Kritisch wurde es am Abend des Freitag, als gegen 18Uhr ein Spähwagen der Amis von Wolmirstedt her dem Dorf näherte und von der Wehrmacht dicht an Bartels Haus prompt mit der Panzerfaust beschossen wurde. Nun erwarteten wir jeden Augenblick das feindliche Vergeltungsfeuer, aber es blieb aus. Der Ami nahm im Bewusstsein seiner Macht gar keine Notiz von diesem Geplänkel, fühlte aber bei einsetzender Dunkelheit allmählich gegen das Darf vor und es kam zu einem Gefecht hinter Klöpfels Garten, was aber gänzlich bedeutungslos war, da die Wehrmacht mit den paar Mann gar keinen ernsthaften Widerstand leisten konnte. In der Nacht zwischen 3 und 4Uhr besetzte der Feind das Dorf. Er kam aus dem Wald von Wolmirstedt und drang von hinten in die Höfe ein, von Eugen Meyer bis Wartenbergs. Um 4Uhr wurde ich geweckt vom Bürgermeister Meyer und Hugo Plathe und wir beschlossen sofort, mit den Amerikanern Verbindung aufzunehmen und zu kapitulieren. An der Panzersperre von Werths hörten wir jemanden Englisch sprechen und als wir durch Schulles Hoff auf der Rückseite der Sperre gelangten, stand da ein amerikanischer Soldat mit Gewehr im Arm und erschrak, als er uns plötzlich neben sich bemerkte. Wir zeigten ihm die weiße Fahne und er griff erlöst in die Tasche und bot uns Zigaretten an. Unterdes war ein großer Panzer in das Dorf gerollt und hielt vor Bäcker Schmidts neuem Haus, das als Standquartier für den amerikanischen Ortskommandanten ausersehen war. Auch die anderen Häuser der Wolmirstedter Straße wurden geräumt, desgleichen die meisten der Heinrichsberger Straße. Der erste Befehl des Kommandanten an den Bürgermeister war sofort die Abgabe sämtlicher im Ort befindlichen Hand- und Feuerwaffen sowie der Fotoapparate und Ferngläser zu veranlassen. Das geschah. In Zanders Scheune wurde alles untergebracht, Operngläser, Teschings, alte Pistolen und viel Kram, der für Kriegszwecke gar nicht mehr in Frage kam. Bald zeigte sich auch, dass die Soldaten nur brauchbare Fotoapparate und gute Ferngläser scharf waren, den minderwertigen Kram vernichteten sie, oder gaben ihn auch teilweise den Einlieferern zurück. Als zweiter Befehl wurde den Einwohnern ein Ausgangsverbot auferlegt. Vor 9Uhr vormittags durfte niemand die Straße betreten und am Nachmittag war erst um 5Uhr, später um 6 und um 7Uhr der verkehr auf den Straßen verboten. Pünktlich um die festgesetzte Zeit fuhren dann die Amis durchs Dorf und trieben alle in die Häuser. Als die deutsche Wehrmacht, denn in Hohenwarthe standen noch deutsche Truppen, um den Elbübergang zu verteidigen, das Dorf mit Artillerie beschoss, befanden wir uns einmal mit 48 Menschen im Luftschutzkeller, Amis, Franzosen, Polen, unsere Familien und die verschiedenen Nachbarn. Der Beschuss war an mehreren Tagen, richtete aber wenig Unheil an. Verschiedene Granaten fielen auf Klöpfels Haus und verwundeten Frau Beck und den kleinen Lothar Reschke. Durch Eugen Meyers Scheune und auf dem Thron gingen einzelne Geschosse nieder, aber auch hier war der Schaden nur gering. Ein Kind wurde am Schenkel und ein anderes am Kopf verletzt. Die amerikanischen Geschütze knallten fast den ganzen Tag. Sie nahmen den Weinberg und vor allem die im Bau befindliche Überführung des Mittellandkanals unter Feuer, weil sie glaubten, dort seien noch Deutsche verborgen. Es waren aber nur Arbeiter des Monierbaes, die sich dorthin geflüchtet hatten. Ihre Artilleriebeobachtung war in der Schule auf dem Boden und die dazugehörige Beobachtung einquartiert in unseren Stuben fast jeden Tag abwechselnd. Wir haben darunter nicht zu leiden gehabt, denn es waren meist Leute, die sich anständig und höflich bewegten und zum größten Teil frei von Fanatismus waren…Eines Tages sagte uns ein Amerikaner, mit dem wir des öfteren erzählt hatten, „Du heute Abend in den Keller.“ Als ich fragte warum, antwortete er in seinem gebrochenen Deutsch: „Heute German Trupp auf der Autobahn.“ Er meinte, was sich später herausstellte, dass deutsche Truppen aus Richtung Berlin einen Angriff machen wollten. Der Stoß richtete sich gegen Schönebeck. Es kam zu einem Panzerkampf, bei dem die Deutschen etwa 60 und die Amis etwa 40 Panzer verloren haben sollen. Daraufhin erklärte der amerikanische General: „Ich opfere keinen Mann mehr!“ und blieb an der Elbe stehen, während die Russen Berlin allein erobern mussten. Am 3.Mai rückten die Russen in Hohenwarthe ein und die Elbe konnte keiner mehr überschreiten. …Ein gewaltiger Strom Flüchtlinge ergoss sich über Glindenberg. Die einen wollten nach Osten, die anderen nach Westen, Soldaten, Flakhelfer und- helferinnen, BdM, HJ und all die vielen Zivilisten. Ihr Zug stockte nun notgedrungen, sie suchten hier Quartier und Gelegenheit, entweder nach Osten oder nach Westen zu kommen. …Unser Sohn war zufällig aus dem Lazarett in Burg in Hohenwarthe, er konnte nicht zu uns, obwohl er jeden Abend sah, wie wir die Läden herunterließen und er sich schon dreimal als Fährmann ausgegeben hatte und auf Glindenberger Seite war, wurde er immer wieder zurückgetrieben. Er hatte sich aus Gummireifen ein Floß gebaut und hatte es mehrere Male mit schwimmen versucht, immer vergeblich. Er musste in Hohenwarthe bleiben und mit ihm Irmgard Lösche. Nach vielen Wochen wurden sie mit anderen nach Magdeburg in die Kasernen gebracht und endlich am dritten Pfingsttag gelang es ihm, als Holländer getarnt unter Lebensgefahr sich nach unserer Seite über die Elbbrücke bei Magdeburg zu schmuggeln. Die Elbe hat viele Opfer gefordert. Viele ertranken bei dem Versuch, über den Strom zu schwimmen und fast jede Nacht fanden Bauern in ihren Scheunen nackte Menschen, die genächtigt hatten und um Kleidung und Nahrung baten… Unterdessen baute der Russe eine Holzbrücke an der Fährstelle und der Amerikaner setzte die Autobahnbrücke wieder in Gang, vor allem mit Hilfe der vielen Schwarzen, die die Transportautos nach Hohenwarthe fuhren. Dann kam der Tag, wo die Amerikaner abrückten. Es traten die Engländer an ihre Stelle, von denen nicht viel zu berichten ist. Am 1.Juli übernahm der Russe das Gebiet bis Helmstedt-Marienborn, was ihm durch Verhandlungen zugestanden war… …Schließlich möchte ich mit Schillers Worten: Möge nie der Tag erscheinen, wo des rauen Krieges Horden dieses stille Tal durchtoben.
Aus der Chronik von Schartau, Erinnerungen von Rosemarie Gensecke Die Rote Armee kam mit Pferd und Wagen
Hunderte angloamerikanische Bomberverbände überflogen täglich in Richtung Brandenburg-Berlin unser Gebiet. Sie kamen zu verschiedenen Tages- und Nachtzeiten und warfen, wie aus den Volksempfängern zu erfahren war, an vorgesehenen Zielen ihre todbringenden Ladungen ab. Wir schliefen mit unseren Nachbarn im Keller und suchten auch am Tage, nach Vorwarnungen durch das Radio den Keller auf. Der Großangriff auf Magdeburg hatte schon stattgefunden. Tausende Menschen mussten ihr Leben lassen. Die Stadt lag in Schutt und Asche. Immer mehr Flüchtlinge kamen vor den feindlichen Truppen vertrieben oder flüchtend über die Elbe und aus dem Osten. Die Flüchtlinge waren überwiegend Frauen, ältere Männer und Kinder. Alles, was sie von zu Hause retten konnten, hatten sie auf kleine Wagen oder Kinderwagen geladen bzw. sie trugen ihre Habseligkeiten. Unter den Flüchtlingen waren Soldaten von aufgeriebenen Einheiten der deutschen Wehrmacht, Soldaten, die die Verbindung zu ihrer Einheit verloren hatten, Kranke und verwundete. Der Großteil der Flüchtlinge zog durch Schartau, ein Teil suchte hier eine vorübergehende „Bleibe“. Nicht nur Flüchtlinge zogen durch den Ort, sondern auch eine Gruppe von Häftlingen. Die Häftlinge wurden durch Schartau in Richtung Burg, begleitet durch schwerbewaffnete Männer mit Hunden. Die Hunde wurden genutzt, um zurückbleibende Sträflinge wieder an die Gruppe heranzubringen. Die Häftlinge sahen krank und ausgemergelt aus. Zur Verteidigung gegen die Bombenflugzeuge hatte die deutsche Wehrmacht Fliegerabwehrgeschütze in der Gemarkung „Schafberge“ (links der Chaussee nach Rogätz) stationiert. Ein Flugzeug stürzte hinter dem Erddeich am Hacken ab, ein anderes in der Gemarkung Oberste Raden. Die Besatzung dieses Flugzeugs konnte sich mit dem Fallschirm retten und wurde gefangen genommen. Am 13.April 1945 drangen amerikanische Truppen bis an die Elbe vor und besetzten Rogätz. Der Flüchtlingsstrom aus dem Westen wurde gestoppt. Einige mutige Personen versuchten, trotz des kalten Wassers die Elbe zu durchschwimmen und so eventuell den Heimatort oder den vermeintlich sicheren Ort zu erreichen. Hin und wieder trieb eine Leiche in der Elbe. Am Elbufer lagen und standen Hunderte Fahrzeuge, Autos, Motorräder und Fahrräder über Fahrräder. Die Fahrzeuge waren von denen zurückgelassen, die vor den Russen geflohen waren und die sich zum „Ami“ über die Elbe abgesetzt hatten. In der Elbe bei Rogätz und bei Blumenthal lagen vollbeladene Kähne vor Anker, deren Besatzung von Bord gegangen war. Die Ladung der Kähne bestand aus Waren, die die Bevölkerung lange entbehren musste, wie Wurstbüchsen, Fässer mit Margarine und Marmelade, Spirituosen, Tischchen, Stühle, Briefpapier, Hausschuhe und vieles mehr. Die amerikanischen Soldaten behinderten die Leute nicht, die sich an Bord der Kähne mit allem „Nötigen“ eindeckten. Auf den Kähnen entstand ein heilloses Durcheinander. Viele, die an Bord kamen, rafften zusammen, was sie ergattern und tragen konnten. So kam es vor, dass jemand nur linke Schuhe nach hause trug und ein anderer die Rechten. Alle nicht für den eigenen Bedarf benötigten Waren wurden als Tauschobjekt eingesetzt. Die Versorgungslage der Bevölkerung war katastrophal. Das Wenige, was es zu kaufen gab, erhielt man nur über lebensmittel- und Kleiderkarten. Gegessen wurde alles, was bekömmlich war. Neue Lebensmittelrezepte wurden erfunden, wie Streckefett, Kaffeekuchen, Honig aus Buttermilch und Mohrrübenmus. Rübensaft und auch Melasse wurden Brotaufstrich. Aus den Fäden der Zuckersäcke wurden Pullover gestrickt. Am Elbdeich hatte eine Einheit der deutschen Wehrmacht Stellung bezogen. Es gab Schusswechsel der US-Armee jenseits der Elbe. Am 14.April wurde Schartau durch die Amerikaner beschossen. Bei dem Beschuss wurde ein junges Mädchen schwer verletzt, einige Häuser wurden beschädigt und ein Pferd wurde getötet. Inzwischen war auch schon Gefechtslärm aus dem Osten zu hören. Der Gefechtslärm und damit auch die Rote Armee kamen täglich näher. Auch dem letzten Zweifler wurde klar, der Krieg ist für Deutschland verloren. Die von der Nazipropaganda vielgepriesene „Wunderwaffe“, die noch zur Rettung Deutschlands eingesetzt werden sollte, kam nicht. Die Einheit der deutschen Wehrmacht am Elbdeich wurde abgezogen und in Richtung Ferchland-Fischbeck versetzt, wo noch Kampfhandlungen stattfanden. Zu dieser Zeit wurden an den Dorfeingängen Baumstämme abgeladen. Aus den Baumstämmen musste die Dorfbevölkerung Panzersperren errichten. Wenige Tage später traf die Vorhut der Roten Armee ein. Die Bevölkerung wurde angewiesen, die Panzersperren wegzuräumen. Am 5.Mai 1945 wurde Schartau durch die „Russen“ vollständig besetzt. Die Rote Armee kam mit Pferd und wagen. Untergebracht wurden die Tiere bei den Bauern, in der Ziegelei und auf Koppeln. Die Offiziere bekamen Privatquartiere bei Familien des Dorfes. Für die Mannschaften gab es Unterkunft in den Trocknungsschuppen der Ziegelei und in Zelten. An den Ein- und Ausgängen des Dorfes wurden Posten aufgestellt. Man konnte nur mit Passierschein das Dorf verlassen oder hineinkommen. Die Posten verlangten immer das Dokument. Jeder Dorfbewohner, der eine Schuss- oder Stichwaffe besaß, musste sie abgeben. Bei Nichtbefolgung der Anweisung wurden Strafen angedroht. Alle Radioapparate des Dorfes mussten abgegeben werden. Die Sieger des Zweiten Weltkrieges hatten Arbeit für alle. Die Frauen mussten unter Bewachung Straßen fegen oder auf den Elbwiesen Heu für die Pferde bereiten. Die Männer wurden zum Waffenreinigen herangezogen. Bei einer Reihe von Bauern waren polnische Fremdarbeiter tätig. Auf Befehl des Stadtkommandanten der Roten Armee mussten alle Polen ihre Sachen packen und zu einem festgelegten Termin den Ort verlassen. Einige Polen wären gerne geblieben, sie wussten nicht, was sie in der Heimat erwarten würde. Der Krieg hatte auch hier seine unheilvollen Spuren hinterlassen. So ernst die Lage auch war, es gab auch einiges, was an den Besatzern zu bestaunen, zu bewundern und zu belächeln war. Die mitgeführten Kanonen waren zum Teil mit Matratzen, Federbetten und Auflegern u.a. beladen. In großen überdachten Wagen wurden Polstermöbel, Teppiche, Stoffballen aus samt, Kleider, Anzug- und Gardinenstoffe, Musikinstrumente, Radios, Plattenspieler und vieles andere mitgeführt. Einige der Sowjetsoldaten trugen den Arm vom Schultergelenk bis zum Handgelenk voller Armbanduhren. Beliebt bei den Besatzern waren auch Fahrräder. Diejenigen, die mit dem Fahrrad nicht fahren konnten, schoben es nebenher. Einige Offiziere ließen ihr Fahrrad durch ihre Burschen hinter sich herschieben. Die Besatzer durchsuchten zunächst viele Gebäude. Was ihnen gefiel, wurde mitgenommen. Großes Interesse zeigten sie auch gegenüber Bildern und Gemälden. Später sorgten die Offiziere dafür, dass die Plünderungen im Dorf aufhörten. Nun flogen keine Bomber mehr in Richtung Osten, der Geschützlärm war verstummt. Der letzte Widerstand Nazideutschlands war gebrochen und der Waffenstillstand unterzeichnet. Am 8.Mai fand auf dem Paradeplatz in Burg ein Treffen zwischen Angehörigen der US-Armee und der Roten Armee anlässlich des Sieges statt. Bis zur Ernte blieben die Soldaten der Roten Armee in Schartau. Am letzten Tag vor dem Abmarsch nahmen die Mannschaften und Offiziere mit ihren Geschützen und Pferden auf dem Sportplatz Aufstellung. Es waren viele Soldaten, Menschen anderer Völker mit anderen Sprachen und anderen Mentalitäten. Sie hatten in ihrer Heimat viel Leid erfahren und über Deutschland viel Leid gebracht. In Schartau gab es keine Familie, die in diesem unsinnigen Krieg keinen nahen Angehörigen gelassen hatte Als die Truppen abgezogen waren, fand man in einer Hütte auf einer Koppel des Flurstücks Oberste Raden einen Toten in Wehrmachtsuniform. Der Tote stammte aus Erlangen und wurde auf dem hiesigen Friedhof beigesetzt. Es ist zu hoffen, dass weltweit die Erkenntnis wächst, dass Probleme zwischen Völkern oder Personengruppen durch Kriege und Gewalt nicht von Dauer zu lösen sind. Fortsetzung folgt
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Kriegerinnerungen deutscher und amerikanischer Soldaten
134th Infantry Regiment – 134.US-Infanterie Regiment Übersetzt von Annemarie Pilz.
Colonel McDannels 2. Bataillon fuhr direkt zum Zielort in der Ortschaft Ringfurth. Das 3. Bataillon bewegte sich nach rechts mit den Kompanien „K“ und „L“ bei Kehnert und Sandfurth bzw. zum Fluss. Kompanie „I“ war in Bertingen und das Hauptquartier war in Uetz. Das 1. Bataillon eroberte Zibberick und Mahlwinkel (wo der Kommandoposten des Regiments um 16Uhr eingerichtet wurde) und kehrte zur Reserve zurück. Beim Vorrücken zum Fluss überrannte das Regiment einen Auto-Park und nahm eine große Menge an feindlicher Ausrüstung ein. Diese beinhaltet zum Beispiel 145 Lkws, 35 Autos, 26 Motorräder, 4 Tankfahrzeuge, 2 Panzerhaubitzen, 9 Panzerwagen, 16 Flak, 5 Geschütze, 300 Maschinengewehre, 8 Scheinwerfer, 3 Schussweitenführer, 30 E-Generatoren, 80 Feldradios. Ursprünglich war kein endgültiger Halt vorgesehen. Im Hinblick auf die Brückenköpfe, die im Süden eingerichtet worden sind, schien es, dass das Regiment eine Rolle im letzten Vormarsch auf Berlin spielen sollte (die G-Kompanie war nur 12 Meilen von der Reichshauptstadt entfernt). Zur Enttäuschung von fast niemanden im Regiment gab es kein vorrücken hinter den Elbe-Sektor. Nach einem Grenzwechsel übergab man dem Regiment zusätzlich die Verantwortung für eine 4 Kilometer langen Frontabschnitt und die I-Kompanie bewegte sich zu einem recht großen Städtchen -namens Rogätz- am 16. (am gleichen Tage wurde die Division unter Befehl des 13. Korps gestellt). Später wurde das 2. Bataillon abgelöst, das 137te bewegt sich zu dem Sektor rechts vom 3. Bataillon. Die Kompanie „E“ und „G“ lösten „I“ in Rogätz ab (I kehrte nach Bertingen zurück) und der Rest des Bataillons ging nach Angern. Selbst in der letzten Phase des Krieges hatten die Deutschen ihre Aggressivität nicht abgelegt. Viele verschiedene Gruppen streiften durch die Wälder (am 16. April wurdeen73 verschiedene Einheiten in die Gefangenschaft überführt). Das 1. Bataillon und Spezialeinheiten schickten fast täglich Patrouillen in das Gebiet. Pfc. John R. Conelly vom I- und R-Platoon wurde weniger als 200Yards vom Regimentskommandoposten entfernt getötet (bei einer Siedlung 1,5 Meilen südwestlich von Angern), als er eines nachts seinen Wachposten verließ, um eigenartige Fußspuren zu untersuchen. Die Bewegung der Division „Clausewitz“ eine Sammlung von deutschen Soldaten mit deutschen und amerikanischen Fahrzeugen, über das Hinterland zum Harz hatte viele Menschen beunruhigt, bis die Truppe nach andauernder Verfolgung aufgerieben wurde. Abgesehen von diesen unorganisierten Aktivitäten unternahm der Feind einige Attacken von der anderen Seite der Elbe. Eine traf die K-Kompanie in Kehnert in der Morgendämmerung des 17.April. Pvt. Richard W. Stoll aus New York war Wachposten zu dieser Zeit und blieb an seinem Posten bis der letzte Schuss seiner Munition aufgebraucht war. Er bewegte sich zu seinem Platoon-Kommandoposten und obwohl er unterwegs verwundet wurde, schaffte er es, dort hin. Die Deutschen kamen in das Dorf und umzingelten einen Zug. Stabsfeldwebel Bertice F. Womak aus Kentucky rannte durch das Feuer, um ein Gebäude nahe am Zug zu erreichen. Ein Schuss aus einer Panzerfaust riss ihn um, aber er stand wieder auf und ging in das Gebäude und begann Handgranaten zu werfen. Dies gab dem Zug die Chance und den Feind zu schlagen.
Ein Bericht über meine letzten Wochen im Zweiten Weltkrieg Von Werner Gunkel (deutscher Leutnant) erzählt von Robert Fleming Übersetzt von Christian Häusler.
Auf einer Mittelmeer-Kreuzfahrt lernten ich und meine Frau einen Mann aus Ostdeutschland kennen. Im Gespräch erwähnte er, dass er Leutnant in der deutschen Armee war und bei Angern, in der Nähe der Elbe, gefangen genommen wurde. Als ich erzählte, dass ich mit der 102. an der Elbe war und Gefangene aufnahm, fingen seine Augen an zu leuchten. Er erzählte mir, wie glücklich er war, von den Amerikanern gefangen genommen worden zu sein anstatt von den Russen. Er konnte nicht genug über die Freundlichkeit und Zuvorkommenheit schwärmen, mit der er und seine Kameraden von den amerikanischen Soldaten behandelt wurden. Werner Gunkel ist sein Name. Er schickte mir eine Kopie seines Tagebuches von seiner Gefangennahme und anderen Ereignissen. Hiermit möchte ich sie mit Euch teilen: „Nachdem ich mich freiwillig gemeldet hatte, wurde ich im März 1944 zur Offiziersausbildung nach Zeithain nahe Riesa geschickt. Dort blieb ich bis zum 29. März 1945. Wir wurden dann umgruppiert und nach Dobbritzow bei Potsdam transportiert. Meine Kameraden gingen in den harz, wo sie eingekesselt wurden. Ich gehörte zum hinteren Wachkommando, das die Feldküchen bewachen sollte. Später wurde ich zu einer Kompanie abkommandiert, die die Quartiere des Divisionskommandeurs bewachte. Wir bewegten und hin und her zwischen Potsdam und Tangermünde. Gerüchte besagten, dass wir nach Berlin gehen. Als das nicht mehr möglich war, bewegten wir uns nach Westen. Plötzlich wurde uns gesagt, dass wir nicht gegen die Russen kämpfen werden. Das war am 23. April 1945. Alle deutschen Einheiten marschierten zur Elbe, wo sie von den Amerikanern gefangen genommen wurden. Wir kamen der Elbe und Schönhausen immer näher. Dort wurden wir in ein Schloss einquartiert, das der Bismarck-Familie gehörte. Zwischenzeitlich hatte Hitler Selbstmord begangen. Am 7. mai 1945 erreichten wir Fischbeck, ein kleines Dorf an der Elbe. Um Mittag des nächsten Tages, 8. Mai, erreichten wir den Elbdeich gegenüber Tangermünde. Zwischen Elbe und Deich befand sich der letzte Brückenkopf der Division -Scharnhorst-. Wir hatten den Befehl, den Deich bis um 17Uhr zu halten. Zwischen Deich und Elbe kampierten Tausende Zivilisten und Soldaten. Die Soldaten kletterten über die eingestürzte Brücke zu den Amerikanern auf der anderen Seite. Die Russen stürzten sich gerade auf die Brücke, um diese Fluchtmöglichkeit abzuschneiden. Um 17Uhr konnten wir unsere Stellung verlassen. Alle rannten zur Brücke, die ungefähr 300 Meter entfernt war. In der Zwischenzeit hatten die Russen die Brücke erreicht und blockierten sie. Jetzt rannten wir zum Fluss, während des Laufens zogen wir uns aus. Ich sprang in das Wasser und schwamm zur anderen Seite. Glücklicherweise fand ich dort eine trockene Uniform, leider ohne Stiefel. Ich wechselte die Sachen und wurde dann von den Amerikanern abtransportiert. Ich kam mit anderen gefangenen zusammen. Wir marschierten durch Tangermünde in Richtung Stendal. In Stendal kamen wir auf einen Flugplatz. Wir zählten 24.000Mann. dann kamen wir ins Hindenburg-Lager. Dort bekam ich Schuhe und die Möglichkeit, meine Erfahrungen niederzuschreiben. Wie mein Notizbuch das Wasser überlebt hat, weiß ich nicht. Im Lager bemerkte ich folgendes: Krieg ist größtenteils erträglich. Die Amerikaner waren unglaublich höflich. Das kann man nicht verstehen. Gestern hörte ich von einem Leutnant, den die Amerikaner am Abend zu seiner Frau nach Stendal brachten und am anderen Morgen wieder abholten. Wenn das nicht nobel ist. Am 28. mai übernahmen die Engländer das Lager. Am 2. Jun i wurden wir im Land verteilt. Die meisten von uns landeten in der Altmark und arbeiteten dort als Bauern. Die Engländer übergaben die Region am 1. Juli an die Russen. Ich nutzte die Gelegenheit und setzte mich über Magdeburg nach Leipzig in meine sächsische Heimat ab. Dort wurde ich noch mal kurzzeitig als Kriegsgefangener festgehalten. Doch ich hatte Glück und konnte nach Hause. Hätten die Russen mich weiter festgehalten, wäre ich bestimmt nach Sibirien gekommen.“
The Kraut Major Von Ed Blackburn, übersetzt von Christian Häusler.
Ende April bis Anfang Mai 1945 waren wir in einem kleinen Dorf an der Elbe. Für ein oder zwei Wochen fingen wir Deutsche ab, die über die Elbe kamen und brachten sie zum Sammelpunkt des Regiments. Mein Trupp, den ich kommandierte, bestand aus mir selbst und zwei Mann, die vor dem Jeep, den ich fuhr herliefen und zwei, die dahinter liefen. Wir sollten Gefangene sammeln, die über den Fluss kamen und wenn wir dachten, dass wir so zwischen 500 und 1000 gesammelt hätten, sollten wir sie zum Sammelpunkt bringen. Da niemand von uns Deutsch sprach, mussten wir immer einen deutschen Soldaten finden, der Englisch spricht. Er fuhr dann mit mir im Jeep mit und diente mir als Übersetzer. Eines Tages hatten wir einen SS-Major in der Gruppe, dem es offensichtlich nicht gefiel, gefangen zu sein und noch weniger, von einem Amerikaner Befehle zu bekommen. Er ignorierte mich völlig und nahm überhaupt nicht zur Kenntnis, was ich ihm über den Übersetzer sagen ließ. Ich nahm ihn an der Spitze der Kolonne, um ein Auge auf ihn zu halten. Es dauerte nicht lange, bis er etwa 100Yards entfernt war. Wir riefen nach ihm, aber er reagierte nicht. Schließlich feuerten wir einen Warnschuss ab. Plötzlich nahm er seine Mütze als ob er sich den Kopf kratzen müsste. Dann setzte es die Mütze wieder auf, ging noch ein paar Schritte und explodierte. Er hatte den Splint aus seiner Granate gezogen und sie unter die Mütze gepackt. Danach fuhr ich die Kolonne auf uns ab und ließ bei jedem die Taschen leeren, auf der Suche nach Waffen, Munition und Messern. Wir fanden einige Pistolen, Messer Handgranaten usw., die schnell den Laderaum des Jeeps füllten. Wir waren gerade dabei, das ganze Zeug in ein Loch zu schaffen, als ein Jeep angefahren kam und ein paar Airs-Corps-Offiziere ausstiegen. Sie machten eine Rundfahrt und als sie diese ganzen Waffen sahen, machten sie große Augen. Wir sagten ihnen, dass sie sich was mitnehmen sollten. Sie waren wie eine Horde Kinder, die auf einen Süßigkeitenladen losgelassen wurden. Ich habe oft an diesen SS-Major gedacht und mich gefragt, wie es wohl gewesen wäre, wenn er nicht so fanatisch gewesen wäre.
Fortsetzung folgt
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Erinnerungen von James Graff Übersetzt von Antje Römer.
In Zibberick waren wir im haus der Familie Peters einquartiert. Die Gegend hier war flach, mit Kiefernwald ganz anders als das industrielle Ruhrgebiet, aus dem wir kamen. Die Besitzerin des Hauses, eine bodenständige deutsche Frau, begann sofort für uns zu kochen: Suppe, Hühnchen und Bratwürste. Als wir fragten, wieso sie das machte, sagte sie, dass sie einen Sohn in Stalingrad verloren hätte, einer säße verwundet zu Hause und drei waren an der russischen Front vermisst. Sie hoffte, dass irgendeine Mutter sich auch so um sie sorgen würde, wie sie es tat. Der Krieg ist die Hölle. Wir waren hier für die Dauer unseres Einsatzes. Wir durchforsteten 4000 Morgen Wald und stöberten eines Tages einen Hirsch auf, der an unserer Kompanie vorbei rannte. Alle begannen zu schießen, verfehlten aber das Ziel. Wir kamen an verschiedenen Zeltlagern von deutschen Soldaten vorbei, trafen jedoch niemanden an. Eines nachts wurde der 3. Zug um etwa 22Uhr zur Durchsuchung eines Hinterhalts durch einen Jeep herausgetrommelt. Ein Pilot eines Artillerieflugzeuges und sein Fahrer waren abgeschossen worden. Sie flüchteten, jedoch wurde der Pilot am Arm verletzt. Um dies zu untersuchen, bemannten wir zwei Panzerabwehrwagen und suchten einen Jeep, der ein 30-mm-Maschinengewehr mit sich führte, das an der Windschutzscheibe montiert war. Als wir uns dem überschlagenen Jeep näherten, öffnete ihn ein Mann aus der D-Kompanie Dann richtet irgendetwas ein Licht auf uns… Währenddessen wurde ein anderer Zug losgeschickt, um einen nächtlichen Hinterhalt an der Kreuzung zu organisieren. Wir hatten aus dem Gefängnis von einem Treffen von Offiziersschülern gehört. Als die Männer auf die Deutschen warteten, schliefen einige von ihnen ein. Einer von ihnen, Garret, wurde von einem Deutschen geweckt, der gerade von der Straße in Richtung Wald unterwegs war. Der Deutsche sagte: „Hände hoch!“ Garrett war plötzlich hellwach und dachte, es war einer von seinen Begleitern, der „Kopf Hoc!“ sagte, was in der Sprache der Gis „ausziehen“ bedeutete. Helmstetler (New Mexico), der mit mir aus Übersee gekommen war, ging rüber zu dem Deutschen, da er dachte, er wäre einer von seinen Männern. Als er sich ihm nach einigen Schritten näherte, bemerkte er seinen Irrtum. Gerade als er sich zurückbewegte und sei Gewehr verbarg, gab der Deutsche eine Maschinengewehrsalve auf ihn ab. Sie traf ihn am Patronengürtel und er konnte zweimal auf den Deutschen schießen. Der Deutsche warf seine Waffe weg und rannte davon. Später wurde er von der Artillerie aufgelesen und starb an seinen Wunden. In dem folgenden Durcheinander wurde einer von unseren Männern und einige Deutsche getötet und viele von unseren Männern verwundet. Das war das letzte Gefecht der C-Kompanie. Es war eine verworrene Situation. Am nächsten Tag zeigte mir Helmstetler die Resultate. Er hatte eine handgroße Quetschung auf der linken Seite und zwei Clips vom M1 waren kaputt, aber da war kein Tropfen Blut. Er war einer der glücklichsten Menschen, der aus dem Zweiten Weltkrieg kam. Der letzte Mann, der im Kampf getötet wurde, war Buck Chabral aus Falls River, Massasuchettes. Ich glaube, wir alle dachten, dass der Krieg vorbei ist. Es wurde viel getrunken und das Leben ging weiter. Ich erinnere mich an die Nacht unseres Aufenthaltes nach dem Hinterhalt. Zwei Männer waren betrunken und mussten gehen. Baker ging mit uns, wir konnten ihn noch nach einer Meile brüllen hören. Kinney Sutton trank ein alkoholisches Getränk (Buss bomb juice) und war die nächsten acht Stunden bewusstlos. Der polnische Gefangene, der es ihm gab, wurde angewiesen, das zu lassen, ansonsten würde er vernichtet. Eines Nachts ging Simunick raus, um Christopher von der wache abzulösen, als plötzlich zwei Schüsse erschallten und Simunick in das Haus zurück stolperte, weiß wie eine Wand. Er stotterte: „Ich habe versucht, mich zu erschießen.“ Ich schrie: „Nicht schießen, Chris, es ist Graff.“ Er brüllte zurück: „Ich werde diesen kroatischen Sohn einer Hure töten.“ Ich ging nach draußen und Chris war sturzbetrunken. Ich versuchte, ihm das Gewehr abzuschwatzen, aber er wollte es nicht herausgeben. Trotzdem versuchte ich, es ihm abzunehemen. Während wir noch diskutierten, sah ich zwei Männer, die sich auf der Straße näherten und Chris brüllte: „Halt!“ Dann erkannte ich ihn im Mondschein. Es war Leutnant Hein (2. Zug) und er hielt Leutnant Cox. Beide waren ziemlich betrunken. Sie waren zu einer Party der B-Kompanie. Sie kannten das Passwort nicht und Leutnant Hein brüllte, wer sie waren. Als sie dann weitergingen, schoss Chris. Im Angesicht des Todes hielten sie an und ich begann daraufhin ruhiger zu werden. Chris erteilte ihnen dann eine Lektion, wie viele Kämpfe er bereits gesehen hatte und wie lange er schon in diesem Aufzug wäre. Dann ließ er sie hinein. Eine brenzlige Situation war glücklich ausgegangen, niemand wurde verletzt, aber drei Menschen hatten die Hölle ausgestanden. Chris hätte den Offizier erschießen können und ich hätte bezeugen müssen, dass sie das Passwort nicht kannten. Immer noch hier half ich Herrn Peters, der ein Kalb von einem seiner preisgekrönten Kühe entband. Die Zivilisten lebten drüben in der Scheune, während wir das Haus besetzt hatten. Ein Unfall hatte ein erfreuliches Ende, hätte aber auch anders ausgehen können. Wir saßen um einen großen Tisch und reinigten unsere Gewehre, als Simunick einen Clip einlegte. Als er die Waffe sichern wollte, drückte er ab und der Schuss ging in die Decke, nahe Apped und Loos, die oben waren. Sutton erteilte ihm eine Lektion über den sicheren Umgang mit Waffen und erinnerte ihn daran, dass je öfter man es tat, es umso besser könnte. Bevor er das tat, machte er den gleichen Trick. Es gab keine Vorkommnisse dieser Art mehr. Wir sind alle nur Menschen und wieder wurde keiner verletzt. Eine freudige Gelegenheit für Bob Landrum veränderte sich während unseres Aufenthalts in eine traurige. Er war auf dem weg, seinen Bruder in der 102. Division zu besuchen (sie war in der Nähe9, aber als er ankam, erzählte man ihm vom Tod seines Bruders ein paar Tage zuvor. Als er zurückkam, hörten wir von diesem traurigen Ereignis. Loos und ich gingen zu Captain Chappel zu einer Unterredung und er nahm Kontakt auf mit dem Kaplan des 1. Bataillons. Bob wurde sofort auf Heimaturlaub geschickt. Am 27.April wurde die 35. Division in die Nähe von Hannover geschickt. Der Krieg war für uns vorbei. Wir mussten die Elbe in Richtung Berlin nicht überqueren.
Tagebücher deutscher Soldaten („Die letzte Division“)
Hans B. (Gefreiter): „Wir gehörten zur 2. Abteilung Pz.Lehr.Rgt.130. An Ostern 45 hatten wir bei der MIAG in Braunschweig neue Jagdpanzer -mit der 8,8-L.100-Kanone- übernommen. Leider hatte unser Panzer einen Schaden. Im Motorraum brach immer wieder Feuer aus, weil der Lüfter defekt war uns sich der Motor überhitzte. Die eingebaute Sprinkleranlage löschte immer wieder das Feuer aus und nach einer Zeit der Abkühlung konnten wir wieder einige Kilometer fahren. Am Abend des 12.4.1945 wurden wir von Angern von Feldjägern gestellt und einer Kampfgruppe zur Verteidigung von Rogätz -zur Sicherung des Übergangs über die Elbe- zugeteilt. Die Nacht verbrachten wir in einer Stellung am nördlichen Ortsrand von Rogätz. Da wir nur noch wenig Kraftstoff hatten und dies dem Kampfkommandanten auch meldeten, sagte er, er werde Benzin besorgen. Am 13.4.1945 früh gegen 9Uhr kam ein Leutnant und teilte mit, dass an einer Tankstelle in der Ortsmitte von Rogätz noch Benzin vorhanden sei und wir dort voll tanken könnten. Während des Tankvorgangs kam ein Melder und meldete die aus Richtung Angern anrückenden Amerikaner. Wir wurden sofort in Marsch gesetzt. Zwischen Rogätz und dem Bahnhof Angern kam es zu Kampfhandlungen. Ein deutscher Jagdpanter gegen zwölf Amerikaner. Nach einem kurzen aber heftigen Feuergefecht waren zwei Shermens bewegungslos außer Gefecht gesetzt, die Besatzungen stiegen aus. Als wir uns absetzen wollten, machte unser Panzer einen Ruck und blieb stehen. Wir wussten, dass wir mehrere Treffer erhalten hatten, die dank der starken Panzerung der Frontseite nicht durchdrangen. Aber die Ketten waren zerschossen. Wir booteten uns aus und landeten in einem Wassergraben. In ihm liefen wir zurück hinter das erste Haus von Rogätz. Nach einer Verschnaufpause und nachdem sich die Gegner in den Bahnhof Angern zurückgezogen hatten, gingen wir wieder zu unserem Panzer zurück. Wir hofften, ihn wieder flott machen zu können. Leider war das nicht möglich: 12 Treffer an der Frontpartie, beide Ketten zerschossen, die Mündungsbremse der Kanone in Fetzen. Unser Panzer und die Umgebung war übersät von Zucker und Reis, den wir im Hafen von Braunschweig geladen hatten. Als die Amerikaner uns am Panzer bemerkten, kamen sie aus der Deckung und beschossen uns wieder. Nur mit einem Sprung über den Wassergraben konnten wir uns in Sicherheit bringen. Wie bei der Ausbildung gelernt, wechselseitig springend und Deckung suchend, kamen wir unverletzt wieder ins Dorf. Im Dorf herrschte Chaos. Alles wollte über die Elbe, aber es kam keine Fähre mehr. Der Kommandant schickte einen Spähtrupp los, der nach Stunden wiederkam und eine Übersetzmöglichkeit gefunden hatte. Es war schon dunkel, als wir am Abend des 13.April uns in Richtung Süden, am Ufer der Elbe entlang, auf den Weg machten, immer im Gänsemarsch. Wir waren aber kein loser Haufen, sondern wurden von dem Kampfkommandanten von Rogätz, einem Major geführt. Nach einem längerem Fußmarsch kamen wir an die Stelle, wo über die Ohre gesetzt wurde. Von allen Seiten drängten sich Soldaten auf die Fähre, die nicht sehr groß war. Sie hing an einem Seil und wurde durch die Strömung angetrieben. Am anderen Ufer ging der Fußmarsch in Richtung Osten weiter.“ Fortsetzung folgt
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Horst V. (Oberleutnant): „Als ich in der Morgendämmerung des 13.April nach einem Nachtmarsch über die Colbitz-Letzlinger-Heide bei Rogätz von einem Feldposten angerufen wurde und vor einen Hauptmann mit Ritterkreuz trat, der mit ein paar Männern der Sturmgeschützschule hastig einen Brückenkopf eingerichtet hatte, um die Ströme von größtenteils unbewaffneten Landsern aus den Ersatztruppenteilen um -und insbesondere ostwärts- Braunschweig aufzufangen und sich zugleich dem Amerikaner querzulegen, wusste niemand, was daraus werden sollte.“
Otto G. (Hauptmann): „Ich habe das II. Btl. Rgt. Schill 2 geführt, es hatte 4 Kompanien…Nach der Aufstellung in einem Dorf bei Burg erster Einsatz etwa 20km nördlich Burg am Ostufer der Elbe gegen die anrückenden Amerikaner. Keine Kampfhandlungen. Die Amerikaner schossen nicht über die Elbe, wir nicht zurück. Lediglich die amerikanischen Jagdflugzeuge schossen auf jede Bewegung, bis weit ins Hinterland.“
Kurt Sch. (Kanonier): „…Am 12.April ca. 1.30Uhr Alarm, ca. 4Uhr Abtransport mit Lastkraftwagen nach Burg, Flugplatzkasernen. Nach kompletter Ausrüstung, einschließlich scharfer Munition und Umbenennung in Kampfgruppe Burg ca. 17Uhr Abmarsch nach Hohenwarthe/Elbe, von dort mit eine Fähre über die Elbe nach Glindenberg. Ab folgendem Tag eine Panzersperre auf der Autobahn nahe dem Schiffshebewerk Rothensee gebaut. Nachts in den Deckungslöchern auf dem Damm des Mittellandkanals geschlafen. 16.4., ca. 19.30Uhr: US-Panzerspitze besetzt das Schiffshebewerk, wir entkommen noch mit ca. 500 Mann über die Autobahnbrücke. 17.4., ca. 6Uhr wird diese gesprengt. Wie beziehen am östlichen Elbufer eine vorbereitete Stellung, es bleibt ruhig. 19.4. Wir werden abgelöst und marschieren nach Burg zurück, ca. 22Uhr. Am 20.4. bei Abenddämmerung geht es mit Lastwagen weiter nach Heyrothsberge bei Magdeburg. Sammeln im Keller der Feuerwehrschule dort, wegen Artilleriefeuer. Ca. 21Uhr Abmarsch und Einweisung in die Elbstellung im Zentrum von Magdeburg.“
Klaus Voss/Paul Kehlenbeck „Letzte Division 1945“ AMUN-Verlag ISBN 3-935095-05-8 Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung durch Dr. jur. Paul Kehelenbeck.
Besatzerwechsel in Wolmirstedt Plötzlich lebten die Menschen in Moskauer Zeit
Von Margitta Häusler.
Es ist Mitte April 1945, als die 9. US-Armee an der Elbe eintrifft und Wartet, bis die Russen dort ankommen. Auf der Westseite der Elbe löst ein Besatzer den anderen ab. Nach den Amerikanern kommen im Mai die Briten und am 1.Juli die Russen. Wolmirstedt und viele Orte in der Umgebung, darunter auch Rogätz, haben diesen Besatzerwechsel erlebt.
Laut heulen die Sirenen am 13.April in Wolmirstedt. Es ist Freitag, der 13. Immer näher rückt von Westen der Geschützdonner. Aufgeregt laufen die Einwohner zusammen. Jemand hat auf dem Kirchturm von Sankt Katharine die weiße Fahne gehisst. Vorm Rathaus wollen die Leute von ihrem Bürgermeister wissen, was sie nun erwartet. Hermann Müller steht mir einem Polizeimeister vor der Tür, neben ihnen der damals 22 Jahre alte städtische Angestellte Günter Keuck. „Und plötzlich kamen forschen Schrittes ein blutjunger Wehrmachtsleutnant mit zwei schwerbewaffneten Begleitern anmarschiert. Der Leutnant fragte im militärischen Ton: „Wer ist hier der Bürgermeister?“ Hermann Müller sagte: „Das bin ich“. Darauf der Leutnant: „Ich befehle Ihnen, die weiße Fahne binnen einer Stunde wieder herunter zu nehmen, andernfalls werden sie standrechtlich erschossen“. Man stelle sich vor, die Amerikaner standen vor der Tür und der wollte den Müller noch standrechtlich erschießen. Jedenfalls drehte sich der Leutnant mir seinem Gefolge auf dem Hacken um und verschwindet in Richtung Bahnhof. Die Leute ringsum standen da wie versteinert, erinnert sich Keuck. Bürgermeister Müller lässt die weiße Fahne vom Kirchturm holen. Daraufhin schießen die Amerikaner erneut auf die Stadt. Während sich Günter Keuck mit seinem Freund Klaus für eine Nacht im Zelt im Wald bei Colbitz verabredet, ist Ursula Duldhardt (Jetzt Willmann) völlig irritiert, „weil die Fahne wieder herunter geholt wurde. Das ist ja beim Kriegsrecht dann so, dass der Ort praktisch platt gemacht werden kann.“ Sie hält sich mit Mutter, Großmutter und Schwester auf der Obstplantage der Familie an der Samsweger Chaussee auf. Vater Karl Duldhardt -ein Sozialdemokrat- ist seit dem Attentat auf Hitler am 20.Juli 1944 untergetaucht. Als nun zum ersten Mal die weiße Fahne gehisst war und die Amerikaner anrücken, soll die ältere Schwester Magdalene den Vater aus Samswegen heim holen. Dort sind längst die Amis. Als sie Wolmirstedt einnehmen, verhaften sie Bürgermeister Müller und bringen ihn in die Kommandantur nach Samswegen. Dort treffen sich Müller und Duldhardt, der einst Angestellter im Landratsamt war. „Und Vater sah, dass der Wolmirstedter Bürgermeister an der Wand stand und erschossen werden sollte. Da hat er sich davor gestellt“ berichtet Ursula Willmann, „meine Schwester, die sehr gut Englisch konnte, hat gedolmetscht, dass der Bürgermeister praktisch nichts dafür konnte. Jedenfalls wurde die Erschießung verhindert.“ Hermann Müller kehrt ins Rathaus zurück, wo ihn Günter Keuck wiedertrifft. „Du sollst mal rein kommen, hieß es. Captain Snow, ein imposanter Mann, kräftig gebaut, saß im Stuhl des Bürgermeisters und Bürgermeister Müller stand neben ihm und musste Auskunft geben aufgrund seiner Ortskenntnisse und dahinter stand noch ein Dolmetscher.“ Snow will einen Fotoapparat kaufen. „Sie haben doch Verbindung“ fordert Müller seinen Mitarbeiter auf. „Mein Freund war Fotoamateur. Zu dem bin ich gegangen und habe ihn geholt. Er verwahrte eine Kamera der Kreisbildstelle. Ich dachte allerdings, der Snow beschlagnahmt die Contax, aber nein, der Captain,fragte nach dem Preis und mein Freund nannte 540Mark.“ Snow langte in die Brusttasche, zog seine Brieftasche hervor und blätterte das Geld vor uns auf den Tisch. „Hermann trampelte dabei von einem Bein auf das andere. Es war ihm peinlich, dass der Kommandant Geld für die Kamera bezahlte. Mein Freund hat die Summe dann dem Landrat Dr. Kuhla übergeben. Ohne Quittung, einfach so.“ Zu den ersten Amtshandlungen des amerikanischen Offiziers im Rathaus gehörte natürlich das Quartiermachen für seine Truppe. Unter anderen trifft es Familie Duldhardt. „Wir mussten abends innerhalb kurzer Zeit unser Haus räumen, weil der gesamte Anger von den Amerikanern besetzt wurde. Das war dann der nächste Schlag. Aber Müllermeister Auerbach hat uns aufgenommen. Wir hatten schon Ausgebombte aus Magdeburg da. Wir schliefen in der Scheune sagte Ursula Willmann, „Es war damals ein großes Glück, dass der April so warm war.“ Amerika in Wolmirstedt. Plötzlich sind da schwarzhäutige Soldaten und es gibt Kaugummis, Zigaretten, amerikanische Musik und eine geheimnisvolle Kiste. „Die Amerikaner benahmen sich sehr ungezwungen“ erzählt Günter Keuck, „die saßen in den Fenstern, einige aßen aus Marmeladenbechern Marmelade.“ Eines Tages aber kommen zwei Militärpolizisten ins Rathaus. Diese Kiste müssen wir gut verschließen, sagen sie in hervorragendem Deutsch. Dann heben sie den Deckel hoch und Keuck sieht Lebensmittelkarten. „Die müssen sie in Amerika gedruckt haben, ich wüsste nicht, wo sonst. Für April hatten wir schon alle Lebensmittelkarten in Wolmirstedt, aber noch nicht für Mai.“ Er nimmt die wertvolle Ladung entgegen und verwahrt sie gut. „Das war ja mehr wert als Gold.“ Ursula Willmann ärgert sich über die Amerikaner, dass sie „mit den Sachen regelrecht herumaasen. Wenn sie sich eine Zigarette rausnahmen und die fiel runter, dann bückten sie sich nicht und nahmen sie auf.“ Zu dieser Zeit ist ihr Vater Karl Duldhardt längst Bürgermeister von Wolmirstedt Es ist eine hektische Zeit, wo sie den Vater kaum zu Gesicht bekommt. „Ich kann mich erinnern, ich wollte mal meinen Vater sprechen. Da habe ich mich im Rathaus mit an der Schlange angestellt, die alle zum Bürgermeister wollten. Ich stand da, bis jemand sagte, na, Sie können doch vorkommen!“ Ihre Schwester Magdalene, die in Leipzig Medizin studiert hat bis sie ausgebombt wurde, wird nach Farsleben geholt. Ein Zug mit kranken Juden ist dort stehen geblieben. Es wird ein Lazarett aufgebaut. Sie dolmetscht erneut. So schnell wie die Amerikaner gekommen sind, verschwinden sie am 16.Mai 1945. Tags darauf ist die Britische Armee da. Sie ernennt schon einen Tag später Karl Duldhardt zum Landrat. Er zieht daraufhin mit seiner Familie in eine vornehme Villa am Stadtpark ein, ins heutige Bildungs- und Freizeitzentrum. Tochter Ursula beginnt im Krankenhaus zu arbeiten. „Bei den Amerikanern war es zum Beispiel in der ersten Zeit so, da durfte man nur von 9 bis 12Uhr raus, so dass man gerade mal was einkaufen konnte. Später war Ausgang so von 6Uhr morgens bis abends 9Uhr, glaub ich. Bei den Russen später kam alles durcheinander. Da hatten wir hier russische Zeit.“ Wenn es in Wirklichkeit neun Uhr morgens ist, ist es nach russischer Zeit 11Uhr. Abends wird es erst sehr späte dunkel. Selbst Geburten und Sterbefälle werden nach russischer Zeit registriert. „Wenn nun ein Kind nach normaler Zeit 23Uhr geboren wurde, war es laut russischer Zeit entsprechend ein Uhr am nächsten Tag. Ich glaube, die Russen haben es gemacht, weil es für sie praktischer war.“ Die Folgen der Zeitumstellung soll auch Günter Keuck zu spüren bekommen. „Ich habe von den Besatzungsmächten, von den Amerikanern, Engländern und Russen, wirklich von den Engländern am wenigsten bemerkt“, sagt er. „Sie saßen unten in der Flora, in einer Gaststätte in der Neuen Straße und mir flatterte eines Tages ein Vertrag auf den Tisch. Darüber habe ich mich sehr gewundert. Es war ein Vertrag, mehrere Seiten mit Schreibmaschine geschrieben, dass die Müllabfuhr für das Objekt gesichert werden musste. Die Russen haben später nur angerufen und gesagt -Ofen kaputt- und dann musste ein Handwerker geschickt werden.“ Einmal jedoch sind die Briten laut zu vernehmen und zwar an jenem Tag, als eine schottische Militärkapelle durch Wolmirstedts Hauptstraße marschiert, durch die heutige Fußgängerzone. „Mit Dudelsackmusik und kurzen Schottenröcken. Vorne weg ein Tambourmajor, der sehr beeindruckende Blicke warf und uns anguckte“ schildert Keuck das für jene Zeit unglaubliche Ereignis, „wir standen als Zuschauer an der Seite und fanden das außerordentlich eindrucksvoll. In dem Augenblick haben wir nur gestaunt.“ Ende Juni bevor sie abrücken, informieren die Briten alle Gemeinden in ihrem Zuständigkeitsbereich. In Wolmirstedt fordern sie die Leute direkt auf: „Kommt mit! Jetzt kommen die Russen, es wird schlimm.“ Und wirklich, einige Wolmirstedter gehen mit, bevor am 1.Juli die Rote Armee einrückt. „Ich habe die Russen kommen sehen. Ich guckte bei uns in der Samsweger Straße oben aus einem Fenster der Werkstatt“ erinnert sich Günter Keuck, „da kamen die Panzer angefahren aus Richtung Westen aus Samswegen. Da waren sie eben da und die Engländer waren weg.“ Als sei es heute, kann Ursula Willmann den entgeisterten Blick ihrer Großmutter beschreiben, hörte sie ihre Worte: Die haben ja ganz ausgefranste Mäntel! „Also die waren arm dran“ sagte Frau Willmann, „besonders der einfache Soldat. Für die Russen waren alle Kapitalisten hier. Das kannten die ja gar nicht. Wo ein Sofa stand, das waren Kapitalisten. Und Übergriffe sind natürlich passiert.“ In der Stadtverwaltung wechseln wieder mal die Bürgermeister. Ein Kommunist, der im KZ in Rothensee saß, übernimmt das Amt: Bodo Löwenthal. Die NSDAP-Mitglieder werden alle entlassen. Als einziger übrig bleibt Günter Keuck. „Da kam dann ein russischer Major und wollte die Personalakten sehen. Ich habe sie ihm gebracht und er hat in den dicken Ordner geblättert. Der Major sprach gut Deutsch und konnte also auch lesen. Was er in den Akten suchte, weiß ich nicht. Jedenfalls hat er dann gesagt, „kommen Sie bitte mit!“ Ich wurde in ein Militärfahrzeug gesetzt, do eine Art Jeep mit Verdeck. Keuck soll den Russen alle Dienststellen zeigen: „Habe ich gemacht, ich wusste ja Bescheid. Als wir wieder vor dem Rathaus standen, sagte der Offizier, „Sie haben noch etwas vergessen, wo war die Dienststelle der SS?“ Keuck erklärt, dass es die in Wolmirstedt nicht gibt, sondern in Magdeburg. Daraufhin weist der Major seinen Fahrer an loszufahren. Es geht durch die Stadt durch Elbeu und unter dem Mittellandkanal hindurch. Auf halber Strecke zwischen Kanal und Barleben muss der Fahrer anhalten. Niemand sagt ein Wort. „Da herrschte eine halbe Stunde völlige Funkstille. Mir wurde himmelangst.“ Anschließend fährt der Jeep wieder zurück nach Wolmirstedt. Keuck wird in einem Haus in der heutigen August-Bebel-Straße in ein Zimmer gesperrt. Der Geheimdienst hat ihn verhaftet. Bis es Nacht ist, sitzt er dort, dann schreibt ein Leutnant ein Protokoll auf einem Blatt so groß wie eine Spielkarte und Günter Keuck darf nach Hause gehen. Wenige Tage später macht er erneut Bekanntschaft mit den Russen. Im August will Keuck mit deinem Freund Wiester an der Ohrebrücke angeln, als ihn zwei sowjetische Soldaten entgegenkommen und aufgeregt auf ihre Armbanduhr zeigen. „Die war schon halb elf unsere halb neun. Ausgangsperre war ab 22Uhr. Hinterher ist uns eingefallen, dass die ja ihre Zeit aus Moskau mitgebracht haben und die geht ja vor, weil die Sonne im Osten aufgeht.“ Günter Keuck und sein Freund müssen mit ins Schützenhaus, wo sich die Wache befindet und schließlich in die Kommandantur in der Bahnhofstraße. „Da kam dann eine Dolmetscherin, die ich durch meine Arbeit schon kannte und fragte, warum wir da sitzen. Als ich alles erzählt hatte, klärte sie die Angelegenheit auf und wir sollten nach Hause gehen. Wir können nicht, hab ich gesagt, an der nächsten Ecke werden wir wieder verhaftet. Und so hat man uns Soldaten mitgeschickt, die jeden bis in die Wohnung brachten, anstandslos.“ Weil Keuck unter all den Neuen im Rathaus die meisten Erfahrungen hat, hält er zwar viele Fäden in der Hand. Aber an der russischen Uhrzeit kann er nichts ändern. Übersichten von Meteorologen und Eichämtern bestätigen den Fakt mit dem Hinweis: „Vorsicht doppelte Sommerzeit!“ hinter den Jahreszahlen 1945 und 1947. „Es kam wirklich alles durcheinander“ erinnert sich Ursula Willmann, damals Duldhardt, „war es nach russischer Zeit 12Uhr, war es morgens um 10Uhr. Wir haben also vormittags um 10Uhr Mittag gegessen und nachts um 24Uhr war es praktisch noch hell, aber man musste ja irgendwie schlafen.“ Russische Zeit, das bedeutet leider auch, dass Menschen einfach abgeholt und inhaftiert werden. Etliche verschwinden auf Nimmerwiedersehen, wie der Druckereibesitzer Grenzau. „Daran waren viele Deutsche schuld, die Bürger denunziert haben“ sagt Günter Keuck, „ich ging eines Tages nach Dienstschluss die Treppe runter und da standen zwei und unterhielten sich. Im Vorbeigehen höre ich, wie der eine zum anderen sagte, wen können wir denn noch verhaften lassen? Die haben sich also nur Gedanken darüber gemacht, wenn sie denunzieren können. Die Russen selber wussten nicht wer verdächtig war.“ Und jeder, der nicht in Verdacht gerät ist froh. Der alltägliche Überlebenskampf kostet alle Kraft. Nur langsam normalisiert sich die Zeit in den Nachkriegsjahren. Karl Duldhardt -der Landrat- wird Regierungsrat in Magdeburg und geht 1950 bei Nacht und Nebel in den Westen. Seine Tochter Ursula Willmann arbeitet 40 Jahre im Krankenhaus und Günter Keuck in der Stadtverwaltung Wolmirstedt. Bis über die Rente hinaus ist er berufstätig und erlebt insgesamt 18 Bürgermeister. Fortsetzung folgt
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ZitatAus der Chronik von Schartau, Erinnerungen von Rosemarie Gensecke Die Rote Armee kam mit Pferd und Wagen
Hunderte angloamerikanische Bomberverbände überflogen täglich in Richtung Brandenburg-Berlin unser Gebiet. Sie kamen zu verschiedenen Tages- und Nachtzeiten und warfen, wie aus den Volksempfängern zu erfahren war, an vorgesehenen Zielen ihre todbringenden Ladungen ab.... ...Zur Verteidigung gegen die Bombenflugzeuge hatte die deutsche Wehrmacht Fliegerabwehrgeschütze in der Gemarkung „Schafberge“ (links der Chaussee nach Rogätz) stationiert. Ein Flugzeug stürzte hinter dem Erddeich am Hacken ab, ein anderes in der Gemarkung Oberste Raden. Die Besatzung dieses Flugzeugs konnte sich mit dem Fallschirm retten und wurde gefangen genommen.
Das würde ich gern nochmal aufgreifen. Flak Gemarkung Schafberge, Absturz Erddeich am Hacken, Absturz Gemarkung Oberste Raden - in Bezug auf Rögätz sind mir keine dieser Ortsbezeichnungen bekannt. Kann man das präzisieren?
Bisher nichts bekannt, der ZZ Bericht wurde in den 50ern niedergeschrieben. Befragung nicht mehr möglich. Im Oktober halte ich in Rogätz zum Kriegsende einen Vortrag. Margitta Häusler ist ganz heiß darauf. Da kann ich das Problem direkt ansprechen. Könnte sein, das noch mehr Leute dazu was wissen. Helmi
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Unscheinbar mit blauem Koffer Von Margitta Häusler.
Als vor 60 Jahren der Krieg zu Ende geht, halten sich im Gau Magdeburg-Anhalt über 370.000 Evakuierte auf. Darunter ein großer deutscher Physiker: Nobelpreisträger Max Planck. In Berlin vom Bombardement bedroht, finden er und seine Frau eine Bleibe auf dem Rittergut in Rogätz. In dem Elbedorf -20 Kilometer nördlich von Magdeburg- verbringen die Plancks über anderthalb Jahre. Bis sie am 16.Mai 1945 überstürzt ihre Sachen packen.
Das Haus Still, die Wissenschaft und die Plancks Hoch über der Elbe -auf einem Steilhang- thront das Herrenhaus von Rogätz. Es bildet mit dem nebenstehenden uralten Wohnturm aus Findlingsquardern das Wahrzeichen des heute 2.300 Einwohner zählenden Dorfes. Dorthin kommen Max und Marga Planck am 27.Oktober 1943. Sie sind nicht zum ersten Mal zu Gast auf dem Rittergut ihres Freundes, des Unternehmers Dr. Carl Still aus Recklingshausen. Diesmal jedoch kommt der 85jährige Max Planck aus Berlin nicht zur Erholung. Er flieht vor den Bombenangriffen, weiß der damals 18jährige Verwaltersohn Hans Knoll: „Planck war so unscheinbar. Mit der Kleidung war er recht spärlich bestückt. Planck war völlig unscheinbar. Wir haben den eher als Landstreicher angesehen, so hat er sich hier gegeben.“ Kaum jemand im Dorf kennt Max Planck, der Sachen trägt, die offensichtlich aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg stammen. Dass auf dem Gut auswärtiger besuch ist, scheint nicht ungewöhnlich zu sein. Stills laden ihre Freunde, darunter viele berühmte Wissenschaftler, regelmäßig zu sich ein, gehen mit ihnen auch auf die Jagd. Das Gästebuch könnte darüber Auskunft geben, wenn es in den Kriegswirren nicht verschwunden wäre. „Das Haus Still“ wird in behaglich, bürgerlicher Atmosphäre geführt. Ob in Recklingshausen oder in Rogätz, jeder gast wird umsorgt. Anzunehmen ist, dass viele Wissenschaftler auch zur Sommerfrische in Rogätz waren. So ist überliefert, dass Marston Morse aus Princeton (USA) zur Freude der ganzen Hausgemeinschaft auf der Orgel gespielt hat. In Recklingshausen sind vornehmlich die Göttinger Mathematikprofessoren regelmäßig zu Gast und auch der Physiker wie Max Born und James Franck. Da sie über die Molekularbewegung der Gase und die Wärmeausstrahlung vortragen, interessiert sich Carl Still als Unternehmer und Kokereianlagenbauer dafür. Natürlich sind auch Max und Marga Planck bei Stills zu Gast, zum Beispiel 1938, als Planck in Essen im Haus der Technik vorträgt. Ab Kriegsbeginn treffen sich die Stills mit den Vertretern von Mathematik und Physik in Rogätz. Das ist anhand der Korrespondenz überliefert. Eine Mappe mit vergilbten Papieren beginnt mit einem Brief vom Oktober 1942. Carl Still schreibt an Max Planck und es wird klar, dass in den drei vorher gehenden Jahren die Plancks ebenfalls in Rogätz waren. Von einer Erholung nach einer langen Vortragsreise im Ausland ist die Rede. Mit einem der Personenzüge von Berlin nach Stendal und dann nach Magdeburg gelangen die Plancks relativ bequem in das Dorf an der Elbe. Vom Bahnhof Angern-Rogätz werden sie mit der Kutsche abgeholt. Anfang Januar 1943 wird die bevorstehende Ankunft der Plancks in Rogätz erneut besprochen. Carl Still will auch aufs Rittergut kommen. Er schreibt, dass er dann aber keinesfalls den gelehrten mit seinem Manuskript zur Thermodynamik belästigen möchte, obwohl es für seine berufliche Arbeit von erheblicher Wichtigkeit wäre. Das möge für Planck aber keine Rolle spielen. Im übrigen wäre er ebenso glücklich, wenn er gelegentlich mit Planck über allgemeine religiöse, politische oder philosophische Fragen sprechen könnte. Als die Plancks Ende Oktober gänzlich nach Rogätz umziehen, bekommen sie dort Besuch von Max von Laue, ebenfalls Physiker, Nobelpreisträger und Nachfolger Plancks als Direktor der Berliner Universität. Christa Braumann geborene Stempel, die damals im „Schloss“ arbeitet und gemeinsam mit Plancks zum Mittag ißt, erinnert sich, dass der alte Mann ruhig sitzen blieb, als eines Tages Fliegeralarm war. „Erst esse ich auf!“ hatte Planck gesagt. Familie Still und ihre Angestellten unternehmen alles Mögliche, um den Plancks das Leben zu erleichtern. Es wird diskutiert und musiziert. Flügel und Harmonium soll der mit dem absoluten Gehör eifrig benutzt haben. Vorzugsweise spielte er Schubert und Brahms, seine Lieblingskomponisten. Stills beantragen Ende 1943 eine Betriebsverlegung auf das Gut Rogätz. Das Konstruktionsbüro soll von Recklingshausen umziehen, aber der Reichsminister für Rüstung und Kriegsproduktion lehnt ab. In einer Stellungsnahme des Beauftragten für Quartier- und Ausweichraum beim Reichsverteidigungskommissar vom 21.4.1944 heißt es: …da sämtliche Räume im Gutshof und in den Nebenräumen zur Unterbringung Bombengeschädigter, oder vorsorglich evakuierter Familien, sichergestellt sind. Soweit die vorhandenen Büroräume im Gasthaus in Anspruch genommen werden, habe ich Bedenken nicht zu erheben.“ Inzwischen ist Plancks Sohn Erwin nach dem Attentat auf Hitler verhaftet und angeklagt worden. Die Stills leiden mit den Plancks. Bis in den Herbst 1944 bleiben Stills in Rogätz, dann muss Carl Still in Recklingshausen nach seinem Betrieb sehen, obwohl er auch schon 75 Jahre alt ist. Ihn erreichte dort im Februar 1945 ein ergreifender Brief. In dem berichtet Marga Planck von der Zerstörung ihres Hauses in Berlin und dankt Karl Friedrich Still für die Mitnahme dorthin. Der Sohn des Freundes reist in dieser Zeit öfter nach Rogätz, um nach dem Gut und nach den Plancks zu schauen.
Spaziergänger mit schiefgelaufenen Schuhen Chronist Fritz Schulze berichtet, dass Planck von den Leuten im Dorf trotz seiner etwas seltsamen Kleidung sehr geschätzt wird, besonders von jenen Zeitgenossen, die engeren Umgang mit dem aufgeschlossenen Mann pflegen. Sie schildern ihn als lauteren Menschen mit klugem Blick. Spricht Planck, dann ist umgehend sein Äußeres vergessen. Es sind stille Tage, die der Professor und Geheimrat in Rogäzt verlebt. Während Marga Planck kaum das Haus verlässt, wird ihr kleiner, hagerer Mann öfter im Dorf gesehen, zum Beispiel bei seinem Gang zu Friseur Albert Giesecke, den er aller zwei Tage aufsucht. Planck -schreibt Schulze- hat in dem gleichaltrigen Veteran einen lieb gewordenen, verständnisvollen Gesprächspartner gefunden. Andere sehen den älteren Herrn beim Postholen. Zum Beispiel Lisa Wipprich: „Ja, ich habe ihn gesehen, wenn er seine Post holte. Die Post befand sich damals in der Nähe des jetzigen Friedensplatzes und auf dem Rückweg saß er dann auf dem Steintritt des Hauses von Dr. Teschner, dem damaligen Tierarzt. Planck ruhte sich dort aus, vielleicht hat er auch mit Teschner erzählt. Die Bedeutung des Max Planck kannte man zu damaliger Zeit nicht.“ Überliefert durch Fritz Schulze ist auch folgende Episode: Der Briefträger rief Planck einmal zu: He, junger Mann! Ich habe Post für Sie.“ Darauf entgegnete Planck lächelnd: „Das freut mich und danke Ihnen. Aber dass Sie mich als jungen Mann ansprechen, ehrt mich besonders, denn so bin ich lange nicht mehr angeredet worden.“ Bei seinen Spaziergängen wird Planck auch in der Seilerstraße gesichtet. Der damals zwölf Jahre alte Rolf Steffens beobachtet am Fenster seines Elternhauses, wie sein Vater Bruno über die Straße geht und mit dem kleinen alten Mann ein Schwätzchen hält. Dabei sitzt dieser auf der Friedhofsmauer und lässt die Beine baumeln, an den Füßen trägt er völlig schief gelaufene Schuhe. Eine schwere Arthrose macht Planck zu schaffen. Trotzdem oder vielleicht auch gerade deshalb verschaffte sich Planck täglich Bewegung. Dazu geht er auch viel durch den Park am Rittergut. Dort beobachtet ihn Rolf Krüger. Er spielt mit dem Sohn des Gutsbesitzers, Karl Friedel (Friedrich) Still, am Lindencorso, einer Baumgruppe gleich am Eingang zum Park.
„Ich bin wohl aus der Art geschlagen“ Kaum jemand hat eine Ahnung von Max Plancks großartiger Leistung, geschweige denn weiß ,man im Dorf etwas vom Strahlungsgesetz und der Quantentheorie, welche Grundlage wurde für ein völlig neues gebiet in der Physik und der einstieg für Einsteins Entdeckungen. Das Planck überhaupt Physiker wird, ist ihm bei seiner Geburt am 23.April1858 in Kiel nicht in die Wiege gelegt. Seine Ahnen, die aus Schwaben stammten, waren vornehmlich Theologen, Philologen und Rechtswissenschaftler. „Ich bin wohl der einzige, der aus der Art geschlagen ist“ sagt Planck einmal. Sein Vater Julius Wilhelm Planck war Professor der Jurisprudenz. Als dieser 1867 an die Universität München gerufen wird, besucht sein Sohn dort das Maximiliangymnasium in Schwabing. Beim Abitur 1874 erhält Planck in allen Fächern die Note „Zwei“ und das Zeugnis besagt: „Verspricht etwas Rechtes.“ Damit allerdings kann er nicht in die Höchstbegabtenstiftung des Maximilianeums aufgenommen werden. Zunächst weiß Planck nicht, soll er Musiker oder Wissenschaftler werden. Dass er sich für Letzteres entscheidet, daran hat sein Mathematiklehrer Hermann Müller wesentlichen Anteil. Dieser ist ein strenger Mann, wie Planck sagt, aber einer, der seine Schüler mitreißt bei allem, was Mathematik und Naturwissenschaft betrifft. Planck ist beseelt von der „Harmonie zwischen Strenge der Mathematik und andererseits…der Fülle der Naturgesetze, die uns umgeben.“ So studiert Planck an den Universitäten München und Berlin theoretische Physik und promoviert am 28.Juni 1879 mit seiner Arbeit über den zweiten Hauptsatz der mechanischen Wärmetheorie. Anschließend habilitiert er sich mit einer Abhandlung über thermodynamische Gleichgewichtszustände isotroper Körper. Weil aber an den deutschen Hochschulen kaum Lehrstühle für theoretische Physik existieren, muss Planck länger als ihm lieb ist in München bleiben. „Theoretische Physik ist ja ein ganz schönes Fach“ sagt ihm zum Abschied sein Hochverehrter Dozent von Jolly, „aber grundsätzlich Neues werden Sie da nicht entdecken.“ Davon aber lässt sich Planck nicht beirren. Er will den Naturgesetzen nachforschen. 1885 beruft ihn die Christian-Albrechts Universität in Kiel zum außerordentlichen Professor. Planck dazu, „...wenn ich auch im Elternhaus das denkbar schönste und behaglichste Leben führte, so war der drang nach Selbständigkeit doch immer stärker in mir geworden.“ In der Geburtsstadt findet er seine große Liebe Marie Merck und heiratet sie am 31.März 1878. Sie schenkt ihm vier Kinder, zwei Jungen -Karl und Erwin- und zwei Mädchen, Grete und Emma. Letztere sind Zwillinge. Weil jedoch das Zentrum der physikalischen Forschungen in jener Zeit Berlin ist, zieht es Planck dorthin. 1889 nimmt er seine Arbeit an der Spree auf und leitet das neu gegründete Institut für Theoretische Physik. Vier Jahre später wird Planck zum ordentlichen Professor ernannt. Und so bin ich, sagt er im Hörfunk, „eigentlich ein alter Berliner. Aber so richtig alte Berliner gibt es eigentlich gar nicht, die hier geboren sind. Das geht ja alles in den akademischen kreisen hin und her. Da kommt man von einer Universität zur anderen. Dafür bin ich eigentlich sehr sesshaft. Aber wenn man einmal in Berlin gelandet ist, kommt man ja schlecht weg. Denn hier ist schließlich doch der Mittelpunkt aller geistigen Bewegungen in ganz Deutschland.“ In Berlin begeistern ihn die Schriften von Claudius und der von ihm eingeführte Begriff der Entropie. Die Thermodynamik wird zum Hauptforschungsgebiet von Planck.
Auf der Suche nach dem Absoluten 1894 wird er von der preußischen Akademie der Wissenschaften zum Mitglied gewählt. Planck wird schließlich über die Grenzen der Berliner Universität bekannt, als er 1900 das elementare Wirkungsquantum „h“ entdeckt. Es handelt sich dabei um eine Art universeller Maßstab in der Natur. Das Strahlungsgesetz, nach dem die Energie elektromagnetischer Strahlen gequantelt ist, gehört zu seinen größten Leistungen. Er verkündet das Gesetz am 19.oktober 1900 uns am 19.Dezember dessen theoretische Ableitung jeweils in einer Berliner Sitzung der Deutschen Physikalischen Gesellschaft. Davon soll Planck seinem Sohn Erwin bei Spaziergängen im Grunewald erzählt haben. Dem damals Siebenjährigen gegenüber spricht der Vater von „einer der größten Entdeckungen seit Newton.“ Obwohl Planck ein überaus bescheidener Mann ist, ist doch anzunehmen -heißt es in einem Artikel der „Süddeutschen Zeitung“- dass Planck dem Sohn gegenüber das Superlative gewählt haben wird, um dem Jungen zu erklären, was er herausgefunden hat. Die Leistung selbst erkennt damals noch niemand und auch Planck ist sich der Bedeutung zunächst nicht voll bewusst. Als schönste und höchste Forscheraufgabe erscheint ihm „die Suche nach dem Absoluten.“ Trotz des Erfolgs hört Planck nicht auf den verlockenden Ruf nach Wien, wie er sagt, „aus vaterländischen Gründen.“ Ihm wird immens viel Ehre zu teil. So verleiht man Planck 1908 zum Beispiel den Titel Geheimrat. Ihn verbindet mit Albert Einstein ein besonderes Verhältnis. Ebenso wie Planck wagt sich Einstein weiter nach vorn. Als dieser 1905 seine zweit großen Arbeiten -die Lichtquantenhypothese und die Spezielle Relativitätstheorie- veröffentlicht, glaubt Planck noch, Einstein sei „über das Ziel hinausgeschossen.“ Später bezeichnet er die Relativitätstheorie „als Krönung des Gebäudes der theoretischen Physik.“ Er, der auf die Vereinheitlichung des Systems der theoretischen Physik und deren Vereinfachung drängt und forscht und Einstein werden Freunde. Glück und Tragik liegen in Plancks Leben steht’s dicht beieinander. 1909 stirbt seine Frau Marie an Lungenkrebs. Zwei Jahre später heiratet Planck erneut. Diesmal Marga von Hösslin, eine Nichte seiner verstorbenen Frau. Sie schenkt ihrem Mann den Sohn Hermann. Nachdem Planck 1915 mit dem Pour-le-merite für die Wissenschaft und Künste-einem staatlichen verdienstkreuz zurückgehend auf Friedrich II.- geehrt wird, fällt ein Jahr später Sohn Karl vor Verdun. Kaum davon erholt, ereilt die Plancks der nächste Schicksalsschlag. Die Zwillingstöchter Grete und Emma sterben 1917 und 1919 jeweils im Kindbett. Freund und Kollege Albert Einstein berichtet: „Planck hält sich für wunderbar tapfer und aufrecht, aber man sieht ihm den nagenden Kummer an.“ Just zu jener Zeit erhält der Physiker unendlich viele Gratulationen zum Nobelpreis. „In der Anerkennung der Dienstleistungen, die er zur Zuführung von Physik durch seine Entdeckung der Energiemenge übertrug“, lautet die Begründung. Die Übergabe erfolgt am 2.Juni 1920 in Stockholm bei der ersten Preisverleihung nach dem Krieg. Dort spricht Planck zum Thema „Entstehung und bisherige Entwicklung der Quantentheorie.“ Wie revolutionär seine Entdeckung ist, zeigt sich erst in den Jahren 1925(26. „Freilich hat es erst eine Reihe von Jahren gedauert, bis die physikalische Welt von meiner Entdeckung Notiz nahm. Denn anfänglich war sie in weiten Kreisen unverstanden, wurde ignoriert, wie es bei solchen neueren Sachen sehr oft geht“, sagt Planck über jene Zeit, „aber ich ließ mich zu keinem Augenblick durch diesen Mangel an Anerkennung betrüben oder ängstigen, denn ich war mir meiner Sache allzu sicher, um an dem endgültigen Erfolg zu zweifeln. Ich konnte also in aller Gemütlichkeit der weiteren Entwicklung entgegen sehen.“
Das Genie ist erkannt Der radikale Bruch mit alten Auffassungen beginnt, als die Quantentheorie von Niels Bohr und Werner Heisenberg vollendet wird. Man spricht vom „Umbruch im Weltbild der Physik.“ Fast alle führenden Physiker beteiligen sich am Aufbau der Quantentheorie. Einer von ihnen ist der aus Wien stammende und später in die USA emigrierte Victor F. Weisskopf. Dieser überträgt die bekannten Worte Churchills über die Rolle der britischen Jagdflieger in der Luftschlacht um England1940 im Rückblick auf die Quantentheorie und sagt: „Selten vielleicht noch nie in der Geschichte, haben so wenig Leute, so viel in so kurzer Zeit erreicht.“ Die Quantentheorie kann als die wichtigste Gedankenschöpfung des 20. Jahrhunderts bezeichnet werden. Planck sagt sie: „ist ein neuer Schritt auf dem Werg zur Naturkenntnis.“ Er ist 1943 fest davon überzeugt, dass die Theorie noch längst nicht zum Abschluss gelangt ist. „Ich glaube, dass wir in unseren begriffen noch manche Verallgemeinerung, manche Abstraktion vornehmen müssen, um zu einem ähnlich befriedigenden Verständnis der Naturgesetze zu kommen, wie früher die klassische Theorie gewährt hat, die wir jetzt aufgeben mussten. Ich glaube, dass die Arbeit weiter, viel weiter laufen muss, ehe wir zu einem solchen Abschluss gelangen…Zum Abschluss, zum endgültigen, werden wir nie kommen. Die wissenschaftliche Arbeiten wird nie aufhören. Es wäre schlimm, wenn es aufhören würde. Denn wenn es keine Probleme mehr geben würde, dann würde man die Hände in den Schoß legen und es kommt zur Ruhe, man würde nicht mehr arbeiten. Und Ruhe ist Stillstand und Ruhe ist Tod in wissenschaftlicher Beziehung.“ Max Planck ist Ende der 1920er Jahre das anerkannte Oberhaupt der deutschen Physiker. Er repräsentiert die Berliner Universität, die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften und die Berliner Gelehrten- und Künstlerkreise. Akademien im In- und Ausland machen ihn zu ihrem Mitglied. 1928 stiftet die deutsche Physikalische Gesellschaft die Max-Planck-Medaille. Im Alter von 72 Jahren zieht sich Max Planck von seiner Lehrtätigkeit zurück und übernimmt die Präsidentschaft der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft. In dieser Funktion setzt er sich 1933 bei Hitler persönlich für den Verbleib jüdischer Forscher ein, besonders für Albert Einstein und Fritz Haber. Vergeblich. Sie und viele andere verlassen Deutschland. 1936 wird Planck von seinem Amt als Präsident der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft abgelöst. Trotz ausdrücklichen Verbots durch die Regierung arrangiert Planck zwei Jahre darauf eine Gedenkfeier zum Tode von Fritz Haber. Bei einem großen Empfang zu seinem 80.Geburtstag sagt Max Planck in der Ansprache: „Möge ein gütiges Geschick es fügen, dass Frankreich und Deutschland zusammenfinden, ehe es für Europa zu spät wird.“ Als die Stadt Frankfurt/Main 1943 den Goethe-Preis an Planck verleihen will, verweigert Reichspropagandaminister Goebbels sein Einverständnis mit der Begründung. „da Planck sich bis in die letzte Zeit hinein für den Juden Albert Einstein eingesetzt hat.“ Doch seine Geburtsstadt Kiel lässt sich nicht davon abhalten, ihrem Sohn 1944 die Würde eines Ehrensenators der Christina-Albertina-Universität zu verleihen. „Das Glück eines Forschers“ sagt Planck einmal, „besteht nicht darin, die Wahrheit zu besitzen, sondern die Wahrheit zu erringen.“ Im Suchen liege die eigentliche Befriedigung. Seine Freunde und Schüler schildern ihn als außerordentlich gütigen, wohlwollenden und verständnisvollen Menschen, dessen Bescheidenheit seine ganze Lebensführung prägt. Wenn Planck verreist, dann nie erster Klasse, für ihn reicht die 2. oder gar die 3. Klasse. Lise Meitner sagt über Planck: „Er war von einer seltenen Gesinnungsreinheit und innerlichen Geradlinigkeit, der seine äußere Einfachheit und Schlichtheit entsprach. Es war von edelmütiger Naivität und voller Ehrfurcht vor den wunderbaren Gesetzmäßigkeiten des Naturgeschehens, die er als fromme Ordnung empfand…“ Schönste Erholung ist für Planck das Bergsteigen. Sein Wunsch nach vollkommener Harmonie erfüllt sich für ihn vor allem in der Musik. Seinen tag soll Planck streng eingeteilt haben. Berichtet wird von einer peinlich genauen Zeiteinteilung, einem geregelten Wechsel von Arbeit und Erholung. Völliges Ausspannen während mehrerer Ferienwochen gehört immer dazu, unter anderem in Rogätz auf dem Rittergut der Stills und bei der Kur in Amorbach im Odenwald. Dies bewahrt den großen Denker vor Überarbeitung und erhält ihm seine jugendliche Elastizität. Als markanteste Charaktereigenschaften werden immer wieder Freundlichkeit, Güte und Hilfsbereitschaft genannt. Lise Meitner: „Ich habe immer mit Bewunderung festgestellt, dass er nie etwas getan oder gesagt hat, weil es ihm nützlich oder schädlich hätte sein können. Was er für richtig erkannt hat, hat er durchgeführt, ohne Rücksicht auf die eigene Person.“
Planck - ein glühender Patriot Wer war Max Planck? Diese frage stellen sich Historiker immer wieder. War er Nationalsozialist oder Wissenschaftsfunktionär, war er ein heimlicher Widerständler oder ein unpolitischer Mensch? Im Rundfunk sagt Planck 1943: „In der gegenwärtigen Zeit darf sich ein Mann der reinen Wissenschaft nicht vermessen, bei den großen militärischen und politischen Entscheidungen, die für die Zukunft Deutschlands von ausschlaggebender Bedeutung sind, durch eigene Arbeit mitwirken zu wollen.“ Bewiesen ist, dass die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft in der Nazizeit nicht fleckenlos rein geblieben ist. So hat der Historiker Jens-Christian Wagner herausgefunden, dass mindestens 1.000 Personen Zwangsarbeit für die Gesellschaft geleistet haben, dass medizinische und psychiatrische Untersuchungen zur Rassen- und Gesundheitspolitik stattfanden. Bekannt ist Planck auch als glühender Patriot, der von einem starken Deutschland träumt. Vor dem Ersten Weltkrieg erfasst auch ihn wie so viele andere die Begeisterungswelle. Als der älteste Sohn Karl auf dem Schlachtfeld vor Verdun fällt, sagt Planck; Karl gehöre zu jenen, die „der Krieg gesund gemacht hat.“ Selbstverständlich bekennt er sich auch zur Revision des Versailler Friedensvertrages. Und er setzt sich kurz nach Hitlers Machtantritt für die Forcierung der Rüstungsforschung ein, wie Recherchen des Historiker Helmut Maier belegen. Anfang 1934 schreibt Planck der Deutschen Gesellschaft für Wehrpolitik und Wehrwissenschaften, dass die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft „welche schon seit längerer Zeit in enger Fühlungsnahme mit der Heeresleitung und mit der Marineleitung zusammenarbeitet, ein lebhaftes Interesse an der Pflege und dem Ausbau der Wehrwissenschaft“ hege. Obwohl sich Planck dem Regime andient, schreibt Hans Rubinich, sei er kein Anhänger der braunen Ideologie gewesen. Vielmehr denke Planck nationalkonservativ und ist ständig bemüht, das Ansehen Deutschlands zu erhöhen. Dabei soll die Wissenschaft helfen. Genau das Gegenteil bewirkt jedoch der Rausschmiss hochkarätiger Forscher jüdischer Herkunft. Unter dem schweren Verlust leidet Max Planck. Er betrachtet die „Katastrophenzeit…wie ein Naturereignis, ohne uns den Kopf darüber zu zerbrechen, ob es nicht auch anders sein könnte.“ Die Nationalsozialisten gehen widersprüchlich mit ihm um, Ehrungen werde zum Teil verweigert, jedoch 1943 eine Rundfunkaufnahme gemacht, die uns heute als CD überliefert ist. Bomben und Hinrichtungen Das Kriegsende trifft den betagten Max Planck und seine Frau schwer. Die Bombennächte in Berlin sind schrecklich für sie. Darum gehen sie Ende Oktober 1943 nach Rogätz. Mitte Februar 1944 wird ihr Haus völlig zerstört, alles hab und Gut, vor allem die wertvolle mathematisch-physikalische Bibliothek und der Schriftverkehr werden ein Raub der Flammen. Heute ist bekannt, dass Plancks Villa im Grunewald und die Institute der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft in Dahlem gezielt bombardiert wurden. Die Amerikaner glaubten, Max Planck arbeite mit am so genannten „Projekt Uran“ der Nazis, schreibt Thomas Powers in seinem Buch „Heisenbergs Krieg“. Planck aber ist in Wirklichkeit kaltgestellt, seit er sich für jüdische Kollegen eingesetzt hat. Und so vermutet Planck, dass der Führer rache an ihm nimmt, als nach dem Attentat im Juli 1944 sein 52 Jahre alter Sohn Erwin, Staatssekretär a.D. verhaftet und am 23.Januat 1945 hingerichtet wird. Das vierte von fünf Kindern und das einzig verbliebene aus der ersten Ehe ist tot. Mit diesem Sohn, wird berichtet, verbindet Planck ein besonders enges und vertrautes Verhältnis. Von seinem Tod erfährt er Ende Januar in Rogätz. Seine Schwiegertochter Nelly, eine Ärztin, überbringt die schreckliche Nachricht persönlich. Übermannt vom großen Schmerz, setzt sich Max Planck an s Klavier und spielt die Lieblingsmelodien seines Sohnes. Am 28.März 1945 schreibt er einem Freund: Sie trauern mir zu viel, wenn Sie die Meinung aussprechen, dass ich in mir die Kraft besitze, dem Schmerz nicht zu erliegen. Ich bemühe mich auch ernstlich, sie aufzubringen. Dabei kommt mir der Umstand zu Hilfe, was ich als eine Gnade des Himmels betrachte, dass mir von Kindheit an der feste durch nichts beirrbare Glaube an den Allmächtigen und Allgütigen tief im Inneren wurzelt. Freilich sind seine Wege nicht unsere Wege; aber das vertrauen auf ihn hilft uns durch die schwersten Prüfungen hindurch.“
„I know Max Schmeling…“ Zu jener Zeit rücken die Alliierten immer näher. Der Krieg ist zurückgekehrt in das Land, aus dem es entsprungen ist. Auch am Fluchtort Rogätz an der Elbe wird die Bedrohung greifbar. Als die Amerikaner schon ganz nahe sind, müssen alle Einwohner in den Wald fliehen. Dort begegnet Gertrud Ittner dem kleinen alten Mann. „Ich habe beobachtet, wie er sich die Häde wusch. Um sein Handgelenk war eine Handschelle und daran sein kleiner blauer Koffer befestigt.“ Nach der Einnahme von Rogätz am 13.April müssen die Menschen am 17.April noch einmal fliehen. Von östlicher Elbseite und von Norden aus Richtung Kehnert schießen deutsche Einheiten mit Granaten ins Dorf. Die Rogätzer werden evakuiert. Je nach Straßenzug, erinnert sich Hans Knoll: „Meine Mutter wurde mit den Plancks zusammen evakuiert, weil wir ja auch auf dem Gutshof wohnten. Sie wollte Plancks behilflich sein und den blauen Koffer nehmen. Nein, nein, also den Koffer nehme ich selber, sagte Planck zu Ihr. Den Koffer hat er nicht aus der hand gegeben. Unser Komplex hier musste nach Born (bei Haldensleben). Dort haben die Plancks wie alle anderen auf Heu und Stroh geschlafen. So viele Unterkünfte gab es ja in dem kleinen Ort gar nicht.“ Als der 88jährige Planck und seine Frau nach fast drei Wochen zurückkehren nach Rogätz ins Herrenhaus, haben es die Amerikaner zu ihrem Quartier gemacht. Die alten Leute wurden aufgenommen von Melkermeister Zeh, der schräg gegenüber vom Rittergut ein kleines Haus bewohnt. „Und da haben sie bloß ein oder zwei Zimmer gehabt. Als dann Karl Friedel (Friedrich) still, der Sohn vom alten Still kam, hat er die armselige Unterkunft gesehen und alles mobilisiert, um die Plancks hier wegzukriegen“ sagt Hans Knoll. Still fährt nach Wolmirstedt. „Als ar zu den Amis in die Kommandantur kommt, haben die gesagt: ,I know Max Schmeling, but not Max Planck. I never heard his name.’ „Ich kenne Max Schmeling, aber nicht Max Planck, den Namen habe ich nie gehört. Doch sie haben sich an die nächst höhere Kommandantur gewendet und dann ist das zugange gekommen.“ Zu einer Zeit, als in Deutschland nicht mal normaler Postverkehr möglich ist, wird nach Amerika telefoniert. Dort wird Professor Albert Einstein befragt und der handelt schnell. Eine amerikanische Kommission von Physikern und Offizieren fährt nach Rogätz. Mir dabei der Astrophysiker Gerhard Peter Kuiper, Vater der modernen planetarischen Wissenschaft. Alle wissen, Rogätz wird eines Tages den Russen übergeben. Am 16.mai 1945 stehen Kuiper und die anderen vor Max und Marga Planck. Innerhalb einer Stunde müssen beide ihre Sachen packen und Rogätz verlassen. Schon tags darauf übernehmen vorübergehend die Briten das gebiet. Marga Planck ist furchtbar aufgeregt. Was soll sie einpacken, was zurücklassen. Es geht zu verwandten nach Göttingen. Dort stirbt Max Planck am 4.Oktober 1947. Zuvor aber hat er die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft wiederbegründet, die noch 1946 umbenannt wird in Max-Planck-Gesellschaft. Die westlichen Alliierten planten schon, sie ganz aufzulösen. Nur Max Planck und seinem Auftritt bei der Newton-Gedenkfeier im Juli 1946 in London ist es zu verdanken, dass der Plan nicht in die Tat umgesetzt wird. Albert Einstein würdigt seinen Freund nach dessen Tod mit den Worten: „Wem es vergönnt war, der Menschheit einen großen schöpferischen Gedanken zu schenken, der hat es nicht nötig, von der Nachwelt gepriesen zu werden. Denn ihm war Höheres zuteil durch seine eigene Tat…“ Seine „Erkenntnis hat die Entwicklung der Physik in unserem Jahrhundert eingeleitet und nahezu vollständig beherrscht. Ohne sie wäre die Aufstellung der brauchbaren Theorie der Atome und Molekeln sowie der ihre. Umwandlung beherrschenden Vorgänge unmöglich gewesen…Indem sich die National Academy of Sciences vor diesem Mann verneigt, spricht sie die Hoffnung aus, dass die freie Forschung um der reinen Erkenntnis willen uns ungeschmälert erhalten bleiben möge.“
Quellen: „Max Planck-Wissenschaft und Leben“, suppose 2003 Köln „Das haus Still recklingshausen“ Broschüre, „Heisenbergs Krieg“ Thomas Powers, Roman „Zum 50. Todestag von Max Planck“ Universität Kiel, Auszug aus „300 Jahre Physik und Astronomie an der Kieler Universität von Charlotte Schmidt-Schönbeck 1965 „Der Führer dankt“; Hans Rubinich „Dem Gedächtnis Max Plancks“ The National Akademy of Sciences of the United States of America
Fortsetzung folgt
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Danksagung… Die Rogätzer Heimat- und Kulturfreunde bedanken sich recht herzlich bei allen Zeitzeugen, die uns im Gespräch vor dem Mikrofon, am Telefon und mit selbst geschriebenen Texten Auskunft gaben über ein Geschehen vor mehr als 60 Jahren. Ihre Erinnerungen, die Sie sehr aufgewühlt haben, machten diese Arbeit erst möglich. Danke!
Wir bedanken uns besonders herzlich bei Hans Skupin aus Bad Gandersleben, der uns einen wesentlichen Einblick in das Erleben jener deutschen Soldaten gab, die es am 13.April1945 nach Rogätz verschlagen hatte, die hier kämpften, fielen und in Gefangenschaft gingen. Außerdem gilt unser Dank Dr. Paul Kehlenbeck aus Hamburg, der uns freundlicher Weise den Abdruck von Auszügen aus seinen Büchern „Schicksal Elbe“ und „Die letzte Division“ gestattete. Ebenso unterstützt hat uns mit Bildmaterial und einem Band „Die Baskenmütze“ der Sohn Peter des verstorbenen Hans Blickendörfer. Danke!
Außerdem danken wir allen Leihgebern von Sachzeugen für die Ausstellung „Kriegsende in Rogätz vor 60 Jahren“ Wir danken insbesondere der Ohresparkasse für Ihre Unterstützung durch das Bereitstellen Mehrerer Luftbilder und dem Museum Wolmirstedt. Danke!
…und Wunsch Mögen künftige Generationen von Rogätz mit diesem Buch Einen Einblick in das Geschehen am Ende des Zweiten Weltkrieges bekommen und sie Verschont bleiben von neuen Kriegen!
ENDE
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Heute wieder einen ZZ aus Burg interviewt JG 1930. Er wurde noch Anfang April in Uniform gesteckt und rückte mit 30 Klassenkameraden nach Blumenthal an die Elbe. Dort befand sich eine 2 cm Flakbatterie am Deich aufgebaut. Gemeinsam mit 120 weiteren Kameraden, ges. 150 unter einem fanatischen Hauptmann morgens 5 Uhr am 14.4.45 mit Ruderbooten de am Ufer liegenden Kähne übergesetzt und Rogätz umzingelt, das bereits von Amerikanern besetzt war. Ort sollte zurückerobert werden. Die Jungs waren zuvor mit MPs und ausreichent Munition ausgerüstet worden. Es begann die Beschießung von Rogätz aus Handfeuerwaffen und zog sich bis Mittag hin. Von der 30köpfigen Gruppe kamen nur ca 12 und ein schwerverwundeter zurück. Insgesamt hohe Verluste für nichts... Ich habe 4 Bänder voll aufgenommen. Nach Abschrift präsentiere ich diese Geschichte komplett. Die Rogätzer bekommen dadurch auch neue Info...
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