Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges waren bei Polte in Magdeburg 15.000 Menschen beschäftigt. Diese Zahl blieb während der Kriegsjahre trotz der vollständigen Mobilmachung aller Wehrpflichtigen in etwa konstant. Ermöglicht wurde dies ab 1943 durch die "Beschäftigung" von Kriegsgefangenen und ZwangsarbeiterInnen, die gegen Ende des Krieges ca. 50% der Arbeitskräfte darstellten.
So heißt es bereits 1943 in einem Schreiben des Gewerbeaufsichtsamtes Magdeburg über die Betriebsstruktur des Poltewerks in der Poltestraße (heute Liebknechtstraße):
Gegenwärtig sind im Neuen und Alten Werk beschäftigt:
Deutsche Männer 4756 (36,6%)
West- und Ostarbeiter 1756 (13,5%)
Kriegsgefangene 88 (0,7%)
Deutsche Frauen 3796 (25,4%)
Deutsche Halbtagsfrauen 1533 (11,9%)
West- u. Ostarbeiterinnen 1552 (11,9%)
zusammen 13001 (100,0%)
In den nächsten Tagen werden der Firma 100 kriegsgefangene sowjetische Offiziere für die Geschützhülsenfabrik und 200 militärinternierte Italiener für die Patronenfabrik zugewiesen. [...] Von der Draht- und Metallwahrenfabrik Salzwedel [...] sind 55 Polinnen und 15 Französinnen übernommen wurden. (Landesarchiv Magdeburg - LHA -: Akte Polte-Magdeburg, 07.04 717M, Nr. 270, Blatt 8.)
Die ZwangsarbeiterInnen bei Polte wurden zunächst in mehreren provisorischen Lagern, u.a. in der Diesdorfer Straße und am Junkersberg untergebracht. Außerdem wurden in den Kriegsjahren 300 Gefangene aus Zuchthäusern und 200 sowjetische Kriegsgefangene aus dem Lager Altengrabow im Hauptwerk des Rüstungskonzerns zur Arbeit verpflichtet. Am 14. Juni 1944 wurde gegenüber dem Hauptwerk in der Poltestraße ein Außenlager des KZ Ravensbrück und ab 1. September 1944 des KZ Buchenwald errichtet. Hier waren im letzten Kriegsjahr etwa 3000 weibliche - unter ihnen Jüdinnen aus Estland, Lettland und Rumänien - sowie 600 männliche Häftlinge untergebracht, die bei Polte unter unmenschlichen Bedingungen arbeiten mußten. Das Lager stand unter SS-Bewachung, die jedes noch so kleine Vergehen gegen die grausamen Vorschriften mit Peitschenhieben beantwortete.
Leistete ein Häftling Widerstand oder setzte sich gegen die brutalen Übergriffe der BewacherInnen zur Wehr, wurde er bzw. sie im Lager öffentlich gehenkt. Lisbeth Kneis, 1944/45 Arbeiterin bei Polte und Augenzeugin eines solchen Vorfalls, berichtete in der Volksstimme vom 6. Oktober 1956 (S. 2): Gegenüber dem heutigen Haupteingang des Werkes war das KZ-Lager der Zwangsarbeiter. Als ich in die Nähe des Lagers kam, sah ich hell erleuchtet den errichteten Galgen und hörte den verzweifelten Aufschrei der vielen Gefangen. Sie mußten mit ansehen, wie ihre Kameradin, die die unmenschlichen Grausamkeiten der SS-Banditen nicht mehr ertragen hatte, öffentlich gehängt wurde.
Mit dem Heranrücken der US-amerikanischen Armee begannen die Deutschen, das dichte Netz der Konzentrations- und Zwangsarbeitslager aufzulösen. So machten sich auch die Schergen des Polte-Werks daran, die werkseigenen Lager zu "evakuieren". Der Lagerteil für männliche Häftlinge wurde am 11. April 1945 aufgelöst und seine Insassen "auf Transport" in den Tod geschickt. Das Frauenlager wurde zwei Tage später evakuiert. Die 3.000 inhaftierten Frauen mußten an diesem Tag um 6.00 Uhr in der Früh zum Stadion "Neue Welt" marschieren. Ein Magdeburger erinnerte sich an den Anblick des Zuges der ausgemergelten Häftlinge: „Nach dem "Feindalarm" am 11.4.1945 wurden etwa 3000 Häftlinge aus dem genannten Lager durch die schon schwer zerstörte Stadt in das "Stadion Neue Welt" von Wachmannschaften getrieben. Es muß aber einigen der Häftlinge gelungen sein, sich diesem Todesmarsch durch Flucht zu entziehen. Sie irrten durch die Straßen. [...] Auf der großen Kreuzung Sedanring/Poltestraße war ein Pferdefuhrwerk zurückgeblieben auf dem sich zahlreiche Koffer und andere Gepäckstücke befanden. Vermutlich gehörten diese Angehörigen der Wachmannschaft. Als sich die Häftlinge dem Wagen näherten, wurden sie von einigen bewaffneten Hitlerjungen bedroht. Es sah ganz danach aus, daß sie auch bereit waren zu schießen. Andere Gleichaltrige schritten jedoch ein, so daß es nicht zu einer Erschießung kam.“
Die durch Arbeit und Hunger völlig erschöpften Zwangsarbeiterinnen kamen gegen Mittag im Stadion an. Als das Stadion unter Granatenbeschuß der US-Amerikaner geriet, ermordeten SS-Bewacher etwa 500 Häftlinge.
[ Editiert von MilitariaMD am 07.05.12 20:28 ]
Falls nicht anders deklariert, stammen hochgeladene Bilder aus meinem Privatarchiv !
Ab 1938 war der Duderstädter Arbeitsmarkt fast völlig ausgeschöpft (seit 1936 hatte ein Aufschwung in der Rüstungsindustrie stattgefunden), sodass man für den Bau der Anlagen auswärtige Arbeitskräfte, vor allem aus Magdeburg, auf der Baustelle einsetzte. Diese reichten nicht aus und so arbeiteten bis 1941 insgesamt 500 ausländische Fremdarbeiter auf der Baustelle, welche sich zum großen Teil freiwillig zum ein- oder mehrjährigen Arbeitsdienst verpflichtet hatten.
Die Bedingungen waren schlecht und unzureichend aber dennoch besser als auf anderen vergleichbaren Baustellen im Reich. Trotzdem flüchteten Arbeiter oder kamen nicht aus dem Heimaturlaub zurück.
Einsatz von Frauen infolge des Arbeitskräftemangels
Ab Sommer 1941 begann die Fertigung der 2 cm- Munition. Das Soll konnte aber nicht erfüllt werden, weil zum einen Arbeitskräfte fehlten und zum anderen die Zulieferung von Werkzeug, Stahl und Pulver nur schleppend voranging. Dies änderte sich im Frühjahr 1943.
Weil der Arbeitskräftemangel durch den Einsatz von Männern im Wehrdienst oder in anderen Rüstungsbetrieben, anhielt, bekam Polte Ende 1941 bis Anfang 1942 mehrere Hundert geforderte einheimische Frauen als Arbeitskräfte zugewiesen. Zeitgleich endeten die Verträge vieler Fremdarbeiter. Von den über 500 ausländischen Arbeitern bleiben 80 für die Produktion zurück.
Zwangsarbeit im Polte-Werk
Ab November 1941 beschäftigte Polte 100 Zwangsarbeiterinnen aus Frankreich, Holland, Serbien und Kroatien, denen im Januar 1942 5o weitere folgten. Auch 200 polnische Zwangsarbeiter wurden Polte zu dieser Zeit zugewiesen.
Die Arbeits- und Lebensbedingungen der Zwangsarbeiter waren schlecht. Sie hatten schwere körperliche Arbeiten, bei geringer Lebensmittelration, zu verrichten und waren schlecht untergebracht. Viele Frauen hielten den hohen Belastungen nicht Stand und wurden wegen Krankheit in die Heimat entlassen. Außerdem starben Arbeiterinnen an Tuberkulose und an den Folgen von Unfällen.
Es gab zwei Unterbringungslager in Duderstadt, in denen unterschiedliche Bedingungen herrschten. Eines der Lager war stark überbelegt und ihm fehlten sanitäre Einrichtungen. In diesem Lager wurden vor allem, die in der Lagerhierarchie weit unten stehenden Ostarbeiterinnen untergebracht. Sie durften das durch einen 1,50 m hohen Lattenzaun und durch Stacheldraht gesicherte Lager „Am Westerborn“ nicht verlassen und waren weiteren Sanktionen ausgesetzt. Infolge dieser schlechten Lebensbedingungen starben in diesem Lager über 22 Menschen.
Später verlegte man auch 120-180 französische Kriegsgefangene in das Lager. Sie wurden besser behandelt und konnten Gutscheine für zusätzliche Lebensmittel oder Güter wie Zigaretten und Seife erlangen. In beiden Lagern, also sowohl „Am Westerborn“ als auch im zweiten Lager, „Am Euzenberg“, wurden die Insassen schlecht mit Lebensmitteln versorgt.
Der Arbeitskräftemangel konnte bis Anfang 1944 nicht durch Fremdarbeiter und Kriegsgefangene gedeckt werden.
Im Sommer 1944 wurden ungarische Jüdinnen nach Auschwitz-Birkenau deportiert und von dort in das „Verteilungslager“ Bergen-Belsen gebracht. Im Oktober erreichte ein Transport mit 750 jüdischen Frauen aus Bergen-Belsen Duderstadt.
Auszug: “Überblick über Anzahl und Einsatz der weiblichen Häftlinge des Konzentrationslagers Buchenwald am 31. März 1945”
Unterbringung der Häftlinge
Das Lager der KZ-Häftlinge bestand aus zwei Holzbaracken ohne jegliche Isolierung und einem Waschraum. Es befand sich auf dem Gelände einer Möbelfabrik. Weil die Baracken viel zu klein waren, weitete man das Lager auf das Fabrikgebäude aus, in welchem sich 20-30 Menschen einen Raum zu teilen hatten. Die KZ- Aufseherinnen und die SS-Soldaten waren im selben Gebäude untergebracht. Das Lager war durch einen 2,50 m hohen elektrisch geladenen Stacheldrahtzaun mit zusätzlichem Bretterverschlag, als Sichtschutz, gesichert. Ein Meter entfernt schloss sich im Lagerinneren ein 1,50 m hoher Bretterzaun mit Stacheldraht an.
Behandlung der Häftlinge durch Wachposten und Aufseherinnen
Die Lagerleiter SS- Oberscharführer Walter Reißig (bis Januar 1944) und Eduard Jansen (danach) standen den 13-14 Wachposten der SS und den 18 KZ- Aufseherinnen vor. Die Aufseherinnen stammten aus Duderstadt oder dem näheren Eichsfeld und wurden 14 Tage im KZ Ravensbrück für den Umgang mit KZ-Häftlingen geschult. Ihre Aufgabe bestand darin, die Häftlinge zum Essen und zur Arbeit zu bringen und sie währen dessen zu beobachten.
Die Häftlinge wurden von den Aufseherinnen beschimpft, angeschrieen und körperlich gequält. So wurden den Häftlingen beispielsweise, um sie zu schikanieren, Toilettengänge nur zu festen Zeiten gestattet. Bei Zuwiderhandlung wurden die Frauen geschlagen und es wurde ihnen mit dem Tode gedroht. Neben diesem hohen psychischen Druck litten die Häftlinge auch unter Hunger, denn die Verpflegung, bestehend aus einer Ration Kaffe, einer wässrigen Suppe und aus zunächst 400 g, später 200 g Brot am Tag, reichte nicht aus, um die besonders schwere Arbeit der KZ- Häftlinge leisten zu können.
Krankheiten konnten nicht behandelt werden, weil für die Häftlinge keinerlei Medikamente bereitstanden. Bei ernsten Krankheitsfällen drohte die Rückführung ins Stammlager und damit der Tod. Aus diesem Grund verschwiegen die Frauen Verletzungen, Krankheiten und Fieber bis 38 °C.
Es ist bekannt, das vier jüdische Häftlinge in den ersten zwei Monaten ihrer Gefangenschaft in Duderstadt starben. Man hat sie auf dem jüdischen Friedhof in Duderstadt beerdigt.
Evakuierung und Kriegsende
Anfang März 1945 kam die Produktion fast vollständig zum Erliegen. Mitte März folgte die Endabrechnung der im Monat erbrachten Arbeitsstunden. Am 5. 4.1945 wurden die Häftlinge aus Duderstadt wegtransportiert und einen Tag später in geschlossenen Eisenbahnwaggons, ohne Verpflegung, nach Theresienstadt gebracht. In Duderstadt ordnete die Firmenleitung an, Unterlagen zu vernichten und das restliche Pulver zu verladen.
Der Rüstungsbetrieb Polte wurde am 9.4. von amerikanischen Truppen besetzt und nach ihrem Abzug der britischen Militärregierung übergeben. Zwischen Mai und Dezember 1945 wurden die Demontagegüter für den Transport nach Großbritannien vorbereitet. Nachdem zwischen März 1945 und Oktober 1945 die Royal Air Force die Gebäude, die ausschließlich für die Kriegsproduktion nutzbar waren, sprengte, gab sie die restlichen Gebäude zur Umstellung auf Friedensproduktion frei.
Die niedersächsische Landesregierung siedelte fortan gewerbliche Mieter an. 1959, 1962 und 1965 kaufte der Bund insgesamt 34 ha mit 14 Gebäuden für den Bundesgrenzschutz.
[ Editiert von MilitariaMD am 07.05.12 20:44 ]
[ Editiert von MilitariaMD am 07.05.12 20:48 ]
Falls nicht anders deklariert, stammen hochgeladene Bilder aus meinem Privatarchiv !
Eine PDF-Dokumentation von Herrn Schmidt (Texte) und Menzel (Luftbilder mit Kennzeichnung) zu KZs u. Zwangsarbeit - Lager und Arbeitsstätten in Magdeburg. Die auf den LBs grün eingefassten Lager (Baracken) sind noch nicht identifiziert.
Von der Stiftung EVZ anerkannte Zeiträume für die Nutzung als Haftort für Zwangsarbeiter: 1933 - 1945
Haftanstalten und Straflager der Justiz (Deutsches Reich)
Nebenlager :
Außenkommando des Strafgefängnisses Magdeburg-Neustadt in Staßfurt bei den Deventer-Werken Außenkommando "Ersatz-Verpflegungsmagazin" des Strafgefängnisses Magdeburg-Neustadt Außenkommando des Strafgefängnisses Magdeburg-Neustadt bei den Polte-Werken Außenkommando des Strafgefängnisses Magdeburg-Neustadt in Karith-Pöthen
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Denkmal zur zerstörten Synagoge in der Innenstadt :
Während der Novemberpogrome wurde die Synagoge von SA, SS und Hitler-Jugend im Inneren zerstört. Das in anderen Städten erfolgte in Brand setzen erfolgte in Magdeburg wegen der nahen Wohnbebauung der Altstadt nicht. Der zur Einweihung 1851 gestiftete Tora-Vorhang konnte gerettet werden und befindet sich noch heute im Besitz der Synagogengemeinde.
Im Frühjahr 1939 wurden sämtliche Gebäude der Synagoge gesprengt.
[ Editiert von MilitariaMD am 17.09.12 10:36 ]
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(eine Bitte an die Admin. dieses richtig einzuordnen)
Ort Magdeburg
Datierung 27.05.1945
Fotograf Unbekannt
Original-Bildlegende Affidavit re authenticity of still photograph. / / Frangedakis, P. E., Capt., CE., 01105440, being me duly sworn, upon his oath, deposed and stated as follows to wit : / / That I have been assigned to War Crimes investigative duties by duly constituted authority; that I was present at the time and directed and supervised the taking of the photograph affixed to the reverse side hereof, which photograph is marked Exhibit 29 and bears my personal signature; that said photograph was taken on the 27th day of May 1945 at Magdeburg, Germany, (See map Germany 1/250, 000 Y57-Y04, sheet M53), that it is a true and correct reproduction of and accurately depicts a view of a half opened grave of inmate of Arbeitslager 101 Buchenwald Polte Department, allegedly murdered by SS. / / P. E. Frangedakis / Capt. CE, / Investigating Officer / / Subscribed to and sworn before me this 1st day of June 1945. / / John B. Higby / 1st Lt, Infantry / Investigating Officer
Motiv Halbgeöffnetes Grab auf dem Gelände des Buchenwalder Außenlagers Magdeburg-POLTE.
Kommentar zur Provenienz Das Foto gehört zu einer Bilddokumentation der amerikanischen Ermittlungsbehörden zum Buchenwalder Außenlager Magdeburg-POLTE. Die Dokumentation ist Teil des "War Crimes Branch"-Bestandes "Cases not tried" und befindet sich in den Ermittlungsunterlagen des "Case 000-66-161 Magdeburg".
Fotoserie Die Serie, bezeichnet mit Exhibit 27-32, besteht aus sieben Bildern, die alle am 27. Mai 1945 aufgenommen wurden. Ob die Serie ursprünglich aus weiteren Fotos bestand, ist unbekannt.
Notate –
Herkunftsarchiv National Archives, Washington
Herkunftssignatur RG 549, Cases not tried, Box 389
Ich wüste nicht, dass bei B so viele "Salzgitterbunker" gewesen sin sollen. Es handelt sich hier Um KZ-Lager "Magda" . Für wen hätten die N hier so viele Bunker gebaut?, für die KZ Insassen???? Nein, das sind Baracken. A ist die Siedlung wo viele KZ-Aufseher mit Familien wohnten, aber auch andere Nationalsozis. Die wollten nach dem Krieg von den Fenstern aus nicht einmal gesehen haben, dass da ein KZ vor der Haustür stand.
[ Editiert von Administrator MAGADO-2 am 16.11.12 20:17 ]
Magado-2 Wenn nicht anders ausgewiesen, dann Sammlung/Eigentum Magado Bilder/Beiträge dürfen "Nichtgewerblich" genutzt werden.
Zum vorhergehenden Bild des geöffneten Grabes. Die Stelle selbst läßt sich nicht zuordnen, aber das Polte KZ. Es stand dem Poltewerk (MAW) genau gegenüber.
Magado-2 Wenn nicht anders ausgewiesen, dann Sammlung/Eigentum Magado Bilder/Beiträge dürfen "Nichtgewerblich" genutzt werden.
• Lager wurde am 11. April 1945 (Männer) und am 13. April 1945 (Frauen) evakuiert (Todeszug der Häftlinge zum Stadion „Neue Welt“ östlich der Elbe)
• Massaker im Stadion „Neue Welt“
- 13. April 1945: Evakuierung der inhaftierten Frauen und Männer durch Angehörige des Volkssturms und der Hitlerjugend
- Häftlinge geraten auf dem Gelände des Stadions „Neue Welt“ (ostelbisch, an der Berliner Chaussee, Magdeburg) unter Artilleriebeschuss amerikanischer Truppen
- Wacheinheiten des Volkssturms und der Hitlerjugend reagieren auf Panik und Fluchtversuche der Häftlinge mit Waffengewalt
- mindestens 42 Häftlinge werden erschossen, Überlebende sprechen von deutlich mehr Todesopfern des Massakers
Literatur
• Begrich, Pascal: Die Polte OHG und das Außenlager des KZ Buchenwald Polte-Magdeburg, Magisterarbeit, Magdeburg 2003.
• Ders.: Das Frauen-KZ der Polte OHG in Magdeburg, in: Detlef Schmiechen-Ackermann u. Steffi Kaltenborn (Hg.), Stadtgeschichte in der NS-Zeit, Münster 2005, S. 123-134.
• Ders.: Magdeburg (Polte-Werk OHG) (Männer), in: Wolfgang Benz u. Barbara Distel (Hg.), Der Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager, Bd. 3, München 2006, S. 518-520.
• Ders.: "Man passte auf, dass man uns leiden ließ." KZ-Häftlinge in Magdeburg, in: Matthias Puhle (Hg.), Unerwünscht – Verfolgt – Ermordet. Ausgrenzung und Terror während der nationalsozialistischen Diktatur in Magdeburg 1933-1945, Magdeburg 2008, S. 317-328.
Gedenkzeichen am Ort
• seit Mitte der 1970er Jahre Mahnmal gegenüber dem ehemaligen Hauptgebäude der Polte-Werke in der Liebknechtstraße in Form eines ehemaligen Lagertors
• Gedenkstein in Erinnerung an das Massaker vom 13. April 1945 auf dem Gelände es ehemaligen Stadions „Neue Welt
Besondere Zeugnisse/Quellen/vorhandene Objekte des ehemaligen Außenlagers am Ort
In Altengrabow im jetzigen Landkreis Jerichower Land gab es bereits während des Ersten Weltkrieges ein Lager mit ca. 12.000 Kriegsgefangenen
Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges wurde in der Nähe des Truppenübungsplatzes das „Stammlager für Mannschafts – und Unteroffiziersdienstgrade XI A“ (STALAG XI A Altengrabow) eingerichtet. Es gehörte zum Wehrkreis Hannover. In ihm wurden Kriegsgefangene aus mindestens 12 Ländern festgehalten.
Nach dem Angriff Hitlerdeutschlands auf die Sowjetunionim Jahre 1941 wuchs die Zahl der hier Gefangenen erheblich. Im Jahre 1942 befanden sich etwa 49.500 Menschen im STALAG XI A, in der Hauptsache sowjetischer Herkunft. Das Lager bestand im Jahr 1939 aus 15 mehrgeschossigen Massivbauten, 35 gemauerten Baracken, 25 hölzernen Baracken sowie 25 Pferdeställen. Während des Krieges musste es von den Gefangenen weiter ausgebaut werde. Besonders den sowjetischen Gefangenen wurden auch Pferdeställe und andere Notunterkünfte zugewiesen.
Etwa 80% der Gefangenen waren auf Außenlager verteilt, sogenannten „Kommandos“, wo sie vor Allem in der Rüstungsindustrie und in der Landwirtschaft arbeiten mussten. Es gab etwa 1.700 solcher Außenstellen („Außenkommandos“). Bereits im Jahre 1941 traten wegen der schlechten Bedingungen im Lager erste Epidemien auf, die zahlreiche Opfer forderten. Die harten Lagerbedingungen schlossen Terror und Erschießungen vor Allem sowjetischer Politoffiziere und Kommandeure ein. Am 01. Januar 1945 befanden sich im STALAG XI A 62.300 Kriegsgefangene, neben den erwähnten aus der Sowjetunion auch aus den USA, Frankreich, Großbritannien, Italien, Polen, Belgien und den Niederlanden.
In den ersten Maitagen 1945 wurde das Lager durch ein Kommando der 83th US-Infantry-Division teilevakuiert, indem US- und andere Gefangene der westlichen Alliierten befreit worden sind. Unmittelbar darauf übernahmen am 04. Mai 1945 Truppen der 1. Ukrainischen Front das Lager mit den verbliebenen Insassen.
Eine genaue Anzahl der im STALA XI A umgekommenen Menschen konnte bisher nicht ermittelt werden. Dazu bedarf es weiterer Forschungen, die in Zusammenarbeit mit der Gedenkstättenstiftung Sachsen-Anhalt auf den Weg gebracht werden sollen.
Bis zu ihrem Abzug wurde das Gelände des Tuppenübungsplatzes einschließlich der Gebäude des ehemaligen STALAG XI A von den sowjetischen bzw. russischen Truppen genutzt.
Die Gebäude des STALAG XI A wurden zum größte Teil abgerissen bzw. umgebaut. Mit der Herrichtung des Truppenübungsplatzes für die Bundeswehr ab dem Jahr 1994 verschwanden auch die letzen baulichen Zeitzeugen von der Bildfläche.