Vorab : Professor Hugo Junkers hat mit dem" Junkerswerk " in der Magdeburger nichts, gar nichts zu tun!
Hugo Junkers hat 1913 die "Junkers Motorenbau Gmbh" in der Fichtestraße ( heute Kulturwerk Fichte) gegründet. Diese Firma wurde auf Gesellschafterbeschluss 1919 nach Dessau verlegt, auf Grund eines erneuten Gesellschafterbeschlusses 1923 nach MD zurückverlegt ,Sandtorstraße 6 ( dort wo heute die Umspannstation neben der rechten Seite der Tunnelausfahrt am Askanischen Platz ist). 1935 gab es wieder einen Gesellschafterbeschluss, der diese Firma dann nach München verlegte ( hier war Hugo Junkers bereits schon verstorben. ( Quelle:Ehnert / Ehnert " JUMOS und Kaninchenställe Verlag,1996)
Nachdem Hugo Junkers durch die Nazis 1933 völlig "kalt " gestellt wurde,( aller Patente entmachtet und das betreten sämtlicher Werke verboten war und am 03.02.1935,an seinem 76. Geburtstag in Gauting bei München starb), wurde die Junkers Flugzeug und Motorenbau A.G. in Dessau gegründet. Standorte waren:
JFM Junkers Flugzeug und Motorenwerk, Stammwerk Dessau,JFD Junkers Flugzeugwerk Dessau,JMD Junkers Motorenwerk Dessau,OMW Otto Mader Werk ( Entwicklungsbüro f.Triebwerke etc.)
FZS Flugzeug Zweigwerk Schönebeck,FZB Flugzeugbau Zweigwerk Bernburg,FZH Flugzeug Zweigwerk Halberstadt,FZL Flugzeugzweigwerk Leopoldshall ( Stassfurt),FZA Flugzeugzweigwerk Aschersleben,MZM Motorenbau Zweigwerk Magdeburg,MZK Motorenbau Zweigwerk Köthen,.....es war bis zur Auflösung 1945 Europas größter Flugzeugbau Konzern!
Die JFM A.G. hat im April 1935 die Magdeburger Werkzeugmaschinenfabrik AG ( MWF) übernommen, nach Übernahme der MWF in die JFM A.G. wurde das MZM gegründet. Hauptprodukte waren der Reihenflugzeugmotor JUMO 210, danach dann der JUMO 211 sowie der JUMO 213. Des weiteren wurden Einspritzpumpen für die genannten Motore, Zahnräder, Luftschraubengetriebe nach Junkers Bauart sowie Metall- Luftschrauben ( Junkers) und Hamilton ( Holz) gefertigt. Im Magdeburger werkwurde auch dasProjekt " RTO", also die Grundlagenforschung zum späteren ersten einsatzfähigen Düsentriebwerk JUMO 004 durchgeführt. Dieses Strahltriebwerk, in der Serie als JUMO 004 -b bezeichnet, wurde ebenfalls in MD gefertigt.
Betriebsdirektoren waren DR. v. Brauchitsch und Herr Wilhelm Hartmann. Im MZM wurden Techn. Zeichner, Flugmotorenschlosser und sog. M-Boys ( Militärschüler) ausgebildet. Nicht nach Ausbildungslänen von Hugo Junkers, sondern nach den neu erstellten Lehrplänen des Reichsluftfahrtministeriums. Da die Ausbildung immer mehr Platz benötigte, wurde die ehem. Zuckerfabrik "Hennige" , gekauft und zur Ausbildungsstätte umgebaut. Dort stand im Obergeschoss eine ausgemusterte JU 88-A4, die in MD Ost landete, dort vollständig zerlegt wurde und von Lehrlingen im MZM ( Hennige) wieder auf gen. Etage zusammengestzt wurde. Das Gebäude, auch ehem. Gebäude des VEB Werkzeugmaschinefabrik MD, steht heute ebenfalls noch, wurde aber zwischenzeitlich renoviert.
DAS MZM wie das MZK wurden verlagert und als sog. Nordwerke AG in den Kohnstein bei Nordhausen verlegt. Das "Fremdarbeiterlager" des MZM befand sich direkt gegenüber des Verwaltungsgebäudes, dort wo heute eine Baumaschinenverleih ist. Die südl. Grenze des Werkes war die Wasserkunststraße,die westl. Grenze die Nachtweide, die nördl. Grenze die Kastanienallee, die östl. Grenze der Lauf der Schrote.
In MD Rothensee entstanden noch weitere Motorenprüfstände, ( geplant waren 21,fertig wurden wohl nur 2 ),diese befanden sich gegenüber des heutigen ENERCON - Werkes, ungef. dort wo heute die beiden Windräder stehen. Betonreste desehem. Feuerlöschteiches waren vor 2 Jahren noch sichtbar.
Im Dezember 1945 erteilte die SMAD den Befehl, das Werk vollständig zu demontieren. Die dabei gewonnenen und verwendbaren Stahlträger der Hallenkonstruktionen wurden beim Bau der Widerlager für die Wilhelm Pieck Brücke ( heute Jerusalem Brücke) verwendet. Der letzte amtierende Haupttechnologe des MZM, Herr Moritz Schöbel schaffte es einige Maschinen zu retten, die später dann zum Aufbau des VEB Werkzeugmaschinen Magdeburg gut Dienste leisteten.
Der Werkleiter,Herr Wilhelm Hartmann ist bei Kriegsende zus.mit dem Kfm. Direktor ,Herrn Winterheim und dem Betriebsobmann zum Gut Plotho, bei Lüttgenziatz geflüchtet, wo er am 07.05. und am 08.05.1945 von den Russen erhört wurde und am Abend des 08.05.195 verhaftet wurde. Er starb dann im Jahre später im " Gelben Elend" in Bautzen in sowj. Gefangenschaft.
Die Werkswohnung des "Betriebsführers" befand sich in der Herdersraße 21, Ecke Uhligstraße. Diese Gebäude diente bis zum Ende der DDR als Gästehaus des Rates des Bezirks Magdeburg.
Sehr interessant, erst kürzlich habe ich das Buch "Hugo Jukers - Der Mensch und das Werk" von Richard Blunck gelesen. Ausgabe Wilhelm Limpert Verlag Berlin, 1943. Dieses Buch wurde von einem seiner Mitarbeiter, der Hugo Junkers die letzten 7 Jahre begleitete, verfasst. Interessanterweise sind kritische Äusserungen zur feindlichen Übernahme der Junkers-Werke und seiner ingesamt 178 Patente in diesem Buch deutlich zu vernehmen, trotz der möglichen Zensur in den 40er Jahren.
Wenn Hugo Junkers dich als Person und seine Forscherleidenschaften interessieren, so kann ich dir dieses Buch ans Herz legen, da es eben von einem Menschen geschrieben wurde, der aus einem nahen Umfeld stammt und aus erster Hand überzeugend berichtet.
Was aber für mich eine völlig neue Erkenntnis war, ist, dass die allseits bekannte Tante Ju (Ju52) schon gar nicht mehr aus der Feder von Hugo Junkers stammt. Zu der Zeit der Entwicklung dieses aussergewöhnlichen Vogels hatte Junkers bereits das Interesse an der Luftfahrt verloren und schwenke seine Aufmerksamkeit wieder der Grundlagenforschung zu.
es ist vollkommen richtig , das unter der Führung von Hugo Junkers die Ju 52,später dann auf Forderung der Luft Hansa die ju 52mit zwei weitern Motoren versehen zur allseits bekannten JU 52 3/m gebaut wurde. Da es "das" Flugzeug der Junkerswerke war, wurde es natürlich weitergebaut ( Dessau, Bernburg, dann Spanien, besetzte Tschechoslowakei, Frankreich) und zuerst als Behelfsbomber im Spanienkrieg ,später als Transporter, Fallschirmabsetzer etc. vielseitige Verwendung fand, bis heute. Neben der DC 3 war es das Flugzeug, was bei ausfall von 2 Motoren, DC 3natürlich Ausfall eines Motors starten , weiterfliege,landen konnte
Die Junkers Werke wurden im Juni 1945 von einer britischen "Forschungsdelegation", geleitet von Sir Roy Fedden, Ministry of Aircraft Production, besucht. Dieser bereiste im Rahmen der CIOS Berichterstattung über dt. Rüstung diverse Flugzeugproduzenten, vor allem um Infos über experimentelle Entwicklungen zu gewinnen. Für Magdeburg gibt er an dass dort keine experimentellen Entwicklungen gefunden werden konnten. Es konnten aber einige komplette Jumo 213 Motoren gefunden werden, sowie Teile für Jumo 211 Motoren. Vom Jumo 004 Motor konnten etliche beschädigte aufgefunden werden. Bilder hierzu: Bild entfernt (keine Rechte) Bild entfernt (keine Rechte)