Lieben Dank für den Hinweis! Das klingt sehr interessant und bietet zumindest einen Einblick in das Thema. Und dafür muss es ja nicht regional sein... evtl. für das Rahmenprogramm aber durchaus interessant.
Es gibt aber noch eine bessere Seite, auf der man direkt in den gescannten Listen recherchieren kann. Der ein oder andere kennt sie vermutlich schon...für den Rest hier der Link:
Für alle Interessierten: Da wir uns momentan von einem Termin zum nächsten hangeln, geht manchmal etwas unter... Aber kurz vor knapp dann doch noch ein Hinweis.
Nächste Woche stellen wir im Rahmen der "Tage der jüdischen Kultur und Geschichte Magdeburg" unser Projekt erneut vor. Wie bereits im Januar im Alten Rathaus, so werden wir auch hier einen Einblick in die Projektarbeit und den Stand der Recherchen geben. Aber auch diejenigen, die die erste Präsentation bereits gesehen haben, sind herzlich eingeladen. Mittlerweile sind wir einen guten Schritt weiter und haben auch einige Punkte überarbeitet bzw. angepasst.
Hier der Flyer der Kulturtage. Es sind bestimmt auch noch andere Veranstaltungen für den ein oder anderen dabei.
Jüdische Soldaten in Magdeburg Magdeburg (ri) Geschichtsstudenten der Otto-von-Guericke-Universität stellen am Montag ihr Forschungsprojekt „Jüdische Soldaten in Magdeburg“ vor. Beginn der Veranstaltung ist um 19 Uhr im Forum Gestaltung in der Brandenburger Straße 10; sie findet statt im Rahmen der Tage der jüdischen Kultur und Geschichte. Hintergrund: Wenngleich im Ersten Weltkrieg insgesamt 100•000 der Kriegsteilnehmer des Deutschen Reiches Juden waren, wurde ihre Beteiligung am Kampf und ihr Einsatz für ihr Land immer wieder relativiert. Und das, obwohl viele von ihnen patriotisch gesinnt in den Krieg gezogen waren und 12•000 von ihnen ums Leben kamen. Die Anerkennung als Gleichwertige anerkannt zu werden, blieb aber aus. Die Forschungsergebnisse zu Magdeburgs jüdischen Soldaten im Ersten Weltkrieg, die am Montag präsentiert werden, sollen zu Beginn des kommenden Jahres im Rahmen einer Sonderausstellung im Kulturhistorischen Museum gezeigt werden. Die studentische Arbeitsgruppe wurde im Sommersemester 2012 gegründet. Das Lehr- und Forschungsprojekt ist Bestandteil des Lernorte-Projektes am Institut für Geschichte an der Otto-von-Guericke-Universität. V19.10.13
Magado-2 Wenn nicht anders ausgewiesen, dann Sammlung/Eigentum Magado Bilder/Beiträge dürfen "Nichtgewerblich" genutzt werden.
Hab ich schon gelesen. Ist die Präsentation öffentlich. Den Artikel hab ich so verstanden. Verwirrend für mich war nur das nächstes Jahr veröffentlicht wird. Ich wird vielleicht mal vorbei schauen. spusu
Die Veranstaltung am Montag ist öffentlich, ja. Im Rahmen der "Tage der jüdischen Kultur und Geschichte Magdeburg 2013" haben wir die Möglichkeit erhalten unsere Projektarbeit vorzustellen. Wir präsentieren dort unsere bisherigen Ergebnisse bzw. Arbeitsschritte auf dem Weg zur Ausstellung.
Die Eröffnung der Ausstellung "Jüdische Soldaten Magdeburgs" ist aber erst Anfang nächsten Jahres im Kulturhistorischen Museum Magdeburg.
Daher ist die Präsentation noch nicht das Endergebnis, sondern ein Projektbericht des Arbeitsstandes.
Und ja, auch im Sammelband zum Thema "Magdeburg im Ersten Weltkrieg" sind wir vertreten. Hier erscheinen dann nach aktuellem Stand zwei Beiträge zum Thema. Einmal zum Thema "Jüdische Soldaten Magdeburgs" insgesamt und einmal speziell zu Feldrabbiner Georg Wilde. Dieser erscheint nach meinen Informationen dann im Sommer nächsten Jahres.
Zunächst einmal meinen Herzlichen Glückwunsch zu der Präsentation. Sie macht Lust auf die Ausstellung im kommenden Jahr. Eine für mich so nicht bekannte Tatsache war die, das man lange vor 1933 den Juden den Dienst am Vaterland verbot. Um so überraschender war dann der Sachverhalt das jüdische Verbände im vaterländischen Kriegstaumel ihre eigenen Glaubensbrüder zu den Waffen riefen. Das musste ja richtig sein wenn es nicht nur der Kaiser sagte sondern sogar die eigenen Verbände. Wie sollte da der einfache Soldat erkennen was richtig und was falsch war. Ein wie ich finde bemerkenswerter Aspekt der etwas mehr Betonung verdiente.
Eins hab ich noch vergessen, am Ende der Veranstaltung erwähnte der Moderator einen Zeitungsartikel im Stern? Spiegel? Da ging es um Magdeburger Juden in der Encke Kaserne oder im Encke Regiment. Hörte sich interessant an. Ich würde mich freuen den als Kopie mal lesen zu können. spusu
Hier noch ein Gedanke der mir im Zusammenhang mit den Magdeburger Juden im ersten Weltkrieg steht. Als es nach Beendigung des 1.WK im November 1918 auch in MD zu Unruhen kommt, beteiligen sich hier auch Juden? Haben Juden in den Soldatenräten (auch deutschlandweit) eine Rolle gespielt? spusu
Vorweg erst einmal vielen Dank. Solche Veranstaltungen sind für uns auch weiterhin "Neuland" und wir waren froh, das alles so gut geklappt hat.
Zum Inhalt: Der Aspekt, dass jüdische Soldaten auch vor 1933 nicht von jeher zum Militär zugelassen waren, wird in der Ausstellung natürlich noch näher thematisiert. Nach Michael Berger handelt es sich eben allein um eine "fast 150-jährige Geschichte jüdischer Soldaten in Deutschen Armeen", welche dann ihr vorläufiges Ende fand.
Den Artikel, den Herr Sowada erwähnte, stelle ich hoch, sobald ich ihn habe. Eine kurze Google Suche führte mich gerade noch nicht zum Ziel. Aber ich habe ihn bereits angeschrieben...
Bei der kurzen Recherche habe ich aber noch einen sehr schönen Überblicksartikel zum Thema gefunden. Dieser ist vom oben bereits erwähnten Herrn Michael Berger.
JÜDISCHE SOLDATEN IN DEUTSCHEN ARMEEN Grausame Täuschung STEINHEIM-INSTITUT
Gebraucht, betrogen, verstoßen: Seit den Freiheitskriegen kämpften jüdische Soldaten in deutschen Armeen, Zehntausende starben "für das Vaterland". Dann tilgten die Nazis jede Erinnerung an ein Erbe, das ihr rassistisches Weltbild widerlegte. Doch die Bundeswehr hat die jüdischen Patrioten in Uniform wiederentdeckt.
"Brandenburger, Preußen, Schlesier, Pommern, Litthauer!" Mit diesen Worten rief König Friedrich Wilhelm III. im März 1813 sein
Volk auf, sich gegen die napoleonische Besatzung zu erheben. In allen preußischen Provinzen eilten Freiwillige zu den Fah nen. Den
flammenden Aufrufen folgten auch die jüdischen Bürger des preußischen Königreiches. "Wer von euch edlen, großherzigen
Jünglingen denkt und fühlt in diesem Augenblick nicht ebenso wie David?", hieß es etwa in einer in Berlin gedruckten Flugschr ift
aus demselben Jahr: "Wer hört ihn nicht mit Freuden, diesen ehrenvollen Ruf, für das Vaterland zu fechten und zu siegen, wem
schlägt das Herz nicht hoch empor bei dem Gedanken, das Feld der Ehre zu betreten?"
Die Begeisterung, die aus diesen Worten spricht, hatte zahlreiche jüdische Freiwillige ergriffen, die dann 1813 -15 in den
Freiheitskriegen kämpften. Sie reihten sich als gleichberechtigte Bürger in die Gruppe ihrer Kameraden ein, um mit ihnen in d en
Krieg gegen Napoleon zu ziehen. Dieses Ereignis dokumentiert nicht nur die ersten scheinbar bereits vollzogenen Schritte auf dem
Wege zur bürgerlichen Gleichstellung der deutschen Juden, es markiert zugleich den Beginn eines über hundert Jahre dauernden
Kampfes um Gleichberechtigung im Militär - der zwar immer wieder zu Erfolgen führte, letztendlich jedoch in einer grausamen
Täuschung endete.
Durchbruch zum Greifen nahe Jüdische Soldaten dienten seit den Anfängen der bürgerlichen Gleichstellung in den Armeen der deutschen Teilstaaten und der
Armee des Kaiserreiches, sie kämpften im Feldzug Preußens und Österreichs gegen Dänemark im Jahre 1864, im Preußisch -
Österreichischen Krieg von 1866 und im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71. Sie zeichneten sich aus, wurden befördert und
ließen ihr Leben auf dem Schlachtfeld.
Die durch die Verfassung garantierte bürgerliche Gleichstellung der jüdischen Bevölkerung stieß jedoch an ihre Grenzen. In einem
sogenannten christlichen Staat waren jüdische Beamte als Vorgesetzte nicht erwünscht. Der Zugang zur Justiz und dem Schuldienst
wurde ihnen verwehrt. Das gleiche galt für die Armee, insbesondere für die Laufbahn der Offiziere. Der Major der Artillerie Meno
Burg war nicht nur der einzige preußische Offizier, der nach Ende der Freiheitskriege weiter befördert wurde, er war auch der
einzige preußische Stabsoffizier jüdischen Glaubens im gesamten 19. Jahrhundert.
So hatte der junge Bismarck bereits in den Verhandlungen des Ersten Vereinigten Preußischen Landtages über die
Emanzipationsfrage der Juden erklärt, er würde sich "tief niedergedrückt" fühlen, wenn er sich gegenüber als Repräsentanten des
Königs einen Juden dächte, dem er gehorchen sollte. Den Juden gönne er "alle Rechte, nur nicht das, in einem christlichen Sta at ein
obrigkeitliches Amt zu bekleiden"
Nach Ende Krieges von 1870/71 schien der Durchbruch zur Gleichberechtigung im Militär abermals zum Greifen nahe. Der in der
Kriegszeit erkämpfte Anspruch auf Chancengleichheit setzte sich jedoch nach der Reichsgründung n ur kurzfristig fort; für eine
Karriere im Staatsdienst spielte das Glaubensbekenntnis immer noch die entscheidende Rolle. Im preußischen Staat war diese Pr axis
der Benachteiligung am auffälligsten, Hamburg und Bayern etwa waren vor allem bei der Ernennung von Richtern, Bayern teilweise
auch bei der Zulassung zur Laufbahn der Offiziere liberaler. In Preußen blieb das Offizierkorps bekennenden Juden fest
verschlossen; während des Kaiserreiches gab es in der preußischen Armee keine aktiven jüdischen Offiziere und nach 1885 auch
keine jüdischen Reserveoffiziere
Im Ersten Weltkrieg fielen 12 000 jüdische Deutsche
Fast einhunderttausend Juden dienten während des Ersten Weltkrieges in Heer und Marine, 12 000 waren gleich zu Kriegsbeginn
1914 als Freiwillige zu den Fahnen geeilt. 77 000 kämpften an vorderster Front, 30 000 wurden mit zum Teil höchsten
Auszeichnungen dekoriert und mehr als 20.000 befördert. Unter den jüdischen Soldaten in der kaiserlichen Armee waren 3000 Offiziere, Sanitätsoffiziere und Militärbeamte im Offiziersrang. 12.000 deutsche jüdische Soldaten verloren im Krieg ihr Leben
Die Kriegsbegeisterung, die bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges die weite Teile der deutschen Bevölkerung in einen Siegestaum el
versetzte, löste auch bei den deutschen Juden eine Welle von Patriotismus aus. Die wichtigsten jüdischen Organisationen riefen ihre
Mitglieder auf, sich als Freiwillige zu melden. Der vom Kaiser verkündete "Burgfriede" ließ gesellschaftliche Grenzen in den
Hintergrund treten. So wurden nach Kriegsbeginn erstmals wieder jüdische Offiziersaspiranten zu Reserveoffizieren ernannt
Das Band der nationalen Einheit hatte nicht lange Bestand. Die innenpolitische Krise des Jahres 1916, die vom Kriegsministerium
verfügte Registrierung der Juden in den Streitkräften - die berüchtigte "Judenzählung", mit der der "Beweis" erbracht werden sollte,
dass die Juden sich vor dem Fronteinsatz drückten - und die weitere Verbreitung eines völkisch-nationalistischen Antisemitismus in
Armee und Politik führte zur endgültigen Aufkündigung des Burgfriedens.
Der Leutnant Julius Marx brachte in seinem (erst 1964 veröffentlichten) Tagebuch seine Wut über die "Judenzählung" zum
Ausdruck: Er wundere sich, "dass die Leute dem Gezählten nicht den Gehorsam verweigerten", als er sie im feindlichen Feuer nach
vorne führte. Als sein Kompanieführer ihn zum Zählen zu sich ruft, ist er außer sich: "Pfui, Teufel! Dazu hält man also für s ein Land
den Schädel hin." Die Opferbereitschaft und die Leistungen jüdischer Soldaten im Weltkrieg hatte wieder einmal statt Achtung und
Anerkennung Ablehnung und erneute Ausgrenzung zur Folge
Der "Reichsbund jüdischer Frontsoldaten"
Die 1918 aus dem Krieg zurückkehrenden jüdischen Veteranen sahen sich weiter den Verleumdungen aus dem rechten politischen
Lager ausgesetzt, sie hätten sich vor dem Einsatz an der Front gedrückt. Zur Abwehr dieser Angriffe wurde im Februar 1919 in
Berlin ein jüdischer Soldatenbund gegründet, der sich 1920 zusammen mit anderen Ortsgruppen zum Reichsbund jüdischer
Frontsoldaten (RjF) zusammenschloss. Initiator war der Hauptmann der Reserve Dr. Leo Löwenstein. Erste und zentrale Aufgabe
des Bundes war die Wahrung der Ehre des jüdischen Frontsoldaten. In Zusammenarbeit mit dem Zentralverein deutscher
Staatsbürger jüdischen Glaubens sollte den antisemitischen Agitatoren durch gezielte Aufklärung über den Einsatz jüdischer
Soldaten im Krieg der Wind aus den Segeln genommen werden. Gleichzeitig wollte man den Veteranen eine "Heimat" bieten und sie
auch bei Bedarf in sozialen Fragen beraten und unterstützen Viele Soldaten folgten den Aufrufen und traten dem neuen Bund bei. Die schlechten Erfahrungen, die sie im Laufe des Krieges,
insbesondere im Zusammenhang mit der "Judenzählung", mit einem ständig wachsenden Antisemitismus, der zudem nach
Kriegsende schlimmer denn je zu sein schien, gemacht hatten, ließ sie die Notwendigkeit einer Interessenvertretung erkennen. Der
RjF hatte im Zeitraum seines Bestehens von 1919/20 bis zu seiner im Jahre 1938 im Zusammenhang mit der Pogromnacht er folgten
Auflösung stets zwischen 30.000 und 40.000 Mitglieder, der Verband vertrat also mehr als die Hälfte der überlebenden jüdischen
Frontsoldaten
Im März 1934, gut ein Jahr nach der "Machtergreifung" der Nationalsozialisten, unternahm der RjF -Vorsitzende Löwenstein, einen
letzten verzweifelten Versuch, die Entlassung der jüdischen Soldaten aus der Reichswehr abzuwenden. Doch sein Appell an den
Reichspräsidenten und Obersten Befehlshaber der Reichswehr, Paul von Hindenburg, blieb erfolglos. Mit der von
Reichswehrminister Werner von Blomberg am 28. Februar 1934 angeordneten Anwendung des "Gesetzes zur Wiederherstellung des
Berufsbeamtentums" auf Soldaten mussten außer den ehemaligen Frontkämpfern sämtliche jüdischen Soldaten die Armee verlassen.
Zuerst verschont - dann verfolgt und ermordet
Das "Gesetz zur Wiedereinführung der Wehrpflicht" vom März und das "Reichsbürgergesetz" vom September 1935 brachte den
vollständigen Ausschluss der deutschen Juden sowohl vom Wehrdienst als auch von den Rechten als Staatsbürger. Mit den Gesetzen
des Jahres 1935, die auch die bis dahin geltenden Ausnahmen für ehemalige Frontkämpfer wegfallen ließen, ging die fast 150 -
jährige Geschichte jüdischer Soldaten in deutschen Armeen zu Ende.
Jene jüdischen Veteranen, die im Verlauf der deutschlandweiten Pogrome des 9./10. November 1938 verhaftet und in
Konzentrationslager verschleppt worden waren, wurden wegen ihres Status als "Frontkämpfer" des Ersten Weltkriegs zwar zunächs t
wieder entlassen. Viele von ihnen wurden jedoch später erneut verschleppt und in den Vernichtungslagern ermordet. So endete die
Geschichte deutscher jüdischer Soldaten in den Judenlagern, Ghettos und KZs.
Auch auf den Ehrenmalen im ganzen Land wurde das Andenken an ihre soldatischen Leistungen und an d ie Opfer, die sie auf den
Schlachtfeldern für ihr deutsches Vaterland erbracht hatten, getilgt. Für alle Zeit wollten die Nazis die Erinnerung an die Existenz
jüdischer Soldaten in deutschen Armeen auslöschen. Und tatsächlich schien es fast, als ob die verbrecherische Absicht, diesen Teil
der deutsch-jüdischen Geschichte zu beseitigen, Erfolg gehabt hätte
So müssen wir uns an diesem Punkt die Frage stellen: Was ist geblieben von diesem Teil der deutsch -jüdischen Geschichte, von der
Erinnerung an die jüdischen Soldaten des Ersten Weltkrieges und der Kriege des 19. Jahrhunderts? Gibt es heute eine Pflege des
Andenkens an das Schicksal der jüdischen Frontsoldaten und ihrer Familien in der Zeit der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft?
Grundstein der Bundeswehr-Traditionspflege
Die Bundeswehr ist sich dieses Teils der deutschen Geschichte und der aus ihr resultierenden Verantwortung durchaus bewusst.
Unter den Traditionslinien des Bundeswehr hat neben der mit den Namen Scharnhorst und Gneisenau verbundenen Preußischen
Heeresreform des frühen 19. Jahrhunderts, dem militärischer Widerstand gegen Hitler und der eigenen 50 -jährigen Geschichte auch
die Geschichte deutscher jüdischer Soldaten einen wichtigen Stellenwert.
Und diese Tradition reicht bis in die Anfänge des Bestehens der Bundeswehr zurück: Schon 1961 wurde das Buch "Kriegsbriefe
gefallener deutscher Juden", erstmals 1935 vom "Reichsbund Jüdischer Frontsoldaten" im Berliner Vortrupp-Verlag herausgegeben,
im Auftrag des damaligen Verteidigungsministers und späteren bayerischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß (CSU) neu
aufgelegt und in der Bundeswehr verteilt. Strauß legte damit den Grundstein für einen neuen und unverzichtbaren Bestandteil d er
Traditionspflege in der Bundeswehr: die Geschichte deutscher jüdischer Soldaten, die Würdigung ihrer Leistungen für Deutschland
und die Erinnerung an ihren Leidensweg in der Zeit der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft.
Im Zusammenhang mit der Veröffentlichung der Kriegsbriefe beauftragte Strauß das Militärgeschichtliche Forschungsamt, das
historische Forschungsinstitut der Bundeswehr, die Geschichte und das Schicksal deutscher Soldaten jüdischen Glaubens zu
erforschen und darzustellen. Das Ergebnis dieser Forschungen mündete in zwei Ausstellungen, die ein breites Publikum in und
außerhalb der Bundeswehr fanden. Die Geschichte deutscher jüdischer Soldaten wurde damit auch zu einem festen Bestandteil der
Politischen Bildung in den deutschen Streitkräften
Niederlage der Nazis
Die Bundeswehr benannte drei Kasernen nach jüdischen Soldaten, in Anerkennung ihrer hervorragenden Leistungen. Am 22 November 1973 erhielt die Kaserne des Jagdgeschwaders 74 in Neuburg a. d. Donau den Namen "Wilhelm -Frankl-Kaserne", in
Erinnerung an den Fliegerleutnant und Träger des Ordens "Pour le Mérite", Wilhelm Frankl. Die "Ludwig-Frank-Kaserne" in
Mannheim, benannt nach dem sozialdemokratischen Reichstagsabgeordneten und Kriegsfreiwilligen von 1914 sowie die
"Oberstabsarzt Dr. Julius Schoeps-Kaserne" in Hildesheim wurden 1995 beziehungsweise 2003 im Zuge der Truppenreduzierung
geschlossen.
Jeweils am Volkstrauertag gedenkt die Bundeswehr der jüdischen Gefallenen des Ersten Weltkrieges, und sowohl Reservisten als
auch aktive Soldaten pflegen jüdische Friedhöfe. Dass dieser Teil der deutsch-jüdischen Geschichte, der Militärdienst jüdischer
Soldaten in deutschen Armeen, im kollektiven Gedächtnis der Bundeswehr wie der Deutschen ganz allgemein weiterleben kann, ist
somit auch der Führung der Bundeswehr und ihrem Bemühen um die Pflege und Bewahrung dieser Geschichte zu verdanken. Heute
ist deutlich: Der Versuch der Nazis, diesen Teil der deutsch-jüdischen Vergangenheit aus den Geschichtsbüchern zu tilgen, war
vergeblich.
Michael Berger ist Bundeswehroffizier und Autor des Buches "Eisernes Kreuz und Davidstern - Die Geschichte Jüdischer Soldaten
in Deutschen Armeen" (Trafo-Verlag, Berlin 2006). Er arbeitet am Militärgeschichtlichen Forschungsamt in Potsdam.