zusammengetragen und aufgeschrieben von Willi Müller ( 1892 bis 1964)
IN MEMORIAM Willi Müller
Ein fruchtbarer Forscher, Kenner und Lehrer der Burger Stadtgeschichte hat uns verlassen. Am 5. Juli 1964 starb nach schwerem Leiden der Kaufmann Willi Müller, 72 Jahre alt. Sein Leben war erfüllt von Liebe zu seiner Heimatstadt, vom Suchen und bewahren der Zeugnisse ihres über Tausendjährigen Weges. Kein Teilgebiet erschien ihm zu gering, kein Problem zu kompliziert; der ausladendsten Quelle galt seine Sorgfalt ebenso wie der unscheinbarsten Notiz. Trotz eines von körperlichem Leid geprägten Lebens erfüllte ihn jugendlicher Enthusiasmus für die Fragen der Heimatgeschichte, die er offenen Blickes mit den Gegenwartsproblemen verband und sein Sammeleifer rettete zahllose Quellen vor dem Untergang. Was er in Jahrzehnten zusammentrug, was ihm seine profunde örtliche und personelle Kenntnis erschloß, verdichtete er zu einem unbestechlichen Bild. Sein Material, in sachlicher Strenge gesammelt, hat die örtliche Geschichtsforschung in erstaunlicher Vielseitigkeit bereichert. Aber viel mehr, als er nahm, gab er; ohne zu publizieren, war er produktiv im höchsten Maße. Niemand ging ohne Rat von ihm, jedes Detail fand sein Interesse, auf jedem Gebiet hat er geholfen und gelehrt. Nie galt ihm seine Meinung höher als die gelungene Wahrheit. Wir werden nicht vergessen, mit welchem Eifer er an allen Expeditionen und Besichtigungen teilnahm, wie eindringlich er jedes spezielle Forschungsunternehmen unterstützte, wie er seine Kenntnis des Einzelnen zur Lösung aller Fragen einsetzte. Bis in seine letzten Tage nahm er wachen Auges und regen Gedankens an unserer Arbeit teil, immer ein Helfer, der unser Vertrauen stets reich belohnte. Dem Schreiber dieser Zeilen war er mehr als ein Anreger, Förderer und Teilnehmer: er war ein wirklich guter Freund. In der Folge dieser Hefte ist der Name Willi Müller nie erschienen, aber überall wirkten seine Anregungen. Es ist unsere Pflicht, des Namens und Wirkens dieses Hochverdienten, aufrechten und bescheidenen Mannes, zu gedenken.
Eberhard Lorenz
Kleine Mitteilung
Als wichtige denkmalspflegerische Maßnahme wurde im November 1963 der Giebel des Hauses Kapellenstraße 1 in der Weise restauriert, daß der Mauerputz entfernt und die ursprüngliche Gestalt des backsteingotische Staffelgiebels sichtbar gemacht wurde. Dieses nahezu einzige Zeugnis der Ziegelgotik in unserer Stadt, fachgemäß hergestellt, bereichert unseren Denkmalsbestand in würdiger Weise. Das Gebäude wurde im Jahre 1350 errichtet und fungierte bis in die 1530er Jahre als Kapelle unter der Schutzpatronin Maria Magdalena. Später als Büchsenhaus, Kornhaus, Mehlwaage, Steueramt und Wollspeicher benutzt, dient es jetzt als Wohnhaus. Bei der Anlage eines neuen Schornsteins im Rathaus Burg wurden von den Mitarbeitern des Kreismuseums zwei Kämpfer geborgen. Interessant sind sie deshalb; weil diese beiden Kämpfer aus zwei zersägten spätgotischen Grabsteine gearbeitet worden sind, wie aus den Bruchstücken der Ritzzeichnungen und Unterschriften auf der Rückseite zu entnehmen ist. Zeitlich wären die beiden Kämpfer in der Epoche der Renaissance einzuordnen. Über die genaue Anlage des Magdeburger-Tor-Turmes war nichts genaueres bekannt, denn beim Abriß war nichts aufgezeichnet worden und die alten karten und Abbildungen gaben nur ein ungenaues Bild. Bei den Ausschachtungsarbeiten für die Neupflasterung vor dem Roten Stern kamen jetzt die Grundmauern des Torturmes, des Zwingers und des Zwingertores wieder zum Vorschein. Nachdem die Mitarbeiter des Kreisheimatmuseums diese Mauerreste vermessen und mit zeitgenössentlichen Karten und Abbildungen verglichen haben, rundet sich das Bild unserer mittelalterlichen Wehranlagen immer mehr ab. 1963 begingen die Bürger des kleinen Landstädtischens Möckern mit einer Festwoche am 5. April die Wiederkehr des 150 Jahrestages der Befreiungskriege und des Gefechts von Möckern –Dannigkow. An den Gedenksteinen wurden von den Vertretern der Sowjetarmee, der Nationalen (hier endet leider der Bericht)
V o r w o r t
Eine Liebhaberei von mir, die Garnisonverhältnisse unserer Stadt festzustellen, bekam besonderen Antrieb, als auf Verfügung des Oberkommando der Wehrmacht im Herbst 1941 durch die Heeresstandortverwaltungen für alle Garnisonen des Reiches eine Wehrmachtschronik aufgestellt werden sollte. Um Einsichtnahme in mein Material, um Mitarbeit gebeten, durchsuchte ich eingehend alles erreichbare Schrifttum nach Angaben über die früheren Militärverhältnisse der Stadt. Aus vielen Einzelangaben, begünstigt durch Zufallsfunde, wie z.B. der zufällige Erwerb (für nur RM 0,30) der Regimentsgeschichte des Artillerieregiments Nr. 18, die sich bei einem Magdeburger Antiquariats fand und die aus dem besitz des früheren Maschinenfabrikanten Ernst Zimmermann stammte, die genaue Aufgaben über Anwesenheit einer Artillerie-Batterie in den Jahren zwischen 1850 und 1860 enthielt, entstand allmählich ein fast lückenloses Bild der militärischen Geschichte der Stadt Burg. Infolge des totalen Krieges, der alle nebensächlichen Arbeiten zurücktreten ließ, wurde die Arbeit bei der Heeresstandortverwaltung auf höherem befehl eingestellt. Um die bis jetzt festgestellten Ereignisse nicht verloten gehen zu lassen, will ich versuchen eine Übersicht davon zu geben. Die Frühzeit der Stadt schildere ich, da ich keine Stadtgeschichte schreiben will, in großen Zügen, während ich die spätere Zeit, entsprechend der Menge des vorliegenden Materials, ausführlicher zu schreiben gedenke. Ich bin der Überzeugung, daß meine Arbeit keine vollständige sein kann, da ja bei der Fülle des Schrifttums hier und da etwas übersehen sein kann. Auch sind mir jetzt im Kriege die Archive, z.T. weil geschlossen und auch aus Zeitmangel nicht zugängig. Ich danke aber dem Leiter des Städtischen Museums, Herrn Rektor Kersten und dem Leiter des Städtischen Archivs Herrn Lehrer Kausch, manche Anregung und Unterstützung. Ein endgültiger Abschluß dieser Arbeit ist nicht möglich, da, so wie das Leben, auch die militärischen Schicksale weitergehen und sich ändern. Möge sich später immer jemand finden, der diese Aufzeichnungen durch Eintragungen der neuen Gestalten/Gestaltung erneuert.
I n h a l t s v e r z e i c h n i s
Die Burg Seite 1 Die wehrhafte Stadt „ 3 Die sächsische Zeit „ 10 Unter brandenburgisch-preußischen Farben „ 16 A. Die friederizianische Armee „ 16 Regiment zu Pferde von Heyden „ 17 Leibcarabinier Regiment Nr. 11 „ 18 Inf.Regiment von Grevenitz „ 21 Dragoner-Regiment Nr. 2 „ 22 Füsilier-Regiment Nr. 47 „ 23 Garnison-Regiment Nr. 5 „ 25 Infanterie-Regiment Nr. 3 „ 26 Infanterie-Regiment Nr.5 „ 28 Infanterie-Regiment Nr.20 „ 29 Infanterie-Regiment Nr.21 „ 30 Infanterie-Regiment Nr.27 „ 31 2. Magd. Füsilier-Brigade „ 34 1. Magd. Füsilier-Brigade von Bila „ 35 Garnisons-Angelegenheiten „ 36 Ausklang „ 40 Die Franzosenzeit „ 43 Husaren-Regiment von Schill „ 44 Die Befreiung „ 48 Die Bürgergarde „ 51 Der Landsturm Burg „ 51 5. Kurmärkisches Landwehr-Infr.Rgt. „ 52 B. Die wilhelminische Armee „ 55 Landwehr Bataillon Burg (II./269 „ 55 Infanterie-Regiment Nr. 27 „ 59 3.Artillerie-Brigade „ 60 3. Artillerie-Regiment „ 61 Infanterie-Regiment Nr.66 „ 63 Infanterie-Regiment Nr.27 „ 65 Feldartillerie-Regiment Nr.4 „ 66 Feldartillerie-Regiment Nr.40 „ 67 Reserve-Inf.-Regiment Nr. 26 „ 70 Reserve-Feldartl.-Regiment Nr.6 „ 71 Landsturm-Batl. Burg IV/7 „ 72 Ers.Batl. Res.Inf.Rgt. Nr. 26 „ 75 3. Landsturm-Inf.Ersatz-Batl. IV/21 „ 75 Garnison-Angelegenheiten „ 76 Ausklang „ 84 Die Zeit vom 1918 bis 1935 „ 86 Freiwilligen-Batterie Wuthmann „ 86 Freiwilligen-Batterie Lemclsen „ 86 Freiwilligen-Batterie Dommenget „ 87 Die Reichswehr „ 88 Die Polizeischule „ 90 Der Arbeitsdienst „ 93
D i e B u r g
B u r g -schon der Name der Stadt ist ein militärischer Begriff. Er sagt uns, daß Maßnahmen zur Verteidigung des Landes bestimmend waren für seine Erbauung. Ob es nun eine germanische oder slawische Gründung ist, oder das im Jahre 806 von König Karl auf befehl seines Vaters, des Kaisers Karl erbaute Castell, oder ob von Kaiser Heinrich I. als Burgwardort gegründet, ist bisher nicht einwandfrei geklärt. Es wird zu allen Zeiten eine militärische Besatzung auf der Burg gewesen sein. Sie ist auch an den jahrhundertelangen Kämpfen gegen die Slaven beteiligt gewesen. Eine ausführliche Arbeit über die Erbauung der Burg hat Harms unter dem Titel „der Ursprung der Stadt Burg“ 1929 herausgegeben. Unter Heranziehung aller Quellen kommt er zu dem Schluß, daß bei einer schon vorhandenen slavischen Siedlung hier die Burg des Kaisers auf dem Höhenzug der Oberstadt erbaut wurde. Wie diese Burg ausgesehen hat, ist nicht bekannt. Vielleicht ist der Berliner-Torturm ein Rest davon. Bei der Annahme, daß eine Vorburg bestanden hat, wäre der östlich der Stadt belegene Neunzinnenwall (lat. „novem möna“, plattdeutsch „negen tinnen“) als äußerster Schutz anzusehen. Die Wehrkraft dieser Burg war sehr stark. Im Osten der eben angeführten Neunzinnenwall, der von dem Nordabhang des Fläminghöhenzuges nach Süden bis zur Ihle lief, als erste Verteidigungslinie; vielleicht gehört noch als allererster Schutz die „Landwehr“ beim Brehm dazu, die allerdings 1540 gelegentlich eines Forstbeganges das erste Mal erwähnt wird. Die eigentliche Burg müssen wir uns von einer mauer oder Pallisaden umgeben denken. Die Ihle mit ihrem breit versumpften Flusstal übernahm bis zur Unbiegung nach Norden den äußeren Schutz und der steile Nordabhang wurde noch verstärkt durch Gräben, die von der Ihle leicht flutbar, sich in Richtung der heutigen Straße Unterm Hagen am Bergesrand hinzogen. Von einem Burgherrnwissen wir aus diesen früheren Zeiten nichts. Harms a.a.O. Seite 64, ist der Ansicht, daß evtl. die Familie des Freiherrn von Plotho das Burglehen schon sehr früh vom Kaiser oder Erzbischof von Magdeburg erhalten habe. Einen beweis sieht Harms darin, daß die Stadt verschiedene Afterlehen von den Plothos hatte; z.B. 2 Lehnshöfe, deren Lage unbekannt in der Feldmark ist. Vielleicht sind damit der Große und der Kleine Hof gemeint, die allerdings uns nur als Platznamen erhalten geblieben sind. Ebenso hatte die Stadt von dem Freiherrn von Plotho zu Lehen: die Feldmarken Lüben, Groß und Klein-Wendtorf und einen Garten. Außerdem waren von der Stadt an die Familie die sog. „Burgschen Pächte“ zu zahlen: Für die Feldmark Kirchgütter von 26 Hufen: 5 Scheffel Roggen 3 Scheffel Gerste 1 Scheffel Hafer für die Feldmark Obergütter von 13 Hufen: insgesamt 180 Scheffel Roggen für die feldmark Zibbekleben von 1 ½ Hufen: 3 ¾ Scheffel Roggen 1 ½ Scheffel Gerste 3 ¾ Scheffel Hafer 1 1/8 Weizen von der Feldmark Löbbekühn von 3 Hufen: 45 Scheffel Roggen (davon erhält die Stadt 9 Scheffel als Provision). Kam der Freiherr persönlich zur Abholung nach Burg, so mussten die „Hausleute“, sicher die Türmer der beiden Kirchen, beim Einzug und beim Abzug vom Turm blasen. Quelle: Fredecke „Burgsche Pächte“ in „Jerichower Land und Leute“ 1922/9.
Neben der Familie von Plotho machte noch die Familie der Herren von Boreh Anspruch darauf, mit der Burg belehnt gewesen zu sein. Sicher ist, daß diese Familie, die ihren Namen von der Stadt Burg (Borch) ableitet, gewisse Rechte in der Stadt Burg besessen hat. 1179 unterzeichnen Heinrich und Konrad (von Borch) als „Offiziales“ (Amtsleute) des Erzbischofs eine Urkunde, wonach die Kaufleute auf der Magdeburger Messe 20 Budenstände erhalten. 1211 handelt eine Urkunde von einem Streit um das Dorf Stridewisch, um den Zehnten in Pennigsdorf, um das Speichergeld! und um einige andere Sachen zwischen dem Abt vom Kloster Berge und dem Ritter Bodo von Borch. 1224 in der Urkunde des Erzbischofs Adalbert I von Magdeburg betreffend den Wiederaufbau des abgebrannten Burger Kaufhauses in der Stadt Magdeburg mitunterschreiben „Heidenricus und Hartmodus milites de Borch“. 1233 handelt eine Urkunde von einem Streit um den Wald Sterth zwischen der Stadt Burg und der Familie von Borch. 1283 handelt eine Urkunde von der Lehnsübertragung des Emmerbieres an 8 Burger Bürger und die letzte Urkunde von 1416 zeigt uns, daß die Familie von Borch ihr altes Recht auf den „lütken Toll“ (kleinen Zoll9 an den Rat der Stadt Burg verkauft. Man könnte aus diesen Angaben, wie es der Herausgeber der „Regesten der Herren von Borch“, der Freiherr Leopold von Borch auch tut, zu der Folgerung kommen, daß die allerdings erst 1135 bzw. 1142 für die hiesige Gegend genannte Familie von Borch ehemals das Burgwardlehen vom Erzbischof besessen habe. Aber Fehse in seinem Aufsatz „Die Herren von Borch“. L. u. L. 1928/8.9 ist der Ansicht, daß die Borchs als Ministeriale des Erzbischofs vielleicht mit dem Großen Hof (daher der Platzname Großer Hof?) belehnt waren. Die Stellung beider Familien zur Stadt Burg lässt vorläufig die Möglichkeit nicht zu, sich für die eine oder die andere zu entscheiden. M.E. hat wohl die Familie von Borch auf Grund ihrer Rechte, ich denke besonders an das „Speichergeld“, die größere Wahrscheinlichkeit für sich.
Die wehrhafte Stadt
Als sich später die eigentliche Stadt im Schutze der Burg bildete, die Ansiedlung der Bürger und Bauern, wurde das Gebiet unter Einbeziehung der auf dem Berge belegenen Burg mit Mauer, Wall und Graben umgeben. Ihre Fertigstellung können wir im 12. Jahrhundert annahmen. Über die Stadtbefestigung schreiben Kersten in Jerich. L. u. L. 1932/7.8.9.10.11.12: „Vom alten wehrhaften Burg“ und Sens, Artikel im Tageblatt 1931/32: „Borgk, eine fein verwahrte Stadt“. Vor der Stadt befanden sich auch als vorgeschobene Posten mehrere Feldwarten. In Jerich. L. u. L. 1935/4 zeigt Bartscherer zu dem Aufsatz: „Burg, Ihleburg, Parchau auf einer 400jährigen Karte“ diese Karte, worauf 4 Feldwarten vor der Stadt zu sehen sind. Die Karte stammt aus dem Jahre 1540. Sens in seinem Artikel über die Stadtmauer nennt 5 Feldwarten vor der Stadt, ohne jedoch seine Quellen anzugeben. Er nennt 2 Warten gegen die Altmark nach Norden, 1 weitere, eine halbe Viertelmeile vor dem Zerbster Tor, eine andere in gleicher Entfernung vor dem Berliner Tor und eine, die sich eine Viertelmeile westlich der Stadt befindet. Eine alte Handschrift aus dem 18. Jahrhundert die unter A 188 im Stadtarchiv Burg liegt, sie stammt aus dem Besitz des Lehrers Mischke und ist bereits von Fritz Chronik von 1851 benutzt, sie daselbst im Schlusswort, bringt folgendes über die alten Stadtmauertürme und Warten: nennt neben dem Berliner Torturm einen Turm auf dem Weinberg (rund), der später als Küferhaus benutzt wurde. Außerdem vor der Stadt 3 steinerne Warten gestanden: eine gegen Mittag vor dem Zerbster Tor, eine halbe Viertelmeile vor der Stadt; zwei Warten gegen Mitternacht, nach der Altmark zu, die eine ebenfalls eine halbe Viertelmeile vor der Stadt und zwar morgenwärts, die andere eine ganze Viertelmeile vor der Stadt abendwärts. Auf einer alten Flurkarte vom Ende des 17. Jahrhundert ist eine Feldwarte an der Kreuzung der Landwehre mit der Zerbster Landstraße eingezeichnet. Diese selbe Feldwarte wird nach einer Notiz des Pfarrers Beseke im Jahre 1727 angebrochen; siehe Jerich. L. u. L. 1932/9 und 1932/7.12. In alten Deichakten wird die Blumenthalsche Warte erwähnt. Jerich. L. u. L. 1931/7. Die oben erwähnte Landwehr im Süden der Stadt diente zum erweiterten Schutz und zog sich von der Niederung ab der Grabower Landstraße bei der Kartoffelflocken – früher Stärkefabrik – in einen großen Bogen um die Stadt bis westlich des direkten Weges Burg-Pietzpuhl mit Anschluß an das dortige brüchige Gelände. Jetzt waren nun die Bürger der Stadt die Kämpfer und Verteidiger ihrer Stadt. Sie zogen in eigener Sache oder als Gefolgsleute ihres Landherrn, des Erzbischofs von Magdeburg ins Feld. Im Jahre 1215 wurde Burg im Kriege zwischen Kaiser Otto IV. und Pabst als bischhöfliche Stadt vom Kaiser belagert. Verteidiger war der Dro Gerhard, ein Mann des Erzbischofs (nach Hoffmann, Geschichte der Stadt Magdeburg). Die Stadt wurde aber vergebens bestürmt. Der Kaiser eroberte bei seinem Abzug Niegripp und ging unter Verlust vieler Leute dort über die Elbe. Fritz, in seiner Chronik 1851, bringt eine ausgeschmückte Erzählung davon, nennt aber fälschlich das Jahr 1213. 1324/25 war die Stadt Gegner des Erzbischofs Burkhardt III, der mit seinem ganzen Stift in Fehde lag. Nachdem die Städte Magdeburg, Halle und Calbe einen Vertrag geschlossen hatten, tritt der Rat von Burg diesem vertrag gegen den Erzbischof bei. Fritz, Chronik, Seite 28 führt den Wortlaut an: „We Schepen, Rathmanne und die Bürgere gemejne der Stat tu Borch bekenne uße, also dy Domherren in owene Briwe berüren. Ru einer Betügunge dißer Ding, so hebbe we unßer stat Ingesegil to dißem Briwe laten, dat is geschehen (tu Insleue), in dem Jahre von Godes Gebort dusent Jahr, dryhundert Jar, in denen Vif und twintigste Jahre des lateren Dahges aller Apostolen.“ Es sind, wie aus diesen Zeilen hervorgeht, auch die Domherren, also das Domkapitel, mit im Bunde gegen den Erzbischof. Der Erzbischof wurde von seinen Gegnern gefangen und ins Gefängnis im Rathaus zu Magdeburg von seinen Wächtern noch in der ersten Nacht erschlagen. Die Sage, wonach ein Bürger der Stadt Burg der Mörder gewesen sein soll, ist nicht erwiesen. Angeklagt war seiner Zeit ein Magdeburger Bürger mit Namen Thilo Noel. Es ist aber wohl nie festgestellt, welcher von den 4 Wächtern aus Magdeburg, Halle, Calbe oder Burg den tödlichen Schlag gegeben hat. Im Jahre 1379 am 29. September, so lesen wir im Urkundenbuch der Stadt Magdeburg von Hertel, wurde in Wolmirstedt folgender Vertrag geschlossen: „Die Städte der Altmark verbinden such mit dem Grafen Günther von Mühlingen und Herrn zu Barby, dem Stiftshauptmann Brose Duz und mit dem Stifte Magdeburgs mit aller seiner Mannschaft speziell auch mit den Städten Magdeburg, Calbe, Neuhaldensleben, Burg, Jüterbock, Groß-Salza und Staßfurt zu ihrer Sicherheit.“ Dieser Vertrag wurde geschlossen gegen den Erzbischof Peter (1379/1381), der fast seine ganze Regierungszeit hindurch mit seinem Erzstift im Streit lebte. 1429/35 war Burg wieder Gegner seines Erzbischofs Günther II (1403-1445). Nach Hoffmann, a.a.O. Seite 29 wurde Burg, da es wohl zuerst auf der Seite des Erzbischofs stand im Herbst 1433 von der Stadt Magdeburg erobert. Unsere Stadt musste nun der Stadt Magdeburg huldigen und unterstützte dieselbe bei ihrem Kampf gegen den Erzbischof. Das Konzil zu Basel erließ darauf gegen alle Städte, auch Burg, eine Anmahnung, die Stadt Magdeburg nicht weiter zu unterstützen. Unsere Stadt wurde auch in den Bann getan, welcher erst im Jahre 1435 nach dem Frieden zu Kloster Neuwerk bei Halle aufgehoben wurde. Während des Krieges fiel der Bürgermeister unserer Stadt bei der Belagerung von Altenplatho. Über die Zeit des Faustrechtes ist in Bezug auf unsere Stadt wenig bekannt. Sens in seinem Buch „Bismarkland und Flämingsand“ gibt er auf Seite 37-39 eine allgemeine Übersicht über diese Zeit, vom Ausgang des 14. und Anfang des 15. Jahrhunderts. Aus der teilweise angeführten gegenseitigen Schadensrechnung zwischen dem Erzbischof Günther und dem Kurfürsten Friedrich I von Brandenburg vom Jahre 1420 geht hervor, daß Burg Schäden in Höhe von 429 Schock böhmische Groschen (1 Schock ca. 120.-RM), also insgesamt RM 51.000.- erlitten hat. Bei der damals viel größeren Kaufkraft des Geldes ein sehr großer Schaden. Schon seit alter Zeit, seit wann wissen wir nicht, war die Stadt in 5 Verteidigungsbezirke eingeteilt. Diese Bezirke waren der Oberbezirk, Schartauerbezirk, Zerbsterbezirk, Magdeburgerbezirk und Kumptspfortebezirk. Nach 1680 finden wir diese Einteilung unter der Bezeichnung „Banniere“ in einer „Spezifikation der Häuser der Stadt Burg“. Siehe kausch „Der Brand von Burg“. Jerich. L. r. L. 1925/13. Später waren es bis in die Neuzeit hinein, unter Wegfall des Kumptspfortebezirkes, nur 4 Bezirke, die dann in je 2 Unterbezirke geteilt waren. Siehe Karte im Anhang unter S. Nach 1848 war die Bürgerwehr nach dieser Einteilung aufgestellt. Wie weit die Stadt im Mittelalter dem Erzbischof von Magdeburg ein Lehnsgefolge zu stellen hatte, ist leider nicht festgestellt. Die Landesfriedensurkunde des Erzbischofs von Magdeburg, Diederich vom Jahre 1363 enthält eine genaue Aufstellung seiner Lehnspflichtigen. Sie betrifft allerdings nur linkselbisches Gebiet. Daß das rechtselbische Gebiet absichtlich vergessen ist, kann man wohl bei einer derart wichtigen Urkunde nicht annehmen. Galt nun für das rechtselbische Gebiet und für die Stadt Burg anderes Recht? Ich wage es nicht zu entscheiden. In unserem ältesten Stadtgesetz, der Stadtwillkür vom Jahre 1474, finden wir zuerst Bestimmungen über das Wehrverhältnis der Bürger die ich hier anführe: 1.) Es soll auch hinfürder keiner zum Bürger unserer Stadt Burg aufgenommen oder empfangen werden, er gebe denn der Stadt einen halben rheinischen Gulden und dazu eine Büchse, die anderthalbens rheinischen Guldens wert sei. 2.) Es soll auch ein jeglicher Bürger unserer Stadt Burg seinen Harnisch und Wehren haben nach seinem vermögen und Aussetzungen des Rates bei Pön einer Magdeburgischen Mark. 3.) Wäre auch, daß reisiges Gezeug und Volk in unserer Stadt Burg käme und jemand vom Rat mit denen um Ilerberge ginge – wer die nicht herbergen wollte, der soll einer Magdeburgischen Mark der Stadt verfallen sein. 4.) Es soll auch ein jeglicher Bürger unserer Stadt Burg des Nachts, so er vom Rate geheischet oder der Rat dazu nieten lassen würde, zu der mauer kommen, bei Leib und Gut. 5.) Auch soll ein jeglicher zu der Wache, dazu er gesetzet wird, des Abends zu achter Zeit (8.00) auf dem berge oder der Mauern sein bei Pön dreier Schillinge magdeburgischer Pfennige. 6.) Niemand soll auch mit unseren, unseres Stiftes und der Stadt zu Burg Feinden Rat und Handel haben, bei dreien magdeburgischen Marken. 7.) Wenn man auch in unserer Stadt Burg mit beiden Glocken zu Unserer Lieben Frauen und zu Sankt Nicolai zum Sturme läutet, so soll ein jeglicher Bürger und Einwohner vor das Tor, dahin das Gerüchte geht, zusammenkommen, bei Verfall einer Magdeburgischen Mark. 8.) Niemand soll auf der Stadt Graben gehen oder gehen lassen, bei Verfall 6 Schillinge Magdeburgischer Pfennige. Nach der Reformation wurde die nicht mehr für ihre kirchlichen Zwecke benutzte Kapelle „Marie Magdalena“, Ecke Zerbsterstraße-Kapellenstraße, als Städtisches Büchsenhaus benutzt. Über die Art der Bewaffnung und die Anzahl der wehrfähigen Männer in der Stadt erfahren wir durch eine in der Stadt auf Veranlassung des Administrators des Erzbistums Joachim Friedrich durchgeführte Musterung. Im hiesigen Stadtarchiv liegt unter B 21 c Nr. 32 eine Photokopie dieses Berichtes über die im Jahre 1583 stattgefundene Musterung: „Musterungs-Register der Stadt Borgh anna (15)83 den 12. Monatstag……….“(nicht zu entziffern Hauptmann, Fähnrich und Unterbefehtlshaber) folgen die Namen) Sa. 8 Zimmerleute (folgen die Namen) Sa. 21 Schützen (folgen die Namen) Sa. 165 Harnisch und lange Spieße (folgen die Namen) Sa. 24 Lange Spieße ohne Harnisch (folgen die Namen) Sa. 44 Halleparten und Federspieße (folgen die Namen) Sa. 112 Über Vorgesetzte Bürger sind noch an Büdnern oder Mietlingen, auch ganz arme Tagelöhner, mit Knobelspießen Ungefähr beigewesen (Namen fehlen Sa. 150 Summe für alles 524 Eine äußerst wichtige und aufschlußreiche Übersicht. Und wo werden sich die Schützen im Gebrauch ihrer Waffen geübt haben? Sicher in der hier bestehenden Schützengilde. Näheres darüber bringt Wolter „Mitteilungen aus der Geschichte der Stadt Burg“. 1532 wurde im Stadtbucharchiv ein Ort „beim Vogelbaum“ in der Altmark Unterm Hagen erwähnt. Die Erwähnung eines Vogelschießens erfolgt anlässlich eines dabei ausgebrochenen Streites im Jahre 1976. Dabei ist auch die rede von einer noch jetzt vorhandenen Schützen(Schieß)-Ordnung, die der Schrift nach aus dem 16. Jahrhundert stammt. Geschossen wurde noch mit Bogen und Armbrust. In den Nöten des 30jährigen Krieges scheint die Schützengilde eingeschlafen zu sein. Die erste Nachricht über diesen schrecklichen krieg fand ich in den „Magdeburger Geschichtsblättern“ Jahrgang 1874 Seite 1: „1621 mußten 124 Bürger von Salza (bei Schönebeck) zur Defesio von Burg gehen; sie blieben fast 3 Wochen daselbst.“ Um was es sich hier handelt wissen wir nicht, da die erste Burger Nachricht aus dem Jahre 1626 stammt. Sie lautet, nach der Chronik Wolter, folgendermaßen: „1626, den 10. Februar ist Burg von etlichen 1000 Mann Kaiserlicher Völker unter dem Grafen v.d. Schlicke beschossen, bestürmt mit Feuerwaffen beängstigt worden. Ob nun gleich durch männliche Gegenwehr der Bürger und Soldaten, oder vom damaligen Administrator des Erzstiftes hierher gelegt worde es dahin gediehen, daß der Graf sie nicht hat erobern können, so ist doch durch die vielfältig eingeworfenen Feuerkugeln eine erschreckliche Feuersbrunst entstanden, davon die wohlgebaute Stadtschule nebst vielen umherliegenden Häusern, Scheunen und Ställe jämmerlich in die Asche gelegt und zum Steinhaufen gemacht worden.“ Hier hören wir das erste Mal von der Anwesenheit fremder Truppen also einer Garnison, in unserer Stadt. Es sind Soldaten des Landesherrn, des Administrators Christian Wilhelm. In der Chronik Fritz, 1851 Seite 122, finden wir eine Veröffentlichung des Administrators v. Erzbistum Magdeburg Christian Wilhelm vom 3.8.16 abgedruckt, die gewissermaßen als Mobilmachungsverordnung zu bezeichnen ist. Es werden unter Darlegung der politischen Lage Verhaltensmaßregeln für die Untertanen gegeben und gleichzeitig die Wehrpflichtigen aufgerufen. Für die Zeit von 1630 ab gören wir in einem Aufsatz von Bartscherer in Jerich. L. u. L. 1934/9 „Neue Kunde von Burgs Leben und leiden im 30jährigen Krieg“ und in einem Aufsatz von Bartscherer „Die Stadt Burg und ihre Umgebung im 30jährigen Kriege“ Jerich. L. u. L. 1936/2.4.5.7.8.9. Die Verfasserin erwähnt dort ein neu gefundenes Aktenstück des Stadtarchivs zu Magdeburg (Erzstift Mag. A II 962) in dem ein Bericht des Rates der Stadt Burg an seinen Landesherrn v. Sachsen, aus dem Jahre 16?? Enthalten ist: „Memorial, was die Stadt Burgk von Anno 1630 biß 1650 an Einquartierunge, Plünderunge, Durchzügen, schwere Conrtiburionen undt erlitten und außgestanden.“ Dieses mehr als erschöpfende Memorial, das ja kurz nach Beendigung des Krieges geschrieben ist, zeigt erst wie stark unsere Stadt gelitten hat. Ich will kurz das Militärische daraus bringen: Nachdem der Landesherr, der Administrator, in die Stadt Magdeburg eingeschlossen wurde, kamen hier nach Burg die ersten kaiserlichen Truppen, also Feinde. 1630 unter Oberst, Graf Harauecurtl 1 starkes Regiment Kürassiere, 16 Kompagnien zu Fuß unter Oberst Wangeler und 2 Kompagnien Croaten. Es entstand eine große Feuersbrunst, ebenso am 1.1.1631 und etwas später noch einmal. Alle durch die Unbotmäßigkeit der Soldaten. Am 21.2.1631 gibt Pappenheim hier in der Stadt einen Schutzbrief für die Burger Kirchen und Schulen (nach Fritz, woselbst auch der Text abgedruckt ist). Nach der Zerstörung Magdeburgs, wobei nach dem obengenannten Memorial über die Hälfte der nach Magdeburg vorher geflüchteten Burger ebenso umgekommen sind und ihr Hab und Gut verloren haben, kommen nun die Schweden nach hier. 1631 Oberst Reingraf mit einem Regiment zu Fuß. Anschließend der Oberst Taupadel mit einem regiment Dragoner. Letzterer werde vom Grafen von Mansfeld in der Stadt überfallen und die Stadt wird geplündert. Die Kaiserlichen bleiben aber nicht. 1632 Hauptmann Zirkel und Hauptmann Wohlgemuth mit je 1 Kompagnie. Danach die Bagage des Herzog von Lüneburg und des Oberst von Lohausen. 1633 Trotz gezahlter Contribution kamen Oberst Tiefenhausen, Hauptmann Chun, Oberstleutnant Dansker mit Truppen. 1634 Obrist Patho mit einem Regiment auf ½ Jahr. Oberstleutnant Andersohn mit einem Regiment zu Roß. 1635 kommt anschließend Oberst Görzke. Während seiner Zeit brennen durch Fahrlässigkeit der Frau Oberst am Fischmarkt 28 Häuser ohne die Scheunen und Ställe ab. Das war am 2.7. (Mariae Heimsuchung). Nach dieser Drangsalperiode erschien es als großes Glück als im Mai 1635 der Friede zu Prag geschlossen wurde. Jetzt wurde die Stadt Burg dem Kurfürsten von Sachsen zugesprochen. Aber noch 13 lange Jahre tobte auch in unserer Gegend der Krieg und der neue Landesherr war nicht in der Lage die Stadt zu schützen.
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Am 19.7.1635 zieht der Oberst Görzke hier ab und am folgenden Tage bereits kommt das Wittenbergische Regiment zu Roß nach hier. Anfang bis Mitte August ist der Generalstab des schwedischen General Banner hier und anschließend kommt Oberst Abel Mode mit seinen Kompagnien. Am 25.9.d.J. werden nun die Schweden hier von sächsischen Truppen unter Oberst Gerstorff überfallen und müssen die Stadt räumen. Aber diese Sachsen hausen schlimmer als die Schweden. Erst nach ihrer Ablösung durch Truppen unter Herzog Franz Carl atmet die Stadt auf. Dich diese gern hier gesehenen Truppen werden wieder abgelöst durch 13 Kompagnien unter Oberst Rochow. Am 20. Dezember wird dies Regiment wieder ersetzt durch Truppen unter Oberst Hanow. 1636 Am 12. Januar nachts zwischen 3. u. 4. CO muß plötzlich die sächsische Garnison die Stadt räumen, weil die Schweden von Norden kommen. Der Durchmarsch der Schweden dauert 3 Tage und Nächte unter großer Plünderung und Brandschatzung. Am 14.4. quartiert sich Oberst Duwaldt mit Truppen ein. Am 27. u. 28.4. wird die Stadt wieder von den Kaiserlichen überfallen und geplündert. Am 29.4. kommen allerdings 40 Reiter auf Befehl des Kaiserlichen Generals als Schutzwache nach hier. Als darauf über 1000 Mann, Reiter und Musqutiers zwecks Plünderung die Stadt berennen, werden die Tore geschlossen und die Schutzwache erreicht das Anziehen der Plünderer. Das auf den Weiden befindliche Vieh war allerdings verloren. Und danach kam wieder eine neue Truppe und quartierte sich ein. Oberstleutnant Hans Georgk von Magdeburg mit 6 Kompagnien Reiter bis 27.7. und anschließend der Graf von Montecucoll auf kurze Zeit. Am 24.8.ist der Kurf. Sächsische Hauptmann Schwerer mit etlichen Kaiserlichen Reitern und Soldaten als Salvaguaria (Schutzgarde) gekommen und bis 18.9. geblieben. Nach der Schlacht bei Wittstock (14.9.36) ist dann hohe Generalität in unsere ausgeplünderte Stadt eingezogen. General Hatzfeld, General Marzin, General Kalkstein und Uhlfeldt „sambt dero semptlichen Generalstäben“. Nach Abzug dieser Offiziere fordert der schwedische Oberstleutnant Hoym den Rat der Stadt nach Brandenburg und legt der Stadt eine Contribution auf. Trotz dem kommt außerdem der Oberst Thomas Thomaßen von Havelberg her und nimmt das letzte Vieh von der Weide. 1637 Nach verschiedenen Brandschatzungen wird die Stadt am 26. Mai 2.00Uhr morgens plötzlich von den Kaiserlichen überfallen, geplündert und die Einwohner verjagt. Die Leute kehren erst nach 14 Wochen aus Magdeburg, aus dem Walde, oder wo sie sonst hingeflohen waren, in die Stadt zurück. 1638 Wieder schwere Conrtibutionen und Einquartierungen. Hauptmann Krause, nach ihm Leutnant Matthes Buse unter dem sächsischen Oberst Johann. Am 1.12. zieht Oberst Meuter mit 500 Pferden durch die Stadt und fordert Proviant und am 3.12. Quartier. Leutnant Oertel mit des Herrn General Marzins Bagage in der Stadt. 1639 Keine Einquartierung, aber im Frühjahr nehmen Brandenburgische Reiter den Bürgern auf der Heeresstraße und beim Pfluge 24 Pferde und 54 Haupt Vieh fort, die der Oberst Rochow trotz kurfürstlichen Befehls nicht zurückgibt. 1640/41 werden schwere Contributionen erhoben, 1642 Nachdem am 4. Februar ein großes Stück der Stadtmauer am Obertor eingefallen ist, kommt am 8. Febr. der Bayrische General Wähl und sein Generalstab mit 3000 Pferden auf 5 Tage in die Stadt und außerdem muß die Stadt Verpflegung geben für den außerhalb liegenden Stab des Erzherzog Leopold Wilhelm und für die in den Dörfern liegende Artillerie. Im März verlangen die Schweden aus Stendal schon wieder Verpflegung für 3 Regimenter und es kommt der Oberstleutnant Johann Reichwaldt mit 150 Reitern nach hier und erreicht, daß binnen 3 Tagen 20 Wispel Korn, 10 Faß Bier, 30 Pferde und 50 Thaler Gold, ohne die Diskretion in die 100 Thaler, geliefert werden. 1643 Am 6. März erneuter Überfall durch die Schweden und Plünderung (70 Pferde). Im Juli beginnt die Blokade von Magdeburg. Am 29.7. kommt der Oberstleutnant Penz mit seiner ganzen schwedischen Eskadron ins Quartier. Und dann kam der Oberst Derfflinger mit 3 Regimenter zu Roß in die Stadt und zwar vom 26.11. bis 5.12. Diese Einquartierung gab der Stadt den Rest. 1644 erfolgte nun die bekannte Generalplünderung der Stadt, wieder durch die Schweden: Am 2.7. kommt erst die kaiserliche Artillerie durch die Stadt und verursachte auf den Feldern großen Schaden. Und am 19.11. kommen 21 Brigaden zu Roß der Schweden und Plündern die Stadt rein aus, sodaß nach Ablauf von 3 Tagen nichts mehr zu brechen und zu beißen da war. Es blieb zwar bis zum 1.1.1645 eine Resttruppe in der Stadt, aber die täglich erscheinenden Morodeurs schleppten auch das Letzte hinweg. 1645 In diesem Jahre schloß unser Landesherr, der Kurfürst von Sachsen, einen Waffenstillstand mit den Schweden. Bevor derselbe aber vom schwedischen General Torstensohn im Sept. 1645 anerkannt wurde, kam es im August zum letzten Waffengang dieses Krieges. Am 6.8. waren wieder unter dem Major Schlagenhauffen schwedische Truppen eingerückt. Es waren zwei Kompagnien Dragoner und 2 Kompagnien Reiter, die sich hier sehr sorglos bewegten und plötzlich von sächsischen Truppen der Festung Magdeburg überfallen wurden. Der Kampf spielte sich hauptsächlich am Obertor ab. Die Schweden hielten den Turm besetzt und im Verlauf des Kampfes brannten 18 Häuser am Obertor ab. Nun kamen nachdem der Waffenstillstand in Kraft getreten war, sächsische Truppen in Garnison und wurden am 10.9.45 2 Kompagnien Reiter und unter Oberst Pentz 4 Kompagnien, die bis zum 16. April 1646 blieben. 1647 Am 7. März wurde des Herrn Oberstleutnant Tümmels Kompagien hier einquartiert, die bis 1650 hier bleibt. 1648 kam nun endlich der so lang ersehnte Friede von Münster und Osnabrück. Aber kurz vorher zog das schwedische Heer noch einmal durch das Land Jerichow und auch durch Burg. Wir lesen bei Sack, Jerich. L. u. L. 1926/10 „Durchzug eines schwedischen Heeres durch das Jerichower Land im August 1648.“: „Unter dem Befehl des Pfalzgrafen Carl August zieht die Armee von Norden heran, lagert bei Güsen, hält bei Ihleburg eine große Parade ab und ein Teil der Reiterei ist in den Tagen 21. – 2. August hier in der Stadt in Quartier, desgleichen der Stab. Sie ziehen weiter in Richtung Zerbst. „ Siehe auch Kersten in Jerich. Heimatkalender 1933: „Zwischen Krieg und Frieden“. betr. 1648. Ob nun nach Beendigung des Krieges, d.h. nach dem Abzug der von 1647 bis 1650 hier liegenden Kompagnien des Oberstleutnant Thümmel, wieder irgendwelche Truppen des Kurfürsten von Sachsen anwesend sind, ist nicht festzustellen, ist aber auch nicht zu vermuten. Alle Fürsten haben nach damaliger Sitte mit Kriegsende ihre Landsknechte entlassen und da Burg als Einsprengsel inmitten jetzigen Herzogtums genannten, ehemals Erzstift Magdeburg bezeichneten Landes lag, war sicher keine Veranlassung hier eine verlorene Schar zu unterhalten. Das beweist auch der Juni 1875. Bein Einfall der Schweden in die Mark Brandenburg kam der Große Kurfürst bei seinem Zuge vom Rhein zum Rhein in die Nähe der Stadt Burg. Er zog die Straße Gerwisch, Pietzpuhl-Gütter nach Reesen. Von dort aus forderte der Große Kurfürst von der Stadt Burg, obwohl sie sächsisch war, die Gestellung von 50 Wagen. Um der angedrohten Einquartierung von 4 Regimentern zu entgehen, wurde nach erfolglosen Verhandlungen eine Anzahl Wagen gestellt werden. Die Chronik meldet, daß am 16. (26.) Juni 11 wagen zurückgekommen sind. Auch Brot musste die Stadt liefern. 12.000 Pferde wurden aufgebracht und abgeliefert. Aus Jerzy „Geschichte des kgl. preußischen Heeres“ erfahren wir nun, wozu die Wagen gebraucht wurden. Bei seinem blitzartigen Zuge vom Rhein her handelte der große Kurfürst in dem Sinne, wie 1914 die Kavallerie-Divisionen und im jetzigen Kriege die motorisierten Vorausabteilungen eingesetzt wurden: Er nahm 5000 Reiter in 30 Eskadrons, 600 Dragoner, ferner 1350 aus allen Regimentern kommandierten Musketiere, die auf beigetriebenen Wagen – siehe Befehl aus Reesen – befördert wurden darauf auch Kähne zum evtl. Übersetzen über Flüsse. An Artillerie führte er 10 Regimentsstücke, 2 12pfündihe und 2 Haubitzen nebst den zugehörigen Munitionswagen, sämtlich doppelt bespannt. Die Bedienung fuhr oder ritt auf den Zugpferden. Jeder Mann führte Lebensmittel für 5 Tage. Aus der Chronik erfahren wir noch, daß danach am Sonntag, dem 2. Dezember 1675 sich hier Brandenburgische Völker einquartiert haben und am 12. Dezember 1676 kaiserliche Völker, 1 Kompagnie unter Grafen Montecucoli. Wir sehen aus diesen Durchzügen und Einquartierungen, daß die Zeit der wehrhaften Bürger in ihrer, von Mauer, Wall und Graben umgebene Stadt, zu Ende ist. Eine neue Macht ist heraufgestiegen: der Landesfürst, der nicht mehr ein Lehnsaufgebot erlässt und mit den Städten um Unterstützung und um die Gestellung von Kämpfern unterhandelt, sondern der sich auf die Macht seiner angeworbenen Söldner stützt. So schreibt doch die Stadt in den Tagen von Fehrbellin selbst zum Schutz an den Kurfürsten von Sachsen. Es wird versprochen, daß 2 Einspännige“ kommen sollen. Das sind adlige Herren, die teils Soldaten sind, teils Repräsentanten ihres Fürsten sind. Auf nochmalige Anfrage seitens der Stadt kommt die Antwort, daß eine Salvo quadria (Schutzgarde) unter Rittmeister Heinrich von Wolframsdorf kommen soll. Ob dieselbe gekommen ist, lässt sich leider nicht feststellen. Zum ersten Male hören wir von der Anwesenheit sächsischer Truppen bzw. eines Offiziers in dem Streit, der 1684 zwischen Kursachsen und Kurbrandenburg entstand. Es handelt sich um den Durchstrich des „Treuel“, einer großen Elbschleife bei Blumenthal. Der Große Kurfürst lässt den auf Burg, also sächsischen Gebiet liegenden Treuel durch Magdeburg, also brandenburgische Truppen durchstechen, um die Schifffahrt zu verbessern. Darob großer Papierkrieg. Der in Burg anwesende und als „Kommandant der Festung Burg“ bezeichnete sächsische Leutnant Hans Rudolph von der Pforte sendet an seinen in Wittenberg liegenden Kommandeur, einem Oberst, einen Bericht. Die Arbeit in Blumenthal geht trotz Einspruchs der Stadt ruhig weiter und wird fertiggestellt. Der jetzt in Burg anwesende sächsische Leutnant von Schönberg hätte mit seiner kleinen Garnison beinahe losschlagen, aber auf seine vorherige Anfrage in Wittenberg, da er feststellte, daß seine Order „nur auf die Stadt Burg und sich nicht auf deren Grenze erstreckte“, erhielt er die Antwort, daß näherer Bescheid noch kommt; dabei ist es dann auch geblieben. Eine große Kommission, die 1685 hierin Burg zusammentrat, hat dann die diplomatischen Beziehungen zwischen den beiden Kurfürsten wieder eingerenkt. Quelle: Kersten „Der Treuel“ in Jerich. L. u. L. 1930/2.3. Um welche Truppen bzw. Regiment der sächsischen Armee es sich hier handelt, ist bis jetzt nicht sicher festzustellen gewesen. Die gedruckten sächsischen Heeresgeschichten bringen über diese Zeit nur wenige und ungenaue Angaben. Eine Anfrage bei der Heeresstandortverwaltung Wittenberg, die vom Stadtarchiv Wittenberg beantwortet wurde, nennt als damalige Truppe in Wittenberg das sächsische „Leibregiment zu Fuß“, Kommandeur Hans Heinrich Kuffer, Oberst. Eine Kompagnie wird z.B. auch von einem „von Wolfersdorf“ 1676 geführt, Sollte das unser 1675 versprochene v. Wolframsdorf gewesen sein? Anzunehmen ist es. Im übrigen betont das Stadtarchiv zu Wittenberg, daß trotz Nachforschens im Staatsarchiv Dresden, die ehemaligen Garnisonsverhältnisse der Stadt Wittenberg noch nicht restlos geklärt seien. Aber aus der „Historischen Rangliste“ von Bredow-Wedel (Stadtbibliothek in Magdeburg) konnte ich folgendes feststellen: Das sächsische Leibgrenadier Regiment Nr. 100 (Rangliste von 1914), damalige Garnison Dresden, ist 1670 gegründet und hat in den ersten Jahren folgende Chefs: 1670 von Kuffer 1679 Brandt von Lindau 1681 von Rommel 1682 von Schönfeld 1685 von Schmeiß Ich glaube durch den Namen v. Kuffer schon die Identität der beiden Leibregimenter festzustellen haben. Durch Vertrag vom 14.6. 1687 wurde nun die Stadt Burg an das Kurfürstentum Brandenburg abgetreten und am 19.7.1688 erfolgte durch eine Kommission in Burg die Übergabe. Damit kehrte Burg wieder i seine natürlichen Landesverband zurück, da ja das Herzogtum Magdeburg einige Jahre zuvor ebenfalls brandenburgisch geworden war. Kurz vor der Übergabe wurde 1685 die Stadt vermessen und eine Karte des gesamten Stadtgebietes angefertigt (siehe Anhang S.?).
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Aus der Zeit des großen Kurfürsten bis zum König Friedrich Wilhelm, d.h. vom Jahre 1687 bis 1713, ist bis jetzt, trotz vielen Suchens, nichts über militärische Angelegenheiten zu melden. Auch die Anwesenheit von Truppen ist noch nicht festgestellt. Wie aus einer Verfügung des Kurfürsten Friedrich III. vom Jahre 1694, gelegentlich der von ihm erzwungenen Abschaffung der Strohdächer in Burg, hervorgeht, sind keine Soldaten in der Stadt. Der Kurfürst droht in seinem Schreiben, daß, wenn seinen Befehlen nicht bis zu Pfingsten nachgekommen ist, die schon einmal angedrohte Miliz unfehlbar aus Magdeburg kommen wird, um die Strohdächer abzureißen. Befehl an den Generalmajor von Hult in Magdeburg sei bereits ergangen. Wenn Militär hier gelegen hätte, so ist anzunehmen, wäre nicht die Abkommandierung von außerhalb nötig gewesen. Gekommen sind die Soldaten anscheinend auch nicht, denn die Verhandlungen schleppten sich noch mehrere Jahre hin. Schriftnachweiß: Wild „Die Abschaffung der Strohdächer zu Burg in den Jahren 1692-1721.“ In Jerich. L. u. L. 1927/11. Über Truppen in unserer Gegend wissen wir aber folgendes. Nach Jany „Geschichte der preußischen Armee“. Eine Garnisonsaufstellung aus dem Jahre 1687 nennt in Magdeburg das Infanterie Regiment Kurfürstin, im „Magdeburgischen“ 12 Kompagnien der Leibgarde mit 1500 Mann. Späterer Name: Kurmärkisches Füsiliergarde. Daraus wurde später abgezweigt das Leibregiment zu Fuß (Nr.4 der Rangliste von 1713). Von den oben genannten 12 Kompagnien der Leibgarde könnten Teile vielleicht in Burg gewesen sein. Die Rangliste von 1713 nennt als in Magdeburg und der Kurmark in Garnison das Infanterie Regiment Kronprinz, damalige Nr.5.Auch von diesem Regiment könnten Teile evtl. in Burg gewesen sein. Die erste Erwähnung unserer Stadt finden wir in einer Aufstellung vom 16.11.1711 über zu liefernde Rekruten an die in Italien stehenden 11 Bataillone. Das frühere Regiment Kurfürstin, jetzt Prinz Christian Ludwig fordert 106 Rekruten. Davon stellt die Stadt Burg 8 Köpfe. Nun hören wir wieder einige Nachrichten aus der Chronik von Wolter: 1714 holte ein Kommando aus Magdeburg die jungen Leute aus der Kirche und führte sie als Soldaten nach Magdeburg. 1718 wurde vor dem Schartauer Thore ein Reiter erschossen, der den Tuchmacher Andreas Müller mit dem Degen in den Kopf gehauen hatte, sodaß dieser am sechsten Tag gestorben war.
Regiment zu Pferde – Kürassier Regiment von Heyden 1713 -1716
Dieses Regiment, welches Wild in „Garnison Burg im 18. Jahrhundert“ in Jerich. L. u. L. 1926/13.14.15.16 als erste Truppe in Burg nennt, ist im Jahre 1666 als Reiter Regiment „Spaen“ durch Generalmajor Reichsfreiherr Alexander von Spaen in Cleve-Mark angeworben. Die Truppe hatte 6 Primoplanen (das sind die Namen, die in der Stammrolle auf der 1. Seite stehen; z.T. Offiziere und z.T. Regimentsstab ) und 600 Reiter. Da es damals noch reine Söldnertruppen waren, wechselt die Stärke oft und sank in Friedenszeiten z.T. bis auf 150 Mann. 1688 wird als Garnison bezeichnet: Stab und 2/3 in Wesel, 1/3 in Soest. 1675 kämpft das Regiment in der Gegend Verden-Bremen gegen die Schweden. Von 1688 bis 1697 gehörte das Regiment zum holländischen Hilfskorps gegen Frankreich. Von 1701 bis 1713 kämpften 4 Kompagnien, gleich 2 Eskadrons, im Verband der kaiserlichen Truppen im Spanischen Erbfolgekrieg gegen Frankreich und 6 Kompagnien eingeteilt in 2 Eskadrons gehörten zu den Truppen, die in englischen Dienste traten. Nach dem Tode des Gen.Feldmarschall v. Spaen am 25.10.1692 übernahm der Generalmajor von Heyden das Regiment. Er war vorher Oberst im Regiment. Im Jahre 1713 wurde das Regiment nach dem Friedensschluß von Venloo nach Burg verlegt. Der Stab lag erst in Sandau, von 1714 ab in Burg mit der hier bereits liegenden Leibkompagnie. Das Regiment hatte damals 6 Kompagnien, eingeteilt in 3 Eskadrons. Weitere Quartiere und Stellenbesetzungen bringt Wild in seinem eingangs genannten Artikel. Als 1716 nach Beendigung des Schwedischen Krieges die vermutlich hier liegenden, noch unbekannten Truppen nach hier zurückkamen, kehrte das Regiment in seine westfälischen Garnisonen zurück. 1718 nach dem Tode des v. Heyden wurde das Regiment aufgelöst und je 1 Eskadron auf die Regimenter Schlippenbach (Nr.1) Dewitz (Nr.8) Kathe (Nr.9) verteilt. Die Uniform bestand bei der Gründung in grauem Filzhut mit kreuzförmigen Kaskatt ( ein Bügel zum Schutz gegen Schläge), gelben langschößigem Lederkoller, Ärmel aus leichtem Stoff mit Borte besetzt, grauem Reitermantel ohne Kragen, Lederhosen, lange Stiefel. Die Bewaffnung bestand in Degen, 2 Pistolen, Karabiner mit Radschloß, später mit Flintenschloß. Rote Standarten für jede Eskadron. Schrifttum: Außer Wild auch Jany.
Dragoner Regiment Markgraf Albrecht Friedrich. 1716 -1743 ab 1717: Kürassier Regiment. ab 1738: Leibcarabinier Regiment Nr. 11
Bevor ich dieses Regiment schildere, muß ich auf einen Irrtum aufmerksam machen, der Helmuth in seinem Buche „Aus alten Tagen der Stadt Burg und militärische Traditionen der Stadt Burg“, Burg 1870, unterlaufen ist. Er schreibt über das Leibcarabinier Regiment, nennt es aber „Carabinier oder Dragoner Regiment unter Oberst von Möllendorf“ und befasst sich mit dem Spitznamen des Regiments „Das Porzellan-Regiment“. Dieses Porzellan-Regiment ist aber auch das Dragoner Regiment von Wuthenau (Nr.6) gewesen. Die Verwechslung kommt wahrscheinlich daher, daß der 1725 zum Kommandeur des Regiments Markgraf Friedrich Albert (Leibcarabinier ernannte Oberst Friedrich Christoph von Möllendorf von 1734 bis 1747 als General der Chef des Porzellan Regimentes ist (Nach Jany). Ich stelle fest: 1.) nach der Rangliste von 1784 in der Heeresbücherei Berlin ist das Dragoner Regiment von Wuthenau (Nr.6) nie in Burg gewesen. 2.) Nach Orlep „Geschichte des Kürassier Regimentes Nr.3“ (wilhelminische Armee) Berlin 1892, ist das Dragoner Regiment Nr.6 (friederizianische Armee), die sog. Porzellan Dragoner, im Jahre 1717, gegen Bezahlung in Porzellan und Bernstein von König August von Polen an König Friedrich Wilhelm I. von Preußen verkauft. Die Übernahme erfolgte in Baruth. Das Regiment hat dann kurze Zeit in Mittenwalde,Teltow uns Belitz in der Mark in Quartier gelegen uns ist im Januar 1718 in Marsch gesetzt nach seinen endgültigen Garnisonen in Ostpreußen, woselbst es bis zum Zusammenbruch 1806 geblieben ist. Die Reste dieses Regiments gingen dann auf in die neue Kürassier Regimenter Nr. 3,4,5 und das neue Dragoner Regiment Nr. 1. Alle Regimentsgeschichten dieser wilhelminischen Regimenter berichten gleichlautend über die Geschichte des alten Regiments (Heeresbücherei in Berlin). Über die Geschichte unseres Leibcarabinier Regiments hat Major Wild in seinem Artikel in Jerich. L, u. L. 1926/12-16: „Die Burger Garnison im 18. Jahrhundert“ eingehend geschrieben, auch Helmuth in seinem schon erwähnten Buch über Burg und auch Kausch in seinem Heft: „Garnison Burg im 18. Jahrhundert“. Neues habe ich nicht finden können. Ich will hier nun kurz noch einmal das hauptsächlichste bringen: Die Leibcarabiniers, damals noch Dragoner, erschienen 1716 mit dem Regimentsstab und 2 Kompagnien von Spandau her in Burg. Die übrigen Kompagnien liegen in Genthin, Jerichow, Rathenow, Loburg und Neuhaldensleben. Also ist das Regiment, wie damals üblich, weit auseinandergezogen. Dem Regiment hatte sich aus zwei älteren Dragoner Regimentern gebildet und führte seit 1692 den Namen „Markgraf Friedrich Albrecht. 1717 wurde es in ein Kürassier Regiment umgewandelt. Die Stärke betrug 8 Kompagnien, eingeteilt in 4 Eskadrons. Im Jahre 1718 hatte es eine Stärke von 10 Kompagnien = 5 Eskadrons. Im Jahre 1733 zog das gesamte Regiment nach Mecklenburg zur Bekämpfung von Unruhen. Die Rückkehr erfolgte im Jahre 1734. 1735 wird der Stab nach Rathenow verlegt. Unterm 28.4.1738 erhielt das Regiment den Namen Leibcarabinier (Nr.11.) und als Regimentskommandeur Oberst Graf von Wartensleben. Am 1. Schlesischen Krieg nahm das Regiment teil und focht in der Schlacht bei Mollwitz 1741. Die Verluste waren schwer. Der König Friedrich II. war mit den Leistungen seiner Regimenter nicht zufrieden. Da auch der Regimentskommandeur zu den Verwundeten zählte, bekam das Regiment noch auf dem Schlachtfeld in dem Oberst Caspar Ludwig von Bredow einen neuen Kommandeur. 1743 nach der Rewue wurde im Juni unsere beiden Kompagnien nach Rathenow verlegt, weil Burg Infanterie Garnison werden sollte. Besonders zu erwähnen ist der von diesem Regiment erfolgte Ausbau des ersten Exerzierplatzes, bei Schartau gelegen. Seine Lage ist mir nicht bekannt. Die Uniform bestand aus gelben Lederkoller darüber Kaputröcke (Frieß) mit hellblauen Aufschlägen und Kragen, später hellblaue Weste und Kollets (kürzere Jacken), gelbe Lederhosen. Nach dem Fortzug aus Burg wurde die Grundfarbe der Uniform weiß. Die Standarten bestanden aus hellblauen Tüchern mit goldenen Fransen eingefasst. Goldene Stickerei nach altpreußischem Muster. Das Mittelfeld aus weißer Brokatseide mit dem fliegenden preußischen Adler. Die Standarte der Leibeskadron bestand und das gilt für alle Regimenter der altpreußischen Armee, außer weißer Seide; das Mittelschild war dann in der Farbe der anderen Standarten bzw. Fahnen des betreffenden Regiments gehalten, in unserem Falle also hellblau. Über das Ende des Regiments im Jahre 1806 ist zu sagen, daß es nach dem Rückzug bei Pasewalk kapitulierte. Schrifttum: Kalender Jerichow 1928.
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Wolter erwähnt in seiner Chronik von 1881, daß nach dem Abzug 1739 (falsch, die Leibcarabiniers sind erst 1743 aus Burg verlegt, waren allerdings von Ende 1740 ab im Kriege) ein Teil des Regiments von Graevenitz hier in Kantonement gelegen haben, nennt aber leider kein genaues Jahr. Der General von Grevenitz war nun bis zum 30.8 1741 Chef des in Magdeburg liegenden Regiments Nr.20. Sein Regiment zog aber auch Anfang Dezember 1740 aus und stieß bis zum 15. Dezember zu den sich bei Crossen zum Einmarsch nach Schlesien sammelnden Truppen. Am 31.8.1741 übernahm nun der Generalleutnant von Grevenitz ein kurz vorher in Magdeburg neu aufgestelltes Regiment Nr.40. Ich will dieses Regiment hier schildern, da ich annehme, siehe spätere Zeilen, daß dies das Regiment Grevenitz ist, das hier wenn auch nur kurze Zeit gelegen hat. Kurz nach seinem Regierungsantritt 1740 begann Friedrich II. mit einer Heeresvermehrung. Der Herzog Wilhelm Heinrich von Sachsen-Eisenach hatte laut Vertrag vom 17.10.1740 die Lieferung eines Regimentes übernommen. Anfang Februar 1741 stellt er in Magdeburg ein Bataillon, das von 1733-1736 in kaiserlichen Diensten am Oberrhein und in Italien gekämpft hatte. Der Markgraf von Ansbach und der Herzog von Sachsen-Gotha lieferten ebenfalls Rekruten, sodaß im November 1741 Regimentsstärke erreicht war. Nr.40. Der Herzog von Sachsen-Eisenach war der Chef des Regiments. Als nun nach dem Tode sein Sohn die Chefstelle des Regiments ablehnte, erhielt am 31.8.1741 der Generalleutnant David Jürgen von Grevenitz diese Chefstelle. Nun hieß eben nicht mehr das Regiment Nr.20 von Grevenitz, sondern das Regiment Nr.40. Im September 1741, also kurz nach der Übernahme des neuen Namen wurde das Regiment in Marsch gesetzt nach Berlin und es könnte sein, daß das Regiment damals hier kürzere oder längere Zeit in Quartier gelegen hat. Das Regiment Nr.20 hat bei seinem Abmarsch nach Crossen-Burg sicher nicht berührt. Das zeigt ein Blick auf die Landkarte. Das Regiment Nr.40 ist im Februar 1742 von Frankfurt/Cüstrin nach Breslau und Glogau gegangen und ist in Schlesien (Breslau, Schweidnitz) bis 1806 geblieben. 1806 hat das Regiment mit Teilen in Erfurt und Magdeburg, das III. Bataillon in Schweidnitz kapituliert. Als Uniform trug das Regiment Nr.40 dunkelblaue Röcke mit rosarotem Boyfutter, desgleichen Kragen, keine Klappen, weiße Knöpfe, rosarote Hosen, Füsiliermützen, Hutbüschel rosarot. Auch die Fahnen waren rosarot mit weißem Mittelschild, darin den schwarzen Adler, Kränze silber gestickt. Das Mittelschild war von der Kette des Schwarzen Adler Ordens umgeben. Aus „Jany“ und „Uncker“. Im Städtischen Archiv ist leider nichts über dies Regiment zu finden. Einige Akten der Stadt über Servissachen liegen im Staatsarchiv Magdeburg, sind aber während des Krieges leider nicht einzusehen. Servis Anlage der Stadt Burg 1741“ a 9 b II A. Burg Nr. u. Db. Stadt Burg I Nr. 223 Einquartierungs- und Servis Rechnungssachen.“
Dragoner Regiment Friedrich Otto 1742
Freiherr von Sonsfeld (Nr.2) 1806 von Prittwitz
Von nur kurzer Dauer ist der Aufenthalt dieses Regiments in Burg bzw. den benachbarten Kreisen. Das Regiment wurde am 13.8.1725 durch Teilung des Regiments „von Wense“ (Nr.1), das 1689 gegründet war, gebildet mit 5 Eskadrons zu je 130 Mann. Ab 1739 wurden diese 5 Eskadrons eingeteilt in 10 Kompagnien mit insgesamt 824 Mann und 750 Pferden. Als Gründungsjahr gilt das Jahr 1689. Bis 1737 in Garnison in Hinterpommern, dann Clerrschen. Dort selbst war sein Kanton in Dinslaken, Rees, Duisburg. 1742 kommt das Tegiment aus dem Lager Göttin, südlich Brandenburg an der Plane gelegen, in die Garnisonen Rathenow, Havelberg, Neuhaldensleben, Wolmirstedt, Sandau, Genthin und Burg. Es handelt sich nur um einen kurzen Aufenthalt, denn noch in demselben Jahre geht das Regiment weiter in den 1. Schlesischen Krieg. Dort ist das Regiment auch geblieben, es hatte seine ständige Garnison im neueroberten Schlesien. Zur Zeit seiner Anwesenheit in Burg hatte das Regiment als Chef den Prinzen Louis von Württenberg. Die Uniform bestand aus blauen Röcken, weißen Kragen und Klappen, hellblauen Aufschlägen. Die Standarten scheint das Regiment einmal gewechselt zu haben. Ein Bild in der Zigarettenbilder-Sammlung „Alva“ zeigt auf Seite 10, Bild 7, als Standarte der preußischen Dragoner „von Sonsfeld“ für das Jahr 1729 eine Standarte weiß mit goldenem Rand, in den Ecken goldene Kränze, in der Mitte den fliegenden preußischen Adler im blauen Felde (Vielleicht die Leibstandarte?). Nach „Jany“ waren die Standarten des Regiments 1754 gelb mit roten Flammen aus den Ecken. 1806 wurde das Regiment durch die Kapitulation von Prenzlau aufgelöst. Aus „Jany“ und „Lyncker“.
Füsilier Regiment Prinz Georg Wilhelm von Hessen-Darmstadt
(Nr.47) genannt Jung Darmstadt (das gelbe Regiment) 1743-17??
Auch dieses Regiment haben Wild, Helmuth und Kausch in den bereits genannten Abhandlungen erschöpfend geschrieben. Neues aufzufinden gelang mir nicht. 1743 wurde dies Regiment neu errichtet aus 2 Bataillonen (8oo Mann), die der Herzog von Holstein.Gottrop als kaiserliche Truppen hatte aufstellen lassen, aber an: König Friedrich II. verkaufte. Die Regimenter der Fußtruppen bestanden damals aus 2 Bataillonen zu je 5 Kompagnien und aus 2 Grenadier Kompagnien, welch letztere bei einem Feldzug mit 2 Kompagnien eines anderen Regimentes zu einem selbstständigen Grenadier Bataillon zusammentraten. Jedes Infanterie Bataillon hatte zwei 3pfündige sog. Regimentsgeschütze. Im Jahre 1745 (2. Schlesische Krieg) kämpfte das Regiment bei Kesseldorf und war beo der Einnahme von Dresden beteiligt. Im Siebenjährigen Krieg 1756-1763 Teilnahme an vielen Gefechten; als wichtigstes nenne ich die Schlacht bei Kunersdorf am 12.8.1759. Sehr schwere Verluste: Gefallen 7 Offiziere, 10 Unteroffiziere, 2 Spielleute, 4 Zimmerleute und 344 Mann. Verwundet 23 Offiziere, 20 Unteroffiziere, 1 Spielmann, 3 Zimmerleute und 330 Mann. Vermißt wurde 2 Offizier. Der Rest des Regiments wurde zu einem Bataillon zusammengezogen. Dieses Restbataillon hatte dann das Pech am 21.9., also kurz darauf in Gefangenschaft zu geraten. Das gelbe Regiment, so genannt nach seinen Aufschlägen, existierte nicht mehr. Aus dem hier in Burg bestehenden Depot und den sich hier allmählich einfindenden Versprengten in Zahl von ca. 100 Mann, wurde 1760 das Regiment vorläufig in Bataillonsstärke neu aufgestellt. Es kämpfte nun gegen die Schweden und Russen zur Deckung der Hauptstadt Berlin, später auch wieder in Sachsen. Die Rückkehr erfolgte 1763. Im Bayrischen Erbfolgekriege (1778-1779) nahm das Regiment auch an den Kämpfen teil. Die Uniform des Regiments bestand aus dunkelblauen Kollets mit zitronengelben Aufschlägen (daher gelbes Regiment), offenen Aufschlägen und Kragen, weiße Weste und weiße Lederhosen, schwarzen Gamaschen. Füsiliermützen mir gelben Hutbüschel. Der Kanton des Regiments waren in Oberschlesien die Kreise Tost, Lublinitz und Rosenberg. Die Kantonsabteilung war im Jahre 1733 eingeführt und bezeichnet die Bezirke, welche dem Regiment zur Aushebung zur Verfügung stehen. Es waren also hier die noch zum preußischen Staate gekommenen Oberschlesier inmitten der altpreußischen Gebiete in Garnison. Die Fahnen des Regiments waren zitronengelb mit hellblauen Flamme in den Ecken, goldene Malerei, das Mittelschild nach preußischem Muster. Kurz nach dem Tode des großen Königs wurde das Regiment, das geschlossene 44 Jahre hier in Garnison gestanden hatte, im Mai 1787 verlegt. Es kamen das I. Bataillon nach Crossen, das II. Bataillon nach Cottbus und die 2 Grenadier Kompagnien, zugleich verstärkt auf 1 Bataillon, nach Züllichau. Die Stärke des Regiments beim Ausmarsch aus Burg betrug ohne Offiziere: 12 Feldschere, 1 Regt.Tambour, 1 Batl.Tambour, 6 Hormisten, 36 Tamboure, 1 Proses?, 120 Unteroffiziere, 20 Zimmerleute, 4 Pfeifer, 1720 Geweine und 420 Weiber (Soldatenfrauen). Insgesamt 2.341 Köpfe. Nach der handschriftlichen Chronik A 188 im Stadtarchiv hat das Regiment 1779: 1960 Köpfe und 1150 Frauen und Kinder = 3118 Köpfe. 1806 aufgelöst durch die Kapitulation Magdeburg.
Garnisons-Regiment Nr.5 „von Natalis“ 1787-1788
Aus den bisherigen Garnisonen: Crossen, Züllischau, Jauer, Striegau und Neumark kam nun dies Garnisonsregiment nach Burg, 1 Bataillon nach Magdeburg. 1741 in Glogau durch Anwerbung errichtet, erhielt er zuerst den Namen „von Thümen“. Diese Garnison Regimenter bestanden aus nicht ganz so so gutem Menschenmaterial, z.T. nicht felddienstfähig. Sie trugen blaue Röcke mit schwarzen Aufschlägen und blauen Hosen. Hutbüschel weiß, in der Mitte schwarz.Es ist schon daraus zu ersehen, daß es keine Elitetruppen waren, denn es ist alte militärische Weisheit, daß bei besseren Truppen minderer Wichtigkeit die Uniform schmuckloser ist. Das Regiment hatte schwarze Fahnen, im Mittelschild keinen Adler, sondern nur das Zeichen TR. Dieses Regiment war nach Burg verlegt, um bei der Reorganisation nach dem Tode des Königs Friedrich II. aufgelöst zu werden. Aus den Garnisons-Regimentern wurden 1788 dritte Bataillone für die bestehenden Infanterie Regimenter errichtet. Sog. Depotbataillone, die im Feldzuge als Festungsbesatzungen und zur Ausbildung von Rekruten dienen sollten. Folgende Regimenter, die alle der 1763 gebildeten „Magdeburgischen Inspektion von Saldern“ angehörten, erhielten ais diesem Regiment ihre Depotbataillone: Die Inf.Rgtr.: Nr. 3, 5, 20, 21, 27. Alle diese Bataillone lagen nun mehr oder weniger kurze Zeit in Burg. Nach Wild sollen alle 5 Batl. In Burg gelegen haben (Jerich. L. u. L. 1926/16); er schreibt dann auch wieder im Montagsblatt der Magdeburgischen Zeitung 1930/3, daß das Bat. das Inf.Rgt. 3 bei der Errichtung sofort in Halle gestanden hätte. Nach „Lyncker“ „die altpreußische Armee und ihre Kirchenbücher“ ist auch festzustellen, daß alle 5 Batl. hier gelegen haben, nenne er doch genaue Jahreszahlen. Ich glaube ihm folgen zu können und nehme seine, auf der nächsten Seite mitgeteilten Zahlen, als Richtschnur. Die Infanterie von 1788 bis 1806 in Burg
III.Depot-Batl. III. Musketier Batl. Invaliden- (3 Kompagnien) (4 Kompagnien) kompagnie
Die berühmte preußische Regiment, das Regiment des Alten Dessauers, des Exerziermeisters der preußischen Armee, der den Gleichschritt einführte, wurde 1665 durch Oberst Johann von Fargel mit 4 Kompagnien in Halberstadt errichtet. Er besetzte 1670 die Grafschaft Regenstein und war danach an allen Kämpfen in der langen Zeit seines Bestehens beteiligt. 1679 bekam es als Chef den Fürsten Johann II. von Anhalt-Dessau und 1693 erst 17 Jahre alten Sohn von Johann, den Fürsten Leopold, der 1711 Gouverneur von Magdeburg wurde, aber sein Regiment bis zu seinem Tode behielt. Das Regiment war 1773 in Magdeburg, lag aber von 1714 ab immer in Halle in Garnison, mit Teilen zeitweise in der Umgebung. Dies Regiment hatte, ebenso wie das Regiment des Königs Nr.15, bis 1788 anstatt 2 deren 3 Bataillone zu je 5 Kompagnien und dazu 3 Grenadierkompagnien, also zusammen 18 Kompagnien. Der Kanton war die Gtafschaft Mansfeld, der Saalekreis und einige Orte im Holzkreis. Am 1. Schlesischen Krieg nahmen nur die Grenadiere teil. Sturm auf Glogau und Schlacht bei Mollwitz. Am 2. Schlesischen Krieg nahm das Regiment teil: Eroberung von Prag, Schlacht bei Hohenfriedberg, Soer und Kesseldorf, erlitt schwere Verluste. 1747 starb sein Chef der Fürst Leopold von Anhalt-Dessau. Im siebenjährigen Krieg Teilnahme an vielen Schlachten. Chef war jetzt, nach Hennig, Alexander von Kahldem, wieder ein Anhaltiner jetzt der Fürst von Anhalt-Bernburg. Bei der Belagerung von Dresden 1760 ereilte das Regiment ein arg Missgeschick. Nachdem ein feindlicher Ausfall durch das Regiment tapfer abgewehrt war, erfolgte ein weiterer Ausfall an anderer Stelle und das Regiment kam zwischen zwei Feuer. Der Übermacht weicht das Regiment und ergreift die flucht. Der König, erbost darüber, straft das Regiment: Die Soldaten müssen die Seitengewehre abgeben, Offiziere und Unteroffiziere die Tressen vom Hut abnehmen. Diese in der preußischen Armee nur einmal ausgesprochene, entehrende Strafe lag schwer auf dem Regiment. Nach der siegreichen Schlacht bei Mollwitz, 3 Wochen später, in der sich das Regiment tapfer geschlagen hatte, erhielt es seine Abzeichen und die Seitengewehre wieder. 1763 nach dem Frieden von Hubertusburg kehrte das Regiment nach halle zurück. Bei der schon erwähnten Reorganisation 1788 gab das Regiment sein III: Bataillon und eine Grenardierkompagnie ab und erhielt ein neues Depotbataillon zu 3 Kompagnien, 1796 III. Musketier Bataillon ernannt, zu 4 Kompagnien. Dieses Bataillon lag nun von 1788 -91 in Burg und von 1794-95 die Invalidenkompagnie. 1799 erhielt das Regiment als letzten Chef den Generalmajor von Renouard. Im Feldzuge 1806 kämpften die 2 Feldbataillone bei Auerstedt, kapitulieren nach dem Rückzug in Magdeburg; daselbst auch unser III. Musketier-Bataillon. Seit 1705 spielte das Regiment den Dessauer-Marsch als Parademarsch. Jedes Bataillon hatte, wie auch die anderen preußischen Regimenter 2 (3pfünd.) Kanonen, für jede 8 Zimmerleute. In der Kastenprotze waren 108 Kugeln und 22 Kartätschen. Mir 3 Pferden bespannt wurden die Geschütze von einem Knecht gefahren. Die Uniform des Regiments bestand in blauen Röcken mit roten Aufschlägen, weißen Komisols, weißen Hosen. Der Hutbüschel war schwarz/weiß gemischt. Die Fahnen waren gelb, im weißen Mittelschilde den fliegenden preußischen Adler, darüber Schriftband und Krone; in den 4 Ecken silberne Kränze mit Signum TR aus den Seiten je 1 Granate. Dies ist die Beschreibung der sog. „friederizianischen“ Fahne, die zu der Zeit von fast allen preußischen Regimentern, un dieser Art, mit z.T. geringen Abweichungen, geführt wurde. Schriftnachweis: Montagsblatt der Magdeburgischen Zeitung 1830/3-8 „ „ „ „ 1931/37 „ „ „ „ 1937/51.
Infanterie Regiment „von Kleist“ (Nr.5) 1791 und 1795
Aus dem 1655 gegründeten Regiment „Eulenburg“ entstand 1707 das Regiment des Generalmajor von Arnim, später genannt von Kleist. Eine ähnliche Arbeit wie über die 4 anderen Infanterie Regimenter hat Wild leider nicht geschrieben. Als Wichtigstes kann ich hier anführen: Im 1. Schlesischen Krieg: kämpfte das Regiment bei Mollwitz und Chutowitz. Im 2. Schlesischen Krieg; Hohenfriedberg und Kesselsdorf. Im Siebenjährigen Krieg: Teilnahme an fast allen Kämpfen. Zuerst stand das Regiment in Garnison in der Mark: Bernau, Landsberg, Ferhrbellin, Eberswalde, Arneburg. Seit 1716 in der Festung Magdeburg. Das Depot-Bataillon lag 1791 in Burg. 1795, auch nur auf kurze Zeit, war die Invalidenkompanie hier. 1806 kapitulierte nach dem Rückzug von Thüringen her das Regiment und sein III. Bataillon in Magdeburg. Als Uniform trug das Regiment blaue Röcke, gelbe Aufschläge und Klappen, gelbe Kamisols, gelbe Hosen, Hutbüschel gelb-weiß-rot. Die Fahnen: Gelbes Tuch, im weißen Felde den fliegenden preußischen schwarzen Adler. Über der ganzen Fahne ein rotes Kreuz. Goldene Kränze in den Ecken. Schriftnachweis: Lyncker „Die altpreußische Armee und ihre Kirchenbücher“
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Infanterie Regiment „Prinz Louis Ferdinand von Preußen“ (Nr.20) 1788-92 / 1794-95 / 1796
Im Jahre 1688 unter dem Großen Kurfürsten wurde durch abgeben mehrerer Regimenter „Kurfürstin Dorothea“ und „Alt-Holstein“, in Magdeburg ein neues Regiment errichtet. 1697 wurde dies Regiment, dessen erster Chef der Gouverneur von Magdeburg der Generalmajor von Schonberg war, bis auf eine Kompagnie abgedankt. 1706 erneute Anwerbung auf Kompagnien. Die volle Regimentsstärke wurde 1713 durch Bildung des II. Bataillons erreicht. Fast immer waren der Gouverneur oder der Kommandant der Festung Magdburg zugleich Chef des Regiments. Das Regiment kämpfte: im 1. Schlesischen Kriege in der Schlacht bei Mollwitz, im 2. Schlesischen Kriege bei Prag, Habelschwerth, Hohenfriedberg, Kesselsdorf. Im Siebenjährigen Krieg hatte das Regiment in der Schlacht bei Kolin einen Verlust von 800 Mann. Es kämpfte weiter bei Breslau, Leuthen, Hochkirch, Kunersdorf, Liegnitz und verlor bei Torgau wieder 600 Mann. 1763 Rückkehr nach Magdburg. Am Rheinfeldzug 1792/95 hat das Regiment nicht teilgenommen. Im Jahre 1793 wurde Chef des Regiments Prinz Ludwig von Baden und danach am 23. Februar 1795 als letzter Chef der Prinz Louis Ferdinand von Preußen, 23 Jahre alt. Seine Wohnung nahm der Prinz in der damaligen Domprobstei, Ecke Breitscheitstraße-Domplatz. An 1796 weilte das Regiment mehrere Jahre an der Demarkationslinie in Westfalen. Im August 1806 marschierte das Regiment erneut von Magdeburg aus nach Thüringen. Am 10. Oktober focht das Regiment bei Saalfeld und hier erlitt der Prinz, der die Vorhut des Korps Hohenlohe führte, den Heldentod. Am 14. Oktober kämpfte das Regiment wieder bei Auerstedt und wurde nach der verlorenen Schlacht und Rückzug nach Magdeburg dort selbst, einschließlich seines III. Bataillons, das als Festungsbesatzung dort weilte, von der Kapitulation und Auflösung betroffen. Die Uniform bestand wie folgt: Blaue Röcke mit roten Aufschlägen und Klappen, weiße Komissis, weiße Hosen. Hutbüschel rot-weiß.grün. Das Regiment hatte grüne Fahnen, im weißen Felde den fliegenden preußischen Adler, in den Ecken goldene Kränze. Das Kanton dieses Regiments war das Herzogtum Magdeburg. Hier in Burg standen: Das Depot-Bataillon von 1788-1792 Die Invalidenkompanie von 1794-1795 Das III. Bataillon nur 1796. Schriftnachweis: Montagsblatt der Magdeburgischen Zeitung 1931/26.27.28.
Aus den Regimentern Anhalt-Zerbst, von Trossel Hessen-Kassel, von Varonne, von Grumkow, die je 2 Kompagnien abhaben, wurde im Jahre 1713 unter Generalmajor von Dönhoff ein neues Regiment gebildet. Das Regiment Alt-Anhalt gab noch 118 Mann dazu. 1714 hatte es 39 Offiziere, je 1 Feldprofos, Regts. Quartiermeister, Regts. Feldscher, Regts. Tambour, 106 Unteroffiziere, 10 Komp.-Feldschere, 6 Pfeiffer, 6 Honoisten, je 1 Profos, Büchsenmacher und Büchsenschäfter, 1053 Musketiere und 130 Grenadiere. Immer war Halberstadt und Umgegend die Garnison. Zu erwähnen ist noch, daß das Regiment bis 1723 ständig Leute zum Festungsbau nach Magdeburg stellen musste. 1735 erhielt das Regiment erst seine zwei Grenadierkompagnien. Am 1. Schlesischen Krieg nahmen nur die Grenadierkompagnien teil. Teilnahme des Regiments am 2. Schlesischen Krieg: Prag, Soor und Kesselsdorf. Im Siebenjährigen Krieg kämpfte es bei Prag, Kolin, Rossbach und kehrte 1763 nach Halberstadt zurück. 1778/79 finden wir das Regiment im Bayrischen Erbfolgekrieg (sog. Kartoffelkrieg, auch Zwetschenkrieg genannt). Diese Bezeichnung deutete sicher auf mangelhafte Verpflegung hin. Auch am Rheinfeldzug 1792/95 war das Regiment beteiligt. 1806 focht das Regiment bei Auerstedt, nahm seinen Rückzug nach Magdeburg, zog weiter und kapitulierte bei Prenzlau. Die Grenadiere und das III. Bataillon verfielen durch die Kapitulation von Magdeburg der Auflösung. Der Herzog Karl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig war von 1773 bis 1806 Chef des Regiments. In Burg standen in Garnison: Das Depotbataillon von 1788 – 1791. Die Invalidenkompanie von 1794 – 1799. Die Uniform bestand aus: Blauen Röcke, rote Aufschlägen und Klappen , gelbe Komisols, gelbe Hosen. Hutbüschel rot-schwarz-weiß-schwarz. Die Fahnen waren dunkelrot mit schwarzem großen Kreuz, im weißen Mittelfeld den fliegenden, schwarzen preußischen Adler, darüber Schriftband und Krone. Goldene Kränze mit TR. Interessant ist die Maß- und Stammrolle der Leibkompagnie von 1806. Stärke der Kompagnie 159 Mann (2 an Bayrischen Erbfolgekrieg teilgenommen, 44 am Rheinfeldzug). Lutherisch 141, reformiert 6, katholisch 12. Die 91 Verheirateten hatten 150 Kinder (73 Söhne und 77 Töchter). Berufe waren wie folgt vertreten: 15 Schneider 10 Leineweber 8 Tuchmacher 8 Maurer 6 Zimmerleute 4 Tischler 3 Schuster 3 Bäcker 3 Schmiede 3 Jäger 2 Fleischer 2 Böttcher 1 Radmacher 1 Töpfer 1 Rotgerber 1 Gärtner 1 Müller 1 Handschuhmacher 1 Sattler 1 Tabackspinner
Schriftnachweis: Montagsblatt der Magdeburgischen Zeitung 1937/23.24.25.
Fortsetzung folgt
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Infanterie Regiment „Prinz Leeopold Maximilian von Anhalt-Dessau (Nr.27) 1788 - 92 / 1796 -1806 / 1794 -1806 1806: von Tschammer
Dieses Regiment, das wahrscheinlich mit seinem III. Bataillon stark mit Burg verbunden war und dessen Anwesenheit noch nicht ganz aus dem Gedächtnis der Stadt verschwunden ist, wurde im Jahre 1715 (26.11.) gegründet. Es wurde während des Nordischen Krieges aus schwedischen Kriegsgefangenen, die meist deutschen Blutes waren und aus Abgaben preußischer Regimenter zusammengestellt. Berlin war die erste Garnison; erster Chef der Prinz Leopold Maximilian von Angalt-Dessau. Ab 1721 garnisierte das Regiment in der Altmark: Stab und I. Bataillon in Stendal, II. Bataillon in Osterburg, Seehausen, Werben, Arneburg, Bismark. 1724: I. Bataillon in Gardelegen, II. Bataillon in Stendal. Bei der Kantoneinteilung 1733 erhielt das Regiment den größten Teil der Altmark zugewiesen. Zu den bestehenden 2 Bataillonen zu j 5 Kompagnien kamen 1735 die 2 Grenadierkompagnien. Teilnahmen am 1. Schlesischen Kriege: u.a. Schlacht bei Mollwitz. Im 2 Schlesischen Kriege: besonders Kesseldorf. Im Siebenjährigen Krieg: Lobositz, Breslau, 1758 Zorndorf und andere. Die Grenadiere traten bei Kriegsbeginn mit den Grenadierkompagnien des Inf.Rgts. 21 zusammen und bildeten ein Bataillon unter Major von Lengefeld. Nach verschiedenen Schlachten geriet dieses Bataillon, in Greiffenberg von überlegendem Feind angegriffen, zum größten Teil in Gefangenschaft (26.III.1759). Im nächsten Jahr wieder aufgestellt verteidigte es Kolberg gegen die Russen. 1763 kehrten zurück: I. Bataillon und Grenadier nach Stendal, II. Bataillon nach Gardelegen. 1778/79 nahm das Regiment am Bayrischen Erbfolgekrieg teil. 1788 wurde dem Regiment ein Depotbataillon gegeben. Nach „Lyncker“ waren in Burg in Garnison: Das Depotbataillon von 1788 - 1792 Das III. Musk.Batl. von 1796 -1806 Die Unvalidenkomppagnie von 1794 -1806 Nach „Wild“ dagegen soll das Depot-Batl. von 1788 - 1796 in Burg und das III. Musk.Batl. von 1796-1801 in Brandenburg und von 1802 -1806 wieder in Burg gestanden haben. Am Rheinfeldzug hat das Regiment von 1792/95 teilgenommen. Im Januar 1800 wurde der Generalmajor Friedrich Wilhelm Alexander von Tschammer-Osten Chef des Regiments. Er führte es auch in den Feldzug 1806. Während der Schlachten Jena und Auerstedt lag das Regiment in Eisenach in Quartier, schloß sich dann dem Rückzug der preußischen Armee an und kam über Stendal über die Elbe. Es unterstützte die Yorkschen Jäger im Gefecht bei Altenzaun. In seinem letzten Kampf zwischen den Orten Perlin und Groß Ranzow erneuerte das Regiment seinen alten Ruhm, verfiel aber dann durch die Kapitulation von Lübeck der Auflösung. Die Grenadiere, die mit denen des I. R. 18 (Potsdam) ein Bataillon bildeten, kämpften auch nicht bei Jena und Auerstedt, wurden aber beim Rückzug in der Nähe von Sondershausen auseinandergesprengt. Es sammelt sich danach in Magdeburg noch 9 Offiziere und 350 Mann. Die Komp. Brohm unseres Regimentes zog dann über Burg nach Mecklenburg und kapitulierte bei Prenzlau, während die Komp. Lobenthal (das waren die Komp.-Chefs) der 27. Grenadiere bis nach Lübeck gelangten und mit dem Regiment kapitulierte. Unser Burger III. Musketier Bataillon diente zur Besetzung der Festung Hameln und kam bei der Kapitulation dieser Festung in Gefangenschaft. 1806 bei der Mobilmachung hatte unser III. Bataillon folgende Stellenbesetzung: Batls. Kdeur. und Chef der 1. Kompagnie Major Foreich „ „ 2. „ „ von Mithofen „ „ 3. „ Kpt. von Tepler „ „ 4. „ „ von Manteuffel Jede Kompagnie hatte: 1 Kapitän, 3 Offiziere, 12 Unteroffiziere, 4 Artilleristen, 3 Tambour, 10 Schützen und 140 Gemeine. Die Invalidenkompagnie war 58 Köpfe stark. Deren Uniform bestand in blauem Rock, dunkelblauem Kragen und Klappen, kormoisinrote, runde Aufschläge, weiße Knöpfe, blaue Hosen, 2-klappige Hüte. Die Uniform des eigentlichen Regiments bestand in blauen Röcken mit roten Aufschlägen und Klappen, weiße Hosen, weißen Kamisois-Hutbüschel rot, in der Mitte gelb. Die Fahnen waren dunkelblau mit senkrechtem goldenen Balken und waagerechtem roten Balken (bilden ein Kreuz), den schwarzen Adler im weißen Mittelfelde, goldenen Kränzen in den Ecken, weiße bzw. rote Granate aus den Seitenfeldern. Unser Regiment war nicht mehr. Zu berichten ist nur noch, daß 2 Offiziere des Regiments den Auszug unter Schill mitmachten. Leutnant von Voigt II. fiel bei Dodendorf. Leutnant von Trackenberg gehörte zu den 11 in Wesel von Napoleon erschossenen Schillschen Offizieren. Einer davon, soviel ich weiß von Trackenberg, gehörte ursprünglich unserem Burger Bataillon an. Die Invalidenkompagnie wurde am 20.2.1809 in die 2. Kurmärkische Invalidenkompagnie eingereiht. Schriftnachweis: Montagsblatt der Magdeburgischen Zeitung 1936/4.5.6.7.
2. Magdeburgische Füdilier Brigade 1796 (Füdilier Bataillone Nr. 18 von Holtzschner Nr. 19 von Ernest Nr. 20 von Legat.)
Diese Füsilier-Bataillone, die 1787 aus dem leichten Infanterie-Regiment Nr. 58 (von Müller) einem Freiregiment, gebildet wurde, waren 1796 nur vorübergehend in Burg. Die Garnison war von 1787-1791 Magdeburg, 1792/95 war die Brigade im Rheinfeldzug. 1796 auf dem Marsche nach dem Ansbachischen haben sie hier in Burg nur kurzen Aufenthalt. „Lynch“ nennt den Aufenthalt in Burg nicht. Ab 1797 liegen die Bataillone wieder in Westfalen bei Minden und heißen jetzt „Westfälische Füsilier Brigade“. Die Füsiliere galten als leichte Infanterie, ähnlich den Jäger Bataillonen von 1914. Sie formierten nur in 2 Gliedern, hatten leichtere Gewehre; jedes Bataillon im Kriege einen Dreipfünder, dessen Bedienung durch zugeteilte Artilleriste erfolgte. Im Kriegsfall wurde von jedem Bataillon ein Depot gebildet in Stärke von 1 Offizier, 4 Unteroffizieren und 80 Gemeinen, davon je zur Hälfte Kantonisten und Ausländer. Jedes Bataillon hatte 4 Kompagnien, im Etat 19 Offiziere, 48 Unteroffiziere, 13 Spielleute, 80 Gefreite, 440 Mann und 40 Überzählige. Außerdem 1 Auditeur und 1 Quartiermeister, 4 Feldschere, 1 Büchsenmacher, 1 Büchsenschäfter. Die Kriegsstärke betrug 680 Köpfe und 46 Knechte und 4 Artillerieknechte. Die Uniforme unserer Bataillone sahen aus wie folgt: Nr. 18 grüne Röcke, dunkelrote Aufschläge und Klappen, bis 1801 grüne, dann weiße Hosen, rote Hutbüschel. Nr. 19 grüne Röcke, dunkelrote Aufschläge und Klappen, grüne bzw. weiße Hosen, weiße Hutbüschel. Nr. 20 grüne Röcke, dunkelgrüne Aufschläge und Klappen, grüne bzw. weiße Hosen, gelbe Hutbüschel. Die Füsiliere hatten keine Fahnen. 1806 gerieten die Bataillone Nr. 18 u. 19 in die Kapitulation von Magdeburg, Nr. 20 in die von Ratkau. Die Depots aller 3 Bataillone waren in Colberg und gingen später auf in das dort zusammengestellte Bataillon „von Möller“. Sie sind also in das nach 1808 neu aufgebaute preußische Heer übergegangen.
Nach Jany: „Geschichte der preußischen Armee“ und Wild.
1. Magdeburgische Füsilier Brigade von Bila 1803-1806 Füsilier Bataillon Nr. 2 von Bila
Diese Brigade von Bila, bestehend aus den Füsilier Bataillonen Nr. 1 von Kaiserlingk, Nr. 2 von Bila, Nr. 5 Graf von Wedell, war ebenfalls 1787 entstanden und zwar Nr. 1 in Halle aus 4 Kompagnien des Alten Dessauers (I.R. 3), Nr. 2 in Halle aus 2 Kompagnien des Grenadier Bartls. von Bork Nr. 1. Und das Bataillon Nr. 5 ebenfalls aus den restlichen Kompagnien des Batls. von Borcke in Treuenbrietzen. Bei der Aufstellung hieß die Brigade zuerst „Kurmärkische“, 1791 erhielt sie den og. Namen. 1803 kam das Bataillon Nr. 2 (von Bila) nach Burg und da der Generalmajor von Bila zugleich der Kommandeur der Brigade war, war Burg gewissermaßen Stabsquartier dieser Brigade. Die Bataillone 1 und 5 liegen jetzt in Hildesheim. 1805 zieht die Brigade mit anderen Truppen unter dem Herzog von Braunschweig in das Kurfürstentum Hannover in. 1806 im Frühjahr kehrt das Bataillon von Bila nach Burg zurück. Im August des gleichen Jahres tritt bei der Mobilmachung di Brigade Bila zum „Hannoverschen Korps“ unter Generalleutnant von Larisch im Raum Celle, Braunschweig, Hildesheim; später Korps Rüschel, dann Korps Blücher. Bataillon Nr. 5 (Graf Wedell) tritt zum Korps des Herzogs von Weimar und kämpft in der Schlacht von Jena bei Quenstedt. Nach dem allgemeinen Rückzug kapitulieren alle 3 Bataillone bei Ratkau und gelten damit als aufgelöst. Das Depot unseres Burger Bataillons Nr. 2 kapituliert in der Festung Magdeburg. Die Depots der Batailone Nr. 1 und 5 kämpfen in Colberg und kamen zum Füsilier Bataillon von Möller. Nach der Rangliste von 1803 waren folgende Offiziere der Brigade in Burg: Generalmajor von Bila, Chef der Brigade, führte zugleich das Batl. Nr. 2 Oberstleutnant von Kayserlingk Kapitän von Besserer „ von Mengershausen Stabskapitän Freiherr von Dörnberg „ von Huene Premierleutnant von der Mälbe „ Baron Stein von Altenstein Sek. Leutnants: von Manteuffel (Adjutant) von Niwatzky, von Lindern, von Rosenthal, von Qualtierie, von Czettritz, Spiess, von Höwel, von Bila I, von Bila II, von Röbel, von Trschwsky.
Der Kanton der Brigade war zuletzt das Fürstentum Hildesheim und die Stadt Goslar. Die Uniform bestand für Batl. Nr. 2 in grünen Röcken, karmoisinroten Abzeichen, gelben Knöpfen, weißen Hosen. Seit 1801 wurden Czakos von schwarzem Filz in zylindrischer Form mit ledernem Augenschirm getragen, vorn der gelbe Adler, darüber der weiße Hutbüschel. Das Lederzeug war seit 1801 schwarz und wurde nicht mehr über der Schulter, sondern umgeschnallt getragen. Wir finden bei dieser Uniform also bereits Anklänge an die in den Freiheitskriegen eingeführten Uniformen. Zu erwähnen ist noch, daß unser Bataillon bei den Spielleuten 8 Hornisten mir Wald- und Signalhörnern hatten.
Nach Jany: Geschichte der preußischen Armee.
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Wir können uns denken, daß die ständige Anwesenheit von großen Soldatenmessen, die ja bi Bürger der Stadt einquartiert waren, der Stadt viel Last verursachte, war doch die Einwohnerzahl im 18. Jahrhundert noch weit unter 10.000 Personen. Es wird sicher große Freude ausgelöst haben, als im Jahre 1775 die beiden großen Kasernen in der heutigen Dethanienstraße an der Stadtmauer erbaut wurden. Jetzt gab es wesentliche Erleichterung in der Stadt. Kersten schreibt darüber in Jerich. L. u .L. 1933/8 sehr ausführlich. 1778 wurde auch in der Kapellenstraße 8-12 ein neues Garnisonslazarett erbaut und das alte wurde nach Kallmeier „handschriftliche Jahreszahlen aus der Stadt Burg“ (in der Bücherei des Museums) von der Stadt als Armen- und Krankenhaus übernommen. Dieses alte Lazarett ist in der Brüderstraße, heute Franz- Seldtestraße gelegen und jedenfalls das auf der Karte von 1685 als „Kurfürstliches Richterhaus“ bezeichnet, ursprünglich zum Franziskaner Kloster gehörige Haus, das bis ca. 1906 als Nr. 44 gestanden hat; jetzt östliche Hälfte des Feuerwehrdepots. Dieses Haus wurde bis zu seiner Abtragung als städt. Kinderheim- und Schwesternheim benutzt und könnte als Einziges als altes Lazarett in Frage kommen. Noch dazu die Lazarettstrassee (1685 noch die „Schülergasse“) gerade darauf führt. Über das erste Offizierskasino dieser Zeit erfahren wir durch einen Artikel in Jerich. L. u. L. 1928/10: „Postillion Heiligbroth in Burg erhält anno 1731 die Konzession zur Errichtung eines Wirtshauses“. In der von König Friedrich Wilhelm I. eigenhändig unterschriebenen Konzessionsurkunde erhält Heiligbrodt gleichzeitig die Erlaubnis zur Errichtung einer Offizierspeiseanstalt in dieser Gastwirtschaft. Es handelt sich um den „Doppelten schwarzen Adler“, heute Restaurant „Zur Reichspost“ Markt 25. Und in Fritze „Chronik der Stadt Burg 1851“ Seite 194 lesen wir von einem besonderen Militärfriedhof der damaligen Zeit. Er liegt außerhalb der Stadt seine Lage ist allerdings nicht bekannt. Wie schon beim Leibcarabinier Regiment erwähnt, wurde damals der erste Exerzierplatz bei Schartau angelegt. Dann wird, wahrscheinlich von der Infanterie, ein Exerzierplatz benutzt, der dicht bei der Stadt liegt. Es ist der nördliche Teil der Koloniestraße, wo sich Forststraße und Parchauer Chaussee trennen. Er muß 1770 aufgegeben werden, da dort die Kolonisten angesiedelt werden. Ein neuer Platz ist dann im Burgerholz, er ist bis ca. 1894 benutzt und in der Karte von Burg von Korschel 1855 eingezeichnet. Die Reiterregimenter dieser Zeit benutzten eine gedeckte Reitbahn auf dem Grundstück Zerbster Chaussee 18/19. Dieselbe ist heute noch vorhanden und wird als Scheune benutzt. Vor einigen Jahren hielt hier der Burger Reiterverein seine Übungen ab. Bis zum Jahre 1770 wurde der Stadtmauerturm auf dem Weinberg von der Garnison als Pulverturm benutzt, dann der Turm zwischen Zerbstertor und Magdeburgertor. Dieser Turm hat in der Verlängerung der Mittelstraße gestanden. Aus Kersten „Burg und der Wein“. Jerich. L. u. L. 1932/1
Der Paradeplatz ist schon immer für Paraden benutzt worden und hat daher seinen ursprünglichen Namen „Neuer Markt“ verloren. Es wäre noch zu berichten über die vom Militär benutzten Häuser: Das Kommandantenhaus: Es ist das alte Tuchmachergildehaus (heute Hotel Roland), 1729 für den jeweiligen Kommandanten als Wohnung zur Verfügung gestellt. Das Ordonnanzhaus: Für das durchreisende Militärpersonal; Lage ist mir unbekannt. Es soll in der Nähe des Paradeplatzes gelegen haben. Eine Notiz in der Chronik Fritz Seite 199 bringt folgendes: „Am 27. Juli 1808 nachts 2 Uhr kam beim Ordonnanzwirth Haase Feuer aus und es brannten 3 Häuser ab“. Die Hauptwache: Am Paradeplatz. Es ist jedenfalls der Ortsteil des jetzigen „Roland“, worin das Kino sich befindet. Dort war auch die Arrestanstalt. Und alle Soldaten wissen ja Wache und Arrestanstalt gehören immer zusammen. Die 5 Torwachen: Obertor, Zerbstertor, Magdeburgertor, Schartauertor, Neues Tor. Die wurden aber hauptsächlich besetzt, um die Fahnenflucht der z. T. gepressten Soldaten zu verhindern. Auch die Stadtmauer, die z. T. baufällig war, wurde immer wider instand gesetzt, weil sie dazu diente, die Truppe zusammen zu halten. Bei Desertierungen wurde in der Stadt Alarm gegeben und neben der Truppe musste die Bürgerschaft die Fahnenflüchtigen in der Stadt und Umgebung suchen. Sehr ausführlich schreibt Kausch darüber. Als mit der Auflösung des preußischen Heeres 1806 die Voraussetzungen für Erhaltung der Stadtmauer fortfiel, ist ja dann die Mauer leider nur zu schnell verschwunden und nur kärglich und ungepflegte Reste und 3 Türme erinnern uns an das alte wehrhafte Burg. Auch eine Garnisonsapotheke war damals vorhanden: Das Privileg (Kabinetsorder) des Königs Friedrich Wilhelm I. ist ausgestellt für den Sohn des reformierten Pfarrers Matthaei am 8.1.1728 für die „Garnisonsapotheke, Stadtapotheke“. Es ist die Breiteweg 1 gelegene, heutige Adler-Apotheke. Da Mattgaei „durch Suff“ falsche Medikamente gegeben hat, wird Buckenius, den die Leibcarabiniers bei ihrem Aufenthalt in Mecklenburg in Malchin kennengelernt haben, unterm 24.3.1734 als Nachfolger eingesetzt. Das Privileg lautet wieder auf „Garnisons-Apotheke“.
Bis 1806 bestand hier auch eine Garnisonschule für Soldatenkinder. Sens schreibt in Magdeburger Geschichtsblätter 1931/32 Seite 114 „Die Schulen der Stadt Burg“ von einer einklassigen Schule mit einem Lehrer. Das Batl. v. Tschammer (III/27) soll dazu stellen: 29 Knaben, 29 Mädchen; das Batl. Bila: 12 Knaben, 13 Mädchen. Laut Bericht des Superintendanten Schrader vom Jahre 1804 wird die Schule aber nur von insgesamt 5 Kindern besucht, davon sind noch 4 Bürgerkinder! Die Kompaniechefs sollen die Schulgelder bezahlen, sind aber sehr säumig. Der Lehrer ist gezwungen ein Metier nebenher zu betreiben. Die katholischen Kinder besuchen die private Winkelschule des Feldwebels Syllwasch. In kirchlicher Beziehung bildeten die Truppen der Garnison eine eigene Kirchengemeinde. Für alle Feldregimenter bestanden besondere Regimentskirchenbücher. Diese Bücher befinden sich seit 1.10.1941 beim Evangelischen Wehrkreispfarrer III in Berlin. Vordem beim Evangelischen Feldbischof der Wehrmacht in Berlin. In Burg befinden sich bei der Kirche St. Nicolai (Garnisonspfarrkirche) folgende 4 Garnisonskirchenbücher:
Eins für die Zeit von 1788 – 1809 „ „ „ „ „ 1762 – 1805 „ „ „ „ „ 1834 – 1850 „ „ „ „ „ 1758 – 1874
Nach Lyncker „Die altpreußische Armee und ihre Kirchenbücher“ soll sich ein Garnisonskirchenbuch für die Zeit von 1791 – 1798 mit Taufen und Toten beim Evangelischen Feldbischof in Berlin befunden haben das seit dem 1.10.1941 infolge einer Verlagerung beim Evangelischen Wehrkreispfarrer XI in Hannover befinden muß. Außerdem werden evtl. noch Eintragungen in den Zivilkirchenbüchern der St. Nicolaikirche befinden. Der Lyncker“ liegt im Stadtarchiv unter C 4 Nr. 12 Die Schützengilde scheint unter brandenburgischer Zeit auch wieder aufgelebt zu sein: 1691 bewilligt eine Kabinetsorder 50 Rthler. Schießprämie. Schießstand und Schützenhaus sind jetzt vor dem Schartauertor, auf dem Gänseanger. 1703 Erlaß einer neuen Schießordnung. Die Gilden werden unter König Friedrich Wilhelm I organisiert, doch schläft unsere Gilde wieder ein. Als 1777 der Prinz von Nassau – Usingen Chef des gelben Regiments ist, wird die Gilde wieder ins Leben gerufen und die Offiziere des Regiments beteiligen sich stark am Schießen. 1789 löst sich, nachdem das Regiment Burg verlassen hat, die Gilde wieder auf. Die Einteilung in 4 Stadtbezirke besteht noch, doch scheint nach der Niederlassung der Reformierten eine Änderung eingetreten zu sein: 1728 lesen wir in David Meise, Beschreibung der Stadt Burg die Liste der Stadtkapitäne (Führer der Bürger-Kompagnien):
Andreas Busse ) Christian Seeger ) sicher die 4 Stadtbzirke Siegmund Exis ) Wolfgang Heusinger) und Nicolaus Müller „bei der Colonie“.
Es geht daraus hervor, das die Bürger, welche der reformierten Gemeinde waren, eine eigene Kompagnie bildeten.
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Das ist in großen Zügen Aufstieg, Leben und Sturz des friederizianischen Heeres in seiner Beziehung zu Burg. Hoher Glanz, strenge Disziplin, heldenhaftes Kämpfen und doch rasender Verfall unter verzopften, unfähigen Nachfolgern des großen Königs. Die Faust des Korsen Napoleon vernichtete bei Jena und Auerstedt das Werk von Geberationen. Kaum ein Truppenteil unserer Heimat ist damals der Kapitulation und der Auflösung entgangen. Sind es auch zuerst reine Söldnertruppen gewesen und später neben den Landeskindern (Kantonisten) noch geworbene und gepresste Angehörige anderer deutschen Länder (damals als Ausländer bezeichnet), immer waren es bei tapferer Führung auch tapfere Soldaten. Möge nachfolgende Aufstellung der Magdeburgischen Truppen, die sich so oft auf dem Cörblitzer Übungsfeld dem Auge des Großen Friedrichs präsentierten, dazu beitragen, der friederizianischen Armee und seiner Burger Truppenteile in Ehre und Achtung zu gedenken. Denn nur einige Jahre Später erhob sich das Volk, um in den Kämpfen der Freiheitskriege mit dem Heer, das der große Sohn unserer Heimat, Carl von Clausewitz, der hier am 2.6.1780 geboren war, hatte aufbauen helfen, für die alte Freiheit neuen Ruhm an neue Fahnen zu heften.
1806 Magdeburgische Inspektion der Infanterie des Generalfeldmarschall Herzog von Braunschweig
Grenadier Batl. v. Werder je 2 Kompagnien Oberst v. Werder in Magdeburg v. Rgt. 5. u. 20
Grenadier Batl. v. Braun je 2 Kompagnien Major v. Braun in Quedlinburg v. Rgt. 3. u. 21
Chef: Herzog v. Braunschweig I. Batl. Halberstadt II. Batl. „ Inf. Rgt. Nr. 21 Kommandeur: Herzog v Braun- Oberst v. Elsner III. Batl. Magdeburg schweig Grenadier: Quedlinburg Invaliden: Aken
Chef: General der Inf. I. Batl. Magdeburg Inf. Rgt. Nr. 5 v. Kleist II. Batl. Magdeburg v. Kleist III. Batl. Magdeburg Kommandeur: Grenadier: Magdeburg Oberst v. Wedell Invaliden: Wolmirstedt
Chef: Gen. Leutnant I. Batl. Magdeburg Inf. Rgt. Nr. 20 Prinz Louis Ferdinand II. Batl. Magdeburg Prinz Louis Fer- III. Batl. Magdeburg dinand Kommandeur: Grenadier: Magdeburg Oberst v. Bergen Invaliden: Seehausen
Chef: Generalmajor I. Batl. Halle Inf. Rgt. Nr. 3 von Renouard II. Batl. Halle von Renouard III. Batl. Halle Kommandeur: Grenadier: Quedlinburg Oberst v. Zweissel Invaliden: Halle
Chef: Generalmajor I. Batl. Stendal Inf. Rgt. Nr. 27 v. Tschammer –Osten II.Batl. Gardelegen v. Tschammer III. Batl. Burg Kommandeur: Grenadier: Stendal Oberst v. Holtzmann Invaliden: Burg
1806 Magdeburgische Inspektion der Cavallerie des General der Cavallerie Herzog von Sachsen Weimar
Chef: Generalmajor Stab u. 1 Eskadron Leib Regiment v. Kölschen Schönebeck Cürassiere Nr. 3 Kommandeur: 1. Eskadron Calbe Oberst Graf v. Schmettau 1. „ Wanzleben 1. „ Salze 1. „ Egeln 1. „ Frohse
Chef: Gen. Leutnant Stab u. 2 Eskadron Regiment Nr. 11 v. Bismark Rathenow Leibcarabinier Kommandeur: 1. Eskadron Genthin Oberst v. Winnig 1. „ Neuhaldens- leben ½ „ Havelberg ½ „ Sandau
Chef: Generalmajor Stab u, 3 Eskadron Regiment Quitzow v. Quitzow Aschersleben Kürassiere Nr. 6 Kommandeur: 1 Eskadron Oschersleben Oberst v. Schubert 1 „ Kroppenstedt
Chef: Generalmajor Stab u. 2 Eskadron Regiment Reitzenstein v. Reitzenstein Salzwedel 1 Eskadron Seehausen Kürassiere Nr. 7 Kommandeur 1 „ Tangermünde Oberst v. Kleist 1 „ Osterburg
Magdeburgische Füsilier Brigade Brigade Genral: Generalmajor von Bila
Füsilier Bataillon Nr. 2 von Bila in Burg „ „ Nr. 5 von Weddel in Hildesheim „ „ Nr. 1 von Carlowitz in Hildesheim
Aus Babel „Die altpreußische Armee“ Stadtbibliothek Magdeburg: G 202.
Franzosenzeit 1806 – 1813
Nach den verlorenen Schlachten von Jena und Auerstedt ging der Rückzug der geschlagenen preußischen Truppen nach Norden und ein Teil zog durch unsere Stadt. In der Chronik von Fritz 1851 lesen wir Seite 190: „Am 19., 20. und 21. Oktober 1806, nach der Schlacht bei Jena war die große Retirade der preußischen Truppen von denen ein großer Teil Burg berührte.“ In „v. Bassewitz: Die Kurmark von 1806 bis 1810“ in der Heeresbücherei Berlin, B 37812, finde ich weiter die Notiz, daß am 21.10. der Führer einer preußischen Armee, der Fürst Hohenlohe mit seinem Stabschef Massenbach sein Hauptquartier in Burg hatte. Der Rückzug geht von Burg über Genthin, Rathenow bis Prenzlau. Nach einigen Tagen beginnt nun das Elend der Franzosenzeit. Fritz a. a. O. schreibt darüber: „Am 27. Oktober 1806 kam ein feindlicher Oberst (Gravo) mit 50 Husaren in die Stadt und forderte von den Bewohnern desselben eine Brandschatzung von 20.000.—Thalern; der Magistrat wurde gefangen gehalten und solange bewacht, bis obrige Summe zusammengebracht war. Nach diesem hatten wir täglich Durchmärsche von feindlichen Truppen.“ Sehr ausführlich über diesen Zeitabschnitt schreibt Kausch „Nachrichten über Burg aus den Jahren 1806 bis 1814“ in Jerich. L. u. L. 1927/5.6. und nochmals in Jerich. L. u. L. 1923/1 „Plünderungen in der Franzosenzeit“. Es ist im Rahmen dieses Aufsatzes gar nicht möglich mehr darüber zuschreiben. Nach Bassewitz, Band 1 Site 108ff erfolgt nun am 3.11.06 eine Verordnung Napoleons über die Errichtung des Departements Magdeburg. Dazu gehören das Herzogtum Magdeburg mit Saalkreis und die Grafschaft Mansfeld unter Adjutant, Kommandant, General Champeaux, der in Burg residiert. Diese Einrichtung eines Departements zeigt uns, daß Napoleon, wie er auch ausgesprochen hat, damals die Absicht hatte, Preußen möglichst ganz von der Karte verschwinden zu lassen. Der hier residierende General Champeaux ist auch derjenige, unter dessen Befehl am 2. Dezember in der Kirche U. L. Frauen das große Domfest veranstaltet wurde. Er bleibt bis Januar 1807 hier. Über die Art und Stärke der sonst hier anwesenden feindlichen Truppen sind wir leider nicht orientiert. Sie wechselten wohl häufig oder marschierten nur durch. Es sind in den Akten lediglich einzelne Offiziersnamen erhalten. Als nun am 9.7.1807 der Friede zu Tilsit geschlossen wurde, wurde alles linkselbische Gebiet von Preußen abgetrennt und Burg wurde Grenzstadt und gleichfalls Etappenort an der großen Straße Magdeburg-Berlin. Den noch blieb Napoleon in Preußen; er erließ nach dem Frieden einen Befehl über die Verteilung der Truppen in Preußen. In der Stadt Burg, die jetzt verwaltungsmäßig zur Kurmark gehörte, kamen im Dezember 1807: 3. Kürassier Divison der Heereskavallerie General d’Espagne u. 9 Offz. – Mannsch. 16 Pferde 1.Brigade General Fauller u. 3 Offz. – Mannsch. 6 Pferde 7. Kürassier Rgt. u. 28 Offz. 686 Mannsch. 698 Pferde und in der Umgebung lagen: 8. Kürassier Regiment in Königsborn 2. Brigade in Möckern 4. Kürassier Rgt. Möckern 6. „ „ „ 1 Kompagnie reitende Artillerie mit 3 Offz. 56 Mann 60 Pferde in Parchau 1 Troia Kompagnie mit 1 Offz. 149 Mann 165 Pferde in Schartau und Niegripp
Diese Division bleibt bis zum 8.4.1808 hier (nach v. Bassewitz). Dann fand eine weitere Konzentration der Truppen statt; dieselben lagen wahrscheinlich in der Priegnitz versammelt. Nach der Pariser Convengtion vom 8.9.08, die Preußen noch mehr knebelte, zogen die Franzosen aus der Kurmark ab. Die letzten Feinde zogen aus Burg am 5. Dezember 1808 ab. Nun war das Land wieder frei und preußische Truppen rückten von Osten nach. Nach Berlin kam das Husaren Regiment von Schill, das von da aus stehende Patrouillen nach Brandenburg, Genthin und Burg vortrieb.
Husaren Regiment von Schill 1808 – 1809
Dieses Husaren Regiment, gegründet am 7.9.1808, ging hervor aus dem in der Festung Kolberg von Major Schill gebildeten Freikorps. Es wurde, nachdem Schill von Berlin auf eigene Faust ins Feld gezogen war, um gegen Napoleon zu kämpfen, durch A.K.O. am 15.5.1809, aufgelöst und an seiner Stelle das Brandenburgische Ulanen Regiment Nr. 3 gebildet. In einer handschriftlichen Jahreszahlenchronik von 1841 von C. Kallmeyer, Textilkaufmann, damals wohnhaft Breitenweg 542, jetzt Nr. 39, die sich im Museum befindet, lesen wir über die Anwesenheit dieser Schillhusaren in Burg: „Am 16. Dezember 1808 rückte ein Commando von 9 Mann preußischer Husaren von Schill des 2. Brandenburgischen Husaren Regiment bis zur weiteren Regulierung (ein) und wurde bei den Bürgern einquartiert.“ In der Regimentsgeschichte: Janke „Das Schillsche Freikorps und das 2. Brandenburgische Husaren Regiment von Schill“ (Bibliothek Magdeburg Gr. 936.22) findet sich nichts darüber. Meine Angaben stammen aus „Bassewitz“. Auch die Regimentsgeschichte des 3. Brandenburgischen Ulanen Regiments, des Nachfolgers der Schill-Husaren meldet, daß das Regiment viele Grenzkommandos an der preußisch-sächsischen Grenze hatte. Unsere Patrouille der Husaren wird jedenfalls nach dem Auszug der Schillhusaren aus Berlin von hier zurück beordert sein. Die Uniform bestand aus dunkelblauem Dolman mit gelber Verschnürung und gelben Knöpfen, mit rotem hohen Kragen, vorn spitz ausgeschnitten. Dunkelblauer Pelz mit weißem Lammfell besetzt. Tschako aus Filz mit Fangschnur, graue Hose mit Knöpfen seitlich. Reitstiefel unter der Hose getragen, schwarzes Lederzeug, braune Säbeltasche mit F.W.R. Schärpe aus roten Wollschnüren mit gelben Knöpfen. Gebogener Säbel, einfache Bügel ohne Korb, Karabiner und 2 Pistolen. Bild im „Janke“. Siehe auch Anhang
Im Frühjahr 1809 machte sich, außer dem Ausmarsch der Schillhusaren, noch mehr Besterbungen bemerkbar, das Joch, das trotz Friedens auf Preußen lag, abzuschütteln. Einzelne Parteigänger handelten auf eigene Faust, z. T. auch untereinander heimlich verbunden. Auch Burg blieb von den Ereignissen nicht unberührt. Leutnant Hirschfeld hat im März 1809 in Burg Truppen gesammelt, er muß nach Berlin kommen und sich verpflichten vom Aufstand abzusehen. Als die Freischar des von Katte, der im Frühjahr überraschend vom Kreise Jerichow II aus in die Altmark eingefallen war, flüchten musste, kamen Tile davon am 4.4. bei Rogätz über die Elbe. Leutnant von Rosenberg (-thal) mit einigen Husaren (wahrscheinlich die stehende Patrouille der Schillhusaren) nahm den Truppen 1 Wagen mit 12 Beuteln Geld ab und übergab es dem Magistrat von Burg. Er wurde dann von Magdeburg abgeholt. Von den Truppen des aufständischen Herzogs von Braunschweig-Oels (Schwarzer Herzog) sind am 31.7.1809 in Burg 21 Offiziere einpassiert, die sich auf dem Marsch von Böhmen zur Nordsee vom Herzog getrennt hatten, um nach Preußen zurückzukehren. Sie wurden in Burg verhört. Quelle „von Basswitz“.
Burg ist jetzt wieder scheinbar ohne preußische Besatzung. Ein französisches Verpflegungsmagazin ist vorhanden, da Burg an der Etappenstraße gelegen ist und fortwährend Durchmärsche nach und von den noch von Napoleon besetzten Festungen Stettin, Küstrin erfolgen. Eine solche durchmarschierende Truppe ist es wohl auch gewesen, die beim Tuchmacheraufstand 1809 eingreifen musste. Es handelte sich um den Widerstand der Tuchmachermeister gegen die Einrichtung einer Fabrik mit neuen Maschinen durch Exs und Zimmermann. Man drang in die Fabrik ein, zerstörte und schlug Lärm. Da der Magistrat nicht durchdringen konnte, wurde durch den französischen Platzkommandanten Moro eine Abteilung Kürassiere dagegen eingesetzt, die Ordnung schaffte. Kersten „Wehe, wenn sie loslassen“, Jerich. L. u. L. 1932/4.5.6. In den Jahren 1807/09 ist hier in Burg eine Kommission zur Feststellung der im Frieden von Tilsit beschlossenen Grenze gegen das Königreich Westfalen anwesend. Die preußischen Kommissare hießen: Oberst Lewin, Karl von Heister und Landrat von Katte. Magdb. Geschichtsblätter 1912 Seite 219ff. Nachfolgende Aufstellung zeigt, in welcher Weise Preußen seine Arme, die Kurmark betreffend, aufgebaut hat. Sie ist klein da nur 42.000 Mann unter den Waffen gehalten werden dürfen. Aber durch das Krümpersystem, bei dem ständig die ausgebildeten Mannschaften durch neue Rekruten ersetzt werden, wird die Armee mit jedem Tag stärker.
1809 gehören zur „Brandenburgischen Brigade“
Regiment Garde zu Fuß 1914: 1. G.Rgt. z. Fuß Normal Infanterie Bataillon 2. „ „ „ „ Leib Grenadier Bataillon Grenad.Rgt. Nr. 8 Leib Infanterie Regiment „ „ „ Garde Jäger Bataillon G. Jäger Batl. Garde du Corps Garde du Corps mit Normal Dragoner Eskadron und Normal Husaren Eskadron Garde Ulanen Eskadron Garde Kürassiere Brandenburgisches Kürassier Regiment Kürass.Rgt. 6 Brandenburgisches Husaren Regiment Hus.Rgt. 3 Brandenburgisches Ulanen Regiment Ulan.Rgt. 3
Im Jahre 1811 wird als Kommandant der Stadt genannt der Major von Froreich. Es ist sicher der hier bis 1806 anwesende Bataillonskommandeur beim III. Batl. des Infanterie Regiments Nr. 27 gleichen Namens. Im Februar 1812 wird in gleicher Eigenschaft genannt Major von Hüttel. Als Etappendirektor für Burg erscheint neu der Kreisdeputierte, Kammerherr von Greißheim. Seit dem Frühjahr 1811 gehen nun die Durchzüge der Franzosen nach dem Osten zum Aufmarsch gegen Russland. Die Stadt hat große Lasten zu tragen. Vorspann, Verpflegung und Sonstiges kosten der Stadt vom April 1811 bis einschließlich September 1812 die Summe von 46.647 Thaler. Der im Sommer 1812 beginnende Krieg gegen Russland sieht Preußen als Napoleons Bundesgenossen zur Stellung eines Hilfskorps verpflichtet. Ob Angehörige unserer Stadt zu diesem Korps gehörten, ist bis jetzt nicht bekannt. Die Durchmärsche nach dem Osten dauern bis in den Januar 1813 hinein; dann macht sich auch hier der für Napoleon verlorene Russlandfeldzug bemerkbar. Jetzt flutet alles westwärts; zuerst Verwundete und Kranke und dann der Rest der geschlagenen „grande armee“.
Fortsetzung folgt
Magado-2 Wenn nicht anders ausgewiesen, dann Sammlung/Eigentum Magado Bilder/Beiträge dürfen "Nichtgewerblich" genutzt werden.
Am 30.12.1812 schließt General York in Tauroggen die Konvention mit Russland, wobei der Sohn unserer Stadt Oberstleutnant von Clausewitz, auf russischer Seite mit tätig ist. Schon im Februar 1813 wird im Burger Courier der Aufmarschruf zur Bildung freiwilliger Jäger Regimenter veröffentlicht. Am 17. März 1813 erfolgt der Aufruf zur Bildung der Landwehr; am 27.3.13 die Kriegserklärung an Frankreich. Am 21.4.13 kommt die Verordnung zur Bildung des Landsturmes. Es wird das „Militär- Gouverment zwischen Elbe und Oder“ gebildet. Am 8. März zeigen sich die ersten Russen, jetzt unsere Verbündeten in unserer Gegend. Truppen des russischen Generals Tscharnikoff besetzen die Orte Genthin, Hohenziatz, Loburg, Möckern, Nedlitz und Burg. In Nr. 13 des Burgischen Courier 1813 lesen wir ferner: 30.3. „Bürgergarde empfängt vor den Toren das 2. pommersche Inf. Rgt. zu den hier schon versammelten Kriegsvölkern“. Dieses Regiment (1914 das Grenadier Regiment Nr. 2) war sicher die erste preußische Truppe, die nach hier kam. Daher der festliche Empfang. Mit den „versammelten Kriegsvölkern“ sind sicher die Russen gemeint. Das Grenadier Bataillon des Regiments kommt hier in Quartier. Am 31.3. stand dann das Regiment mit dem I. Batl. in Möckern, das II. Batl. in Lühe und Grenadier Batl. in Karith, mit Vorposten in Königsborn. Die Stärke des Grenadier Batl. betrug 20 Offz., 60 Uffz., 17 Spielleute, 728 Mann und 4 Chirurgen. Es beginnt jetzt die Einschließung von Magdeburg. Landwehr und Landsturm unserer Kreise werden schnell formiert und mit eingesetzt. Es ist hier in der Gegend die Division des Generalleutnant von Hirschfeld. Die 1. Brigade führt von Borstel 2. „ „ von Rohr 3. „ „ von Bismark. Am 5. April kam es zum Gefecht bei Möckern, Dannigkow, das für uns günstig verlief. Vom 23.5.13 bis 10.8.13 herrschte Waffenstillstand. Kurz danach, am 21 August und auch am 25. August machten die Franzosen Ausfälle aus Magdeburg und besetzten dabei auch Burg, lagerten vor dem Obertor, plünderten, drangsalierten die Einwohner. Bei dieser Gelegenheit führten sie auf mitgebrachten Fahrzeugen über 100 Wagen Getreide aus dem hiesigen Proviantlager in die Festung Magdeburg. Nach dem siegreichen Gefecht bei Hagelberg am 27. August, wobei die Landwehr tapfer kämpfte, wurde der Ring um die Festung Magdeburg enger gezogen. Anschließend erscheint hier die Brigade des Generalmajor Puttlitz mit Hauptquartier in Möckern, ab Oktober in Burg. Zu dieser Brigade gehörten: 1. Kurmärkische Landwehr Inf. Rgt. 3. „ „ „ „ 4. „ „ „ „ 1 Schwadron des 3. Kurmärk. Landw. Kavall. Rgt. 2 „ „ 6. „ „ „ „ 1 6pfündige Fußbattrie. Am 18. Januar 1814 wird die Brigade Puttlitz durch die Brigade Jonneret abgelöst, die bis März hier bleibt. Dazu gehört die 6pfündige Fußbatterie Nr. 18 (später 2. Fußbatterie im Art. Rgt. Nr. 3), die von Wittenberg nach Parchau in Quartier kommt und ab 1. Februar 1814 in Burg liegt. Von der Batterie stehen bei der Vorpostenlinie Biederitz-Menz-Gübs-Pachau: Bei Woltersdorf 2 Kanonen, 1 Haubitze, bei dem Gros der Brigaden in Burg 4 Geschütze. Stärke der Batterie: 3 Offz., 1 Fähnrich (von Clausewitz), 8 Uffz., 10 Bombardiere, 2 Spielleute, 120 Kanoniere, 1 Chirurg, 1 Handwerker. Aus von Strotha „Geschichte der 3. Art. Brigade“ 1868. Nach der Schlacht bei Leipzig 16.-18. Oktober 1913 verzieht sich der Kriegslärm aus unserer Gegend. Die Besatzung der Festung Magdeburg verhält sich ziemlich ruhig. Nur gelegentlich finden kleine Ausfälle statt. Nach dem am 23.4.1914 abgeschlossenen Waffenstillstand kapitulier die Festung Magdeburg und wird von preußischen Truppen besetzt. Am 30.5.1814 1. Pariser Frieden. Die Landwehr kehrt in die Heimat zurück. Im Truppenbewegungen im Jahre 1815 lesen wir im Burgischen Courier 11.1.1815 Vorigen Donnerstag ist die bisher hier gestandene Landwehr Reiterei nach Genthin verlegt. 25.1.1815 Vorigen Freitag sind das I. und II. Bataillon vom hochlöblichen 5. Kurmärkischen Landwehr Inf. Rgt. hier im Standquartier eingerückt. 28.3.1815 Die Besatzungen hiesiger Gegend sollen sich marschfähig halten. 4.4.1815 Vor 8 Tagen ist die hiesige Besatzung nach Magdeburg ausmarschiert. Diese beiden letzten Zeitungsnotizen zeigen uns den plötzlichen Umschwung der Lage. Nach der Flucht Napoleons von Elba erfolgt am 23.3. neuer Befehl zur Mobilmachung. Nach den Schlachten im Juni folgt am 20.5.1815 der 2. Pariser Frieden und darauf das Ende der Freiheitskriege. Hier noch eine Notiz aus dem Burgischen Courier: 21.11.1815 Morgen bricht die seit Juni-Monat hier gestandene Batterie von 6 zwölfpfündigen Kanonen und 2 Haubitzen auf und kehrten über Zerbst-Wittenberg nach Breslau zurück. Es ist schwer ein lückenloses Bild von der Anwesenheit preußischer Truppen damaliger Zeit für unsere Heimatstadt aufzustellen. Viele Regimentsgeschichten bringen nur allgemeine, ungenaue Angaben. Für weiteres Studium verweise ich, da ich diese ganze Zeit nur summarisch schildern konnte, auf die auch dieser Arbeit zu Grunde liegenden Abhandlungen: Fritz: Chronik von Burg 1851 Wolter: Mitteilungen aus der Geschichte der Stadt Burg 1881 Kausch: Bilder aus der Franzosenzeit. Burg 1926 Große: Vor 100 Jahren in den Jerichowschen Kreisen. Heimatkalender 1913. Kriegsnachrichten Heimatkalender 191? Kausch: Nachrichten über Burg aus den Jahren 1806/14. Jerich. L. u. L. 1922/5.6. Kausch: Plünderungen in der Franzosenzeit. Jerich. L. u. L. 1923/1 Sens: Die Jahre 1806/13 im Jerichower Land. L. u. L. 1923/9 Kersten: Die Kampfjahre1812/14 in unserer Heimat. Jerich. L. u. L. 1934/9.10.11. Kersten: Preußens Erhebung 1813. Jerich. L. u. L. 1938/4.5.6.8.
Die Bürgergarde 1812 – 1813
Nach der Räumung Preußens von den Franzosen wurde in den Städten auf höherem Befehl als militärische Formation sofort „Bürgergarden“ aufgestellt. Ende 1808. In unserer Stadt, ebenso wie in Genthin, kam es erst im Jahre 1812 dazu. Laumann „Die Freiheitskriege 1813/14 in Magdeburg“ in Sachsen Anhalt Band 15 Seite 248 bringt darüber folgendes: „Die Bürgergarde in Burg wurde 1812 vom Kriegsrat Stephani aufgestellt. Januar 1813 geleitete sie 43 Krümper und 30 Kantonisgten mit Musik zum Tor hinaus. Sie nimmt teil an den Kämpfen am 30.?.1813 an der Poststraße zwischen Gerwisch und Külzau. In erster Linie standen Truppen (preuß .u. russ.), in zweiter Linie Schützen aus Burg (Bürgergarde)und Bauern aus Schartau und Niehripp. Die Formation hat auch Krisen durchgemacht“. Weiteres ist nicht bekannt. Ich nehme an, daß die Bürgergarde sich aus der Schützengilde gebildet hat und im Jahre 1813 durch den Landsturm abgelöst wurde. Aus Genthin ist bekannt die Stärke der dortigen Bürgergarde: 1 Kompagnie: 1 Hauptmann, 1 Pr. Leutnant, 1 Feldwebel, 1 Fähnrich, 12 Uffz., 129 Mann. Quelle: v. Osten-Sacken, Preußns Heer, Band 2 Seite 13 und Heimatworte 1929/10 Seite 2 „Aus dem Tagebuch Ludwig Graf v. Wartensleben- Carow 1806-1815“.
Der Landsturm 1813 – 1814
Die am 21.4.1813 angeordnete Bildung von Landsturm Bataillone wie auch in Burg sofort in die Tat umgesetzt. Im I. Jerichowschen Kreis ist Kommandeur Oberst von Knebel, Kommandant von Burg ist Major von Glassemann. Burg stellt auf: 3 Bataillone Infanterie, 2 Eskadrons Reiter. Sammelplatz ist die Ebene hinter Pietzpuhl. Zum Landsturm gehören alle männlichen Personen zwischen 15 und 60 Jahre, die nicht bei der Landwehr sind. Die Bewaffnung besteht zum Teil aus Gewehr, Säbel oder Pistolen, notfalls Forken, Sensen, Beile. Die Stadt beschafft 400 Picken. Uniformen sind nicht vorhanden. Alarmierung erfolgt durch läuten der Kirchenglocken bzw. Trommeln; nach außerhalb durch Signalstangen mit darauf angezündeten Teertonnen. Exerziert wird mittwochs und sonntags, ab Juli nur sonntags. 1/5 der Mannschaft haben Gewehre. 4/5 Picken. Am Sonntag, den 19.5. werden die Landsturmmänner auf den Paradeplatz vereidigt. Eine Besichtigung am 6. und 7. Juni fällt gut aus: „auffallend gut dressiert“. Im Juni wird der Oberst Knebel durch den Generalmajor von Beer abgelöst. Ende Juli kommt es für den Landsturm in der Stadt zu einer Umorganisation. Der Landsturm wird aufgelöst und es werden unter Ausscheidung der nicht dienstfähigen Leute 1 (oder mehrere) Bürgerwacht-Bataillone gebildet. Stärke 3 Kompagnien Pickenträger und 1 Eskadron Reiter mit Seitengewehr. Am 3. Oktober wieder Besichtigung. Die Bürgerwacht untersteht nicht dem Kriegsminister, sondern erfüllt ihre Pflicht als zivile Staatsbürger. Der Landsturm bzw. Bürgerwacht wird am 18. Oktober 1813 entlassen, aber am 20.11 erneut aufgerufen, Ende Mai 1814 aber endgültig aufgelöst. Durch Verordnung des Königs vom 3.9.1814 wurde der Landsturm dauernder Bestandteil der preußischen Armee. Die einzelnen Landsturm-Formationen sind zahlreich und verschiedentlich gegen den Feind eingesetzt worden, z.B. in den Schanzen vor Magdeburg, Marsch bis Löbbekühn und nahmen auch teil am 24.5.1813 an einem Gefecht bei Prester und Cracau. Der Burgische Courier Nr. 10 von 1817 bringt die Liste der 15 Burger Landsturmmänner, welche für die Tilnahme an diesem Gefecht die Kriegsdankmünze 1813/14 erhalten haben. Weitre Nachrichten siehe: Wild „Der Landsturm Jerichow I 1813/14“ in Jerich. L. u. L. 1926/6 und Sens „1806/14 im Jerichower Land“ in Jerich. L. u. L. 1923/9.
Nachdem am 17.3.1913 erfolgten Aufruf der Landwehr wird in den Jerichowschen Kreisen das III. und IV. Bataillon des Kurmärkischen Landwehr Infanterie Regiments aufgestellt in Stärke von 1400 Mann unter dem Befehl des Major von May (III. Batl.) und Major von Mellersky (vorher v. Katte) (IV. Batl.). Die Stärke für jedes Batl. 700 Mann. Außerdem wird hier aufgestellt die 3. Eskadron des 5. Kurmärkischen Landwehr Kavallerie Regiments mit 120 Mann unter Rittmeister von Erxleben. Es ist anzunehmen, daß das III. Batl. das in der Stadt Burg aufgestellt ist. Beim Aufstellen des einen Bataillons im 2. Kreise (wahrscheinlich IV.) klappte die Organisation nicht. Der Landrat von Katte versagte und es wurde eine Untersuchung gegen ihn angestrengt. Von Bismark schaffte dann schnell das Fehlende herbei (siehe Bräuner „Geschichte der Landwehr“ Seite 158). In der Landwehr waren die wehrfähigen Leute zwischen 17 und 40 Jahren. Die Bekleidung bestand in blauen, kurzen Litteken mit rotem Kragen, III. Batl. hellblaue Achselklappen, gelbe Knöpfe, runde Aufschläge ohne Patten. Leinen-Hosen, Schuhe mit leinenen Gamaschen. Patronentasche und Brotbeutel über die Schulter gehängt. Leinenwandtornister, blaue Schirmtuchmütze mit Landwehrkreuz, evtl. Tschako. So sollten die Uniformen aussehen; es wird aber lange Zeit gedauert haben, bis ein einigermaßen gleichmäßiges Aussehen erzielt war. Auch die Bewaffnung war durchaus mangelhaft, Gewehre waren sehr wenig zur Verfügung. Wann unsere Landwehr ausmarschiert ist, wissen wir nicht. Sie tritt zur 2. Division des General von Hirschfeld und befindet sich in der Gegend Ruppin-Priegnitz. Nach dem Waffenstillstand tritt sie unter den Befehl des Generalleutnant von Trauentzien beim Reservekorps bei Berlin (Nordarmee) IV. Ak. Das Regiment nimmt teil am Gefecht bei Blankenfelde am 23.8.13. Am 24.8.13 gelang es der 3. Schwadron unseres Kavallerie-Regiments eine Kompagnie des französischen 26. Inf. Rgt. gefangen zu nehmen und eine Fahne zu erobern. An der Schlacht bei Hagelsberg und auch bei Dennewitz nimmt unsere Landwehr teil. Anschließend Teilnahme an der Einschließung der Festung Magdeburg auf dem westlichen Elbufer. Dann ziehen unsere Bataillone im Frühjahr 1814 mit nach Frankreich kämpfen bei Reims, geraten aber mit einem Bataillon unter dem Befehl des Hauptmann von Wulffen-Pietzpuhl am Tage darauf in enge Bedrängnis. Von Wulffen täuscht die Feinde und erreichte nach Verhandlungen, daß er sich mit seiner Truppe nur Napoleon selbst bzw. seinem Hauptquartier ergeben solle. Napoleon war sehr erstaunt, als das kleine Häuflein vor seinem Fenster anrückte und v. Wulffen sich ihm ergab. Eine Episode, die wirklich vom Mut des Hauptmanns zeugt. Durch Zufall fand ich in der Stadtbibliothek in Magdeburg in einem kleinen Sammelheft ein darauf Bezug gab habendes Gedicht. Siehe Anhang Z. Die Tatsache selbst schildert Wedekind-Borne in „Freiheitsheld und Pionier der Landwirtschaft“. Jerich. L. u. L. 1934/6. Um welches Bataillon es sich hier handelt, ist leider nicht bekannt (III. Batl.?). Nach dem 1. Pariser Frieden ??? in die Heimat. 1815 wurden die Bataillone bei Ausbruch neuer Feindseligkeiten wieder mobil und traten zum III. Armeekorps. Mit dem 31. Inf. Regiment und dem 6. Kurmärk. Landwehr Inf. Rgt. bilden sich die 12. Brigade unter Oberst von Stülpnagel. Teilnahme an der Schlacht bei Ligny, Gefecht bei Wavre, Einzug in Paris. Dann Weitermarsch bis zur Loire-Linie. Rückkehr erfolgt erst Ende 1815. In Frankreich erhielten die Landwehr-Regimenter einheitliche Achselklappen aus dunkelblauem Tuch mit gelber Nummer. Nach beendetem Feldzug marschierten die Landwehr-Regimenter in Neubefohlene Garnisonen. Unser 5. Kurmärkisches Regiment kam nach Brandenburg und erhielt die Nummer 12 (Brandenburgisches). Die Mannschaften wurden entlassen, nur der „Stamm“ blieb in der Garnison. Im Jahre 1820 wurden verlegt das I. Batl. nach Neuruppin, das II. nach Oranienburg und das III. nach Havelberg. Das Regiment erhielt jetzt die Nummer 24 und den Namen „Potsdamer Landwehr Regiment“. Jede Verbindung Burgs mit seinem alten Regiment ist jetzt gelöst. Quellen: Martin Vollmann „Die Landwehrmänner der Jerichower Kreise in den Befreiungskriegen“. Jerich. L. u. L. 1940/1. Müller „Garnison Burg seit den Freiheitskriegen“ Jerich. L. u. L. 1939/2; 1940/1 Braeuner „Geschichte der preußischen Landwehr“. Berlin 1863 1. Halbband. Pietzsch „Formations- und Uniformierungs- Geschichte des preußischen Heeres 1808/1910“. Berlin
Die wilhelminische Armee
Das Landwehr-Bataillon Burg 1818 – 1888 II. Batl. Landwehr Inf. Rgt. Nr. 26
Nach der Schlacht bei Leipzig besetzten die preußischen Truppen das Land links der Elbe und in diesen ehemals zum Königreich Westfalen gehörenden Gebieten wurden sofort weitere Landwehrformationen aufgestellt. Neben anderen Regimentern formierte sich in der Altmark das 1. Elb-Landwehrregiment und in Halberstadt das 2. Elb-Landwehrregiment. Aus diesen beiden Regimentern ist das Landwehrbataillon Burg hervorgegangen. Am 1.3.1814 Mobil gemacht, nahmen diese Regimenter nicht mehr an Kämpfen teil, sondern traten zum IV. Armeekorps, 1. Brigade unter Generalleutnant v. Hirschfeld und gehörten zu den Blockadetruppen Magdeburgs; ab Mai zum Reservekorps in Westfalen. Die Uniform war, wie schon beschrieben, jedoch hellblaue Kragen, gelbe Knöpfe. Das 1. Regiment weiße, das 2. Regiment rote Achselklappen. Nach dem 1. Pariser Frieden 1814 in die Heimat entlassen, wurde die Truppe nach der Flucht Napoleons von der Insel Elbe erneut Mobil gemacht (1815) und jetzt dem II. Armeekorps zugeteilt. Das 1. Regiment nahm an den Kämpfen von Ligny und Namur teil. Die Verluste betrugen bei Ligny 11 Offz. und 720 Mann, bei Namur 8 Offz. und 186 Mann. Das 2. Regiment nahm mit folgenden Verlusten an den Kämpfen teil: Bei Ligny 10 Offz. und 121 Mann, bei Belle Alliance 5 Mann und bei Namur 74 Mann. Bei Kriegsende hatten die Regimenter folgende Stellenbesetzungen: 1. Regiment: Kommandeur Oberst v. Bismark I. Batl. Major von Roth II. Batl. Major von Schleieher III. Batl. Major von Jagow
2. Regiment: Kommandeur Major von Reckow I. Batl. Major von Lindner II. Batl. Major von Kewittkowski IV. Batl. Major von ?
Noch im Jahre 1815 wurden den Bataillonen Fahnen verliehen. Bei Kriegsschluß rückte nun das 1. Regiment in die befohlene Garnison Stendal und die einzelnen Bataillone des 2. Regiments in die Garnisonen Wernigerode, Bernburg und Neuhaldensleben ein. Die neuen Bestimmungen für die Friedensorganisation brachten folgendes: Jedes Landwehr Inf. Rgt. besteht im Frieden aus 2 Bataillonen I …Aufgebotes und 2 Bataillonen II Aufgebotes, wozu noch je … Schwadronen I. und II. Aufgebotes traten. Außerdem wird aus jedem Bataillon eine Artillerie Kompagnie aufgestellt. Die Bataillone sind nicht versammelt, sondern nur Stäbe im Frieden vorhanden. Der sog. „Stamm“. Jedes Bataillon legt in einem Zeughaus seine sämtlichen Waffen nieder, während die Uniformen in dem Besitz der Mannschaften bleiben. Das I. Aufgebot (die jüngeren Leute) übt jährlich 1-3 Wochen und eine Woche und außerdem an gewissen Tagen in kleinen Abteilungen. Die Kavalleristen müssen zu diesen Übungen wie auch im Kriege, ihre eigenen Pferde mitbringen. Zur Kavallerie gehört der Mann nur, wenn er selbst, oder sein Vater 3 eigene Pferde hatte. Die beiden Elb-Landwehrregimenter erhielten jetzt die Bezeichnung: Bisher 1. jetzt Landwehr-Regiment 26a und bisher 2. jetzt Landwehr-Regiment 26b. Neue Garnisonen waren 1818 zu beziehen und zwar: das I. Batl. Nr. 26a kam nach Stendal „ II. „ „ „ „ Neuhaldensleben „ I. „ 26b „ „ Burg „ II. „ „ „ „ Calbe a./Saale
Am 22.12.1819 kam es nun zur letzten Umänderung. Es wurde unter Ausschließung eines Bataillons (wahrscheinlich des II/26b) „das Magdeburger Landwehr Infanterie Regiment Nr.26“ mit 3 Bataillonen gebildet. I. Batl. Stendal, Oberst von Pirch, zugleich Rgts. Kommandeur II. Batl. Burg, Oberstleutnant von Lindern III. Batl. Neuhaldensleben, Major von Ruville. Ein Batls. Stab: bestand im Frieden: aus dem Batls. Kommandeur, 1 Adjutanten, 1 Batls. Chirurgus, 1 Tambour, 1 Schreiben, 1 Büchsenschmied. Dazu für das II. Aufgebot: 1. Kommandeur und 1 Adjutant. Ferner für jede Kompanie: 1 Feldwebel , 1 Captain d)armee (Kamm.Uffz.) und 2 Gefreite. Für jede Schwadron: 1 Offz. 1 Wachtmeister, 3 Gefreite und 1 Trompeter. Für den Krieg war folgende Stärke vorgesehen: Die Kompagnie: 1 Captain, 1 Pr. Leutnant, 3 Sk. Leutnants, 22 Uffz. 2 Trompeter, 1 Fahnenschmied und 120 Wehrmänner Jedes Bataillon bildete außerdem: 1 Kompagnie Artillerie in folgender Stärke: 1 Offz. 8 Uffz. und 100 Wehrmänner. Es wurden 4 Kompagniebezirke gebildet: 5. Kompagnie Loburg (später Burg) 6. „ Magdeburg 7 „ „ 8. „ Genthin Der Rekutierungsbezirk umfasste den Kreis Jerichow I, die Stadt Magdeburg und Teile von Jerichow II. Der Dienst beschränkt sich hauptsächlich in der Verwaltung der im Zeughaus (Kaserne in der Bathanienstraße) eingelagerten Mobilmachungsgegenstände und in der Wehrüberwachung. Die Uniform war bis 1818 die gleiche wie bei der aktiven Truppe: Kragen, Aufschläge rot und Patten und Achselklappen rot. Erst Tuchmütze, später Tschako, mit Kreuz und Nationale, aber kein Cordon (weiße Schnur). Noch lange Zeit weiße Hosen, später schwarze, Gewehre, meist ältere oder erbeutete, kurze Seitengewehre. Im Jahre 1830 wurde das Bataillon Mobil gemacht und zog mit den Truppen des IV. Armeekorps Provinz Sachsen) an den Rhein. Das Gebiet des IV. A.K. wurde inzwischen von Truppen des III. A.K. besetzt. Aus dem Burgischen Courier vom 1.2.1832 entnehmen wir: „Die hier eingeübten jungen Truppen, die seit dem 1. November 31 hier sind, gehen wieder nach Magdeburg.“ Welche Truppe dies ist, ist nicht bekannt. 1848 erneute Mobilmachung. Eine sog. Landwehrstammkompagnie unseres Bataillons wurde in Magdeburg einquartiert. Sonst hat das Bataillon an keinen Ereignissen teilgenommen. 1850/51 war das Bataillon wieder kurze Zeit mobil, ist auch ausmarschiert. In alten Schützenakten (Stadtarchiv) lesen wir: „20.11.1850 Bei dem Ausmarsch des hiesigen Landwehr-Bataillons (um in einen Kampf zu ziehen, in welchem es nicht um die Ehre Preußens handelt), gibt die Schützengilde das Geleit“. Es war die erste Mobilmachung gegen Hessen. Zum Kampf ist es nicht gekommen. Es war diesmal auch das Bataillon des II. Aufgebotes mobil. Ausrüstung und Bekleidung wurden sehr magelhaft befunden. Ein Urteil von damals lautete: „Selbst als Besatzungstruppe minderwertig.“ Zu bemerken ist noch, daß die hier aufgestellte Kavallerie Schwardron jedes Mal zum 7. Schweren Landwehr Reiter-Regiment trat. Das ist das Regiment, dem der Reichskanzler v. Bismark als Landwehr Offz. durch das Bezirkskommando Burg angehörte und dessen Uniform er immer trug. Es ist nicht die Uniform der Halberstädter Kürassiere. Siehe auch Seite 79. Im Jahre 1859 wurde das Bataillon erneut Mobil gemacht und wurde im Zuge niHeeresvermehrung ein aktives Bataillon in dem neugebildeten Infanterie Regiment Nr. 66. Es war II. Bataillon und erhielt Burg als Garnison. Der Stamm des Landwehr-Bataillons wurde wieder aufgestellt. 1864 wurde die Landwehr nicht mobil. Aber 1866 ist ein Bataillon wieder mit 500 Mann mit dem I. Batl. (Magdeburg) und dem pommerschen Landwehr Bataillon Nr. 61 das kombinierte 3. Pommersche Landwehr Inf. Rgt. Nr. 26/61. Im Verband der 1. Landwehr –später Reserve-Division genannt, unter Generalmajor von Treskow I. lag das Batl. zuerst bei Wismar als Küstenschutz, nahm dann an der Belagerung von Straßburg und danach von Belfort teil und focht im Gefecht bei Perouse. Die Verluste in diesem Gefecht betrugen 2 Offz., 19 Mann tot, 2 Offz., 66 Mann verwundet. Die Verluste beziehen sich aber scheinbar auf das Regiment. Nach dem Friedensschluß Rückkehr nach Burg. Am 7.3.1871 Einmarsch. Die Schützengilde beteiligt sich an dem festlichen Empfang. Bei der Reorganisation im Jahre 1888 wurde das Landwehrbataillon in ein Reservebataillon umgewandelt. Der „Stamm“ war jetzt nicht mehr Truppenkommando, sondern war Bezirkskommando. Seit dieser Zeit, die den Begriff „Landwehr“ umwandelte, besteht in Burg keine Landwehrformation mehr. Bei der Mobilmachung 1914 wurde ein Reservebataillon aufgestellt. Das erhielt analog der früheren Bezeichnung die Nummer: II. Batl. Res. Inf. Rgt. 26. Siehe daselbst, Seite 70.
Quellen wie Seite 54 unten: Vollmann, Müller, Braeuner, Pietzsch.
Fortsetzung folgt
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Infanterie Regiment (2. Magdeburg) Nr. 27 1817 – 1821
Nach den Freiheitskriegen wurde die Provinz Sachsen gebildet und in dieser Provinz standen die Truppenteile der nun neu aufgebauten Heeresmacht im Verbande des IV. Armeekorps. Im Jahre 1817 kommt aus Frankfurt a./Oder nach Burg das III. (Füsilier) Bataillon des Infanterie-Regiments Nr. 27 hier in Garnison. Der Einzug erfolgte am 26. Dezember. Eigenartig ist das Zusammentreffen ……………………..Infanterie-Regiments Nr. 27 von Tschammer-Osten. Beide trugen die gleiche Nummer. Das altpreußische Regiment wurde 1806 aufgelöst. Das neue Regiment Nr. 27 wurde am 7.3.1815 aus dem aus dem Reserve Bataillon Nr. 26 und aus Resten westfälischer Truppen, sowie dem „Reichschen“ und „Hellwig“schen Freikorps gebildet. Es hat als solches an der Schlacht bei Ligny teilgenommen. Zu unserer Zeit trugen die Mannschaften den blauen, frackartigen Rock, mit rotem Kragen, Aufschlägen und Patten, rote Achselklappen mit gelber Nummer; graue Hosen, Tschako mit Kokarde und weißen Kordon. Es wurden anfangs allerdings noch alte Uniformen aufgetragen; die Truppe zeigte ein buntes Bild. Auch die Bewaffnung war nicht einheitlich, alte Bestände und französische und englische Gewehre wurden benutzt. Die Stärke des Bataillons betrug 22 Offz. und 542 Uffz. und Mann. Der Dienst bestand hauptsächlich in Exerzieren und Schießen. Es standen pro Mann allerdings nur 25-30 Patronen jährlich zur Verfügung. Die Fahnen erhielt das Regiment 1815 in Frankreich, wahrscheinlich am 3.9., nach anderer Lesart am 12.12. Es waren schwarz-weiße Tücher mit dem Eisernen Kreuz, in der Mitte der fliegende preußische Adler. Im August 1821 wurde unser Bataillon nach Magdeburg verlegt. 1866 nach Beendigung des Krieges kam wieder ein Bataillon dieses Regiments nach hier. Siehe Seite 65.
Quelle: von der Bonse, Rgts. Geschichte des I.R. 27. Stadtbibliothek Magdeburg Hg. 224.
3. reitende Kompagnie der 3. Artl. Brigade 1833 – 1851
Nach einer Pause von 12 Jahren bekommt die Stadt nun wieder Militär, und zwar ist es die 3. reitende Kompagnie der 3. Artl. Brigade, welche von Magdeburg nach hier verlegt wird. Diese 3. reitende Kompagnie (Kompagnie ist eine alte Bezeichnung bei der Artillerie; aus derselben wurden bei einer Mobilmachung Batterien aufgestellt) war hervorgegangen aus der deutsch-russischen Legion und hatte als reitende Batterie Nr. 18 an den Befreiungskriegen teilgenommen. Die einzelnen Kompagnien der Brigade standen in Merseburg, Erfurt, Torgau, Magdeburg und Burg in Garnison, also trotz Zughörigkeit zum III. A.K. im Bezirk des IV. A.K. Es sind nicht allzu viel Köpfe, di unsere Heimatstadt damals beherbergte. Die Kompagnie hatte: 1 Captain 6 Unteroffiziere 1 Pr. Leutnant 16 Bombadiere 2 Sek. Leutnants 10 Gefreite 1 Portepee Fähnrich 50 Kanoniere 1 Oberfeuerwerker 2 Spielleute 2 Feuerwerker 1 Chirurgen 1 Wachtmeister 1 Kurschmied 1 Quartiermeister zusammen also 96 Köpfe. Dazu kamen 28 Zugpferde, 3 Krümperpferde und 3 Chargenpferde. Damit wurden friedensmäßig 4 Geschütze bespannt. Im Kriegsfalle wurde daraus eine reitende Batterie mit 6 sechspfündigen Kanonen und 2 siebenpfündigen Haubitzen. Die Kanone hatte einen Seelendurchmesser von 9cm, die Haubitze einen solchen von ca. 15cm. Die Uniform bestand aus dem dunkelblauen Rock mit schwalbenschwanzförmigen Schößen, schwarzen Kragen und Aufschlägen, blaue Ärmlpatten, rote Klappen, Graue Beinkleider mit roten Biesen. Der Filztschako hatte wachsleinenen Überzug. Im Jahre 1842 wurde der Waffenrock und Helm, letzterer erst mit Spitze, dann mit Kugel eingeführt. Dieser Waffenrock wurde dann beibehalten bis heute. Im Kriege gegen Dänemark 1846 nahm unsere Kompagnie als reitende Batterie Nr. 7 unter Hauptmann Kühne teil. Sie kämpfte am 23.4. bei Schleswig, am 3.5. bei Fredericia, am 5.6. bei Düppel und nahm auch an dem Bombardement von Fredericia und Mittelfort am 8. bzw. 10. Mai. In diesem Feldzug verfeuerte die Batterie 141 Kugelschüsse, 29 Granaten, 22 Schrapnells, zusammen 192 Schuß. Die Verluste betrugen 4 Mann, 11 Pferde tot 4 „ 3 „ verwundet 1 „ 1 „ gefangen. An Auszeichnungen erhielt sie 2 rote Adlerorden 4. Klasse mit Schwertern und 4 Militärehrenzeichen 2. Klasse. Am 3. Oktober 1848 kehrte die Batterie wieder nach Burg zurück, blieb aber bis zum 19.9.1849 auf Kriegsstärke. Im Jahre 1850 wurde die Kompagnie wieder Mobil gemacht, doch kam es nicht zum Ausrücken. Es hatten sich aber Mängel in der Organisation herausgestellt, die zur Umgliederung der Artillerie führten. Aus den 3 reitenden Kompagnien, die in verschiedenen Fußabteilungen zugeteilt waren, wurde eine reitende Abteilung zusammengestellt, die ihren Standort in Düben erhielt. Nach dem 20. November 1851 verließ nun die 3. reitende Batterie, wie die Kompagnie jetzt genannt wurde, unsere Heimatstadt und marschierte in die zukünftige Garnison Düben, südlich Wittenberg. Zu erwähnen ist noch, daß der Erfinder Werner von Siemens ungefähr 1845 hier bei dieser Kompagnie Dienst tat.
Quelle: v. Stumpf „Regimentsgeschichte des Artl. Rgts. Nr. 3“ Stadtbibliothek in Magdburg. G. 1080
3. sechspfündige Batterie des 3. Artl. Rgt. 1852 – 1860
Anläßlich der oben genannten Umorganisierung der Artillerie, wobei auch die Brigade den Namen Regiment erhielten, kam nach Burg die 3. sechspfündige Batterie, zur II. Abteilung in Magdeburg gehörig. Die Batterie lag nicht in Garnison, sondern nur in Kantonnement; keine Rangliste nennt den Aufenthalt in Burg, aber aus der Regimentsgeschichte des Feldartl. Rgts. Nr. 18 von Wangemann, Frankfurt a./Oder 1891, zu deren Stammbatterien unsere Batterie gehört haben wir ganz genau Kenntnis von diesem Aufenthalt in Burg. Diese Batterie wurde im Juli 1813 in Kolberg aufgestellt, mit englischen Geschützen bewaffnet und in englische Uniform gekleidet. Sie führte während der Freiheitskriege die Bezeichnung „Batterie Nr. 26“ und nahm an der Belagerung Magdeburgs teil. Die Batterie lag damals in Dodendorf. Spätere Friedensgarnisonen waren: bis 1832 Torgau, bis 1852 Wittenberg. Der Mannschaftsetat betrug damals 17 Wachtmeister und Unteroffiziere und 92 Mann. Von 1859 bis 1860 führte die Batterie die zwölfpfündigen Geschütze und trug, da damals die Batterie dem Kaliber nach durchnummeriert wurden, den Namen: 5. zwölfpfündige Batterie. Sie hatte erst 38, später 46 Pferde. Im Jahre 1860 erhielt unsere Batterie als eine der ersten mit, die neuen sechspfündigen, gussstählernen, gezogenen Geschütze. Der neue Name war jetzt: 2. gezogene Batterie. Diese Umbewaffnung erregte damals riesiges Aufsehen. Die Schussentfernung wurde weiter, die Durchschlagskraft größer und die Treffsicherheit besser. Überall wo sich die Truppe sehen ließ, strömten die Leute zusammen, um die neuen Wundergeschütze anzustaunen. Der Truppe selbst war durch höheren Befehl „größte Schonung und Schutz vor Rost“ anbefohlen. So konnte es kommen, daß die Geschütze bei Regen „schnell unter die nächsten Torwege gefahren“ wurden. Mobil gemacht wurde unsere Batterie einmal im Jahr 1854, ohne daß es zum Ausrücken kam und das zweite Mal 1859. Darüber lesen wir in der Regimentsgeschichte, daß das Kriegsmaterial in schlechtem Zustand war. Das Leder war brüchig, es fehlte auch an Bekleidung für die Reservisten. Auch Stiefel waren knapp: „Holzpantoffeln waren zu Anfang der Mobilmachung eine viel vorkommende Erscheinung“. Viele Pferde mussten getötet werden, da sie bei Antransport überanstrengt oder falsch gefüttert waren. Es kam aber nicht zum Kriege. Nach der Demobilmachung musste die II. Abteilung Magdeburg räumen, sie kam nach Torgau. Auch unsere Batterie wurde im August 1860 nach dort verlegt, um hier Platz zu schaffen für das neu aufgestellte II. Batl. Inf. Rgt. 66, das aus dem Landwehr-Batl. Burg aktiv geworden war. Unsere Batterie wurde 1872 die 5. Batterie des neu aufgestellten Feldartl. Rgts. Nr. 18 (2. Feldzeugenmeister).
Quelle: Wangemann „Regimentsgeschichte des Feldartl. Rgts. Nr. 18“ Frankfurt a./Oder 1891
3. Magdeburgisches Infanterie Regiment Nr. 66 1860 – 1864
Wie schon beim Landwehr-Regiment Nr. 26 beschrieben, wurde die bei der Mobilmachung 1859 aufgestellten Batterie in ein aktives Regiment umgewandelt. Durch a. K.O. vom 5. Mai 1860 erhielt dieses Regiment eine um 40 höhere Zahl, die Nummer 66 und den Namen: 3. Magdeburgisches Infanterie Regiment Nr. 66 . Errichtet wurden das 1. Batl. in Stendal, II. in Burg, III. in Neuhaldensleben. Der Stab I. und Füsilier Batl. kamen nach Magdeburg in Garnison, das II. blieb in Burg. Das Regiment erhielt als Regimentskommandeur Oberst von Kirchbach. Das Burger Bataillon hatte folgende Stellenbesetzung: Batl. Kommandeur Major von Hennig auf Schönhoff. 5. Komp. Hauptmann von Schmeling 6. „ „ von Knebel 7. „ „ von Westernhagen 8. „ „ von Neindorf Prem. Leutnant von Hering, Sek. Leutnant Bonsac, Gaertner, Freise, von Thümen, von Byern I, von Winzigerode, von Rabenau. Unter allmählicher Entlassung der Landwehrmänner wurde das Regiment durch Einstellung von Rekruten auch tatsächlich ein aktives Regiment. Die Fahnen der Landwehr-Bataillone wurden zurückgegeben. Die Stärke unseres Bataillons war etatmäßig 438 Köpfe, also für die Stadt eine ansehnliche Verstärkung der Einwohnerzahl. Schlecht waren die ersten Jahre in Bezug auf die Ausrüstung und Bekleidung. Mangelhafter Zustand der an sich zu knappen Zahl der Uniformstücke haben dem Bataillon Sorge gemacht. Erst 1862 war die volle Zahl der Bekleidungs- und Ausrüstungsstücke beisammen. Eine große Leistung, da die Truppe nicht, wi in späteren Jahren, bei einem Bekleidungsamt anfordern konnte. Die Uniform hatte schon damals denselben Schnitt und Farbe, wie bis 1914 getragen: Dunkelblauer Rock mit rotem Kragen, Aufschläge und Patten, rote Achselklappen, schwarze Hose mit roten Biesen. Helm mit Spitze. I. und II. Batl. weißes Lederzeug, Füsiliere schwarzes Lederzeug. Koppel mit 2 Patronentaschen, Brotbeutel, Tornister, Zündnadelgewehr. Die Feldwebel und Offz. Säbel und Pistole. Ab 18. Januar 1861 erhielten unsere II. Batl. seine Fahne, die der Rgts. Kommandeur mit einem Major und dem Adjutanten von Magdeburg überbrachte. Auf dem Bahnhof stand die 5. Kompagnie als Fahnenkompagnie; die restlichen Kompagnien standen auf dem Exerzierplatz, dem Schützenhaus gegenüber. Unter präsentiertem Gewehr wurde nach einer Ansprache des Oberst von Kirchbach die Fahne des II. Batl. übergeben. Ein Hurraruf auf den Kriegsherrn und anschließender Vorbeimarsch beendeten die Feier. Dann wurde die Fahne in die Wohnung des Kommandeurs gebracht. Die Fahne war in den preußischen Farben weiß-schwarz gehalten; im orangefarbenen Mittelfeld den fliegenden preußischen Adler. (Als am 4.9.1903 das IV. A.K. bei der Parade bei Merseburg durch den Kaiser Wilhelm II. die neue Fahne erhielt, war unsere Fahne, wie auch die fast aller preußischen Truppenteile des Korps, entsprechend der Farbe der Achselklappen und Patten: rot mit schwarz-weißen Eckteilen). 1862 kam es schon zur ersten Mobilmachung, und zwar infolge eines Konfliktes mit dem Kurfürsten von Hessen. In den Tagen des 14.-17. Mai verstärkte sich das Batl. um 340 Köpfe, war also kriegsstark mit 878 Köpfen. Es wurde fleißig exerziert und geschossen. Am 30. Juni wurden die Reservisten wieder entlassen. 1864 wird erneut Mobil gemacht. Am 27. Januar ist das Batl. wieder kriegsstark und bleibt es bis zum Sommer hinein. Dazu kamen noch aus Magdeburg am 20.4. 400 Rekruten, so daß in Burg an Soldaten kein Mangel war. Unser Bataillon wurde am 19.4. durch den König Wilhelm I. hier in Burg besichtigt. Am Kriege gegen Dänemark nahm das Regiment nicht teil. Da nach dem Wiener Frieden das Füsilier Regiment Nr. 36 als Besatzung von Halle nach Schleswig-Holstein verlegt wurde, kam unser Bataillon am 4.12.1864 nach Halle in Garnison. Ab 1865 stand das Regiment geschlossen in Magdeburg. Das Regiment spielte bei Paraden den Pepitamarsch von Neumann. Am 7.11.1895 wurde das Regiment durch a. K.O. (allerhöchste Kabinetts Ordnung) folgender Marsch als Präsentier-Marsch verliehen: Der ehemalige Grenadier- und Regimentsmarsch des 1806 aufgelösten Grenadier-Regiments Nr. 5 „von Kleist“ dessen Garnison Magdburg war. Noten und Text zu finden bei Holscher, Hptm . i. Rgt. „Regiment 66, Waffenehre und Tradition“. Selbstverlag Travemünde. 1932 (in meinem Besitz)
Quelle Bogters „Geschichte des I.R. 66“ Berlin 1897 Siehe Anhang Y.
Infanterie Regiment Prinz Louis Ferdinand 1866 – 1871 von Preußen (2. Magdeburgisches ) Nr. 27
Nach der Beendigung des Krieges gegen Österreich erhielten wir am 18.9.1866 das II. Batl. des Inf. Rgts. Nr. 27 in Garnison. Das Bataillon blieb allerdings nur bis 1. Februar 1867 hier. Es wird dann nach Magdeburg verlegt. Dafür kommt Ende Januar 1868 das schon früher (1817-1821) hier beheimatete III. (Füsilier) Batl. des gleichen Regiments von Halberstadt nach hier. Die Uniform und Ausrüstung und Bewaffnung ist die gleiche wie beim I.R. 66. Das Regiment, im Verband der 7. Infanterie Division, nahm teil am Feldzug gegen Österreich und kämpfte schwer bei Königgrätz im Swiepwald. Div. Kommandeur General von Fransecki. Dort fiel der berühmte Ausspruch des Generals als die Division fast verblutete: „Hier bleiben wir – hier sterben wir“. In der Garnison herrschte Friedensbetrieb, bis im Jahre 1870 sich Kriegsstimmung bemerkbar machte. Die Ausbildung des Bataillons ist am 20.5.1870 mit der Bataillonsbesichtigung abgeschlossen. Am 16.7. erfolgt die Mobilmachung. Verstärkung durch Reservisten. Am 25.7. erfolgt Fußmarsch nach Ottersleben. Tags darauf wird das gesamte Regiment in Magdeburg-Buckau zur Fahrt nach dem Westen verladen. Batl. Kommandeur: Oberstleutnant Hildebrandt Adjutant: Sek. Leutnant von Beaulieu 9. Komp. führt Hauptmann von Preen 10. Komp. „ „ Helmuth (Herausgeber der kleinen Schrift über Garnison im 18. Jahrhundert) 11. Komp. führt Hauptmann Hartrott 12. „ „ Pr. Leutnant von Westphal
Unter dem Kommando des Prinzen Friedrich Carl kämpft unser Batl. am 16.8.1870 bei Toul, 30.8.70 bei Beaumont, 1.9.70 bei Sedan und nimmt anschließend an der Belagerung von Paris teil. Die Verluste unseres Bataillon betrugen: tot 1 Offz. 41 Mann verwundet 10 „ 93 Mann Die Rückkehr erfolgte am 17.6.1871, 2 ½ Uhr nachmittags. Die Schützengilde nahm an den feierlichen Empfand teil; sie nennt allerdings als Tag den 10.6.71. Die Fahne unseres Bataillons erhielt bei Beaumont mehrere Flintenschüsse. Nun erfolgte die Demobilmachung. Doch nicht lange mehr blieb das Bataillon in Burg. Schon am 31. Oktober des gleichen Jahres erfolgte seine Verlagerung nach Wittenberg, später nach Halberstadt. Dort stand das Regiment bis 1919. Den Namen „Prinz Louis Ferdinand von Preußen“ erhielt das Regiment erst später. Bei der Verleihung der neuen Fahnen durch Kaiser Wilhelm II. 1903 erhielten das I. und II. Batl. grüne Fahnen. Diese Fahnen waren zum Andenken an den 1806 bei Saalfeld gefallenen Prinzen und sein Regiment (altpreußische Nr. 20) genau nach friederizianischen Muster angefertigt. Das III. Batl. bekam damals eine rote Fahne wie die anderen preußischen Truppenteile des IV. A.K. Erwähnen möchte ich noch, daß 1914 in der Marneschlacht die Fahne des II. Batls. am 9. September vergraben wurde, um sie nicht in Feindeshand fallen zu lassen. Nach dem Kriege wurde sie zufällig gefunden, in England aufbewahrt, dann aber von England an Deutschland zurückgegeben. Sie hängt heute in Halberstadt in der Paulskirche.
Schrifttum: von der Bonse „Regimentsgeschichte des I.R. 27“. Kyffhäuser Zeitung 16. Okt. 1932 Fiebig „Fahnenschicksal“
Fortsetzung folgt
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Nun erfolgte die Demobilmachung. Doch nicht lange mehr bleib das Bataillon in Burg. Schon am 31. Oktober des gleichen Jahres erfolgte seine Verlagerung nach Wittenberg, später nach Halberstadt. Dort stand das Regiment bis 1919. Der Name „Prinz Louis Ferdinand von Preußen“ erhielt das Regiment erst später. Bei der Verleihung der neuen Fahnen durch Kaiser Wilhelm II. 1903 erhielten das I. und II, Batl. grüne Fahnen. Diese Fahnen waren zum Andenken an den 1806 bei Saalfeld gefallenen Prinzen und sein Regiment (altpreußische Nr.20) genau nach friederizianischen Muster angefertigt. Das III. Batl. bekam damals eine rote Fahne wie die andere preußischen Truppenteile IV. A.K. Erwähnen möchte ich noch, daß 1914 in der Marneschlacht die Fahne des II. Batls. am 9. September vergraben wurde, um sie nicht in Feindeshand fallen zu lassen. Nach dem Kriege wurde sie zufällig gefunden, in England aufbewahrt, dann aber von England an Deutschland zurückgegeben. Sie hängt heute in Halberstadt in der Paulskirche. Schrifttum: von der Bonse „Regimentsgeschichte des I.R. 27“. Kyffhäuser Zeitung 16. Okt. 1932 Fiebig „Fahnenschicksal“
Feldartillerie Regiment Prinz Luitpold von Bayern (Magdeburgisches) Nr.4 1972-1899
Nach der Infanterie kam nun wieder Artillerie nach Burg, und zwar die II. Abtlg. des Feldartl. Rgts. Nr.4. Infolge Trennung der Feldartillerie und Fußartillerie wurden neue Abteilungen formiert. Eine davon, die II. Abtlg. Der Korpsartillerie war die Unsrige. Sie ist wahrscheinlich von Magdeburg nach hier gekommen und traf am 9.2.1872 hier ein. Die Rangliste nennt als Rgts. Kommandeur Oberst von Gontard. Abteilungskommandeur: Major Leo 3. schwere Batterie Hauptmann Leo 4. „ „ „ Hupfeld 4. leichte „ „ Thremin Pr. Leutnants: Dietrich, Bode, Spitta Sek. Leutnants: Sperber (Adjutant) Günther Pfeiffer Rassin Wartze Kux Die Uniform ist der blaue Waffenrock mit schwarzem Kragen und schwarzen runden Aufschlägen, rote Achselklappen. Weißes Lederzeug, Helm mit Kugel. Die Fahrer und Uffz. trugen über der Schulter ein weißes Bandolier, die Offz. dasselbe in Gold. Die Geschütze waren gezogene Gussstahlhinterlader C/67 9cm mit Kolbenverschluß. Als Munition hatte man Granaten, Brandgranaten mit Kartätschen. Die Schrapnels kamen erst im Laufe des 70. Feldzuges in Gebrauch. 1873 bekam die Abteilung neue Geschütze C/73 mit Kaliber 8, 80. Am 7.5.1874 wurden die Batterien im Regiment durchnummeriert und unsere Abteilung zählte jetzt: 4., 5., 6. Batterie. 1881 wurde hier eine 8. Batterie (vom A.R.19) herverlegt, sie blieb allerdings nur bis 1889 hier. Diese schon früher zum Regiment gehörig gewesene Batterie, damals 2. schwere Batterie (1870), trat dann zur neu gebildeten III. Abteilung in Magdeburg. Ab 1890 hatte jede Batterie im Frieden 6 bespannte Geschütze. Nach 1896 wurde die Kanone C/96 mit 7,5cm Kaliber eingeführt. Der Dienstbetrieb der Truppe verlief, abgesehen von den Änderungen an Bewaffnung und Ausrüstung, regelmäßig. Am 31. Oktober 1897 feierte die II. Abteilung den Tag ihrer 25-jährigen Anwesenheit in der Stadt. Paradeaufstellung der Truppe und Empfang mit Festmahl im Offz.-Kasino legten Zeugnis ab von der festen Verbundenheit zwischen Einwohnerschaft und Soldaten. Die Chargierten hielten ebenfalls eine Festlichkeit ab. Infolge der 1899 erfolgten Vermehrung der Artillerie wurde unsere Abteilung die I. Abteilung des neu gebildeten Feldartillerie Regiments Nr.40 in Burg.
Schrifttum: Rogge „Regimentsgeschichte des F.A.R. Nr.4 Berlin 1898
Infolge der schon oben erwähnten Neuorganisation und Vermehrung der Feldartillerie wurde das Feldartillerie Regiment Nr.40, dessen Bildung am 25. März 1899 befohlen wurde, am 1. Oktober 1899 in Burg zusammengestellt. Die bisherige II. Abteilung des F.A.R. Nr.4 wurde jetzt die I. Abteilung des F.A.R. Nr.40. Zu gleicher Zeit kam die 9. und 10. Batterie des F.A.R. Nr.20 aus Lissa nach hier und wurde 5. und 5. Batterie in der II. Abteilung. Am 1. Oktober 1900 wurde noch eine neue 6. Batterie aufgestellt und das Regiment war nun komplett. Die Rangliste des Regiments bei seiner Bildung: Regimentskommandeur: Major Berg Hauptmann beim Regts. Adjutant: Obltn. Erkenzweig Stabe: Riese Regts. Schreiber: Sergeant Götsch Stabstrompeter: Brügmann I. Abtlg. Kommandeur: Major Berndt Adjutant: Ltn. Müller 1. Battr. Hptm. von der Burg Wachtmstr. Hildebrandt 2. Battr. Hptm. Freiherr v. Kittlitz (Hans) Wachtmstr. Knupfer 3. Battr. Hptm. Bertog Wachtmstr. Linnenkohl II. Abtlg. Kommandeur: Major Oemler Adjutant: Ltn. Mehns 4. Battr. Hptm. Joblonski Wachtmstr. Winkler 5. Battr. Hptm. Moshack Wachtmstr. Diettrich 6. Battr. Hptm. Meyer Wachtmstr. Hoppe Oberleutnants: Meyer, Penner, v. Pevestorff, Frhr. Gans Edler zu Puttlitz Leutnants: Haack, Romberg, Oertel, Windmüller, Lange, Pullkowski, Höckner, Kloss, Kira, Weinberger (Theodor).
Fähnrich Balke, Oberstabsarzt Dr. Dabbert, Zahlmeister: Besser, Gerke, Veterinäre: Korff, Brockmann. Stärk des Regiments ca. 650 Köpfe. Die Uniform war die gleiche wie bei F.A.R. Nr.4, nur auf der Achselklappe die Nr.40. Auch Geschütze C/96, die erst blau, seit 1906 feldgrau gestrichen waren. Erste Besichtigung des Regiments erfolgte am 12. Oktober, kurz, nach dem Zusammentreten. Am 26. Oktober Begrüßung durch die Stadt in der Ressouret (Freundschaft) in der Grünstraße. Die Feiern der einzelnen Batterien fanden einen Tag später statt. Am 27. Januar 1902 erhielt das Regiment die Bezeichnung „Altmärkisches Feldartillerie Regiment Nr.40“. Im Jahre 1900 gab das Regiment folgende Freiwillige für das Expeditionskorps nach China (Boxeraufstand) ab: Hauptmann Riese, Wachtmeister Kopp und Vizewachtmeister Schönberg, 3. Uffz., 1 Trompeter, 2 Gefreite und 26 Mann. Zum Hereosaufstand 1904 meldeten sich zur Schutztruppe nach Südwestafrika: Oberleutnant Haack und Leutnant Weinberger (Theodor), Oberveterinär Gräbenteich, 1 Unterveterinär, 1 Zahlmeisteraspirant Sergeant Schreiber) und 2 Sanitätsunteroffiziere. Oberleutnant Haack fiel am 22.09.1904 als erster Toter des Regiments vor dem Feinde. Noch 1906 wurde auf den Kammern des Regiments die neue feldgrauen Uniformen für den Kriegsfall niedergelegt und auch in den Jahren 1912 und 1913 beim Manöver probeweise getragen. Der Rock war sehr blusenartig gearbeitet, hatte Klappkragen und anstatt der schwarzen Kragen und Achselklappen, feldgraue Kragen und feldgraue Klappen mit schwarzem Paspel. Auch der Rock vorn, die Schöße und die Ärmelaufschläge waren schwarz paspeliert. Gleichzeitig wurden, wie schon erwähnt, alle Geschütze und Fahrzeuge feldgrau gestrichen. Kurz vor dem Kriege wurde noch der Beobachtungswagen neu zugeteilt. 9 Stck.: 1 je Batterie und Abteilung und Regiments-Stab. Im Juli 1914 war das Regiment auf dem Schießplatz Döberitz, als „drohende Kriegsgefahr“ bekannt gegeben wurde. Das Regiment kehrte eiligst zurück, machte mobil und wurde am 7. u. 8. August nach dem Westen verladen. Das IV. A.K. im Verband der 1. Armee sammelt sich im Raum von Aachen. Während des ganzen Feldzuges bis 1918 kämpfte das Regiment in Frankreich. Hatte das Regiment beim Ausmarsch 6 Batterien zu 6 Geschützen und 2 leichte Munitionskolonnen, so wurde im Verlauf des Feldzuges 9 Batterien zu 4 Geschützen gebildet, da sich gezeigt hatte, daß die Batterie zu 4 Geschützen leichter zu bewegen war. Einteilung in 3 Abteilungen, dazu je 1 leichte Munitionskolonne. Neben der Bewaffnung mit Säbel, bzw. Seitengewehr und Revolver trat während des Krieges die mit Maschinengewehren. Auch dir 191? Fehlenden Feldküchen wurden geliefert. Im Jahre 1916 erfolgte auch die Ausgabe der neuen verbesserten Feldkanone C/96/16. Über den Feldzug 1914/1918 ist es nicht möglich hier ausführlich zu schreiben. Die Regimentsgeschichte von Dr. Ernst Glaser-Gerhardt Zeulenroda 1932, behandelt den Krieg ausführlich. Nach dem Waffenstillstand kehrte das Regiment kurz vor Weihnachten 1918 unbesiegt in die Heimatgarnison zurück. Hier erfolgte die Auflösung auf Grund des Friedensvertrages. Fahnen hatten die Feldartillerie Regimenter nicht. Als Parademarsch spielt das Regiment den „Harzermarsch“.
Schrifttum: Oberleutnant Müller „Regimentsgeschichte des F.A.R. Nr.40“ Leipzig. Dr. Glaser-Grhardt „Das F.A.R. Nr.40 im Weltkrieg 1914-1918“ Zeulentoda 1932.
II. Batl. Reserve Infanterie Regiment Nr.26 1914 – 1919
Mit der Mobilmachung 1914 errichtete das Bezirkskommando Burg getreu der Überlieferung wieder ein II. Bataillon Nr.26, welches aber zum Unterschiede von früher nicht zur Landwehr gehörte, sondern dem Reserve Infanterie Regiment Nr.26 angehörte. Die Reserve Regimenter waren 1888 an die Stelle der Landwehr Regimenter getreten. Unser Bataillon bildete nun mit dem I. (Stendaler) und dem III. (Magdeburger) das o. g. Regiment. Regimentskommandeur Oberstleutnant von Westernhagen, unser II. Bataillon führte der Major Haeusler vom I.R.66. Die feldgraue Bekleidung, Ausrüstung und Bewaffnung war gleich der eines aktiven Regiments. 12 Kompagniene, aber noch keine Maschinengewehre. Die ersten M.G. erhielt das Regiment 191?, spätere Verstärkung bis auf 3 M.G. Kompagnien, so daß das Regiment in der Kampfkraft der eines aktiven Regiments gleich war. Unser Bataillon nahm auch die Fahne des II. Batl. Landwehr 26, also seines Vorgängers des Landwehr-Bataillons Burg mit ins Feld. Die außerdem aufgestellten Landwehrregimenter führten 1914 keine Fahnen. Im Verband der 12. Res. Inf. Brigade, innerhalb der 6. Res. Division gehörte das Regiment zum III. Reservekorps bei der 1. Armee. Das Regiment nahm an der Einschließung und Eroberung von Antwerpen teil. Am 26.8.14 fiel bei einem Gefecht in Belgien der Kommandeur des II. Batls. Major Haeusler. Anschließend Kämpfe bei Ypern. Im Dezember 1914 nach der Ostfront verlegt, kämpfte das Regiment in Polen und danach 1915 und 1916 im Kurland. Am 11.11.1915 Übertritt zur 109. Inf. Division. Vom 20.11.1916 bis März 1918 finden wir das Regiment in Rumänien. Am 20.3.1918 wieder nach dem Westen verlegt, kämpft es in der großen Frühjahrs-Offensive und in den spätern Abwehrkämpfen bis zum Weißbluten. Am 26.8.1918 wurde das Regiment mit einer restlichen Gefechtsstärke von 2 Offizieren und 160 Mann aufgelöst und auf die Regimenter Nr. 27, 36 und 66 verteilt. In tapferes Regiment hatte aufgehört zu bestehen. Die Verlustzahlen mögen ein Bild der harten langjährigen Kämpfe geben: Es sind 46 Offiziere 1581 Mann gefallen, 66 „ 3520 „ verwundet, 2 „ 110 „ vermisst, 1 „ 118 „ gestorben.
Schrifttum: Major d. Res. Plathe, Regimentsgeschichte des R.I.R. 26 Dr. Munck und Dr. Korfes „Die Magdeburgische Infanterie von 1813 -1938“ Burg 1938.
II. Abteilung des Reserve-Feldartillerie Regiments Nr.6 1914 – 1919
Nach dem Mobilmachungsplan stellte das Feldartillerie-Regiment Nr. 40 im August 1914 die og. Abteilung auf. In Schartau wurden die 4. u. 5. und in Niegripp die 6. Batterie und die leichte Munitionskolonne zusammengestellt. Der Abteilungsstab befand sich in Burg. Abtlg. Kommandeur: Major Rosenbaum 4. Battr. Hptm. Gutschmidt 5. „ „ v. Stutterheim 6. „ „ Dommenget L.M.K. „ Fettback.
Die feldgraue Bekleidung, Ausrüstung und Bewaffnung war gleich der aktiven Regimenter, aber keine Feldküchen. Am 8. August wurde die Abteilung mit der Bahn bis in die Gegend von Aachen transportiert und bildete mit der I. Abtlg. Unter dem Kommando des Oberstleutnant von Oertzen das Res. F.A.R. Nr.6. Die I. Abtlg. war in Perleberg vom F.A.R. 39 aufgestellt. Kriegsgliederungsmäßig gehörte das Regiment innerhalb der 6. Reserve-Division zum III. Reserve-Korps. Der Gefechtskalender des Regiments sieht wie folgt aus: v. 23.8.14 - 26.9.14 Sicherung gegen Antwerpen ) 27.9. - 9.10 Belagerung von Antwerpen ) Westen 18.10. – 30.11 Schlacht an der Yser ) 12.12.14 - 22.4.15 Schlacht an der Rowka und Bzura ) Osten 26.4. 15 - 9.5.15 Vorstoß nach Litauen und Kurland ) v. 4.6. - 14.6. Gefecht vor Schaulen ) 14.7. - 25.7. Gefecht um Schaulen ) 26.7. - 2.8. Gefecht gegen Mitau ) Osten 3.8. - 15.10. Stellungskämpfe an Aa, Eka, Düna ) 16.7.16 - 28.7.16 Schlacht bei Rekken ) 12.8.17 - 24.8.17 Abwehrschlacht bei Verdun ) 25.3.18 - 6.4.18 Schlacht in Frankreich ) 9.6. - 7.8. Kämpfe an der Avre u. Nesle ) 8.8. - 25.8. Rückzugskämpfe zwischen Avre und Nesle ) 26.9. - 10.11. „ bei der V. u. VI. Armee ) Westen
Im August 1915 wurden die Batterien auf 4 Geschütze gebracht, je 2. Geschütze der Batterien zur Neuformation. Im Sommer 1916 erhielt jede Batterie 2.M.G. 08, außerdem die Kanoniere Karabiner. Bei Waffenstillstand 1918 wurde der Rückmarsch von Sedan nach Oberlais in Oberhessen angetreten. Im Januar 1919 wurde das Regiment nach Perleberg, seinem Demobilmachungsort und Standort des Ersatztruppenteils verlegt. Mit der Demobilmachung dort selbst endete der Lebenslauf dieses Regiments. Eine Regimentsgeschichte dieses Truppenteils besteht leider nicht. Die Angaben stammen von ehemaligen Angehörigen dieses Regimentes. Hallenmeister Robert Siebert, Schlachthof. Schlossermeister Hermann Kleinau, Zerbsterstraße. Ersterer war Offizier-Stellvertreter, letzterer Waffenmeister.
Landsturm Bataillon Burg IV/7. 1914 - 1919
Der Zweifrontenkrieg zwang Deutschland 1914 dazu, sofort seine gesamten Kräfte einzusetzen. Während der Mobilmachung erfolgt auch schon der Aufruf des Landsturms. Bei uns im Bezirk des IV. Armeekorps wurde der Aufruf am 15.8.1914 erlassen. Der 15.8. war also 1. Landsturmtag. Sofort wurde hier in Burg, wie vom Bezirkskommando vorbereitet, das Landsturm-Bataillon Burg aufgestellt. Es war das erste Mal seit den Freiheitskriegen, daß dies der Fall war. Das Bataillon war Nr.7 innerhalb des Korpsbezirkes, daher der Name IV/7. Bataillonskommandeur: Hptm. Dr. Menne Adjutant: Leutnant Zastrow 1. Komp.: Leutnant Pfaffroth Feldwebel Köppen 2. Komp.: Hptm. Wonneberg Feldwebel Kliefoth 3. Komp.: Oberleutnant v. Wintzingerode Feldwebel Stein 4. Komp.: Leutnant Eberhard Feldwebel Bauermeister
Das Batls. Geschäftszimmer befand sich im Bezirkskommando Bahnhofstraße 21. Der Sammelplatz des Bataillons war der alte Exerzierplatz gegenüber. Die einrückenden Mannschaften waren gediente Leute und standen im Alter von 39 bis 45 Jahren. Heimatbezirk waren neben Burg und Magdeburg die beiden Jerichowschen Kreise. Die Kompagnien hatten in Stärke von ca. 250 Mann und wurden in Sälen der Stadt, z. B. die 4. Kompagnie im Konzerthaus untergebracht. Bekleidung: Blauer Tuchrock oder feldgraue Litewka, schwarze Tuchhose, schwarzer Mantel (gerollt). Tschako mit Landsturmkreuz. Ausrüstung: Leibriemen mit Patronentaschen, kein Tornister, weiße Brotbeutel, Gewehr 88 mit Seitengewehr. 60 scharfe Patronen pro Mann. Sanitätsmittel und Fahrzeuge waren nicht vorhanden. Es waren also für die Ausrüstung alte Bestände vorgesehen, da der Landsturm eigentlich nur zur Verwendung in der Heimat vorgesehen war. Die Einkleidung machte große Schwierigkeiten. Vielfach passten die Uniformen nicht. Und als nun mitten in die Mobilmachung hinein der Befehl zum Abtransport kam, sah das Batl. keineswegs gut angezogen aus: viele Mannschaften trugen noch Zivil, manche Hüte oder Mützen, ja ein Burger Polizist marschierte in seiner Polizeiuniform aus. Da auch viele dieser Koppel nicht passten (zu eng), wurde Bindfaden zu Hilfe genommen. Man kann sagen, daß die Hälfte des Batls. behelfsmäßig ausgerüstet war. Das Bataillon wurde erst in Belgien, wohin der Transport ging in der Bekleidung vervollständigt, und zwar feldgrau. Das Bataillon wurd ganz plötzlich am 24.8. nachmittags verladen. Die Fahrt wurde am 25.8. in Holzminden auf 24 Stunden unterbrochen, am 312.8. wurde in Löwen ausgeladen. Am 1.9. Fußmatsch nach der vorgesehenen Unterkunft in Aerschot. Das Bataillon war Besatzung. Zu gleicher Zeit mit dem Höhepunkt der Marneschlacht setzten Ausfälle in Antwerpen in, so daß unser Batl. am 9.9.14 plötzlich angegriffen wurde und hierbei viele Verluste, besonders an Vermissten (480 Mann) hatte. Am 10. u. 11.9. waren nochmals Kämpfe bei Löwen und Tirlemont, dann war die Gefechtstätigkeit zu Ende. Das Bataillon blieb bis 1916 in Aerschot als Besatzung und zum Bahnschutz. Zu erwähnen ist noch, daß ein großer Teil der Vermissten die Zeit der Gefangenschaft in Südfrankreich und Nordafrika verbringen musste. Nach Russland verlegt, wurde unser Bataillon als Stellungstruppe eingesetzt und nahm an folgenden Kämpfen teil: 26.7.16 - 12.8.16 Stellungskämpfe an der oberen Schtara 9.9.16 - 1?.12.17 „ in der Prijetsümpfen 2.12.17 -18.2.18 Waffenruhe in Russland 19.2.18 - 21.6.18 Kämpfe zur Unterstützung der Ukrainer 22.6.18 - 23.11.18 Besetzung der Ukraine Das Bataillon blieb nach dem am 11.11.18 eingetretenen Waffenstillstand bis nach Neujahr 1918/19 in Provorst an der ukrainischen Grenze liegen, da es ganz unmöglich war, alle Truppen sofort in die Heimat zu transportieren. Nach langer Bahnfahrt langte das Bataillon am 16.1.1919 in Magdeburg an und wurde in der Kaserne Magdeburg (Schroteplatz) demobilgemacht und die Mannschaften entlassen. Es war diesem Bataillon leider nicht vergönnt geschlossen in seinen Heimatort einziehen zu können. Es hat sich auch leider kein Erinnerungsmal in Form einer Bataillonsgeschichte geschaffen. Diese Notizen mussten mühsam von ehemaligen Angehörigen des Bataillons zusammengeholt werden.
Schutzmann a.D. Kinzel, Kohlenhändler Nauke, Kaufmann i.R. Gorgass.
Bei der Mobilmachung des aktiven Regiments bildete sich hier die Ersatzabteilung mit 2 Ersatz-Batterien und Rekrutendepots. 1915 wurde diese Ers.Abtlg. mobil und kam zur Bildung des F.A.R. 90. Der Stab wurde Stab der I. Abtlg., die Ersatz-Batterien wurden 3. u. 4. Batterie des F.A.R. 90 in der IV. gemischten Ersatz-Division. Hier in Burg bildete sich die Ersatz-Abtlg. neu als „II. Ers.Abtlg.“ mit 2 Ersatz-Batterien und 2 Rekrutendepots. Ab 24.6.16 war unter Fortfall der „II.“ der Name wieder „Ersatz Abtlg.“ 1919 bei der Rückkehr des Regiments wurde die Ers./Abtlg. wieder aufgelöst.
Dieses Ersatzbataillon wurde auch 1914 bei der Mobilmachung in Magdeburg errichtet. Es kam sofort nach Cöln-Efferen als Festungsbesatzung. Am 1.11.1916 wurde dies Ersatz-Bataillon nach Burg verlegt und bezog hier folgende Quartiere: 1. Ers. Komp.: Grand Salon, Berlinerstraße 2. „ „ Schule in der Klosterstraße 3. „ „ Konzerthaus, Markt 4. „ „ Zentralhalle Gefang. Wach. Komp. „Hofjäger“ (jetzt Bezirkskommando) Genesenen- Komp. alte Realschule, Oberstraße 9 Geschäftszimmer: Breiterweg 50. Kommandeur waren nacheinander: Major Lincke, Major Düsterloh, Major Gregorovius Waffen und Munition lagerten in einem Gebäude Bahnhofstraße 21 (auf dem Hof). Wachen wurden gestellt am Bahnhof und beim Offiziersgefangenenlager. Bei der Revolution am 9.11.1918 übernahm die revolutionäre Partei (S.P.D.) bzw. die sich hier bildende Einwohnerwehr, die Waffen und Munition, die später auf dem Grundstück Breiteweg 7 (Stollberg) versteckt, aber 1933 von der SA und SS aufgefunden und dem Staat zurückgegeben wurden. 1919 wurde dies Ersatzbataillon aufgelöst.
5. Komp. 3. Landsturm Infanterie Ersatz-Batl. IV/21 1914 - 1918 bzw. Landsturm Batl. IV/22 (Wachtruppe bei Offizier-Gefangenen-Lager)
Gleich mit Einrichtung des Kriegsgefangenenlagers kam im September 1914 die o.g. Kompagnie als Wachtruppe nach Burg. Der Stab des Batls. befand sich in Quedlinburg. Am 7.5.1916 wurde diese Kompagnie dem Landsturm Batl. IV./22 in Altengrabow zugeteilt. Kurze Zeit darauf trat die Kompagnie als Wachkommando in den Etat des Offiziersgefangenenlagers Burg. Komp. Chefs waren nacheinander: Hptm. Himburg, Obltn. Niemann und April 1916 Ltn. Biebendt. Bekleidung: Dunkelblaue Litewka mit blauen Achselklappen, schwarze Tuchhosen, blaue Mütze mit Schirm und Landsturmkreuz, z. T. auch Mäntel. Später wurde z. T. auch feldgrau getragen. Gewehr: Modell 71, wohl auch 88. Seitengewehr, kein Tornister. Unterbringung: Im Saal des Konzerthauses; nach Erbauung der Baracken, Unterbringung in diesen neben dem Gefangenenlager an der Niegripper Chaussee (Ende Mai 1916). Die Verpflegung erfolgte anfangs durch den Wirt des Konzerthauses. Der Exerzierplatz war an der Niegripper Chaussee links neben der Bahn. Wachen: Es zogen täglich ungefähr 50 Mann zur Bewachung des Lagers auf. Außerdem stand in der ersten Zeit des Krieges 1 Posten vor dem Zerbster Tor an der Zimmermannschen Scheune (ehemalige Reitbahn), die damals als Fouragemagazin benutzt wurde. Um die Jahreswende 1918/19 erfolgte die Demobilmachung, da am 3.1.1919 das Gefangenenlager geräumt wurde.
Quellen: Mündliche Angaben des Herrn Biebendt.
Garnisons - Anglegenheiten
Die von Friedrich II. erbauten Kasernen wurden bis ca. 1900 benutzt, z. T. zur Unterbringung von Mannschaften, z. T. als Zeughaus. Die kleinere wurde allerdings 1828 an die Stadt verkauft. Ungefähr 1880 wurde in der Bahnhofstraße 21 die neue Kaserne erbaut (Fahrerkaserne genannt). 1899/1900 wurde di Kaserne in der Kaiser-Wilhelm-Str. erbaut (heute „Clausewitzkaserne“). Die „Fahrerkaserne“ wurde jetzt Bezirkskommando. Für das Ersatz-Batl. des Res. Inf. Rgts. 26 wurde 1917 auf dem Schulhof in der Brüderstraße eine Hilfskaserne erbaut (Baracken). Siehe Anhang, unter: W. Der Exerzierplatz im Bürgerholz wurde bis ungefähr 1895 benutzt, dann pachtete man bei Madel nordöstlich am Einnehmerhaus einen Platz, der bis nach dem Weltkriege benutzt wurde. Es ist jetzt aufgeforstet. Nach 1870 hatten die Truppen bei ihren Unterkünften auch kleine Exerzierplätze, so z. B. die 4. Battr. F.A.R. 4 an der Ecke Wasserstr./Berliner Chaussee und die 5. u. 6. Battr. auf dem Turn- und Exerzierplatz in der Bahnhofstraße (heute Hauptmann- Loeperstr.). Der letztgenannte Platz ist scheinbar schon in früherer Jahren benutzt worden. Eine ältere Reitbahn stand noch 1870 an der cke Koloniestr.-Nachtweide. Reitplätze waren nacheinander der alte städtische Holzplatz, Kolonie 24 und der Platz an der Kanalstraße, wo heute die Rolandmühle steht. Offizierkasinos befanden sich um 1870 herum in der Kaiser Wilhelmstr.5, um 1890 bis 1900 Hptm.-Loeper-Str. 22 und dann das neue in der Kaiser Wilhelmstraße. Noch zwischen 1890 – 1900 stand ein Pulverhäuschen im Felde in der Verlängerung der Pulverstraße. Nach 1900 stand eine neues Felde zwischen der Magdeburger Chaussee und Pietzpuhlerweg. Da (hier folgt eine Zeile die man nicht entziffern kann und beginnt dann mit:) den Benutzung des Exerzierplatzes an der Hptm.- Loeper-Str. standen dort quer zur Straße mit der Front nach Osten in der Nähe des jetzigen Springbrunnens schwarze Holzschuppen in denen die Fahrzeuge und Geschütze untergebracht waren. Auf der Stirnseite der Schuppen waren Ziele für die Übungen der Kanoniere aufgemalt. In den Jahren 1907 und 1912 hatten die Pferde der Artillerie die Brustseuche. Rechts vom Wege nach Hohenwarthe, zwischen der Beck und der Eisenbahn, standen die kranken Pferde in Seuchenställen. Bis zur Erbauung der Kaserne in der Hptm.-Loeper-Str. erfolgte die Unterbringung der Artilleriepferde in Ställen der Bürger; so waren untergebracht noch 1870 die: 4. Batterie Berlinerstraße 23 5. „ Markt 28 6. „ Franz Seldte-Str. 26 Bis ca. 1880 bei der Erbauung o.g. Kaserne gebauten Pferdeställe wurden 1900 wieder abgrissen und dort das Proviantamt, Eingang Artilleriestraße, gebaut. Das Amt bestand bis nach 1918. Die Wagenhäuser an der Niegripper Chaussee, links vor dem Kanal, wurden ungefähr 1890 erbaut und dort hatte das Neben-Artilleriedepot Fahrzeuge für den Kriegsfall untergebracht. Es standen erst 2 Häuser, dann verschiedentliche Erweiterungen bis auf 5 Häuser. Im Krieg 1914/18 wurde in der Troxel eine Heeresmunitionsanstalt erstellt und viele Baulichkeiten errichtet. 1919 war dort eine große Explosion. Das 1778 in der Kapellenstraße erbaute Lazarett wird 1830 an die Stadt verkauft. Später finden wir ein Lazarett in der Hermann-Göring-Str. 38, das noch 1895 benutzt wird. Kurz danach ein neues Garnisonlazarett in der Brabowrstr.12. Dieses letzte Lazarett wurde nach 1918 aufgelöst. Wo hier 1870 Lazarette gewesen sind, war bis jetzt leider nicht zu ermitteln. 1914 wurden folgende Säle zu Reservelazaretten eingerichtet: Schützenhaus mit dazu erbauten Baracken, Grand Salon, Loge, Freundsch Zentralhalle, Herberge zur Heimat, Hofjäger und Stadt Magdeburg und Wilhelmsgarten. Das seit 1888 nur als Aushebungsbehörde tätige Bezirkskommando, früher das Truppenkommando für die Landwehr, damals „Stamm“ genannt, war sicher zuerst in der Zeughauskaserne Bethanienstr. Anfang der 90. Jahre befindet es sich in Berlinerstr. 48. Für 1895 nennt das Adressbuch als Sitz Grünstraße 13d. Im Jahre 1900 zieht das Bezirkskommando in die ehemalige Fahrerkaserne, Hptm.-Loeperstr., wo selbst nach dem Kriege die Auflösung und Umwandlung in das Versorgungsamt für Kriegsbeschädigte erfolgte. Nach einem Zeitungsbericht im „Der Mitteldeutsche“ von Sommer 1943 hat die Garnison Burg um die Mitte der neunziger Jahre am Ihleweg eine Militärbadeanstalt. Gleich bei der Mobilmachung 1914 begann auf dem Exerzierplatz gegenüber dem damaligen Bezirkskommando der Aufbau der Verpflegungsanstalt für durchreisende Truppen. Burg kochte freudig Nudeln und hatte im Soldatenmunde bald den Namen „Nudelstation“. Ungefähr im Jahre 1916 wurde die Anstalt abgerissen und in Biederitz, da dieser Bahnhof an 2 Bahnhofstrecken liegt, wieder aufgebaut. Im September 1914 wurde in den leeren Wagenhäusern an der Niegripper Chaussee ein Offiziers- Gefangenenlager errichtet. Die Kommandantur bestand aus: 1 Kommandant (Major Zeschmer), 1 Adjutant, 3 Hauptleute, 6 Leutnants, 1 Arzt, 1 Rechnungsfeldwebel, 1 Kantinenverwalter, 6 Dolmetscher (franz., engl., russ. usw.) 6 Hundeführer, sowie 40-50 Uffz. und Mannschaften. Im Jahre 1915 waren 600 gefangene feindliche Offz. im Lager, deren Zahl sich bis auf 1.400 steigerte. Zur Unterbringung mussten noch eine Anzahl Baracken gebaut werden. Arrestanstalt für die Kriegsgefangenen war das Gerichtsgefängnis. In der Bücherei des Museums der Stadt befindet sich unter „D 47“ ein Buch „Kriegsgefangenenlager im Bezirk des IV. A.K. 1914/18“ von Dr. Risse. Dasselbe enthält Angaben und Bilder des Lagers Burg. Siehe auch im Anhang dieses Buches in der Mappe unter S 3 Bilder und 1 russische Zeichnung. Denkmäler und Gedenktafeln militärischer Art befinden sich in Burg: U.L. Frauen Kirche: Tafeln der Gefallenen aus den Kriegen 1813/15, 1866, 1870/71, 1914/18. St. Nicolai Kirche: Tafeln der Gefallenen aus den Kriegen 1813/15, 1866, 1870/71, 1914/18. St. Nicolai Kirchhof: Denkmal des F:A:R: 40 und des Obltn. Haacke. St. Petri: Gefallenenehrentafel 1813/15, 1866, 1870/71, 1914/18. St. Johannes: Gefallenenehrentafel 1813/15, 1866, 1870/71, 1914/18. Vor Haus Potsdam: Denkmal 1866 Paradeplatz: Denkmal 1870/71 (1938 abgerissen) am Friedhof: Denkmal 1914/18 auf dem Friedhof: Denkmal 1870 gestorbner Lazarettinsassen. Die Chronik Fritz Seite 213 und Chronik Kallmeyer melden den Besuch Friedrich Wilhelm IV. am 29.9.1841 mit Musterung der Artillrie-Kompagnie und der Landwehr auf dem Exerzierplatz. Auch jetzt bildete die Garnison wieder eine Militärkirchengemeinde bei der St. Nicolaikirche, die auch den Pfarrer stellte. Beurkundungen erfolgten in den Seiten 39 aufgeführten Kirchenbüchern, z. T. auch, wie schon vor den Freiheitskriegen, in den Zivilkirchenbüchern der St. Nicolaikirche. Eine genaue Übersicht für die Zeit von 1807 – 1867 bringt Lyncker „Die preußische Armee 1807 – 1867 und ihre sippenkundige Quellen“ (Stadtarchiv Burg C 4 Nr.27). Seit 1814 erfolgen die Eintragungen bei den Standesämtern. Die Militärgemeinde führt außerdem eigene Listen. Im Lyncker „Kirchenbücher“ Band II Seite 71 steht beim Inf. Rgt. Nr.26, daß Kirchenbucheintragungen dieses Regiment von 1850 -1867 im Garnisonskirchenbuch Burg stehen. Ob Truppen dieses Regiments hier in Burg waren ist nicht festzustellen. Die Regimentsgeschichte bringt nichts darüber. Aus „Oberleutnant Müller“ „Geschichte des F.A.R. 40“ möchte ich noch erwähnen, daß der Reichskanzler von Bismarck in jüngern Jahren als Landwehroffizier dem „Magdeburger Landwehr-Regiment 26“ angehörte, später wurde es dessen Chef. Zu seinem 50jährigen Dienstjubiläum schenkten ihm daher die Reserve- und Landwehr-Offiziere einen außerordentlich prächtigen silbernen Ehrenschild mit der Unterschrift: 1. Magdeburger Landwehr-Regiment Nr.26 Burg, 1.4.1838 – Stendal 1.4.1888.- Dieses Kleinod befindet sich in Schönhausen im Bismarck-Museum. Über die optische Telegraphenlinie, die ja vorwiegend militärischen Charakter hatte und die Berlin mit Coblenz verband, lesen wir im Herms und Weigelt „Handbuch vom Reg. Bez. Magdeburg“ 1842/43 über die einzelnen Stationen: Station 10: 1/8 Meile nordwestlich Zitz, „ 11: 1/4 „ „ Ziegeldorf, „ 12: 1/4 „ südlich Schermen, „ 13: 1/8 „ nördlich Biederitz, „ 14: auf der Johanneskirche Magdeburg. Noch ein Sage möchte ich erwähnen, deren geschichtliche Tatsache noch nicht erwiesen ist: In der Franzosenzeit soll eine französische Truppe bei ihrem Rückzug in der Nähe, westlich des Beekeüberganges eine Kasse vergraben haben. Nach 1918 haben tatsächlich Nachgrabungen durch Franzosen stattgefunden. Das Tageblatt berichtete s. Zt. darüber. Gefunden wurde allerdings nichts. Aus dem Jahre 1846 hat die Bücherei des Museums noch ein Exemplar einer „Instruction, die Vertheilung der Einquartierung der Stadt Burg in Friedenszeiten betreffend“. Der Kinobesitzer Pape hat in seinem Besitz einen Film vom Jahre 1914, der den Ausmarsch des F.A.R. 40 und des Landsturm Batls. Burg zeigt. Der Film ist bereits einige Male gezeigt. Im Jahre 1870/71 waren hier Bürgerquartiere kriegsgefangene französische Offiziere untergebracht. Dieselben trugen z. T. Zivil und lebten shr gut. Alten Burgern ist noch in Erinnerung, daß sie gern Frösche fingen, da Froschschenkel eine beliebte Delikatesse der Franzosen sind. Bis 1914 war der Geburtstag des Landesherren, also des Kaisers und König, Anlaß zu militärischen Feierlichkeiten. Am Vorabend fand großer Facklzug, der Zapfenstreich, statt. Die Musikkapelle, begleitet von Berittenen, zog zum Paradeplatz und brachte dort vor der Wohnung des Regimentskommandeurs ein Standkonzert, das in die heiligen Klänge ds Großen Zapfenstreiches ausklang. Am Geburtstagmorgen war wieder großes Wecken durch die Stadt. Um 11.00 Uhr Kirchgang des Regiments, anschließend Parade auf dem Paradeplatz. Einige Geschütze auf dem Exerzierplatz schossen beim Kaiserhoch einen Salut von 101 Schuß. Nachmittags war Festessen des Offizierskorps und der Behörde. Abends fanden Batteriefeiern in 6 verschiedenen Sälen dr Stadt statt, die auch von der Bürgerschaft gern besucht wurde. Es wurde ausgiebig gefeiert. Am nächsten Morgen gingen Patrouillen durch die Stadt, um die Nachzügler zur Kaserne zu weisen bzw. zu holen. Die 1789 eingeschlafene Schützengilde wird auf höhere Anordnung im Jahre 1808 wieder ins Leben gerufen. Es werden 2 Kompagnien aufgestellt und dazu gewählt: 1 Oberst, 1 Adjutant, 2 Kaptains, 4 Leutnants und 4 Fahnenjunker. Die Uniform ist abgebildet in der Chronik Fritz Seite 177. Es war erst der frackartige Rock, weiße Hosen und Zweispitz; nach 1842 grüner Waffenrock, Mütze und weiße Hosen. Neuerdings trägt die Gilde graugrüne Joppe, schwarze Hosen und Hut. Der Schießstand wurde später (ca. 1870) nach dem Brehm verlegt. Das Schützenhaus, in dem die Gilde gewisse Rechte hatte, soll demnächst abgerissen werden, um dem geplanten Rathaus Platz zu machen. Bei der Aufstellung der Bürgergarde 1812, der Bürgerwehr 1830 und 1848 ist die Gilde stehts beteiligt gewesen, doch sind mir Unterlagen dafür kaum bekannt. Unruhen des Jahres 1830 zwischen den Schlosser- und Tuchmachergesellen, bei denen es zum Aufruhr gegen die Behörde kam, waren der Anlaß, daß am 11.1.1830 tags nach dem Aufruhr, Militär von Magdeburg kam um die Ordnung wieder herstellte. Um welche Truppe es sich handelte ist nicht bekannt. Daraufhin schwebten Verhandlungen zur Herverlegung eines Bataillons der pommerschen Füsiliere Nr.34. Gekommen ist die Truppe aber nicht. Ende des Jahres 1830 gründete die Stadt einen „Sicherheitsverein“, der am 21.8.31 vom Landrat bestätigt wird. Vom Artl. Depot Magdeburg werden 200 alte hannoversche Gewehre empfangen, etwas später auch für jedes Gewehr 5 Schuß Munition. Nachts gehen Patrouillen. Im April 1834 erlischt der Sicherheitsverein; 199 Gewehre werden mit Mühe und Not wieder eingesammelt. 1 ist verbrannt. Über den Aufstand der Tuchmacher- und Schlossergesellen schreibt Kersten: „Wehe, wenn sie losgelassen“. Jerich. L.u.L. 1932/5.6. Betr. Sicherheitsverein: Städt. Archiv B 73 1 Nr.2 1830.
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Im Jahre 1847 bis 1851 sind wieder unruhig. Im Mai 1847 drängt der Landrat auf die Bildung einer Sicherheitstruppe. Die Truppe soll weiße Armbinden tragen und sich bei Unruhen auf 3 Plätzen sammeln: Paradeplatz, Fischmarkt, Rathausplatz. Ob es zur Bildung der Organisation gekommen ist, geht aus den Akten nicht klar hervor. Im März 1848 wird von der Stadt eine Beruhigungskommission eingesetzt und wieder ein Sicherheitsverein gebildet, woraus dann kurze Zeit später die Bürgerwehr wird. Diese ist wie folgt organisiert: 1 Oberanführer Jede Komp. 2 Anführer und 8 Rottenführer = 10 1 Oberbezirk = 1. Komp. 74 Bürger 6 Schutzverwandte = 90 Mann 2. „ = 2. „ 106 „ 8 „ = 124 „ I. Zerbst. Bez. = 3. „ 130 „ 5 „ = 145 „ 2. „ „ = 4. „ 100 „ 5 „ = 115 „ 1. Magd. Bez. = 5. „ 130 „ 5 „ = 145 „ 2. „ = 6. „ 98 „ 8 „ = 116 „ 1. Schart. Bez. = 7. „ 138 „ 7 „ = 155 „ 2. „ = 8. „ 97 „ 6 „ = 114 „’) 881 47 1014
Jede Kompagnie empfing am 23.3.48 aus dem Zeughaus 50 Gewehre. Am 24.3. wurde ein Aufruf an die Bürgerschaft erlassen; am 26.3.gemeinsamer Kirchgang. In der Goldenen Krone (Markt 31) wird eine Hauptwache eingerichtet mit 32 Mann; außerdem gehen jede Nacht 32 Mann Patrouille. Am 19.4.48 Einsatz bei Unruhen. Es soll noch eine berittene Bürgerwehr gebildet werden, da sich aber nur 9 melden, wird davon Abstand genommen. Für die Mützen werden neusilberne Schilder beschafft. Am 10.9.48 findet die Fahnenweihe statt, die Stadt gibt 80 Thaler Zuschuß. Bei dem Tumult am 23.10 wegen der Abschaffung der Malz- und Schlachtsteuer wurden weder die Bürgerwehr noch die Schützengilde dagegen eingesetzt. Durch Gesetz vom 24.10.49 wurde die Bürgerwehr aufgelöst und im November die Gewehre übergeben. Im Frühjahr 1850 versucht die Stadt erneut einen Sicherheitsverein zu gründen; die nachgesuchte Bestätigung durch den Minister des Innern in Berlin ist allerdings nicht zu erhalten. Weiteres über diese Zeit in den Chroniken von Fritz und Wolter und Städt. Archiv Akten B 73,1 Nr. 4 1850. In diesen Akten sind auch diejenigen Truppen genannt, die infolge der Unruhen vorübergehend mit größeren und kleineren Kommandos hier waren: Am 18.4.48 kommen 1 Hauptmann, 2 Leutnants und 100 Mann vom Inf. Rgt. Nr.8 zum Schutz des Zeughauses von Magdeburg nach hier. Anfang Mai werden dieselben eingesetzt durch 1 Kommando des 2. Garde Inf. Rgts., gehen am 5,7. wieder ab. Diese werden ersetzt durch 1 Kommando der 3. reitenden Battr. Der Garde Artl. Brigade und nach deren Abzug am 29.8.48 1 Offizier, 2 Uffz., 1 Spielmann und 30 Mann vom Inf. Rgt. Nr.32 nach hier. Wann diese Burg wieder verlassen, geht aus den Akten nicht hervor. Bei dem Umsturz im Jahre 1918 wurde in der Stadt auch eine sog. Einwohnerwehr aus sozialdemokratischen ehemaligen Soldaten errichtet. Zweck war die Sicherung der Revolution. Kennzeichen: rote Armbinde, Gewehrkolben bei umgehängtem Gewehr nach oben. Organisation: 1 Oberführer, 1 Stellvertreter, 1 Schriftführer, 1 Stellvertreter, 1 Waffenmeister. Die eigentliche Stadt war eingeteilt in 6 Bezirke, 7. Bezirk war Blumenthal, 8. Bezirk Gut Lüben. Die Angelegenheit der versteckten Gewehre des Ersatz-Bataillons des Res. Inf. Rgts. Nr.26 siehe auf Seite 75. Die Einwohnerwehr löste sich bald wieder auf (Ende 1920).
Ausklang !
Und wieder geht ein preußisches Heer schlafen. Nach 4 ½ Jahren langem Kampf kehren die Truppen unbesiegt in die Heimat zurück, um hier auf Grund des Diktates von Versailles aufgelöst zu werden. Nur 100.000 Mann Reichswehr durfte Deutschland haben. Das alte Heer und auch die Ansätze, die man zur Bildung eines 300.000 Mann-Heeres unternommen hatte, mussten restlos verschwinden. Alle Waffen und sonstige Bestände müssen zerstört, oder für militärische Zwecke unbrauchbar gemacht werden. Keine Dienstpflicht mehr, es dienen nur Freiwillige auf 12 Jahre. Alles wird überwacht durch Kommissionen der ehemaligen Feinde, die auch in Burg gewesen sind. Schlimme Zeiten waren es – und doch begann man mit Mut und Vertrauen die Truppenteile der Reichswehr aufzubauen. Die nächste Seite zeigt uns zur Ehre und zum Gedächtnis eine genaue Aufstellung der Truppen des IV. Armeekorps, wie sie 19154 bei Ausbruch des Krieges bestanden haben. Die Liste im Anhang U u. V, die aus dem Adressbuch von 1920 stammt, zeigt uns die Garnison unserer Stadt in der Auflösung. Und doch kam der Tag, da bei der Errichtung der neuen Wehrmacht s. Exzellenz der Generalleutnant von Dreßler und Scharfenstein, der letzte (mein) Friedenskommandeur des alten Inf. Rgt. 66 beim Einmarsch des neuen Inf. Rgt. Nr.66 auf dem Domplatz in Magdeburg, Oktober 1935, sagen konnte:
„Hier stehen die ehemaligen Angehörigen des alten Inf.Rgt.Nr.66 und hier stehen die Angehörigen des neuen Inf.Rgt.Nr.66 –Mir ist, als sei das Rgt.Nr.66 erst jetzt aus dem Kriege heimgekommen und all das Bittere der letzten Jahre sei nicht gewesen!“
1914
IV. Armeekorps Magdeburg Kommandierender General: General der Infanterie Sixt von Armin
Nachdem 1918 das aus dem Felde zurückgekehrte Altmärkische Feldartl. Regiment Nr.40 seine Kriegsteilnehmer, soweit sie nicht aktive Soldaten waren, entlassen hatte, bildete der verbleibende Rest unter Major Kämmerer den Rumpfverband des Feldartillerie-Regiments Nr.40. Aus diesem Rumpfverband gingen der Not der Zeit folgend und gleichzeitig als erste Zeichen einer Wiederaufrichtung einer Wehrmacht 3 Freiwilligen-Batterien hervor.
1. Freiwilligen-Batterie des F.A.R. 40 (Batterie Wuthmann)
Auf Grund der Bedrohung im Osten durch die Bolschewisten rief Leutnant Wuthmann in einem noch erhalten Flugblatt, Anhang T, zur Bildung einer Freiwilligen-Batterie auf. Im Januar 1919 trat diese Batterie unter seinem Befehl mit Wachtmeister Eiserbeck zusammen. Die Ausrüstung war wie bisher üblich, die Batterie zu 4 Geschützen 96 n. A. Als Abzeichen wurde auf dem linken Unterarm ein silbernes Elchgeweih getragen. Später kam noch hinzu auf dem Oberarm ein Hirsch mit Kopfkruz (Hubertusabzeichen). Am 15.2.19 wurde die Batterie nach Kurland in Marsch gesetzt und in Liebau ausgeladen. Die Kämpfe unter dem Freikorps…….. gegen die Bolschewisten dauerten das ganze Frühjahr. Es kam zu Gefechten bei Bauske und Salady. Es waren einige Verluste an Toten und Verwundeten zu verzeichnen. Mitte Juli 1919 kam die Batterie zurück nach Deutschland und wurde in Woltersdorf bei Stettin untergebracht. Am 26.10.19 wurde die Batterie als 11. Batterie Reichswehr-Artillerie-Regiment Nr. 15 in die Reichswehr übernommen. Die neue Garnison war Prenzlau. Persönliche Angaben des Herrn Fritz Geldner, Hermann-Göringstr. Das angeführte Flugblatt befindet sich bei ihm.
Die 2. (A) Freiwilligenbatterie des F.A.R. 40 (Batterie Lemelsen)
Kurz nach der Bildung der 1. Freiw. Batterie wurde durch den Hptm. Lemelsen eine 2. Freiwilligen-Batterie aufgestellt, aus der am 1.10.1919 unter Verlegung nach Halberstadt die Infanterie-Geschütz-Batterie Nr.7 wurde, die dem dortigen Infanterie-Regiment Nr.27 angegliedert wurde. Bei der Aufstellung des 100.000 Mann – Heeres wurde diese Batterie die
3. Batterie Artillerie Regiment Nr. 4
Die Batterie kämpfte nach dem Kapp-Putsch gegen die Aufständischen in Quedlinburg und Halle. Näheres darüber im Anhang zur Regimentsgeschichte F.A.R. 40. Besonders zu bemerken ist, daß diese Batterie die Tradition des F.A.R. Nr. 40 in der Reichswehr fortgeführt hat.
Quelle: Glaser „Regimentsgeschichte des F.A.R. 40“ im Anhang.
Die 2. (B) Freiwilligen-Batterie des F.A.R. 40 (Battr. Dommenget)
Auch Hptm. Dommenget stellte eine 2. Freiwilligen-Batterie zusammen. Es ist anzunehmen, daß zu dieser Zeit die Batterie Nr.2 des Hptm. Lemelsen aus dem Regimentsverband ausgeschieden war. Daher die doppelte Erscheinung der Nr.2. Zur bessern Kennzeichnung habe ich die beiden Batterien mit 2 A uns 2 B bezeichnet. Die Batterie Dommenget wurde am 24.3.1919 aufgestellt und erhielt am 28.5.1919 die Bezeichnung Infanterie-Geschütz-Batterie Nr.8. Sie kam nach Quedlinburg und wurde dort dm Infanterie-Regiment Nr. 156 angegliedert. Die Unterkunft erfolgte im Moorhof. Am 31.10p.1919 wurde die Batterie gemäß Heeresverordnungsblatt Nr.6 Seite 63 aufgelöst und Teile der Batterie Lemelsen in Halberstadt abgegeben. Wahrscheinlich, aber nicht sicher ist, daß außer diesen Batterien noch einzelne Züge oder Geschütze im Frühjahr 1919 nach dm Osten oder zu Kämpfen um Berlin abgegeben wurden. (In Berliner Kämpfe gegen die Spartakisten). In Burg selbst bestand jetzt nur noch die Abwicklungsstelle des F.A.R.40. Die Reste des Regiments gingen auf in die Reichswehr. I. Abtlg. Leichtes Reichswehr-Artl. Rgt. Nr.4 hier in Burg. Siehe daselbst.
Die R e i c h s w e h r 1919 - 1920
Mitte Juni 1919 wurde von Stettin nach hier verlegt das
Freiwilligen Artillerie-Regiment Major Rechtern mit 6 Batterien. Dieses Regiment war eine Gründung des 2. Unter-Elsässischen-Feldartillerie-Regiments Nr.67, das in Hagenau und Eischweiler im Elsaß in Garnison gestanden hatte, aber nach Beendigung des Krieges in Weferlingen aufgelöst werden sollte. Alle Truppen des XXI. A.K. wurden nach der Räumung des Elsaß in der Provinz Sachsen demobilgemacht. Aufgestellt am 5.3.1919, kam das Regiment sofort zur Bekämpfung von Unruhen nach Buckow in der Mark, von da nach Greifenhagen bei Stettin, Gefechtstätigkeit bei Berlin, Stettin und Vorpommern. Das Regiment gehörte nacheinander zur Freikorps-Brigade Reinhar, Lüttwitz, Ehrhardt. Nach Beendigung dieser Kämpfe wurde das Regiment Mitte Juni 1919 nach Burg verlegt. Infolge der Verminderung des Heeres zum geplanten 300.000 Mann Heer erhielt das Freiwilligen-Regiment am 8.11.1919 den Namen
Leichtes Artillerie-Regiment 25
und stand mit Regimentsstab und II. Abtlg. in Burg. Die Garnison der I. Abtlg. ist nicht mehr bekannt. Es ist auch möglich, daß die I. Abtlg. aufgelöst wurde. Vom 21.4.1920 ab wurde dann daraus die I. Abtlg.:
Leichtes Artillerie-Regiment Nr.4
Innerhalb des jetzt geplanten 200.000 Mann-Heeres. Jetzt stießen nun die Reste des ehemaligen Feldartillerie-Regiments Nr.4 hinzu. Als nun aber infolge des nun aufgezwungenen Diktates von Versailles die Truppen noch weiter verkleinert werden mussten, erfolgte erneute Umformierung und es entstand daraus am 1. Oktober 1920 die
II. Abteilung Reichswehr Artillerie-Regiment Nr.16
Es lagen davon die 4. und 5. Batterie in Burg, die 6. Batterie in Altengrabow. Aber das war noch nicht die letzte Umwälzung. Um nun zu der durch Versailles vorgeschriebenen Organisation des 100.000 Mann-Heeres zu kommen, wurde unsere Abteilung am 18.1.1920 nach Halberstadt verlegt, um dort in das Reichswehr Artillerie-Regiment Nr.4 eingegliedert zu werden. Die dortige I. Abteilung dieses Regiments setzte sich nun wie folgt zusammen: 1. Januar 1921:
1. Batterie aus Burg (Hauptmann Moser) 2. Batterie ehemaliges Fußartillerie Magdeburg 3. Batterie Hauptmann Lemelsen
Diese Angaben über die Garnisonsverhältnisse der Nachkriegszeit habe ich von ehemaligen Angehörigen des F.A.R. 40 persönlich und z. T. ihren Pässen entnommen. Ich nenne da dan Stadtsekretär Chemnitz und Hallenmeister beim Schlachthof Robert Siebert. Besonders ergiebig war die Auskunft des Herrn Steuersekretär Wippich, der als ehemaliger Angehöriger des F.A.R. 67 als Regimentsschreiber zum Freiwilligen-Regiment Rechtern übertrat und die vorseitig geschilderte Entwicklung bis zur Verlegung nach Halberstadt mitgemacht hat. Ich hoffe, daß es mir gelungen ist, diese Zeit und Entwicklung ohne grobe Fehler zu schildern. Eine 200jährige militärische Tradition der Stadt Burg war scheinbar zu Ende! Übrig blieb nur eine „Reichswehrwerbestelle“ im Hause Hermann Göringstr. 72, in einem leer stehenden Laden in der Front der Adolf Hitlerstr. Der Schuhmachermeister Friedrich Koch, damals Feldwebel, jetzt Kesselstraße 11 wohnhaft, war dort tätig. Illegale Truppen sind in der nun kommenden Zeit in Burg nicht gewesen. Doch gehörte so mancher der „Schwarzen Reichswehr“ an und übten heimlich bei derselben. Von den Kreisen der ehemaligen Offiziere waren auch Vorbereitungen für eine evtl. Verstärkung der Wehrmacht oder für eine Aufstellung von Truppenteilen getroffen, doch so geheim, daß ich darüber nicht orientiert bin.
Fortsetzung folgt
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