Gedächtnisrede auf Stille Gelesen in der Akademie am 25. Juni 1753
Das Leibpferd des Generals von Stille wird von einem Offizier über einem Kroaten vorbeigeführt, der an Stilles Sieg über General Nadasdy erinnern soll.
Christoph Ludwig von Stille wurde 1696 in Berlin geboren. Sein Vater, Ulrich von Stille, war Königlich Preußischer Generalleutnant und Kommandant der Festung Magdeburg, seine Mutter Ulrike eine geborene von Cosel. Er erhielt seine Schulbildung in Helmstädt und vollendete seine Studien an der Universität Halle.
Die Liebe zu den Wissenschaften erstickte den Durst nach Ruhm in ihm nicht. Als 1716 der Krieg mit Schweden ausbrach, wollte er seinem Vaterland dienen. Er machte die Belagerung von Stralsund mit und trat von der Infanterie zur Kavallerie über, zu der seine Lebhaftigkeit ihn zu bestimmen schien. Ihm genügte es nicht, eine Stellung zu haben, er wollte sie auch würdig ausfüllen.
Der lange Friede von 1717 bis 1733 gab dem Militär keine Gelegenheit, Erfahrung in der Kriegskunst zu sammeln. Alles war auf die bloße Theorie beschränkt, die sich zur Praxis nur wie der Schatten zu dem wirklichen Gegenstand verhält. Beim Tode König Augusts II. von Polen ließ sich Stille die Gelegenheit, die sich bot, nicht entgehen. Er nahm an der berühmten Belagerung von Danzig unter Feldmarschall Münnich (1734) teil und hatte die Genugtuung, den letzten Feldzug, den Prinz Eugen am Rhein führte, mitzumachen.
Nach dem Tode Friedrich Wilhelms ernannte ihn der jetzige König zum Erzieher seines Bruders Heinrich. Stille war dieses Amtes um so würdiger, als er mit den Gaben des Geistes, und den militärischen Talenten Herzenseigenschaften verband. Bei der Erneuerung der Akademie (1744) wurde er zum Kurator gewählt. Es ist traurig, aber wahr, daß man unter den Leuten von Stand selten so aufgeklärte Geister findet wie Stille, Männer, die so gerechte Ansprüche auf die Akademie haben, wie er. Die verschiedenen Wissenschaften, die unsere Akademie umfaßt, waren ihm nicht fremd. Ja, er hätte uns wohl mit literarischen Arbeiten bereichern können, hätten seine verschiedenen Berufspflichten ihm nicht die Zeit dazu geraubt. Seine Neigung galt der schönen Literatur. Den strengen Wissenschaften zog er die Anmut der Beredsamkeit vor, nicht jenen Wortschwall, der nur wohlgefällig dahinplätschert, wohl aber die Kraft der Gedanken, die durch majestätischen Ausdruck den Hörer in ihren Bann zwingt, ihn überredet und zum Beifall fortreißt.
Er betrachtete die Alten als unsere Lehrmeister und gab ihnen vor den Neueren besonders darum den Vorzug, weil sie ihre Kunst gründlicher studiert haben. Wir hörten ihn oft äußern, früher hätte ein Mann Großes erreicht, da er seine Gaben nur der Kunst widmete, die er ausübte. Der Geschmack unserer Zeit aber für die Universalität der Wissenschaften könne nur Dilettanten auf allen Gebieten erzeugen. Ja, er hielt diese Tendenz für die Ursache des Verfalls der Literatur. Er war nicht der Meinung, daß Virgil den Euklid hätte kommentieren und daß Plato Schwänke hätte schreiben müssen; denn ein Menschenleben reiche nicht zur gründlichen Erlernung auch nur einer einzigen Kunst hin.
Bald rief der Krieg Stille aus dem Heim der Musen ab. Er folgte dem König 1742 nach Mähren, erhielt 1743 das Kavallerieregiment Prinz Eugen von Anhalt und wurde zum Generalmajor befördert.
Der Zweite Schlesische Krieg gab ihm Gelegenheit zur Entfaltung seiner militärischen Talente. Mit seiner Brigade schlug er Nadasdy bei einem Vorhutgefecht in der Gegend von Landeshut und verfolgte ihn bis nach Böhmen. Kurz darauf wurde er in der Schlacht von Hohenfriedberg verwundet. Es braucht nicht erst gesagt zu werden, daß er sich dabei Ruhm erwarb. Die Großtaten der preußischen Kavallerie an jenem Tage sind zu bekannt, um hier daran zu erinnern.
Nach dem Winterfeldzug in Sachsen kehrte Stille mit dem König nach Berlin zurück, wo er Maupertuis seit kurzem als Präsidenten der Akademie fand. Er nahm teil an der Freude der ganzen Körperschaft, einen so berühmten Gelehrten an ihrer Spitze zu sehen.
Künste und Wissenschaften gehen Hand in Hand. Die Methode, die einen Mathematiker in die Tiefen der Natur oder einen Philosophen durch die Finsternisse der Metaphysik fuhrt, ist in allen Künsten die gleiche. Stille, der gelehrte Neigungen besaß, hatte sich diese Methode zu eigen gemacht und wollte sie auf einen Beruf anwenden, in dem er Hervorragendes leistete und während des Krieges sich mit Ruhm bedeckt hatte. Er verfaßte ein Werk über Ursprung und Fortschritte der Reiterei. Was wir davon gesehen haben, ist voll eigenartiger Untersuchungen und gelehrter Einzelheiten. Er hatte es bis zum Jahre 1750 fortgeführt, aber der Tod verhinderte ihn an der Vollendung seiner Forschungen, die das Lehrreichste gewesen wären, was er uns bieten konnte. Das Manuskript ist in den Händen seiner Familie; es wäre ein Verlust für die Welt, würde sie dieser Hinterlassenschaft beraubt.
Seit 1760 [1750?] litt Stille an Asthma. Das Leiden verschlimmerte sich zusehends und führte am 19. Oktober 1752 seinen Tod herbei. Er war verheiratet mit Charlotte von Huß, einer Tochter des Regierungspräsidenten von Magdeburg, und hinterließ zwei Söhne, die Offiziere sind, und vier Töchter, davon zwei in zartem Alter.
Er hatte ein dienstfertiges, lauteres und uneigennütziges Herz. Seine Weisheit war fröhlich und sein Frohsinn weise. Seine Geistesgaben erhöhten nur den Wert seiner Herzenseigenschaften. Er war für die Künste wie für den Krieg, für den Hof wie für die Zurückgezogenheit geschaffen und gehörte zu jener kleinen Anzahl von Menschen, die nie sterben sollten. Da aber auch die Tugend dem Tode nicht widerstehen kann, so wußte er sich selbst zu überleben, indem er einen Namen hinterließ, der in der Wissenschaft Ansehen hat und von allen Ehrenmännern geschätzt wird.
Aus dem Leben des „Alten Dessauers" Günter Adlung Im Jahre 1676 (3. Juli) wurde Leopold als Sohn von Fürst Johann Georg von Anhalt-Dessau seines Zeichens brandenburgischer Feldmarschall und Henriette Katharine Prinzessin von Oranien geboren. Leopold war der einzige Sohn seiner fürstlichen Eltern und wurde von ihnen dementsprechend erzogen ohne ihn zu verweichlichen. Schon früh zeigten sich bei dem Jungen eine ungestüme Willenskraft und ein heftiger Charakter Folglich ist es nicht verwunderlich, wenn sich beizeiten ein starkes Interesse für alles militärische bei Leopold einstellte. Da er auch die Jagd liebte, begleitete er schon früh im Alter von 9 Jahren seinen Vater zu derselben. Sein ganzes Streben und Denken jedoch gehörte dem Militär. Exerzieren der Soldaten, Paraden bzw. Truppenrevuen faszinierten ihn. In der Schule zeigte er nur Interesse an Fächern wie Mathematik, Kriegsgeschichte sowie Fortifikation (Festungswesen). Mit der deutschen Rechtschreibung hatte er es nicht so und seine Schrift war so, dass er sie oft selbst nicht lesen konnte. Damit stand er ja in der Geschichte nicht allein! Sportlich war Leopold auf der Höhe, dank der täglichen Leibesübungen. Das sollte sich in der Zukunft im Krieg und Frieden auszahlen. Bekanntlich wohnt ja in einem gesunden Körper ein gesunder Geist. Es war als hätte er die militärischen Eigenschaften Energie, Mut, Kaltblütigkeit, Umsicht und Pflichttreue für sich gepachtet. So konnte es nicht verwundern, dass Leopold im Alter von 12 Jahren (1688) von Kaiser Leopold, welcher sein Pate war, in den Rang eines Obersten erhoben und Inhaber eines Infanterie-Regiments wurde. Mit 17 Jahren starb der Vater und er bestieg den Thron von Anhalt-Dessau. Die Mutter aber übte die Regentschaft für den noch minderjährigen Sohn aus. Noch im Trauerjahr verlieh der brandenburgische Kurfürst Friedrich III. nachmalig Friedrich I. König in Preußen dem jungen Leopold das Regiment Nr. 3 Alt Dessau. Schon der Vater war Chef dieses Regimentes. Aufgrund seiner Jugend war Leopold noch nicht in der Lage, das Kommando auszuüben, des¬halb wurde er zur Erweiterung und Ausbildung seiner Kenntnisse auf Reisen geschickt. 1695 kehrte er nach 2-jähriger Abwesenheit nach Dessau zurück und erhielt auf sein Ersuchen hin die Erlaubnis zu seinem Regiment nach den Niederlanden abgehen zu dürfen, wo es im Kampf gegen die Franzosen stand. Fast ganz Europa wehrte sich gegen die Raubgelüste Frankreichs. In dieser Zeit verdiente sich Leopold die ersten Lorbeeren als er sich bei der Belagerung der Festung Namur (August 1695) durch Eifer und Tapferkeit auszeichnete. Dieses Verhalten brachte ihm 1696 20-jährig den Rang eines Generalmajors ein. Was für ein Karrieresprung! In der Folgezeit nach Kriegsende 1697 widmete sich Leopold seinem Regiment, welches Halberstadt als Standort bzw. Garnison erhalten hatte. Besonders kümmerte er sich um die Ausbildung der Soldaten und Offiziere. Viele Neuerungen in der preußischen Armee gehen auf seine Anordnungen zurück. Er suchte den Dienst, die Handgriffe am Gewehr und auch die Disziplin zu verbessern. Dazu kam die Einführung gleichen Kalibers bei den Schusswaffen sowie der eiserne Ladestock, welcher eine schnellere Schussfolge erlaubte. Das war schon ein großer Fortschritt in der damaligen Zeit, wo die militärischen Strukturen noch recht verkrustet waren. Auch den Gleichschritt führte er wieder ein. Mit dem 13. Mai 1698 übernahm er endlich die Regierung in seinem Lande und heiratete, allen Anfeindungen seiner Verwandten und Standesgenossen zum Trotz, seine Jugendliebe Anna Luise FÖHSE, Sie war die Tochter eines Dessauer Apothekers. Ein erneuter Höhepunkt im Leben des jetzt 25-jähngen Leopold ist die Ernennung zum Gouverneur von Magdeburg durch König Friedrich I. im Jahre 1701. Dieses Amt sollte er bis 1745 innehaben. Es beinhaltete nicht nur militärische Angelegenheiten auch im zivilen Sektor war der Gouverneur tätig. Magdeburg wurde unter seiner Regie zu einer der größten und stärksten Festungen ausgebaut 1717 wurde der Ausbau der Westfront begonnen, den Festungsbau auf der Linie Hohe Pforte bis zum Schrotdorfer Tor leitete er persönlich. Die Zollschanze auf dem rechten Elbufer wurde erweitert und auf den neuesten Stand gebracht. König Friedrich Wilhelm l. (Vater Friedrich des Großen) erbaute dort die Friedrichstadt, deren Gedeihen sich Leopold zur persönlichen Sache werden ließ. Auch auf das Straßenwesen legte Leopold sein Au¬genmerk. Sie wurden den damaligen Erfordernissen angepasst Trümmergrundstücke, welche noch aus der Zerstörung (1631) herrührten, wurden wieder bebaut. Davon soll es über 200 gegeben haben. Der Fürstenwall war sein Werk, da konnten die Magdeburger promenieren, und der Domplatz wurde geebnet und mit einer Pflasterung versehen (Exerzierplatz). Auch im militärischen Bereich ordnete Leopold einiges zum Segen der Magdeburger Bevölkerung. So ließ er ein Militärlazarett bauen und befreite so die Bürger von den Lasten, die bei ihnen einquartierten Soldaten im Falle einer Krankheit auf ihre Kosten behandeln zu lassen. Magdeburg verdankt also dem Fürsten Leopold für die Zeit als Gouverneur sehr viel - mehr als vorstehend aufgeführt. Er war ein aufgeklärter bzw. fortschrittlich denkender Mensch, der manchen Dingen seiner Zeit voraus war. Trotz seines Amtes als Gouverneur von Magdeburg führte Leopold preußische Truppen während des Spanischen Erbfolgekrieges. Auch dort zeichneten sich er und seine Truppen durch Erfolge aus. 1703 erhielt er anlässlich des Krönungs- und Ordensfestes am 18. Januar den Schwarzen Adler-Orden aus der Hand des Königs Friedrich I. Eine weitere Ehrung wurde Fürst Leopold im Juni 1703 zuteil, als er zum Generalleutnant befördert wurde. Am 20. September 1703 entging ein preußisches Kontingent bei Höchstedt dem Untergang, als es durch eine feindliche Übermacht überfal len wurde. Nur durch die große Umsicht des Fürsten und der beispiellosen Tapferkeit seiner Truppen, welche wie auf dem Exerzierplatz in Ordnung und Pünktlichtkeit vorrückten.
Im Jahre 1704 sehen wir Fürst Leopold wieder bei Höchstedt, diesmal unter dem Oberbefehl des kaiserlichen Feldherren Prinz Eugen von Savoyen (den edlen Ritter) Als in der Hitze des Kampfgetümmels eine peußische Fahne verloren wurde, holten seine Mannen sie unter einer unerschrockenen und selbstlosen Führung wieder zurück. Prinz Eugen von Savoyen hat sich nach der Schlacht überaus lobend über Fürst Leopold und dessen Truppen gegenüber dem Kaiser geäußert. Auch an den Kämpfen jenseits der Alpen war Fürst Leopold mit preußischen Truppen beteiligt. Dort mussten die kaiserlichen Truppen eine Niederlage hinnehmen. Prinz Eugen wurde mehrmals verwundet und Fürst Leopold erkrankte, so dass er für mehrere Wochen für das Heer ausfiel. Aus dieser Zeit soll der Dessauer Marsch stammen. Nach der Schlacht des 7. September 1703 bei Turin (Hauptstadt Savoyens), in der sich Fürst Leopold erneut durch persönliche Tapferkeit auszeichnete, das gleiche gilt auch für seine Truppen, schreibt Prinz Eugen unter anderem in seinem Gefechtsbericht: „Der Fürst von Anhalt hat mit seinen Truppen abermals Wunder gewirkt. Zweimal traf ich ihn im stärksten Feuer selbst in der Front derselben. und ich kann es nicht bergen, sie haben am Mut und Ordnung die Meinigen weit übertroffen". Die weiteren Jahre vergingen mit mehr oder weniger militärischen Erfolgen in den Niederlanden. Im Alter von 36 Jahren wurde der Fürst in Anbetracht seiner Leistungen zum Feldmarschall ernannt. An der Ernennung hatten seine tapferen Truppen einen übergroßen Anteil. 1713 starb Friedrich l. und König Friedrich Wilhelm I. übernahm das Zepter. Der Soldatenkönig - wie er genannt wird - bestätigte umgehend Leopold in allen Ämtern und Rängen. Der militärische Einfluss, den Leopold auf den König ausübte, war überaus groß, seine Stimme entscheidend. 1713 endete für Preußen der Krieg gegen Frankreich, bis 1715 die Preußen in den seit 1700 im Osten Europas tobenden Nordischen Krieg eingriffen. Russland, Polen, Sachsen, Dänemark, dazu 1715 Preußen, England und Hannover gegen Schweden. Die Vormachtstellung Schwedens im Ostseeraum sollte gebrochen werden. Die Belagerung Stralsunds leitete Fürst Leopold. Gegner war kein geringerer als König Karl XII. von Schweden, welcher persönlich die Verteidigung der Stadt leitete. Um zum Erfolg zu kommen, musste das größere Umfeld von den Schweden gesäubert werden, die Inseln Rügen und Usedom waren dabei Schwerpunkte. Dank der Feldherrenkunst war nach schweren Kämpfen letztendlich Fürst Leopold der Sieger. Am 24. Dezember 1715 ergab sich die Festung Stralsund, König Karl konnte per Schiff heimlich nach Schweden entkommen. Weitere Kriegshandlungen gab es nicht mehr - der Kriegszustand dauerte aber noch bis 1721. Durch den Sieg Leopolds erwarb Preußen Vorpommern bis zur Peene, Stettin und die Inseln Usedom und Wollin. Nun folgte eine längere Zeit des Friedens. Der Fürst hielt sich oft in Berlin, Dessau und Halle auf. In letzterer Stadt stand ab 1718 sein durch ein 3. Bataillon verstärktes Regiment. Dieses zeichnete sich durch besonders schöne und große Soldaten aus, welche mit doppeltem Sold bezahlt wurden. Das Regiment hatte den Ruf einer Mustertruppe. Für die Kavallerie hatte Leopold nichts übrig. Das hat seine Ursache in den Schlappen derselben während des Spanischen Erbfolgekrieges. Sein Motto für die Infanterie lautete: „Gut schießen, schnell laden, Unerschrockenheit und mutiger Angriff“. Im Dienst war der Fürst schroff sowie äußerst bzw. unerbittlich, was teilweise in eine gewisse Grausamkeit ausartete. Die Strafen durch den Stock spielten zur damaligen Zeit eine große unrühmliche Rolle. Die Soldaten hatten vor ihren Vorgesetzten mehr Angst als vor dem Feind. Dieses Verhalten ist leider ein unrühmliches Verdienst des Fürsten. Das erklärt auch die Überlegenheit der preußischen Armee - eiserne Manneszucht war oberstes Gebot. Es waren für den Soldatenstand schon harte Zeiten. In dieser Zeit befasste sich Fürst Leopold wieder mit dem Ausbau der Festungen Spandau, Wesel, Stettin, Küstrin, Memel sowie Pillau. 1733 hatte Leopold den Rang Reichs-Feldmarschall. Als König Friedrich Wilhelm l 1740 starb und König Friedrich II den Thron bestieg, endete die einflussreiche Stellung des Fürsten. Friedrich II. hielt viel vom Fürsten, war aber sehr oft gegenteiliger Meinung in den Ansichten Leopolds. Friedrich II. verbot umgehend unmäßiges Beschimpfen und Schlagen der Soldaten. Das traf Leopold, betrachtete er es doch zum Dienst gehörig. Friedrich II. nahm ihn auch nicht an seine Seite, als er in den ersten schlesischen Krieg (1740/43) zog. Darauf hin war Leopold auf das Schwerste gekränkt und er zog sich nach Dessau zurück. Seine Hoffnung auf wachsenden Einfluss auf Friedrich hatte sich nicht erfüllt. Doch schon 1741 hatte Friedrich den Fürsten durch mehrere eingeholte Ratschläge versöhnt und ihn mit einem Kommando über ein Beobachtungskorps von 30.000 Mann betraut, welches in der Mark stand. Das Jahr 1742 führte den Reichs-Feldmarschall Fürst Leopold nach dem Einfall Friedrichs II. in Böhmen, nach Oberschlesien. Bei dieser Gelegenheit kümmerte sich der Fürst um die stärkere Befestigung von Brieg, Neiße und einigen anderen Orten. Am 17. Mai des gleichen Jahres beförderte Friedrich den ältesten Sohn Leopolds Maximilian für seine militärischen Verdienste im schlesischen Feldzug (Eroberung der Festung Glogau) zum Feldmarschall. Es ist wohl ein überaus seltener Fall, dass Vater und Sohn zum gleichen Zeitpunkt und in derselben Armee als Feldmarschälle ihren Dienst versehen. 1744 war Leopold wieder in Schlesien, um 1745 nach dem Tode seiner Frau (Februar) zog er im März nach Dessau zurück. Gleichzeitig bekam er den Befehl zum Schutze Magdeburgs gegen Sachsen, welches jetzt auf der Seite des Gegners stand, ein Korps zusammenzuziehen, welches dann im Sommer bei Halle stand. Am 27. November des Jahres fiel auf Befehl Fried¬richs II. Fürst Leopold in Sachsen ein, aber der militärische Elan Leopolds war wohl nicht mehr der alte. Friedrich, der ein schnelles Vorgehen auf Dresden erwartete, machte dem Leopold scharfe Vorwürfe. Die Vorwürfe machten Leopold schwer zu schaffen und er versuchte sie bei der nächsten Gelegenheit aus der Welt zu schaffen. Diese sollte sich bei Kesselsdorf ergeben. Ein zweiter Sohn des Fürsten - Moritz - war ebenfalls beim Heer. Vor der Bataille soll Leopold vor der Front der Soldaten folgendes Gebet gesprochen haben: „Lieber Gott steh mir heute gnädig bei, oder willst Du mir diesmal nicht beistehen, so hilf wenigstens dem Schurken von Feind nicht, sondern sieh, wie's kommt". Noch einmal war das Schlachtenglück dem alten Haudegen hold und der siegreiche Kampf bei Kesselsdorf entschied den Krieg. Es war die letzte große militärische Leistung Leopolds und somit ein würdiger Abschluss eines langen Soltiatenlebens, ungeachtet aller Widersprüche. Am 9. April 1747 endete ein Leben zivilen und militärischen Dienstes für Preußen und Anhalt-Dessau infolge eines Schlaganfalls. Er wurde 70 Jahre alt. Der von den Soldaten „Alter Dessauer“ genannte Leopold wurde mit militäri¬schen Ehren, ohne allen Prunk sowie ohne Leichenrede, wie er es sich verbeten hatte, in der Fürstengruft der Marienkirche zu Dessau beigesetzt. Nun noch einiges Persönliche, Leopold betreffend: * Normale Körpergröße, gut ausgebildet. Zwiespältiger Gesichtsausdruck - glücklich und nachdenklich zugleich auch furchtbar. Durchdringender Blick der leuchtenden Augen, durch Wind und Wetter gegerbtes Gesicht von dunkler Farbe. Die Stimme sehr kräftig, steigerungsfähig. Schwarzes Haar, hinten zu einem Bandzopf gebunden sowie ein schwarzer, kurzgehaltener Schnurbart. * In Kleidung, Haushalt und Lebenshaltung sehr sparsam bzw. einfach. Seine Sprache soldatisch also kernig fluchreich wie auf dem Exerzierplatz so auch im Palast. Sehr gottesgläubig. Äußerst streng im Dienst, sorgte er doch fast väterlich für seine Soldaten, Steckte auch schon mal einen derben Scherz seiner Soldaten ein, auch Zornesausbrüche soll er schon mal hingenommen haben. Wenn Leopold kontrollierte und auf Probe kam, war äußerste Vorsicht und Beachtung des Regiments vonnöten. So wurde der Fürst von den Soldaten je nach Lage der Dinge geliebt, gefürchtet und sogar verwünscht. In Magdeburg garnisonierte das Infanterie-Regiment Fürst Leopold von Anhalt-Dessau (1. Magdeburgisches) Nr. 26, Stiftungstag; 5. Juli 1813. Quelle: K.v. Priesdorff, „Soldatisches Führertum“ (10 Bde) und J. Laumann, „Von brandenburgisch- preußischen Gouverneuren u. Kommandanten in MD 1666 – 1806“ und diverse Zeitungsartikel.
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