Stille Ehre für Oberstleutnant Wilhelm Ringelband Volksstimme 19.04.2013 Von Thomas Linßner › Renate und Lothar Seidel pflegen auf dem Gnadauer Friedhof das Grab eines Oberstleutnants der Wehrmacht, der am 14. April 1945 in Schönebeck fiel. Sein couragiertes Auftreten verhinderte vermutlich die Zerstörung von Gnadau. Gnadau l Es ist nur noch eine Frage der Zeit, dass das 329. US-Infanterie-Regiment Gnadau einnimmt. Etappenziel ist die Elbe - dann soll es weiter bis Berlin gehen. Lockheed-Lightning-Jäger schießen im Tiefflug über die Felder, machen Jagd auf alles, was sich bewegt. "Die waren ja so raffiniert, haben Motore abgestellt und kamen geräuschlos im Gleitflug an", erinnert sich ein Zeitzeuge aus Wespen, dessen Eltern in Gnadau wohnten. Von Westen rückt die amerikanische Infanterie mit Panzern und Geschützen an. Den Vormarsch versucht man im stillen Gnadau mit aberwitzigen Straßensperren aufzuhalten. Die wenigen stationierten Wehrmachtssoldaten wissen, dass diese Barrieren den Feind keine zehn Minuten behindern. In dieser Situation entschließt sich Oberstleutnant Wilhelm Ringelband, den Ort aufzugeben. Der 53-Jährige weiß, wo es Widerstand gibt, entsteht ein heftiger Angriffsdruck. Und diesen würden die Amerikaner rigoros einsetzen, auf dem Weg nach Berlin. Unter Ringelbands Befehl stehen Flak-Stellungen und eine Scheinwerfer-Abteilung. Bei günstigen atmosphärischen Verhältnissen beträgt die Leuchtweite der Riesenlichter etwa 15000 Meter. Ausgerüstet sind die 150-Zentimeter-Flakscheinwerfer mit Hochleistungslampen und Glas-Parabolspiegeln, die Spannung liefert ein mobiler Generator. Werden feindliche Bomber nachts erfasst, sind sie ein gutes Ziel für die deutsche Flak. Die Gnadauer Flugzeugabwehr holt einige Maschinen vom Himmel. Flugzeuge zerschellten bei Barby, Döben, und dem Vorwerk Zeitz. "Ich kann mich noch gut an die imposanten Lichtkegel erinnern", sagt der 82-jährige Lothar Seidel. "Wir Jungvolk sind oft zu Ringelbands Befehlstand gegangen, der sich am heutigen ¿Waldhaus\' befand." Die halbwüchsigen Jungen sind nicht nur von der Militärtechnik beeindruckt. Dort bekommen sie auch die begehrte Wehrmachtsschokolade. "Der Oberstleutnant Ringelband war ein ganz sympathischer Mann, den wir alle mochten", berichtet Lothar Seidel. Mit seinen 53 Jahren sei er kein fanatischer Heißsporn gewesen, der den Krieg noch gewinnen wollte.
"Ich glaube, er hatte großen Anteil daran, dass Gnadau nicht zerstört wurde, weil die Wehrmacht abzog", schätzt der 82-Jährige ein. Denn in diesem Fall wäre kein Stein auf dem anderen geblieben. Laut Lothar Seidel setzte Ringelband nach Schönebeck um, wo er mit weiteren zwei Kameraden am 14. April 1945 an der Elbe ums Leben kam. Wilhelm Ringelband hatte während der Stationierung regelmäßig die Gottesdienste der Herrnhutergemeine besucht. "Der war überzeugter Christ", betont Lothar Seidel, in dessen Elternhaus Ringelbands Adjutant wohnte. Wie er sagt, hätte der Offizier einen bemerkenswerten Wunsch geäußert: Wenn ich falle, möchte ich in Gnadau beigesetzt werden. Doch dazu kam es in den Kriegswirren nicht gleich. Ringelband und seine Kameraden wurden auf dem Schönebecker Ostfriedhof begraben. Erst nach Kriegsende exhumierte man seine Leiche - der Offizier fand in Gnadau seine letzte Ruhestätte. Stark gemacht hatte sich dafür die Kirchengemeinde. Weil die Angehörigen tief im Westen lebten, habe es "irgendwann" Bestrebungen gegeben, die Grabstelle einzuebnen. "Das haben wir verhindert", berichten Lothar und dessen Ehefrau Renate Seidel. Sie pflegen seit Jahren Wilhelm Ringelbands letzte Ruhestätte. Zuvor war es Bäckersfrau Ida "Itchen" Ulbricht, die zu ihrer Tochter in die USA auswanderte. Welch ideologisch gespanntes Verhältnis zwischen der nationalsozialistischen Ortsführung und der Herrnhutergemeine herrschte, beleuchtet eine andere Erinnerung Lothar Seidels. Wenn im Kirchsaal Gottesdienst war, wurde dem Jungvolk befohlen, lautstark trommelnd vor der Kirche hin und her zu marschieren. Was eine klare Provokation und Missachtung darstellte. Und noch eine Erinnerung ist erwähnenswert. Die gesamte Besatzung eines bei Döben abgeschossenen US-Bombers kam ums Leben und sei auf dem Gnadauer Friedhof begraben worden. Das sei wenige Tage vor dem Einmarsch der Amerikaner geschehen, die ihre Kameraden sehr bald exhumierten. Nach Philosophie der Amerikaner durften die Gefallenen nicht in Feindesland ruhen. Das Wrack lag noch lange an den Gräben hinter dem Teich.
Ich habe die ganze Zeit überlegt woher ich den Namen Ringelband kannte, im Forun wurde ich fündig
Texte Leseprobe zu den Kampfhandlungen um MD 12.4.45 Entwürfe 83th ID fehlt noch Art 7 In Schönebeck hatte sich in der Nacht vom 11. zum 12. April die Lage folgendermaßen gestaltet. Während der Stadtkommandant Oberstlt. Ringelband an einer Verteidigung der Stadt fest¬hielt und die Polizeikräfte der Stadt aufforderte, sich ihm zu unterstellen, waren sich sowohl der Bürgermeister der Stadt, Dr. Bauer, wie auch die beiden örtlichen Polizeioffiziere Major Angenendt und Hauptmann Puhl wohl schon längere Zeit einig, die Stadt nach Möglichkeit kampflos zu übergeben.
Garnison Schönebeck Art 48 In der Stadt befanden sich etwa 200 Verteidigungskräfte unter Führung von Oberleutnant Graf Stollberg, der seinen Befehlsstand im Rathaus hatte. Oberstleutant Wilhelm Ringelband, Kommandeur einer Flak- und Scheinwerferabteilung, die in und um Schönebeck stationiert war, war ihm unterstellt…….Der Bürgermeister Dr. Bauer, Polizeimajor Angenendt und Polizeihauptmann Puhl wollten die Stadt kampflos den Amerikanern übergeben und den Stadtkommandanten Oberleutnant Graf Stollberg von der Sinnlosigkeit einer Verteidigung überzeugen. Sie stießen aber auf energischen Widerstand beim Stadtkommandanten.
Nun haben wir den Salat, irgendwas stimmt da nicht. Ich nehme mal an das im ersten zitierten Artikel der Fehler liegt. Stadtkommandant von Schönebeck ist Stollberg nicht Ringelband. Ansonsten wäre es eine Wandlung vom Saulus zum Paulus in wenigen Stunden.
Anders, Spusu, wird kein richtiger Schuh draus. Sonst müßte sich der Paulus zum Saulus gewandelt haben, denn in Gnadau hat Ringelband die Zerstörung des Ortes verhindert und in Schönebeck markiert er dann den starken Mann? Eher ungewöhnlich. MfG Wirbelwind
Je mehr man zu dem Thema findet, je komplizierter wird es. Aber der Reihe nach. In seinen Erinnerungen an das Kriegsende schreibt der Vikar Jäcker: Die Verteidigung lag in den Händen des Oberstleutnant Ringelband und eines Oberleutnants. Der Oberstleutnant hatte seine Stellung an der Panzersperre auf der Brückenrampe, der Oberleutnant im Rathaus. An dieser Stelle kommt es möglicherweise zur ersten Verwirrung. Der Stadtkommandant sitzt nicht im Rathaus. Der genannte Oberleutnant ist übrigens Stollberg der oftmals als Stadtkommandant benannt wird. In dem Zeitungsartikel über den "Helden von Gnadau" wird auch geschrieben, das er, nach dem er Gnadau aufgegeben hatte, nach Sbk ging und am 14.4.starb. So weit so gut. Das schließt aber nicht aus das er als, möglicherweise ranghöchster Offizier den Befehl bekommen hat den Amerikaner an der Elbe zu schlagen. Oder aber er muß sich bewähren nach dem seine Aufgabe von Gnadau bekannt wurde. Wie auch immer es passt mit diesem Zitat aus den Erlebnissen des Vikar Jäker: Das Schicksal der Militärkommandanten: Der Oberstleutnant Ringbrand ist, als Sbk für ihn verloren war, mit einem Kahn über die Elbe entkommen. Er kämpfte in Grünewalde weiter und ist dort später gefallen. Als amerikanische Panzer anrückten verließ Oberleutnant Graf von Stollberg das Rathaus und nahm sich auf dem Dümling-Platz mit einer Panzerfaust das Leben.
Eine weitere Möglichkeit das Rätzel zu lösen ist der Name. Im o.g. Bericht des Vikar Jäkel wird zwei mal der Name des Stadtkommandanten genannt. Einmal wird er Ringelband genannt und einmal Ringbrand. Ich habe mich nicht verschrieben. Vielleicht gibt es zwei Oberstleutnant, Ringelband in Gnadau und Ringbrand für Sbk.
Das würde einiges erklären, Spusu. Deine andere Argumentationslinie kann ich aber auch folgen, dass besagter Oberstleutnant für sein Verhalten sozusagen unter Bewährung stand. Daher sein anderes Auftreten in schönebeck. MfG Wirbelwind
Tut mir leid, das kann ich dir noch nicht sagen. Eine Dümlingstrasse gibt es heute noch und der Namensgeber war in Sbk schon eine Nummer (Ehrenbürger Stifter 2. Bürgermeister). Denkbar das es auch einen D.-Platz gab der irgendwann einen anderen Namen bekam.