Die Panzer-Division „Clausewitz“ Aufstellung und Vernichtung im April 1945 In den ersten Apriltagen versucht die deutsche Heeresleitung durch Mobilisierung der letzten Reserven das Ende des Dritten Reichs hinauszuzögern. In aller Eile wurden letzte Divisionen aufgestellt. Der „Heldenklau“ geht in den Genesenen-Kompanien, Ausbildungseinrichtungen, Restverbänden und beim Reichs Arbeitsdienst um, Hitlerjungen und Volksturm sollten den „Endsieg“ erringen. Die neu aufgestellten Divisionen bekommen Namen wie Scharnhorst, Ferdinand von Schill, Friedrich Ludwig Jahn, Ernst Moritz Arnd, Ulrich von Hutten, Carl von Clausewitz usw. Mit diesen Namen wollte man an den Geist der Befreiungskriege anknüpfen und zu letztem Einsatz anspornen. Die im April aufgestellten Divisionen werden der neu aufzustellenden 12. Armee unterstellt. Zum Oberbefehlshaber dieser Armee wird Generalleutnant Walter Wenk ernannt. Wenk wurde am 18. September 1900 in Wittenberg geboren (1982 gestorben) und war somit der jüngste Oberbefehlshaber einer Armee in Europa. Die Planungen des Oberkommandos der Wehrmacht (OKW) sahen vor, die 12. Armee aus dem Raum Dessau – Roßlau zum Harz vorstoßen zu lassen, um sich dort mit der 11. Armee (General der Artillerie Lucht) zu vereinigen, um dann gemeinsam zur im Ruhrgebiet eingeschlossenen Heeresgruppe B (Generalfeldmarschall Walter Model) vorzudringen. Das sich im Raum Lüneburg-Uelzen in Aufstellung befindliche XXXIX. Panzerkorps sollte von Uelzen über Oebisfelde-Helmstedt ebenfalls zum Harz vorgehen und den Vorstoß zum Ruhrgebiet unterstützen. Diese absurden Pläne waren von den genannten Verbänden, die nur Fragmente einer Armee und eines Korps darstellten, gar nicht zu realisieren und wurden letztendlich vom schnellen Vorstoß der Alliierten überholt. Außer bei der Division „Clausewitz“, welche zum XXXIX. Panzerkorps gehörte, handelte es sich bei den neu aufgestellten Divisionen um Infanterie-, bzw. Grenadier-Divisionen. Schwere Kampftechnik war kaum vorhanden, es fehlte an geeigneten Transportmitteln, die wenige Artillerie war überwiegend Pferde bespannt und der Geschützpark uneinheitlich, was zu Problemen beim Munitionsnachschub führte. Durch den Mangel an Nachrichtenmittel war eine effektive Truppenführung kaum möglich. Von der deutschen Luftwaffe hatten diese letzten Divisionen keine Unterstützung zu erwarten. Flugzeuge standen zwar noch genug herum, doch es gab kaum noch ausgebildete Piloten und noch weniger Flugbenzin. Am 4. April 1945 wurde von der Organisationsabteilung des Generalstabs des Heeres die geheime Kommandosache „Zeppelin 2 648“ befohlen. Darin heißt es: „Der Führer hat kurzfristig Aufstellung der Panzer-Division „Clausewitz“ befohlen. Die Aufstellung ist durch Heeresgruppe H wie folgt durchzuführen.“ Nachfolgend werden die Einheiten und Truppenteile genannt, von denen die Stämme zur Aufstellung gestellt werden sollen. Zum Kommandeur dieser Division wird Generalleutnant Martin Unrein ernannt. Unrein wurde am 1. Januar 1901 in Weimer geboren und war ein erfahrener Kommandeur. Als Chef des Panzergrenadier-Regiments 4 der 6. Panzer-Division hatte er sich an der Ostfront bewährt und war anschließend Kommandeur der 14. Panzer-Division. Er war mit dem Eichenlaub zum Ritterkreuz ausgezeichnet. Über die Aufstellung der Division schreibt er in amerikanischer Gefangenschaft: --- Die Panzerdivision „Clausewitz“, zu deren Kommandeur ich am 1. 4. 1945 von Osten kommend, ernannt wurde, sollte im Raum Schleswig (Schleswig-Holstein) ab 1. 4. 1945 beschleunigt aufgestellt und die Stämme für die Neuaufstellung der Ersatz-Brigade der Panzerdivision „Groß-Deutschland“, die im Raum um Schleswig untergebracht war, entnommen werden. Etwa am 5. 4. 1945 wurde der Befehl durch OKW abgeändert. Die Division sollte nunmehr im Raum Lauenburg aufgestellt werden und wurde hierzu der 12. Armee (General der Panzertruppe Wenk), die im Raum nordwestlich des Harzes in der Versammlung begriffen war, unterstellt. Stämme zur Aufstellung sollten stellen für: Panzer: Panzertruppenschule Putlos (bei Lübeck). Panzerjäger: Panzer-Ersatz-Brigade „Groß-Deutschland“ Truppenübungsplatz Grafenwöhr (Bayern). Panzergrenadiere für zwei Regimenter: Aus 233. Reserve-Panzer-Division in Dänemark, 2 SPW-Kompanien von der früheren Panzer-Division „Feldherrenhalle“, 1 Kompanie aus Putlos. Aufklärungsabteilung: Panzertruppenschule Wünsdorf. Artillerie: Durch Zuteilung von der Armee „Blumentritt“. Pioniere: Nicht mehr bekannt. Nachschubtruppen: Durch Abgabe von der Armee „Blumentritt“. Flak: Bei Bedarf durch Armee „Blumentritt“. Divisionsstab und Nachrichtenabteilung: Von der in Pommern im März 1945 zerschlagenen Panzer-Division „Holstein“. Regimentsnummern waren von Seiten des OKH nicht festgelegt, waren jedoch für später vorgesehen. Im Laufe der nächsten Tage (vom 5. 4. Beginnend) trafen ein: Divisionsstab und etwa ein halber Funkzug, ein halber Fernsprechzug für Panzernachrichten-Abteilung in Gülzow (bei Lauenburg) im Fußmarsch aus Gegend südlich Stettin. Panzer, Sturmgeschütze, SPW, Panzer-Grenadiere, Pioniere teils im Bahntransport, teils im Fußmarsch in und nördlich Lauenburg. Ausbildungsstand: Offiziere und Mannschaften waren gut ausgebildet und bestanden zumeist aus fronterfahrenen, wiedergenesenen und im Ersatztruppenteil neu ausgebildeten Männern. Die Panzerbesatzungen waren besonders gut und erfahren, da sie vom Lehrpersonal bei der Panzerlehrtruppe in Putlos kamen. Die Ausrüstung bei Männern und Fahrzeugen war ganz unvollständig. Die Panzer und teilweise auch die SPW waren nicht feldverwendungsfähig. Wegen ihrer technischen Mängel waren sie bisher als Schulschießpanzer auf der Panzertruppenschule verwendet worden. Es wurden zugesandt Panzer IV, Panzer V „Panther“ und sogar zwei Panzer VI „Tiger“. Die Kompanien waren aber nicht gleichmäßig mit dem gleichen Panzertyp ausgestattet. Hierdurch entstanden besondere Schwierigkeiten bei der feldmäßigen Instandsetzung und bei heranbringen der Ersatzteile. Die mitgebrachte Panzermunition war gering. Die Kraftfahrzeuge waren so gering, so dass nur etwa 20 % des Soll erreicht wurde. Bei den SPW-Kompanien wurden 50 % erreicht. Geschütze für das Artillerie-Regiment sind nicht zur Verfügung gestellt worden. Nachrichtengerät: Bei der Panzer-Nachrichten-Abteilung 25 %, bei den anderen Waffengattungen nichts. ---
Anmerkung: Unter den Panzern aus Putlos sollen sich zwei Panzer V „Panther“ mit eingebauten Nachtsichtgeräten befunden haben. (Über diese Vermutung gibt es keine belegten Zeugenaussagen, noch finden sich in den amerikanischen Unterlagen Hinweise auf das Auffinden solcher Technik in den Beutefahrzeugen. Das wichtigste Indiz sind die Verläufe der Nachtgefechte in Stadensen und an der Brücke bei Fallersleben.) Anfang April hatte Oberst Grosan die letzten Teile der Nachtkampfabteilung von Fallingbostel nach Putlos abgegeben. Eigentlich sollten die „Panther“ Panzer mit den BIWA Nachtsichtgeräten nicht zum Einsatz gelangen. Sie sollten dem Feind nicht in die Hände fallen. Ein Teil dieser Nachtkampfabteilung unter Major von Werthern wurde noch nach Berlin in Marsch gesetzt, drehte dann aber nach Nordwest ab und fiel den Briten bei Bad Segeberg in die Hände. Mit den auf den Panzern montierten BIWA Nachtsichtgeräten konnte der Panzer bei völliger Dunkelheit gefahren werden und es war eine sichere Kampfführung bis auf eine Distanz von 400 m möglich. Für die Kampfführung über 1 000 m war ein Scheinwerferfahrzeug (Uhu) erforderlich. Einem solchen Fahrzeug waren 4 bis 6 Panzer mit Nachtsichtgerät zugeordnet.
Die Division war nach Carl von Clausewitz, geb. am 1. Juli 1780 in Burg, an der Cholera gest. am 16. November 1831, benannt. Clausewitz war ein genialer Militärtheoretiker und Organisator, gleichzeitig ist er zu den großen deutschen Philosophen zu zählen. 1792 beginnt er seine militärische Laufbahn als Fahnenjunker im Regiment „Prinz Ferdinand“ in Neuruppin. Am 17. Dezember 1810 heiratet er Marie von Brühl in der Berliner Marienkirche. 1812 tritt er von preußischen in russischen Dienst, er wird am 22. September 1813 zum Oberst befördert und ist russischer Verbindungsoffizier im preußischen Hauptquartier. Unter seiner Mitwirkung wurde 30. Dezember 1812 die Konvention von Tauroggen zwischen den Russen (General Diebitsch) und den auf französischer Seite kämpfenden deutschen Hilfskorps unter General Jork geschlossen. Die Konvention von Tauroggen war das Signal für die Volkserhebung in Preußen und den anderen deutschen Staaten gegen die französische Fremdherrschaft. Clausewitz erarbeitete die Entwürfe für die Organisation der ostpreußischen Landwehr, die Geburtsstunde der allgemeinen Wehrpflicht für die Zeit des Krieges gegen Napoleon. Alle Männer im Alter zwischen 17 und 40 Jahre mussten ohne Unterschied von Stand und Besitz dienen. Am 11. April 1814 wird Clausewitz als Oberst der Infanterie in der Preußischen Armee übernommen. 1818 wird er Direktor der Kriegsakademie in Berlin. Er stirbt am 16. November 1831 an der Cholera. Sein wichtigstes Werk, „Vom Kriege“, erscheint erst nach seinem Tod, herausgegeben von seiner Frau, zwischen 1832 und 1835. In dem Werk sagt er u. A. „der Krieg ist die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln.“ Dieses Werk wurde zum Standardwerk der Kriegstheorie fast aller Staaten.
Nachschub an Verpflegung kam aus Bienenbüttel, Treibstoff aus Hitzacker, wo sich ein großes Treibstofflager der WiFo befand, Munition aus Unterlüß und Bodenteich (Munitionsanstalt) und Sprengstoff und Granaten aus Dragan (Sprengstoffwerk der Dynamit Nobel AG). Auf Luftaufklärung und Unterstützung durch die Luftwaffe kann die Division nicht hoffen. Der Stab der Division hatte sich bis zum 5. April im Schloss des Grafen Kielmansegg in Gülzow nördlich von Lauenburg versammelt. Stabschef der Division wird Major i. G. Thoma, sein Adjutant Major Demplin. Mit fortschreitendem Eintreffen der zugewiesenen Kräfte wurden die einsatzfähigen Einheiten nördlich-nordöstlich von Uelzen versammelt, wobei anzumerken ist, dass sich die einzelnen Einheiten über einen großen Raum verteilten. Truppenbewegungen waren nur in der Nacht möglich. Der Divisionsstab verlegte in das Arbeitsdienstlager Emmendorf, etwa 5 km nördlich von Uelzen. Dort traf am 12. April auch der Stab des XXXIX. Panzerkorps unter General Karl Decker ein. Decker wurde am 30. November 1897 als Sohn eines Husaren-Rittmeisters in Borntin-Neustettin /Pommern geboren und war mit 47 Jahren einer der jüngsten Generale der Wehrmacht. Er war Eichenlaubträger und zuletzt Kommandeur der 5. Panzer-Division gewesen.
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Die Reste des XXXIX. Panzerkorps waren Anfang April 1945 von der H. Gr. Weichsel zur Neuaufstellung in den Raum Lauenburg verlegt worden. Bis spätestens 28. April sollte das Korps einsatzbereit sein. Zum XXXIX. Panzerkorps gehörten neben der PD „Clausewitz“, die Infanterie-Division „Albert Leo Schlageter“, eine aus Angehörigen des Reichs Arbeitsdienstes und aus Ausbildungseinrichtungen neu aufzustellende Division und die Reste der abgekämpften Infanterie-Division 84 die sich aus dem Ruhrkessel hatten retten können. Diese Division bestand eigentlich nur noch aus dem Divisionsstab und nicht einsatzfähigen Truppenresten ohne schwere Waffen und Transportmittel. Die Mannschaftsstärke erreichte kaum 10% der Sollstärke einer Division. Die Aufstellung der Infanterie-Division „Schlageter“ kam nur schleppend voran. (Benannt nach Albert Leo Schlageter, ein deutscher Offizier, der von den Franzosen wegen Sabotage an Verkehrseinrichtungen während der Ruhrkämpfe gegen die französischen Besatzungstruppen 1923 hingerichtet wurde. Er war eine Symbolfigur der National Sozialisten.) Es waren nur einzelne Bataillone einsatzbereit, die vor Uelzen zum Einsatz kamen und dann in den Raum Ludwigslust verlegt wurden. Sie wurden Ende April der Armee „Blumentritt“ unterstellt und kamen bei Wahren zum Einsatz. Von dort konnte sich der Reste nach Westen absetzen und am 3. Mai in amerikanische Gefangenschaft gehen. Ab dem 12. April bekam das XXXIX. Panzerkorps seine Einsatzbefehle direkt vom OKW. Der einzige Großverband des XXXIX. Panzerkorps, welcher über eine nennenswerte Kampfkraft verfügte, war die Panzer-Division „Clausewitz“. Insgesamt verfügt die Division über 60 – 70 Kampfpanzer verschiedener Typen, 40 - 50 Jagdpanzer und Sturmgeschütze, einige Flakgeschütze auf SFL und LKW und etwa 100 SPW. Artillerie ist kaum vorhanden, Nachrichtenmittel und Transportmittel nur unzureichend.
Die Lage am 12. April 1945 Das XIII. US-Korps unter Generalmajor Alvan C. Gillem war mit seinen drei Divisionen aus dem Raum Gifhorn ab dem 10. April in die Altmark eingedrungen und die drei Kampfkommandos der 5. US-Panzer-Division unter Generalmajor Lunsford E. Oliver standen am Abend des 12. April bei Wittenberge, Werben, Altenzaun und Tangermünde an der Elbe. Das Kampfkommando A erreichte am 10. April abends Jahrstedt und setzte am 11. April seinen Vormarsch über Kusey – Klötze – Kakerbeck – Kalbe bis Bismark fort. Der geheime Tagesbericht der Wehrmacht vermerkt für den 11. April: --- Die im Raum nordwärts Braunschweig nach N vorstoßenden feindlichen Panzerkräfte erreichten mit Spitzen die Räume zwölf Kilometer nordwärts Gifhorn, Rohrberg, Calbe, unbestätigt Bismark und Tangermünde. --- Der Kampfabschluss-Bericht der 5. US-PD vermerkt für den 12. April:--- Der Plan des Vortages wurde geändert. Es wurde entschieden, dass das CCA (Kampfkommando A, Brigadegeneral Eugene A. Regnier) südlich gesendet werden soll, in die XIX. Korps-Zone, um zu versuchen die Brücke von Tangermünde, an der Korpsgrenze zu erobern und zu sichern. Das CCA führte den Angriff nach Osten über Brüchau – Winkelstedt – Calbe – Karritz – Bismark – Vinzelberg – zu den Außenbezirken von Tangermünde. Die Stadt Tangermünde leistete hartnäckigen Widerstand; im anwachsenden Feuer wurden feindliche Elemente liquidiert. Während des Vordringens in Tangermünde wurden 200 Feinde getötet oder gefangengenommen. Das CCB (Kampfkommando B, Oberst John T. Cole) dringt von Rohrberg durch Beetzendorf – Apenburg – Winterfeld – Ladekath – Kallehne (Fleetmark) – Lückstedt – Bretsch – Drüsedau und Seehausen nach Nordosten vor. Ziel ist die Brücke bei Wittenberge. Die abschließende Zählung ist nicht vollständig, aber es wurden ungefähr 2000 Gefangene während des Tages gemacht, darunter 5 Generale. (Darunter befinden sich die Generale Rudolf Kust, Kurt Drescher und Sperling, alle werden in der Umgebung von Winterfeld gefangen genommen.) Der geheime Tagesbericht der Wehrmacht für den 12. April vermerkt: --- Aus Winterfeld (12 km SSO Salzwedel) drang der Gegner mit 2 – 300 Panzern nach NO bis Arendsee und über Seehausen bis an den Raum hart S Wittenberge vor. Die Brücke in Wittenberge wurde gesprengt. --- Das Kampfkommando R unter Oberst Glen W. Anderson (Reserve Div. Kommandeur) rückt am 12. April von Ehra-Lessin kommend über Klötze – Kakerbeck – Thüritz – Jeetze – Brunau – Beese – Meßdorf – Späningen – Flessau – Osterburg südlich umgehend – Iden – Busch – Altenzaun auf Sandau vor. Am späten Abend war auch dort die Elbe bei Sandau erreicht. Auf Widerstand treffen die amerikanischen Kampfkommandos nur vor den Brücken und in Winterfeld, wo einige Soldaten vom 4. Bataillon des Infanterie-Regiments 12 unter dem Kommando eines Leutnants versuchten, die Panzerkolonne aufzuhalten. Das Ergebnis sind acht gefallene und drei schwerverwundete Soldaten, fünf abgebrannte Scheunen und ein zerstörtes Wohnhaus. Ein amerikanisches Aufklärungsflugzeug wird bei Winterfeld abgeschossen und landet auf einem Strohdiemen. Der Pilot wird leicht verletzt durch seine Kameraden geborgen. Die 21. Britische Heeresgruppe unter Feldmarschall Bernard L. Montgomery hatte den Norden im Visier. Die Briten wollten vor den Sowjets die Ostsee bei Wismar erreichen. Der rechte Flügel mit dem VIII. Britischen Korps (Generalleutnant E. H. Barker) mit der 15. Infanterie-Division, der 11. Panzer-Division und der 6. Luftlande-Division zielte auf Uelzen-Lüneburg. Die 15. Schottische Infanterie-Division unter Generalmajor Barber erhält am 12. April den Auftrag von Celle auf Uelzen vorzugehen. Der Vorstoß beginnt um 8.00 Uhr des 13. April und wird durch mehrere Sprengtrichter und Sprengfallen auf der R 191 behindert. Die Briten weichen auf parallel zur R 191 verlaufende Feld- und Waldwege aus. Gegen alle Gewohnheit marschieren sie auch in der Nacht weiter. Sie wollen über Höseringen, Suderburg und Holxen die R 191 bei Holdenstedt wieder erreichen. Die Schotten kommen gut voran und machen an diesem Tag etwa 800 Gefangene, vorwiegend Angehörige aufgelöster Luftwaffeneinheiten. Was sie nicht wissen, ihre Stoßrichtung zielt genau auf den Versammlungsraum des XXXIX. Panzerkorps und der Panzer-Division „Clausewitz“. General Decker weiß, wenn es ihm nicht gelingt den Vormarsch der Briten vor Uelzen für mindestens 4 Tage zu stoppen, dann kann er sein Panzerkorps nicht sammeln. Zwischen Veerßen, Hambrock und Groß Liedern wird bis zum 13. April eine Verteidigungslinie aufgebaut. Die dort versammelten Einheiten bringen es auf etwa 400 Mann. Sie werden durch einige Geschütze vom Artillerieregiment 116 und einige 8,8 cm Flakgeschütze der 2. Abteilung vom Flakregiment 55 unterstütz. Einige Jagdpanzer, Panzer und Panzergrenadiere bleiben in Reserve. Die Soldaten der 2. Abteilung Flakregiment 55 hatten einen weiten Weg hinter sich. Sie entkamen in letzter Minute aus dem Brückenkopf Wesel, allerdings ohne Geschütze. In Winterswijk in Holland bekamen sie nach einer kurzen Ruhepause neue 8,8 cm Flakgeschütze. Dann ging es weiter zurück bis in den Raum Uelzen. Nach dem Einsatz vor Veerßen kann die 2. Abteilung bis in die Görde ausweichen und einigen Geschützbedienungen und der Stabskompanie gelingt es mit mindestens zwei Geschützen die Elbe am 22. April bei Hitzacker zu überqueren. Gegen 08.00 Uhr des 14. April erreichen die Schotten wie geplant die R 191 bei Holdenstedt. Nachdem die Spitzenpanzer der Scots-Guards den Bahnübergang überquert hatten, geraten sie in den Wirkungsbereich der 8,8 Flak. Der Spitzenpanzer wird abgeschossen und blockierte die Straße, dann trifft es einen weiter hinten fahrenden Tankwagen. Durch den brennenden Tankwagen ist den Fahrzeugen zwischen Panzer und Tankwagen der Rückzug versperrt, sie werden abgeschossen. Nachrückende Panzer kommen nur einzeln an dem brennenden Tankwagen vorbei. Die Schotten versuchen in den nahen Wald zu entkommen und werden durch die nachrückende Highland Light Infantery entsetzt. Nach dem Gefecht zählten die Schotten neun Gefallene, 59 Verwundete und mindestens einen Vermissten. Unter den Toten und Verwundeten waren zwei Tote und ein Verwundeter von den Artilleriebeobachtern des 63. Artillerie-Regiments. Ihr Transportpanzer „Carrier“ war von einer Granate getroffen worden. Der Verlust an Panzer über Transportpanzer bis zum LKW, betrug 10 bis 15 Fahrzeuge. Nach dieser unangenehmen Überraschung stoppen die Briten ihren Vormarsch an dieser Stelle vorerst. Die 227. Brigade wird durch ein weiteres Infanterie-Bataillon (Royal Scots Füsiliers) verstärkt. Parallel dazu soll die 46. Brigade bis zu den Dörfern Stadensen und Nettelkamp vorgehen. Die Highland Light Infantery geht in der Nacht vom 14. zum 15. April erneut gegen Veerßen vor, stößt aber auf heftigen Widerstand und kann bis Tagesanbruch nur geringe Geländegewinne verzeichnen. Am 16. April übernimmt die 46. Brigade die Stellungen in Veerßen. Das blutigste Kapitel der Kamphandlungen spielt sich in der Nacht vom 14. zum 15. April in den Orten Nettelkamp und Stadensen ab. Weder die Briten noch die Deutschen hatten eine ordentliche Aufklärung betrieben und wussten somit nicht, welche Einheiten ihnen gegenüber standen, noch wo sie sich genau befanden und wie stark sie waren. Eine Kompanie Panzeraufklärer (C Kompanie des 15. Schott. Aufklärungs-Regiments) erreicht am späten Nachmittag Nettelkamp und zieht dort kampflos unter. Die Aufklärer fühlen sich sicher und stellen nur schwache Posten auf. Das nur zwei Kilometer entfernte Stadensen wird gegen 18 Uhr vom 2. Bataillon der Glasgow Higlanders besetzt, sie bilden die Spitze der bei Nienwolde stehenden 46. Brigade. Im Dorf befinden sich etwa 120 Fahrzeuge, vom Panzer bis zum Tankwagen und Munitionsfahrzeug. Die Fahrzeuge stehen vor allem in der Lindenallee und auf den angrenzenden Gehöften. Der Regimentskommandeur Oberstleutnant Barker lässt die Dorfzugänge sichern. Auf dem Feld zwischen Neumühle und dem Gehöft Meinecke gehen zwei schottische Batterien (529. und 530. Feldbatterie) in Stellung. Sie sollen am nächsten Tag in die Kämpfe um Uelzen eingreifen. General Unrein und General Decker waren über die Stärke der britischen Kräfte nur unzureichend unterrichtet und nahmen an, sie hätten es nur mit der 227. Brigade zu tun, die vor Veerßen festlag und deren Fuhrpark sich nun auf der Reichsstraße 191 zurückstaute. Man beabsichtigte die 227. Brigade im Rücken anzugreifen und somit ein weiteres Vorgehen gegen Uelzen zu verhindern. Am Abend des 14. April ergeht der Angriffsbefehl, nach Ansicht der Deutschen sind beide Orte feindfrei. Um Mitternacht erreichen die ersten Panzer und SPW Nettelkamp und wollen es schnell durchqueren, doch die schottischen Aufklärer fassen sich schneller als gedacht und leisten Widerstand. Es gibt Tote und verwundete, vier SPW und ein Sturmgeschütz werden vernichtet und mehrere Gehöfte brennen ab. 25 deutsche Soldaten werden auf dem Ehrenfriedhof in Nettelkamp beigesetzt und 12 schottische Aufklärer verlieren ihr Leben. Durch den Gefechtslärm sind die Glasgow Highlanders alarmiert, trotzdem ereignet sich folgender Vorfall (Aus Geschichte des 91. Panzerabwehrregiments): --- Gegen 1 Uhr fuhr ein Panzer in Stadensen hinein und wurde von der Wache gestoppt, deren Anruf von einer gepflegten Stimme aus dem Turm beantwortet wurde, und auf Englisch sagte, dass es ein reparierter Panzer sei, der hereinkomme. Die Wache konnte in der pechschwarzen Nacht nichts sehen und ließ ihn passieren. Der Panther, denn ein Solcher war es, fuhr die Hauptstraße hinunter und hielt außerhalb des Quartiers der V. Troop. Serg. Baxter wurde durch den Lärm der Ketten geweckt und schlüpfte hinaus in die Dunkelheit, um zu sehen, was vorging. Ihm wurde eine Pistole zwischen die Rippen gesteckt und befohlen die Straße hinunter zu gehen; aber in einem günstigen Moment bückte er sich, schlüpfte durch eine Hecke und warf sich hin. Schließlich fuhr der Panther weg. Seitdem hat man vermutet, dass der kommandierende Offizier nach Nettelkamp zurückkehrte und dass sein Bericht über den verschlafenen Zustand in Stadensen die Aktion auslöste. Sofort danach überrannte feindliche Infanterie, die auf gepanzerten Halbraupenfahrzeugen aufgesessen war und von Panzern unterstützt wurde, die vorgeschobenen Truppen beider Kompanien und kam ins Dorf hineingestürzt. Ein wildes und schreckliches Handgemenge folgte, in dem die gegnerischen Panzer die meisten Häuser Stadensens in Brand schossen. Schließlich nahmen unsere Geschütze und Panzer erfolgreich Stellung, und die Glasgow Highlanders, die hartnäckigen Widerstand leisteten, brachten es fertig, weiteres Feindeindringen zu verhindern. Die furchtbare Feuerprobe dauerte jedoch an bis nach Tagesanbruch, als der Feind begann, sich zurückzuziehen. Nun waren wir an der Reihe. Die beiden Feldbatterien waren südwestlich Stadensen in Aktion. Diese beiden Batterien, der Abwehrtrupp des 91. Panzerabwehrregiments, die Churchils und die 6-Pfünder der Glasgow Highlanders forderten alle ihren Tribut. Der Feind ließ zwölf zerstörte Sturmgeschütze und zehn gepanzerte Halbkettenfahrzeuge zurück, außerdem sehr viele Gefangene und Gefallene. Von diesen und von Karten, die wir erbeuteten, erfuhren wir, dass die Kampfgruppe, die den Angriff durchgeführt hatte, zur Panzer-Division „Clausewitz“ gehörte. ---- Die SPW, Sturmgeschütze und Panzer formieren sich nach dem Gefecht in Nettelkamp und greifen Stadensen an. Da das Gelände für schwere Fahrzeuge ungeeignet ist, fahren sich viele Fahrzeuge vor dem Ort fest. Die festgefahrenen Panzer und Sturmgeschütze schießen in den Ort und es kommt zu einem Großfeuer, durch welches 92 Wohnhäuser, Ställe und Scheunen vernichtet werden, 25 Zivilisten verlieren ihr Leben. 25 deutsche Soldaten fallen und werden auf dem Ehrenfriedhof beigesetzt. Lehrer Reinhold Wedig aus Stadensen schreibt: --- Der Panzerbeschuss begann um 1 Uhr nachts am 15. April. Ein Haus nach dem anderen ging in Flammen auf. Gegen Morgen brannten etwa 50 Gebäude. An ein Löschen war nicht zu denken. Das Dorf wurde in der Nacht von den Bewohnern noch fluchtartig verlassen; sie liefen zum Wald, in die Keller und Bunker. Das Vieh war aus den Stallungen gelassen und brüllte auf der Straße. Entsetzen packte jeden! Jeder lief um sein Leben. --- Über die Verluste der Schotten gibt es nur die Aussage von Zeitzeugen, von denen die Zahl 100 genannt wird. Von ihrem Fuhrpark verlieren sie 22 Panzer, 12 Transportpanzer und 31 andere Fahrzeuge. Capitän Gorden A. Lighbody erinnert sich: --- Ich war Führer des Panzerabwehrzuges während der Schlacht von Stadensen. Die Erinnerung an die Nacht wird mich bis zu meinem Tod begleiten. Die Glasgow Highlanders verloren die Masse ihres Transportraumes und hatten auch viele Gefallene und Verwundete. Auch mein engster Freund, Capt. Thomas Scott, fiel. --- Lehrer Reinhold Wedig: --- Das Haus von August Hillmer war englisches Feldlazarett. 13 tote Engländer wurden in diesen Tagen in seinem Garten beerdigt und am 16. Juni 1947 auf einen großen Friedhof in der Nähe von Hannover umgebettet. Im Dorf, auf der Feldmark, auf den Wiesen und in den Gärten zählte man nachher 87 deutsche und englische Fahrzeuge und Panzer zerschossen, ausgebrannt und einige sogar noch mit den Skeletten einstiger Kämpfer. --- Martin Unrein berichtet über das Gefecht: --- in der Nacht vom 14. zum 15. April trat eine Panzer-Gruppe unter Führung eines Hauptmanns (Peters), etwa 20 Panzer und Sturmgeschütze, 50 SPW aus Raum nördlich Uelzen über Uelzen – Esterholz - Bollensen an, um über Stadensen auf Holdenstedt vorzustoßen. Gegen 03.00 Uhr stieß sie in Nettelkamp (Stadensen) auf Feind. Es entwickelte sich ein Nachtgefecht, das bis zum hellwerden dauerte. Die im Dorf ruhende britische Panzertruppe wurde zersprengt und etwa 40 Panzer und gepanzerte Fahrzeuge vernichtet. Eigene Angriffsspitze folgte bis zur Straße Braunschweig – Uelzen. Da nach diesem Gefecht ein britischer Angriff weder auf Uelzen noch nach Osten zu erwarten war (OKW drängte erneut bald nach Süden anzugreifen), sammelte die Panzer-Gruppe in Bollensen und tankte auf. --- Uelzen wird von den Briten am 17. April eingeschlossen und am 18. April nach starkem Artilleriebeschuss ohne auf Gegenwehr zu stoßen eingenommen. Durch die sich ausbreitende Feuersbrunst werden über 1 700 Wohnungen und unzählige Geschäfte nebst den dort lagernden Warenbeständen vernichtet. General Tschöckel hatte sich mit dem Rest seiner Truppe Richtung Westerwyhe-Barum abgesetzt. Um sich für die hohen Verluste rechtfertigen zu können, drehen die Briten in Uelzen nach der Besetzung einen Film über die „harten und verlustreichen“ Kämpfe. So erweckt man in der Heimat den Anschein, die Verluste seien im Kampf um Uelzen entstanden und nicht in zwei unbekannten Dörfern. Während der Dreharbeiten werden weitere Gebäude zerstört.
Die Panzer-Division „Clausewitz“ beginnt mit dem Durchbruch Richtung Harz Das OKW drängt das XXXIX. Panzerkorps unablässig endlich mit dem Vorstoß zum Harz zu beginnen, man will auf diesem Weg die an der Elbe stehenden amerikanischen Kräfte vom Nachschub abschneiden und hofft, die Amerikaner würden sich wegen der Bedrohung in ihrem Hinterland von der Elbe zurückziehen. Der Auftrag des OKW für das Korps lautete: --- Panzerkorps stößt aus dem Raum um Uelzen, sobald als möglich, nach Süden tief in Flanke und Rücken der amerikanischen Heeresgruppe über Helmstedt vor, sucht Verbindung mit der im Harz kämpfenden 11. Armee. Machen sich rückläufige Bewegungen von Teilen der amerikanischen Heeresgruppe von der Elbe nach Westen bemerkbar, so dreht das Panzerkorps unverzüglich ohne diese Bewegung zu beachten, nach Westen in Richtung Ruhrgebiet ein. --- General Karl Decker weiß dass seine unvollständigen und noch nicht einsatzfähigen „Divisionen“ nicht in der Lage sind, diese Aufgabe zu lösen. Noch ist nicht alle zugesagte Ausrüstung und Mannschaft für die Panzer-Division „Clausewitz“ eingetroffen. Bis zum 18. April treffen immer wieder Panzer, Sturmgeschütze und SPW ein. Die beiden Infanterie-Divisionen können nur als schwache Sicherungskräfte eingesetzt werden, sie sind nicht in der Lage einen Angriff zu führen, geschweige motorisiert. Schwere Waffen sind nicht vorhanden. Am 15. April gibt General Decker dem Drängen des OKW nach und schickt die erste Kampfgruppe Richtung Harz. Die Kolonne unter Führung von Major Wallenberg dringt in der Nacht bei Schmölau – Schadeberg in das von den amerikanischen Truppen besetzte Gebiet ein und erreicht auf Feld- und Waldwegen in den frühen Morgenstunden des 16. April die Reichsstraße 248 (R 248) Nordöstlich von Brome. Dort treffen die Panzer auf eine Nachschubkolonne der Amerikaner und vernichten einige LKW und Schützenpanzer. Der Stab des XIII. US-Korps erkennt schnell, was sich in ihrem Hinterland abspielt, hat aber noch keine gesicherten Kenntnisse über die Stärke der deutschen Einheit, die den Nachschub stört und auf der R 248 teilweise zum Erliegen bringt. Die zweite Kampfgruppe bricht in den Morgenstunden des 16. April auf. Sie verfügt über einige Panzer IV und Flakgeschütze auf Selbstfahrlafette. Gegen Mittag trifft diese Kampfgruppe bei Brome auf die erste und schließt sich dieser an. Das XIII. US-Corps befielt das Kampfkommando B (CCB, Oberst Johnt T. Cole) der 5. US-Panzer-Division in den bedrohten Abschnitt. Zusätzlich werden Einheiten der nachrückenden 102. (407. Infanterie-Regiment) und 84. US-Infanterie-Division (335. Infanterie-Regiment) in die Abwehr eingegliedert. Das 44. Aufklärungs-Bataillon vom 11. Aufklärungs-Regiment wird am 19. April in den Raum Klötze verlegt und fungiert als „Feuerwehr“. Im Raum Jübar-Mellin-Brome trifft die Kampfgruppe 1 auf amerikanische Kräfte. Das 1. Bataillon vom 335. US-Infanterie-Regiment und Teile des CCB versperren den Weg. Mit Unterstützung der Panzer gelingt der Durchbruch. Die deutschen Soldaten werden in das Waldgebiet südlich von Klötze abgedrängt und dort eingeschlossen. Die Kämpfe am 16. April müssen sehr hart gewesen sein, der Tagesbericht der 5. US-Panzer-Division meldet 100 gefallene und 1 712 gefangene Deutsche. Am 17. April verzeichnet die 5. US-Panzer-Division 513 gefangene und 10 gefallene, am 18. April sind es 181 gefangene und 35 gefallene deutsche Soldaten. Im geheimen Tagesbericht der Deutschen Wehrmacht steht: --- Der eigene nach S gerichtete Angriff erreichte nach Vernichtung einer größeren Anzahl von Kfz und Einbringen von Gefangenen den Raum 18 km NO Gifhorn, von wo aus die eigene Kräftegruppe weiter nach S vordringt. --- Das 628. Panzerabwehr-Bataillon (Oberstleutnant William J. Gallagher, 5. US-PD) berichtet: --- 16. April, Divisions-Train gerät 15 Meilen von Klötze in Hinterhalt und wird vom Feind erobert, aber am 17. 04. zurückerobert. Kompanie B bewegt sich mit CCB in die Gegend von Jübar, um das Gebiet von Task-Forz (Kampfgruppe) der Pz. Div. „Von Clausewitz“ zu säubern. 18. 04., der 1. Zug von der B-Kompanie bezieht Verteidigungsstellungen gegen feindliche Panzer aus Richtung Lüdelsen. Gefecht mit dem Feind im Wald nördlich von Lüdelsen. Zerstört wurden: 1 Halbkettenfahrzeug, 2 Mehrzweckfahrzeuge, Panzer (Panther). Eine unbekannte Zahl von Feinden wurde getötet. Der 3. Zug von der B-Kompanie zerstörte 1 Halbkettenfahrzeug und 2 Mehrzweckfahrzeuge. --- Das 36. Aufklärungs-Bataillon vermerkt: --- Diesen Kräften, die später als Teile der „Von Clausewitz“ identifiziert wurden, war es gelungen, die Hauptversorgungstraße des XIII. Korps zu unterbrechen, so dass es notwendig war, alle Konvois auf einer südlicheren umzuleiten. Obwohl Teile der 5. sich bemüht hatten, sie zu zerschlagen, war es den Deutschen gelungen, sich ihnen zu entziehen und nach Süden in den Wald von Klötze auszuweichen. Telefonverbindungen und der motorisierte Kurierdienst zwischen dem XIII. Korps und der 9. Armee waren zwei Tage unterbrochen. Halb im Ernst klagten die Versorgungstruppen, dass es an der Front an der Elbe sicherer wäre als bei den rückwärtigen Teilen. ---
Was die deutschen Soldaten nicht wissen, der Stab des XIII. US-Korps und der 5. US-Panzer-Division befinden sich ganz in ihrer Nähe. Der Korps-Stab ist in Klötze untergezogen und die Panzeroffiziere haben sich im erst 1943 fertiggestellten Schloss Neumühle einquartiert. Zum Schutz der Stäbe sind neben Infanterie und Panzer auch starke Luftabwehrkräfte in der Umgebung zusammengezogen worden. Von diesen Flak-Einheiten werden im Bereich Kusey – Klötze 8 FW 190, 9 Me 109 und 2 Me 262 gesichtet, sechs deutsche Flugzeuge wurden abgeschossen, darunter auch eine Me 262. Der Abschuss erfolgte am 21. April um 16.45 Uhr durch das 559. Luftabwehr-Bataillon, welches direkt dem XIII. US-Korps unterstellt war. Der Abschuss wurde der Geschützbedienung von Ralph Vieto Caputo von der C-Batterie zuerkannt. Als Anerkennung bekamen die Soldaten eine Flasche Whisky.
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Das 559. Luftabwehr-Bataillon gehörte zu keiner der in der Altmark operierenden amerikanischen Divisionen, sondern war eine selbständige Einheit der 9. US-Armee. Dieses vollmotorisierte Bataillon war vom 16. bis zum 21. April dem XIII. US-Korps direkt unterstellt. Der Pilot landete die getroffene Maschine zwischen der Straße Klötze-Kusey und den in diesem Bereich parallel verlaufenden Bahngleisen. Bei der Bruchlandung rissen beide Triebwerke ab und lagen vor dem Bahndamm. Der Name des Piloten und dessen Verbleib sind nicht bekannt.
Das Ende der Kampfgruppe 1 Die Amerikaner begannen den Klötzer Forst weiträumig abzuriegeln und mit Artillerie zu beschießen. Das Waldgebiet in Brand zu setzen, misslingt. Zeitgleich gruppiert die 5. US-Panzer-Division um und verlegt in den Raum Dähre-Salzwedel, um den Angriff auf das Wendland vorzubereiten. Der Stab des CCA liegt in Steimke, des CCR in Salzwedel und des CCB in Tangeln. Am 19. April verlegt das 44. Aufklärungs-Bataillon vom 11. Aufklärungs-Regiment in den Raum Klötze mit der Aufgabe: Das Regiment wurde angewiesen, verstärkte Patrouillen in den Forst zu schicken, um Stärke, Zusammensetzung und Bewegung der feindlichen Streitkräfte zu erkunden sowie die feindlichen Kräfte im Klötzer Forst zu halten, bis geeignete Schritte zu deren Eliminierung unternommen werden können. Am 20. April wird das 175. Infanterie-Regiment der 29. US-Infanterie-Division in den Raum Klötze verlegt, um bei der Säuberung der Waldgebiete behilflich zu sein. Das 36. Aufklärungs-Bataillon wird gegen Mittag des 20. April von ihren Aufgaben im Raum Arendsee abgelöst und nahm Aufstellung an der nordöstlichen und südwestlichen Seite des Klötzer Forstes. Der Kampfabschlussberichte des 11. Panzer-Aufklärungs-Regiments (11. Kavallerie-Regiments) vermerkt für den 20. April: Der Korpskommandeur gab den Befehl, dass die vollständige Kavallerie im Zusammenwirken mit dem 175. Infanterie-Regiment und der Korpsartillerie Pläne zur Eliminierung des in den Klötzer Waldgebieten befindlichen Feindes ausarbeiten soll. Das 654. Panzerjäger-Bataillon (abzüglich einer Kompanie) und das 771. Jagdpanzer-Bataillon wurde dem 11. Panzer-Aufklärungs-Regiment beigefügt. Eine Kompanie befand sich bereits beim Regiment, jedoch musste angenommen werden, dass die anderen Kompanien nicht vor dem folgenden Morgen ankommen würden. Das Panzerjäger-Bataillon konnte in der Gegend nicht vor dem späten Abend erscheinen. Der Plan zur Säuberung des Forstes forderte, den Feind im Wald zu halten, indem die Masse der Streitkräfte im südlichen Außenbereich aufgestellt wurden. Das 175. Infanterie-Regiment erhielt den Auftrag, durch den Forst von Nordost nach Südwest zu fegen, den Feind in das offene Land im Süden vor sich herzutreiben, wo er dann beim Auftauchen aus dem Wald von den anderen Einheiten angenommen werden konnte. Das 175. Infanterie-Regiment wurde von der Korps-Artillerie unterstützt. Der Angriffsbeginn war auf 10.00 Uhr festgesetzt. Bei der Lagebesprechung war man sich einig, dass das Täuschungsmanöver des Planes darin bestand, den Feind zu überraschen. Falls der Feind vor Tagesanbruch die Initiative ergreifen und mit Gewalt aus dem Wald auszubrechen versuchen würde, würde er unzweifelhaft erfolgreich sein. Durch Aufklärung war Major Wallenberg über die aussichtslose Lage seiner Kampfgruppe informiert. Er hofft noch auf Entsatz und gibt den letzten Funkspruch am 18. April ab. Am 20. April ordnet Major Wallenberg den Ausbruch an, noch während der Befehlsausgabe wurde Wallenberg schwer verwundet und fällt aus. Hauptmann Georg Busch (die Amerikaner nennen einen Major Wollenschlager) übernimmt das Kommando über den Rest der Truppe. Im Zusatz zum Tageslagebericht Nr. 88 vom 21. April des 11. Panzer-Aufklärungs-Regiments steht unter, Befragung von Kriegsgefangenen: ---- Bis zur letzten Nacht um 23.00 Uhr wurde die Kampfeinheit von Major Wallenberg kommandiert, der bei der Evakuierung mit einem Sankra gefangen genommen wurde, nachdem er von den eigenen Truppen angeschossen wurde und schwer verwundet worden war. Er wurde abgelöst im Kommando durch Major Wollenschlager, der offenbar die frühzeitige Zerstreuung seiner Kampfeinheit vorzog, da er die Weisung gab, dass im Falle eines Angriffs überlegener Kräfte sich kleine Gruppen von 4 oder 5 Mann bilden sollten, die südlich in die amerikanischen Linien sickern sollten, um dann ihren Weg zur Autobahn und Magdeburg zu nehmen. Forst Flechtingen wurde von zwei Kriegsgefangenen als möglicher Sammelpunkt erwähnt. Die gesamte Zahl von Leuten der Waffen-SS, die von unseren Einheiten erwischt wurden, war nicht größer als 25 Mann, welche unter dem separaten Kommando des Obersturmführers Wolf standen. Obersturmführer Wolf befahl seinen Leuten, anstatt Major Wollenschlagers Weisung zu folgen, sich nach Nordost in Richtung Dömitz durchzuschlagen, um die Elbe zu überqueren. Sie sollten Kontakt zu Ortsgruppenleitern aufnehmen, die dann in der Lage sein würden, sie mit Informationen und Verpflegung zu versorgen, was ihnen helfen würde, zu den deutschen Linien zurückzufinden. Obersturmführer Wolf wurde gefangen genommen. ---- Der Ausbruch beginnt gegen 05.00 Uhr des 21. April, ein Panzer IV fährt mit hoher Geschwindigkeit bis zur Straße Klötze-Kusey, biegt dort nach links ein und wird nach wenigen Metern abgeschossen. Daraufhin überqueren die folgenden Fahrzeuge die Straße Richtung Westen und gelangen in das weniger bewaldete Niederungsgebiet der Jeetze. Das dort eingesetzte Aufklärungs-Bataillon 36 kann den Durchbruch nicht verhindern. Die kleinen Waldstücke bieten wenig Deckung und die amerikanischen Aufklärungsflugzeuge sind zur Stelle und leiten das Feuer der Geschütze. Die amerikanischen Batterien belegen die kleinen Waldstücke und die Soldaten der Kampfgruppe 1 kommen um oder ergeben sich. Den Soldaten war freigestellt worden, sich zu ergeben oder sich zu den Brückenköpfen an der Elbe (Dömitz und Lenzen) durchzuschlagen. Es wird geschätzt, dass etwa 300 Mann versucht haben zu den Brückenköpfen durch zukommen, von denen viele im Raum Lüchow - Dannenberg von der 29. US-Infanterie-Division und der 5. US-Panzer-Division gefangen genommen werden. Spätestens ab dem 24. April waren die Brückenköpfe beseitigt und die Elbefront soweit gesichert, dass die deutschen Soldaten keine Chance mehr hatten, das andere Ufer der Elbe zu erreichen. Im Kampfabschlussbericht des 11. Panzer-Aufklärungs-Regiments ist das Geschehen vom 21. April nachfolgend geschildert: Während der Nacht versuchten viele kleine Gruppen der Feinde den Forst zu verlassen und die meisten von ihnen wurden von unseren Posten aufgegriffen. Währenddessen hatte eine starke feindliche Kampfgruppe bei Lessien nach einem Feuergefecht die Nachschublinien unterbrochen. Lessien befindet sich 20 Meilen westlich. Ungefähr um 3.00 Uhr meldete das 36. Bataillon Fahrzeuggeräusche im südwestlichen Waldesteil, worauf die vorbereitete Artillerie angefordert wurde, konzentriertes Feuer auf das betreffende Gebiet zu platzieren. Später wurde dann festgestellt, dass die Feuerkonzentration sehr wirkungsvoll war. Der deutsche Kommandeur der Kampfgruppe, Wallenberg, wurde bei dem Versuch den Schwerverwundeten aus dem Wald zu evakuieren, gefangengenommen. Um 5.00 Uhr bewegte sich ein feindlicher M-IV Panzer aus der südwestlichen Ecke des Waldes heraus und wurde sofort von unseren Posten unter Feuer genommen. Der Panzer fuhr in südöstlicher Richtung und er brannte auf der von Kusey nach Röwitz führenden Straße. Alle Besatzungsmitglieder verließen den Panzer und nachdem sie von unseren Männern aufgegriffen worden waren, stellte sich heraus, dass sie alle verwundet waren. Kurz darauf kam die gesamte feindliche Kampfeinheit aus der westlichen Hälfte der Wälder in dichter Kolonne heraus und überquerte die Kusey-Klötzer Straße. Sie wurde von unseren Posten unter Feuer genommen und mehrere deutsche Fahrzeuge wurden zerstört. Die deutsche Kampfeinheit bewegte sich jedoch schnell über die Straße und unseren schwach besetzten Posten war es nicht möglich, deren Bewegung in die Wälder westlich der Straße zu verhindern. Zu diesem Zeitpunkt befand sich eine Zweiergruppe des Regiments in der Gegend, um nach einer Unterbrechung der Telefonleitung zu suchen. Es waren die beiden Gefreiten George J. Eck und Nick R. Gunn. Sie hatten die Geistesgegenwart, ihr Feldtelefon an die Leitung anzuschließen und meldeten den Ausbruch dem Regiments-Gefechtsstand. Hauptmann Herbert S. Tinstman, in dessen Abschnitt diese Aktion Stattfand, wurde angewiesen, den Kontakt mit der deutschen Streitmacht aufrechtzuerhalten. Oberst Frierson wechselte hinüber zum Gefechtsstand des 36. Bataillons. Er stellte fest, dass das Regiment ein viel besseres Bild von der Situation hatte, als von dem 36. Bataillon gemeldet war. Dann übernahm er das Kommando, befahl die sofortige Aufstellung einer Ziel-Kampf-Einheit, welche in die Gegend von Immekath verlegt wurde besetzte die Straße von Immekath nach Klötze, um dadurch einen Ausbruch des Feindes zu verhindern und um den Kontakt aufrecht zu erhalten. Der Kommandeur des 654. Panzerjäger-Bataillons wurde angewiesen, seine Panzer an mehreren Punkten entlang den südwestlichen und nordwestlichen Waldrändern zu postieren. Der Kommandeur des Jagdpanzer-Bataillons wurde angewiesen, seine Panzer an gewissen Stellen der Straße Immekath-Klötze am nördlichen und nordwestlichen Waldrand aufzustellen. Gleichfalls sollte er an den drei Klötzer Zugangsstraßen vom Westen Panzer aufstellen. Als gemeldet wurde, dass unsere Ziel-Kampf-Einheit und die Panzer in Stellung lagen, da wurde die Korps-Artillerie angefordert. Sie legte eine schwere Feuerkonzentration auf das Gebiet im Wald, in dem sich bekanntlich die feindlichen Streitkräfte aufhielten. Die Korpsartillerie schoss mit ihrer gesamten schweren Artillerie in die Wälder und innerhalb kurzer Zeit strömte die vollständige deutsche Streitmacht mit erhobenen Händen aus dem Wald heraus. Das Artilleriefeuer wurde für 30 Minuten fortgesetzt. Danach wurde die Ziel-Kampf-Einheit des 36. Bataillons angewiesen den Wald zu säubern. Bei der Säuberung wurde festgestellt, dass die Deutschen folgende Fahrzeuge im Wald zurückgelassen hatten: 23 LKWs zur Personenbeförderung, sechs LKWs mit mehrläufigen 20 mm Flak-Geschützen, drei M IV Panzer, Halbketten-Fahrzeuge, zwei 75 mm Sturmgeschütze, vier gezogene 20 mm Flak-Geschütze, sechs Volkswagen sowie verschiedene andere gepanzerte Fahrzeuge. Das 175. Infanterie-Regiment bewegte sich planmäßig durch den Forst und trieb verschiedene Versprengte heraus, welche vom 44. Bataillon aufgegriffen wurden. Um 17.45 Uhr beendete die Infanterie ihre Säuberungsaktion der ausgedehnten Wälder, ohne irgendwelche großen Kräfte des Feindes vorzufinden. Somit Stand fest, dass die in den Wäldern am Morgen vernichteten Streitkräfte die Hauptmacht des Feindes gewesen war. Damit war die Clausewitz-Division in unserem Abschnitt vollständig aufgelöst. General Gillem besichtigte am Nachmittag den Regiments-Gefechtsstand und äußerte sich außerordentlich anerkennend über die Art, wie die Situation am Morgen bewältigt worden war. ---
Im Kampfgebiet bleiben tote Soldaten, die überwiegend von den Amerikanern geborgen werden und Kriegsschrott zurück. Auf dem kleinen Waldfriedhof im Forst Wismar wurden 13 Soldaten und eine unbekannte Frau von Bewohnern aus Lüdelsen beerdigt. Die Soldaten sind wahrscheinlich zwischen dem 19. und 22. April gefallen.
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Die Beuteleiste des 407. Infanterie-Regiments der 102. US-Infanterie-Division verzeichnet für den Raum Klötze 29 Halbkettenfahrzeuge, 1 Panzer V (Panther), 4 Kübelwagen und einen 2,5 to LKW. General Martin Unrein berichtet über diesen Zeitabschnitt: --- Am 15. 04. Gegen 17 Uhr trat die Panzer-Gruppe unter Führung eines Majors über Bodenteich – Schmölau – Reddigau zum Stoß nach Süden an. Dem Führer wurde über den weiteren Weg freie Hand gelassen, jedoch als erstes Ziel der Raum 15 km westlich Gardelegen befohlen. Der Funkbetrieb sollte auf das Notwendigste beschränkt bleiben. An Betriebsstoff wurden etwa 1 VS, an Verpflegung etwa für 3 Tage mitgegeben, später sollte die Truppe Verpflegung aus dem Land requirieren. Am 16. 04. Mittags meldete die Panzer-Gruppe sowohl durch Funk wie durch Ordonanz-Offizier im Volkswagen, dass sie am Morgen die Straße Gifhorn-Salzwedel (2,5 km nordwestwärts Brome) erreicht und hat diese gesperrt. Erfolge: Vernichtung einzelner feindlicher Spähwagen und LKW. Weitere Absicht sei, mit Einbruch der Dunkelheit den Vorstoß fortzusetzen, um den Weser-Elbe-Kanal zwischen Buchhorst-Calvörde zu überschreiten. Zweites Ziel für die Panzer-Gruppe voraussichtlich das Waldgebiet 10 km südwestlich Calvörde. Der zurückgekommene Ordonanz-Offizier nahm am Abend des 16. 04. Zehn weitere Panzer und Sturmgeschütze, einige SPW und eine Pionier-Kompanie, sowie ein VS Betriebsstoff mit. Die zweite Kampfgruppe erreichte gegen 24.00 Uhr die erste Kampfgruppe in der Gegend Brome. Am 17. 04. Meldete die Kampfgruppe durch Funk, dass das Überschreiten des Weser-Elbe-Kanals nicht gelungen sei und sie wegen Feindberührung nur wenig vorwärts kommen würden.
Die Kampfgruppe 3 bricht auf Am 18. April marschiert die Kampfgruppe 3 aus ihren sammelraum zwischen Uelzen und Rosche ab, dabei geraten einige Truppenteile in den beginnenden Angriff der Briten und fallen für den geplanten Vorstoß aus. Die Kampfgruppe wird geführt von General Martin Unrein. Angeschlossen haben sich der Kommandeur des XXXIX. Panzerkorps, General Karl Decker und sein Stab. Eine militärische Notwendigkeit hat nicht bestanden, denn die Aufstellung des Korps war noch nicht abgeschlossen. Welche Gründe Decker zu diesem Entschluss bewogen, ist nicht bekannt.
Für die Kampfhandlungen in Feindesland gibt General Decker am 18. April folgende Anweisungen (Auszüge): 1. In Hinsicht, seinen Auftrag zu erfüllen, kämpft das 39. Panzer-Korps weit hinter den feindlichen Hauptkräften. Diese Operation verspricht nur dann erfolgreich zu sein, wenn wir imstande sind, geschickt und schlau ständig den Feind durch Täuschung in die Irre zu führen. Die Truppen sind anzuweisen, mit hoher Geschwindigkeit zuzuschlagen, und schnell und geräuschlos zu verschwinden, ohne Spuren zu hinterlassen. 2. Die Kampfesart in Feindesland könnte den Soldaten zu der Annahme verleiten, wir unternähmen eine Art Partisanen-Kriegführung, und dass sie sich entsprechen verhalten könnten. Solche Eindrücke sind schärfstens zu unterbinden. Wir sind Soldaten und kämpfen entsprechend der Landkriegsordnung. ---- 4. Mobile Operationen erlauben es nicht, eine große Anzahl Kriegsgefangener mitzunehmen. --- 5. Soldaten sollten erneut daran erinnert werden, dass auch in dieser besonderen Situation Kriegsgefangene korrekt behandelt werden müssen. --- 6. Falls die Truppen in einen anderen Abschnitt weiterziehen, sind die Kriegsgefangenen von der Sammelstelle in einiger Distanz fortzuführen und dann freizulassen. ---- 10. Ich mache alle Kommandeure verantwortlich für die Einhaltung soldatischen Verhaltens und Disziplin bis zum letzten Moment, und für das Inkenntnissetzen jeden Mannes über diesen Befehl. Dieser Befehl ist zu verteilen bis einschließlich der Kompanie.
Decker, General der Panzertruppe
Martin Unrein schreibt in seinem Bericht: --- Am 18. 04. sollte die 3. Kampfgruppe antreten und zwar; etwa 12 Panzer und Sturmgeschütze, 1 Kompanie der Aufklärungs-Abteilung, 2 Panzer-Grenadier-Bataillone, 2 leichte Flakabteilungen, Teile der Divisions-Nachrichten-Abteilung, Divisionsstab, Korpsstab. Die Versammlung musste im Raum Bonese-Dähre-Henningen-Darendorf- stattfinden, da britische Truppen am 17. 04. ihre Sicherungslinie westlich der Straße Uelzen-Wittingen, in die allgemeine Linie Uelzen-Emmern-Schmölau vorgedrückt hatten. Am 18. 04. waren die 2 Panzer-Grenadier-Bataillone, nach Ablösung während der Nacht, in Gegend südlich Uelzen auf dem Marsch in ihre Versammlungsräume. Die britischen Truppen griffen jedoch zur selben Zeit aus Gegend Lehmke auf Schlieckau an, durchbrachen die schwachen Sicherungslinien der dort eingesetzten Infanterie-Division und zwangen bei Schlieckau die 2 im Marsch befindlichen Panzer-Grenadier-Bataillone zum Kampf. Sie fielen, einschließlich 10 dort befindliche Hetzer (deutscher Jagdpanzer) für den Vorstoß der 3. Kampfgruppe am 18. 04. abends aus und sollten am 19. 04. abends als 4. Kampfgruppe in allgemeiner Richtung Brome-Fallersleben folgen. Wieder drängte das OKW auf sofortiges Antreten der 3. Kampfgruppe, auch ohne die Panzer-Grenadier-Bataillone, Artillerie und Flak. Die Kampfgruppe trat unter Führung des Majors von Benningsen (10 bis 15 Panzer und Sturmgeschütze) am 18.04. gegen 20.00 Uhr aus dem Versammlungsraum an. Erstes Ziel: Forsthaus Malloh im Wald 15 km südlich Wittingen. ---
Die Amerikaner waren durch Beutekarten und Gefangenenaussagen darüber informiert, dass noch weitere Kampfgruppen der Division „Clausewitz“ in die südwestliche Altmark, mit Ziel Harz eindringen würden. Das Kampfkommando B, unterstütz von den zusätzlich herangeführten Infanterie-Regimentern und Bataillone hatte im Raum Waddekath-Haselhorst-Hanum-Jübar-Bornsen unter geschickter Nutzung des Geländes einen Panzersack aufgebaut. Panzer, Panzergrenadiere, Artillerie und Infanterie waren so postiert, dass alle dort eindringenden Kräfte aufgehalten und vernichtet werden konnten. Jürgen Bornhuse aus Hanum: --- Als wir am frühen Morgen (18. April) zur Straße schauten, kamen wir aus dem Staunen nicht heraus. Der Engelberg war rundherum mit Panzern und anderen amerikanischen Fahrzeugen zugeparkt. Die große Kreuzung in Hamum war von Panzern besetzt. Ein Panzer stand vor Schröders, einer vor dem Schulgebäude und einer vor Meineckes. Außerdem waren bei Werner Schröder am Gehöft, also am Nordrand des Dorfes, amerikanische Geschütze in Stellung gegangen. ---
Über das weitere Geschehen berichtet General Unrein: --- Vorgesehener Weg: Bonese-Dülseberg ostwärts Bergmoor-Lindhof-Haselhorst-Ohrdorf Punkt 104 im Wald 15 km südlich Wittingen. Am 19. 04. Gegen 03.00 Uhr war die Verbindung mit den Spitzenpanzern im Wald südlich Bergmoor abgerissen. Der Anfang der Marschkolonne hatte sich daher in einen Sackweg verfahren, musste nach Wegeerkundung kehren und fuhr nun, mit nur einem Panzer als Spitze, über Lindhof auf Haselhorst. Haselhorst war von amerikanischen Truppen mit Pak besetzt. Der Spitzenpanzer wurde abgeschossen und die Kolonne fuhr in Lindhof dicht auf. (Die Panzerbesatzung wurde auf den Friedhof in Haselhorst beigesetzt.) Jedoch drehte der hintere Teil der Marschkolonne, dabei Korpsstab und der Ia der Panzer-Division „Clausewitz“ (Major I. G. Thoma) über Suderwittingen nach Westen ab und erreichte noch am gleichen Vormittag das Marschziel. Der vordere Teil der Marschkolonne wurde von mir in Lindhof (es war inzwischen hell geworden) in den Wald südlich Lindhof abgedreht. Die vermissten Spitzenpanzer griffen, selbständig und ohne mich zu benachrichtigen, Haselhorst an und sammelten nach Wegnahme von Haselhorst wieder selbständig im Wald südlich Bergmoor. Die 5. US-Panzer-Division meldet an das XIII. US-Korps: Um 05.30 Uhr kam Meldung vom CCB, die aussagen, dass feindliche Fahrzeuge von Norden in das Gebiet eingedrungen waren, eine Gruppe wurde südlich von Haselhorst und eine südlich von Lindhof gemeldet. --- Major von Benningsen hatte aus seinem Versteck am Waldrand nördlich von Haselhorst das Geschehen beobachtet und war mit einigen Panzern auf Haselhost vorgegangen. Ehe sich die amerikanischen Packbedienungen besinnen, werden sie überrollt. Die Panzer haben keine Verluste, einer der beiden „Tiger“ bleibt mit Motorschaden im Wald nordwestlich Lindhof liegen. Mit der Einnahme von Haselhorst war der Weg nach Suderwittingen frei. General Unrein erkennt die Chance nicht und verbleibt in dem Waldgebiet zwischen Lindhof und Hanum, ein tödlicher Fehler. General Unrein weiter: Um 08.00 Uhr erschien in der Luft ein amerikanischer Artillerieflieger, der das Feuer von einer mittleren amerikanischen Batterie aus Gegend Bornsen (ostwärts Lindhof) und einer Batterie aus Gegend Ohrdorf (westlich Lindhof) mit großer Genauigkeit auf die in dem kleinen Wald südlich Lindhof in Deckung gefahrenen Teile der Marschkolonne lenkte. In kürzester Zeit waren etwa 30 – 40 Mann und viele Fahrzeuge ausgefallen. Die Aufklärung meldete Ohrdorf-Hanum-Jübar feindbesetzt. Ich befahl daher das staffelweise Erreichen des Waldes nördlich Lindhof. Im Verlaufe dieser Bewegung verfuhren sich Teile am Nordausgang Lindhof nach Diesdorf und wurden dort gefangen genommen. Weitere Teile und die Masse des Divisionsstabes wurden noch im Wald südlich Lindhof von anscheinend aus Hanum vorgehenden amerikanischen Truppen gefangen genommen, so dass der vordere Teil der bisherigen Marschkolonne der 3. Kampfgruppe nur noch gering war. Tagsüber erfolgten noch mehrfach Jabo-Angriffe, die weitere Ausfälle hervorriefen. Am Abend des 19.04. setzte der Rest den Vormarsch über Suderwittingen in den Wald 15 km südlich Wittingen fort und traf am 20.04. auf die anderen Teile der Kampfgruppe in der Wolfskehle, 5 km südostwärts des Forsthauses Malloh. --- Jürgen Bornhuse: --- Am 19. April kam ein amerikanischer Panzerspähwagen aus Richtung Haselhorst-Lindhof in das Dorf bis fast auf die Kreuzung gefahren, besetzt aber mit deutschen Soldaten, die das Feuer eröffneten auf die Amerikaner und zurück in Richtung Haselhorst fuhr. Kaum waren sie aus Hanum heraus, wurden sie von einem Volltreffer erwischt. Zwei Soldaten aus dem Fahrzeug sollen sofort tot gewesen sein, und zwei Soldaten wurden auf der Flucht erschossen, alle vier sind auf dem Friedhof in Hanum beigesetzt. Zwei weitere Soldatengräber wurden dann noch in Richtung Lindhof im Wald gefunden und zum Friedhof hin umgebettet. --- Den amerikanischen Schützenpanzer, ein Halbketten SPW M3, hatten die Deutschen in Diesdorf erbeutet, dort war ihnen eine Patrouille in die Hände gefallen. Die amerikanischen Soldaten hat man frei gelassen. Der Kampfabschluss-Bericht der 5. US-Panzer-Division für den 19. April vermerkt: --- Feindliche Fahrzeuge dringen in den Bereich des CCB ein, im Wald östl. Lüdelsen und ebenfalls südl. von Haselhorst und südl. von Lindhof. Panzer, Sturmgeschütze, Halbkettenfahrzeuge und andere Fahrzeuge wurden mit Artillerie und Jagdbomber bekämpft. Eine neue Taktik wurde damit angewendet, nämlich die Koordination von Boden- und Luftaktionen bei der Bekämpfung von eingedrungenen Feinden. Das CCB kesselte das Waldgebiet ein, einigen Gruppen gelang der Ausbruch nach W. --- Frau Hanna Steinbach aus Jübar berichtet: --- Der 18. April war ein Tag voller Unruhe. Schon morgens wurden wir durch Schießerei geweckt. Gegen Mittag begannen Hausdurchsuchungen bei Leuten, die sich an der Plünderung des amerikanischen Versorgungswagens beteiligt hatten. Am Nachmittag war wieder fürchterliche Schießerei aus der Luft und auf der Erde in unsere schönen Wälder hinein. Überall brannte der Wald. Die Schießerei hielt an bis zum 21. April. Dann wurde es ruhig. Wir erfuhren, dass das Dörfchen Lindhof zusammengeschossen worden war, weil die dortigen deutschen Soldaten sich nicht ergeben wollten. Auch das Dorf Molmke war stark zerstört worden, weil dort vier deutsche Militärfahrzeuge untergestellt worden waren. --- Die Leittragenden dieses unsinnigen Kampfes waren die Bewohner der betroffenen Dörfer. Zitternd saßen sie in den Kellern oder Bunkern, und warteten auf das Ende der Schießerei. Besonders Lindhof war betroffen. Fast kein Gehöft war verschont geblieben. Bei Wiswinkels war der Dachstuhl des Wohnhauses zerschossen, die Scheune und die Stallungen mit dem gesamten Vieh sind verbrannt, während die Familie im Keller schreckliche Stunden verbracht hat. Das gleiche erlebte die Familie Fritz Gruß. Am härtesten hat es den größten Bauern im Dorf, Theodor Schulze, getroffen. Der gesamte Hof samt Wohnhaus und Tagelöhnerhaus sind abgebrannt. Die 5. US-Panzer-Division birgt am 19. April 102 tote deutsche Soldaten und nimmt 200 Gefangene, am 20. April sind es 51 Tote und 327 Gefangene im genannten Kampfgebiet. Über das weitere Geschehen berichtet General Marin Unrein: --- Am 20. 04. Abends mit Einbruch der Dunkelheit wurde der Vormarsch, nunmehr nur noch 10 – 12 Panzer und Sturmgeschütze, geringe Teile der Aufklärungs-Abteilung, einige SPW und etwa 20 LKW, sowie der Rest des Divisions- und Korpsstabes unter Führung des Majors von Benningsen mit dem Ziel „der Elm“ fort. Vor Erreichen der Straße Salzwedel – Fallersleben nördlich Ehra wurde mit offenem Licht und Schießverbot gefahren. Kleine amerikanische Kolonnen und Einzelfahrzeuge wurden nicht beachtet. Die Aufklärung meldete, dass die Brücke über den Weser-Elbe-Kanal, nördlich Fallersleben, feindbesetzt und Panzergeräusche in Fallersleben zu hören seien. Gegen 02.00 Uhr trat der Anfang der Marschkolonne erneut aus Gegend 3 km nördlich der Brücke den Vormarsch an. Es entstand an der Brücke ein kurzes Feuergefecht mit Verlusten von 2 eigenen Panzern und einigen PKWs. --- Die amerikanischen Stäbe waren über die Aktivitäten der deutschen Kampfgruppen in ihrem Hinterland ständig unterrichtet und setzten alles daran sie zu vernichten. Die Brücke bei Fallersleben über den Weser-Elbe-Kanal war die einzige unzerstörte, die auch von schweren Panzern befahren werden konnte. Vor der Brücke hatten die Amerikaner einen Abwehrriegel mit Pak-Geschützen aufgebaut und erwarteten die anrückende Kampfgruppe. Nach dem man die Kolonne bis auf 200 m herangelassen hatte, wurden Beleuchtungskörper gesetzt und die beiden Spitzenpanzer abgeschossen. Zwei „Panther“ Panzer, vermutlich die beiden mit Nachtkampftechnik ausgerüsteten, befanden sich gerade in Höhe eines Querweges, auf dem sie Stellung bezogen und die amerikanischen Pak-Geschütze in der Dunkelheit zielsicher bekämpfen konnten. Innerhalb kurzer Zeit war die Brücke freigeschossen und der Rest der Kolonne konnte sie überqueren. In Fallersleben kam es zu weiteren Gefechten, wodurch die Kolonne in mehrere Gruppen getrennt wurde. Der noch verbliebene „Tiger“ Panzer ist in Fallersleben liegen geblieben. Ob durch Feindeinwirkung, oder technischem Defekt, ist nicht bekannt.
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General Unrein weiter: --- In Mörse verfuhren sich die Spitzenpanzer und erreichten den Elm in Gegend südlich Bornum, wie mir später gemeldet wurde. Ich selbst mit zwei SPW und 3 Volkswagen erreichte gegen 06.30 Uhr den Elm südostwärts Abbenrode. Der Rest der Marschkolonne war durch die Kämpfe in Fallersleben zunächst festgehalten und hat erst später die Gegend ostwärts Bornum erreicht. Der Funkbetrieb konnte nicht aufgenommen werden. Vom Panzer-Korps, dessen Verbleib mir nicht bekannt war, erhielt ich keine Funkbefehle, obwohl besonderer Notschlüssel und Notwelle festgelegt waren. Tagsüber mehrfaches Abstreuen des Nordwestteils des Elm durch zwei amerikanische Artillerie-Abteilungen (eine nordostwärts, eine westlich des Elm). Hierbei wurden besonders die Teile ostwärts Bornum gefasst. Auch bei den Teilen südlich Bornum traten erhebliche Verluste ein. Dort waren auch die Panzer nicht mehr fahrbereit, hatten keinen Betriebsstoff und verschiedene Motorschäden, so dass sie im Laufe des Tages gesprengt werden mussten. Gegen 18.00 Uhr sprach ein amerikanischer Lautsprecher aus Gegend Appenrode. Durch ihn wurde ich namentlich aufgefordert zur Übergabe, bis zum Einbruch der Dunkelheit aus dem Wald nach Norden herauszukommen. Insgesamt waren noch 30 Offiziere und etwa 50 – 60 Mann im Elm. Sie wurden in 10 kleine Gruppen aufgeteilt mit dem Befehl, sich nach Osten über die Elbe durchzuschlagen und ostwärts der Elbe bei der 12. Armee wieder zu melden. Ich selbst fuhr im Volkswagen über Punkt 313 Richtung Schoppenstedt, durchfuhr eine amerikanische Postierung bei Oberförsterei Rhode und südlich auf eine amerikanische MG-Sperre. Von dort zu Fuß und mit dem Fahrrad bis zu meiner Gefangennahme am 24. 04. 1945 durch einen amerikanischen Panzerspähtrupp, gegen 14.00 Uhr in Roxförde. ---
General Decker erreichte mit dem Rest seines Stabes im Morgengrauen den Elm nördlich von Wendhausen. Er ließ im Wald unterziehen. Im Laufe des Vormittags kamen bei ihm noch zwei LKWs an. Auf einem saßen die 30 unterwegs gefangengenommenen amerikanischen Soldaten. Sie wurden freigelassen, seinen Offizieren und Soldaten stellte Decker frei, sich zu ergeben oder zur Elbe durchzuschlagen. Er selbst wählte am 21. April 1945 den Freitod. Seine Leiche wurde wenige Tage später vom Wendhausener Förster gefunden. Karl Decker wurde auf dem Friedhof in Wendhausen beigesetzt. Er hinterließ eine Frau und zwei kleine Töchter. Oberleutnant Hans Kempe, der Führer der Werkstatt- und Versorgungskompanie erreichte mit dem Rest seiner Fahrzeuge den Elm bei Königslutter. Major von Benningsen hatte Fallersleben mit den verbliebenen Panzern in südwestlicher Richtung verlassen, einige SPW der Aufklärer folgten. Diese Gruppe erreichte den Rand des Elm vor Sonnenaufgang bei Destedt. Martin Unrein wurde am 24. April in Zivil, unterwegs mit einem Fahrrad, von einer Streife des 134. Infanterie-Regiments (35. US-Infanterie-Division) unter Oberleutnant Mike Waseline in der Nähe von Roxförde gefangengenommen.
Die letzten Kämpfe in der Altmark Bis zum 21. April war das Gebiet des Kreises Lüchow-Dannenberg nicht besetzt. Dieses Gebiet gehörte bis zum 17. April 1945 zum Gefechtsstreifen des VIII. Britischen Korps (15. Infanterie-Division). Die Briten waren wegen der starken Abwehr vor Uelzen nicht weiter gekommen, wodurch das Wendland weiter in deutscher Hand verblieben ist. Das zum Niemandsland gewordene Gebiet wurde dem XIII. US-Korps zur Eroberung übertragen. Die 5. US-Panzer-Division und die 84. US-Infanterie-Division gruppierten zum Angriff um. Zusätzlich wurden die 29. US-Infanterie-Division aus dem Ruhrkessel abgezogen und dem XIII. US-Armee-Korps unterstellt. Sie wurde im Eilmarsch an die Westgrenze des unbesetzten Gebiets verlegt.
Der Einsatzbefehl Nr. 69 vom XIII. US-Korps ergeht am 18. April 1945 ---- 2. XIII. Korps Angriff am vorbestimmten Tag zur Einnahme der Elbefront von Havelberg bis Neu Darchau. Feindliche Schlupfwege abschneiden. Erbeuten oder zerstören alles Feindlichen im Gefechtsstreifen. Fortsetzung Säuberung des gesamten Gefechtsstreifens von allem feindlichen Widerstand. (Operation –Overlay) --
Die 84. US-Infanterie-Division sollte den östlichen Teil des Wendlands mit der Elbefront zwischen Schnackenburg und Laase-Gorleben einnehmen. Die 5. US-Panzer-Division hatte den Auftrag aus dem Raum Salzwedel mit zwei Stoßkeilen über Lüchow-Wustrow-Klenze-Zernien-Dannenberg-Hitzacker-Dömitz zur Elbe vorzustoßen. Die Brückenköpfe Dömitz und Lenzen waren zu liquidieren. Die 29. US-Infanterie-Division sollte von Westen, in breiter Front, quer zur nach Norden strebenden Panzer-Division vorrücken und dabei die umfangreichen Waldgebiete säubern. Als Angriffsbeginn für alle Einheiten war der 21. April 06.00 Uhr festgelegt. Von der 5. US-Panzer-Division wurden für den Angriff die Kampfkommandos A und B bereitgestellt. Die Einheiten hatten am Abend des 20. April die Ausgangsstellungen auf der Linie Salzwedel-Dähre bezogen. Am 20. April macht sich die C-Kompanie des 85. US-Panzer-Aufklärungs-Bataillon von Salzwedel auf, um die Straßen Richtung Lüchow zu erkunden. Dabei stoßen die Aufklärer auf Straßensperren und vereinzelte deutsche Soldaten, die sich überwiegend ergeben. Von dem geplanten Angriff einer deutschen Kampfgruppe auf Wistedt erhält man keine Kenntnis. Genau auf den Bereitstellungsraum der amerikanischen Verbände trifft die letzte Kampfgruppe des XXXIX. Panzerkorps. Diese zusammengesuchte Kampfgruppe „Fiebig“, benannt nach dem Kommandeur der 84. Infanterie-Division, bestand aus Teilen dieser Division, Resten der Panzer-Division „Clausewitz“, Teilen einer Panzerkompanie, zwei geschwächten Grenadier-Bataillonen des aus Dänemark zugeführten Panzer-Grenadier-Regiments 42 und der Panzerjägerkompanie 661. Der Auftrag war, nach Süden vorgehen und zu den bereits im Marsch befindlichen Kampfgruppen aufschließen. Ein völlig absurder Plan, denn alle bisher aufgebrochenen Kampfgruppen waren inzwischen vernichtet. Schon beim Sammeln der Kampfgruppe im Raum Rätzlingen – Rosche kommt es zu Gefechten mit den weiter vorgehenden Briten und ein Teil der Jagdpanzer und eine Flakkompanie werden abgedrängt und fallen für den geplanten Vorstoß aus. Einige „Jagdpanther“ welche um den 16. April im Aufstellungsraum eintreffen werden in die Kampfgruppen nicht eingereiht, diese sogenannte Panzer-Brigade 106 bekommt den Befehl in den Raum Hagenow zu verlegen. Zwei dieser „Jagdpanther“ verschlägt es bis in die Gegend Schwarzenbeck – Trittau am Sachsenwald. Der deutsche Infanterist Ulrich Schütz berichtet: --- Für die Nacht vom 20. zum 21. April bekommen wir den Befehl zum Angriff. Das erste Ziel ist Henningen und dann immer Richtung Oebisfelde. Unser Zug wird auf Panzer verteilt und wir sitzen außen auf, um feindliche Infanterie abzuwehren. Die anderen Züge werden auf LKW verladen, über SPW verfügt unsere Kompanie nicht. Auf dem Weg nach Henningen müssen wir mehrere Wasserläufe überqueren. Dabei kommen wir an eine Brücke, die für unsere Panzer zu schwach ist, die anderen Fahrzeuge können die Brücke benutzen. Wir müssen einen Umweg zu einer festeren Brücke machen. Kurze Zeit später war aus der Gegend der anderen Brücke heftiger Gefechtslärm zu hören. Als wir mit unseren Panzern dort eintreffen, ist alles vorbei. Die Engländer müssen von unserem Plan gewusst haben. Sie haben ihre Panzer und Geschütze hinter der Brücke aufgestellt und unsere Kolonne zusammengeschossen. Danach haben sie sich gleich wieder zurückgezogen. An der Brücke herrschte ein heilloses Durcheinander. Überall lagen kaputte Fahrzeuge, Verwundete und Tote. Wir kommen an ein nahegelegenes Gehöft. Dort finden wir den Kommandeur der Kampfgruppe, ein Major. Befehle hat er für uns und die Panzer nicht. In einem anderen Gehöft werden Verwundete gesammelt. Dort treffen wir unseren Kompaniechef, Leutnant Schmidt, der Kopf- und Bauchverletzungen hat. Die Kompanie ist praktisch nicht mehr vorhanden, wer nicht tot oder verwundet ist, hat sich verdrückt.
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Unsere Panzer waren inzwischen auch verschwunden und ich mache mich auf den Weg nach Bergen, dort will ich mir Zivil besorgen und mich irgendwie nach Haus durchschlagen. ---- Ulrich Schütz war von Dänemark nach Uelzen verlegt worden und hat dort gegen die Briten gekämpft, darum nahm er an, dass sie auch bei Henningen Briten als Gegner hatten. Nach einem längeren Marsch wurde er in der Nähe von Gifhorn von einer amerikanischen Streife aufgegriffen und kam in das Lager Büderich, eines der berüchtigten Rheinwiesenlager. Ende Juni kam er in ein Arbeitskommando nach Wetzlar und wurde am 24. September 1945 nach Detmold entlassen. Diese Truppe stößt in der Nacht zum 21. April aus dem Raum Bergen Richtung Wistedt vor. Dort treffen sie auf die B-Kompanie des 34. US-Panzer-Bataillons (Oberst Richard H. Jones). Im Bericht des Kampfkommandos A heißt es: --- Um 01.00 Uhr meldeten Vorposten, die zur Absicherung der Ausgangslinie die Stellungen hielten, Fahrzeugbewegungen vor ihrer Front. Feindlicher Druck wurde zunehmend stärker, so dass die zweiten Züge der B-Kompanie in der Dunkelheit sehr schnell in eine bedrohliche Lage gerieten. Leutnant Alfred Richter, Zugführer der B-Kompanie des 34. Panzer-Bataillons, bat per Funk um Rückzugserlaubnis von der Ortschaft Wistedt zurück bis hinter einen kleinen Wasserlauf, ungefähr 50 Yards vor dem Ort gelegen. Um 05.00 Uhr war feindliche Infanterie über den Wasserlauf vorgedrungen, stärkere Kräfte schlossen auf und bedrängten unsere zweiten Züge von drei Seiten. Daraufhin zogen sich die zweiten Züge über das kleine Gewässer zurück und setzten sich nach Langenapel ab, wo die dritten Züge in Stellung lagen. Colonel Burten (46. Panzer-Grenadier-Bataillon) kam um 06.30 Uhr mit den A-Kompanien in Langenapel an. Die Anwesenheit seiner Streitmacht entmutigte den Feind, er unternahm keine weiteren Angriffe. In Wistedt fanden unsere Truppen beträchtliche Anzeichen von der Wirkung unserer Artillerie. Insgesamt machten wir 171 Gefangene, 24 LKWs, 10 Anhänger, zwei Halbkettenfahrzeuge, sechs Spähwagen sowie zwei Sturmgeschütze wurden zerstört. Inzwischen befanden sich die A-Kompanien auf einer breiten Front in Bereitstellung. Nach der Einnahme von Wistedt, starteten sie einen Angriff auf den Ort Henningen. Dieser Ort wurde schnell erobert, mit einer großen Zahl Gefangener. Die meisten Gefangenen stammten aus der Panzer-Brigade „Feldherrnhalle“. Aus derselben Einheit, die dem Kampfkommando A im September 1944 in der Nähe von Luxemburg solch einen harten Kampf aufgezwungen hatte. ---- General Oliver und der Kommandeur des Kampfkommandos A, General Regnier kamen an die Front bei Wistedt, um den Einsatz zu koordinieren. Nachdem Wistedt zurückerobert war, beobachtete General Oliver das Kampfgeschehen von dort. Der Divisionsstab war von Neumühle nach Salzwedel in die Fallschirmjäger-Kaserne verlegt worden, um von dort den Angriff auf das Wendland zu leiten. Nach dem Abschluss der Operation zogen die Stabsoffiziere wieder in das Schloss, sie wollten die Annehmlichkeiten, Bäder, Kühlschränke und eine vorzügliche Ausstattung nicht missen. Bis zum Mittag hatten die Amerikaner den Angriff abgewehrt, die deutschen Kräfte zerschlagen und Henningen erobert. Die Reste der Kampfgruppe zogen sich nach Bergen und in den Bombecker Forst zurück. Die Amerikaner nahmen die Flankenbedrohung ernst und vernichteten erst die Kräfte im Bombecker Forst, ehe sie in diesem Abschnitt mit dem Angriff auf das Wendland begannen. Um ein Ausweichen der deutschen Kräfte nach Norden zu verhindern, war eine Kompanie Panzergrenadiere von Seeben aus bis zur Bahnlinie Salzwedel-Uelzen vorgerückt und dort in Stellung gegangen, während die übrigen Panzergrenadiere und Panzer von Süden und Südosten nach Norden vorgingen. Das 95. Panzer-Feldartillerie-Bataillon belegte das Waldgebiet mit starkem Feuer. Im Bericht des 10. Panzer-Bataillons steht: --- Da geplant war, dass beide Kampfgruppen gleichzeitig nach Norden vorstoßen sollten, aber die Kampfgruppe Hamberg (Oberst William A. Hamberg, Kommandeur des 10. Panzer-Bataillon) durch die „Bombeck Fights“ (Kampf bei Bombeck) aufgehalten wurde, konnte der Angriff der Kampfgruppe Hamberg nach Norden erst nach Beseitigung dieses Widerstandes fortgesetzt werden. Da waren sieben Artillerie-Batterien, die für den „Bombeck Fights“ in neue Stellungen gebracht werden mussten. Die C-Kompanien errichteten Straßensperren bei Seeben und entlang jeder Entkommens-Route, die nach Norden führte. Die A-Kompanien bezogen Stellungen bei Groß Gerstedt und Wieblitz. Der in den Wäldern befindliche Feind wurde mit Artillerie eingedeckt und mehr als 100 Gefangene wanderten daraufhin zu unseren Vorposten und ließen sich gefangen nehmen. Kampfkommando A stieß nach Norden an der feindlichen Flanke vor, wodurch ab 17.00 Uhr alle Möglichkeiten des Entkommens für den Feind verhindert waren. Um 17.30 Uhr griffen die A-Kompanien den Feind von Süden und Westen an. Ein feindlicher Panzer wurde, beim Versuch zu entkommen abgeschossen. Sechs weitere Panzer Mark IV wurden zusammen mit 20 Lastwagen verlassen und aufgegeben entdeckt. Drei weitere Panzer konnten tatsächlich eine Straßensperre der C-Kompanie durchbrechen, aber einer wurde mit der „Bazooka“ (amerikanische Panzerfaust) aus 300 Yards Entfernung abgeschossen. Die anderen entkamen in den Gefechtsstreifen des Kampfkommandos A. Die A-Kompanien erhielten kein feindliches Feuer und sie machten 40 Gefangene. --- Im Bericht des Kampfkommandos B, welches über Heuersburg auf Lüchow vorgehen soll, heißt es: --- Das Kampfkommando A an unserer linken Flanke traf auf beträchtlichen Widerstand von Panzern und Infanterie, so dass wir für eine Verteidigung nach Westen vorbereitet sein mussten, falls der Feind Richtung unserer Stellungen ausweichen sollte. Um 14.30 Uhr erhielten wir Befehl, den Vormarsch fortzusetzen, da die Situation an unserer linken Flanke bereinigt schien. --- Der Abschlussbericht der 5. US-Panzer-Division vermerkt: --- Am 21. April begann die Division den Großangriff nach Norden ab Ausgangslinie Dähre-Salzwedel mit CCA auf der linken und CCR auf der rechten Seite. Noch vor dem Großangriff wurde CCA von Teilen der Division „Clausewitz“ angegriffen. Artilleriefeuer wurde auf die angreifenden Streitkräfte gelegt, so dass die ihren Angriff abbrachen und sich in die nördlichen Waldgebiete zurückzogen. CCR wurde bis 15.00 Uhr in seinem Vormarsch nach Norden aufgehalten. Der Grund lag darin, dass der Widerstand an der Front von CCA ein paralleles Vorgehen beider Kampfkommandos verhinderte. Anderenfalls wäre Flankenbedrohung entstanden. Nachdem CCA den Widerstand in seinem Abschnitt gebrochen hatte, rückte CCR unter Führung seines 47. Panzer-Grenadier-Bataillons auf der Straße Salzwedel-Lüchow nach Norden vor. Unter Führung des 10. Panzer-Bataillons griffen die anderen Einheiten auf der linken Seite an, um die Widerstandsnester in den Wäldern bei Bombeck zu beseitigen. Die Divisions-Artillerie erledigte ihren wirkungsvollen Unterstützungsauftrag wie üblich. Unordnung und Zersprengung der feindlichen Kräfte bestätigen die Genauigkeit des Artilleriefeuers. -- Die Beseitigung der Widerstandsnester war bis zum Abend des 21. April im Wesentlichen abgeschlossen. Am 21. und 22. bergen die Soldaten der 5. US-Panzer-Division 259 tote deutsche Soldaten und machen 977 Gefangene.
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An schwerem Kriegsgerät erbeutet die 5. US-Panzer-Division bei den Kämpfen gegen die „Clausewitz-Truppen“ vom 16. bis 22. April 32 Panzer IV, 3 „Panther“ Panzer, 1 „Tiger“ Panzer, 39 Sturmgeschütze verschiedener Typen, 49 Schützenpanzer und einen Bergepanzer. Hinzu kommen Nebelwerfer, 7,5 cm Panzerabwehrgeschütze auf SFL, Flakgeschütze auf SFL, LKW, Anhänger, Kübelwagen usw. Über 20 000 Liter Benzin werden erbeutet. Das 407. Infanterie-Regiment von der 102. US-Infanterie-Division, welches an der Zerschlagung der „Clausewitz“-Kampfgruppen im Raum Diesdorf-Lindhof-Haselhorst, Klötze und Fallersleben beteiligt ist, erbeutet 25 gepanzerte Fahrzeuge und 40 Halbketten SPW. Von diesem Regiment werden 1 000 Gefangene registriert. Zwei Gräber in einem Waldstück bei Seeben geben Zeugnis von diesen Kämpfen. Dort wurden Klaus Baron und Franz Faht begraben. Die beiden Toten wurden 12 Tage nach den Kämpfen von Edgar Bußmann gefunden. Auf dem Friedhof in Rockenthin ist ein deutscher Offizier beigesetzt. So schnell wie das XXXIX. Panzer-Korps und die Panzer-Division „Clausewitz“ aufgestellt worden waren, so schnell wurden sie zerschlagen. Zum Abschluss seines Berichts schreibt General Unrein: --- Truppenführung und Truppe handelten befehlsgemäß, da sie bestrebt waren, nach besten Kräften zu einer Entlastung beizutragen. Clausewitz schreibt in seinem Werk „Vom Kriege“ über solch Handeln: --- Wie hoch auch der Wert des Mutes und der Standhaftigkeit im Krieg angeschlagen werden muss, so gibt es doch einen Punkt, über den hinaus das Verharren im Krieg nur eine verzweiflungsvolle Torheit genannt und also von keiner Kritik gebilligt werden kann. --- Wie realitätsfremd die Planungen des OKW zu diesem Zeitpunkt sind, zeigt der Befehl des OKW/WF Stab vom 23. April an das AOK 12 (Armee Wenk): --- Der Angriff des XXXIX. Panzer-Korps ist einzustellen und des Korps auf das Ostufer der Elbe zurückzuführen. Später Einsatz an der Berlinfront, je nach Entwicklung er Lage. --- Wer der Vernichtung oder Gefangennahme vorerst entgangen war, versuchte sich zu den Brückenköpfen Dömitz und Lenzen durchzuschlagen. Die meisten Soldaten des XXXIX. Panzer-Korps werden auf dem Weg dorthin im Wendland gefangengenommen. Die Operation gegen das Wendland war bis zum 25. April abgeschlossen, die Brückenköpfe waren liquidiert und die Elbelinie durchgehend besetzt. Der aufgeriebene Korpsstab des XXXIX. Panzerkorps kann schnell wieder formiert werden. Neuer Kommandeur wird Generalleutnant Karl Arnd. Der Rest des XXXIX. Panzerkorps bekommt von der 12. Armee den Auftrag die Elbelinie von Bleckede bis Havelberg zu sichern. Ab dem 1. Mai wird das Panzerkorps an die Havelfront verlegt und noch in Abwehrkämpfe mit den Sowjets hineingezogen. Das Infanterie-Regiment „Winter“, welches vom 1. Mai die Elbefront von Wittenberge bis Tangermünde mit zwei Bataillone besetzt hält, hatte den ausdrücklichen Befehl, nicht zu kämpfen, nur zu beobachten und sich abgesetzt zurückzuhalten. Durch strikte Einhaltung dieses Befehls ist es in dieser Zeit bis zum Übergang über die Elbe zu keinem Gefecht mit den Amerikanern gekommen. Ihre Patrouillen wurden in diesem Abschnitt nicht behindert. Der Regiments-Gefechtsstand befand sich in Wust, dort lag auch das 3. Bataillon. Die letzte Aufgabe des Korpsstabes war die Organisation des Übergangs an der Übersetzstelle Tangermünde. Durch straffe Organisation konnten dort stündlich etwa 1 000 Mann in amerikanische Gefangenschaft gehen. In seinem Bericht für die „Historical Division“ der US-Army schreibt Generalleutnant Arndt über dieses letzte Kapitel des XXXIX. Panzerkorps: --- Den Russen war es gelungen im Laufe des 4.5. in die Verteidigungslinie Molkenberg - Rehberg - Elbe Einbrüche zu erzielen, war aber durch Gegenstöße behindert im allgemeinen nicht vorwärts gekommen. In dieser Frontlage erhielt das XXXIX. Korps den Befehl in der Nacht vom 4. zum 5. 5. Über den großen Brückenkopf zurückgehend sich vom Feinde zu lösen und bei Fischbeck zum Übergang bei Tangermünde zu sammeln. Gleichzeitig erhielt der Korpsstab den Auftrag den Übergang für alle auf Tangermünde angesetzten Truppen zu leiten. Es waren vorgesehen für den nördlichen Übergang (Eisenbahn Stendal): Die Korpsgruppe Reimann, für Übergang Tangermünde: Truppen der 9. Armee Truppen des XXXIX. Panzerkorps Truppen des XX. Korps Für südlichen Übergang Ferchland die Truppen des XXXXVIII. Panzerkorps Mit dem 5.5. früh begann auf einem Brückensteg an der zerstörten Straßenbrücke Tangermünde der sorgfältig gesteuerte Übergang der Truppen. Als Durchschnitt wurde je Stunde 1000 Mann erreicht, so dass bei Tangermünde etwa 49000 Mann am 7.5. 45 mittags übergegangen waren. Mit den beiden anderen Übergängen im Norden und Süden und mit den an anderen Stellen vorgenommenen Verwundeten Abschub sind in dieser Zeit etwa 85000 Mann übergegangen.
Verbleib der Gefallenen Der Leser wird sich fragen, wo die von den Amerikanern geborgenen deutschen Soldaten geblieben sind. Die deutschen Verwundeten haben die amerikanischen Sanitäter in der Regel geborgen und versorgt, aber was ist mit den Toten geschehen? In den wenigen bekannten Soldatengräbern auf den Friedhöfen der Altmark können sie nicht beigesetzt sein. Sie ruhen auf Soldatenfriedhöfen in Deutschland und den Niederlanden. In den ersten Tagen des Vorstoßes zur Elbe haben sich die Amerikaner nicht mit der Bergung der Gefallenen aufgehalten. Selbst die vielen Gefangenen waren Ballast für die Kampfeinheiten. Gefangene wurden irgendwo eingesperrt und zur Bewachung hat man befreite Franzosen oder Polen eingesetzt. Die Verwundeten wurden von der Bevölkerung geborgen und versorgt, die Gefallenen auf den Friedhöfen beigesetzt. Diese Gräber wurden von den Amerikanern nicht angetastet und werden teilweise noch heute gepflegt. (z. B. Lindhof, Winterfeld, Wiebke, Hanum, Haselhorst, Zichtau usw.) Nachdem Deutschland am 11. Dezember 1941 den USA den Krieg erklärt hatte, versprach der damalige Präsident Franklin D. Roosevelt dem Senat und dem amerikanischen Volk, dass kein amerikanischer Soldat im Falle des Todes in deutscher Erde beigesetzt werden würde. Im Zuge der beginnenden Aufrüstung und Mobilisierung der Streitkräfte, wurden die War Graves Registration Kompanien (WGR Co) aufgestellt. Ihre Aufgabe war die Bergung, Identifizierung und Beisetzung gefallenen amerikanischer Soldaten, sowie die Einrichtung von Soldatenfriedhöfen und die damit verbundene Verwaltungsarbeit. Nach den ersten Kämpfen in Afrika begannen diese Kompanien auch die deutschen Gefallenen zu bestatten. Jedes US-Korps bekam eine solche Kompanie zugewiesen. Für das XIII. US-Korps war es die 611. WGR Co. unter dem Kommando von Hauptmann Joseph J. Shomon. Den Kampfverbänden folgend, erreichte diese Kompanie mit ihren 6 Offizieren und 119 Mannschaftsdienstgraden am 6. November 1944 Margraten in Holland, wo der Stab bis zum 7. Juli 1945 verblieben ist. Bei Margraten wurde ein amerikanischer Soldatenfriedhof angelegt, auf dem alle im nördlichen Frontabschnitt gefallenen Amerikaner beigesetzt wurden. Verantwortlich für diesen Friedhof war Leutnant Doyle O. Jensen. Ungewöhnlich ist, dass man neben dem amerikanischen Friedhof einen solchen für deutsche Gefallene angelegt hat. Auf diesem Soldatenfriedhof wurden bis zum 26. April 3000 deutsche Soldaten beigesetzt. Für die ordnungsgemäße Beisetzung der deutschen gefallenen war Leutnant Glen M. Williams verantwortlich. Die ursprünglich in Margraten beigesetzten deutschen Soldaten wurden ab Oktober 1946 durch den Niederländischen Gräberdienst auf den Zentralfriedhof Ysselsteyn, südwestlich von Venry in der Provinz Limburg umgebettet. Auf diesem Soldatenfriedhof liegen 85 Gefallenen des Ersten Weltkriegs und 31538 des Zweiten. Bis zum März 1945 bereitete der Transport keine Probleme, sie traten erst mit dem schnellen Vormarsch zur Elbe auf. Da der Transport von der Elbe bis Margraten mindestens zwei Tage beanspruchte, legte der 3. Zug unter Leutnant Williams für die deutschen Gefallenen am 13. April 1945 einen Soldatenfriedhof bei Buschkamp / Bielefeld an. Auf diesem Soldatenfriedhof ruhen 588 deutsche Soldaten. Durch den verkürzten Anfahrtsweg konnten die Transport-LKW die Strecke an einem Tag bewältigen. Die Identifizierung der Gefallenen war und ist aus mehreren Gründen schwierig. Vielen Soldaten waren bereits vor der Bergung persönliche Dinge und Erkennungsmarken abgenommen worden. Dadurch war es den Soldaten der WGR Co oft nicht möglich den Toten zu identifizieren und das Beerdigungs-Protokoll (Name, Einheit, Nr. der Erkennungsmarke, Todestag und Fundort) ordnungsgemäß auszufüllen. Ein weiteres Problem ist die Nachlässigkeit, mit der die Registrierung durchgeführt wurde. Die Unterlagen sind oft unleserlich, Daten, Namen, Fundort, Einheit usw. falsch geschrieben. Man hat sich nicht übermäßige Mühe mit den deutschen Gefallenen gegeben. Wichtig war die Bestattung der Leichen. Das Gleiche trifft auch für die in den Sammel- und Gefangenenlagern verstorbenen Soldaten zu.
F. – W. Schulz Zur Klauskirche 49 29410 salzwedel OT Stappenbeck
Generalleutnant Martin Unrein, Kommandeur der Panzer-Division „Clausewitz“ Foto: Schulz
General der Panzertruppe Karl Decker, Kommandeur des XXXIX. Panzerkorps Foto: Schulz
Britische Kolonne am 13. April 1945 auf dem Weg von Celle nach Uelzen Foto: Schulz
Britische Panzertruppen am 15. April 1945 im Vorfeld von Uelzen Foto: Schulz
Zeichnung von W. Daum Am Ortseingang vom zerstörten Stadensen liegt ein Abgeschossener deutscher Panzer V Foto: Schulz
Eine amerikanische Fahrzeugkolonne begegnet einer Kolonne deutscher Kriegsgefangener auf dem Weg zu einem Sammelpunkt Foto: Schulz
Amerikanischer Panzer sichert eine Straßeneinmündung Foto: Schwerdtfeger
Ein amerikanischer Panzer hat am Waldrand Stellung Bezogen Foto: Schwerdtfeger
Was nach den Kämpfen bleibt, sind tote Soldaten und Kriegsschrott. Abgestellter deutscher Panzer V Foto: Schwerdtfeger
Vernichtetes deutsches Sturmgeschütz im Klötzer Wald Foto: Schwerdtfeger
Um den Angriff auf das Wendland zu koordinieren, verlegt der Stab der 5. US-PD von Neumühle nach Salzwedel in die Fallschirmjäger-Kaserne auf dem Fliegerhorst Foto: Schwerdtfeger
Der am 11. April 1945 bei Maxdorf abgestellte deutsche Jagdpanter Foto: Schulz
Eine Flasche Whisky für die Bedienung des Flakgeschützes, welches am 21. April 1945 den deutschen Düsenjäger bei Kusey abgeschossen hat Foto: R. Schulze
Soldatengräber auf dem Friedhof in Hanum Dort liegen sechs deutsche Soldaten, welche am 19. April 1945 Gefallen sind Foto: Schulz
Grab des am 19. April 1945 bei Lindhof gefallenen deutschen Soldaten Josef Brenner Foto: Schulz
Das Grab der am 19. April 1945 vor Haselhorst gefallenen Panzerbesatzung, E. Clauss, H. Ludewig, R. Scheller, W. Schneider, H. Spanner und L. Wegener Foto: Schulz
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Hallo, die Geschichte mit den Nachtsichtgeräten im Panther bleibt für mich nach wie vor spannend. Klaus Voss hat in seiner Beschreibung der PD ,,Clausewitz"doch durch die Veröffentlichung des Beitrages von K. Jahn, Munster ab S.329 - 349 einiges Interessantes dazu zu berichten. Ich gehe davon aus, dass die erwähnten Beispiele für den Einsatz von Panthern mit Nachtsichtgeräten sowohl in Ungarn (Stuhlweißenburg) als auch an der besagten Kanalbrücke in Fallersleben zutreffend sind. Warum die Amerikaner nichts erwähnten, nachdem sie die entsprechende Technik erbeuteten, könnte ich mir mit der absoluten Geheimhaltung erklären, die über dererlei Sachen verhängt wurden. Schließlich gab es so etwas noch nicht. MfG Rüdiger
Die Geschichte mit den Nachtsichtgeräten an der Kanalbrücke in Fallersleben habe ich vor einiger Zeit auch gelesen jedoch in einem Landserheftchen. Desshalb hab ich der Geschichte auch nicht so eine Bedeutung beigemessen. Wir wissen alle wie seriös die Dinger sind und wie schwammig hier die Quellenlage ist. Dennoch werde ich mal sehen ob ich das Heftchen noch mal irgendwie auftreibe. Sollten etwa diese Heftchen besser sein als ihr Ruf. Ich denke aber eher das hier irgendwo abgeschrieben wurde und dann eine Geschichte drumherum gemacht wurde. spusu
Hallo, meine bisherigen Erkenntnisse zum Thema ,,Nachtsichtgeräte im Panther" stammen aus dem Buch von Kl. Voss / P. Kehlenbeck ,,Letzte Divisionen 1945", wobei sich Voss mit der PD ,,Clausewitz befasst und Kehlenbeck mit der Infanteriedivision ,,Schill". Im Rahmen der PD ,,Clausewitz" lässt ja Voss, was ich bereits schon schrieb, K. Jahn mit seinen Ausführungen zum Thema,, Nachtsichtgeräte in der dt. Wehrmacht" zu Wort kommen. Halte dies schon für seriös. Im Forum ,,Panzerarchiv"wurde auch davon ausgegangen, dass dererlei Geräte in Panthern bereits zu Beginn 1945 zum Einsatz kamen und die Russen eine Prämie für den Abschuss eines solchen Panzers boten. Da hatten wohl die dt. Panzerbesatzungen ordentliche Kampfergebnisse erzielt. Woher der Schreiberling des besagten Landserheftchen seine Erkenntnisse her hat, ist mir nicht bekannt. Entweder schrieb er bei Voss oder Jahn einfach nur ab. Vielleicht hat im Wiki geholfen MfG Rüdiger
Kehlenbeck hatte noch ein anderes Buch geschrieben "Schicksalsstrom..." wo er seine Erlebnisse niederschrieb... Aber da ist dazu auch nichts zu finden.
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Ich habe hier mal eine Skizze zu dem Thema, erstellt von General Blumentritt, aus seinem Bericht an die Alliierten, MS-B-361, The last Battles of the AOK Blumentritt. Bild entfernt (keine Rechte) Bild entfernt (keine Rechte) Skizze von ihm selbst unterzeichnet: Bild entfernt (keine Rechte)
Zitat von MAGADO-2 im Beitrag #7An schwerem Kriegsgerät erbeutet die 5. US-Panzer-Division bei den Kämpfen gegen die „Clausewitz-Truppen“ vom 16. bis 22. April 32 Panzer IV, 3 „Panther“ Panzer, 1 „Tiger“ Panzer, 39 Sturmgeschütze verschiedener Typen, 49 Schützenpanzer und einen Bergepanzer. Hinzu kommen Nebelwerfer, 7,5 cm Panzerabwehrgeschütze auf SFL, Flakgeschütze auf SFL, LKW, Anhänger, Kübelwagen usw. Über 20 000 Liter Benzin werden erbeutet. Das 407. Infanterie-Regiment von der 102. US-Infanterie-Division, welches an der Zerschlagung der „Clausewitz“-Kampfgruppen im Raum Diesdorf-Lindhof-Haselhorst, Klötze und Fallersleben beteiligt ist, erbeutet 25 gepanzerte Fahrzeuge und 40 Halbketten SPW. Von diesem Regiment werden 1 000 Gefangene registriert.
Zwei Gräber in einem Waldstück bei Seeben geben Zeugnis von diesen Kämpfen. Dort wurden Klaus Baron und Franz Faht begraben.
Bild entfernt (keine Rechte)
Seeben liegt Nördlich von Halle/Saale, die beiden Soldaten liegen in einem Waldstück an der B 71 bei dem Ort Seebenau, und auch zu dem erbeuteten Material ist meine persönliche Meinung,...man sollte nicht alles glauben.