Zitat von Turm im Beitrag #4Diese Aufnahme kannte ich noch nicht. In einem alten Adreßbuch fand ich die Kakao- u. Schokoladenweke "MOST". Die Häuserzeile stand einmal zwischen "Alte Ulrichstr." und "Schöneeckstr.". Blickrichtung Richtung Süden.
Ich war erst etwas irritiert: also "MOST" ist der nördliche Bereich. MfG Hugo
Eine der schillerndsten Nazi-Größen in Magdeburg war der NSDAP-Kreisliter Krause. Als es allerdings deutlich bergab ging mit dem 1000jährigen hatte er die Hosen voll. So muss man sein Verhalten wohl einschätzen, wenn man die Fakten betrachtet und 1 + 1 zusammenzählt. Ein Bericht der Magdeburgischen Zeitung vom 20.12.1943 hält fest: Krankheitsurlaub für Kreisleiter Krause Oberbannführer Tichy mit der Vertretung beauftragt Unterm 18. Dezember veröffentlichte die Gauleitung Magdeburg-Anhalt der NSDAP. folgende, von Gauleiter Rudolf Jordan unterzeichnete parteiamtliche Bekanntmachung: "Der Leiter des Kreises Magdeburg, Oberbereichsleiter Pg. R. Krause, hat mich gebeten, ihm zur Wiederherstellung seines schon seit langem geschwächten Gesundheitszustandes in seinem Amt als Kreisleiter auf die Dauer von sechs Monaten zu beurlauben. Ich habe dieser Bitte entsprochen und die Vertretung bis auf weiters dem mit der Leitung des Gau-Organisationsamtes beauftragten Oberbannführer Pg. Hans Tichy unter Beibehaltung seines Amtes übertragen." Es ist höchst unwahrscheinlich, dass ein so exponierter Pg. tatsächlich einen 6-monatigen Urlaub erhalten hat. Beamte, die das Pensionsalter erreicht hatten, durften nicht in den Ruhestand gehen, alle Frauen bis 45 und Männer bis 60 Jahre waren zu diesem Zeitpunkt praktisch zur Arbeit zwangsverpflichtet. Da ist es wahrscheinlicher, dass der 49jährige Krause wegen Unfähigkeit aus seinem Amt entfernt wurde. In der Magdeburgischen Zeitung wird in der Folgezeit Tichy als Organisator der Evakuierung der Magdeburger Zivilbevölkerung häufig erwähnt. Auch besucht er Rüstungsbetriebe in der Stadt, um sich über die sozialen Bedingungen in der Nachtschicht zu informieren, fährt zu den Evakuierten und in die Orte, in denen Magdeburger Schüler untergebracht wurden. Daneben nimmt er ab März 1944 regelmäßig an den Ratsherrensitzungen in Magdeburg teil. Alles Aktivitäten, über die in ähnlicher Art von Krause nicht berichtet wurde. So hatte dieser bereits seit 1942 nicht mehr an Ratsherrensitzungen teilgenommen. Die nach der verlorenen Schlacht um Stalingrad eingeleiteten Maßnahmen des Reichsverteidigungskommissars Jordan wurden offensichtlich von Krause auch nicht umgesetzt - aus der befristeten Beurlaubung wurde er auch nicht wieder zurückgeholt, so dass sich der genannte Eindruck aufdrängt. Die letzten öffentlichen Auftritte hatte Krause als „Reichsredner“ in der ersten Jahreshälfte 1943 in NSDAP-Veranstaltungen Magdeburger Ortsgruppen und am 31. 10. 1943 in einer Durchhalte-Veranstaltung in der Halle Land und Stadt.
Krause bei der Besichtigung der Folgen der Pogromnacht an der Magdeburger Synygoge. (Bild aus dem Archiv der Synagogengemeinde Magdeburg)
Hugo
hat folgende Bilder an diesen Beitrag angehängt
PG Patschke scheint zumindest in den ersten Jahren seiner Mitgliedschaft ein aktives Mitglied gewesen zu sein, sonst wäre nicht 4x kurz hinter einander zum Reichsparteitag nach Nürnberg gefahren....
Die Teilnahme am Reichsparteitag war für NSDAP-Mitglieder nicht verpflichtend. Das hätte schon aus technischen Gründen nicht funktioniert, da die Mitgliederzahl Ende 1939 bereits 3,9 Millionen betrug. Der Magdeburger Oberbürgermeister ordnet am 13.8.1934 z.B. an, dass alle Dezernenten, die Mitglied der NSDAP sind, nach Möglichkeit am Parteitag der NSDAP teilnehmen sollen, dabei vergisst er nicht darauf hinzuweisen, dass die Fahrt nach Nürnberg auf eigene Kosten zu erfolgen hat (Stadtarchiv Magdeburg, Rep. 18.4 Bü 76, Bl. 37). Aus Magdeburg fahren dennoch am 5. 9. 1934 fünf Sonderzüge zum Parteitag der NSDAP nach Nürnberg. In den Folgejahren gibt es für die Teilnahme an den Parteitagen keine Empfehlungen des Oberbürgermeisters mehr. Bei "eigene Kosten" ist übrigens Unterbringung und Verpflegung inbegriffen. Da gab es bestimmt manches Parteimitglied, das in dieser Zeit froh war, seine Familie über die Runden zu bringen. Seine Hoffnungen waren zwar nicht auf das Jenseits gerichtet, bestimmt aber auf das strahlende Großdeutschland, welches die Partei zu schaffen versprach.
Ich möchte meinen vorhergehenden Beitrag noch ergänzen. Die Teilnahme an Reichsparteitagen der NSDAP war natürlich nur für "einfache" Parteimitglieder freiwillig und auf eigene Kosten möglich. Das waren dann mit Urlaubsinanspruchnahme, Reise, Übernachtung und Verpflegung doch erhebliche finanzielle Belastungen für einen Teilnehmer. Bezahlter Urlaub wird zu dieser Zeit in Deutschland häufiger gewährt (es gibt keine reichseinheitliche Urlaubsgesetzgebung). In Magdeburg erhalten Arbeiter in der Metall verarbeitenden Industrie 1938 allgemein 7 bis 12 Tage Jahresurlaub (einige auch mehr), gegenüber drei Urlaubstagen von 1932/33 ist das eine erhebliche Verbesserung. Anders sieht es bei privilegierten Parteigenossen aus. So z.B. 1936 beim Oberpräsidenten der Provinz Sachsen v. Ulrich, der in Magdeburg residiert. Am 6. 12. 1933 wird er durch Erlass Oberpräsident. Ihm unmittelbar unterstellt sind der Vizepräsident, der Polizeipräsident, die Polizeidirektoren und die Landräte. Von Ulrich gehört zur Alten Garde, er war am 12. 11. 1925 Mitglied der NSDAP geworden und hatte die Mitglieds-Nr. 23 471. Für ihn ist die Teilnahme am Reichsparteitag, im Gegensatz zu den Dezernenten der Stadtverwaltung, Dienstreise und die Benutzung des Dienstwagens ist ihm freigestellt. Lediglich Urlaub für den Besuch der Olympischen Winterspiele in Garmisch-Partenkirchen in der Zeit vom 10.-15. 2. 1936 wird ihm als Privatvergnügen angerechnet.
Das mit dem Urlaub in der Zeit des Gröfaz kann ich bestätigen, da mein Großvater als einer der wenigen damals in einem Kraftwerk arbeitenden Elektroschweißer 14 Tage bezahlten Urlaub bekam. Ob er allerdings auch in Nürnberg zum Reichsparteitag gefahren ist, entzieht sich meiner Kenntnis. Er hat sich aber zeit seines Lebens nach 45 dafür geschämt, dass er Adolf H. damals auf den Leim gekrochen ist. MfG Wirbelwind