70 Jahre früher war Judenverfolgung in Preußen noch kein Thema - konnte doch sogar der Staat ausgezeichnete Geschäfte mit ihnen machen. So hielt es sogar das Kriegsministerium für wichtig, Pferdeverkäufe (ausgemusterte Dienstpferde) nicht an jüdischen Fest- und Feiertagen stattfinden zulassen. Unter anderen verkauften Feld-Artillerie-Regimenter und Train-Bataillone ihre ausrangierten Dienstpferde in eigener Verantwortung.
Es gab durchaus Zeiten, da waren die Juden im Städtischen Leben ganz normal integriert. Verfolgungen und Vertreibungen waren aber lange vor dem 3.Reich auch vorhanden. Es gab Zeiten, da wurden Juden durch das Sudenburger Tor aus der Stadt vertrieben....... Heute fast vergessen.
Es gibt drei Sorten von Menschen: Die Lebenden, die Toten...und die Seefahrer
Nachricht von:Dr. Ute Hoffmann (ute.hoffmann@erinnern.org) ----------------------------- Im Zusammenhang mit der Biographie von Paul Rinkel bin ich auf den Eintrag auf Ihrer Website gestoßen. Die Angaben können so nicht stimmen. 1941 gab es definitiv keine Transporte aus dem KZ Buchenwald in die Gasmordanstalt Bernburg. Die kamen erst 1942 und auf den Listen betr. Buchenwald ist kein Paul Rinkel verzeichnet. Ich vermute, dass es sich um einen Patienten aus der Heilanstalt Jerichow handelt, der unter Angabe des Wohnortes Magdeburg auf der Transportliste von Jerichow nach Bernburg vom 21.02.1941 steht und zwar unter der Bezeichnung \"Paul Israel Rinkel\". Mit der üblichen Falschbeurkundung würde auch der 07.03.1941 als vorgeblicher Todestag passen. Ich bitte deshalb um Information, aus welcher Quelle Sie die Angaben zu Paul Rinkel haben. Ich hoffe auf Ihr Interesse an der Klärung dieser Biographie.\r\n\r\nMit freundlichen Grüßen Dr. Ute Hoffmann
Gedenkstätte für Opfer der NS- „Euthanasie“ Bernburg Frau Dr. U. H.
Betreff: Rinkel, Paul *10.5.1890 – 07.03.1941 Hier: BE 2 – Gedenkbucheintrag Bezug: Ihre Nachricht vom 18.01.2022
Sehr geehrte Frau Dr. H.
für Ihre E-Mail bezüglich des Gedenkbucheintrags von Paul Rinkel, die zuständigkeitshalber an mich weitergeleitet wurde, danke ich Ihnen.
In der Tat scheint der konkrete Eintrag für Paul Rinkel, geboren am 10.05.1890 in Magdeburg, nicht ganz stimmig zu sein. Als sicher belegt kann folgendes gelten:
Laut dem hier vorliegenden Beleg aus dem Landesarchiv Sachsen-Anhalt (Eingangsbuch des Magdeburger Polizeigefängnisses) wurde Paul Rinkel am 10.11.1938 verhaftet und ins Magdeburg Polizeigefängnis verbracht („Schutzhaft“. Von dort soll er ins Konzentrationslager Buchenwald deportiert worden sein. Konkrete Zugangsdaten sind hierzu nicht verzeichnet. Darüber hinaus liegt uns eine offizielle Todesmeldung von Paul Rinkel für den 07.03.1941 vor. Eine entsprechende Karteikarte findet sich beispielsweise auch in den Arolsen Archives. Dass es sich bei dem darauf angegebenen Datum nicht um das tatsächliche Todesdatum handelt, sondern der Verschleierung diente, war bereits bekannt. Aus technischen Gründen konnte dieser Hinweis jedoch nicht im Gedenkbuch abgebildet werden.
Nach Prüfung aller vorliegenden Informationen gehe ich abschließend nicht davon aus, dass es sich hier um zwei unterschiedliche Personen handelt. Vielmehr wurde aufgrund fehlender Daten die Deportationschronologie nicht korrekt dargestellt. Vermutlich wurde Raul Rinkel bereits im Januar/Februar 1939 wieder aus Buchenwald entlassen und erst zu einem späteren Zeitpunkt als Patient in die Heilanstalt Jerichow eingewiesen. Von dort ist er Ihren Angaben zufolge am 21.2.1941 in die „Euthanasie“ -Anstalt Bernburg transportiert und am gleichen Tag getötet worden. Dies passt zu dem obligatorischen falschen Todesdatum zwei Wochen später.
Den Gedenkbucheintrag für Paul Rinkel werde ich entsprechend abändern. Hierzu bitte ich Sie, mir den Nachweis über das Einlieferungs- bzw. Todesdatum von Paul Rinkel am 21.02.1941 zukommen zu lassen, damit ich diesen als Quelle in unserer Datenbank hinterlegen kann.
Für weitere Fragen oder Anmerkungen zu einzelnen Gedenkbucheinträgen können Sie sich jederzeit gern wieder an mich wenden.
Mit freundlichen Grüßen
Im Auftrag
A. E. Dieses Schreiben wurde maschinell erstellt und ist ohne Unterschrift gültig.
Am 9. November 1938 entfesseln die Nazis die gewalttätigsten Pogrome gegen Jüdinnen und Juden seit dem Mittelalter. Die Pogrome bilden den brutalen Schlusspunkt für das öffentliche jüdische Leben sowie den Auftakt zu Ghettoisierung, Deportation und Vernichtung.
In Magdeburg hetzt NSDAP-Kreisleiter Rudolf Krause am Abend des 9. November 1938 SA-, SS- und Parteiangehörige zu den antisemitischen Ausschreitungen auf.
Mindestens 30 Geschäfte - darunter die Papierhandlung Sperling, das Kaufhaus Karfiol, die Musikalienhandlung Silbermann, Lederwaren Reinhold und das Modehaus Modern - und mehrere Arztpraxen und Wohnungen von Menschen jüdischer Herkunft werden verwüstet. Die Innenräume der Synagoge werden von der SA mit Sprengstoff zerstört, Unterlagen und religiöse Kultgegenstände öffentlich verbrannt. Gestapo, SS und SA drangsalieren und misshandeln jüdische Bürger*innen. 120 Männer werden verhaftet und in das KZ Buchenwald verschleppt.
Heute erinnert Magdeburg an die Opfer der Novemberpogrome von 1938 mit einer Gedenkveranstaltung um 17 Uhr im Forum Gestaltung. Im Anschluss gibt es einen stillen Gedenkweg zum Mahnmal der zerstörten Synagoge. Dort können Lichter und Blumen abgelegt werden.
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