Habe noch einige Zeitungsausschnitte aus hiesiger VS gefunden. Einige stelle ich hier mal ein. Eine Aufnahme vom 02.03.1991. Solche Unfälle passierten zu DDR-Zeiten öfters unter den Brücken.
In Aufbruchstimmung einer ungewissen Zukunft entgegen Volksstimme vom 05.03.1991
Ich habe gerade noch eine Info aus dem Handelshafen aus DDR-Zeiten...
Auf dem Bild zu sehen :
In dem Kreis befand sich ein Hügel ca 2m hoch, der auf der Krone eine Mulde hatte... diese Mulde wurde von den Russ. Soldaten mit Stangen verstärkt und oben mit einem Tarnnetz überdeckt. Fertig war ein Klasse Beobachtungsposten. Die roten Linien waren die Blickrichtung zur alten Eisenbahnbrücke. Der Herr vom Hafen erzählte mir das es die einzigste Zugverbindung nach Berlin aus der Richtung war und die Amerikaner fuhren auf der Linie wohl Kriegsmaterial...damit die Russ. immer genau wussten wieviel in etwa und was...bauten sie diesen Posten...der Bereich im Hafen um den Kreis war Sperrgebiet und besetzt. Es gab dort auch eine Art Magazin und Sauna...das Gelände hieß wohl Potsdamer (....)...nach dem Abzug wurde der Hügel erst mit Bänke versehen und im Zuge des Baus eines Radweges entfernt...
Falls nicht anders deklariert, stammen hochgeladene Bilder aus meinem Privatarchiv !
Die Überwachung amerikanischer Transporte von der Position im Hafen möchte ich in die Kategorie "Urban Legends" einordnen. Für eine Überwachung der Bahnstrecke nach Berlin hat es, das Bild von @Magado-2 beweist es, deutlich bessere Plätze gegeben. Nicht zuletzt, wenn man ungestört sein wollte, inerhalb des Kasernenobjektes vom 245. Mot.-Scützen Regiment.
Wenn nicht anders bezeichnet, sind die gezeigten Bilder mein Eigentum. Eine nicht komerzielle Nutzung meiner Bilder ist grundsätzlich erlaubt.
Von der Verabschiedung auf dem Domplatz müsste ich noch einen Zeitungsausschnitt haben. Muß erst suchen. Im Januar 1991 fand ein sogenannter "Tag der offenen Tür" in der ehemaligen Hindenburg-Kaserne statt. Von diesem Ereignis habe ich noch ein paar Aufnahmen gefunden. Meine ersten Farbfotos nach der Wende.
Zwar nicht MD aber dennoch eine interessante wie kuriose Hinterlassenschaft der Roten Armee vom Flugplatz in Jüterbog. Aufgelistet sind hier 24 sowjetische Flugplätze auf dem Gebiet der ehemaligen DDR, einschließlich Straßenkarte!! Wenn ich mit meinen mangelhaften Russischkenntnissen die Liste richtig deute stehen hier die Straßenkilometer und die Fahrzeit (Straße) nicht etwa Flugzeit!!! Traut hier die Luftwaffe ihren eigenen Flugzeugen nicht.
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Zu sehen ist die Karte und vieles mehr im Shelter Albrecht
Ähnliche Karten für Fliegers gibt es auch. Hier handelt es sich um eine Wegekarte zwecks Verlegung von Einheiten oder dienstliche Fahrten der Angehörigen der CA. Wege und Zeit sind vorgeschrieben und waren auch mit den Behörden der DDR abgestimmt. Wie ich lesen konnte, sind da Orte wie Parchim, Stendal, Templin, Wittstock, Falkenberg u.a. aufgeführt. Alles Flugplätze bzw. ähnliche Einrichtungen. Wir lachen heute darüber, aber es hatte für die Sowjetarmee schon seine Bedeutung. Bildtafeln gab es in der CA eine Menge, sie zeigten immer, wie ein richtiger Soldat auszusehen hat u.a. Dienstelemente. War nicht mal so schlecht, was ich sehe, verinnerlich ich auch.
ZitatDas erste Bild stellt die Ausweichplätze des Flugplatzes Werneuchen dar. Aufgetragen sind der Name des Platzes, der Funkrufname, der Kurs zu diesem Platz, die Entfernung in km, die Flugzeit bei 800 km/h Geschwindigkeit usw..
Die zweite Darstellung zeigt die Luftraumstruktur des Großraumes Berlin. dargestellt sind die Kontrollzone von Berlin, die Zonen der jeweiligen Flugplätze mit ihren Höhenbegrenzungen, den jeweiligen Flugtagen pro Woche an diesen Plätzen, Funkfeuer, weitere Sperrzonen (z.B. über TÜPl.), die internationalen Luftstraßen usw.
Rote Armee: Auf Befehl zu allem bereit Auf dem Gebiet Sachsen-Anhalts gab es 183 sowjetische Einrichtungen / Vor 20 Jahren zogen die letzten Soldaten ab Von Matthias Fricke Magdeburg Juri Kulik kommt aus der Ukraine und ist inzwischen 50 Jahre alt. Sein durchtrainierter Körper lässt seine persönliche Geschichte als Elitesoldat und Fallschirmjäger erahnen. Der ehemalige Offi - zier lebt in Magdeburg und hat ein Drei-Jahres-Visum. Länger geht es nicht. Zurzeit arbeitet er für eine deutsch-ukrainische Firma. „Man schlägt sich eben so durch“, sagt er. Dieses Leben kennt er seit gut 20 Jahren. Davor war alles anders. Ganz anders. Kulik schloss Mitte der 80er Jahre die Offi ziersschule in Nowosibirsk als Oberleutnant ab. Der Fallschirmjäger hat eine Spezialausbildung im Nahkampf. 1987 wurde der Elitesoldat nach Burg zu einem Fallschirmjägerregiment versetzt. „Von der Spezialeinheit wussten nur wenige. Wir wa ren fast nur Offi ziere.“ Zu den bekannteren Einheiten an seinem Standort in Burg zählten aber noch Tausende weitere Soldaten und Offi ziere. Ganz in der Nähe, in Altengra- bow (Jerichower Land), befand sich sogar einer der größten Stützpunkte der Sowjets auf dem Gebiet der DDR. „Wer Probleme bereitet hat, konnte gleich seine Sachen packen und war nur 24 Stunden später zurück in Russland.“ Juri Kulik, Fallschirmjäger Die Kreisstadt Burg habe er in den vier Jahren kaum zu Gesicht bekommen. „Wir haben immer nur trainiert und keine freie Minute gehabt“, sagt der Fallschirmspringer. Ohnehin durften Soldaten so gut wie nie raus aus der Kaserne, bei Offi - zieren war es verpönt. Erlaubt war der Ausgang ohnehin nur im Garnisonsbereich. Berlin zu besuchen, sei sogar ein absolutes Tabu gewesen. Kulik: „Wer Probleme bereitet hat, konnte gleich seine Sachen packen und war nur 24 Stunden später zurück in Russland.“ Strenge und Disziplin gehörten zum Kasernen-Alltag. Dort ging niemand zimperlich mit dem anderen um. Die Soldaten und Offiziere ertrugen es dennoch. „Einen solchen Gehorsam und Patriotismus habe ich seitdem nie mehr erlebt. Ich glaube, wir hätten damals auf Befehl alles gemacht, sagt der Ukrainer heute. Mit dem Zusammenbruch der DDR, zerbröselte aber nicht nur der Patriotismus, sondern auch der absolute Gehorsam in den Einheiten. Viele Offi ziere und deren Familien empfanden die Art und Weise des Abzugs als „ungerecht und demütigend“, wie es der russische Literat und Menschenrechtler Lew Kopelew damals formulierte. Im September 1990 gab es in Burg im Umfeld der Kaserne sogar eine Demonstration der Offi - ziersfrauen. Es war bis zu diesem Zeitpunkt eine einmalige Situation, die man unter den damaligen Umständen fast als Meuterei bezeichnen könnte. Ausgangspunkt war die Ungewissheit, wo die Familien nach dem Abzug hinsollten. Damals ging das Gerücht um, dass es am neuen Verlegungsziel im Nordkaukasus noch keine Wohnungen gab. Deutschland hatte sich zwar im Rahmen des Zwei-plus-Vier-Vertrages zur Zahlung von umgerechnet 7,5 Milliarden Euro zur Deckung der Kosten des Rückzuges, der Umschulung und dem Bau von Wohnungen verpflichtet. Doch das Geld kam in Russland selten dort an, wo die Offi ziere stationiert waren. „Viele haben zum Teil in Zelten gelebt und einige der Familien sind daran auch zerbrochen“, erinnert sich Kulik. „Wir sind in meinem Wartburg-Tourist losgefahren, und mit meinen russichen Dokumenten gab es an der tschechischen Grenze keine Probleme.“ Boris Pikalow, damaliger Zivilangestellter Er selbst musste als einer der ersten die Koffer packen. Seine Spezialeinheit sollte möglichst schnell verschwinden. „Die meisten Informationen bekamen wir damals aus dem Fernsehen. Wir durften zwar keine deutschen Sender sehen, haben es aber trotzdem gemacht“, sagt der Ukrainer. Er wurde 1991 in eine Kaserne nach Zentral-Russland ver setzt. Kurze Zeit später löste sich die Spezialeinheit auf. Als Geheimnisträger durfte er das Land aber nicht verlassen. Erst Anfang 1994 wurde dieser Status aufgehoben. „Mit der Reisefreiheit konnte ich aber wenig anfangen, weil ich kein Geld hatte“, so Kulik. Später sei der Ukrainer dann in seine Heimat zurückgekehrt und schlägt sich mit Jobs bis heute durch – gerade mal wieder für ein paar Jahre in Magdeburg. Boris Pikalow, gebürtiger Russe, hat seine Zeit beim Militär ganz anders erlebt und genoss wesentlich mehr Freiheiten. Er kam als Bauingenieur und Zivilangestellter 1981 nach Magdeburg. Heizhäuser und Gruppenunterkünfte in Burg sowie auch ein Gebäude der Abhörstation auf dem Brocken entstammen seiner Arbeit. In den fünf Jahren als Zivilangestellter der Sowjetarmee lernte er seine deutsche Frau Birgit bei einer Feier der Deutsch-Sowjetischen-Freundschaft kennen. Zwei Töchter kamen in der Zeit zur Welt. Solche gelebte Freundschaft mit dem „Großen Bruder“ wurde vor allem von der DDR-Führung gerne gesehen. Pikalow erhielt dafür sogar eine mit tausend DDR-Mark dotierte Medaille. Anders als die Offi ziere und Soldaten durfte sich der Zivilangestellte frei bewegen. Mit seinem sowjetischen Reisepass kam der Russe samt Töchter 1988 sogar auf den Kurfürstendamm in Westberlin. „Das war damals kein Problem“, sagt er. Als sein Vertrag mit dem Militär auslief, durfte Pikalow auch in Magdeburg bleiben. Er übernahm eine Stelle bei der Reichsbahndirektion und überwachte russische Militärzüge. Mit seinem Sowjet-Pass half Pikalow 1989 auch Nachbarn, nach Prag zu kommen. Ein Russe als Fluchthelfer. Pikalow: „Wir sind mit meinem „Die Jungen wurden zwar mehrmals nach dem Kohle-Klau auf russisch beschimpft, aber ansonsten ordentlich behandelt.“ Wilfried Gille, Gardeleger Wartburg-Tourist losgefahren und mit meinen russischen Dokumenten gab es an der tschechischen Grenze keine Probleme.“ Mit der Wiedervereinigung stellte sich auch für Pikalow die Frage nach der Heimkehr. „Doch zu Hause war das Chaos ja noch größer“, sagt er. Bis 1995 schlug sich der Familienvater mit Gelegenheitsjobs in Magdeburg durch. In den Jahren 2000 bis 2006 verdiente der gebürtige Russe als Selbständiger zunächst mit Telefonkarten für Ferngespräche sein Geld und jetzt mit Reisen in die ehemaligen Sowjetrepubliken. Er sagt von sich: „Nach 33 Jahren fühle ich mich als Magdeburger.“ Die Deutschen haben hingegen andere Erinnerungen. Nicht nur negative, wie zum Beispiel an die rund 3000 zum Teil als Schrottimmobilien hinterlassenen Kasernen und munitionsverseuchten Flächen. Wilfried Gille aus Gardelegen: „1985 sind mein Sohn und sein Freund festgenommen worden, weil sie auf dem Kasernengelände in Gardelegen Kohlen für ihren Spielbunker klauen wollten. Nach der Festnahme fuhr man sie samt Kohlesack zur Kommandantur. Die Jungen wurden zwar auf russisch beschimpft, aber ansonsten ordentlich behandelt.“ Nach fünf Stunden kam die Volkspolizei und notierte die Personalien. „Später ist zum Glück nichts gekommen“, sagt der Rentner. Heute gebe es am Stadtzentrum nur noch einen sowjetischen Soldatenfriedhof. Der letzte Oberkommandierende der Westgruppe der Truppen, General Matwej Burlakow, meldete am 31. August 1994 den vollständigen Abzug aller Soldaten. Nach Angaben des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes in Potsdam gab es in Sachsen-Anhalt 183 Standorte des russischen Militärs. 83 im ehemaligen Bezirk Magdeburg.
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Sowjetische Truppen auf dem DDR-Gebiet Bezeichnung: Aus den Sowjetischen Besatzungstruppen (1945) wurde 1954 die Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland (GSSD). Ab 1989 bis zum Abzug im Jahr 1994 bezeichnete man sie offi ziell als Westgruppe der Truppen (WGT). Personal: 337 800 Soldaten befanden sich 1991 in 24 Divisionen, verteilt auf fünf Land- und eine Luftarmee. Dazu kamen 207 400 Familienangehörige. Es gab mehr als 770 Kasernenanlagen an 276 Orten in der ehemaligen DDR. Technik: Zur Ausrüstung der Truppen gehörten im Jahr 1991 noch 4200 Panzer, 8200 gepanzerte Fahrzeuge, 3600 Geschütze, 106 000 sonstige Kraftfahrzeuge, 690 Flugzeuge, 680 Hubschrauber, 180 Raketensysteme und 95 500 Kraftfahrzeuge.
Die Geschichte des Abzuges Der Zwei-plus-Vier-Vertrag ebnete nicht nur den Weg zur Wiedervereinigung beider deutscher Staaten, sondern regelte auch den Abzug der sowjetischen Truppen. Er sollte bis 31. Dezember 1994 erfolgen, wurde aber auf den 31. August 1994 vorgezogen. Etwas mehr als eine halbe Million Soldaten und Familienangehörige und mehr als 120 000 schwere Waffen sowie sonstiges militärisches Gerät mit einem Gewicht von 2,7 Millionen Tonnen mussten auf dem Seeweg (Rostock und Mukran auf Rügen) sowie über Polen zurückgebracht werden. Als Gegenleistung zahlte Deutschland 15 Milliarden D-Mark (7,5 Milliarden Euro). Eine offi zielle Abschiedsfeier gab es im Treptower Park in Berlin am 31. August 1994.
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Der namentlich erwähnte Juri Kulik dürfte in Burg im 899. Selbst. Fallschirmjägerbataillon (bzw. Luftlande- oder Luftstum) gedient haben, ein paar Jahr zuvor noch in Altengrabow-Rosenkrug stationiert. Sehr schöne Motive dazu kann man sich unter https://www.youtube.com/watch?v=Jj0BFIBcx3s#t=29 anschauen. Auch ist zu sehen das offensichtlich der Flugplatz Stendal für die Sprungausbildung genutzt wurde. Jede der fünf Armeen verfügte über ein solches Btl, einige davon wurden bereits 1989 abgezogen, andere kurzfristig umbasiert. Das MGFA hat über diesen wie auch andere Truppenteile vermutlich keine Informationen vorliegen, wie an der Grafik zu erkennen ist. Schöner MV-Artikel!
POTSDAM - Vor Ort ist von der Dramatik des damaligen Geschehens nichts mehr zu spüren. Auf einer schmalen Lichtung zieht sich eine Stromleitung durchs Gelände, daneben wuchern kleine Kiefern und anderes Unterholz. Reinhold Bewersdorf sucht eine Weile herum, dann hat er den Schauplatz gefunden. Im Auftrag der Treuhand war der 58-Jährige damals nicht weit entfernt als Wachschützer tätig. „Hier ist die Stelle“, sagt er. „Da drüben stand der Wachturm und hier ist noch der Original-Stacheldraht.“
Genau an diesem Ort am Rande des Truppenübungsplatzes Altengrabow im heutigen Sachsen-Anhalt wurde am 19. April 1991 ein Bundeswehroffizier von einem sowjetischen Wachposten angeschossen. Eine ausgesprochen heikle Angelegenheit zur damaligen Zeit: Die deutsche Wiedervereinigung war bereits vollzogen, aber auf dem Gebiet der ehemaligen DDR befanden sich noch Hunderttausende sowjetische Soldaten, Tausende Panzer, Artilleriegeschütze und riesige Mengen an Munition.
Die Stimmung war ohnehin aufgeheizt. Viele sowjetische Soldaten versuchten zu desertieren, andererseits wurden sie selbst aber auch immer wieder Opfer von rechtsextremen Übergriffen durch Skinheads. Auf deutscher Seite wusste niemand so richtig, was die „Westgruppe der Truppen“, wie die sowjetischen Streitkräfte in der DDR hießen, wirklich vorhatte. Und in diesem schwierigen Umfeld wurde der Kalte Krieg zum Schluss noch einmal ziemlich heiß: Schließlich war es seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs nicht allzu oft vorgekommen, dass ein russischer Soldat auf einen deutschen Soldaten schoss.
„Das hätte zu Verspannungen führen können“, erinnert sich Jörg Schönbohm, damals als Generalleutnant Befehlshaber des Bundeswehrkommandos Ost in Strausberg (Märkisch-Oderland). Zwei Tage nach dem Vorfall besuchte er den verletzten Major persönlich im Krankenhaus. „Ich habe zu ihm gesagt: Ich will nur eine Sache wissen. Haben Sie Abenteuer gespielt oder nicht? Da antwortete er: Herr General, ich kenne die sowjetischen Waffenbrüder. Wenn Sie da rangehen, dann schießen die. Und da ich das wusste, waren wir vorsichtig. Wir waren deutlich zu erkennen. Wir haben die Stelle nur fotografiert.“
Tatsächlich gehen die Darstellungen auf deutscher und russischer Seite heute noch auseinander. Nur so viel ist klar: Wenige Wochen vorher hatte es exakt an der gleichen Stelle einen ersten Zwischenfall gegeben. Bereits damals hatte ein sowjetischer Posten auf einen deutschen Kundschafter geschossen – wobei es aber keine Verletzten gab. Am 19. April waren nun offenbar drei Offiziere des Verteidigungsbezirkskommandos in Magdeburg unterwegs, um den ersten Vorfall zu untersuchen. Sie fuhren einen Wartburg mit Bundeswehr-Kennzeichen und trugen Uniform. Der verletzte Major, Eckardt Weiß, war zuvor Offizier der Nationalen Volksarmee (NVA) gewesen und wurde von der Bundeswehr für seinen Einsatz im Sommer 1991 mit dem Ehrenkreuz in Gold für vorbildliche Pflichterfüllung ausgezeichnet.
Nach deutscher Lesart blieben die Offiziere außerhalb des Sperrbereichs und waren damit beschäftigt, Zäune und Warnhinweise fotografisch zu dokumentieren. Sie seien erst unter Feuer genommen worden, als sie sich schon wieder in ihrem Auto befanden und wegfahren wollten, heißt es.
Bei den Russen klingt das anders. „Am Zaun hing ein Schild in deutscher Sprache: Halt, es wird geschossen“, berichtet der damalige sowjetische Oberkommandierende, Generaloberst Matwej Burlakow, später in einem Fernsehinterview mit dem MDR. „Sie standen da und lasen es durch. Ein Soldat vom Wachturm schrie: Halt! Sie zeigten keine Reaktion. Der eine hat den Stacheldraht auseinander geschoben, der andere wollte in das Loch hineinschlüpfen. Es sind Spione gewesen, die unsere Atomwaffen ausspionieren wollten.“
Nun lag beiden Seiten daran, einen Skandal zu vermeiden. Schönbohm musste im Verteidigungsausschuss des Bundestags vortragen, in der Presse wurde schon über seine Ablösung spekuliert. Burlakow wiederum fürchtete, der damalige deutsche Verteidigungsminister Gerhard Stoltenberg (CDU) würde wegen des Vorfalls nicht wie geplant am 26. April nach Wünsdorf kommen.
Deshalb setzten ausgerechnet die Kalten Krieger auf Deeskalation. Die Deutschen legten eine offizielle Verwahrung ein, die Russen erklärten ihr Mitgefühl mit dem verletzten Offizier. Am Ende kam Stoltenberg nach Wünsdorf, und zwischen den Büros der Oberbefehlshaber wurde ein rotes Telefon für ähnliche Notfälle installiert. „Durch die Art, wie die Sowjets damit umgegangen sind, konnte das eingefangen werden“, fasst Schönbohm, der spätere Brandenburger Innenminister zusammen. „Aber hinter diesem Zwischenfall steckte noch eine andere Geschichte. Und das war die Frage: Gab es damals noch Atomwaffen in Altengrabow, ja oder nein?“
Die Lagerung von sowjetischen Nuklearwaffen auf deutschem Territorium ist eines der spannendsten und geheimnisvollsten Kapitel des Kalten Krieges. Bis heute wird nirgendwo in öffentlich zugänglichen Quellen hieb- und stichfest dokumentiert, wo sie aufbewahrt wurden und wie der Abzug im Detail über die Bühne ging. Für zusätzliche Verwirrung sorgte Burlakow selbst, der zu Stalins Todestag am 5. März 1991 in Karlshorst erklärte, alle Atomwaffen hätten die ehemalige DDR verlassen. Das war aber falsch, wie sich im Nachhinein herausstellen sollte.
Beim Bundeswehrkommando Ost ging man jedenfalls davon aus, dass in Altengrabow, unweit der Grenze zu Brandenburg, noch welche lagerten. Möglicherweise war das sogar der Grund für die erste Erkundung. Nicht ganz zu Unrecht: Nach MAZ-Recherchen war auf dem Truppenübungsplatz tatsächlich die 3272. Bewegliche Raketentechnische Basis mit der Feldpostnummer 57851 zu Gange, die sich um die Kernsprengköpfe für die Kurzstreckenraketen der 3. Stoßarmee mit dem Stab in Magdeburg kümmerte. Das waren damals Raketen des Typs „Totschka“ (NATO-Bezeichnung: SS-21 oder „Scarab“) mit einer Reichweite von 120 Kilometern. Die dazugehörigen nuklearen Köpfe hatten eine Sprengkraft von bis zu 50 Kilotonnen – ein Mehrfaches der Hiroshima-Explosion.
Der Raketennachschub wurde in einer Reihe von auffälligen erdüberdeckten Garagen aufbewahrt. „Wir nannten das Missile Ready Building, übersetzt: Raketen-Bereitstellungs-Halle“, berichtet Charles Tuten, ehemaliger Luftbildauswerter des amerikanischen Geheimdienstes CIA. „Und der Bau dieser Garagen half uns während des Kalten Krieges sehr, solche Raketeneinheiten zu identifizieren.“ Wachschützer Bewersdorf erinnert sich noch genau daran, dass diese Halle später bei der Übergabe besonders „sauber und trocken“ gewesen ist. Heute hat die Bundeswehr dort den Bauhof des Standorts untergebracht.
Die todbringenden Sprengköpfe selbst hatten keine neuen Gebäude mit besonderen Sicherheitsvorrichtungen bekommen, stattdessen lagen sie ironischerweise in alten, nur geringfügig umgebauten Munitionslagerhäusern der früheren Wehrmacht. Angeliefert und ausgetauscht wurden sie per Eisenbahn. Die „Militärtransporte mit besonderem Sicherheits- und Geheimhaltungsbedürfnis“, wie es offiziell hieß, mussten nach einer Vorschrift der Westgruppe in Altengrabow nachts zwischen 22 und vier Uhr ankommen, um den Standort einige Tage später zwischen Mitternacht und sechs Uhr morgens wieder zu verlassen.
„Das waren die Dunkelmänner“, erzählt Christel Klein, Ehefrau des damaligen Bahnhofsvorstehers. Die Leute, die sich um Bewachung und Transport der heiklen Atomsprengköpfe kümmerten, hießen im Volksmund so, weil die Züge nur bei Dunkelheit ankommen und abfahren durften. Außerdem wurde vorher jedesmal die Außenbeleuchtung des Bahnhofs abgeschaltet. „Wenn man nicht so ein Geheimnis darum gemacht hätte“, meint die heute 73-Jährige, „hätte kein Deutscher hingeguckt. Aber so wurde man am nächsten Tag auf der Straße gefragt: Mensch, was war denn gestern Nacht wieder bei euch auf dem Bahnhof los?“
Das alles ist nun mehr als 20 Jahre her. Aus diesem zeitlichen Abstand lässt sich aber nicht nur die Frage beantworten, ob in Altengrabow überhaupt Atomwaffen lagerten, sondern auch, ob es dort Mitte April 1991 noch welche gab. Vieles spricht dafür, dass ein Großteil der sowjetischen Nuklearwaffen die DDR sehr früh, also noch im Herbst 1989, verlassen hat. Die Raketenbasis in Altengrabow wurde als eine der ersten Einheiten abgezogen. Die endgültige Auskunft aber gab Burlakow selbst noch vor seinem Tod in einem Interview. „Gerade in Altengrabow hatten wir ein Lager mit Nuklearmunition“, sagte er. „Es stand bereits leer. Das wussten die Deutschen aber nicht.“
Die deutschen Kundschafter hatten sich damals also umsonst bemüht. Die allerletzten sowjetischen Atomwaffen sind allerdings erst Ende Juni 1991 aus Deutschland verschwunden. Am 29. Juni trafen sich die Familien Schönbohm und Burlakow zu einem Essen in Schloss Wilkendorf in Altlandsberg (Märkisch-Oderland). Was dann geschah, schildert Schönbohms damaliger Übersetzer Bernhard Mroß gegenüber der MAZ folgendermaßen: „Es gab so eine Gurkensuppe, Akroschka auf Russisch, das weiß ich noch genau, und da sagte Burlakow plötzlich: Übrigens, Herr General, seit gestern sind die Kernwaffen aus Deutschland weg. Dem General Schönbohm ist der Löffel in die Suppe gefallen, es hat richtig gespritzt. Gegen Mitternacht sind die Burlakows dann weggefahren, und da sagte Schönbohm zu seiner Frau: Eveline, du kannst ja schon schlafen gehen, aber der Herr Mroß und ich, wir müssen jetzt noch ein Fernschreiben aufsetzen. Und dann haben wir das an unser Ministerium gemeldet.“ (Von Klaus Stark, Mitarbeit: Stefan Büttner, Martin Ebert )
Ich hatte mich gerade mal etwas mit Generaloberst Burlakow beschäftigt, als ich den Beitrag hier von @Spurensucher MD gelesen habe. Passen zu dem Thema fand ich ein Interview mit Burlakow am 19. August 2005 (aus Anlass seines 70. Geburtstages) in der Zeitung „Krasnaja Swesda“. Besonders interessant sind dabei die Ausführungen Burlakows zur Bewachung! Aber auch der zeitliche Abstand scheint nicht ohne Einfluss auf Wahrnehmung und Schilderung geblieben zu sein.
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(Quelle: Krasnaja Swesda 19. August 2005)
Frage: Versuchten die Deutschen nicht, mit eigenen Kräften genauere Informationen (über die sowjetischen Kernwaffen) zu erhalten?
Antwort: Natürlich gab es so etwas. Wir hatten da eine Basis, wo Atomwaffen gelagert wurden, zu dem Zeitpunkt waren sie allerdings schon abgezogen. Ein Wachposten war auf seiner Position . . . Man muss vorausschicken, dass wir 1992 50.000 Mann (aus dem Wehrdienst) entlassen haben – also 2 bzw. 1 ½ Jahrgänge gleichzeitig. Gratschow gab uns damals nicht einen Mann und uns fehlten die Soldaten für die Bewachung. Ich wandte mich an Achmedow, den Verteidigungsminister Usbekistans: „Hör mal, mein Freund, Du willst doch eine Armee aufstellen? Gib mir 10.000 Mann und ich bilde sie Dir aus!“ Präsident Karimow gab sein o.k. und wir holten 7.000 Mann von dort mit Flugzeugen zu uns. Ausgemacht waren eigentlich 8.000, wir hatten aber nicht genug Mittel für ihren Transport . . . Wir bildeten die Usbeken kurz aus und setzten sie als Wachposten ein, unsere Jungs bereiteten in der Zeit die Technik für den Abzug vor. Dann fuhren 3 deutsche Majore an die Absperrung. Es gab dort entsprechende Hinweistafeln auf Deutsch: „Halt!“ und „Halt – Schusswaffengebrauch!“ Ungeachtet dessen näherten sie sich der Absperrung, einer drehe sich um - und schlüpfte durch. Der Soldat schoss in die Luft aber der Deutsche reagierte nicht. Dann folgte ein gezielter Schuss, der den deutschen Major an der Schulter verwundete. Ich beschwerte mich, der Verteidigungsminister der BRD drückte seine Entschuldigung aus: es währe eine Art von Disziplinlosigkeit gewesen. Aber das waren Aufklärer, mit Dosimetern haben sie das Strahlungsniveau gemessen. Weitere Versuche gab es dann nicht.
Wenn nicht anders bezeichnet, sind die gezeigten Bilder mein Eigentum. Eine nicht komerzielle Nutzung meiner Bilder ist grundsätzlich erlaubt.