Hier eine Übersicht über die Vielfalt der Dienstmützen in den Kontingenten der Bundesländer. Später erfolgte die Vereinheitlichung durch die "Blaue".
Bild entfernt (keine Rechte)
Aus der Zeit der napoleonischen Kriege stammte eine besondere Form der Dienstmütze, die von den deutschen Streitkräften verwendet wurde. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts hatte sich diese Mütze stilistisch zu der Form entwickelt, die während des Ersten Weltkrieges bekannt wurde. Diese Dienstmütze war eine Schirmmütze mit einem Korpus aus farbigem Stoff. Die Farben entsprachen denen der dunkelblauen Uniform in Friedenszeiten. Sie wurde von allen Dienstgraden außerhalb der Parade getragen und hatte einen ledernen Kinnriemen und zwei kleine Kokarden. Die obere der beiden Kokarden war die National- oder Deutschekokarde und war rot, weiß und schwarz gefärbt. Die untere Kokarde Landeskokardc zeigte die Landesfarben. Wie die Kokarden auf den Helmen waren auch die Offizierskokarden auf der Dienstmütze im Allgemeinen von besserer Qualität und Ausführung als die die normalerweise bei der Version für die Mannschaften zu finden ist. Der Schirm der Mütze war in der Regel aus schwarzem, poliertem Leder und wurde von allen Dienstgraden getragen. Es wurde jedoch eine spezielle Version ohne Schirm entwickelt, die den anderen Dienstgraden als Felddienstmütze zur Verfügung stand. Die Weiterentwicklung der Felduniformausrüstung wurde fortgesetzt, als 1910 die Schirmmütze zur neu eingeführten Felduniform hinzugefügt wurde.
Während des Krieges und vor allem in den Schützengräben, als sich die Kopfbedeckung als eher unpraktisch erwies, wurde die Felddienstmütze weit verbreitet. Nach 1910, als die feldgraue Uniform zur Ausgehuniform geworden war, wurde sie als Feldmütze bezeichnet. Offiziere und Unteroffiziere wurden mit einer Feldmütze ausgestattet, die jedoch wie die Dienstmütze einen Schirm hatte. Der Unterschied zur Version vor 1910 bestand darin, dass diese Mütze, wie die Felduniform, feldgrau war. Die Mütze zeigte die Waffengattungen des Trägers durch die Farbe des Mützenbandes und die Paspelierung am Rande der Krempe an. Das Kokardensystem legte den Status fest, wie schon beschrieben.
Als Sicherheitsvorkehrung für den Einsatz im Feld oder an der Front wurden feldgraue Stoffüberzüge für das Mützenband ausgegeben, um eine Identifizierung der Einheiten durch feindliche Beobachter zu verhindern. Diese Stoffüberzüge unterschieden sich erheblich in ihrem Stil. Einige wurden fest an die Mützen genäht. Andere wurden vorübergehend mit einem Schnallenverschluss befestigt. Als 1915 die "blaue" Mütze eingeführt wurde, wurde gleichzeitig eine universelle Schirmmütze für alle Dienstgrade eingeführt. Der Verlauf des Krieges verhinderte, dass dieses Vorhaben zum Abschluss gebracht werden konnte, so dass bis zum Ende der Feindseligkeiten nur wenige Einheiten mit dieser neuen Kopfbedeckung ausgestattet waren.
Eine Lehre aus dem Grabenkrieg war, dass es keine wirklich geeignete Form der Kopfbedeckung für Kampfbedingungen gab, in denen die Feuerkraft des Gegners die traditionelleren Formen der Kampfführung überwog. Die bis dahin getragenen Kopfbedeckungen waren im Wesentlichen aus Traditions- und Stilempfinden heraus hergestellt worden, während die eher funktionale Anforderung, den Kopf vor Schüssen, Schrapnellen und hochwirksamen Geschossen zu schützen, nie wirklich ernsthaft in Betracht gezogen worden war. Das Gemetzel in den Schützengräben und die Tatsache, dass Schlachten unabhängig von den entscheidenden Manövern des Nahkampfes ausschließlich durch Fernkampftaktiken gewonnen oder verloren wurden, führten dazu, dass der Krieg nun unter neuen Regeln und Bedingungen geführt werden musste. Neue Maßnahmen mussten ergriffen werden, um der Situation gerecht zu werden.
Im Januar 1916 gingen die Sturmtruppen in Verdun mit einem Helmmuster in den Angriff, das es auf dem Schlachtfeld noch nie gegeben hatte. Es war der Stahlhelm, eine moderne Ausrüstung, die keinen Anspruch auf Schönheit erhebt. Sie war rein funktional und für die Rolle, die sie spielen sollte, bestens geeignet. Der aus Stahl hergestellte Helm hatte eine gewölbte Form, die den Kopf von der Stirn bis zum Nacken einhüllte. Weitaus schwerer als die traditionelle Pickelhaube und etwas unbequemer zu tragen, wurde der Stahlhelm sogleich als unverzichtbare Ergänzung der Uniform anerkannt. Sein Wert als Schutzpanzer war wichtiger als sein stumpfes und brutales Aussehen. Es wurde versucht, den Helm so angenehm wie möglich zu tragen. So wurde eine lederne Auskleidung des Helms angebracht, die zusammen mit dem Kinnriemen das Tragen des Helms in einer ziemlich festen Position ermöglichte. Dies bot dem Träger eine gute Rundumsicht und einen gewissen Schutz gegen das Eindringen von Geschossen und milderte gleichzeitig den Schock am Kopf im Falle eines direkten Treffers. Ein Stahlhelm, der von den alliierten Truppen den Spitznamen "Kohlenkübel" erhielt, wurde etwa zur gleichen Zeit von den Soldaten beider Seiten getragen. Eine flache Version mit breitem Rand wurde von den Briten und später auch von den Amerikanern hergestellt. Die Franzosen und Belgier begannen mit der Herstellung eigener Notmodelle, wobei sie die Formen nutzten, mit denen in der Vorkriegszeit die Messinghelme für die Feuerwehren hergestellt worden waren.
Der deutsche Stahlhelm, der durch seine runde Form und den kantigen Nackenvorsprung unverwechselbar ist, stellt für die meisten Menschen das Gesamtbild der deutschen Streitkräfte dar. Hoch oben an den Seiten des Helms waren zwei vorstehende Belüftungsstutzen angebracht. Diese erleichterten die Luftzirkulation im Inneren des Helms und dienten gleichzeitig als Träger für ein stahlverstärktes Visier, das von Scharfschützen als zusätzlicher Schutz getragen wurde. Scharfschützen, die während des Dienstes in einer stationären Position liegen mussten, wurden auch mit einer Körperpanzerung ausgestattet.
Nach der Einführung des Stahlhelms für die Fronttruppen wurden verschiedene Varianten getestet, um den Anforderungen in unterschiedlichen Bereichen gerecht zu werden. Für die Kavallerie wurde ein spezielles Muster mit einem ausgeschnittenen Teil an den Seiten des Schirms hergestellt. Das sollte den Reitern eine bessere Rundumsicht ermöglichen. Für Angehörige der Nachrichtenabteilungen an der Front wurde eine spezielle Variante in begrenzter Stückzahl hergestellt. Dieses Muster hatte eine besondere Modifikation, die es ermöglichte, Kopfhörer unter dem Helm zu tragen.
Die Lackierung des Stahlhelms war in der Regel feldgrau. Die steigende Nachfrage nach Helmen sowohl für die Fronttruppen als auch für die rückwärtigen Divisionen führte jedoch zu einer großen Vielfalt an Lackierungen, die alle nahe am Feldgrau lagen. Dies war darauf zurückzuführen, dass die Farbe von verschiedenen Werkstätten aufgetragen wurde.
Die für den Grabenkrieg entwickelten Techniken führten auf dem Schlachtfeld zu einem neuen System der Farbgebung. Das war die Tarnung. Man hatte schon lange erkannt, dass leuchtende Farben, markante Muster und reflektierende Metalle von feindlichen Verbänden leicht zu erkennen waren. Der Nachteil solcher Farben wurde nur allzu deutlich, als die Scharfschützen begannen, immer mehr Opfer zu fordern. So entstand eine Methode zur Tarnung der Truppen durch die Wahl der Farben. Im Allgemeinen wurden die Tarnfarben von den Truppen im Feld entwickelt, die ihre Ausrüstung in natürlichen Farben anstrichen, die sich mit dem umgebenden Gelände vermischten. Es wurden gesprenkelte Farben erprobt, die sich in einen farblich unterschiedlichen Hintergrund einfügen sollten. Überwiegend wurden von den Truppen im Feld Farben in Rot-, Grün-, Blau-, Schwarz-, Braun- und Gelbtönen verwendet, die sich auf natürliche Weise in die Umgebung einfügten.
An dieser Stelle will ich abschließen. Es gibt sicherlich noch viel Berichtenswertes, aber auch noch andere Themen.
Vielleicht komme ich auf die Uniformen - siehe Ärmelaufschläge - oder Feuerwehrhelme - siehe Ziegelbrecher - zurück.
Vielleicht auch auf den Garnisonsdienst (Wachdienst). Hat denn schon mal jemand nach dem Datum gesucht, an dem Magdeburgs Tore (auch Eisenbahntore!) nachts erstmals nicht mehr verschlossen wurden?
Also es gibt noch vieles zu entdecken.
An dieser Stelle möchte ich das Beispiel eines besonders gelungenen Helmschmucks einstellen.
Es handelt sich um den Feldharnisch der Adlergarnitur des Erzherzogs Ferdinand II. von Tirol (der Erzherzog hatte natürlich mehrere Garnituren im Kleiderschrank).
Gelebt hat Ferdinand II. von Tirol von 1529 bis 1590.
Die technischen Daten des Harnischs sind: Höhe 168,5 cm, Breite 72,5 cm, Tiefe 47 cm. Er wiegt 19,5 kg.
Hergestellt wurde er von Jörg Seusenhofer in Nürnberg.
Bild entfernt (keine Rechte)
Ich möchte noch nachtragen, dass sich zum Fototermin ein echter Mensch, allerdings nicht der Erzherzog persönlich, in den Harnisch hat einschließen lassen. Und noch was: Der Federschmuck ist eine moderne Nachbildung des Originals.
Anschauen kann man das gute Stück in Wien in der Hofjagd- und Rüstkammer des Kunsthistorischen Museums.
Zur Aufstellung über die Einführung und Verwendung des Helms mit Spitze in anderen Armeen (# 35) möchte ich nachtragen, dass die Päpstliche Schweizergarde diesen Helm bereits 1851 einführte und bis 1906 beibehielt.
Quelle: Die Päpstliche Schweizergarde, Prachtband zum Jahrestag des 500-jährigen Bestehens am 22. Januar 2006, Seite 39, 40