Uniformierung der vorläufigen Reichswehr/Reichsheer vom 5.5. 1919 bis 1. 1. 1921
Am 5. Mai 1919 wurde für die Verbände, die in die vorläufige Reichswehr übernommen werden sollten, Bestimmungen erlassen, die sich mit der Bekleidung und Ausrüstung befassten. Die Soldaten und Beamten schieden aus dem bisherigen Heer aus und wurden in die vorläufige Reichswehr neu eingestellt. Der Erlass trug die Unterschriften des Reichspräsidenten Ebert, Reichswehrminister Noskes und des Preußischen Kriegsministers Reinhard, als Mitglied der Reichsregierung. Die neue Bekleidung sollte sich an die alte anlehnen, da sie sich im Kriege bewährt hatte. Man konnte somit auf vorhandene Bestände zurückgreifen. Außerdem wollte man eine möglichst einfache und einheitliche Uniform für Feld und Heimat schaffen. Mit Rücksicht auf die ungünstige Rohstoff –und Finanzlage sollten in erster Linie die Heimattruppen umgerüstet werden, später auch die im Grenzschutz verwendeten Verbände. Am 1. Januar traten diese Bestimmungen in Kraft. Alle vor diesem Datum liegenden Bestimmungen wurden ungültig. Das Tragen der alten Abzeichen, wie Ärmelstreifen usw., war noch bis 1. April 1921 erlaubt, danach streng verboten. Dies war wegen der großen Verluste infolge von Diebstahl an Bekleidung und Ausrüstung notwendig, Von der Löhnung behielt der Truppenteil an jedem Zahltag 20,00 M bis zur Gesamthöhe von 200,00 M (8.5.1920: 500,00 M, 18.7.1920: 750,00 M) ein. Das Geld wurde auf einer Sparkasse zum üblichen Zins angelegt und beim Ausscheiden aus dem Dienst zurückgezahlt. Man versuchte so zu verhindern, dass die Soldaten nach der Einkleidung mit ihrer Uniform verschwanden.
1. Kopfbedeckung
Stahlhelme: Stahlhelme Modell 16, 17 und 18 wurden weiterhin getragen. Sie hatten feldgrauen oder buntfar-bigen Anstrich.
Feldmützen: An Stelle des bisherigen Krätzchens wurde eine Feldmütze mit weichem Tuchschirm und Tuch-kokarde in Landesfarben eingeführt. Diese Feldmütze konnte auch unter dem Stahlhelm getragen werden.
Dienstmützen: An Stelle der bisherigen Mützen wurde eine Mütze eingeführt, die stets zu tragen war, wenn nicht zu besonderen Diensten der Stahlhelm oder Feldmütze vorgeschrieben war. Die Mütze war ein Friedensbekleidungsstück. Die Form ähnelte der Einheitsfeldmütze der Offiziere aus feldgrauem Grundtuch, Besatzstreifen aus feldgrauem Abzeichentuch. Um die Ränder des Besatzstreifens und des Deckels verliefen Vorstöße in der Waffenfarbe. Der Mützenschirm und der Sturmriemen bestanden aus schwarzem Lackleder. Auf den Besatzstreifen wurde die Kokarde in den Farben schwarz-weiß-rot, ab29. September 1919 die Adlerkokarde, eingefasst von einem weißmetallenen Eichenlaubkranz getragen. Darüber, auf dem Grundtuch, befand sich eine Kokarde in den Landesfarben, wie sie früher für die Portepeeunteroffiziere vor-geschrieben war.
2. Bekleidung
Feldröcke: Statt der verschiedenen Uniformen wurde ein einheitlicher Uniformrock eingeführt. Der neue Feldrock hatte einen 4-6 cm hohen Stehumfallkragen aus feldgrauem Abzeichentuch. Beiderseits vorn am Kragen wurde als gemeinsames Reichswehrabzeichen eine graue Doppellitze, ähnlich der bisherigen Gardelitze für Mannschaften, getragen. Die Doppellitze war auf einer Patte aus feldgrauem Abzeichentuch aufgelegt. In der Litze befanden sich zwei farbige Streifen in der Hauptfarbe der Waffengattung. Auf den Schultern wurden Schulterschnüre getragen. Der Rock war mit 8 Metallknöpfen und 3 Kragenhaken zum schließen versehen. Die Knöpfe waren aus Metall und hatten einen Durchmesser von 19 mm. An der Vorderseite war der Rock mit zwei aufgesetzten Brust –und zwei eingeschnittenen Seitentaschen ausgestattet, die mit einer dreispitzigen Klappe und jeweils einem Knopf verschlossen wurden. Die Ärmel waren mit geschweiften Ärmelaufschlägen aus feldgrauem Abzeichentuch versehen, die an der hinteren Ärmelnaht mit je zwei Knöpfen verschlossen wurden. Der Rock hatte rückseitig einen dreiteiligen Schnitt mit einem Schlitz.
Mäntel: Anstatt des vorhandenen einreihig geschnittenen Mantels wurde ein neues Modell eingeführt. Es war zweireihig und mit 12 Knöpfen versehen. Knöpfe waren aus matthellem Metall und hatten einen Durchmesser von 19 mm. Am Kragen befanden sich keine Abzeichen, dafür wurden Schulterschnüre wie am Rock getragen. Der Mantel war mit zwei eingeschnittenen Seitentaschen versehen, die eine jeweilige Klappe ohne Knopf hatten. Mantelecken konnten aufgehakt werden.
Hosen: Feldgraue Tuchhosen ohne Vorstoß. An eigenen Hosen waren Stege erlaubt.
Fußbekleidung
Schwere Schnürschuhe mit Wickel –oder Ledermaschen: Unberittene trugen als Marschschuh schwere Schnürstiefel mit benagelter Doppelsohle und feldgraue Wickelgamaschen.
Reitstiefel, Reitstiefel mit steifem Schaft ohne Schnalle: Für Berittene wurden als Reitstiefel hohe Lederstiefel mit einem oben zum schnallen eingerichteten Schaft. Es durften auch Reitstiefel mit steifem Schaft ohne Schnallen getragen werden.
Leichte Schnürschuhe: Für alle Waffengattungen zum kleinen Dienst. Sie hatten eine Langsohle und leichte Benagelung. Das gesamte Schuhzeug war vor dem Gebrauch zu schwärzen.
Ausrüstungsstücke
Koppel: Für alle Waffengattungen Einheitskoppel mit Seitengewehrtasche. Schlossschnalle mattweißmetallen. Bei stärkerer Belastung waren auch zusätzlich 2 Hilfsriemen über den Schultern erlaubt.
Sporen: Generellsollen von allen Berittenen aller Dienstgrade Anschnallsporen mit schwarzem Sporenleder tragen.
Handschuhe: Fortfall aller weißen und braunen Handschuhe. Es durften nur noch graue getragen werden. Selbsteinkleider war das Tragen weißer Handschuhe außer Dienst erlaubt.
Seitenwaffen
Als einheitliche Seitenwaffe der Reichswehr trugen Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften das kurze Seitengewehr. Es befand sich am Koppel während des Dienstes und auf dem Weg zum und vom Dienst, sowie im Felde. Soldaten, die über 25 Dienstjahre gedient hatten, durften ihre Seitenwaffe am alten Koppel als Ehrenwaffe weiter tragen. Der Kavalleriedegen 89 kam am 22. Januar 1920 in Fortfall und wurde am 22. Juni 1920 durch den Artilleriesäbel ersetzt.
Dienstgradabzeichen
Sie bestanden für alle Dienstgrade einheitlich aus mattsilbernen 1 cm breiter Tresse. Sie wurden an beiden Ärmeln des Feldrockes und Mantels getragen. Wurden mehrere Tressen getragen, so war der Abstand zwischen ihnen 1 cm. Mannschaften und Unteroffiziere trugen ihre Dienstgradabzeichen auf den Oberärmeln mit den Armscheiben, Offiziere an den Unterärmeln oberhalb der Aufschläge. Es trugen: - Gefreite, Obergefreite eine 6 cm lange waagerechte Tresse - Unteroffiziere, Waffenmeisteruffz. mit 5jähriger Dienstzeit und Fähnriche zwei Tressenwickel, - Vizefeldwebel und Waffenmeisteruffz. mit 9jähriger Dienstzeit einen breiten aus drei Tressen zusammengesetzten Wickel, - Feldwebel, Oberwallmeister, Zeugfeldwebel, Festungsbaufeldwebel, Oberwallmeister, Wallmeister, Oberschirrmeister und Schirrmeister einen breiten aus drei Tressen zusammengesetzten und darüber, im Abstand von 1 cm, einen einfachen Tressenwickel, - Offiziersstellvertreter (entfallen), Obermusikmeister, Musikmeister, Unterärzte, Unterveterinäre einen breiten Tressenwickel und darüber einen einfachen. Der untere breitere war in eine Schleife gelegt. - Feldwebelleutnants (entfallen) und Leutnants eine um den ganzen Ärmel gehende Tresse, die an der Vorderseite des Ärmels eine Schleife bildete, - Oberleutnants zwei Tressen, die obere mit, die untere ohne Schleife, - Hauptleute/Rittmeister drei Tressen, obere mit, die unteren beiden ohne Schleife - Majore eine aus drei Tressen zusammengesetzte breite Tresse, die an der Vorderseite des Ärmels eine Spitze bildete, - Oberstleutnants eine aus drei zusammengesetzte breite Tresse und eine einfache Tresse mit Spitze, - Oberste eine breite Tresse und zwei einfache Tressen mit Spitze, - Generalmajor eine aus fünf Tressen zusammengesetzte breite Tresse, die an der Vorderseite des Ärmels eine Spitze bildete, - Generalleutnants eine aus fünf Tressen zusammengesetzte breite und eine einfache Tresse mit Spitze, - Generale der Infanterie, Artillerie, Kavallerie usw. eine aus fünf Tressen zusammengesetzte breite und zwei einfache Tressen mit Spitze An den Drillichröcken waren die gleichen Dienstgradabzeichen., jedoch aus 7 mm breiter Abzeichenborte zu tragen.
Abzeichen für besondere Dienstellungen
Schulterschnüre: Wehrleute, Gefreite, Obergefreite auf beiden Schultern (Rock und Mantel) feldgraue Schulterschnüre. Alle Führer, Uffz. Aufwärts, trugen mattsilberne, Generale und Generalsrangstehende Sanitätsoffiziere mattgoldene Schulterschnüre. Die Schnüre waren mit zwei geflochtenen Scheiben versehen.
Kragenspiegel, Vorstöße, Besatzstreifen: An Stelle der Doppellitze am Kragen trug man bisherige Stickerei auf Kragenpatten unverändert weiter. - Generale, Sanitätsoffiziere im Generalrang goldene Stickerei auf feldgrauen Kragenpatten, - Offiziere des Kriegsministeriums u.d. Generalstabes, - Sanitätsoffiziere und Veterinäroffiziere Generale und Generalstäbler trugen außerdem Vorstöße und Besatzstreifen an den Hosen.
Unterscheidungsabzeichen
Es gab Unterscheidungsabzeichen nach Truppenteilen und Waffengattungen sowie Abzeichen zur inneren Einteilung von Truppenteilen, die gleichzeitig Abzeichen für besondere Dienstellungen waren.
Armspiegel: Alle Soldaten und Beamte, mit Ausnahme der Generale und Beamte des Kriegsministeriums und des Generalstabes, trugen auf beiden Oberärmeln des Mantels und des Feldrocks Armspiegel. Sie bestanden aus feldgrauem Abzeichentuch mit einem Kranz in der Waffenfarbe, ggf. auch einen zweiten Kranz in der Nebenfarbe. In der Spiegelmitte waren Nummern, Buchstaben oder Abzeichen der Truppenteile oder der Tätigkeit angebracht. Unteroffiziere und Mannschaften aller Waffen, die sich die Befähigung zum Bedienen eines Maschinengewehres nach den besonderen Bestimmungen erworben hatten, trugen unter der Nummer einen Wickel. Spielleute trugen ein Horn; Obermusikmeister, Musikmeister, Hoboisten usw. eine Lyra. Sanitätsuffz. Und Sanitätsmannschaften trugen einen Äsculapstab. Alle Fahnen – und Beschlagschmiede trugen ein Hufeisen. Die zu Behörden, Inspektionen für Waffen und Gerät und zum Stamm der Waffenschule kommandierten Offiziere trugen Nummern auf den Armspiegeln. Die Armspiegel waren jeweils mit 4 Bändern versehen, die zur Befestigung an der Uniform dienten.
Troddel: Die Kennzeichen der inneren Einteilung der Truppenteile erfolgte durch die an den Seitengewehren zu tragenden Troddeln.
Troddelfarben der Mannschaften
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Für alle Dienstgrade vom Vizefeldwebel aufwärts und für Fähnriche war das Portepee vorgeschrieben. Sergeanten, Uffz., Obergefreite trugen die Troddeln in der Farbe wie für Uffz. Der Infanterie der Alten Armee.
Neutralitätszeichen: Freiwillige Krankenpfleger, Hilfskrankenträger, Sanitätspersonal. Abzeichen nur in Verbindung mit Ausweis.
Landsmannschaftsabzeichen, Abzeichen der Freiwilligenverbände (Freikorps): Um die landsmannschaftliche Zugehörigkeit der Soldaten deutlich zu machen, konnten Reichswehrangehörige links auf dem Besatzstreifen der Dienstmütze ein abnehmbares Landsmannschaftsabzeichen tragen. Außerdem durften Reichswehrverbände, die aus ehem. Freiwilligenverbände hervorgingen, Abzeichen dieser auf dem Oberarm unterhalb des Armspiegels weitertragen. Die Abzeichen mussten vom Träger selbst beschafft/bezahlt werden.
Uniformierung der Beamten
Für die in die Reichswehr übernommenen Beamten der Heeresverwaltung galten mit einigen Abweichungen die gleichen Bestimmungen wie für Soldaten.
Dienstgradabzeichen; - Räte der I. Klasse u. höher, Schulterschnüre, wie Generale, Besatzstreifen an Hosen. - Titularräte I. Kl. Und Oberintendanturräte, wie Oberstleutnant - Titularräte II. Kl. U. Armeemusikinspizienten (Professor), wie Major - Unterzahlmeister, Unterinspektoren usw. wie Offiziersstellvertreter - Unterbeamte mit Titel Ober – Geheimer als Zusatz u. Waffenmeister, wie Offiziersstellvertreter - Unterbeamte nach 9jähriger Militär –und Beamtenzeit, wie Vizefeldwebel, - Unterbeamte nach 5jähriger Militär –und Beamtenzeit, wie Sergeant, - Unterbeamte, die nicht unter obige Regel fielen, wie Uffz. Alle Beamten, denen vormals keine Blusenstickerei beigelegt war, hatten die Reichswehrdoppellitze mit dunkelgrüner Waffenfarbe anzulegen. Übrige Beamte trugen ihre alte Blusenstickerei auf den Patten weiter. Auf den Armspiegeln wurde ein „B“ getragen.
Alle geschriebenen Texte und Tabellen zur Reichswehr aus der Hand Magados Fortsetzung folgt
[ Editiert von Administrator MAGADO-2 am 04.12.12 20:12 ]
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