Zu unserem Problem: 2003 wurden im Kanalhafen Genthin bei Ausbaggerungen verschiedene Einzelteile unterschiedlicher Flugzeuge gefunden. Allerdings keine Bordwaffen und Munition. Dazu äußerte sich Torsten Wübber in einem Zeitungsinterview 2008. Er war der Meinung das eine He-219 mit einer Halifax LK 733 MP-B hier in Kollision gegangen sei. Beide Flieger stürzten ab und die Mannschaften kamen um. Heute wissen wir, das die Halifax an der Nordseeküste 22.1.44 notgewassert ist und die Mannschaft als versollen gilt. Die He-219 soll die Maschine von Manfred Meurer gewesen sein. Die allerdings kollidierte 15km östlich Magdeburg zwischen Wörmlitz und Ziepel mit einer Lancaster W 4852. Die Teile aus dem Kanal Genthin passen mit keiner der hier in frage kommenden Flugzeuge zusammen. Es stellte sich heraus, das es Beräumungsschrott 1944/45 und danach war, der im Hafen Genthin auf Kähne verladen wurde um nach Brandenburg zur Verwertung gebracht zu werden. Beim Verladen mit Greifer sind gelegentlich Teile in den Kanal gefallen und wurden 2003 gefunden. Das was sich als Seiten-Leitwerk zunächst einer Halifax, dann einer B24 darstellte, konnte nun endgültig als Fahrwerkklappe einer He-177 identifiziert werden. Damit konnte die Genthiner Legende aufgeklärt werden. Die Ermittlungen führten Peter Reinhardt (Flieger aus Berlin), Sven Holste (Linse) und ich bei Frank Illies in Reesen. Torsten Perl stand mit sachdienlichen Infos zur Seite. Zu dieser Geschichte wird im Juli in der Burger Volksstimme ein ganzseitiger Beitrag zu lesen sein. [[File:Klappe-002.jpg|none|fullsize]]
Keine Halifax sondern He-177
Magado-2 Wenn nicht anders ausgewiesen, dann Sammlung/Eigentum Magado Bilder/Beiträge dürfen "Nichtgewerblich" genutzt werden.
Neue Erkenntnisse zum Luftkampf zwischen Genthin und Wörmlitz 21. Januar 1944 - Die Identifizierung von Fliegerschrott -
Helmut Menzel, Heimatverein Burg und Umgebung e.V.
Im Juni 2021 trafen sich Luftkriegsforscher in Reesen auf dem Grundstück von Frank Illies. Peter Reinhardt aus Berlin packte seinen „Kriminalistenkoffer“ mit Laptop, Messinstumenten, PC-Mikroskop und Fotoausrüstung aus. Auf dem Grundstück stand Schrott aufgebaut. Allerdings war das kein gewöhnlicher Schrott. Es handelte sich um Flugzeugschrott der im Jahre 2003 im Genthiner Kanal im Hafenbereich bei Ausbaggerungen gefunden wurde. Werner Dietrich und Frank Illies wurden damals gerufen und sie sicherten die Teile. Das größte halbrunde Teil schien zu einem Seitenleitwerk eines britischen Halifax-Bombers zu gehören. Aber auch viele andere Teile wurden geborgen. Darunter war auch ein Flugzeug-Ölkühler einer deutschen Ju-88 und ein Propeller einer britischen Halifax. Die Gruppe Peter Reinhardt, Frank Illies, Helmut Menzel und Sven Holste untersuchten auch die kleineren Flugzeugteile mit kriminalistischer Akribie nach Seriennummern, Stempelungen und Prägezeichen.
Im Jahre 2008 interessierte sich bereits der Verein FFS „Flieger, Flugzeuge, Schicksale“ e.V. aus Wardenburg/Niedersachsen für den Fund im Genthiner Kanalabschnitt. Schnell stand fest, die Teile gehörten zur Halifax V LK733 MP-B der 76. Squadron die den Luftangriff auf Magdeburg in der Nacht vom 21. zum 22. Januar 1944 beteiligt war. Nach damaligen Wissensstand sei dieser Bomber mit einem deutschen Nachtjäger He-219 „Uhu“ vom Gruppenstab I/N.J.G. 1 Hauptmann Manfred Meurer über Genthin in der Luft zusammengestoßen. Beide Mannschaften kamen dabei ums Leben.
Inzwischen konnte das Schicksal der Halifax V LK733 geklärt werden. Dieser Bomber hatte durch Bordwaffenbeschuss beim Rückflug Schaden genommen und versuchte den Heimatflugplatz zu erreichen. Allerdings musste die Maschine an der Nordseeküste Notwassern. In eiskalten Wasser hatte die siebenköpfige Besatzung keinerlei Überlebenschance. Sie gilt noch heute als verschollen. Einen Zusammenstoß zweier Flugzeuge über Genthin gab es nicht. Auch die Luftlagemeldung der Luftschutzpolizei von dieser Nacht meldete ein solches Ereignis nicht. Allerdings wird der Absturz eines Lancaster-Bombers (Pfadfinder/Zielmarkierer) am Blockdamm bei Scharteucke nördlich von Genthin in dieser Nacht gemeldet, was auch durch den Ortschronisten Herrn Rohr aus Genthin bestätigt wurde. Es handelte sich um die Lancaster III; JB 488 OL-X der 83. Bombersquadron. Ein Besatzungsmitglied konnte mit dem Fallschirm aussteigen und wurde gefangen genommen. Sechs Besatzungsmitglieder fanden den Tod. Dieser Abschuss erfolgte zwischen 22.55 und 22.58 Uhr durch einen Schützen vom deutschen NJG 1 oder 3 im Luftkampf.
Wie verhielt es sich aber mit der Kollision der He-219 des Hauptmann Meurer mit einem britischen Bomber? Auch diese Frage kann nun geklärt werden. Um 23.10 Uhr meldete die Flakabteilung 434 den Abschuss einer Halifax bei Dannigkow. Hauptmann Meurer hatte bereits im nächtlichen Luftkampf mit seinem Nachtjäger He-219 auf sie angesetzt. Das Reichs-Luftfahrtsministerium hatte den Abschuss mit seinen Bordwaffen anerkannt. Für ihn sollte es sein letzte Erfolg mit seiner Waffenanlage sein. Meurer war schon zu Beginn des Luftkampfes im Luftraum über Magdeburg. Nach fast einer dreiviertel Stunde zog es ihn anscheinend erneut dorthin zurück. Als er diesen erreichte, muss vor ihm plötzlich vollkommen außerhalb des Zeittaktes ein viermotoriger Bomber aufgetaucht sein, in den er mit hoher Geschwindigkeit und mit voller Wucht hineinraste. Dieser „Abschuss“ wurde ihm als Lancaster um 23.50 noch postum anerkannt. Beide Maschinen wurden in der Luft zerfetzt. Die Lancaster I; W 4852 LS-B der 15. Squadron hatte sich noch mit Verspätung im Magdeburger Luftraum aufgehalten. Der Zusammenstoß ereignete sich etwa 15 km östlich von Magdeburg. Die siebenköpfige Bomberbesatzung und die zweiköpfige Besatzung des Nachtjägers Hauptmann Manfred Meurer und Oberfeldwebel Gerhard Schiebe fanden den Tod. Die Trümmer der Lancaster und der He-219 gingen zwischen Wörmlitz und Ziepel nieder. Meurer flog insgesamt 130 Kampfeinsätze und erzielte 65 Siege im nächtlichen Luftkampf. Dabei schoss er 40 viermotorige Bomber und zwei Mosquitos ab. Die britische Besatzung, was von ihr übrig war, wurde geborgen und vermutlich in Wörmlitz auf dem Friedhof beigesetzt. Nach dem Krieg erfolgte die Exhumierung. Die sterblichen Reste von Manfred Meurer wurden nach Hamburg überführt und die von Gerhard Schiebe nach Zerbst.
Um welche Flugzeugteile vom Bergungsort handelte es sich im Genthiner Kanal 2003? Auch dieses Rätsel konnte gelöst werden. Bei der Untersuchung der Teile im Juni 2021 stellte sich heraus, dass sie von mehreren unterschiedlichen Flugzeugen stammen. Dabei handelt es sich um Kleinteile der deutschen Ju-87 und Ju-88, der amerikanischen B-17 und B-24-Bomber, der britischen Halifax-Bomber (Propeller, Fahrwerksteile und Motorauspuff. Das vermeintliche Seitenleitwerk der Halifax konnte zweifelsfrei als Fahrwerkklappe einer deutschen He-177 zugeordnet werden. So stellte sich schließlich die Frage, wie all diese Teile auf engen Raum in den Genthiner Kanal am Stadthafen gelangten. Noch während des Krieges, aber spätestens kurz nach Kriegsende beräumte man alle Bruchstellen vom Militär- und Flugzeugschrott. Es ist auch bekannt, dass abgestellte und zum Teil ausgeschlachtete He-177 auf dem zerstörten Fliegerhorst Burg in den Splitterboxen standen. Die wurden nun zerlegt und der Schrott gelangte auf Fuhrwerken unter anderem zum Genthiner Hafen. Dieser Schrott wurde dort auf Kähne verladen um ihn nach Brandenburg zur Rohstoffgewinnung zu transportieren. Beim Verladen müssen gelegentlich Teile aus dem Greifer gerutscht und in den Kanal gefallen sein, die man 2003 wiederfand.
Magado-2 Wenn nicht anders ausgewiesen, dann Sammlung/Eigentum Magado Bilder/Beiträge dürfen "Nichtgewerblich" genutzt werden.