@ Hugo das mit der Spezialisierung könnte stimmen. Allerdings wussten die Briten ganz genau, was sie wie getroffen haben. Einige Ergebnisberichte habe ich. Während das BC der RAF ja in der Fläche wirksam wurde und die Beseitigung von Schwerpunkten, wie Fabriken eine willkommene Zugabe waren, griffen die Amis vorwiegend industrielle Ziele an. (Die Luftunterstützung für die Bodentruppen mal ausgenommen). Entsprechend des Area Bombing der Briten, war eine Spezialisierung nicht nötig. Ausgenommen die Crews der Pathfinder. Die waren exzellent geschult und erfahren. Die Kräfte des Hauptverbamdes hatten deren Markierungen zu bombardieren und mehr nicht. Von Spezialeinsätzen z. B. gegen die Talsperren mal abgesehen.
Linse
Wenn nicht explizit anders ausgewiesen, dann Sammlung/Eigentum Linse Bilder/Beiträge dürfen "Nichtgewerblich" genutzt werden.
Was die Flakstellung auf dem Turm des Gymnasiums am heutigen Schleinufer angeht, auch mal ein neuer Sachstand. Laut Berichten ehemaliger Schüler im Zusammenhang mit der Chronik der Schule, haben mehrere Schüler angegeben, dass dort tatsächlich ein Geschütz stand an dem sie eingesetzt waren. Nähere Angaben zum Typ dazu fehlen allerdings. Ich vermute mal 2cm Flak. Die Ausbildung der jugendlichen Bediener erfolgte in einem Barackenlager an der Leipziger Chaussee. Die heutige Bebauung (Ausstieg.... auf Dach) stimmt wohl nicht mehr mit dem Zustand der damaligen Zeit überein. Das Geschütz wurde nach den schweren Treffern des Gymnasiums entfernt und anderweitig verwendet.
Linse
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@ Linse Deine Meinung deckt sich mit meiner, allerdings war die RAF in der Präzision des Bombenabwurfs (Ausnahme: Mosquitos) nicht hoch entwickelt (wegen der Flächenziele). Die USAAF stellte wesentlich höhere Anforderungen. Dazu eine britische Stimme zur RAF: Die Auswertungen der Angriffe auf Deutschland ergaben, dass sie trotz Pfandfindereinsatz verblüffend ungenau waren. Im Dezember 1942 bat Henry Tizard, ein Wissenschaftler im Dienst der Regierung, das Bomber Command um Einzelheiten über die Erfolge, die man in den letzten Wochen bei Angriffen gegen Ziele an der Ruhr hatte verzeichnen können. Er erfuhr, dass bei gutem Wetter etwa ein Drittel der Bomben innerhalb eines Radius von rund fünf Kilometern um den Zielpunkt landete, dass es bei den meisten Angriffen aber nur fünfzehn Prozent waren und die Trefferquote manchmal sogar bei null lag. (veröffentlicht in: 203 TNA, AIR 14/1779, Generalmajor Saundby an Tizard, 2. Dezember 1942.)
... und Erich Hampe zu einem USAAF-Angriff auf das Hydrierwerk Brüx: Entgegen der Annahme der Optimisten erlebte auch Brüx Anfang März 1944 seinen ersten großen Luftangriff. Der Bombenteppich war Maßarbeit. Er begann etwa 50 m innerhalb der Einfriedigung einer Schmalseite des Werkes und hörte 50 m außerhalb der anderen Schmalseite auf. Zum Abwurf kamen eine Vielzahl "kleinerer" Bomben, durchsetzt mit wenigen schweren.
Die Sichtmöglichkeiten bei Tagangriffen dürfen in ihrem Nutzen nicht überschätzt werden. Da hatte die Luftwaffe bezüglich ihrer Angriffe auf britische Ziele gemessen am Erfolg zu hoch gepokert. Teilweise war das Ziel gar nicht gefunden worden. Dazu nennt Overy folgendes Beispiel: "Der Angriff etwa, der im Mai 1941 den Rolls-Royce-Werken in Derby galt, traf die Nachbarstadt Nottingham."
Zusammengefasst kann man feststellen, dass alle Luftstreitkräfte so ihre Probleme hatten.
@Linse, vielen Dank für das Lob. Wenn es Dir gefallen hat, was ich so herausgefunden habe - hier noch eine kleine Episode zum Problem des verfehlten Ziels. Diesmal wieder RAF und gefunden bei Kurowski, Der Luftkrieg über Deutschland, S. 73:
Ziel des ersten größeren Angriffs auf ein deutsches Landziel war die Marinefliegerstation Hörnum auf Sylt. Von den startenden 30 Whitley-und 20 Hampden-Bombern erreichten in der Nacht des 19. 3. 1940 41 das Ziel. Aus einer Höhe von nur 700 m warfen sie ihre 250-kg-Bomben ab. Die Besatzungen erklärten nach ihrer Landung einhellig: »Wir haben unsere Bomben gezielt abgeworfen. Wir haben die Objekte genau durch unsere Bombenzielgeräte gesehen, obgleich uns das starke Scheinwerferleuchten unangenehm war.« Dies war nach den am anderen Morgen in den Zeitungen veröffentlichten Meldungen des RAF-Hauptquartiers ein Standard- und Paradeangriff gewesen. Als jedoch in den deutschen Morgenmeldungen mit keinem Wort auf die Bombardierung von Hörnum eingegangen, dafür aber in großer Aufmachung berichtet wurde, daß »britische Terrorflieger die dänische Insel Bornholm angegriffen« hätten, wurde diese Meldung als ein schmutziger Trick der obersten deutschen Führung bezeichnet. Einer der ersten in Dienst gestellten Spitfire-Jäger flog einen Tag später Aufklärung über Hörnum. Als er zurückkehrte. meldete der Pilot, daß alle Gebäude und Hangars ebenso wie die Start- und Landebahnen völlig intakt seien. Inzwischen hatte auch die dänische Regierung in einer scharfen Note an die Londoner Adresse Schadenersatz gefordert. »Damit war für uns alle klar«, formulierte Alstair Revie in seinem Werk »Die Geschichte des Bomber Command der RAF von 1939 bis 1945«, »daß sich das Bomber Command auf eine Taktik sogenannter Präzisionsangriffe bei Nacht eingelassen hatte, ohne über die Zielgenauigkeit, das Material oder die Besatzungsdisziplin zu verfügen.« Sir Edgar Ludlow-Hewitt wurde als Oberbefehlshaber des Bomber Command abgelöst. Neuer Oberbefehlshaber wurde Air Marshal Sir Charles Portal.
Ich habe mal in meinem Archiv rumgestöbert und dabei noch etwas gefunden, was auch hier als Ergänzung hinpasst. Ein bisschen böse könnte man sagen, dass, nachdem die Flak zur Panzerbekämpfung abkommandiert war, irgendjemand für die Fliegerabwehr kommandiert werden musste. Dazu habe ich eine Anweisung mit Anleitung, die ich zunächst einstellen will:
Für die besseren Einheiten (?) gab es das auch in gedruckter Form mit anderen Anlagen Da der Text im Wesentlichen identisch ist, lasse ich nur Deckblatt und Anlagen folgen:
Ja und, da aller guten Dinge 3 sind, hierzu noch ein paar Begriffsbestimmungen zum Thema "Luftabwehr". Sie sind ursprünglich für das Operationsgebiet der Front geschrieben, als die Front noch außerhalb der Reichsgrenzen verlief. Da sind später sicher noch Ergänzungen notwendig geworden ... aber immerhin.
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(übrigens ist bei der "Ladung in der Nacht" sicherlich die "Landung in der Nacht" gemeint.)
da ich nicht weiß, ob Du hier auch suchst, will ich noch einen besonderen Hinweis geben.
Ich beziehe mich auf die Frage, wie man denn bei der Flak auf die Panzer "über das Rohr" zielen konnte, wenn es keine Visiereinrichtung für den Bodenkampf gab.
Wie in meinem vorherigen Beitrag zum Geschützeinsatz für Fliegerabwehr erkennbar, hat man sich für den umgekehrten Fall des fehlenden Flugvisiers Gedanken gemacht. Eine originelle Ergänzung ist noch die Kontrolle des richtigen Zielens durch den Richtkanonier, die in Punkt 20 der gedruckten Hinweise enthalten ist: das Zielen mit dem Seitengewehr. Leider fehlen Details.
So was Ähnliches war für die Flak sicher auch vorhanden. Und dann gab es bei der Wehrmacht ja einen Allerweltsbefehl: "Lassen Sie sich was einfallen, Kerl!"
kann mich Magado bei der Bewertung Deines hier eingestellten Materials nur anschließen. Bei dem von mir angesprochenen ,,Zielen über das Rohr" war entweder meistens die Visiereinrichtung kaputt oder fehlte. Das von Dir beschriebene ,,Ersatzverfahren" um ein Anvisieren über das Rohr zu ermöglichen, setzt meines Erachtens einige Erfahrungen voraus und auch eine eingespielte Geschützbedienung.
Das von mir gefundene Ersatzverfahren bezieht sich auf das Schießen auf Flugzeuge mit Infanteriegeschützen. Das hat zunächst nichts mit dem Erdkampfeinsatz schwerer Flakartillerie zu tun. Diese hat Visiereinrichtungen, die zum Zielen auf Erdziele (z.B. Panzer) völlig ungeeignet sind. Dazu kommt, dass Flakgeschütze aufgrund der inneren Ballistik des Geschützrohres nach Abgabe von 5-6 Schuss auf Erdziele für den Einsatz gegen Luftziele nicht mehr geeignet waren. Bei Preisen von 6-7000 RM für ein Ersatzrohr der 8,8cm-Flak und der allgemeinen Versorgungslage war das Vorenthalten von Richtmitteln sicher auch ein guter Grund, die Wünsche nach zeitweiser Abgabe der Geschütze etwas zu bremsen. Aber wie das Richten tatsächlich bewerkstelligt wurde, ist damit noch nicht geklärt. Die von mir gefundene Beschreibung gilt für das Schießen mit leichtem (7,5cm) bzw. schwerem (15cm) Infanteriegeschütz. Diese Geschütze hatten nur einen begrenzten Seitenrichtbereich von 11 Grad (8,8=360 Grad) - bei mehr musste das ganze Geschütz bewegt werden - und einen Höhenrichtbereich von -10 bis +75 Grad (8,8= -3 bis +88 Grad). Unter diesen Bedingungen musste das Geschütz bereits bei der Vorbereitung zum Schießen recht exakt ausgerichtet werden, um beim Erscheinen der zu bekämpfenden Objekte keine Zeit zu verlieren (es verblieben je nach Sichtbedingungen nur wenige Sekunden bis zur Auslösung des Schusses). Da wurde der Richtschütze (bei der Infanterie gab es keine Kanoniere) nur noch hinsichtlich der Seitenrichtung unterstützt (mit dem Seitengewehr!), für die Höhenrichtung blieb keine Zeit zur Kontrolle bzw. es gab kein geeignetes Hilfsmittel für eine solche Kontrolle. Da war die Grobeinstellung mit der auf der Rückseite des Schutzschildes aufgemalten Tabelle einzige Hilfe. Es waren ja im Prinzip nur drei Möglichkeiten - vorher Aufsatz (Höhe) auf mittleren Wert einstellen und dann bei Erkennung des Objekts auf den oberen oder unteren verändern. Die Mannschaft musste notfalls auch die Befehle vorausahnen und ausführen, bevor sie komplett ausgesprochen waren. Da war ein gut eingespieltes Team schon die halbe Miete. Große Erfolge dürfte es trotzdem nicht gegeben haben. Alle nicht an den Kanonen und ihrer Betreuung eingesetzten Kräfte hatten nämlich den Befehl, sich bei Annäherung der feindlichen Flugzeuge auf den Rücken zu legen und mit dem Karabiner aktive Luftabwehr zu betreiben. Wenn es zu keinem Abschuss kam, wurden alle damit getröstet, dass ein möglicher Treffer auch erst auf dem Heimflug der Feindmaschinen oder bei deren Landung auf dem Heimatflugplatz seine Wirkung entfalten konnte.