ich habe schon viel von Ihnen gelesen, das Sie über die Flak Kaserne in Prester geschrieben haben. Deshalb schreibe ich Sie auch direkt an.
In den Aufzeichnungen meiner Urgroßmutter hatte ich ursprünglich die Pressler Kaserne gefunden, die WASt hat mir jetzt Prester bestätigt. Mein Urgroßvater war Stgfr. in dieser Kaserne und ist am 13.4.1945 im Lazarett nach einem Angriff auf die Kaserne gestorben. Ich bin auf der Suche nach dem Grab von meinem Urgroßvater. Laut den Aufzeichnung liegt er "in einem Graben unter einer Eiche". Und ich suche mehr Informationen zu dem Angriff, bzw. zu der Zeit.
Können Sie mir hier helfen? Vielen Dank im Voraus.
Sehr geehrte Frau Scheibke, ich, bzw wir vom Forum versuchen immer zu helfen, wenn es eine Möglichkeit gibt. Das Problem, die Kaserne existiert nicht mehr. Ich war derjenige, der sie komplett unter Denkmalschutz stellte, aber dieser Schutzstatus wurde durch die obere Denkmalschutzbehörde wieder aufgehoben, da sich für die Gebäude kein neuer Nutzer fand. Das ist schade! Ein noch viel größeres Problem ist, dass es keinerlei Unterlagen neben einer sehr dünnen Bauakte gibt. Gerade die Zeit des Kriegsendes wurde in Magdeburg in der Vergangenheit forschungsmäßig sträflichst vernachlässigt. Der 13.4.45 fällt darunter. Der letzte Luftangriff durchgeführt von der 9. USAF fand am 16.4.45 statt. Da wurde stundenlang die Innenstadt sturmreif gebombt und beschossen. Ein Angriff aus der Luft zwischen 11. und 13.4.45 ist nicht bekannt, weder aus den Unterlagen der USAF noch aus ziviler Sicht. Da am 11.4.45 über Ottersleben die ersten Panzerverbände der 2. US AD Magdeburg erreichten und schließlich ab 13.4.45 Magdeburg eingekreist war, so setzten in dieser Zeit verstärkt Tieffliegerangriffe ein. Die Tatsache, das die Gebäude der Flakkaserne keinerlei Bombenschäden aufwiesen verrät, dass es kein gezielter Bomberangriff gewesen sein kann. Da die Flak am 11.4.45 faktisch nicht mehr für eine Luftverteidigung existierte, Restgeschütze bereits für den Erdkampf in Magdeburg postiert waren, so ist davon auszugehen, dass sich in der Flakkaserne Prester allerlei andere Truppenteile sammelten um in den Endkampf einbezogen zu werden. Interessant währe auch, in welchem Lazarett er verstarb. In Magdeburg gab es zahlreiche Hilfslazarette und vor allem das Standortlazarett in der Margarethenstraße am Herrenkrug. Von Prester bis zum Herrenkrug war es nicht weit und beide Objekte lagen ostelbisch. Es ist auch möglich, dass er in die nahen Pfeifferschen Stiftungen in Cracau gebracht wurde, welche als Klinik auch als Lazarett fungierte.
"Er liegt in einem Graben unter einer Eiche begraben", die Frage ist wo das sein könnte. Wenn er doch tatsächlich im Lazarett verstarb, da hatte man in der Endphase des Krieges kaum Zeit für ordentliche Begräbnisse. So lässt sich nicht ermitteln, wo konkret das Grab ist. Mit freundlichen Grüßen Helmut Menzel (Magado)
Sehr geehrter Herr Menzel,
vielen Dank für die ausführliche Antwort.
Anbei finden Sie das Schreiben von der WASt, da scheint er im Lazarett der Prester-Kaserne verstorben zu sein.
Meine Großmutter war 1952 beim Friedhofsamt in Magdeburg, um den Vater zu suchen, aber sie wurde so böse behandelt und beschimpft, dass sie ins Auto gesprungen und weggefahren ist und es nicht wieder versucht hat. Sie erinnert sich, dass er bei dem Angriff auf die Kaserne einen Bauchschuss erlitten hat und an diesem am 13.4. verstorben ist. Seinen Werdegang habe ich ebenfalls bei WASt angefordert, dieser liegt aber noch nicht vor.
Wenn Magdeburg und die Kaserne schon so eingekesselt war, war es denn dann möglich die Schwerstverletzten noch in andere Lazarette zu bringen? Ich denke nicht, das er eine große Überlebenschance hatte. Ein Graben unter der Eiche ist sicherlich ein Massengrab nicht weit von dem Lazarett entfernt. Gibt es denn Lagepläne oder Fotos von damals, auf denen man einen solchen Graben oder die Eiche finden könnte? Aber wiederum wenn heute auf Teilen des Grundstückes der Kaserne (Wohn)Häuser stehen, liegen dort sicher keine Soldaten mehr begraben.
Ich freue mich auf eine Antwort. Vielen Dank für Ihre Unterstützung.
Mit freundlichen Grüßen Nadine Scheibke
Danke für die Dokumente. Ich werd mal schauen was da zu machen ist. Viel Hoffnug mache ich aber nicht, weil inzwischen auch Gräber unbekannter Soldaten in zurückliegender Zeit eingeebnet wurden. Für mich ist neu, dass die Prester Flakkaserne ein eigenes Lazarett hatte. Aber irgendwie logisch, da zum Kriegsende diese Kaserne auch als Auffagstation und Neugliederungsobjekt diente. Zwischen 11. und 13. 4.45 gab es auf der Ostseite der Elbe keinerlei Kampfhandlunge. Lediglich Tieffliegerangriffe, bei einen dieser der Großvater schwer verwundet wurde und im Lazarett verstarb. Die Kaserne existiert nicht mehr und ist auch nicht neu bebaut. Ich werde mal die Luftbilder durchforsten von 1945, bis bald. Ich schicke sie Ihnen.
Nach Tel-Gespräch gehörte er zum Stab FlRgt 52 in der Kaserne als Schneider...
Menzel
Sehr geehrter Herr Menzel,
ich habe mir ihre Fotos angesehen und den Bericht gelesen. Vielen Dank dafür.
Auf dem Foto mit den blauen Splittergräben habe ich auf dem östlichen Gebiet Bäume entdeckt. Die vier Splittergräben liegen entlang der Pechauer Straße und Klusdamm bis zur Witzlebenstraße. Dort wurde vor über 60 Jahren die Kita Prester gebaut, als Gebäude auf dem Bebauungsplan eingezeichnet in Ihrem Bericht. Leider ist kein Zaun bzw. die Grenze an der östlichen Seite erkennbar, so dass nicht offensichtlich ist, wo die Kaserne aufhört.
Aber rund um die Kita Prester stehen einige sehr alte Eichen und Linden, vereinzelt und als Gruppen. Bestätigt hat mir das die Kita und der Blumenladen. Dort wo auch diese vier Splittergräben verlaufen.
Nun meine Frage: ist es möglich, dass diese Gräben als Grab genutzt wurden? Soweit ich die Anordnung der Gebäude in der Einfahrt zur Kaserne richtig sehe, liegt die Einfahrt auf der südlichen Seite. Erkennbar an der Ecke. So dass ein Transport aus der Ausfahrt heraus, bis zum Splittergraben Pechauer Straße nicht unwahrscheinlich sein dürfte.
Wurde denn bisher einer der vielen umliegenden Splittergräben freigelegt? Oder wurden die seinerzeit zugeschüttet und es ist "Gras" darüber gewachsen?
Wie wahrscheinlich ist meine Theorie? Viele Grüße
Sie können mit einem der vier Splittergräben Recht haben Kita. Solche wurden zur Schnellbestattung sehr oft genutzt. (KITA) Es ist aber nie etwas bekannt geworden dass da zu DDR-Zeiten ein Skelett gefunden wurde. Bei Bauarbeiten ging man da nicht gerade Zimperlich um, es sei denn jemand hätte die Behörden informiert..... Wie auch immer, da versagen auch meine Verbindungen, nach so vielen Jahren.... Übrigens liegen diese Splittergräben noch knapp innerhalb der Umfriedung. Also auf dem Kasernengelände Gruß Helmut Menzel
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Ich hab die Geschichte nun ein paar mal gelesen....ziemlich interessant! Die angebliche Grablage ist ganz schön schwammig. Unter Umständen Lesefehler? Warum sollte man wenn es ernst wird Splitterschutzgräben zur Bestattung nutzen wenn man sie noch braucht? Es gab genug Granattrichter. Was hältst du von Entwässerungsgräben? Ja und die Eichen...was hältst du von internen Straßenbezeichnungen innerhalb der Kaserne? Ich gehe mal davon aus das sich die Geschichte nach der Brückensprengung tatsächlich in Ostelbien ereignete und nicht an Einsatzorten der 52er wie zB. Hühnengrab oder so. Das grenzt die Möglichkeiten ein. Aber es könnte natürlich auch das Standortlazarett sein. Da hatten wir doch später 2 Umbettungen und dazu 200 Namen. Ich hab ja nur mal laut gedacht....sag niemals nie!!
Solange es noch einigermaßen geordnete Verhältnisse gibt, wird auf die Bestattung in Bombentrichtern verzichtet. Der Grund ist relativ einfach. Schon ausgehobene Gräben haben das Erdreich zum bedecken der Toten meist unmittelbar neben sich. Bombentrichter sind meist groß und relativ (!) flach. Durch die konische Form braucht man große Mengen Erdreich um die Toten einigermaßen sauber zu bedecken. Der Auswurf bei Bombentrichtern ist meist weit verteilt und bedeckt die Umgebung sehr flach. Luftschutzgräben wurden ja meist im voraus angelegt, oft gibt es da jede Menge. Eine Sappe oder ein Grabenende eignet sich gut. Unmittelbar an der Front wurde das aber anders gehandhabt. Verständlich, dass man dort die Gefallenen (wenn wenig Zeit oder Gelegenheit für eine richtige Bestattung existierte) oft in mehreren Schichten in Trichtern ablegte.
Es gibt drei Sorten von Menschen: Die Lebenden, die Toten...und die Seefahrer