Rosa Augenreich, geb. am 6.Oktober 1908 in Solotwina (heute Solowyn/Ukraine), wohnhaft in Magdeburg, Rotekrebsstraße 2, am 14. April 1942 von Magdeburg in das Ghetto Warschau deportiert und dort verschollen. Markus Augenreich, genannt Max, geb. 8. Februar 1910 in Wolfenbüttel, Kaufmann, wohnhaft in Magdeburg, Rotekrebsstraße 2, wegen „Rassenschande“ verfolgt, 1935 nach Polen geflüchtet und dort verschollen. Toni Augenschein,geb. 2. Februar 1914 in Magdeburg, Geschäftsführerin der Fa. Sperling & Co., 1939 Flucht nach Paris, im Lager Rivesaltes interniert, später in Drancy, von dort am 25. September 1942 (Transport 37) nach Auschwirt deportiert, am 19.Oktober 1942 dort ermordet.
Was wissen wir von Ihnen? Rosa, Markus und Toni Augenreich gehören zu einer kinderreichen Familie. Am 31. Oktober 1923 hatten der Tischler und Kriegsinvalide Franz Arthur Augenreich und die aus Solotwina im österreichischen Galizien (heute Solotwyn/ Ukraine) stammende Klara Ettie Nier, die aus Wolfenbüttel zugewandert war, geheiratet. Augenreich kommt aus einer lange in der Elbmetropole ansässigen protestantischen Familie, Klara ist hingegen jüdischer Herkunft und hat bereits sieben Kinder: Rosa (geb. 1908), Markus (geb. 1910), Leo (geb. 1911), Toni (geb. 1914), Moritz (geb. 1915), Richard (geb. 1918) und Bernhard (geb. 1922). Franz Arthur Augenreich erkennt die Kinder als die seinen an und erklärt mit der Eheschließung seinen Übertritt zur jüdischen Religion. Im Dezember 1923 bekommt die Familie, die zunächst in der Zschokkestr. 16 wohnt, erneut Nachwuchs und die Tochter Lena kommt zur Welt.
Franz Arthur Augenreich bestreitet den Familienunterhalt 1926 bis 1928 durch seine Berufstätigkeit in der Schokoladenfabrik Johann Gottlieb Hauswalt GmbH und mit seiner Kriegsopferversorgungsrente. Auch die erwachsenen Kinder ergreifen Berufe, Markus wird Kaufmann, Toni absolviert von 1929 bis 1931 eine Lehre bei der Fa. Sperling & Co. in der Otto-von-Guericke-Straße 16, wird später dort Sekretärin, dann sogar Geschäftsführerin.
Der Nationalsozialismus zerstört die Großfamilie, die inzwischen in der Rotekrebsstr. 2 wohnt, und ihre gesellschaftlichen Beziehungen in kurzer Zeit auf brutale Art und Weise: Auf der Basis des am 15. September 1935 erlassenen „Gesetzes zum Schutze des deutschen Blutes und der deutschen Ehre“ werden persönliche Beziehungen zwischen Juden und Nichtjuden zum Straftatbestand, Juden werden als abartig und triebgesteuert diffamiert. Markus Augenreich, Vater eines unehelichen Kindes, wird im gleichen Jahr wegen „Rassenschande“ verfolgt und flieht nach Polen. Auch Franz Arthur Augenreich wird mehrfach inhaftiert (u.a. trotz Oberschenkelprothese vom 11. bis 13. Juni 1938 im Rahmen der „Juniaktion“,der so genannten Aktion „Arbeitsscheu Reich“) und von der Gestapo unter Druck gesetzt, um ihn zur Scheidung zu veranlassen. Am 31. Oktober 1939 erklärt er seinen Austritt aus der Jüdischen Gemeinde. Zwei der Geschwister fliehen 1939 aus dem Land: Toni Augenreich nach Paris (ihren 1933 geborenen Sohn Willi Arthur lässt sie in der Obhut von Pflegeeltern zurück), der Bruder Richard nach England. Seit dem 1. September 1941 gilt – so auch für die im Land verbliebenen Augenreichs - aufgrund der „Polizeiverordnung über die Kennzeichnung der Juden“ für Juden einschließlich der so genannten Geltungsjuden die Pflicht, „vom vollendeten sechsten Lebensjahr an einen gelben Judenstern sichtbar auf der linken Brustseite des Kleidungsstückes in Herznähe fest aufgenäht zu tragen“. Am 14. April 1942 wird Rosa Augenreich von Magdeburg aus in das Ghetto Warschau deportiert. Sie gilt als verschollen wie der Bruder Markus. Von Toni Augenreich wissen wir, dass sie nach Aufenthalten in Internierungslagern im französischen Rivesaltes und Drancy im September 1942 mit dem Transport Nr. 37 von Drancy nach Auschwitz deportiert und dort ermordet wird. Wir erinnern an Geschwister Augenreich Rosa Augenreich, geb. am 6. Oktober 1908 in Solotwina (heute Solotwyn/ Ukraine), wohnhaft in Magdeburg, Rotekrebsstr. 2, am 14. April 1942 von Magdeburg in das Ghetto Warschau deportiert und dort verschollen. Markus Augenreich, genannt Max, geb. 8. Februar 1910 in Wolfenbüttel, Kaufmann, wohnhaft in Magdeburg, Rotekrebsstr. 2, wegen „Rassenschande“ verfolgt, 1935 nach Polen geflüchtet und dort verschollen. Toni Augenreich, geb. 2. Februar 1914 in Magdeburg, Geschäftsführerin der Fa. Sperling & Co., 1939 Flucht nach Paris, im Lager Rivesaltes interniert, später in Drancy, von dort am 25. September 1942 (Transport 37) nach Auschwitz deportiert, am 19. Oktober 1942 dort ermordet Auch die anderen Familienangehörigen bleiben nicht von Verfolgungen verschont: 1943 wird Lotte Augenreich, geb. Schlome, die Ehefrau vom Moritz Augenreich und seit November 1942 Mutter, mit dem Säugling Dan in das Ghetto Theresienstadt deportiert, Moritz Augenreich inhaftiert und nach Auschwitz, später in das KZ Mauthausen deportiert, der Sohn Bernhard im KZ Oranienburg eingekerkert. Glücklicherweise überleben sie alle.
Die Niederlage des Faschismus führt die Überlebenden wieder zurück in den Heimatort, die Familie findet eine Wohnung in der Zackelbergstr. 36. Franz Arthur Augenreich, ab 1945 bettlägerig, stirbt 1951 an einer Krebserkrankung. Klara Ettie Augenreich flüchtet aus der DDR nach West-Berlin, wo sie sich mit Sohn Moritz und dessen Frau niederlässt. Bernhard Augenreich verlässt 1957 das Land Richtung USA.
Informationsstand Oktober 2020
Quellen: Stadtarchiv Magdeburg, Landeshauptarchiv Magdeburg, Standesamtsarchiv Magdeburg; Archiv der Synagogengemeinde zu Magdeburg; Bundesarchiv Berlin; Gedenkstätte Yad Vashem, Jerusalem; Niedersächsisches Landesarchiv, Entschädigungsakte Willi Artur Augenreich (Nds. 110 W Acc. 31/99 Nr. 225379a); Rupieper u. Sperk (Hrsg.): Lageberichte der Gestapo der Provinz Sachsen. Bd. 1 Reg.bezirk Magdeburg, S. 257-258: Bericht Nr. 24, für Juli 1935, S. 247ff.; Abrahams-Sprod, Michael: „Und dann warst du auf einmal ausgestoßen!“ Die Magdeburger Juden während der NS-Herrschaft. Halle/Saale: Mitteldeutscher Verl., 2011, S. 282; Recherchen und Text: Arbeitsgruppe „Stolpersteine für Magdeburg“.
Der Stolperstein für Rosa Augenreich wurde von Jürgen Becker, Magdeburg gespendet. 97 Der Stolperstein für Markus Augenreich wurde von Astrid Manz und Jürgen Becker, Magdeburg gespendet. 97 Der Stolperstein für Toni Augenreich wurde von Reinhard Bergmann und Petra Göthling, Magdeburg und Ruth Mann gespendet. 97
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Isak Hersch Gartenberg, geboren am 28. September 1881 in Witwica (damals im österreichischen Kronland Galizien, (heute Wutwyzja/Ukraine), wohnhaft in Magdeburg, Hesekielstraße 6a, Händler. Inhaftierung am 27. Oktober 1938, Magdeburg, Polizeigefängnis, Abschiebung am 28. Oktober 1938 in das Internierungslger nach Bentschen (polnisch Zbasyn), später Aufenthalt in Bolechow, vermutlich dort ermordet. Rachela Gartenberg, geborene Schwalb, geboren 15.Oktober 183 in Gorlice (Polen), wohnhaft in Magdeburg, Hesekielstraße 6a, Händlerin, Inhaftierung am 27. Oktober 1938, Magdeburg, Polizeigefängnis, Abschiebung am 28. Oktober 1938 in das Internierungslager nach Bentschen (Zbasyn), später Aufenthalt in Bolechow, vermutlich dort ermordet. Jsef Gartenberg, geboren 4. Juni 1914 in Magdeburg, wohnhaft in Magdeburg, Hesekirlsraße 6a, Bankbuchhalter, Inhaftierung am 27. Oktober 1938, Magdeburg, Abschiebung am 28. Oktober 1938 in das Internierungslager von Bentschen (polnisch Zabsyn). Flucht nach Palästina, übelebend.
Was wissen wir von Ihnen? Das Ehepaar Gartenberg, das 1906 in Stryj (damals im österreichischen Kronland Galizien, heute Ukraine), geheiratet hatte, kommt 1908 nach Magdeburg und hat - nach Angaben des Sohnes - genügend Mittel zur Verfügung, um ein Geschäft betreiben zu können. Isak Gartenberg verfügt in Polen über ein beträchtliches Vermögen, darunter 40 Morgen Land, eine kleine Wassermühle, fünf Kühe, vier Pferde, Pflüge und Wagen und weiteres landwirtschaftliche Inventar, das er den dortigen Verwandten hinterlässt.
Das Ehepaar lässt sich 1909 in der Altstädter Kameelstr. 22 nieder (heute nicht mehr vorhanden, führte von der Neustädter Straße Richtung Elbe) und begründet ein Handelsgeschäft, bevor es in die Hesekielstr. 6a wechselt. Am 4. Juni 1914 kommt der Sohn Josef zur Welt. Kurz danach rückt Isak Gartenberg zum Militär ein. Aus der Kriegsgefangenschaft in Sibirien kehrt er erst nach acht Jahren zurück. In dieser Zeit betreut Rachela Gartenberg das familiäre Geschäft allein.
Der Sohn Josef besucht von 1920 bis 1924 die allgemeine Volksschule in Sudenburg, Helmstedter Str., und von 1924 bis 1931 die Mittelschule, die er mit der mittleren Reife verlässt. Er ist aktiv im jüdischen Sportverein und dem Jugendverband. 1931 bis 1938 ist er als Lehrling, dann als Angestellter im Bankhaus Meyer & Blumenthal, Kantstr. 2, tätig.
Nach 1933 geht der Umsatz des Konfektionsgeschäfts für Damen- und Herrenkleidung, das die Eltern betreiben, zwar zurück, aber er ist noch ausreichend, „um einen guten Lebensstandard zu führen“.
Zum Haushalt der Familie gehören unter anderem Pessachgeschirr, religiöse Leuchter, Kiddusch-Becher und eine Bibliothek mit wertvollen religiösen und weltlichen Büchern.
Für den Sohn werden bei der „Mendelssohn Loge“ Pfandbriefe im Wert von ca. 6.000 Reichsmark hinterlegt, die später von der Gestapo beschlagnahmt werden. Am 27. Oktober 1938 werden Isak, Rachela und Josef Gartenberg als polnische Staatsbürger festgesetzt, Josef Gartenberg dabei direkt am Arbeitsplatz in der Bank verhaftet und nach Zbaszyn in Polen ausgewiesen. Die Familie muss alle bewegliche Habe zurücklassen. Von Josef Gartenberg ist bekannt, dass er in Zbaszyn in einem feuchten Kuhstall hausen muss, wo er dem Hunger preisgegeben und allen Witterungseinflüssen ausgesetzt ist. Nach der Auflösung des Lagers in Zbaszyn kommen die Eltern zunächst nach Witwica. Rachela Gartenberg wohnt später bei einer Familie Glass in Bolechów, Isak Gartenberg in Horyszow bei einem Neffen. Am 13. Juli 1941 wird Bolechów von deutschen Truppen besetzt und alle Juden der Umgebung in Arbeitslagern konzentriert. Ihnen werden sämtliche Wertsachen genommen, sie müssen zunächst ein gelbes Armband tragen, ab 1. August 1941 ein blau-weisses Band. Die jüdische Bevölkerung wird zu Straßenarbeiten, zu Arbeiten in der Wasserwirtschaft und zum Waschen von Wolle herangezogen. Das Ehepaar Gartenberg wird zum Reinigen der Toiletten eingesetzt. Nach dem Bericht des Neffen Naftali Glass, der am 30. August 1942 fliehen kann, ist das Ehepaar Gartenberg zu diesem Zeitpunkt noch am Leben. Bereits am 28. und 29. Oktober 1941, vier Monate nach der Eroberung der Stadt sind etwa 1.000 Juden in Bolechów aus ihren Häusern geholt, gefoltert und im nahegelegenen Wald von Taniawa erschossen worden. Ungefähr ein Jahr später, vom 3. bis 5. September 1942, werden von den deutschen Besatzern etwa 1.500 Juden, darunter mehr als 600 Kinder, vor Ort ermordet, weitere 2.000 Juden in das Vernichtungslager Belzec deportiert. Am 25. August 1943 werden 3.200 Juden, die in Bolechów verblieben waren, in das Ghetto Stanisławów oder in ein nahegelegenes Lager deportiert. Die 900 vor Ort Überlebenden werden später im Jahr am Stadtfriedhof erschossen. Wir wissen nicht, unter welchen Umständen Isak und Rachela Gartenberg ums Leben kommen. Überlebt haben sie nicht. Josef Gartenberg kann 1939 auf dem griechischen Frachter „Colorado“ nach Palästina entkommen, wo er am 1. September anlangt. In Palästina lebt er zunächst in einem Kibbuz, später in Tel Aviv, wo er als Nachtwächter arbeitet. 1941 ist er Camp-Arbeiter, siedelt sich in Haifa an und arbeitet in der Fabrik Rabinowicz, bevor er schließlich ab Mitte 1944 in seinem Beruf bei der Ellern’s Bank Ltd. eine Anstellung findet. 1951-1952 arbeitet er als Buchhalter bei der Schiffsfirma Schoham, 1954 als Angestellter bei der Arbeiterbank in Tivon. Er gründet eine Familie und stirbt am 19. Mai 1989 in Haifa.
Informationsstand Oktober 2020
Quellen: Stadtarchiv Magdeburg, Landeshauptarchiv Magdeburg, Standesamtsarchiv Magdeburg; Archiv der Synagogengemeinde zu Magdeburg; Bundesarchiv Berlin; Gedenkstätte Yad Vashem, Jerusalem; Bolechow PSA AGAD Births 1877-98,1901-07 Marriages 1877-1906 Deaths 1877-1911, Akta 101, Signatura 10; Niedersächsisches Landesarchiv, Entschädigungsakte Isak Hersh Gartenberg (Nds. 110 W Acc. 31/99 Nr. 220 466), Ruchale Gartenberg (Nds. 110 W Acc. 31/99 Nr. 220 465a), Josef Gartenberg (Nds. 110 W Acc. 31/99 Nr. 211 124); Recherchen und Text: Arbeitsgruppe „Stolpersteine für Magdeburg“.
Der Stolperstein für Isak Hersch Gartenberg wurde von Jens Ilg, Magdeburg gespendet. 183 Der Stolperstein für Rachela Gartenberg wurde anonym gespendet. 183 Der Stolperstein für Josef Gartenberg wurde anonym gespendet. 183
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Max Broniatowski, geboren am 28. November 1892 in Laurahütte/Oberschlesien (heute Siemianowice Slaski/Polen), Kaufmann, Handelsvertreter, wohnhaft Magdeburg, Schwertfegerstraße 14/15, Flucht in den Tod 13.April 1943.
Was wissen wir von ihm? Max Broniatowski ist als Sohn von Mendel Broniatowski (22.1.1850-2.5.1922) und Henriette (Jettel, Gittel) Broniatowski geborener Schnitzer (1849-14. 9. 1918) im oberschlesischen, damals zu Deutschland gehörenden Laurahütte geboren. Seine väterlichen Vorfahren lebten in Tschenstochau/Czestochowa. Max hat vier Brüder, Joseph, David Ludwig und Georg, und die Schwester Rosa. Über seine Kindheit und Jugend ist nichts bekannt. Da er einen Militärpass besitzt (mit dem er sich bei seiner Eheschließung ausweist), ist die Teilnahme am 1. Weltkrieg wahrscheinlich. Etwa 1920 kommt er, 28-jährig, nach Magdeburg. Im Adressbuch von 1921 erscheint sein Name zum ersten Mal. Er wohnt als Kaufmann im Lorenzweg 1. Im gleichen Adressbuch findet sich eine Annonce, in der sich „Max Broniatowski & Karliner“ als Generalvertreter einer Tabak- und Zigarettenfabrik und zugleich als Inhaber einer Tabakfabrik in der ehemaligen Königstraße 18 (heute Otto-von-Guericke-Straße) vorstellen. Kann man daraus schließen, dass bereits vor seiner Ankunft Beziehungen zu Magdeburg bestanden? Allerdings gibt es die Partnerschaft schon ein Jahr später nicht mehr, stattdessen gibt es eine neue: Max Broniatowski & Schnier erscheinen als Generalvertreter einer Berliner Firma Koeppen & Simenauer. 1923 ist er als „Vertreter in Tabakfabrikaten und Schokolade“ verzeichnet. Da ist er bereits verheiratet, und seine Adresse lautet Krummer Ellenbogen 12. Es ist die Adresse seiner Frau und deren Familie. Am 7. April 1922 hat er die Ehe geschlossen mit der (nicht jüdischen) Verkäuferin Margarete Anna Hartmann, geboren am 1. Oktober 1899 in Magdeburg als Tochter des Silberarbeiters Karl August Hartmann und Anna Elisabeth Hartmann geborener Höricht. Am 23. Mai 1922 wird der Sohn Martin Georg geboren. Lorenzweg1 findet sich – wohl als Geschäftsadresse – noch bis 1923. Danach weist das Adressbuch Max Broniatowski als Handelsvertreter, Krummer Ellbogen 12, aus. In den Jahren 1935 und 1937 zieht das Ehepaar zweimal um, zunächst in die Große Klosterstraße 18, dann in die Schwertfegerstraße 14/15. Die Gründe für diese Wohnungswechsel kennen wir nicht. Ein nochmaliger, erzwungener, Umzug erfolgt in das jüdische Gemeindehaus in der Großen Schulstraße 2b, das als sogenanntes „Judenhaus“ dient. Vor der Deportation in ein Vernichtungslager schützt ihn zunächst die Ehe mit seiner nichtjüdischen Frau. Er muss aber den gelben Stern tragen. Ab dem Jahr 1939 arbeitet er mit anderen in „Mischehen“ verheirateten Männern auf dem Jüdischen Friedhof. 1941 wird er - wie ein Leidensgenosse, Siegbert Levin, später berichtet – samt den noch übrig gebliebenen Juden, soweit sie noch arbeitsfähig waren, über die Gestapo zur Arbeit in der Magdeburger Plan- und Sackfabrik und 1943, nach einem kurzzeitigen Gefängnisaufenthalt, zur Arbeit bei einem Ascheabfuhrunternehmen zwangsverpflichtet. Nachdem ihm die Gestapo Ende März 1943 die Fortsetzung des Arbeitsverhältnisses untersagt, geht er davon aus, dass seine Verhaftung und Deportation in ein Vernichtungslager (nach Aussage seiner Frau nach Auschwitz) bevorsteht. So wählt er die „Flucht in den Tod“. Er nimmt sich am 13. April 1943 mit dem Schlafmittel Veronal das Leben. Sein Grab befindet sich auf dem Israelitischen Friedhof.
Margarete Broniatowski überlebt die Verfolgungszeit schwer krank, ihre Wohnung ist in den Bombenangriffen zerstört worden. Sie schreibt am 15. 10. 1945 – unter der Adresse Schenkendorfstraße 12 - an das Magdeburger Wohnungsamt: „Als Frau des Juden Max Broniatowski, geb. 28. 11. 92, der durch die Verfolgung der Gestapo vor der Deportierung in das Vernichtungslager Auschwitz aus dem Leben schied, stelle ich als Total-Ausgebombte den Antrag für Möbel und zwar: Küche, Wohn- und Schlafzimmer sowie Hausgerät“. Sie wird von der Synagogengemeinde unterstützt, die bei der Organisation „Opfer des Faschismus“ beantragt, sie als „volles Opfer des Faschismus“ anzuerkennen. Margarete Broniatowski stirbt am 26. März 1964. Sie wird neben ihrem Mann beigesetzt.
Informationsstand November 2020
Quellen: Archiv der Synagogengemeinde zu Magdeburg; Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt; Stadtarchiv Magdeburg; Standesamtsarchiv Magdeburg; Bundesarchiv; Gedenkstätte Yad vashem; Siegbert Levins Erinnerungen an sein Leben in Magdeburg in der NS-Zeit (maschinenschriftl.); Internetrecherche zu Fam. Broniatowski. Text: Arbeitsgruppe „Stolpersteine für Magdeburg“
Der Stolperstein für Max Briantowski wurde durch den ver.di Ortsverein Magdeburg gespendet. 145
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