Hallo Spurensucher MD, der Stadtplan zu #13/14 ist mir von anderen Quellen als 1939 bezeichnet. Mein Exemplar hat leider an keiner einzigen Stelle einen Hinweis auf sein Entstehungsdatum. Für die Westseite der neuen Strombrücke ist allerdings der benötigte Straßenkorridor bereits eingetragen und mit gestrichelten Linien begrenzt. Das ist eindeutig die Südvariante, die dem heutigen Zustand recht nahe kommt. Welches Gerangel wegen der Linienführung der neuen Strombrücke und der anschließenden Ost-West-Straße sowie der damit verbundenen Probleme verbunden war, kann im Buch über "Magdeburg im Nationalsozialismus" auf den Seiten 166ff. nachgelesen werden. Dort finden sich auch Angaben zu 2 m² "großen" Höfen oder 68 m² großen Innenstadtgrundstücken. Die Linienführung der R1 über die Strombrücke blieb aufgrund des wachsenden Verkehrs dennoch ausgeschlossen, ehe nicht eine Lösung für die Unterquerung in der Kölner Straße gefunden war. Dort ging schon 1935 oft nichts mehr. Eine weitere Ost-West-Verbindung musste her. Die war letztendlich als zweistufiges Projekt ebenfalls festgelegt und vorbereitet. Die Lösung sollte eine Verbreiterung der Unterführung in der Kölner Straße (heutiger Tunnelbau!) sein. Als Anfang November 1937 Reichsverkehrsminister Dr. Dorpmüller und Reichsarbeitsminister Seldte zwei Tage in Magdeburg sind, führen sie mit der Stadtverwaltung Gespräche über erforderliche verkehrstechnische Maßnahmen. Dabei werden wichtige, wohl auch in zentralen Programmen enthaltene, Projekte der Altstadtsanierung behandelt. Als Beispiele sind in der Presse der Ost-West-Durchbruch bis zur Otto-von-Guericke-Straße, die Verbreiterung der Kölner Straße um mindestens 10 Meter (einschließlich des Umbaus aller Eisenbahnüberführungen), der Bau der Elbuferstraße als Süd-Nord-Verbindung (bis zum Autobahnanschluss) und die Elbuferpromenade sowie die Untertunnelung der Gleisanlagen durch den Sachsenring am damaligen Polizeipräsidium (heute Innenministerium) genannt. Diese Maßnahmen wurden beschlossen und eingeleitet. Bereits beim Bau der Gleisüberführung über den Sachsenring (Platz des 17. Juni) wurde die Untertunnelung der Gleisanlagen berücksichtigt. Die Brückenständer sind deutlich unter dem heute noch vorhandenen Straßenniveau gesockelt, da die Straße abgesenkt werden musste. Man kann sich das ansehen, da die Brückenpfeiler in einem Schacht stehen, der oben mit Blech abgedeckt ist und einen offenen Rand um den Pfeiler hat, durch den man nach unten gucken kann. Beim Vergleich mit den Pfeilern an der Brücke über die Halberstädter Straße bekommt man eine Vorstellung über das geplante Straßenniveau des Sachsenrings an dieser Stelle.
Es würde zu weit führen, wenn an dieser Stelle zu allen damaligen (und teils noch bestehenden) Verkehrsproblemen Ausführungen gemacht würden. Die Altstadt war vor ihrer Zerstörung im WKII eben eine enge und verwinkelte Stadt. Ein kleiner spaßiger Vorfall von mir noch zum Schluss:
Am 9. 9. 1935 gibt es im Protokoll der Stadtratssitzung folgende Bemerkung:
Die Stadt Dessau, bekanntlich der Sitz der Gaudienststellen der NSDAP, hat in wiederholten Zuschriften das Fehlen von Wegweiserschildern, die die Dessauer Richtung im hiesigen Stadtgebiet angeben, bemängelt. Diesen Wünschen der Dessauer Stadtverwaltung haben sich auch der Polizei-Präsident und die Vereinigten Bauverwaltungen nicht verschließen können. Zur Abstellung der Mängel ist die Aufstellung von sechs Wegweiserschildern mit einem Kostenbetrage von 630 RM erforderlich.
Hinsichtlich des Erscheinungsdatums des Stadtplanes #13 und #14 habe ich noch einmal versucht, etwas Licht in die Sache zu bringen. Nach den enthaltenen Straßenbezeichnungen sind die letzten neu-/umbenannte Straße in diesem Plan die Straßen der SA-Siedlung am Hopfengarten, die im April 1939 vergeben wurden. Der Plan kann also erst nach April 1939 hergestellt sein. Die mir bekannte Angabe für das Erscheinungsjahr 1939 könnte demzufolge zutreffen.
Wenn ich das nun richtig zusammenfasse heißt das, daß zwar in der Karte von 1939 die Südvariante der R1 zu erkennen ist aber hier der Wunsch der Vater des Gedanken ist. Gewollt und geplant war das zwar aber realisiert war es noch nicht.
Da die weiteren Planungen, wie z. B. eine dritte Elbüberquerung mit einer Brücke über den Stadtpark, zwar diskutiert, aber wohl nicht veröffentlicht wurden, bleibt die großräumiger Verkehrsplanung unzugänglich. Es waren ja auch die R71 und R81 in die Betrachtung einzubeziehen. Ebenso die Wasserstraßen- und Autobahnplanung mit ihren gegenseitigen Anbindungen, wie auch Zinkhütte, Petroleumhafen, Großgaserei und BRABAG (Kohlebedarf). Allein aus diesen Gründen bleibt eine Einzelbetrachtung der R1 nach meiner Auffassung spekulativ. Da ist Spusus Zusammenfassung sicherlich zutreffend.
Zur Anschauung das Bild von den Arbeiten an der neuen Strombrücke 1938 - hier die alte Strombrücke und der Bau der östlichen Rampe für den Anschluss des Neubaus
Nach einem Dokument im Stadtarchiv Magdeburg vom Juli 1889 (Rep. A II, W 99, Bl. 1 f.) war im Zusammenhang mit dem Bau einer Wasserleitung (2x 800 mm) von einem geplanten Wasserwerk im Stadtpark die Benutzung einer projektierten Brücke vorgesehen. Diese Leitung sollte bis zum Stadtmarsch, von da über die geplante neue Brücke, durch die Oranienstraße zur Kaiserstraße, Schrotdorfer Kasernenstraße bis zum Krökentor verlegt werden. Die zweite zunächst nur bis zur Augustastraße mit der Option einer späteren Verlängerung nach Sudenburg und Stadtfeld). Sogar die Kosten für die Wasserleitung waren bereits bekannt (187 233 Mark) - ob die für die Brücke auch, ist nicht vermerkt. Man sieht, der Plan von 1910 hatte schon Vorgänger (und Nachfolger).