Fliegerausbildung begann ja bereits in der Schule und beim Jungvolk. Klar, dass neue Technik für die Jungens spannend war und in Anlehnung an die aufkommende Luftwaffe im WKI allgemeines Interesse fand. Göring setzte ja diese Sache in Politik um und schillerte da auch mit Ämtern ...
Zum Beginn also Interesse, Begeisterung und Mitmachen. Zunächst beim Flugmodellbau und den damit verbundenen Wettbewerben:
Die Mitglieder des Deutschen Jungvolks werden von den Junkerswerken umworben. Sie haben die Möglichkeit, in der Wasserkunststraße in einer Flugmodellwerkstatt einem vom Staat geförderten Hobby nachzugehen. Die fertigen Modelle werden im Herbst in den Froser Bergen auf Flugtauglichkeit geprüft. Nicht jedes Exemplar erfüllt die daran geknüpften Erwartungen, jedoch ganz stolz sind diejenigen, deren Modelle Rhön oder Jungvolk oder wie sie sonst heißen, am längsten in der Luft bleiben oder die größte Strecke zurücklegen.
Die Stadtväter tun ebenfalls ihr möglichstes als Ende 1935 in den Mittel- und Gemeindeschulen nach einem Erlass des Reichsministers für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung der Flugmodellbau gefördert werden soll. Er wird in den Werkunterricht einbezogen, aber den Erfolg überprüft man natürlich im Freien. Dabei war Spaß garantiert. Die Stadtverwaltung muss sich lediglich Gedanken über die Finanzierung machen: [i]Um den Erlaß des Herrn Reichsministers, der nicht zuletzt der Wehrhaftmachung unseres Volkes dient, gerecht zu werden, ist daher die Nachbewilligung [von 3 000 RM zusätzlichen Sachkosten] unabweisbar notwendig[/i] (Dezernentenbesprechung am 7.10.1935).
Wer selbst solche Aktivitäten kennengelernt hat weiß, dass man dan auch ein "richtiges" Flugzeug mit entsprechender Anleitung selbst basteln konnte. Lediglich die etwas komplizierteren Teile waren als Fertigprodukte zur Verfügung zu stellen. Wer das folgende Dokument unter diesem Gesichtspunkt liest, wird mir beipflichten.
Es ist die "Vorläufige Betriebs- und Rüstanleitung für die Bf 110 B mit zwei Motoren Jumo 210 G"
Dieses Flugzeug wurde bereits planerisch vor 1933 entwickelt und 1934/35 fertiggestellt. In der Motorisierung mit den Jumo 210G war es den Alliierten Streitkräften deutlich überlegen, auch wenn das Jagdverhalten einer zweimotorigen Maschine für einen Spitzenplatz nicht ausreichte. Das wurde über spezifische Lösungen der Einsatztaktik wettgemacht. Der Jumo 210 war der erste serienmäßig gefertigte Motor mit Direkteinspritzung. Ihm folgte bei der Bf 110 der DB 601.
Die "Vorläufige Anleitung" gibt eine gute Übersicht über die Anforderungen, die von Flugzeugführern zu erfüllen waren und desgleichen über die Technik damals vorhandenen Geräts. Die Bf 110 wurde bis Kriegsende gebaut und erreichte eine Fertigungsstückzahl von fast 6000 Stück. Sie kann damit unter der Rubrik "Stand der Technik" geführt werden.