Der 5. August 1944 – die Zerstörung der Neuen Neustadt
Aus den Erinnerungen von Charlotte Hübner (Ehefrau des Apothekers der Löwenapotheke)
Nachdem wir bis dahin bei Luftangriffen immer nur überflogen wurden, hatten wir trotzdem Alarm. Das Ziel war Berlin und wir verbrachten Stunden, besonders nachts im Keller unserer Löwenapotheke, bis die Flugzeuge wieder über uns zurück flogen und Entwarnung kam. Mit dem Jahr 1944 wurde es schlimm für uns in Neustadt. Fast bei jedem Anflug, besonders auf die Junkerswerke und die BRABAG, hatten wir Zerstörungen an unserem haus. Im ganzen 18 mal, bis der 5. August der schlimmste Tag für die Neustadt wurde. Es war gegen Mittag, als wir die Feuerwehr ausrücken hörten, die im Gelände der Autowerkstatt von Fa. Düntsch stand und bei Fliegeralarm-Frühwarnung hinausfuhr, um außerhalb der Stadt abzuwarten, was geschah, um dann gezielt einzugreifen. Da ahnten wir nichts Gutes. Bald darauf war Fliegeralarm und dann prasselten auch schon die Bomben auf uns nieder. Die Menschen flohen wir gehetzt in den großen Bunker an der Nicolaikirche. Es war ein Bombenhagel und bald darauf brannte auch die Neustadt und auch unser Haus. Auch die Küche hatte einen Treffer bekommen. Die Häuser neben uns blieben verschont. Vor der Kirche befand sich ein Löschwasserbassin, welches uns besonders beim löschen unseres Hauses diente. Wir waren wie auch sonst nicht in den Bunker gegangen, sondern hielten den ersten Löschzug der Feuerwehr an, da unser Haus durch Bündel von Brandbomben und einer großen Phosphorbombe getroffen war und bald lichterloh brannte. Das Feuer fand bei uns ja auch genügend Nahrung durch die vielen Flaschen mit Tinkturen, Benzin usw. Nachdem in den oberen Räumen nichts mehr zu retten war, versuchten wir von der Apotheke, besonders in den Kellerräumen zu retten, was zu retten war, denn in den nächsten Stunden und tagen stellten sich viele Patienten mit Verletzungen, besonders mit entzündeten Augen durch Feuer und Qualm ein, denen wir helfen konnten. Dazu brauchten sie nur von der Straße durch das zertrümmerte Schaufenster in die Apotheke zu tun. Im September 1944 waren bei einem Luftangriff vom Nicolaiplatz bis zur Ritterstraße eine Menge Blindgänger niedergegangen. Einer davon lag bei uns im Garten. Auf der Straße wurden überall gemalte Totenköpfe gemalt, die als Warnung für jede Erschütterung diente. Bis zur Räumung der Bomben bangten wir um unser Leben.
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Falls Wolmirstedter am 05.08.1944 beim Angriff auf die Junkerswerke in der Neustadt ums Leben kamen, sind diese im Personenregister des Standesamtes MD eingetragen, da immer das Standesamt hinzugezogen wurde, wo konkret der Tod eintrat. So Frau Werner vom Standesamt WMS auf entsprechende Nachfrage.
Ich habe vor einiger Zeit diesen tollen Streifen entdeckt. Ein super Zeitdokument mit Herz und Schnauze. Im Mittelteil gibt es einige Bilder die ich so noch nicht gesehen habe. Gegenüberstellung vor und nach der Zerstörung. Im Abspann dann noch ein bekannter Name: unser Helmut, toll!!