Es ist nichts Außergewöhnlich, wenn sich eine Schulklasse mit dem Klassenlehrer fotografieren lässt. Dies ist seit Jahrzehnten üblich. Solche Bilder werden in Familien gut aufbewahrt und bei passenden Gelegenheiten herumgereicht. Dieses Bild entstand auf dem Breiten Weg vor der damaligen Schule. Trotzdem soll hier auf einige Besonderheiten aufmerksam gemacht werden, die einige bezeichnende Schlüsse auf diese Zeit zulassen. Der damalige Lehrer Schulze hatte hier 41 Schüler (28 Jungen und 13 Mädchen). Die Klasse bestand aus vier Schuljahren, die gleichzeitig von einem Lehrer in einem Raum in allen Fächern unterrichtet wurden. Das war für den Lehrer eine äußerst schwierige Aufgabe. Jeder Außenstehende wird sofort begreifen, daß dabei nicht viel herauskommen kann. Hinzu kam noch, daß eine Fremdsprache nicht gelehrt wurde. Außerdem fehlten die Fächer Physik, Biologie und Chemie. Dafür gab es Naturkunde, worin einige physikalische und biologische Kenntnisse vermittelt wurden. In der Mathematik gab es hauptsächlich die Bruch- und Prozentrechnung. In der Geometrie kam man kaum über die Flächen- und Kreisberechnung hinaus. Algebra uns Arithmetik fehlten völlig. Dafür gab es pro Woche fünf Stunden Sportunterricht, der sich meistens auf dem Fußballplatz abspielte. Trotz größter Anstrengungen der Lehrer, blieb das Wissen unvollkommen. Wenn die Eltern eine bessere Schulbildung für ihre Kinder haben wollten, mussten sie Schulgeld aufbringen, um sie nach Burg zur Mittelschule oder zum Gymnasium schicken zu können. Die meisten Kinder aus Parchau besuchten die Volksschule im Dorf. Hier ist es wohl angebracht, Hitler zu zitieren, wie er über die Bildung des Volkes dachte. „Eine gewalttätige, herrische, unerschrockene, grausame Jugend will ich. Ich will keine intellektuelle Erziehung. Mit Wissen verderbe ich mir die Jugend.“Deutlicher kann es wohl nicht gesagt werden. Wenn man krieg will, benötigt man keine gebildete Jugend. So blieb es nicht aus, daß von den 28 Jungen, sieben den Zweiten Weltkrieg nicht überlebten. Alle anderen (Jungen und Mädchen) versuchten nun, ihren Möglichkeiten entsprechend, mit Fleiß und Tatkraft ihr Leben in der Industrie und in der Landwirtschaft in den Jahren nach dem Krieg zu gestalten. Einige erreichten sogar die fachschul- und Hochschulreife. Verschiedene gestalteten ihr Leben in der westlichen Welt. Einer kam sogar bis Kanada. Acht Schülerinnen und Schüler blieben Parchau und genießen jetzt den wohlverdienten Ruhestand. Es kann aber nicht mit Sicherheit gesagt werden, wer noch unter den lebenden weilt.
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Die ersten Tage im Frieden in Parchau Von nun an bestimmte die Kommandantur das Geschehen im Ort. Die Bewohner hatten nun verschiedene Arbeiten zu verrichten. Dazu gehörten Gespanndienste, Beseitigung der Panzersperren, Arbeiten bei der Heuernte für die Besatzungsmacht. Ebenfalls fanden Arbeitseinsätze für den Bau einer Ersatzbrücke über den Kanal statt. Die Hausbesitzer bekamen die Anweisung, die Straße vor ihren Häusern zu fegen. Nach 22Uhr durfte niemand mehr auf der Straße sein. Kurze zeit gab es sogar die doppelte Sommerzeit. Alle Bestimmungen aus der Nazizeit wurden für ungültig erklärt. Die Bäcker Hennig und Lange hatten überhaupt nicht mit der Brotversorgung aufgehört. Die bisherigen Lebensmittelkarten und das Geld blieben weiterhin gültig. Die Sowjetsoldaten brachten ein besonderes Besatzungsgeld mit, das als vollwertiges Zahlungsmittel anerkannt werden musste. Einige Parchauer brachten die Zuleitungen für die Elektrizität in Ordnung, allerdings ohne Lohnzahlung. Der Handwerksbetrieb Schoof stellte Arbeitskräfte ein, um die Schäden im Dorf zu beseitigen. Die Bewohner hatten seht schnell herausgefunden, daß man mit einiger Geschicklichkeit die Anordnungen der Besatzungsmacht umgehen konnte, weil doch so verschiedene Dinge nicht so genau genommen wurden. Als der befehl kam, daß sich alle ehemaligen Angehörige von militärischen Organisationen zu melden hätten, (einschließlich Volkssturm) brachten einige den Mut auf und blieben einfach zu Hause. Nachkontrollen erfolgten nicht. Die anderen wurden für einige Zeit nach Brandenburg abtransportiert, d.h., sie mussten etappenweise hinmarschieren. Die meisten hatten Glück und wurden nach einigen Wochen wieder entlassen. Leider überlebten zwei Parchauer diese Zeit nicht. Aus Ihleburg wird berichtet, daß der damalige Bürgermeister Pfennigsdorfer durch verschiedene Ausreden erreichte, daß keiner nach Brandenburg musste. Da nun die Elbe eine Art Zonengrenze war, hatten auch dort Soldaten illegale Grenzübertritte zu verhindern. Sie wurden dabei nicht selten überlistet, denn so mancher Parchauer ist heimlich von Kehnert über die Elbe gekommen. Interessant dürfte wohl die Haltung und Einstellung der Dorfbewohner zu diesen Ereignissen sein. Die Mehrheit hat die Anweisungen der Besatzungsmacht beachtet. Hinter dem Rücken hat man allerhand geredet, weil die Nazipropaganda ihre Nachwirkungen hatte. Es wurde sehr heftig diskutiert. Man schimpfte sehr auf Hitler und seine Anhänger. So viele Hitlergegner gab es plötzlich. Bei den jüngeren Jahrgängen sah es komplizierter aus, weil sie keine anderen Zeiten kennen gelernt hatten. Bei den älteren Jahrgängen kam eine sehr kluge Meinung auf. Als Beispiel soll der Bauer Otto Walter in der Schartauer Straße erwähnt werden. Er gehörte mit zu den fleißigsten Bauern im Dorf. Als Haus- und Ackernachbar hatte er den Landwirt Nuschenpickel. Als beide sich bei der Feldarbeit begegneten, sprachen sie über die politische Misere, in die man hineingeraten war. Dabei bedauerte O. Walter, daß er nicht rechtzeitig ausgewandert sei, dann wäre ihm alles erspart geblieben. Am Schluß der Diskussion rief er zu seinem Nachbarn hinüber in seinem Platt: „Na, ick hebbe Hitler niche gewählt.“ –Ick och nich“, kam die Antwort zurück. Sie wollten an dieser Lage keine Schuld haben und waren stolz, daß sie sich nichts von der Nazipropaganda vormachen ließen. Ganz gefährlich war teilweise die Einstellung bei den Halbwüchsigen. Sie trieben sich in den Wäldern herum und fanden Pistolen mit Munition. Aus Übermut haben sie damit geschossen. Dieser Unsinn musste herauskommen. Es fanden Hausdurchsuchungen statt. Man fand eine Pistole mit Munition. Er konnte nur glücklich sein, daß es als dummer Jungenstreich angesehen wurde. Nach dem Verhör in der Kreiskommandantur, wurde er nach Hause geschickt. Daraufhin hat ein anderer Junge seine Pistole aus dem Hause geschafft, nach dem bei ihm die Hausdurchsuchung ergebnislos verlaufen war. Das hätte alles sehr böse ausgehen können. In eine schwierige Lage konnte man auch kommen, wenn man die Polizeistunde nicht beachtete. Von zwei Soldaten mit schussbereiten Karabinern wurde man in das provisorische Gefängnis gebracht (Ecke Gartenstraße/Chausseestraße). Hier musste man nun die Nacht zubringen. Am nächsten Morgen wurde man dem Kommandanten vorgeführt. Nachdem man auf Russisch, von dem man kein Wort verstand, gründlich angeschnauzt wurde, hatte man fluchtartig die Kommandantur zu verlassen. Unter militärischen Gesichtspunkten war das ein durchaus verständliches verhalten. In Parchau lagen Hunderte von Soldaten in den Wäldern, in den Scheunen und teilweise als Einquartierung in den Häusern. Verschiedene angesehene Bewohner gaben ganz offen zu, daß sie sich persönlich über das Verhalten der Soldaten nicht beklagen konnten. Andere sagten wieder, daß es „Schweinehunde“ überall gäbe. Wenn man zu Dienstleistungen herangezogen wurde, konnte man mit freundlicher Behandlung rechnen. –Etwas anders sah es nun aus, wenn marodierende Soldaten auf private weise sich etwas aneignen wollten. Fahrräder, Armband- und Taschenuhren gehörten zu den begehrtesten Gegenständen. Aber das muß man auch sehr sachlich sehen. Unsere Familie hatte vier Fahrräder. Zwei fanden wir nicht mehr im Stall vor, als noch die deutsche Wehrmacht da war und zwei fanden wir nicht mehr, als die Rote Armee schon da war. Die Parchauer Bauern hatten in allen Fällen ihren ausländischen Arbeitern eine menschliche Behandlung zukommen lassen. Dafür verhinderten sie mit ihren polnischen und ukrainischen Sprachkenntnissen Ausschreitungen. Bei einer Familie waren ein Fuchspelz und andere wertvolle Pelzkragen über Nacht verschwunden. Da nun die junge Frau mit ihren Polnischkenntnissen sich leichter verständlich machen konnte, sprach sie gegenüber einem Offizier ihren Verdacht aus. Er war sofort bereit, alle seine Soldaten antreten zu lassen, damit sie den Dieb zeigen könnte. Aber von diesem Anerbieten machte sie keinen Gebrauch. Ein Jugendlicher hatte mit einem Pferdegespann Heu von Blumenthal zum Burger Bahnhof fahren müssen. Diese Arbeit zog sich bis zum nächsten Morgen hin. Schließlich sah ein Soldat seine Taschenuhr und verlangte jetzt von ihm, die Uhr zu verkaufen. Wenn er dazu bereit ist, könne er erst nach Hause fahren. Das war Nötigung. Nach einigen Verhandlungen wechselte die Uhr den Besitzer für 240 Mark. Vor dem Kriege kostete solche Uhr fünf bis zehn Mark. Wenn die Rotarmisten nicht aufpassten, wurden sie auch von den Deutschen bestohlen. Man holte sich Kartoffeln und andere Lebensmittel. Sogar Pferde wurden heimlich von den Weiden geholt. In Parchau gab es einen sehr schlimmen Zwischenfall. Es soll sich auf folgende Weise zugetragen haben: Marodierende Soldaten verlangten in der Nacht vor einem Hause am Kanal die Öffnung der Haustür. Als das nicht erfolgte, wurde durch die Tür geschossen und eine junge Frau brach sofort tot zusammen. Genauere Informationen konnten nicht erbracht werden. Außerdem kam es vor, daß gegen einige Frauen mit Gewalt vorgegangen wurde. In einem Hause gab es aber eine „offene“ Tür. Das sprach sich bei den Rotarmisten sehr schnell herum und man hatte an Kundschaft keinen Mangel. Als die Deutschen nun größere Verantwortung übertragen bekamen, wurde in jedem Dorf ein Nachtwächter eingesetzt. Hinzu kam noch aus der männlichen Bevölkerung stundenweise Verstärkung. In dieser Zeit wurden marodierende Soldaten in Ihleben beim stehlen erwischt. Weil sie furchtbare Angst vor der Kreiskommandantur hatten, schossen sie auf die Nachtwache. Einer wurde schwer getroffen, der andere verstarb an den Folgen der Schussverletzungen. In Parchau ging ein ähnlicher Zwischenfall anders aus. Hier wurden Soldaten beim Entendiebstahl überrascht. Sie drohten ebenfalls mit den Schusswaffen. Es kam aber zu einem „Vergleich“. Die eine Seite versprach nicht zu schießen. Die andere Seite versprach, den Zwischenfall nicht zu melden. Für das Schweigen bekam jeder zur Belohnung eine Ente. Dieser Entenbraten wird wohl nicht besonders geschmeckt haben, aber in solchen Zeiten sind bei allen die moralischen Hemmungen sehr niedrig gewesen.
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Herrn Werner Heise -Burger Rundschau- Zerbster Straße 28 O 3270 Burg
Betr.: Artikelserie Ende des Weltkrieges in unserer Gegend
Sehr geehrter Herr Heise!
Mit großem Interesse habe ich die bisherigen vier Folgen Ihrer Serie gelesen. Mit besonderer Aufmerksamkeit las ich, was Sie von dem Kaufmann Deutsch berichteten. Wer so viel persönlichen Mut aufbrachte bei Gefahr für das eigene Wohl und Leben, um das Leben so vieler anderer zu schützen, der verdient ein bleibendes Gedächtnis der Nachfahren. Zwar weiß ich nicht, was Sie für die angekündigten Fortsetzungen der Serie noch vorgesehen haben, dennoch möchte ich Sie auf einiges aufmerksam machen, was in den Dörfern geschehen ist. In Wörmlitz wollten einige „Letzte-Blutstropfen-Fanatiker“ noch den „Endsieg“ erreichen (möglicherweise versprengte SS-Angehörige), die dann durch Selbstmord endeten. Um den 20.4.1945 fanden Kampfhandlungen statt, Wörmlitz wurde beschossen (Spuren sind noch an der Kirche zu sehen). Das Wörmlitz durch die Rote Armee vollständig geräumt wurde, wird Ihnen bekannt sein. In Ziepel war Mitte April noch ein „Hauptverbandsplatz“ eingerichtet. 9 verwundete sind hier gestorben, 8 von ihnen sind hier auf unserem Kirchenhof begraben (die Namen stehen im Kirchenbuch). Zu Auskünften über das, was ich hier erfahren habe, bin ich gern bereit.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr L. Schreiner
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Bericht Gefangenenbefragung, US 35. Infanteriedivision, datiert 19.04.1945. Das 320. Regiment der 35. US Division war vom 14. bis 25. April der 83. US Division unterstellt: "..Kampfgruppe Zock. Besteht aus 100 fanatischen Nazis, aus verschiedenen Einheiten von SS, Luftwaffe und Hitlerjugend, unter Befehl von Lt. Zock. Die 23 Angehörigen der Hitlerjugend tragen Zivilkleidung, der Rest Uniform. Die Bewaffnung besteht aus 35 Panzerfäusten, 10 MG, 6 MP, 45 Pistolen, einigen Selbstladegewehren, und unzähligen Handgranaten. Der Befehlsstand befindet sich bei Blumenthal, es ist ein kleines Gebäude am Nordwestlichen Eck eines Bauernhofes. Artillerieunterstützung erhält die Einheit von einer Batterie 105er aus der Gegend Parchau. Die Aufgabe der Hitlerjugend besteht aus Erkundung bei Tag und Nacht über die Elbe. Sie arbeiten in Gruppen und sollen unsere Stellungen aufklären. Dies soll für kleinere Gegenangriffe von 20 bis 30 Soldaten dienen, der letzte solche Angriff auf Kehnert am 15. April forderte 2 Tote und 6 Verwundete. Die Gruppen überqueren die Elbe in kleinen Booten. Eine aus 4 Hitlerjungen bestehende Gruppe überquerte die Elbe in der Nacht vom 18.-19.4. Beide Gruppen ergaben sich unseren Soldaten. Die Kampfgruppe hat auch 2 Frauen, die als Spione von Ortschaft zu Ortschaft gehen. Die Frauen werden wie folgt beschrieben: 1), 26 Jahre alt, dunkelbraunes Haar, ovales Gesicht, flache Nase, dünne Lippen. Bekleidet mit dunkelblauer Schneehose, dunkelblauer Jacke, einem passenden Pullover mit goldenen Ornament über der linken Brust. Sie war früher Sekretärin. 2) jünger als die andere. Ihr Name ist Katy. Blondes Haar. Die beiden Frauen sind Geschwister. Blaue Augen, schmale gebogene Nase, langes Gesicht, gut aussehend. Sie trägt eine blaue Trainingshose, in die Stiefel gesteckt, dunkelblaue lange Jacke. Weißer Pullover mit Rollkragen. Sie trägt noch eine blaue Jacke mit sich, die aber nicht getragen wird. Die weitere Befragung ergab dass bei der Hitlerjugend auch 12jährige sind, die mit Pistolen bewaffnet sind.
Ebenfalls Gefangenenbefragung, datiert 19. April, 35. Division: "..in Schermen befindet sich eine Ersatzeinheit von etwa 200 Soldaten, genannt Marschgruppe Erdmann (Lt.). Die Soldaten werden als Ersatz für die Kampfgruppe Müller verwendet, die sich ebenfalls in Schermen befindet. Bei Müller soll es sich um einen Colonel handeln, es sollen weitere Offiziere bei ihm sein. Die Einheit soll angeblich auf Regimentsgröße aufgefüllt werden. Die Soldaten der Einheit schlafen in verschiedenen Gebäuden in Schermen. Der Gefechtsstand einer nicht identifzierten Artillerieeinheit soll sich bei 729107 befinden, eine Batterie mit 105ern soll isch bei 731095 befinden. Zwei oder drei Eisenbahngeschütze (?) sollen sich am 15. bei 769104 befunden haben. Sie kamen von Gerwisch (zwischen Burg und Magdeburg). Die Bevölkerung protestierte gegen die Geschütze, die daraufhin zurückgezogen wurden. Es befinden sich Truppen bei 784107. Ein schwerer Granatwerfer (etwa 400 mm (?)) befindet sich im Gehölz bei 78881148. Eine Selbstfahrlafette mit 88 mm Geschütz wurde bei der Fahrt durch Schermen beobachtet.
Gefangenenbefragung, datiert 20. April 1945, 35. US division, IPW (Interrogation Prisoner of War) Team 60: ...es wird vermutet dass durch Kampfgruppe Zook eine Telefonleitung durch die Elbe gelegt wurde. Diese wird von den Patrouillen genutzt um Feststellungen durchzugeben und Boote für den Transport anzufordern. Die Übergänge sind jetzt weiter nördlich verlagert. Der Zeitpunkt der Verlagerung und die neue Örtlichkeit sind nicht bekannt. Sturmboote stehen jetzt für die Überfahrt zur Verfügung. Bei 783227 ist das Hauptquartier einer der Einheiten die die Elbe verteidigen. Es handelt sich um einen durch Bäume getarnten Anhänger. Er kann durch eine gedachte Linie ausgehend von einem einzelnen ballförmigen Baum auf der Westseite über einem einzelnen Lastkahn nahe der Ostseite und weiter zu dem ersten Büschel Bäumen gefunden werden, dort ist der Anhänger geparkt. Boote in diesem Bereich sind mit Lebensmitteln beladen die von den Einheiten geleert werden.
Gleicher Bericht: ..2 Fünfzehnjährige Jungen, Angehörige der Hitlerjugend, wurde auf unsere Seite des Flusses durch einen 1. Lt. der SS geschickt, dessen Gefechtsstand sich bei Blumenthal befindet. Ihr Auftrag war die Seite aufzuklären. Sie wurden ursprünglich für diese Aufgabe vom HJ Führer in Burg ausgewählt. Sie setzten per Boot um 4 Uhr bei 799224 über, durchquerten die Wiesen in nordwestlicher Richtung und wurden bei 791244 gefangen genommen. Beiden ist bewusst dass sie als Spione erschossen werden.
Koordinatenangaben auf der US-Karte, von MAGADO Bild entfernt (keine Rechte)
ebenfalls datiert 20.04.45, IPW Team 60, gemeldet an 35. Division: Der Gefangene ist Angehöriger der 3. Kompanie, 23. Engineer Training Bn. (23. Pionierausbildungsbataillon (?)), Beseler Kaserne, Askanierring, Spandau. Er meldete sich freiwillig zu einer Panzerabwehreinheit (richtig dürfte sein Panzerjagdeinheit, im Original steht Antitank Task Force) deren Aufgabe es war unsere Panzerspitzen anzugreifen. Sie wurde in Dessau aufgestellt. Nachdem er in Dessau eingetroffen war (vor etwa 10 Tagen) wurde er der Task Force 6 (vermutlich Jagdeinheit 6) zugeteilt, ohne dass er sich freiwillig gemeldet hatte. Diese bestand aus 30 bis 35 Soldaten, eingeteilt in 4 Gruppen, jeweils bestehend aus 4 Soldaten, einem Unteroffizier und einem Offizier. Die gesamte Einheit wurde mit 3 Lkw nach Burg gebracht, sie traf dort am 15. April ein, am gleichen Tag ging es weiter nach Blumenthal. In der gleichen Nacht sollte die Elbe überquert werden. Da jedoch keine Boote gefunden wurden kehrte man nach Blumenthal zurück. Man überquerte in der nächsten Nacht um 22 Uhr. Die Aufgabe, die nur den Offizieren bekannt war, war vermutlich Brücken hinter unseren Linien zu sprengen und Sprengmittel zum Werwolf (Örtlichkeit unbekannt) zu bringen. Jeder Soldat hatte einen 70 lb Rucksack mit 3 6 lb Pole Charge (gestreckte Ladung) und viele 1/4 und 1/2 lb Ladungen. Die meisten der Soldaten kamen aus Westdeutschland, und es wurde angenommen dass sie nach Erfüllung des Auftrags in Zivilkleidung zu ihren Heimatorten zurück kehren sollten. Der Führer der Einheit war ein Lt. Gottschalk. 2 der Soldaten konnten durch das Gewicht des Rucksacks nicht mithalten, der Gefangene war einer davon.
Uwe, du bist super...!!! Gibt es im Kampfbericht der 35.ID auch Angaben zur westlichen Elbsicherung, zwischen Rogätz-Ringfurth und Bittkau? Aus dem Raum Sandfurt sollen die Amerikaner noch über die Elbe geschossen haben, so um den 15.4.45 herum. Siehe im Bericht Hilgenböker...
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Die 129. Schützendivision des 40. Schützenkorps der 3. Russ. A. berichtet im Kriegstagebuch: 10.05.1945 Um 10.00 Uhr bemerkten die Beobachte des 518.skoanp Gewehr und MG Feuer im Wals südlich von Niegripp. Dorthin wurde unverzüglich mit 2 Autos eine Gruppe geschickt, um die deutschen Kräfte zu liquidieren. Um 11.00 Uhr entdecke eine Gruppe, eingesetzt zu Säuberung der Wälder, 30 SS Soldaten. Die Deutschen leisteten Widerstand, im darauf folgenden Feuergefecht wurden 2 Deutsche getötet, 6 Verwundet. Dem Rest gelang es, sich in den Wald abzusetzen. Als Trophäen wurden erbeutet: 1 Flak-Geschütz, 6 Kisten mit Geschossen, 1???, mehrere Kisten Munition. Zwischen 10 und 11Uhr wurden 4 Explosionen 3 bis 4 km westlich Heinrichsberg registriert, die Stärke der Explosionen entsprach jeweils einer Panzermine. Der Grund für die Explosionen konnte nicht festgestellt werden. Übersetzung Ch. Pappenberg
Habe an #24 noch eine Karte angehängt
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