Zitat von MAGADO-2 im Beitrag #57Ich kenne die Aufnahme auch, ist aus dieser Bombernacht. MD kann da auch nicht erkennbar sein, da der ganze Salat ostelbisch abgeladen wurde. Magado
Vieles schon, aber nicht alles. Ich habe gerade den ersten von 25 Interpretationsberichten der R.A.F von 1944-1945 aus dem Nationalarchiv in London übersetzt. Ziel in dieser Nacht war MD, aber dabei wurde auch das Sprenstoffwerk in Schönebeck angegriffen. Ob Zufall oder geplant, geht aus dem Bericht nicht hervor. Darüber wurde in dem eigentlichen Bericht zu dieser Nacht, vom 5. März 1944, nicht erwähnts oder aufgeführt. Der Bericht zu Schönebeck ist also als Nachtrag zu diesem Bericht zu sehen, auch wenn er eine eigene Nummer hat.
INTERPRETATIONSBERICHT NR. K 2133 Fotos, aufgenommen am 1. April 1944 von der 544. Squadron. Mittlere Zeit der Fotografie 1030 B Stunden Ort: SCHÖNEBECK
SCHADENSFESTSTELLUNG
Berichtszeitraum: Diese Aufnahmen wurden zehn Wochen nach dem Angriff auf Magdeburg am 21./22. Januar 1944 mit Flugzeugen des Bomber Command gemacht. Der Interpretationsbericht Nr. K 1882 über Schäden an Magdeburg wurde am 5. März 1944 herausgegeben. Über Schäden an dieser Fabrik wurde bisher nicht berichtet.
Allgemeine Äußerung: Diese Anlage, die sich einige Kilometer südlich von Magdeburg befindet, ist bekannt für die Herstellung von Dynamit, TNT, Ammoniten und anderen Sprengstoffen. Die Fabrik wurde kürzlich erweitert und viele Verarbeitungsbetriebe und kleine Gebäude sind teilweise in den Boden versenkt und durch Sprengwände geschützt. Der Fabrik wurde ernsthafter Schaden zugefügt. Es gibt zwei Hauptquellen für Explosionen im zentralen Bereich, wo Gebäude, die von Explosionswänden umgeben sind, verschwunden sind und große Krater hinterlassen haben und Gebäude in ihrer unmittelbaren Umgebung zerstört wurden. Eine Anzahl der anderen Gebäude, hauptsächlich im östlichen Teil der Fabrik, wurde abgerissen oder entkernt und einige Schäden an Gebäuden einer Brauerei etwa 400 Yards im Südosten gesehen. Es ist offensichtlich, dass Bomben auf dieses Ziel fielen, während des Angriffs vom 21./22. Januar, da Nachtaufnahmen, die zum Zeitpunkt des Angriffs gemacht wurden, Brandbomben zeigen, die über diesem Gebiet brannten (NT214 / 190. Frames 7,8 & 9).
In einer Gruppe von Schuppen, die sich mit den späteren Stadien der TNT-Herstellung befassten, wurden drei quadratische Gebäude, die jeweils von Explosionswänden umgeben waren, durch Explosionen zerstört, die große Krater hinterlassen haben (x). Ein weiteres großes Gebäude jüngeren Datums, das durch eine Explosionswand in der Mononitrations- und Säuregewinnungsanlage und anderen kleineren Gebäuden geschützt wurde, ist anscheinend ebenfalls infolge einer Explosion verschwunden (x). Zwei weitere Gebäude einer Vierergruppe, die durch Brandmauern geschützt sind, scheinen entkernt zu sein. Insgesamt wurden 32 verschiedene Gebäude durch Sprengstoff oder Feuer zerstört und 48 andere beschädigt.
Detaillierte Aussage: Zahlen beziehen sich auf Anmerkungen auf Drucken, die mit dem Bericht verteilt werden. 1. Nicht identifiziertes kleines Gebäude entkernt. 2. Großes Werkstattgebäude mit kleineren Dachschäden, teilweise rekonstruiert. 3. Nicht identifiziertes kleines Gebäude, zerstört. 4. Nicht identifiziertes versunkenes Gebäude unmittelbar westlich des kleinen Entwässerungslochs. Dachschäden meist rekonstruiert. 5. Rekonstruktion von kleineren Dachschäden. 6. Kleiner Lagerschuppen, zerstört. 7. Leichter Dachschaden am Ende eines wahrscheinlich nicht explosiven Lagergebäudes. 8. Wahrscheinlich nichtexplosives Lagergebäude, entkernt. 9. Werkstätten, Büro und nicht explosive Geschäfte. 4 Gebäude zerstört, 15 schwer beschädigt. 10. Kesselhaus. Ein Flügel wurde schwer beschädigt und das Dach des Kohleschuppens zerstört. 11. Spätere Stadien der TNT-Herstellung. 16 zerstörte Gebäude einschließlich 3-in-3-Schutzraum. Wasserturm und zwei weitere Gebäude schwer beschädigt. 12. Lagerungs-, Verpackungs- und Verladungsgebäude. Sechs zerstört. Sieben schwer beschädigt. 13. Mononitrierungs- und Säuregewinnungsanlage. Vier Gebäude zerstört einschließlich eines neuen Gebäudes in einem dreiseitigen Bunker. Sieben schwer beschädigt. 14. Zwei von vier Gebäuden in einem Bunker mit vier Kammern entkernt. 15. Zwei versunkene und verfallene Gebäude entkernt. 16. Zwei versunkene und verfallene Gebäude ½ entkernt. 17. Lagerhäuser. Eins, 2/3 entkernt, ein schwerer Dachschaden, zwei teilweise zerstört, auf 1/3 Dach eingestürzt. 18. Nicht identifizierter Gebäude, des 2/3Gebäudes wieder aufgebaut.. 19. Nicht identifiziertes Gebäude, zerstört. 20. Brauerei. Großer flacher gereffter Abschnitt des Gebäudekomplexes zerstört mit Räumung und etwas Rekonstruktion im Gange. Ein Flügel des großen Gebäudes entkernt. Teil des Gebäudekomplexdaches ist eingestürzt.
PS: Falls jemand eine bessere Übersetzung für "Spreng- oder Explosionswände" hat, wäre ich dafür dankbar. Ich hätte vermutlich "Splitterschutzwall" genommen, aber das trifft es wohl nicht so richtig.
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An dieser Stelle noch die Auswertung zur 2. und 3. Wave (Welle), die am 21./22. Januar `44 angriff. Der Begriff "Welle" irritiert dahingehend, dass es anders als in Dresden keine richtige Pause bei der Bombardierung gab, sondern die Bomber kontinuierlich bzw. in Minutenabständen Magdeburg erreichten.
2. Welle Bild entfernt (keine Rechte)
3. Welle Bild entfernt (keine Rechte)
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Diese Darstellung basiert auf der Grundlage der Aufzeichnungen der Navigatoren der 1. Group des Bomber Command für den Nachtangriff auf Magdeburg am 21./22.01.1944.
Blatt 1: 2. Welle
In der Grafik oben sind die Positionen der Bomber der daneben mit Zeichen zugeordneten Squadrons auf dem Einflug ins Reichsgebiet zwischen 22 und 23 Uhr zu sehen. Die Grafik in der links in der Mitte gibt Bombatdierungszeit und Höhe wieder. Die rechte Grafik zeigt die Anflugrichtung während der Bombardierung. Die Grafik unten zeigt die Positionen der Bomber beim Verlassen des Reichsgebietes um 0.08 Uhr.
Blatt 2: 3. Welle
In der Grafik oben sind die Positionen der Bomber der daneben mit Zeichen zugeordneten Squadrons auf dem Einflug ins Reichsgebiet um 22.17 Uhr zu sehen. Die Grafik in der links in der Mitte gibt Bombatdierungszeit und Höhe wieder. Die rechte Grafik zeigt die Anflugrichtung während der Bombardierung. Die Grafik unten zeigt die Positionen der Bomber beim Verlassen des Reichsgebietes ebenfalls um 0.08 Uhr.
Folgende Rückschlüsse ergeben sich daraus: Zum einen, dass es einen einheitlichen Bomberstrom gab. Weiterhin, dass kurz vor dem Ziel die Rchtungen durch die Maschinen geändert wurden und sie nicht beim geordneten Überflug ihre Ladung abwarfen. Auch zeigt sich, dass die Maschinen sofort nach dem Abwurf umgedreht haben und in diesem Fall den Rückflug auf der Route des Einflugs absolviert haben. Ich darf an dieser Stelle auch feststellen, dass es zum 16. Januar 1945 Unterschiede gibt. Dort waren nämlich Hin- und Rückweg nicht gleich.
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Zitat von Der Flieger aus Berlin im Beitrag #52Genau,Genau. Alle denken immer die sind schön wie auf einer Perlenschnur aufgefädelt hintereinanderweg geflogen dem war nicht so. Wenn ich den Einsatzbefehl auflösen soll, dann müsstest Du mir diesen in einer besser Auflösung schicken. Die Punkte in eine Nachtjagdkarte eingetragen macht es übersichtlicher. Die Angriffswellen sind gut auszumachen. Da stecken eine große Menge Infos drin.
Ich bin zwar noch nicht komplett durch, aber es ergibt sich folgende Erklärung, die diese Aussage eindeutig untermauert. Die Besatzungen hatten zum Teil erhebliche Probleme das Ziel eindeutig zu identifizieren. Zum Teil kreisten sie über MD, bis eine Markierung genau zu sehen war. Andere luden einfach ab, und einige wenige stiegen sogar noch auf eine größere Höhe um sich besser orientieren zu können. Die Sichtverhältnisse und die Bewölkung waren total unterschiedlich. Von geschlossener Wolkendecke bis ausgezeichnete Bodensicht ist alles dabei. Wenn ich mir die Beladung anschaue, kriege ich Bauchschmerzen. Angefangen von 8000 Pfund Bomben über 4000er, 2000er, 1000er und 500er ist alles vertreten. Von den 4 Pfund Stabbrandbomben und 30 Pfund Brandbomben ganz zu schweigen. Fazit: Wäre das damals alles in Magdeburg runtergekommen, wäre in der gesamten City nicht ein Stein auf dem anderen geblieben. Der Auftrag lautete eindeutig: " Den größtmöglichen Schaden im Zielgebiet anrichten!"
Linse
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In der Wehrmacht gab es autonome Luftschutzeinheiten, die zu reichsweiten Einsätzen zur Verfügung standen. Die LS-Abteilung (mot) 48 hatte zum Zeitpunkt des Luftangriffs am 21./22. 01. 1944 ihren Standort in Dessau-Kochstedt. In ihrem Einsatzbericht findet sich u.a. die folgende Information:
Am 22. Januar erhielt die Abteilung nachts 2.20 Uhr Befehl, Magdeburg zu erreichen, was 3.00 Uhr geschah. Kurz hinter Zerbst leuchtete der Himmel in Richtung Magdeburg rötlich auf. Im Wald zwischen Gommern und Wahlitz bildeten umgestürzte Bäume und ein großer Bombentrichter Hindernisse. Schnell wurden sie beseitigt. Am Waldrand angekommen, leuchteten ihr überall Brände entgegen. Bauernhäuser, Wohnhäuser, einige Industrieanlagen standen in Flammen. Vom Bahnhof Königsborn drangen starke Detonationen herüber. Ein Munitionszug brannte aus. An zahlreichen Brandstellen ausserhalb des Stadtgebietes von Magdeburg war zu erkennen, dass die feindlichen Flieger durch die eigenen Jäger abgedrängt wurden. Die Abteilung wurde in Magdeburg in der Maschinenfabrik R. Wolf eingesetzt.
Ich weiß allerdings nicht, was unter der Zeitangabe "was 3.00 Uhr geschah" genau zu verstehen ist. Wenn man die damalige Fahrzeugtechnik und die Straßenverhältnisse berücksichtigt (es gab ja keinerlei Ortsumgehungen) und die geschilderten Erschwernisse hinzunimmt, muss hinter der "3" anstelle der "00" noch eine Zahl von nicht viel unter 59 stehen. Das wäre immer noch sehr schnell gewesen. Interesant ist, dass es überhaupt so schnell ging. Dieselbe Einheit war übrigens bereits am 30. Januar 1944 in Berlin-Kreuzberg im Einsatz.
Sehr interessanter Bericht. Wenn die R.A.F. schon zu dem Zeitpunkt die taktische Formation flog, wie ein Jahr später, dann ist davon auszugehen. Prüfe Ich. Allerdings vermute ich eher nein. Wenn sie einen guten Begleitschutz gehabt hätten, wären die Verluste von rund 9% der Bomber nicht eingetreten. Das waren im Kriegsverlauf mit die höchsten bei einem einzelnen Ziel. Das Abdrängen könnte auch durch die Nachtjäger passiert sein.
Linse
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