Da hat sich Hugo sehr viel Mühe gegeben, um verschiedene Aspekte des Rüstungsaufkommens des NS-Regimes unter Kriegsbedingungen zu beleuchten. Trotz der auch stellenweise gravierenden Engpässe, für mich erstaunlich, wie es gelang, 1944 solch einen hohen Ausstoß an Rüstungsgütern zu erzielen. MfG Wirbelwind
Spione im Werk? - Ja da gab es wahrscheinlich einige (Zwangsarbeiter, Kriegsgefangene!), aber Überblick hatten die auch nicht. Das wird indirekt durch die mageren Ergebnisse des Nachrichtendienstes (=Geheimdienst) im Krupp-Grusonwerk-Report dokumentiert. Da schweigt man sich bezüglich konkreter Maßnahmen aus und nur in einem Beitrag der mathematischen Statistiker (Ruggles und Brodie im American Journal of Statistics, 1947, 23), in dem diese ihre Verfahren zur Feststellung der Produktionszahlen für verschiedene Waffen erläutern, sind Ergebnisse des Geheimdienstes angedeutet. Der hatte laut Report des Bombing Survey ja noch nicht einmal den Gebäudebestand richtig definieren können, wie er für die Panzerproduktion im Grusonwerk relevant war (siehe oben #46). Bei Panzern hat man wahrscheinlich nach dem Muster von Saddam Husseins Atom-, Chemie- und Biowaffenbeständen einfach etwas erfunden (sie oben #61). Im Report wird nur noch ganz schamhaft von leicht nach unten abweichenden Zahlen gesprochen (siehe oben #46 Punkt 1a). Der Beweis dafür stützt sich aber auf Zahlen nach 1943, nachdem die mathematisch-statistische Auswertung der auf den Kriegsschauplätzen erbeuteten oder zurückgelassenen (vernichteten) Waffen bereits ihre Ergebnisse zur Verfügung stellte. Und dass Lkw-Fahrgestelle in Magdeburg gebaut wurden entspringt auch nur einer regen Phantasie - ob von lustlosen oder umgedrehten Spionen oder von den Geheimdienstlern selbst, ist dabei völlig gleichgültig. Hitler hatte gegen falsche Zahlen gar nichts - so hat er verboten, auf übertriebene deutsche Verluste in Meldungen der alliierten Presse Stellung zu nehmen, da damit die alliierten Berechnungen der Kampfstärken zu Fehlurteilen geführt haben. Höhere Produktionszahlen waren ihm sicherlich genauso lieb, aus dem gleichen Grund. Und dass im Grusonwerk 35.000 Arbeiter beschäftigt gewesen sein sollen (siehe oben #47) war auch keine Meisterleistung britisch-amerikanischer Geheimdienste. Wie oben #93 geschrieben, war die Bombing-Survey-Truppe gegründet als "Blue Ribbon"-Überwachungsteam für strategische Bombenangriffe und beauftragt, so bald wie möglich nach dem Bombenangriff in die von den strategischen US-Bombern getroffenen Gebiete einzudringen, um die Wirksamkeit der Bombardierungsbemühungen und ihren Beitrag zum Sieg der Alliierten zu beurteilen. Dazu mitgenommen, standen ihnen alle Werke offen, leitendes Personal war noch vor Ort (siehe oben #29 und #43 ff. die Hinweise, dass alle Zahlen auf Krupp-Angaben beruhen - z.B. Kriegsfolgeschäden-Berichte) - und da wurde alles was nicht niet- und nagelfest war abtransportiert, fehlende Unterlagen wurden z. T. rekonstruiert (siehe oben #48). Erstaunlich für mich ist lediglich das Tempo mit dem die Unterlagen ausgewertet wurden.
Ich bin keine Magdeburger-Bürger,.Ich denke mir, könnte hier reinpassen. Gefunden im russ.Archiv, Protokolle der Befragung von deutschen Kriegsgefangenen.Quelle ist zu ersehen. Scheinanlage ist auch eingetragen. Schönen Abend noch, DFaB
Schön, was der Flieger aus Berlin da ausgegraben hat. Spusus Ansicht, dass es sich um eine Bestandsaufnahme aus dem Sommer 1945 handeln könne, möchte ich mich nicht anschließen. Nach den Aussagen auf FaB's Dokumenten ist es die Aussage des deutschen Kriegsgefangenen Friedrich Schulze aus Magdeburg, wohnhaft Alt-Fermersleben 96. Die Firmenadresse von Buckau R. Wolf war Alt-Salbke 6-10. Die Straße Alt-Fermersleben schließt unmittelbar rechts an. Wahrscheinlich war Schulze im Werk beschäftigt. Die aus dem Gedächtnis angefertigte Skizze ist erstaunlich - wenn auch recht schematisch. Ich füge ein Luftbild bei. Zur Orientierung habe ich zwei Gebäude markiert. Links im Bild ist das Gelände des Reichsbahn-Ausbesserungwerkes Magdeburg gerade noch erkennbar. Zwischen RAW und Buckau R. Wolf verläuft der Schwarze Weg in Richtung Lüttgen-Salbke. Der ganze linke untere Bereich des Werksgeländes mit der Villa ist von Schulze nicht berücksichtigt. Der Rohrschlangenbau wurde von ihm direkt an die Straße verlegt. Wahrscheinlich hat er die einzelnen Hallen auch nie aus der Vogelperspektive gesehen, denn deren Längsausrichtung bleibt in der Skizze unberücksichtigt. Die Gefangennahme von Friedrich Schulze kann frühestens Anfang 1943 erfolgt sein, da das 588. IR erst im Dezember 1942 von Boulogne nach Osten zur Heeresgruppe Mitte verlegt wurde. Da das Werksgelände zu 70% zerstört war, wäre eine Bestandsaufnahme vor Ort ohnehin wenig ertragreich geblieben. Die SU hat ja neben Demontageobjekten Reparationen) auch Werksanlagen in sowjetisches Staatseigentum übernommen. SAG-Betriebe - Sowjetische Aktiengesellschaft - in Magdeburg war es die "Abteilung AMO" (das Kulturhaus heißt ja heute noch so) und umfasste neben Buckau R. Wolf noch das Grusonwerk, Schäffer und Budenberg und Otto Gruson. Das (wiederaufgebaute) Werk wurde also in sowjetisches Eigentum überführt, seine Produktion als Reparationsleistung verrechnet. Eine Verlagerung und Demontage fand nicht statt.
Vielleicht kann MAGADO ja noch ein Luftbild aus US-amerikanischer Produktion herbeizaubern - dann lässt sich die Übereinstimmung der in Russland entstandenen Skizze mit der Realität möglicherweise noch genauer überprüfen.
Die russische Skizze ist dahingehend fehlerhaft, dass sich das Werk rechts der Bahnlinie befindet/befunden hat und nicht, wie Rot eingezeichnet, links. Die Reste des Werkes stehen ja noch und such die Bahnlinie existiert immer noch. Trotzdem interessantes Material.
Linse
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Die Skizze ist m. E. richtig. Die Reihenfolge von Ost nach West ist: Elbe - Straße - Werk - Bahnanlagen. Die Elbe ist auf den LB's von MAGADO leider nicht zu sehen, aber alles andere stimmt mit dem heutigen Rest überein und wurde auch in die russische Skizze so übernommen.