Ich habe gestern laut Zeitzeuge aus Barleben erfahren das bei dem Kreuz höhe Barleben auch ein Sturmtiger gestanden haben soll..dieser sollte den Bereich in Schach halten, jedoch wurde er rellativ schnell lahm gelegt...er soll auch nach Kriegsende ziemlich lange an der Böschung noch gestanden haben...ein Freund von mir erzählte mir das bei dem Umbau zum neuen Kreuz ein Laufrad von dem Panzer ausgebuddelt wurde, das Laufrad lag eine weile am Rand, doch wo es verblieben ist weiß keiner...vielleicht sieht man ja auf Luftbildern von 45 noch diesen Panzer?!
[ Editiert von MilitariaMD am 07.02.13 9:21 ]
Falls nicht anders deklariert, stammen hochgeladene Bilder aus meinem Privatarchiv !
Wenn ich die Karte richtig lese sind Barleben und Ebendorf nicht weit auseinander, wird wohl der dortige Sturmtiger gewesen sein, ein Bild davon haben wir ja schon hier eingestellt, der wurde ja "an der Autobahn" gefunden und steht, wenn ich die vorhandenen Bilder richtig deute, an einer Böschung.
Hier das Autobahnkreuz Barleben April 1945 Ich kann zwar keinen Sturmtiger erkennen, da Aufnahme fleckig ist, aber möglich ist das schon dass ein Fleck der Tiger ist. Aber Bestätigung liegt indirekt vor, da eine Stelle im After Action Report der 30th ID--120th IR berichtet, dass zwischen 14. u. 16.4.45 auf der Autobahn ein deutscher Pz zwischen Elbe und Höhe Ebendorf hin und her pendelte und dann verschwand. Ich habe das auch in einer Kartenübersicht festgehalten. Magado BildQ. KBD MD
Magado-2 Wenn nicht anders ausgewiesen, dann Sammlung/Eigentum Magado Bilder/Beiträge dürfen "Nichtgewerblich" genutzt werden.
„Ein Wahnsinn. Wie war das nur möglich?“ fragten sich die Menschen einst nach dem Zweiten Weltkrieg und gingen unmittelbar zur Tagesordnung über. Der harte Alltag verlangte volle Aufmerksamkeit. Aber die Erinnerungen sind nicht verblasst und die tiefen Gefühle nicht vergessen. Damit sie für heutige und kommende Generationen nachfühlbar sind, wurden Barleber Zeitzeugen befragt. Das Erinnern war für sie schwierig, denn unvorstellbar Grausames geschah in den zwölf Jahren des Dritten Reiches, das tausend Jahre bestehen wollte. Menschen wurden gequält und starben, trauerten um Ehepartner und Geliebte, um Kinder und manchmal um die ganze Familie. Verloren gingen Hab und Gut und Heimat. In dieser Zeit aber wurde auch geliebt, gelacht und sich des Lebens gefreut. Die Menschen hatten sich eingerichtet in der Zeit, in diesem Leben. Am Ende des Wahnsinns mussten fast alle ums Überleben kämpfen. Der Schock saß tief und gleichzeitig war die Freude groß, das alles einigermaßen überstanden zu haben. Barleben hatte Glück und mehr als das: weil es nördlich von Magdeburg liegt, bis 1944/45 ein Zentrum der Rüstungsindustrie, weil sich keine kriegswichtigen Betriebe direkt im Ort befanden, weil die Briketten-, Braunkohle-, Benzin-AG und Barleben zum Schutz vor alliierten Bomben oftmals eingenebelt wurden und damit von der Bildfläche verschwanden, weil – so furchtbar es klingt – die alliierten Piloten ihre vorgegebenen Ziele überwiegend sicher trafen, weil die Wetterlage oftmals mit den Barlebern war und weil einige von ihnen rechtzeitig die Lage erkannten, Flakstellungen räumten, in letzter Minute die Panzersperren beseitigten und Ruhe bewahrten. Drum blieb Barleben von schweren Zerstörungen und vielen Todesopfern verschont, nicht aber von Trauer und Leid. Die Zeitzeugen haben über zum teil sehr persönlicher Erlebnisse berichtet. Nur so war die vorliegende Arbeit möglich. Allen Interviewten und Heike Hildebrandt vom Heimatverein gebührt allergrößter Dank. Margitta Häusler Autorin Von Olympia bis zu den ersten Bombern über Barleben
„Barleben – das Musterdorf und die „sportgestählte Jugend“
1936. Die Autobahn, der Mittellandkanal und das Schiffshebewerk Rothensee befanden sich in bau, große Betriebe entstanden in und um Magdeburg. Fast täglich änderte sich das Bild der Landschaft, so rasant wuchsen Schornsteine, Silos und Werkhallen in die Höhe. Die Menschen hatten Arbeit und Einkommen. In Barleben war Anfang 1936 die Straße von Magdeburg über die heutige A2 gerade fertig und dem Verkehr übergeben worden. Nur einige Restarbeiten waren noch zu erledigen. Siedlungshäuser wurden neu gebaut. Schließlich kamen Kinder zur Welt, nachdem die Regierung den jungen Leuten 1.000 Reichsmark Kredit gewährte und mit jeder Geburt jeweils 250 Reichsmark vom Darlehen getilgt waren. Deutschland baute auf, die Naziregierung bereitete den Krieg vor, zunächst aber die Olympischen Spiele. Vom 6. bis 16. Februar 1936 fanden in Garmisch-Patenkirchen die IV. Olympischen Winterspiele statt. Das Großereignis aber sollten die XI. Sommerspiele werden, die vom 1. bis 16. August 1936 in Berlin stattfanden. Die Nazis zielten auf einen grandiosen Prestigegewinn. Vor aller Welt wollten sie beweisen, zu welchen Leistungen die Deutschen fähig sind. In ganz Deutschland putzten sich die Dörfer und Städte heraus. Jede Straße, jede Anlage und jedes Haus sollten ordentlich und gepflegt aussehen. Es wurde in jedem Gau – das war in der Nazizeit eine regionale Gliederung, ähnlich einem Bezirk – ein Musterdorf gewählt. In Magdeburg-Anhalt kürte man Barleben zum Siegerdorf. Eigens waren die Hauptstraße neu gestaltet, große Blumenrabatten angelegt und Bäume gepflanzt worden. Zur Olympiade hatte sich jedes Haus im Dorf noch einmal extra herausgeputzt. Überall wehten Fahnen. Wie die „Mitteldeutsche Zeitung“ am 11. August 1936 überschwänglich berichtete, flatterten in Barleben „Siegerfahnen sogar an jedem Dachkämmerlein“. Schließlich kam ausländischer Besuch, eine Trachtengruppe aus Italien, die herzlich begrüßt wurde von den Einwohnern.
Die deutschen waren wieder wer
Nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg und dem Versailler Vertrag, den viele in Deutschland als ungerecht empfanden, waren die Deutschen plötzlich wieder anerkannt. Olympia wurde zu einem „Politikspektakel mit sportlicher Tarnkappe“ (P. Filzmeyer, Universität Klagenfurt). Dank großzügiger Förderung und intensiven Trainings schnitten die 406 Sportler des Deutschen Reiches hervorragend ab. 33 Gold-, 26 Silber- und 30 Bronzemedaillen bedeuteten den Sieg in der Nationenwertung vor den USA, Ungarn und Italien. Sportliche junge Menschen, die sich an großen Vorbildern orientierten, waren gefragt. So wurde Barleben 1938 „um eine Sportanlage reicher.“ Der RC Falke schuf sich am Anger eine Radrennbahn. Über den Beginn dieser Gemeinschaftsarbeit und ein erstes Rennen vom 1. Mai 1938 wurde in der „Mitteldeutschen Zeitung“ berichtet: „Die Forderung unserer Zeit nach einer gesunden und sportgestählten Jugend, ist in Barleben nicht ungehört verhallt… Vorgesehen ist eine 200-Meter-Bahn, ähnlich der in Biederitz, allerdings in etwas länglicher Form.“ Probehalber wurde die begonnene bahn schon mal getestet. „jedenfalls ist durch die Initiative des RC Falke und das verständnisvolle Entgegenkommen des Bürgermeisters ein bedeutender Schritt zur Förderung des Radsports in Barleben getan worden, den sich manche Stadt und Gemeinde zum Vorbild nehmen kann“, so die Presse damals. Bürgermeister war der Bauer Heinrich Keindorf, nicht verwandt mit dem jetzigen Bürgermeister der Einheitsgemeinde Barleben, Franz-Ullrich Keindorff.
Magado-2 Wenn nicht anders ausgewiesen, dann Sammlung/Eigentum Magado Bilder/Beiträge dürfen "Nichtgewerblich" genutzt werden.
Deutsche Truppen hatten im Morgengrauen des 1. September 1939 Polen überfallen. Als der „totale Krieg“ zurückkam nach Deutschland, waren seit dessen Beginn nicht einmal fünf Jahre vergangen. Am 20. August 1944 setzte ein russischer Spähtrupp östlich von Schillfelde über den Grenzfluss Scheschuppe in Ostpreußen. Der Feind hatte deutsches Gebiet erreicht. Die zeit der Siege war vorüber, keine euphorischen Schlagzeilen und Berichte mehr von deutschen Eroberungen, von Bomben über London und massenhaften Abschüssen feindlicher Flugzeuge. Ab 1940 die ersten von ihnen ins Reichsgebiet vordrangen, warnte die Propaganda in der „Magdeburger Zeitung“ eindringlich davor, „den dümmsten Gerüchten nachzulaufen“. „Das deutsche Volk werde in diesem Nervenkrieg nicht unterliegen wie 1918…“ Vielmehr wurde es eingeschworen, sein Schicksal „von neuem auf den Schlachtfeldern“ zu entscheiden. Gleichzeitig informierte die Presse darüber, was zu tun sei, wenn das Haus von einer Bombe getroffen wird, welche Beihilfen es für Bombengeschädigte gibt, warum Inventarverzeichnisse anzulegen seien und weshalb Mütter und Kinder aufs Land gehörten. „Wer entbehrlich sei, soll abreisen“, hieß es im November 1943. Die Kinderlandverschickung begann. Auch sollte jeder seine sieben „Sachen“ besser aufs Land senden. In Annoncen suchten Menschen nach einer Transportgelegenheit für ihren Hausstand unter dem Motto: Wer hat Platz auf seinen Lkw? „Erzeugungsschlacht“ und „Kampf dem Verderb“ Zunehmend breiteren Raum in der Berichterstattung nahm zu jener Zeit die Versorgung mit Lebensmitteln ein. Auf die Jahre „des gigantischen Ringens um die Zukunft und Sicherheit des deutschen Volkes“ wurde auch die Kreisbauernschaft Wolmirstedt-Magdeburg eingeschworen. Gleichzeitig wurde der Umgang mit verschiedenen Produkten propagiert und gemahnt: „Nahrungsmittel sind kein Kleintierfutter und Wildfelle gehören auf keinen Fall in den Mülleimer!“ Neue Zigarettenschachteln gab es plötzlich nur im Tausch gegen alte. Leere Flaschen mussten mit Korken abgegeben werden. Besonders eindringlich aber war die Warnung vor Schwarzschlachtungen. Sie galten als Verbrechen. Die Zeitung titelte: „Schwarzschlächter sind Verräter am Volk“. Wer davon Kenntnis erlangte, solle das Sondergericht benachrichtigen, hieß es. 1944 wurde die Versorgung der Bevölkerung gar zur „Erzeugungsschlacht“ erklärt. Die Existenzangst hatte alle erfasst. Lange schon galt: „Wes Brot ich ess, des Lied ich sing“. Den Brotkorb hielten die Nazis seit 1933 in den Händen. Von ihren Drohungen haben sich die meisten Menschen einschüchtern lassen. Indessen ging auf dem Feld des Krieges eine Schlacht nach der anderen verloren. Immer mehr Todesannoncen gefallener Soldaten und bei Luftangriffen umgekommener Menschen füllten die Anzeigenseiten. „Hart traf uns die Nachricht…“, so begann meist der Text und endete mit der Hoffnung, dass der innigstgeliebte Mann, Herzensjunge und Bruder in der Fremde auf einem Heldenfriedhof beigesetzt wurde. „Das Leben verwirkt“ aber hatte laut Zeitungsberichten der „Volksverhetzer“, dessen Ziel es gewesen sei, den „Glauben an den Endsieg zu erschüttern“. Für gestohlenes Luftschutzgepäck wurde ein „unverbesserlicher Dieb“ ebenfalls zum Tode verurteilt. Und für Tauschgeschäfte drohten Zuchthaus, Geldstrafe und die Einziehung aller durch den Tauschhandel erlangten Gegenstände. Ein Kaufmann aus Magdeburg – berichtete 1943 die Zeitung –hatte Obst und Eier, Käse, Wurst, Fische und Geflügel von seinen Kunden angenommen und sich im Gegenzug erkenntlich gezeigt mit Strümpfen, Blusen und Stoffen. Das alles unter günstiger Anrechnung von Punkten oder weit über das vorgesehene Kontingent hinaus. Das sei eine „schwere Schädigung der Allgemeinheit“ stellte das Gericht fest. „Wer bei einem Angriff geplündert hat und erwischt wurde, der wurde auf der Stelle erschossen“, erinnert sich der Barleber Dietrich Zachau und bestätigt die hohen Strafen auf Tauschhandel während der Kriegsjahre. Eine Parole jener Zeit war: „Kampf dem Verderb!“
Der Krieg schränkte das Leben zunehmend ein Wer zu Weihnachten 1943 und über den Jahreswechsel hinaus verreisen wollte, musste dies genehmigen lassen. Tabak gab es zum Fest auf Sonderzuteilung. Und was damals unter „Biete/Suche“ in der Zeitung zum Tausch angeboten wurde, ist heute noch bezeichnend: Ein halbes Dutzend reinliche Geschirrtücher und ein Tischtuch wurden überlassen gegen einen modernen Puppenwagen, Tapeten wurden gegen eine Petroleumlampe getauscht, Pelzmantel gegen Korkkinderwagen, Umhängetasche gegen Puppe. „Deutschland kann nicht durch Bluffs vernebelt werden“, titelte die „Magdeburger Zeitung“, und gleich wurden ein paar Seiten weite händeringend Leute für die Feuerwehrreserve gesucht. „Schilauf“ war plötzlich kriegswichtig für die Landesverteidigung. Rund um Magdeburg entstand eine Flakabteilung nach der anderen und „Musterbehelfsheime“ wurden geplant und gebaut. Reichsorganisationsleiter Dr. Ley klärt die Menschen in großen Zeitungsartikeln über den Bau von Behelfsheimen auf. Die ersten Häuser wurden in der zweiten Hälfte des Monats Oktober 1943 bezogen. „Das ganze Häuschen wird durch einen Herd geheizt. Gestaltung und Anordnung von Fenster und Tür, die Raumhöhe, der Herd der Schornstein usw. müssen gründlichst überlegt werden. Da weder Kanalisation noch Installation vorgesehen sind, bedarf die Standortwahl wegen der Wasserversorgung und die Abortanlage wegen der hygienischen Erfordernisse besonderer Überlegungen. Um die räumliche Beschränktheit zu mildern, erhält jedes Behelfsheim mindestes 200 Quadratmeter Garten, gewissermaßen das grüne Zimmer. Leider können wir aus Rücksicht auf die Ernährung nicht viel mehr an Bodenfläche geben“: („Magdeburger Zeitung“)
In Erwartung von Luftangriffen „Zum Schutz der Hauptstadt Berlin aber auch anderer wichtiger militärischen Anlagen und Rüstungszentren war der Luftgau III (Magdeburger Raum, Verf.) im Vergleich mit anderen Luftgauen sehr gut mit schweren (12,8cm; 10,5cm; 8,8cm), mittleren (3,7 cm;) und leichten (2 cm) Flakbatterien bestückt.“(Manfred Wille: „Dann färbte sich der Himmel blutrot…“) Im Norden Magdeburgs galt es, vor allem die Braunkohle- Benzin AG. (Brabag) und die Zinkhütte der Junkerswerke vor Angriffen zu schützen. Flakbatterien von jeweils vier bis sechs Geschützen standen auf dem Weinberg bei Hohenwarthe, bei Barleben, Wolmirstedt-Elbeu und im Westen am Umspannwerk Diesdorf. Auch im Süden und Osten waren Flakstellungen errichtet. Jene in Barleben stand nördlich der Bahnlinie, etwa da, wo sich heute die neue Siedlung befindet. Nicht weit davon entfernt in Richtung Meitzendorf war die „Schein-Brabag“ errichtet worden, ein mit Masten bestücktes und beleuchtetes Gelände, das feindliche Flugzeuge zum Bombenabwurf verleiten sollte. Was aber nie funktioniert haben soll, berichten Zeitzeugen. Anni Beauer erinnert sich, dass die Betriebsräume der Schokoladenfabrik Ravia-Spoer an jedem Feierabend die Akten zusammengepackt und in den Luftschutzkeller gebracht werden mussten. Anni Brauer hatte im Büro der dort befindlichen Siemens-Motorenwerkstatt gearbeitet.
Fortsetzung folgt, Reinschrift Teddy
Magado-2 Wenn nicht anders ausgewiesen, dann Sammlung/Eigentum Magado Bilder/Beiträge dürfen "Nichtgewerblich" genutzt werden.
Im Visier: die Brabag Das Gebäude der Braunkohle-Benzin AG (Brabag) sah einst aus wie „Klein-Leuna“, wie das Chemiezentrum bei halle-Merseburg. Runde Silos standen neben flachen Werkhallen, Lagerschuppen und hohe Verlade- und Abfüllgebäuden. Dazwischen durchzogen Stränge von dicken Stahlrohren das Gelände mit Eisenbahnanschluss. Die Brabag befand sich südöstlich von Barleben, am ehemaligen Schwerin-Krosigk-Damm, dem heutigen August-Bebel-Damm. Sicherlich haben auch Barleber in dem Unternehmen gearbeitet, das 1934 auf „direkte Veranlassung des Führers“ gegründet worden war. Schon im Frühjahr 1936 wurde der Richtkranz in Form einer Glocke mit bunten Bändern gehisst. Hunderte Menschen nahmen daran teil. NS-Fahnen wehten und am großen Silo hingen Girlanden. Die in Deutschland führenden und mittleren Braunkohleunternehmen hatten sich zusammengeschlossen, um einen der wichtigsten Treibstofferzeuger des Landes zu bilden. Die Brabag stellte synthetische Treibstoffe aus Braunkohle her, produzierte synthetischen Kautschuk sowie Schmieröle, Treib- und Heizgas. Ziel von NSDAP und Reichswehr war es , Deutschland vor der Verflechtung mit den Welthandel abzuschirmen und aufzurüsten. Die jährliche Gesamtproduktion der Brabag stieg 1943 auf knapp eine Millionen Tonnen flüssige Produkte. Im Jahr 1944 produzierte das Unternehmen ca. 12% des deutschen Treibstoffaufkommens. Allerdings war der Betrieb –wie Göring sagte –„blödsinnig aufgebaut, weil unzureichend getarnt. Der Reichsmarschall verlangte die Einrichtung von „Hydrierfestungen durch Flak, Jagdschutz und Nebel“.(Tobias Bütow und Franka Bindernagel: „Ein KZ in der Nachbarschaft“)
Barleben im Nebel und ein KZ nebenan Neben den Flakstellungen zum Schutz der Brabag gab es bei Barleben eine Funkstation, außerdem eine Station mit Fesselballons, die im Volksmund „Gummi-Flak“ genannt wurde, sowie eine Station mit unzähligen Nebelfässern. „Die wurden bei Alarm auf den Feldern ringsum geöffnet“, erinnert sich Horst Blume, „dann war Barleben unsichtbar. Weil aber auf dem Sportplatz so eine riesige Pappel stand, die über dem Nebel herauslugte, wurde die kurzerhand umgesägt“. Die Vernebelungsstation war am südlichen Ende Barlebens aufgebaut worden, unweit des Breitenwegs 87, wo sich heute die Kinderkrippe befindet. Dem Elternhaus von Manfred Stieger gegenüber befand sich eine Ziegelei und davor die Vernebelungsstation. Betrieben wurde sie von einer eigenständige Truppe. Ab dem 16. Juli 1940 bis zum 18. April 1945 erlebte Magdeburg –zum Teil größeren Unterbrechungen -455 Luftalarme. Jedes Mal löste das Heulen der Sirenen deren durchdringende Ton, größte Ängste aus. Die ersten Bomben fielen in der Nacht vom 21. zum 22. August 1940. Gingen die anfänglichen Bombenangriffe noch glimpflich ab, so wurden diese zum Ende Krieges immer heftiger. Der erste schwere Angriff fand am 21. Januar 1944 statt. An jenem Tag war das eigentliche Ziel lange durch Scheinmanöver der Flieger verschleiert worden. Was dann auf Magdeburg zuflog, solle nach dem Willen der Alliierten den „Tausend-Bomber-Angriff“ von Köln weit übertreffen. Jedoch verhinderte der Wind in dieser Nacht Schlimmes. „Weihnachtsbäume“ –vom Master-Bomber gesetzte Leuchtzeichen oder Aufhellungskörper –trieben nach Osten und Südosten ab. So schlugen die Bomben vor allem in den Elbwiesen ein, trafen Schönebeck, Gommern, Königsborn und weitere 20 Städte und Dörfer. Es gab etwa 120 Tote und 400 Verletzte. Zirka 1.000 Menschen verloren ihre Wohnungen. Dieser Angriff wäre ohne die Windböen weit schlimmer für Magdeburg ausgegangen als jener, der ein Jahr später folgen sollte. Aber diese erste Bombennacht 1944 verfehlte nicht ihre Wirkung auf die Menschen. Ein Übriges erreichten Nachrichten von der Front. Dagegen posaunten Propaganda uns Presse: Nur dem vorbildlichen Zusammenwirkens von Flak und Nachtjägern sei es zu danken gewesen, dass die britische Luftwaffe ihren konzentrierten Angriff auf die Stadt nicht wie geplant fliegen konnte. 61 Bomber seien abgeschossen worden, wurde in der Zeitung berichtet. Die Brabag in Magdeburg-Rothensee traf es unter anderem am 28. Mai 1944. Kurz danach verlegte die SS etwa 900 Häftlinge, vor allem ungarische Juden aus dem KZ Buchenwald nach Magdeburg. In unmittelbarer Nähe der Brabag, in der Heinrichsberger Straße, wurde das KZ-Außenlager „Magda“ eingerichtet. Es wuchs auf über 2.000 Insassen an. Sie mussten nach den Luftangriffen die Schäden beseitigen, Trümmer beräumen sowie Schienen und Straßen reparieren. Die Niederlagen an allen Fronten und die Verluste durch Bombardements führten zur verstärkten Suche nach Arbeitskräften in den besetzten gebieten sowie in KZs und Internierungslagern. „Wenn die Brabag bombardiert wurde, haben die bloß noch mit halber Kraft gearbeitet“, sagt Dieter Zachau, „aber sobald alles repariert war, wussten wir schon, das dauert nicht mehr lange, höchstens ein oder zwei Tage, dann sind die Flieger wieder da und schmeißen das wieder kaputt. Also die Spionage hat funktioniert.“ Bei der Brabag mussten Zwangsarbeiter, aber auch ganz normale Arbeiter, wie Ernst Prillop aus Zielitz, Luftschutzbunker bauen. Unter welchen Bedingungen die KZler schufteten, das schildert Prillop 1965 in der „Volksstimme“: „Das ganze Arbeitskommando war eingeteilt in Kolonnen zu je 50 Mann. Zu jeder Kolonne gehörten zwei SS-Männer und ein Scharführer als Bewachung. Ferner war bei jeder Kolonne ein Kapo. Die Kapos waren Deutsche, die langjährige Zuchthausstrafen (BVer) zu verbüßen hatten. Je grausamer sie ihre Mithäftlinge behandelten, umso besser konnten sie leben. Jeder SS-Mann hatte neben seiner Schusswaffe noch eine ein Meter lange Dachlatte bei sich, die er zum Schlagen benutzte.“ Trotz Verbotes sprachen die Brabag-Arbeiter mit den Häftlingen und erfuhren so, dass sie aus der Umgebung von Budapest stammten. Es waren alle Bevölkerungsschichten vertreten, vom Arbeiter bis zum hoch dekorierten Offizier. Alle waren jüdischer Abstammung, schrieb Ernst Prillop. Er erlebte mit, dass selbst Kranke zur Arbeit geschleppt und jeden Abend drei bis vier Tote auf provisorischen Bahren aus dem Werk ins Lager getragen wurden. „Die Bande tut ihnen wohl leid“, hatte ein SS-Mann ihn einmal gefragt, „sagen sie bloß ja, dann haben sie morgen denselben Anzug an.“ Wie Thomas Bütow und Franka Bindernagel in ihrem Buch „Ein KZ in der Nachbarschaft“ schreiben, starben 550 Gefangene nachweislich in Magdeburg, bevor die Übrigen Anfang 1945 wieder zurück verlegt wurden nach Buchenwald oder Bergen-Belsen. Die zielgerichteten Angriffe gegen Großunternehmen sorgten für Unruhe unter der Brabag-Belegschaft. Sie durfte ab Mai 1944 das Betriebsgelände verlassen, wenn Angriffe angekündigt waren. Nachdem am 20. Juni 1944 trotz Flächenbombardements keine Todesopfer zu beklagen waren, haben auch andere Magdeburger Rüstungsunternehmen gestattet, dass ihre Beschäftigten die Betriebe verlassen. Nach dem Bombardement vom 20. Juni aber ruhte die Produktion von Benzin bis Mitte November 1944. Die Alliierten flogen bis Anfang Januar 1945 keine Angriffe mehr auf die Brabag. Erst am 3. März 1945 wurden ihre Anlagen erneut fast völlig zerstört. Nach dem Krieg fieberhaft instandgesetzt, lief die Produktion am 6. November 1945 wieder an. Doch schon im folgenden Jahr wurde der Betrieb auf Anweisung der Sowjetischen Militäradministration stillgelegt „Ich bin gesund und lebe in Auschwitz“ Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter in Barleben Aus ihren Häusern und Kirchen wurden sie geholt, von der Arbeit und von der Straße weg verschleppt. In den von Deutschen besetzten Gebieten und in den Lagern wurde nach massenhaftem Einsatz gesucht für die zur Wehrmacht gezogenen Männer. Rund acht Millionen Menschen wurden nach Deutschland deportiert, um die Wirtschaft aufrecht zu erhalten. Zwangsarbeiter standen nicht nur an den Werkbänken und beräumten zerstörten Anlagen, sie arbeiteten ebenso in Handwerksbetrieben, in den Ställen und auf den Äckern. Auch in Barleben. Zum Anger hin auf der rechten Straßenseite, in Verlängerung zur Burgenser Straße, stand einst eine Baracke, in der waren französische Kriegsgefangene untergebracht. Die Arbeitgeber holten „ihren“ Franzosen morgens ab und brachten ihn abends wieder zurück. Mitunter übernahmen sogar die Kinder diese Aufgabe. Frau Rose, eine Köchin aus dem Ort, bereitete in der Waschküche für die Lagerinsassen das Essen zu. Es musste eigens von den Bauern für „ihre“ kriegsgefangenen Landarbeiter abgeholt werden. Wie bei Familie Knochenmuß. „Da musste man sich schon in acht nehmen. Ich hatte zwei Kinder und mein Mann war im Krieg“, erzählt die heute über 90jährige Hertha Knochenmuß. Der französische Gefangene auf ihrem Hof hieß Andre und stammte aus der Normandie, einem von Landwirtschaft geprägten Landstrich im Norden Frankreichs. „Der Andre kannte sich aus, konnte mit allen Maschinen umgehen, jeden Pflug einstellen.“ Ein anderes Gefangenenlager befand sich in Barleben auf dem Grundstück Angerstraße 7 bei Familie Lüder. Die Stallungen des Vierseitenhofes war ausgebaut worden, um Platz zu haben für etwa 15 bis 20 Gefangene. Anfangs waren es Franzosen, später kamen Russen. „Der vorhandene Hofraum war zur Hälfte durch eine Mauer geteilt und mit Stacheldraht versehen worden“, erinnert sich Ursel Fuhr, „die Wachmannschaft bestand anfangs aus jüngeren Soldaten. Sie wurden später ausgetauscht durch ältere, zum Teil kriegsversehrte Soldaten. Zwischen den Kriegsgefangenen, meiner Mutter und mir bestand keinesfalls ein feindliches Verhältnis, wie es eigentlich hätte sein sollen. Ich erinnere mich, dass in unserer Waschküche für die Gefangenen gekocht wurde. Wenn sie von den Bauern ins Lager zurück gebracht wurden, mussten Kartoffeln und Brennmaterial aus dem Keller geholt werden. Dieser befand sich unter der Scheune. Wir nannten ihn Hofkeller. Elektrisches Licht gab es dort nicht. Meiner Mutter tat es leid, dass die Gefangenen im Dunkeln hinab steigen mussten, also hat sie Kerzen aufgestellt, damit die ,armen Jungens `- wie sie sagte- gucken konnten. Bei Fliegeralarm durften die Kriegsgefangenen das Lager nicht verlassen, sie mussten auf dem Hof des Gefangenenlagers bleiben. Die Wachmannschaft hat alles scharf überwacht.“ Im Dorf arbeiteten außerdem Frauen aus Russland, der Ukraine und Polen. Fünf russische Mädchen beschäftigte zum Beispiel Familie Zachau. Auf dem Feld schnitten sie den Rübensamen mit einem umgearbeiteten Säbel ab. Eines Tages flüchteten sie damit. Wer zur Flucht verholfen hatte, konnten die Nazis nachvollziehen. Maria die Gehilfin, kam ins KZ Auschwitz und schrieb im Dezember 1944 einen Brief an die Zachaus „…Ich bin gesund und lebe in der Stadt Auschwitz, heute schon ein Jahr, wie ich sehe euch nicht mehr…“ Danach hat die Familie nichts mehr von Maria gehört. Im Dorf ganz besonders beliebt war ein französischer Kriegsgefangener, der beim Friseur beschäftigt war. Sein Können muss so außerordentlich gewesen sein, denn die Barleber Männer nahmen durchaus zwei bis drei Stunden Wartezeit in Kauf, um von diesem Figaro frisiert zu werden. Ebenfalls Zwangsarbeiter beschäftigte die Ziegelei von Barleben. Kaum waren im Ort die Amerikaner eingerückt, sammelten sich die Franzosen auf Wallstabs Hof und wurden zurücktransportiert in ihre Heimat
Reinschrift Teddy Fortsetzung folgt
Magado-2 Wenn nicht anders ausgewiesen, dann Sammlung/Eigentum Magado Bilder/Beiträge dürfen "Nichtgewerblich" genutzt werden.
Aus allen Rohren – die Flakstellungen von Barleben
In Barleben existierten keine kriegswichtigen Betriebe. Da war lediglich die Firma Ravia-Spoer, die Schokoladenfabrik mit Werkstatt, wo für Siemens kleine Motore reparier wurden. Im Krieg war die Schokoladenfabrik zeitweilig eine Produktionsstätte für Kohlenanzünder. Der wurde aus leeren Hülsen von Maiskolben hergestellt. „Unsere ganze Scheune war voller Maiskolben“, erinnert sich Ursula Fuhr. Auf dem Dach des Büros stand ein Flakgeschütz, und im Verwaltungsgebäude soll die „Abteilung Nord“ ihren Sitz gehabt haben. Von dort aus wurden die einzelnen Stellungen auf dem Weinberg von Hohenwarthe, nordwestlich von Barleben und die Ebendorfer Stellung koordiniert, berichtet Kurt Plock. Alle waren –wie schon erwähnt –hauptsächlich zum Schutz der Brabag eingesetzt. Gegenüber von Eavia-Spoer, am Frtiedhof, stand eine Unterkunftsbaracke für die Bedienung. Nicht weit davon entfernt(heute Autohaus), befand sich eine weitere Baracke, in der LKW’s für die Wehrmacht repariert wurden. Außerdem stand eine Baracke in der Ebendorfer Straße. Dort gab es zusätzlich einen Unterstand, in den die Menschen bei Alarm flüchten konnten. Im September 1939 begann eine Vorausabteilung mit dem Bau der Geschützstellungen bei Barleben. Beim ersten Fliegeralarm auf Magdeburg im Juli 1940 war die Stellung erstmals gefordert. Je länger der Krieg dauerte, um so rarer wurden „echte“ Soldaten als Stellungsbesatzung und um so jünger wurden die Kanoniere in den Flakstellungen. An der Heimatfront kamen zum Ende des Krieges sogar 14-und 15jährige Jungs zum Einsatz. Aus jeder Mittelschule und vom Gymnasium wurden 1944 Jungen bis zum Geburtsjahrgang 1928 eingezogen. „Wir waren damals mit 15 Jahren pflichtgemäß bei der HJ (Hitlerjugend) und wurden eingezogen zum Flakdienst als Luftwaffenhelfer“, berichtet Horst Frase, „da wurde keiner gefragt, sondern einfach nur gesagt: ,So, jetzt müsst Ihr zur Flak!“ Was für ihn und seinen Klassenkamerad Eberhard Juhl folgte, lief ab, wie beim Militär. „Es gab eine Einberufung und anschließend wurden wir untersucht, ob wir tauglich sind.“ Am 13. Januar 1944 rückten die Jungs ein, um in Hohenwarthe ausgebildet zu werden. Für die Vierling- und die 2-cm-Vierling-Flak. Der Auftrag lautete: Schutz des Schiffshebewerkes und des Mittellandkanals. „Damals war ja schon der Anfang gemacht für die Kanalbrücke, das Wasser stand bis zur Trennwand“, erklärte Frase, „wäre da ein Geschoss reingeflogen, wäre alles Wasser rausgelaufen. Schon 1943 – im Jahr vor ihrem Einsatz – sind die Schüler regelmäßig ausgebildet worden. Vier Wochen lang fiel dann die Schule aus. Ausbildung am Geschütz und Schießlehre standen auf dem Programm. „Natürlich wurden wir auch in der Handhabung von Handfeuerwaffen unterwiesen“, sagte Frase, „weil bei der 8,8 in Barleben Flakhelfer fehlten wurden wir im April 1944 dorthin versetzt. Aber jeden zweiten Tag kam der Lehrer zu uns, und es fand Schule statt. Montags, Mittwochs, Freitags, Sonnabends mussten wir nach Magdeburg zum Physik- und Chemieunterricht, weil der in der Flakstellung nicht erteilt werden konnte. In dieser Zeit war dann nur eine Notbesatzung vor Ort.“ Gab es während des Unterrichts Alarm, stürzten die Schüler über Tische und Bänke hinaus an die Geschütze. Jeder hatte seine Funktion. „Eberhard Juhl war verantwortlich für die Seitenfunktion und ich für die Höhe, das heißt, ich musste das Geschütz hoch drehen.“ Sie hätten das ganze nicht so ernst genommen, gestehen die beiden. Sie fühlten sich als Schüler und als Soldat. „Wenn ich so zurückdenke, haben wir keine Nacht richtig geschlafen und der Dienst ging weiter“, erzählt Horst Frase, „also von wegen schlafen legen, weil wir die Nacht am Geschütz gesessen hatten.“ Im Bunker haben wir ausgeharrt wenn nicht gerade geschossen wurde. Und Alarm war häufig, schließlich flogen die Alliierten über das Gebiet nördlich von Magdeburg die Angriffe auf Berlin. Am Dannfeld befand sich damals die Geschützstaffel 1. Im Abstand von 800 Metern stand eine Messtafel, wo die Werte für die Geschütze errechnet wurden. Noch einmal 800 Meter entfern nach Norden war die nächste Batterie errichtet worden. Diese sogenannte Doppelbatterie bestand aus insgesamt 16 Geschützen. „Wir hatten Stahlhelme auf und Stöpsel in den Ohren, wenn geschossen wurde. Aufgeregt waren wir nur anfangs, später nicht mehr. Wie wussten ja, wie alles funktioniert. Angst hatten wir nicht“, sagte Frase, der heute keineswegs begeistert klingen möchte, so als sähe er den Einsatz als heroische Tat. „Man hat das aus Pflichtgefühl heraus getan. Dass wir uns geehrt gefühlt hätten, kann ich nicht sagen.“ Die Barleber Stellung war selten Ziel eines Angriffs. „Einmal, es muss September oder Oktober 1944 gewesen sein, da flogen zwischen unseren Geschützen und der Messtafel die Erdklumpen.“ Ein andermal kam unweit der Flakstellung eine Luftmine herunter, ganz in der Nähe der Blockstelle 2, dem Bahnwärterhäuschen an der Meitzendorfer Straße. Ein großer Gittermast war anschließend verdreht wie ein Korkenzieher. Und das Haus, wo die Familie Götze und Buchwald wohnten, völlig dem Erdboden gleichgemacht worden. Bis ins Jahr 1945 hinein waren Horst Frase und Eberhard Juhl in der Flakstellung, erlebten sie, wie alliierte Flugzeuge ihre Angriffe auf Berlin flogen und im Bogen über Burg zurückkehrten. Mit zehn Jahren nicht dienstverpflichtet, wohl aber neugierig, war Erich Wehner. Er erinnert sich gut daran, wie er herumstromerte und steht’s gucken musste, was geschehen war. So besuchte er eines Tages die große Flakstellung außerhalb des Ortes. „Bei einem Tag der Wehrmacht muss es gewesen sein, als wir dort hin durften. Es gab eine Variete-Veranstaltung und Fotos wurden gemacht. Die von einem hohen Erdwall umgebene Anlage war sehr ordentlich.“ Auf dem Gelände standen mehrere Baracken. „Eine, wo es Essen gab, eine Schreibstube, dann eine größere Baracke, an der - WUG - dran stand. Waffen und Geräte hieß das. Wir sagten Wasser und Gas. Und dann waren da vielleicht drei oder vier Unterkunftsbaracken“, berichtet Willy Pollex. 1944 kam er mit 17 Jahren und seiner gesamten Klasse von der Mittelschule in Magdeburg nach Barleben. Willy hatte Glück, er stammte als einziger der etwa 25 Schüler aus Barleben und durfte deshalb öfter nach Hause. „Ich hatte so eine Deutschlandkarte, die in Planquadrate eingeteilt war. Wenn dann im Radio der Anflug von feindlichen Bombern gemeldet wurde, habe ich nachgeschaut, ob die hier reinfliegen. Bei Feindalarm bin ich dann hoch in die Stellung gefahren.“ Dort ging es längst nicht so ordentlich zu, wie Erich Wehner annahm. Zumindest nicht, was das Essen für die Mannschaft betraf, so der ehemalige K3 und Ladekanonier Pollex. „Zum Abendbrot musste immer einer los, um mit einem großen Tablett das Essen zu holen. Warf man die Wurst auf den Boden, dann hüpfte diese einen Meter hoch in die Hand. Und es gab süße Suppe aus der Aluminiumkanne. Oft genug ist es passiert, wir wollten gerade essen, da gab es Fliegeralarm. Alle raus, Stahlhelm auf, Uniform an. Als wir wiederkamen, war das Essen weg. Da sahen wir nur noch die Ratten vom Tisch rannten, die hatten alles aufgefressen.“ In der Flakstellung waren Franzosen und sogenannte Hilfswillige eingesetzt, ältere Männer, die nicht mehr kriegsverwendungsfähig waren. Auch hilfswillige Russen sollen Munition geschleppt haben. Da Willy Pollex und seine Mitschüler Englisch, Französisch und ein bisschen Italienisch sprachen, nahmen sie mit den Franzosen Kontakt auf. „Die Kanone war etwas vertieft eingesetzt und am Rand war so eine Holzbank. Da saßen wir dann und erzählten miteinander. Manchmal kam der Schütze heran und sagte: -Bitte keine Verbrüderungen!- Der hat das aber nicht so ernst gemeint, das musste er sagen“. Damals als Schuljunge habe er sich nicht allzu viel Gedanken um die ganze Sache gemacht, gesteht Pollex. „Einer, der heute lebt, kann sich da nicht reindenken, wie das damals war. Wer abgehauen ist, wurde erschossen, dem drohte die Todesstrafe und das wussten wir alle. Man musste mitmachen, dass man nicht auffiel.“ Solange er in der Flakstellung war, soll dort keiner ums Leben gekommen sein. Obwohl oft aus allen Rohren geschossen wurde, ließen die Bomber diese Ziele meist „links“ liegen. Einmal allerdings hatte es schon Entwarnung gegeben, da ist doch noch ein Flugzeug gekommen und hat eine Luftmine gesetzt. Möglicherweise um die Flakstellung zu treffen. Aber das misslang gründlich. Die Mine landete in einer Sandkuhle. Wenn in Barleben Bomben niedergingen, dann oft, weil sie von den Flugzeugen zu früh ausgeklingt wurden. Gedacht waren die Geschosse für die Brabag, nimmt Bärbel Lüder an. „Sie kamen aus Richtung Hannover. Einmal haben sie in der Angerstraße unweit des heutigen Reiterhofs eine Bombe fallen lassen. Es war im Sommer, die Leute waren gerade beim Dreschen. Das Pferd war so verängstigt , dass es beinah unter die Dreschmaschine gestürmt wäre.“ Eine weitere Bombe ging am 9. Februar 1942 in der Birkenstraße herunter und tötete Willy Ferchland, der –so ist es im „Offenen Buch“ der evangelischen Kirchengemeinde nachzulesen –wie auch Willi Kohn mit einem sogenannten politischen Begräbnis beigesetzt worden war. „Aus Versehen“ –sagen Zeitzeugen –ging am 16. August 1944 eine Bombe in der Kirchstraße nieder und zerstörte die gesamte Rückwand eines Hauses. Es sah nachher aus wie eine Puppenstube. Ein Mann, der seine Mittagsruhe gehalten hatte und nicht in den Keller gegangen war, überlebte und war völlig perplex über die fehlende Rückwand. Jene Familie aber, die im Keller Schutz gesucht hatte, kam grausam ums Leben: drei Erwachsene und zwei Kinder.
Martha Neugebauer geb. Kratzenberg geboren am 14.2.1893 Hermine Eiecke geb. Herms geboren am 26.3.1895 Emmi Lentge geb. Riecke geboren am 13.3.1920 Hilmar Lentge geboren am 3.6.1943 Margitta Lentge geboren am 19.9.1939
Die ehemalige Lehrerin Barbara Coester erinnert sich, dass die Verstorbenen auf dem Friedhof feierlich beigesetzt wurden. Drei Särge waren aufgebahrt, die Kinder hatte man zu den Erwachsenen gelegt. Alles war geschmückt und der Rektor –ein NSDAP-Genosse – hielt eine flammende Rede in seiner goldbraunen Partei-Uniform. Weil er diese auch in der Schule trug, wurde er dort „der Goldfasan“ genannt. Im Volksmund nannte man die Nazi-Kleidung auch „Mostrich-Uniform“. Als Mostrich bezeichnete man damals den Senf. Bei einem weiteren Bombenabwurf ging in der Gartensiedlung von Barleben ein Sprengsatz nieder. Frau Erna Warnstadt verlor ihre Unterkunft und wurde anderweitig untergebracht. Wenn Flugzeuge abstürzten, dann hauptsächlich deshalb, weil sie im Luftkampf oder von Flakstellungen getroffen worden waren. „Ob die nun lebend runter gekommen sind und wie viele in dem Flugzeug saßen“, sagte Hertha Knochenmuß, „weiß ich nicht. Auf unserem Acker, wo das Flugzeug zerschellt ist, habe ich ein Kochgeschirr gefunden und so ein Besteck, Gabel, Löffel, die man zusammenklappen konnte.“ Ein anderes Mal ist in der Wolmirstedter Chaussee ein Flugzeug abgestürzt. „Da waren zwei dunkelhäutige Soldaten drin. Das weiß ich, weil ich gerade vom Acker gekommen bin. Es war Erntezeit.“ Damals sei alles sofort abgesperrt worden, die Leute mussten zügig vorbeigehen, niemand durfte stehen bleiben. „Ich habe gesehen, dass die beiden Flieger verletzt waren, ob sie noch lebten, konnte ich nicht erkennen. Aber ich nahm es an.“ Andere berichten, dass Pfingsten 1944 ein Flugzeug abstürzte, das sich regelrecht in den Acker gebohrt hatte, mit 20 Bomben an Bord. Gut die Hälfte explodierte auf dem Acker in der Backhausbreite. Die Besatzung des Fliegers war mit Fallschirm abgesprungen, der Pilot starb im brennenden Wrack. Die Barleber Feuerwehr war zum Einsatz in die Feldmark gefahren und fing die abgesprungenen Soldaten ein. Einmal jedoch hatte die Flak versehentlich ein deutsches Flugzeug, eine Me 110(Messerschmidt) Doppelrumpf abgeschossen. Und das kam so, berichtet Willy Pollex: „Die Piloten wurden immer über Funk angesprochen, aber dieser Pilot hatte sich nicht gemeldet. Na ja, wer sich nicht meldet, ist ein Feind. Hin zur Kanone. Inzwischen war der Jagdflieger schon recht tief. Es war leicht. Ein paar Salven Bums. Der Pilot war rechtzeitig abgesprungen. Hinterher erfuhren wir, dass die Elektronik ausgefallen war. Die hatte im Einsatz was abbekommen, da ging nichts mehr, kein Funk. Nur die Motoren liefen noch. Und als er hier bei uns vorbeigekommen ist, da hat es ihn erwischt.“ Die Me 110 war am Sandloch abgestürzt. Übersät mit Bombentrichtern waren einst der Sportplatz und benachbarte Flächen, erinnert sich Dieter Hohoff. Seiner Familie gehörte dieses Stück Feldmark. Viele Bomber haben sich dort ihrer Last entledigt, um noch bis zum Standort zurückzukommen. „Einmal beobachtete ich, wie in einiger Entfernung ein Flugzeug runterging. Wie ein Blatt Silberpapier fiel es zur Erde“, sagt Hohoff, „wenn die 8,8-Flak geschossen hat, schepperte das Geschirr im Schrank. Einmal ist unsere Familie beim Rübenverziehen unter Beschuss geraten. Da hieß es schnell aufsitzen auf den Leiterwagen und im Galopp zurück ins Dorf.“
Abgestürzte alliierte Flugzeuge
Laut Angaben von „Mc Adams org.“ stürzte am 28. Mai 1944 ein Kampfflugzeug mit dem Namen „Luscions Lucy“ bei Barleben ab. Pilot war Lt. Lucius G. Lacy. Von der zehnköpfigen Besatzung kamen drei zu Tode, sieben gingen in Kriegsgefangenschaft. Ein weiteres, jedoch namenloses Flugzeug stürzte am 5. August 1944 infolge Flak-Treffer bei Magdeburg ab. Pilot war 2.Lt. Bert L. Scott. Zwei Besatzungsmitglieder starben, sieben wurden gefangen genommen.
Fortsetzung folgt
Magado-2 Wenn nicht anders ausgewiesen, dann Sammlung/Eigentum Magado Bilder/Beiträge dürfen "Nichtgewerblich" genutzt werden.
„Ostern, den 31.5.44 Liebe Luci, Menne und Claus! Habe Euren Brief mit großer Freude erhalten, wofür ich mich herzlichst bedanke. Wie ich daraus ersehe, geht es Euch allen noch gut, vor allem gesundheitlich, was mich ja am meisten freut. Auch von mir kann ich nur das allerbeste schreiben. Über das Wetter ist sich Petrus noch nicht einig. Wir hatten schon prächtige Tage, wo ich schon gebadet habe, aber seit Himmelfahrt ist es Essig. Heute ist es direkt kalt wie im April, auch sehr oft Regen. Bei Euch ist wohl dasselbe Wetter. Wie habt Ihr Pfingsten verlebt? Hoffentlich ruhig. Bei uns war es den Umständen entsprechend auch ruhig. Die Flieger sind immer noch sehr oft bei Euch, na, so lange sie drüber weg fliegen, schadet es nicht. Anita schrieb mir, dass Rudi zu hause ist. Das ist ja fein. Da hat Mama wenigstens Ablenkung. Es ist nur schade, dass nicht einmal zwei zusammentreffen. Nun soll es für heute genug sein, bleibt alle hübsch gesund und munter. Es grüßt Euch herzlichst Euer Ewald.“
Viel mehr als über das Wetter durften die Landser von der Front nicht berichten.
Barleber Rangen und der Krieg Von lebensbedrohlichen Abenteuern bis zu Fanfarenklängen
Mehr als 5.000 Einwohner zählte Barleben in den letzten beiden Kriegsjahren. Die Kinderzahl war groß wegen der gestiegenen Geburtenzahlen und der vielen Evakuierten im Ort. Sie kamen aus Magdeburg sowie aus Vriesen und Mönchengladbach. Ein großes Problem für die Schule. Fünfzig bis sechzig Kunder saßen mitunter in einer Klasse. Und es mangelte an Lehrer. Auch sie waren zum Kriegsdienst eingezogen, so dass eine Lehrerin in der Regel zwei Klassen gleichzeitig betreuen mussten. Auf die Schüler wartete manch unangenehme „Abwechslung“ in dieser zeit. Nach einem Angriff hieß es oftmals: Brandplätzchen sammeln. „Von der Schule mussten wir ausrücken mit Eimern und Feuerzangen und auf den Feldern Brandplätzchen einsammeln. Die waren abgeworfen worden“, sagt Horst Blume, „und wir sammelten sie ein, damit das Getreide auf den Feldern nicht abbrannte. Schien die Sonne lange genug, dann explodierten die Brandplätzchen.“ Gefährlich waren auch Füllhalter, die vom Himmel fielen. Sie konnten ebenfalls explodieren. Weshalb die Mädchen und Jungen in der Schule öfter durchsucht werden. „Eines Tages war außerhalb des Dorfes ein Bombenteppich gelegt worden. Es war so ein wunderschöner Tag. Aber als wir aus dem Keller kamen, konnten wir die Sonne kaum noch sehen vor Staub. In den Bombentrichtern, die später voll Wasser standen, habe ich das Schwimmen erlernt“, erzählt Erich Wehner. Die Hitlerjugend war für die Heranwachsenden eine Jugendorganisation, der die meisten damals gern angehören wollten. Als Begründung hört man heute: Weil da viel gemeinsam unternommen wurde. „In der Kirchstraße“, berichtet Hernert Koch, „hat die HJ mit Platzpatronen Straßenkampf gespielt.“ Die Trommler des Fanfarenzuges übten in der Schinderwuhne. An einem Sonntag wollte Herbert Koch gerade in die Kirche gehen, da flog ein Tiefflieger so niedrig über Barleben, dass alle Türen aufsprangen. Was heute seltsam anmutet: Für die Jungen war es ein besonderes Ereignis, wenn hinter der Bahnlinie nach Stendal Flugzeuge abstürzten, war aus den Erzählungen zu erfahren. „Gegenüber von unserem haus befand sich das Ziegeleigelände“, berichtet Manfred Stieger, „ort war Munition eingelagert, Granaten, Panzerfäuste usw. Wir haben als HJler mitgeholfen, die Granaten zu schleppen. Meine Eltern waren sehr besorgt, aber wir haben als Kinder die Gefahr nicht erkannt. Außerdem waren wir hundertprozentig überzeugt, dass wir den Krieg gewinnen.“ Einige –darunter Eberhard Juhl und Günter Brauer –hingen abends mit dem Ohr am Radioapparat und hörten „The lions has wings“, einen britischen Sender, bei dem in deutscher Sprache diskutiert wurde, unter anderem über die Verblendung der Deutschen und die Arbeitslosigkeit. So mancher Pimpf ärgerte sich damals, dass er zwar helfen und für den Krieg üben konnte, , aber niemand von ihnen nach 21:00Uhr noch auf der Straße sein durfte. Nur alle vier Wochen gab es Kino. Als es jedoch Ende März 1945 in die Osterferien ging, sollte die Schule sobald nicht wieder stattfinden. Erst am 1. Oktober 1945 begann der Unterricht und alles war neu. Bilder des Führers waren aus den Klassenräumen verschwunden. Der Hitlergruß war auch nicht mehr gefragt. Die klassen waren noch voller und es fehlten weit mehr Lehrer als je zuvor, weil etliche aus dem Schuldienst entlassen worden waren. Heute sagen die Schulkinder von einst einmütig: „Lieber trocken Brot als Krieg!“
Zusammenrücken und teilen Evakuierte aus Magdeburg fanden Quartier in Barleben
13 Minenbomben, 456 Sprengbomben, 70.000 Stabbrandbomben, 1.256 Phosphorbrandbomben, 73Flüssigkeitsbomben und 81 Phosphorkanister waren beim ersten Angriff auf Magdeburg am 21. Januar 1944 abgeworfen worden. Und den Magdeburgern blieb da noch das Schrecklichste erspart. Nach dem ersten Tagesangriff am 22. Februar wurde die Evakuierung von Frauen und Kindern forciert. Die Stadt bekam keinerlei Hilfe von oberster Stelle für ihre „Aktion Magdeburg“. In der Gemeinde Barleben kamen sowohl Magdeburger unter als auch Ausgebombte aus dem Rheinland. Über 200 Evakuierte lebten Anfang 1945 in Barleben. „Mit Handwagen, die Kleidung verrußt, ganz dreckig im Gesicht und an den Händen, so strömten die Leute aus Magdeburg heraus“, erinnert sich Barbara Coester, „es war ein furchtbarer Anblick. Wer nicht wusste, wohin, der ging erst einmal in die Gaststätte - Brauner Hirsch -. Von dort erfolgte die Verteilung auf die einzelnen Höfe und Häuser.“ Glück im Unglück hatte, wer bei Verwandtschaft in Barleben unterkam. Hertha Knochenmuß aus der Kirchstraße nahm ihre Angehörigen ganz selbstverständlich auf. „Ich weiß gar nicht mehr genau, aber so 20 bis 25 Leute waren immer um den Tisch. Meine Tante aus Rothensee waren hier, meine Schwägerin und mei Schwager, von ihm die Mutter und dann eine Frau Kress mit ihren zwei Kindern aus dem Rheinland. Und wir selbst waren ja auch eine große Familie. Da stand jeden Tag ein riesiger Pott auf dem Tisch. Für das Essen habe ich gesorgt.“ Und –wie schon erwähnt –die Gefangenen sßen bei der Bäuerin mit am Tisch. „Man hat so manches heimlich gemacht. Die Gefangenen haben ja auch gut gearbeitet. Das Essen für sie musste ich täglich vom Anger holen, wo die Baracken standen. Manchmal aber hat es schon aus der Kanne gestunken.“ Während der französische Gefangene täglich zurück ins Lager musste, lebte der polnische Zwangsarbeiter auf dem Hof. Außerdem halfen dort zwei Mädchen aus Polen und der Ukraine, und es kamen Frauen aus Barleben auf dem 80 Morgen großen Acker arbeiten. Verschiedene Sorten Kohl, Möhren, Zwiebeln, Kartoffeln, und Radieschen wurden angebaut. Im Stall standen Kühe und Schweine. Die „Magdeburger Heimat“ berichtete im November 1943 unter dem Titel „Aus der Großstadt ins dörfliche Quartier“ von umquartierten Magdeburger Müttern. Der Artikel erzählt von Quartiergebern und Umquartierten. In Kriegszeiten müsse jeder einen Pflock zurückstecken, schrieb der unbekannte Autor. Trotz Trennung vom Manne“, von der Wohnung und von so mancher Gewohnheit sei festzustellen
„Die Frauen sind zufrieden. Ihre Gastgeber geben sich Mühe, ihnen alle Erleichterungen am Aufenthaltsort zu schaffen. Wo heute noch der Notbehelf eine gewisse Rolle spielen scheint, da wird morgen schon das aus der Volksgemeinschaft geborene Zusammengehörigkeitsgefühl die letzten Schwierigkeiten überwunden haben. Man ist ja nicht ganz allein.“
Eine junge Frau vom Knochenhauerufer – dem „Knattergebirge“ nahe der Johanniskirche – wurde besucht. Ihre drei kleinen Kinder hielten sie den ganzen Tag auf trab, berichtete die Frau. Sie haben einen warmen Raum und nachts ihre Ruhe, das sei viel wert. Eine Schiffsfrau entbehrte ebenfalls nicht viel. Das Alleinsein wäre wie gewohnt. Sie alle nähmen das Leben so wie es ist und freuten sich auf den Frühling. Nur am Rande wurden Probleme angedeutet, ansonsten fügten sich die Mütter mit Siegesgewissheit in ihr Schicksal. Zumindest vor dem Berichterstatter
Fortsetzung folgt
Magado-2 Wenn nicht anders ausgewiesen, dann Sammlung/Eigentum Magado Bilder/Beiträge dürfen "Nichtgewerblich" genutzt werden.
Es war taghell in der Nacht Als Magdeburg in Schutt und Asche versank
Wer es bis zum 16. Januar 1945 geschafft hatte, außerhalb Magdeburgs unterzukommen, der konnte sich glücklich schätzen. Denn an jenem Abend erlebte die Elbstadt den wohl schrecklichsten Angriff ihrer Geschichte. 90% der Altstadt gingen in den Phosphorflammen unter. Am Vormittag hatte es 13 Alarme seit Jahresbeginn gegeben. Diesmal waren die meteorlogischen Voraussetzungen leider günstig und die Gegenwehr schwach. Die Krupp-Grussohn-Werke, die Junkerswerke und das umliegende Industriegelände wurden zum Ziel des Angriffs. Und die Menschen dachten, das sei es für den Tag gewesen. Doch sie sollten sich irren. Um 21:23Uhr überflogen mehrere britische Verbände die Stadt. Erst dann gab es Fliegeralarm. Viel zu spät. Die Katastrophe war verheerend. Und nördlich davon in Barleben? Da war es mitten in der Nacht taghell und warm, erinnert sich Barbara Coester und Dietrich Zachau. Er hatte aus dem Dachfenster gelugt und zur nahen Stadt hinüber geschaut. „Es war so hell, man hätte Zeitung lesen können.“ Die Menschen saßen in den Kellern und bangten. Barleben blieb wieder einmal verschont. Es grenzt schon an ein Wunder, dass der Ort mit seinen 5.000 Einwohnern vollkommen heil blieb. Wer damals von Magdeburg nach Barleben kam, glaubte seinen Augen nicht zu trauen. Juliane Seehafer sagt: „Alles war so ruhig und friedlich. Es stand alles, alles was heile, nichts, gar nichts kaputt. Es war sehr unwirklich. Meine Verwandten, die mich aufnahmen, hatten zu essen, wir hatten ein Bett, wir hatten einen Tisch, rundherum war alles heil. Das war ein vollkommen heiles Dorf.“ Und das war nicht einfach nur Glückssache.
„Das ist unser Verderb, wenn der Zug hier stehen bleibt“ Gefangenentransporte und tote Häftlinge neben den Gleisen
Der April des Jahres 1945 war ungewöhnlich warm, zeitig blühten die Obstbäume. Auch der 10.April 1945 war ein sonniger Tag. Trotz der guten Wetterlage glaubte nun kaum noch jemand an den „Endsieg“. Der Nachschub für die Front rollte längst nicht mehr. Wohl aber Züge mit KZ-Häftlingen und Zwangsarbeitern. In zwei, drei Tagen sollten die Amerikaner das Gebiet zwischen Tangermünde und Barleben besetzen. Ludwig Majewski erinnert sich zwanzig Jahre nach Kriegsende in der „Wolmirstedter Volkszeitung“ an den 10.April 1945, an jenen Dienstag, als er beobachtete, wie vom Verschiebebahnhof Rothensee aus sich ein „eigenartiger Transport, Frauen verschiedener Nationen, aber vorwiegend Französinnen“ langsam in Richtung Wolmirstedt in Bewegung setzte. „Deutlich hörte ich sie ein französisches Freiheitslied singen. Nachmittags wurden zwei Züge mit männlichen KZ-Häftlingen in Richtung Barleben abzweigt. Einige der Gefangenen hätten nach Wasser verlangt, was ihnen jedoch verweigert wurde. Als es jemand wagte, Wasser zu holen, knallten zwei kurze MP-Salven los. Neun Gefangene brachen tot zusammen. Ihre Kameraden haben sie am Bahnhofsgelände verscharrt, bevor die Fahrt ins Ungewisse weiterging“, schrieb Majewski. Mehr als 60 Jahre danach erinnern sich noch Barleber Bürger an die weiträumige Absperrung des Bahnhofsgeländes, an Schüsse und das laute Bellen der Hunde. Bahnhofsvorsteher Fritz Hedwig hatte zu Anni Brauers Schwiegervater gesagt, er müsse den Zug hier rauskriegen, „denn das ist alles unser Verderb nachher, wenn der Zug stehen bleibt.“ Dieser soll bis zum nächsten Tag im Bahnhof gestanden haben. Anni Bauer hat damals bei der Firma Spoer in der Werkstatt gearbeitet. „SS-Leute in Uniform waren hinten auf dem Hof. Scheinbar sind sie dort zur Toilette gegangen. Ich habe mich gewundert und sah den Zug dort stehen.“ Diesem unheimlichen Zug ganz nah kam Heinrich Rebenklau aus Gutenswegen. „Es war am 11.April 1945 vormittags, als mein Zug in den Bahnhof Barleben einfuhr und dort auf dem gegenüberliegenden Gleis schon ein Zug stand. SS-Leute liefen mit nacktem Oberkörper auf dem Bahnsteig herum und erfrischten sich mit Wasser. Der andere Zug bestand aus Viehwaggons. Hinter kleinen, vergitterten Fenstern schauten Leute heraus.“ Rebenklau sprach einen Mann an und fragte, woher sie kämen. Sie seien aus dem KZ, antwortete der Mann, und schon brüllte einer der SS-Leute: „Schnauze halten, sonst gehörst Du gleich dazu!“ Rebenklau hörte, wie hinter dem Zug Schüsse fielen. Sein Zug fuhr weiter. Auch der Gefangenenzug setzte sich wieder in Bewegung, nachdem mehrere tote Häftlinge in aller Eile neben den Bahngleisen verscharrt worden waren. Wieweit der Zug dann noch gefahren ist, ob bis Groß Ammensleben, Vahldorf oder noch weiter, dazu finden sich weder Anhaltspunkte in den Orten selbst noch Meldungen bei der US-Armee. Dabei haben amerikanische Zeitungen stehts über derlei Vorkommnisse in Wort und Bild berichtet, wie bei dem zwischen Zielitz und Farsleben entdeckten Zug. Im Falle des ersten und zweiten Barleber Zuges war dies nicht der Fall. Daher kann zumindest bei dem ersten Zug, der Barleben am 10.April 1945 verließ, vermutet werden, dass es sich möglicherweise um jenen handelt, dessen Insassen in der Feldscheune Isenschnibbe bei Gardelegen umgebracht wurden. Nur wenige Stunden trennten diese Gefangenen von der Freiheit. Die in Barleben getöteten Männer wurden neben den Bahngleisen, am Rande des Ackers von Gärtnerfamilie Brämer beigesetzt. „Unser erster Eingang zur Gärtnerei ging damals direkt an den Bahnschienen entlang“, sagte Elfriede Brämer, „die Wachleute verlangten von meiner Schwiegermutter, sie solle einen Spaten holen. Opa sagte, - die dürfen hier nicht her.- Da war die Antwort, - wenn sie keinen Spaten holen, dann kommen sie mit rein.-“ 1960, vier oder fünf Tage vor Heiligabend, stand plötzlich ein Auto mit französischen Kennzeichen am Stellwerk. Vier Leute liefen auf Brämers Acker herum, im tiefen Modder. Es waren zwei Männer und zwei Frauen mit einem Stück Papier in der Hand. Die Bahnlinie war eingezeichnet, auch der Schornstein des Gewächshauses und ein paar Bäume. Ein Mithäftling hatte sich eine Notiz gemacht, sich die Stelle anhand markanter Punkte in der Landschaft gemerkt und die Hinterbliebenen informiert. Elfriede Brämer: „Mein Mann war rausgegangen zu den Leuten. Es waren Verwandte eines Toten, der mit acht weiteren erschossen worden war und die man auf dem Acker eingebuddelt hatte.“ Aber die Toten waren inzwischen umgebettet. Der Opa hatte in den 50er Jahren darauf gedrungen. Woraufhin die Toten auf dem Friedhof beigesetzt wurden. Ein Stein wurde aufgestellt mit der Aufschrift „Ruhestätte-Neun unbekannte Opfer des Faschismus-1945“. Der Tote, der später von seinen Angehörigen gesucht wurde, hieß Pierre Morin und war nur 18 Jahre alt geworden. Mehrere Male kam die Familie aus Frankreich nach Barleben. „Wobei die Mutter immer vom 11.April als dem Sterbetag ihres Sohnes gesprochen hat“, so Elfriede Brämer, „und sie sind anschließend steht’s zur Gedenkstätte Isenschnibbe gefahren.“ Auf dem Friedhof von Barleben bettete man eines Tages zu den neun Opfern des Faschismus ein zehntes. Der ungarische Name „Imre Nagir“ stand bis dahin auf einem kleinen Holzkreuz. Seine sterblichen Überreste sollen ebenfalls neben den Bahngleisen gefunden worden sein. Die Häftlinge im Zug waren von unterschiedlicher Nationalität und kamen aus dem KZ „Mittelbau-Dora“ in Nordhausen. Sie sollten nach Bergen-Belsen bzw. Lüneburg verbracht werden. In den Lagern von „Mittelbau-Dora“ starben allein von Januar bis April 1945 etwa 6.000 Häftlinge. Die Gesamtzahl lässt sich nicht genau ermitteln. Weitere Tausende Menschen fielen den Bomben und Raketen zum Opfer, die in den unterirdischen Anlagen des KZs hergestellt worden waren. Nach massiven Luftangriffen wurden die „Evakuierung“ der Gefangenen beschleunigt. Der erste Transport per Bahn aus dem Lager „Mittelbau-Dora“ fuhr dort am 5.April 1945 ab. Unzählige Menschen wurden in den Zügen nach Bergen-Belsen bei Celle, Sachsenhausen nördlich von Berlin und Ravensbrück an der Havel gebracht. Kolonnen von Häftlingen gingen zu Fuß durch den Harz in Richtung Nordosten. Insbesondere in der Gegend nordöstlich von Magdeburg kam es wiederholt zu Massakern. Am 11.April 1945 befreiten Soldaten der US-Army die zurückgelassenen Kranken und Sterbenden in „Mittelbau-Dora“.
Fortsetzung folgt
Magado-2 Wenn nicht anders ausgewiesen, dann Sammlung/Eigentum Magado Bilder/Beiträge dürfen "Nichtgewerblich" genutzt werden.
Die Alliierten und das Kriegsende rücken näher „Ruhig Leute, wir ergeben uns!“
Im Kreis Wolmirstedt heulten am 11. April 1945 alle Sirenen. Feindalarm! In der Region kündigte sich das Ende des Krieges an. „Wir hörten in gewissen Abständen ein dumpfes Grollen, konnten uns aber nicht vorstellen, dass die Amerikaner schon so nah waren“, beschreibt Anni Brauer die Situation. Als der Feindalarm erschallte, gingen sie gerade von der Arbeit nach Hause. „Seit einigen Tagen schon waren an allen Ortseingängen sogenannte Panzersperren errichtet. Sie bestanden aus dicken Betonringen. Jeder dieser Ringe hatte eine Höhe von etwa einem Meter und einen Durchmesser von 0,8m bis 1,00m. Die Ringe lagerten seit Jahren auf dem Hof der jetzigen Breitscheidstraße33 und waren für die Straßenkanalisation vorgesehen. Nun standen die Betonteile zu beiden Seiten der jeweiligen Einfahrtsstraßen und sollten bei Alarm auf die Straße gerollt werden. Der damalige Bürgermeister und Ortsgruppenleiter Heinrich Keindorf war für die Aktion verantwortlich. Auf Befehl standen einige ältere Männer an den Sperren.“ Die aber wurden nie geschlossen, vor allem weil die Männer von Hand die Betonringe gar nicht bewegen konnten. „Das war wohl auch eine weise Voraussicht des Bürgermeisters, denn so konnten die Amerikaner ungehindert in Barleben einziehen“, meinte Frau Brauer, „und so wurde das Dorf vor der Zerstörung bewahrt.“ Am 12. April 1945 näherten sich die amerikanischen Truppen von Meitzendorf und Ebendorf her, die Wolmirstedter Flak feuerte dorthin und nach Groß Ammensleben, wo sich die Vorhut der 9. US-Armee aufhielt. Die Truppen blieben über Nacht in sicherer Entfernung. Vom Felsenberg wurden mit Scheinwerfer die Stellungen ausgeleuchtet. Zuerst soll die am weitesten nördlich stehende Batterie am zweiten Flakweg aufgelöst worden sein, dann die hintere Batterie. Ihre Besatzungen hatten beobachtet, wie am Mittellandkanal Gestalten hin- und herhuschten. Es kam zu Feuergefechten mit Wehrmachtsangehörigen. „In der Ebendorfer Straße, wo jetzt die Häuser 4-6 stehen, befand sich eine große Flak-Batterie. Deren Besatzung hatte sich gleich nach dem Fliegeralarm selbstständig gemacht, war also stiften gegangen“, berichtet Anni Brauer, die damals in der Ebendorfer Straße wohnte. „Die Nacht verlief ruhig, trotzdem konnte bei uns im Haus keiner schlafen. Die Anspannung war zu groß. Am frühen Vormittag wurde dann bekannt, dass die Bäckerei Glade am Breitenweg gebacken hatte und Brot verkauft. Ich habe mich dort angestellt. Wie wir so in der Schlange anstanden, bemerkten wir, dass Fahrzeuge von Wolmirstedt gefahren kamen.“ Auch vom Felsenberg bei Dahlenwarsleben kamen Soldaten gelaufen. Die Dlakstellungen verlassen und die Amis noch nicht da –das war eine gute Gelegenheit für den damals zehnjährigen Horst Blume und andere Kinder, sich die schicken Flugzeugmodelle der Flak Spoer zu holen. Es waren Holzmodelle, mit denen die Flakhelfer geschult worden waren. Als die Kinder auf dem Dach von Ravia.Spoer herumturnten und kurz aufblickten, sahen sie von Wolmirstedt die US-Panzer auf Barleben zurollen. „Ich weiß noch“, sagt Blume, „wir haben uns in die Hose geschissen vor Angst.“ Kurz vor dem Ort schwärmte die Truppe zu einer breiten Front aus. Die Großkampfbatterie(24Geschütze) in Hohenwarthe war immer noch besetzt. An den Panzersperren in der Kirchstraße, in der Breitscheidtstraße, am Bahnhof und anderswo wurden die Männer unruhig. „Heini, die Panzersperren müssen verschwinden, sonst schießen die“, soll Bauer Karl Wehling dem Orts- und Kreisbauernführer Heini Keindorf geraten haben. Ähnlich dachten Karl Klöpfel und der Kriegsgefangene Andre vom Knochmußschen Hof. Keindorf zögerte wohl nicht lange. Es soll sich auf sein Leichtmotorrad geschwungen haben und durch den Ort gefahren sein, berichtet Kurt Plock vom Hörensagen: „Ruhig Leute“, hatte Keindorf wohl gesagt, „bleibt in den Häusern! Wir ergeben uns.“ Lange hätten die Panzersperren sowieso nicht gehalten, sind die Zeitzeugen von damals überzeugt. Die Bauern waren es also, die Barleben gerettet haben. Einfach nur Glückssache war es nicht. Die Vernunft hatte gesiegt. Barleben und seine Einwohner erlebten die Ankunft der US-Armee ohne schwere Zerstörungen. „Magdeburg verteidigte sich noch, so blieben die Amerikaner in Barleben und bezogen Quartier“, schildert Anni Brauer „viele Barleber mussten sofort Die Alliierten und das Kriegsende rücken näher „Ruhig Leute, wir ergeben uns!“
Im Kreis Wolmirstedt heulten am 11. April 1945 alle Sirenen. Feindalarm! In der Region kündigte sich das Ende des Krieges an. „Wir hörten in gewissen Abständen ein dumpfes Grollen, konnten uns aber nicht vorstellen, dass die Amerikaner schon so nah waren“, beschreibt Anni Brauer die Situation. Als der Feindalarm erschallte, gingen sie gerade von der Arbeit nach Hause. „Seit einigen Tagen schon waren an allen Ortseingängen sogenannte Panzersperren errichtet. Sie bestanden aus dicken Betonringen. Jeder dieser Ringe hatte eine Höhe von etwa einem Meter und einen Durchmesser von 0,8m bis 1,00m. Die Ringe lagerten seit Jahren auf dem Hof der jetzigen Breitscheidstraße33 und waren für die Straßenkanalisation vorgesehen. Nun standen die Betonteile zu beiden Seiten der jeweiligen Einfahrtsstraßen und sollten bei Alarm auf die Straße gerollt werden. Der damalige Bürgermeister und Ortsgruppenleiter Heinrich Keindorf war für die Aktion verantwortlich. Auf Befehl standen einige ältere Männer an den Sperren.“ Die aber wurden nie geschlossen, vor allem weil die Männer von Hand die Betonringe gar nicht bewegen konnten. „Das war wohl auch eine weise Voraussicht des Bürgermeisters, denn so konnten die Amerikaner ungehindert in Barleben einziehen“, meinte Frau Brauer, „und so wurde das Dorf vor der Zerstörung bewahrt.“ Am 12. April 1945 näherten sich die amerikanischen Truppen von Meitzendorf und Ebendorf her, die Wolmirstedter Flak feuerte dorthin und nach Groß Ammensleben, wo sich die Vorhut der 9. US-Armee aufhielt. Die Truppen blieben über Nacht in sicherer Entfernung. Vom Felsenberg wurden mit Scheinwerfer die Stellungen ausgeleuchtet. Zuerst soll die am weitesten nördlich stehende Batterie am zweiten Flakweg aufgelöst worden sein, dann die hintere Batterie. Ihre Besatzungen hatten beobachtet, wie am Mittellandkanal Gestalten hin- und herhuschten. Es kam zu Feuergefechten mit Wehrmachtsangehörigen. „In der Ebendorfer Straße, wo jetzt die Häuser 4-6 stehen, befand sich eine große Flak-Batterie. Deren Besatzung hatte sich gleich nach dem Fliegeralarm selbstständig gemacht, war also stiften gegangen“, berichtet Anni Brauer, die damals in der Ebendorfer Straße wohnte. „Die Nacht verlief ruhig, trotzdem konnte bei uns im Haus keiner schlafen. Die Anspannung war zu groß. Am frühen Vormittag wurde dann bekannt, dass die Bäckerei Glade am Breitenweg gebacken hatte und Brot verkauft. Ich habe mich dort angestellt. Wie wir so in der Schlange anstanden, bemerkten wir, dass Fahrzeuge von Wolmirstedt gefahren kamen.“ Auch vom Felsenberg bei Dahlenwarsleben kamen Soldaten gelaufen. Die Dlakstellungen verlassen und die Amis noch nicht da –das war eine gute Gelegenheit für den damals zehnjährigen Horst Blume und andere Kinder, sich die schicken Flugzeugmodelle der Flak Spoer zu holen. Es waren Holzmodelle, mit denen die Flakhelfer geschult worden waren. Als die Kinder auf dem Dach von Ravia.Spoer herumturnten und kurz aufblickten, sahen sie von Wolmirstedt die US-Panzer auf Barleben zurollen. „Ich weiß noch“, sagt Blume, „wir haben uns in die Hose geschissen vor Angst.“ Kurz vor dem Ort schwärmte die Truppe zu einer breiten Front aus. Die Großkampfbatterie(24Geschütze) in Hohenwarthe war immer noch besetzt. An den Panzersperren in der Kirchstraße, in der Breitscheidtstraße, am Bahnhof und anderswo wurden die Männer unruhig. „Heini, die Panzersperren müssen verschwinden, sonst schießen die“, soll Bauer Karl Wehling dem Orts- und Kreisbauernführer Heini Keindorf geraten haben. Ähnlich dachten Karl Klöpfel und der Kriegsgefangene Andre vom Knochmußschen Hof. Keindorf zögerte wohl nicht lange. Es soll sich auf sein Leichtmotorrad geschwungen haben und durch den Ort gefahren sein, berichtet Kurt Plock vom Hörensagen: „Ruhig Leute“, hatte Keindorf wohl gesagt, „bleibt in den Häusern! Wir ergeben uns.“ Lange hätten die Panzersperren sowieso nicht gehalten, sind die Zeitzeugen von damals überzeugt. Die Bauern waren es also, die Barleben gerettet haben. Einfach nur Glückssache war es nicht. Die Vernunft hatte gesiegt. Barleben und seine Einwohner erlebten die Ankunft der US-Armee ohne schwere Zerstörungen. „Magdeburg verteidigte sich noch, so blieben die Amerikaner in Barleben und bezogen Quartier“, schildert Anni Brauer „viele Barleber mussten sofort Amerikaner weiter. Viele Leute konnten wieder in ihre Wohnungen zurück.
Fortsetzung folgt
Magado-2 Wenn nicht anders ausgewiesen, dann Sammlung/Eigentum Magado Bilder/Beiträge dürfen "Nichtgewerblich" genutzt werden.
Oben vom Kanal aus konnten die Amerikaner das Dorf einsehen. Und für sie war es offensichtlich ein gutes Zeichen, dass die Leute die Panzersperren eins, zwei, drei beiseite geräumt hatten, noch bevor Truppen der 30. US-ID um 14:00Uhr in Barleben einrückten. Erich Wehner stand damals gerade mit mehreren Jungs bei Badewitz an der Ecke. „Die Straßen waren voller Leute. Die Soldaten wurden nicht wie Feinde empfangen, obwohl sie bis an die Zähne bewaffnet waren.“ Doch der achtjährige wurde ganz schnell heimgeholt. Seine Mutter kam und schrie: „Abhauen, abhauen, schnell nach Hause!“ Dann setzte es ein paar Backpfeifen. Mit seiner Schwester Inge war Kurt Borsch am 13. April 1945 unterwegs zum Kohlen besorgen“. Es muss vormittags gewesen sein, als beide das Fahrrad mit einem sack Koks beladen von Rothensee heimwärts schoben nach Barleben. An der Panzersperre am Breitenweg war Schluss. Die Kinder gingen daraufhin im weiten Bogen durch die Gärten. Plötzlich standen sie wieder vor einer Panzersperre. „Karl Klöpfel hatte sich mit irgendwelchen Leuten angelegt. Er sagte: -Die Sperre muss weg!- Wir wollten bloß schnell nach Hause. Unsere Mutter hatte Angst um uns. Vater war bei Polte in Magdeburg“. In letzter Minute wollte ein deutscher Offizier das Schiffshebewerk sprengen. Erich Wehner war gerade mit einigen anderen Kindern unterwegs, da fragte der Mann nach dem Weg zum Hebewerk. „Er ist querfeldein gegangen, legte unter die vier Spindel eine Sprenggranate und wollte gerade wieder raus, da haben ihn die Amerikaner erschossen, sonst wäre das Schiffshebewerk in die Luft geflogen.
Der Munitionszug von Eichenweiler
In Rothensee verließ am 12. April 1945 der letzte Güterzug den Bahnhof. Karl Heinz Blumenthal aus Asheville in North Carolina(USA) schildert die Geschehnisse auf der Internetseite von Hobby-Eisenbahner und Freunden vom Bahnbetriebswerk Rothensee. Blumenthal schreibt, dass Magdeburg schon unter Artilleriebeschuss lag, als noch ein vollbeladener Munitionszug in Eichenweiler stand, gleich bei der Überführung am Wasserturm. Vom Zugpersonal war weit und breit nichts mehr zu sehen. So entschloss sich sein Vater - die Familie wohnte in Eichenweiler - den Zug aus dem Wohnbereich zu fahren. Wahrscheinlich geschah dies am 14. April 1945 kurz vor Mitternacht. Karl Blumenthal drückte den Zug zurück in den Bahnhof Rothensee und ließ ihn an den Feldern nach Barleben stehen. Am folgenden Tag soll der Munitionstransport beschossen worden sein und detonierte. Eichenweiler blieb dank einer mutigen Tat verschont.
Am Ende eines langen Weges
Als die US-Truppen anrückten, durchquerten sie zunächst den Ort und machten an der Ziegelei halt, am Ortsausgang nach Magdeburg. Auf dem Mittelstreifen der Autobahn hatten sich einige Hitlerjungen verschanzt. Horst Frase war dabei, als die Panzer der Amis heranrollten. „Die waren schon im Ort, da schoss die Flak von Neustadt herüber. Es knallte und auf einmal war die Kolonne von der Straße verschwunden. In den Häusern haben die Soldaten Deckung gesucht.“ Kurt Plock ist überzeugt, dass der Beschuss vom Hohenwarther Weinberg, von der Flakstellung am östlichen Elbufer kam. Mit Munition beladene LKW’s und ihre Anhänger wurden getroffen. Benzin lief aus, eine zusätzliche Gefahr. Ein Mann aus dem Rheinland wurde getötet und der Barleber Otto Rost verwundet. Das erklärte Ziel der 9. US-Armee und der 2. Britischen Armee war die Elbe. Die ersten Truppen erreichten sie am 11. April 1945 südlich von Magdeburg. Die Briten standen am 19. April 1945 bei Dannenberg am Fluss. In zwei Tagen hätten die Amerikaner in Berlin sein können. Aber nein, sie warteten an der Elbe auf die Russen. Es sollte ein „sauberes“ Zusammentreffen geben. Ein weiterer Vorstoß hätte womöglich 100.000 US-Soldaten das Leben gekostet. Das lehnte der Oberbefehlshaber der Alliierten Streitkräfte in Europa, General Dwigth D. Eisenhower, ab. Außerdem war in Jalta der Grenzverlauf vereinbart worden. Also blieben die US-Divisionen wie vorgesehen am Westufer der Elbe stehen und begannen mit der Säuberung eingenommener Gebiete. Versprengte deutsche truppen waren noch in den Wäldern unterwegs oder hielten sich versteckt. 73 solcher Gruppen wurden laut Bericht des 134. IR: festgenommen. („History of Old Hickory“) Am 12. April 1945 starb der amerikanische Präsident Roosevelt. Tags darauf richtete die 30. US-ID. in Wolmirstedt ihren letzten Kommandoposten in der Lederfabrik ein. Vorläufiges Ende eines langen Weges zum Frieden. Magdeburg aber widersetzte sich. Amerikanische Parlamentäre forderten die Übergabe der Stadt und deren Besatzung, doch der SS-Brigadeführer Boleck lehnte dies ab mit den Worten: „Keine Übergabeverhandlungen – ich werde Magdeburg bis zum Letzten verteidigen. Starke Verbände rollten auf der Reichsautobahn von Westen kommend der Elbe entgegen. Das Ziel war zum Greifen nah. Truppenvertreter fuhren am 16. April 1945 um 11:40Uhr von Barleben aus mit einem Jeep und gehisster weißer Fahne über die Autobahnbrücke in Richtung Magdeburg. In einem Gelände wurden die Parlamentäre in den Keller geführt. Oberst Cobalt empfing sie und hielt Rücksprache mit dem kommandierenden General Raegener. Dieser lehnte die Übergabe ab, woraufhin die Stadt am nächsten Tag nochmals bombardiert wurde. Raegener erteilte am 18. April 1945 früh morgens um 2:30Uhr den Absetzbefehl, der teilweise nicht befolgt wurde. Militärische Rückschau
Am 10. Juni 1944 war die 30. ID. in der Normandie(Omaha Beach) auf europäischem Festland gelandet und schlug in der Ardennenoffensive die 1. SS-Div. Vom Ruhrkessel ging es in einer bis dahin nie da gewesenen Truppenverlegung über 231 Meilen bzw. rund 300km nach Braunschweig und weiter bis Magdeburg. Die deutschen Kräfte reichten nirgendwo mehr aus, schreibt Günther W. Gellermann in „Die Armee Wenck –Hitlers letzte Hoffnung“: „Es fehlte nicht nur Artillerie und Fahrzeuge aller Art, sondern auch leichte und schwere Infanteriewaffen sowie Nachrichtengerät. Als Ersatz standen nur halb ausgebildete Soldaten und Volkssturm zur Verfügung. Große Große Versorgungslager waren westlich des Rheins verloren gegangen.“ Die Luftüberlegenheit der Alliierten war so enorm, dass wenn sich deutsche Truppen fortbewegen wollten, dies nur Nachts möglich war. Südöstlich von Uelzen bis Salzwedel verlief die Trennungslinie zwischen britischen Truppen im Norden und der 9. US-Armee. Da keine nahtlose Verbindung zwischen den alliierten Verbündeten bestand, konnte sich im Raum Lauenburg die 12. Armee von General Wenck sammeln. Zwischen ihr und der in Harz stehenden 11. Armee sollte die eigens gebildete Panzerdivision Clausewitz die Verbindung herstellen. „Sie hießen Panzerjäger, aber jetzt wurden sie von den Panzern gejagt…Das dumpfe Brummen der Panzermotoren vermischt sich immer mehr mit dem Hämmern von Maschinengewehren und dem Krachen der Panzerartillerie. … die Fahrer denken nicht daran, zu halten. Da wirft er sich in der Kurve, in der sie stark bremsen müssen, auf den Kotflügel eines offenen Viersitzers und hat gerade noch die Kraft sich festzuhalten. Dämmerung liegt auf dem Land. Im Westen brennt Calvörde, die letzten Abendsonnenstrahlen mischen sich seltsam mit dem rötlich gelben Feuerschein.“(Paul Kehlenbeck, „Schicksal Elbe“). Zunächst ahnte niemand, das der 13. April 1945 ein großer Tag werden würde, sie der Elbe ganz nah kämen. Heinrichsberg wurde eingenommen, anschließend ging es nach Hermsdorf und Hohenwarsleben, wo sie schließlich die Position zum Angriff auf Magdeburg bezogen. Die 30. Div. sollte Magdeburg von links angreifen und die zweite PD. von rechts. Das Erste Bataillon richtete den Angriff auf das Zentrum der Stadt. Am 17. April 1945 wurde ein schwerer Angriff gestartet, bevor das Bataillon nachmittags um 15:15Uhr losstürmte. Unter beträchtlicher Gegenwehr stieß das Bataillon bis zum Einbruch der Nacht weiter vor und stand am nächsten Morgen um 6:30Uhr am Ziel. Am späten Nachmittag war die Elbe erreicht. Nach dem Sturm auf Berlin abgesagt war, warteten die Truppen drei Wochen lang auf die Russische Armee und das Ende des Krieges. Während sich die letzten deutschen Truppen beharrlich wehrten. Von östlicher Elbseite schossen sie auf die US-Truppen. In „Die letzte Division“ schildert Obergefreiter Karl H: „Am 12. April 1945 ca. 1:30Uhr Alarm, ca. 4:00Uhr Abtransport mit Lastwagen nach Burg, Flugplatzkaserne… ca. 17:00Uhr Abmarsch nach Hohenwarthe/Elbe, von dort mit einer Fähre über die Elbe nach Glindenberg. Ab folgendem Tag eine Panzersperre auf der Autobahn nahe dem Schiffshebewerk Hohenwarthe gebaut. Nacht in Deckungslöchern auf dem Damm des Mittellandkanals geschlafen. 16. 04 1945, ca. 19:30Uhr : US-Panzerspitze besetzt Schiffshebewerk. Wir entkommen noch mit ca. 500 Mann über die Autobahnbrücke. 17. 04. 1945, 6:00Uhr wird diese gesprengt. Wir beziehen am östlichen Elbufer eine vorbereitete Stellung, es bleibt ruhig.“ Leutnant Hans Joachim Q: „15. April 1945, Stellung unweit Hohenwarthe am Ostufer bezogen, um Zeit zu gewinnen, die zurückfluteten Truppen neu zu organisieren und auszurüsten… Sobald sich bei uns etwas rührt, haben wir gut liegendes Feuer schwerer Waffen.“ Die Flakstellung Hohenwarthe schoss noch tagelang in Richtung Westen. „Ja, es wurde über die Elbe herüber geschossen“, Hertha Knochenmuß, „weil ich aber mit den Kindern schon wieder oben in meinem Schlafzimmer geschlafen habe, hat der polnische Arbeiter immer gesagt: „Frau, Du in Keller! Immer noch schießen. Aber die haben ja nicht hierher geschossen, die haben ja mehr nach Magdeburg geschossen.“ Und nach Glindenberg und Rogätz. Erst am 3. Mai 1945 nahmen die sowjetischen Truppen Hohenwarthe ein.
First Lieutnant Frank Towers in Magdeburg und Barleben 1945 und 2005
Lieutnant Frank Towers gehörte zu den Truppen, die am 13.April 1945 in Barleben einmarschierten. Über die Gegenwehr Magdeburgs schreibt er in seinen Kriegserinnerungen. So berichtet er, dass die heftige Gegenwehr zurückzuführen war auf einen gewissen Generalleutnant Raegener, der es ablehnte, sich den US-Truppen zu ergeben. Sie wussten damals nicht, dass sich riesige Zwangsarbeiterlager am Stadtrand befanden. Bekannt war hingegen, dass Magdeburg eine Stadt der Rüstungsindustrie war. Im Jahr 2005 besuchte Towers die Landeshauptstadt Sachsen-Anhalts und die Gemeinde Barleben und trug sich dort ins Goldene Buch ein. Towers berichtet im Internet seinen Kameraden über Magdeburg , den Krieg und seine Rückkehr in die Stadt nach 60 Jahren sinngemäß: Am 13.April 1945 wurde ein Lager mit amerikanischen und britischen Kriegsgefangenen befreit, von denen waren viele Air-Force-Besatzungen, die in den zurückliegenden Monaten mit ihren Maschinen in der Umgebung abgestürzt waren. Neben alliierten Kriegsgefangenen fand er auch Deportierte aus Ost-Europa. Und nicht zuletzt gab es ein großes Lager mit jüdischen Insassen, denen eine Fahrt ins Todeslager erspart geblieben war, weil sie jung, stark und in der Lage waren, in einer der Fabriken hart und lang zu arbeiten. Manchmal 18 Stunden am Tag. Es war die größte Menschengruppe, die Towers jemals gesehen hat, schreibt er. Körper, ein bisschen mehr als Haut und Knochen, unvorstellbar. Diese Menschen grüßten die US-Soldaten und baten um Essen, Wasser und Zigaretten. Sie waren so glücklich. Manche aber waren unfähig zu sprechen. Diese deportierten Personen sollten sich für die US-Armee zum Problem entwickeln. Die ehemaligen Zwangsarbeiter wurden zunächst zentral in großen Lagern untergebracht, um sie zu beköstigen und unter Kontrolle zu haben. Obwohl die Zwangsarbeiter rund um die Uhr bewacht wurden, schafften es einige, in Gruppen zu fliehen um nach Hause zu gelangen. Was tun mit den etwa 4.500 Menschen in den Lagern? Für die US-Truppen war es wichtig, sie einfach aus dem umkämpften Gebiet herauszuholen, wo noch Luftangriffe stattfinden sollten. Zudem wusste man nicht genau, was die Russen mit diesen Deportierten und besonders mit den Juden machen würden. Deshalb wurden die ehemaligen Kriegsgefangenen und Zwangsarbeiter abtransportiert. 1,5- und 2,5-Tonnen-LKW’s schafften sie etwa 130km weit zu einem Flugplatz zwischen Helmstedt und Braunschweig, wo die US-Armee sie medizinisch betreute. Die deutsche Bevölkerung wurde aufgefordert, diese Menschen mit Essen zu versorgen. In den letzten Monaten des Krieges war Frank Towers eingesetzt als Verbindungsoffizier zwischen Divisions- und dem Regimentsstab. Der Divisionsstab befand sich in der Lederfabrik von Wolmirstedt. Der Regimentsstab in Barleben seinen Sitz. Daher, schreibt Frank W. Towers, hatte er ständig Übersicht darüber, was in der besetzten Zone vor sich ging, und das in großem Umfang. Der Krieg war zu dieser Zeit im wesentlichen vorüber, berichtet er und schätzt ein, dass ab sofort seine Aufgaben weniger umfangreich waren. Die deutschen Truppen gaben Magdeburg am 18. April 1945 endgültig auf, was das Ende des Einsatzes für die Männer der 30. US-Division bedeutete. Ihre Aufgabe war es fortan, in Magdeburg vorübergehend das Leben neu zu organisieren. Am 25. April 1945 trafen sich Amerikaner und Russen an der Elbe, fünf Tage später beging Hitler Selbstmord und am 8. mai 1945 kapitulierte das Deutsche Reich vor der Übermacht der Alliierten. Lange unbekannt war ihm, berichtet Towers, dass sich in der Gruppe der Deportierten ein jüdischer Mann aus Riga in Litauen befand, der später in die USA immigriert war und sich in Boynton Beach, Florida niedergelassen hatte, nur 250 Meilen entfernt von Towers, der in Nord-Florida lebt. Ernst Kann aber stand in Kontakt mit Persönlichkeiten von Magdeburg und diese gaben ihm Towers Adresse. Kann setzte sich mit ihm in Verbindung. Seitdem sind die beiden in Kontakt. Towers erfuhr, dass Kann zu jener Gruppe von Holocaust-Überlebenden gehörte, die der US-Lieutenant am 13. und 14. April 1945 nach Helmstedt abtransportieren ließ. 17. April 2005: Herr Kann kommt nach Magdeburg wo sich die beiden persönlich kennen lernen. Es war ein sehr emotionales Treffen. Nach 60 Jahren kamen sie in das befreite Magdeburg und Barleben, wo der Stab des 120. IR. seinen Sitz hatte. Towers erinnert sich nicht mehr genau, in welchem Gebäude der Stab einst untergebracht war. Es ist inzwischen vollständig renoviert worden, schreibt er. Eingeladen durch die Gemeinde Barleben habe er eine Nacht im Hotel verbracht und sei dann weitergefahren nach Wolmirstedt. Leider habe er die Lederfabrik nicht mehr vorgefunden, weil sie inzwischen abgerissen wurde. Seine Fahrt ging weiter nach Rogätz, die östliche Station seiner Division an der Elbe. Towers besuchte anschließend Colbitz, wo sich einst ein kleines Konzentrationslager befand. Nach einem Aufenthalt in Berlin kehrte er zurück nach Magdeburg. Familie Villard nahm ihn dort herzlich auf, dass er noch lange und gern daran zurückdenkt. „Das waren nicht mehr die Monster, die wir in den Kriegstagen bekämpft hatten.“
Fortsetzung folgt
Magado-2 Wenn nicht anders ausgewiesen, dann Sammlung/Eigentum Magado Bilder/Beiträge dürfen "Nichtgewerblich" genutzt werden.
Auch ein gewisser A.P. Wiley schreibt über seine Kriegserinnerungen im Internet und erwähnt, dass er von Helmstedt aus mit seiner Truppe nach Born, Dolle und Wolmirstedt kam. Alle drei IR. - das 117., 119. und 120. – nahmen am Angriff auf Magdeburg teil. Wiley berichtet, sein Ausgangspunkt dazu war Barleben, „eine kleine Stadt umgeben von flachem Land“. Von der anderen Seite der Elbe wurde geschossen und es gab Widerstand zu überwinden beim Einmarsch in Neustadt. Die US-Soldaten suchten im vierten Stock eines Kaufhauses Schutz uns schossen mit ihren Maschinengewehren von dort über die Elbe. Etwa 280 deutsche Soldaten nahm Wileys Trupp gefangen. Viele seien froh gewesen, in Gefangenschaft zu gehen, berichtet der ehemalige GI. Die deutsche Bevölkerung kam langsam aus ihren Verstecken und gab den Amerikanern Bier zu trinken. Vorher aber ließen sie zur Sicherheit die Leute selbst trinken, um zu sehen, ob das Bier nicht vergiftet war. Und letztlich blieb ihm dieses Bier in guter Erinnerung. Es soll das beste gewesen sein, was Wiley jemals getrunken hat. An diesem Tag hatte der US-Soldat noch ein weiteres beeindruckendes Erlebnis. Er kam an einem Kanal entlang, „der ohne Steine gebaut worden war“, schreibt er. Danach wohnte Wiley mit seinen Kameraden in Häusern von Wolmirstedt. „Wir waren nur wenige Meilen von Berlin entfernt, aber wir mussten dort bleiben.“ Unterdessen „organisierte“ die Truppe noch etliches von jenem köstlichen Bier aus der Magdeburg Brauerei. „Wir bekamen drei warme Mahlzeiten pro Tag und nahmen endlich ein Bad, nachdem uns die Army eintransportables Badehaus aufgestellt hatte.“ Am 30. April 1945 verließ das zweite Platoon Wolmirstedt in Richtung Groß Ammenleben und zog dort ins Rathaus ein. Motorisierte Patrouillen wurden täglich nach Klein Ammensleben geschickt. Am 2. Mai 1945 musste Wiley wegen eines Treffens oder einer Beratung zurück nach Wolmirstedt. Auf dem Wege dorthin stellte er fest, dass ein Flugzeug gelandet war. Einer der Piloten sagte „Hop in!“, „Steig ein!“ Wiley freute sich und ließ sich nicht lange bitten. Bisher war er noch nie zuvor geflogen, nun saß er in der Maschine und überflog Magdeburg nach Süden hin. „Und ich konnte sehen welche Zerstörungen unsere Bomber und die Artillerie angerichtet hatten. Zurück ging es etwa 10 Meilen über die Elbe. Plötzlich beschlich den Passagier ein seltsames Gefühl, so als sei irgendwas nicht in Ordnung mit dem Piloten oder dem Flugzeug. Mit Schrecken dachte er, das ein Infentry Sergant nun bei einem Flugzeugabsturz getötet würde. Es war alles in Ordnung, nur ein Experiment. Das kleine Flugzeug landete sicher, Wiley, dankte dem Piloten und fuhr mit dem Jeep zurück nach Groß Ammensleben. Die deutsche Bevölkerung war freundlich, berichtet der Amerikaner, und kooperativ. Am 6. Mai 1945 wurde sein Trupp informiert, dass die Kampfhandlungen am 7. Mai 1945 eingestellt würden und die deutsche Wehrmacht am 8. mai 1945 kapituliert. „Ich kann nicht sagen, was ich in diesem Augenblick empfunden habe. Ich war einfach glücklich. Etwas später erinnerte ich mich meiner Freunde, die ich verloren hatte. Zuerst dachten wir, Minute um Minute’, dann Stunde um Stunde und schließlich, Tag um Tag. Wir stellten mit der Zeit fest, dass die deutsche Zivilbevölkerung in der Lage war, ihr Leben allein zu meistern. Wir hatten lediglich ein Lager in Klein Ammensleben mit über 300 Polen zu betreuen, die uns einige Probleme bereiteten. Wir sagten ihnen, dass sie in ihre Heimat zurück könnten und das so bald wie möglich. Anfangs mussten wir sie davon abhalten, die Deutschen zu schlagen.“ Weil alles Warnen nichts genützt habe, berichtet Wiley, erzählten die US-Soldaten, dass einige deutsche Soldaten aus Magdeburg geholt würden, um sie im Dorf herum laufen zu lassen. Damit wurden die Polen eingeschüchtert. Am 9. Mai 1945 verließen Wiley und sein Trupp das Gebiet in Richtung Harz.
Plötzlich war der Krieg vorbei
Vorsichtig schob sich der Kopf eines amerikanischen Soldaten über die Mauer zum Garten von Familie Knochenmuß. Der schwarze GI gestikulierte, er wollte tauschen. Hertha Knochenmuß, fast starr vor Schreck, reichte völlig entgeistert ein Radieschen hin und erhielt dafür einen Kaugummi. „Ich stand in der Südstraße an der Ecke und wollte gucken, wann die Amerikaner kommen“, sagt Anneliese Knochenmuß, die damals gerade sieben Jahre alt war, „mit einem Mal hieß es, -alle Mann verschwinden-. Es durfte keiner auf die Straße sein. Da hat mich meine Mutter an die Hand genommen und ist gerannt, immer die Südstraße hinunter, immer ander langen Mauer entlang bis zu Hesses runter hat sie mich langgeschleift und rein ins Haus, die Läden zu. Das weiß ich noch. Diese endlos lange Mauer, an der sie mich entlang zog, habe ich nie vergessen.“ Indes kamen viele Leute von Rothensee gelaufen. In Deutschlands größten Güterbahnhof standen Züge mit allen möglichen Dingen, unter anderem mit Pullover, Unterwäsche, Speiseöl und Medikamenten. Die Waggons wurden geöffnet und geplündert. Was die Leute sich von den Zügen, aber auch von den Schiffen und aus Lagern „besorgten“, war über die nachfolgende zeit gut zu gebrauchen für den Tauschhandel. Außerdem strömten ehemalige Insassen aus dem Brabag-Lager nach Barleben. Dort richtete sich das 120. US-IR. häuslich ein. Magdeburg galt es noch einzunehmen. Der Regimentsstab zog ins haus der Familie Spoer in der Breitscheidstraße ein. Auf dem Hof der Ziegelei hatte eine Batterie Granatwerfer Aufstellung genommen. Einige Truppenvertreter fuhren am 16. April 1945 um 11:40Uhr mit dem Jeep und einer weißen Fahne über die Autobahnbrücke in Richtung Stadt. In einem Gebäude wurden die Parlamentäre in einen Keller geführt. Oberst Cobalt empfing sie. Nach Rücksprache mit dem kommandierenden General Raegener wurde die Übergabe abgelehnt. Daraufhin wurde Magdeburg am 17. April 1945 nochmals bombardiert. Raegener erteilte schließlich am 18. April 1945 um 2:30Uhr früh den Absetzbefehl, der zum Teil nicht gefolgt wurde. Wie in anderen Orten auch mussten viele Barleber ihre Wohnungen für die Truppen räumen. „Five minutes“ -fünf Minuten- hieß es und die Bewohner sollten verschwunden sei. „Die Amerikaner standen bei uns vor der Haustür, Breitenweg 87“, erzählt Manfred Stieger, „der Trupp bezog erst mal in unserem Haus Quartier.“ Mit heftigem Donnern gegen die Haustür verschafften sich die Soldaten Einlass. „Mein achtjähriger Bruder öffnete, sah wohl einen Schwarzen und schlug die Tür vor lauter Schreck wieder zu.“ Als die Soldaten dann erneut gegen die Tür trommelten, öffnete der Vater. Die Begegnung mit Schwarzen, damals nannte man sie „Neger“, war für viele Deutsche ein hoch emotionales Erlebnis, weshalb es unvergessen blieb. Die meisten begegneten den Andersfarbigen zum ersten Mal im Leben. „Wer fürchtet sich vorm schwarzen Mann?“ hieß einst ein bekanntes Kinderspiel und dann waren da die in der Nazizeit verbreiteten Geschichten vom menschenfressenden Neger. Bei Stiegers im Haus müssen die Besatzer auf den ersten Blick gesehen haben, dass dort etwas zu holen ist. Als Beute besonders begehrt waren Kameras, Uhren, Ferngläser und nicht nur die von Stiegers in Barleben. Die Familien mussten die Wohnung verlassen und in den Keller ziehen. Dort hatte der Vater einige Bretter ausgelegt und darauf Stroh ausgebreitet. Auch Wehners mussten aus ihrem Haus. „Wo nun hin? Erst mal ging es los zur Tante in der Bahnhofstraße. Sie war Gemeindeschwester. Bei ihr wohnten wir zunächst im Keller. Am anderen Morgen haben wir geguckt. Die Soldaten hatten sich eingerichtet, umgeräumt und gemacht und getan. Wir blieben zwei Tage bei Görsdorfs im Keller, dann kamen plötzlich Offiziere und wir mussten auch dort raus. Die ganze Westendsiedlung wurde geräumt. Wir sind dann mit dem Handwagen los zur Tante.“ Als die Familien eines Tages nach dem Haus gucken gingen, waren alle Türen verschwunden. Auch bei den Nachbarn fehlten sie. Auf dem Kochschen Plan war aus den Türen ein Bunker entstanden. Das Regiment bereitete sich auf die Einnahme Magdeburgs vor. Dazu war die Kommandozentrale am Breitenweg 87 eingerichtet worden. Auf dem Hof der Ziegelei brachte man Granatwerfer in Stellung. Am Kochschen Plan entlang wurden Kanonen eingegraben. Dafür errichteten die Soldaten Bunker und warfen Tarnnetze darauf. Die Stellung soll bis an die Behelfsbrücke gereicht haben. Bei der Truppe war an alles gedacht: Verpflegung, Wasser, sogar Toiletten hatte sie hingestellt. Bei Brauers fuhr ein Panzer-Späh-Wagen auf den Hof. „Weil man von oben aus dem Haus bis Magdeburg gucken konnte. Und so haben sie von dort alles genau beobachtet“, erzählt Anni Brauer. Nachdem sich Magdeburg am 18. April 1945 ergeben hatte, konnte die US-Armee dazu übergehen, das kommende Leben in der Elbestadt und in Barleben neu zu organisieren .
Fortsetzung folgt
Magado-2 Wenn nicht anders ausgewiesen, dann Sammlung/Eigentum Magado Bilder/Beiträge dürfen "Nichtgewerblich" genutzt werden.
Vorerst wurde der Postangestellte Alois Pohl von den Amerikanern zum Bürgermeister ernannt. Wahrscheinlich weil sich geradewegs gegenüber der Villa Spoer die Post befand. „Da haben sie sich den Pohl genommen“, glaubt Inge Fuhr, „der war dann eben der Mann für alle Fälle.“ Während vielerorts noch geschossen wurde, Berlin heiß umkämpft war und Hitler noch lebte, hatte für Barleben „der kleine Frieden“ begonnen. Ein bisschen konnten die Menschen schon aufatmen. Auch wenn die Besatzer gleich Ausgangssperren verhängten und in jedem Haus fragten: „Waffen, Wein, Schnaps?“ Die Evakuierten mussten sofort den „Braunen Hirsch“ räumen und sich ein neues Quartier suchen. Die kleinen Sofas aus der Gaststätte wurden in einen größeren Raum zu Zachaus gekarrt, dazu ein paar Radioapparate gestellt. Dann machten es sich die Soldaten gemütlich, ließen ihre Beine aus den Fenstern baumeln und alle Radios durcheinander dudeln. Statt den Tisch abzuräumen, wurde die Tischdecke nach dem Essen zusammengerafft und mit dem schmutzigen Geschirr in den Hof geworfen. Müll landete oft im Keller. „Sie haben uns nichts getan, die Amerikaner“, sagt Hertha Knochenmuß, die in der Kirchstraße lebt, „im gegenteil. Meine Kinder, die haben mittags nie Hunger gehabt und das hat mich gewundert. Nachher habe ich einen ganzen Sack voller Papier gefunden von Keksen und Schokolade.“ Eines Morgens kam einmal ein Soldat auf den Hof. Herthas ältester Sohn fürchtete sich ganz schrecklich. Der Amerikaner wollte unbedingt in den Keller. Dort suchte er nicht etwa nach Wäsche und Kleidung, wie die Bäuerin vermutete, vielmehr stand ihm der Sinn nach etwas Alkoholischem. Hertha Knochenmuß hatte noch eine Flasche Kirschschnaps zu stehen. Erst musste sie davon nippen als sie nicht auf der Stelle tot umfiel, riss der Amerikaner ihr die Flasche aus der Hand, lief die Treppe hoch und ward nicht mehr gesehen. Herthas Schwester, die in der Südstraße wohnte, musste für die Truppe waschen. „Ganz anständig hatten die Amerikaner gefragt. Seife gab se selbstverständlich dazu. Nein konnte sie doch nicht sagen.“ Dafür hätten die Schwester und deren Sohn Mittagbrot bekommen. „Das war ja auch schon wichtig. Nachher hat sich keiner mehr darum gekümmert, ob jemand einen Ernährer hatte oder nicht“, sagt Hertha Knochenmuß. Die gelernte Plätterin Vera Hohoff musste ebenfalls für die Amerikaner waschen. Sie wurde abgeholt und ruckzuck zur Chefin der Wäscherei ernannt. Ab und an besuchte der Kommandeur die Wäscherei, um etwas abzusprechen. Persönliche Kontakte waren den US-Soldaten untersagt. Sie hatten Angst, das spürte jeder. Was durchaus verständlich war, wollte doch niemand mehr sein Leben riskieren in den letzten Stunden auf deutschem Boden. Bei Walter Görges in der Abendstraße wurde eines Tages lautstark an die Tür gebummert. Zwei Amis standen vor der Tür und verlangten Eier. „Eine Stunde vorher war gerade mein Bruder, der acht Jahre älter ist als ich, vom Jungvolk Zerbst zurückgekommen. Wir saßen mit unserem 70jährigen Großvater am Tisch. - Du Nazi! - sagten die Soldaten und zeigten auf den Bruder, - und Du auch Nazi - sagten sie zum Großvater. Ich war keiner, ich war erst ja erst zehn Jahre alt. Dann aber riefen sie - eggs, eggs! .- Großvater holte eine Stiege mit 15 oder 20 Eiern. Wir waren froh, dass sie nicht mehr wollten.“ Die Kinder gewannen sehr schnell Zutrauen zu den amerikanischen Soldaten. Andere mussten sich vorsehen. Gleich in der ersten oder zweiten Nacht mussten einige ältere Menschen mit zum Friedhof. Sie sollten - so glaubt Dieter Hohoff - die Leichen von Amerikanern ausgraben, eine Flugzeugbesatzung, die bei Barleben abgestürzt war. Unglaubliche Aufregung muss jedoch geherrscht haben, als ein US-Soldat im Ort erschossen wurde. „Täter war ein Pole, stellte sich heraus, und schon mussten alle polnischen Zwangsarbeiter zum Schulhof“, erinnert sich Erich Wehner, „dort musste abgelegt werden, was sie entwendet hatten. Aus dem Berg von Sachen konnte sich jeder das zurückholen, was ihm gestohlen worden war. Dann fuhr ein Zug vor und alle Polen wurden abtransportiert.“ Was den Barlebern unvergessen blieb, war die großzügige, ja geradezu verschwenderische Umgang mit den Amerikaner mit Lebensmitteln, Kaugummis, Schokolade, Zigaretten lagen herum. Als bei Wehners die Kantine der Amis befand, landete alles, was diese nicht brauchten, hinter der Tür eines Bodenraumes. Damals aß Erich Wehner zum ersten Mal Schokolade. Ein unvergesslicher Augenblick für ihn. Und obwohl sie genug zu naschen hatten, gingen die Kinder auf Diebestour, um für die Familie Essen heran zu schaffen oder Dinge zu besorgen, die einen Tauschwert besaßen. Besonders beliebt waren die blau-weiß- und rot-weiß gestreiften Verpflegungspakete, die aus den amerikanischen Fahrzeugen gestohlen wurden. Eine gefährliche und aufregende Zeit. „Trotzdem empfanden wir Kinder sie als herrlich“, sagt Manfred Stieger, „die Soldaten gaben uns Schokolade, die wir in den letzten Kriegsjahren überhaupt nicht mehr bekommen hatten.“ Die „Umstellung“ auf Schokolade und Kaugummis fiel leicht, schwer hingegen war es, sich bestimmte Geflogenheiten wieder abzugewöhnen. So musste Manfred Stieger eines Tages von Bäcker Radack Brot holen. „Als er beim Bäcker reinkam, waren da eine Menge Leute drin. Ich grüßte wie immer: - Heil Hitler! - Und die Leute sagten erschreckt: - Junge, bist Du stille, sei stille!“ Bei Zachaus am Breitenweg hatten die Amerikaner ihre Küche eingerichtet. Sagenhaft soll die Verpflegung gewesen sein. Dietrich Zachau erinnert sich, dass für die US-Soldaten extra halbe Schweine eingeflogen wurden. „Hinten im Garten musste einer, der in Magdeburg gefangen genommen wurden war, ein riesiges Loch buddeln und immerzu Schokolade essen, bis er nicht mehr konnte. In das Loch wurden Speckschwarten gekippt, weil nur das schiere Fleisch verarbeitet wurde. Über den Abfall wurde Benzin gegossen und angesteckt.“ Zu der Zeit besaßen Zachaus etwa 150 Küken, die ein Soldat aus Spaß mit Keksen fütterte. „Der konnte sich einen Teufel freuen, wenn ein Küken den Keks ergattert hatte und damit auf und davon rannte, die anderen alle hinterher.“ Dietrich Zachau durfte zur Verpflegung des Viehs regelmäßig auf den Hof gehen und stellte dadurch den Kontakt zu einem Offizier her, dessen Eltern aus Thüringen stammten. „Er war interessiert an Deutschland und wollte sich unterhalten. Von diesem Offizier habe ich Pullover und Hosen bekommen und Verpflegung, so viel wie ich wollte.“ Die Kinder der aus ihren Wohnungen verwiesen Familien durften regelmäßig heim, um Hühner und Kaninchen zu füttern und heimlich zu kontrollieren, ob vergrabene Lebensmittel, Gläser mit Braten und Wurst, noch sicher waren in ihrem versteck. Eine Versorgungsstelle der Amerikaner befand sich an der alten Schmiede-Schule. Ein großer Kessel mit Schokoladensuppe wurde dort öfters gekocht, davon gab es dann eine tasse voll und ein bisschen Weißbrot dazu. „Bei Brämers stand ein Zelt“, erinnert sich Dieter Hohoff, „da wollten wir mal Schokolade kappen, aber gekappt haben sie uns und den ganzen Tag eingesperrt.“ Bis zum Amsel- und Fliederweg haben die US-Truppen eines Tages den Boden ganz fest gewalzt und einen großen Basenallplatz angelegt. Den Bauern aber kippten sie die Schweinetröge voll Sand oder brachen in die Küchen ihrer Quartiere ein Loch in den Boden, wo hindurch sie den Schmutz hinausspülten.
Die Besatzer wechseln sich ab
Im Juni 1945 rückte die 30. US-ID. aus dem Raum Magdeburg ab. Ölsnitz im Vogtland war ihr Ziel, kurz danach ging es heimwärts, erst nach England und von dort per Schiff über den großen Teich nach Amerika. In Barleben waren in der Zwischenzeit die Engländer als neue Besatzer eingezogen. Wieder hieß es Wohnungen räumen. Die Engländer hätten sich sehr reserviert verhalten und waren in ihrer art irgendwie schadenfroh, wird berichtet. Kontakt mit der Bevölkerung unterhielten sie kaum. „Als Deutscher“, sagt Dietrich Zachau, „durfte man nicht auf den Bürgersteig gehen. Man musste runter auf den Fahrdamm.“ Mit den Deutschen gemeinsam den gehweg benutzen, ging den Briten gegen die Ehre. In der Siedlung aber hätten sie alle Frauen zusammengerufen und ihnen gesagt, dass sie gehen und nun die Russen kämen. Wer wollte, zog mit auf und davon. „Nach ihnden“, berichtet Lieselotte Botenwerfer, 2 musste Großreinemachen angesetzt werden.“ Die Enkelin von Anna Oerlecke wohnte von März 1943 bis November 1948 im Vorwerk von Barleben, wo sie im September 1945 ihre Tochter Heidrun zur Welt brachte. Frau Botenwerfer erinnert sich, dass einige britische Besatzer in den Häusern ihre Exkremente verteilt hatten. Bevor die Briten endgültig abrückten, informierten sie jedoch die Leute im Ort, dass nun die Russen kämen. Etliche packten daraufhin ihre Sachen und schlossen sich der Armee an.
Girlanden, Spruchbänder und Totenstille als die Russen kommen
Mit Pferdegetrappel und rumpelnden Panje-Wagen zogen am 1. Juli 1945 die „Russen“ in Barleben ein. Eigentlich waren es ja Vertreter vieler Völker aus dem riesigen Sowjetland. Der Ruf, der ihnen vorauseilte, war beängstigend. In Mitteldeutschland hatten die Menschen längst erfahren, wie schlimm es besonders den Mädchen und Frauen in Ost- und Westpreußen, in Pommern, Schlesien uns im Sudetenland beim Einzug der Sowjets ergangen war. Andererseits galten die Rotarmisten als besonders kinderlieb und auch das machte schnell die Runde. Und so saßen die Steppkes am Sonntag, dem 1.Juli 1945, draußen vor der Tür, um die Rote Armee zu erwarten. „Keine Panzer, kein LKW, nur kleine Pferdchen mit Wagen. Und alles war so dreckig“, erinnert sich Erich Wehner und Herbert Koch. Mit den Panje-Wagen kamen sie von Osten über die Autobahn gezogen. Im Dorf sollen Girlanden und Spruchbänder gehangen haben, worauf stand: „Wir grüßen unsere Befreier!“ Und einige hätten sich sogar russische Uniformen angezogen, um die „Freunde“ in empfang zu nehmen, wird berichtet. Ein paar größere Jungen beobachteten die Neuankömmlinge von der Autobahnbrücke aus. „Im Dorf herrschte Totenstille, kein Mensch war zu sehen, die Fensterläden waren zu. Beim Anblick der ersten Gefährts machten wir Jungs uns auf und davon. „Am Tag danach trieben die „Russen“ Kühe herbei, sperrten sie in Ställe ein und riefen Barleber Frauen über Lautsprecher zum Melken auf. Auch diese Besatzer schickten ihre Quartiermeister los, um große Wohnungen zu requirieren. Wie andernorts auch, wurden die von den Amerikanern und den Briten eingesetzten Bürgermeister wieder abgesetzt und neue bestimmt. Postvorsteher und Bürgermeister Alois Pohl wurde verhaftet und ins Lager Mühlberg an der Elbe gebracht. Das ehemalige Kriegsgefangenenlager im Brandenburgischen diente einst dem Arbeitsdienst. Nach der Befreiung durch die Rote Armee am 23. April 1945 übernahm das NKWD, eine sowjetische Behörde(Volkskommissariat für innere Angelegenheiten), das Lager, im September 1945 und betrieb es bis 1948. Ohne Klärung der Schuldfrage wurden missliebige Personen jahrelang in völliger Isolierung und unter unmenschlichen Bedingungen gefangen gehalten. Von fast 22.000 Lagerinsassen starben 7.000. In Barleben „regierten“ ab dem 1. Juli 1945 Bürgermeister Johann Stein und die Moskauer Zeit. Für fast alles brauchte man Ausweis und Genehmigungen. Wahrscheinlich aus lauter Bequemlichkeit wurden im russischen besetzten Teil Deutschlands die Uhren zwei Stunden vorgestellt. Heute bekannt unter „doppelte Sommerzeit“, ein Extrem, das für die Menschen damals mir erheblichen Problemen verbunden war. „Achtung doppelte Sommerzeit!“ steht heute noch in meteorologischen Fachbüchern. Statt 10:00Uhr vormittags war es plötzlich schon 12:00Uhr mittags. „Für die Menschen war es eine gewaltige Umstellung, auch weil es abends einfach nicht dunkel werden wollte“, erinnert sich Barbara Coester. Selbst Babys wurden damals nach Moskauer Zeit geboren.
Wer überlebt hatte, musste weiterkämpfen
Das Aufräumen in den zerstörten Betrieben und in der Stadt Magdeburg begann. „Wir versuchten bei Junkers die Produktion wieder aufzubauen“, erzählt Willy Pollex, „jede Menge Leute hatten sich gemeldet, alles Fachkräfte, Dreher, Fräser usw. Aber der Russe wies an: - Demotage, alles abbauen. - Vor Wut haben wir eine riesige, vier Meter hohe Presse aus Gusseisen umfallen lassen. Sie zersprang in tausend Stücke.“ Außerdem mussten jede Menge Kisten genagelt werden. Die Arbeiter machten alles und schoben dabei mächtigen Knast. Laut Befehl 234 der Sowjetischen Militäradministration stand jedem Arbeiter im Betrieb täglich eine warme Mahlzeit zu. Wie diese warme Mahlzeit - meist eine Suppe – auf den Tisch kam, darum mussten sich die Leute selbst kümmern. Brot war sagenhaft teuer und eine Kiste Burger Knäckebrot – irgendwo versteckt – ein großer Schatz. Die sowjetischen Kommandanturen griffen rigide durch, wenn es um die Aufgaben der Bauern ging. Schließlich trafen immer mehr Flüchtlinge aus den ehemaligen deutschen Gebieten ein. Normalität herzustellen war über lange Zeit ein Kraftakt. Es gab bei den Sowjets wie zuvor bei den anderen Besatzern nur stundenweise Ausgang. Den hatten die hochschwangere Lieselotte Botenwerfer und ihre Schwiegermutter eines Tages im Schrebergarten vertrödelt. „Wir waren in der Burgenser Straße in Höhe Gemeindeamtes, das hörten wir Pferdegetrappel hinter uns. Hoch zu Ross kam ein Russe daher. Der erste, den wir je zu Gesicht bekommen hatten. Wir flüchteten in ein Gehöft, bis die Luft wieder rein war.“ Bei Oerleckes zogen die Russen ins Erdgeschoss ein. „Sehr angenehme Menschen“, erinnert sich Lieselotte Botenwerfer, „sie hatten einen kleinen Sohn, Toni hieß er. Der Opa von Toni war ein Bezirksbürgermeister von Moskau.“ Im Vorwerk gab es eine kleine Badeanstalt mit Wannen, wo zum Wochenende angeheizt wurde. Nur wer sich angemeldet hatte, konnte das Wannenbad nutzen. Gegenüber befand sich eine Wäscherolle, die von den unmittelbaren Nachbarn genutzt wurde. Im Vorwerk gab es zudem eine Heißmangel., die Erna Kuhlmann betrieb. Frau Botenwerfer berichtet, dass die russischen Besatzer bei ihrem Abzug aus Barleben ein Gewehr vergessen hatten. „Ich schwang mich mit meinem Karabiner auf mein altes klappriges Fahrrad und fuhr zur Bahnrampe. In den schon fahrenden Zug habe ich das Gewehr in den letzten Wagen hineingereicht.“
Fortsetzung folgt
Magado-2 Wenn nicht anders ausgewiesen, dann Sammlung/Eigentum Magado Bilder/Beiträge dürfen "Nichtgewerblich" genutzt werden.
Hertha Knochenmuß hatte mit keinem Besatzer Probleme, auch nicht mit den Russen. „Erstens durfte man sowieso kaum raus und warum sollte ich auch, die Bauern waren ja Selbstversorger. Die bekamen keine Lebensmittelkarten.“ Frau Knochenmuß hatte allerdings vorausgedacht und sich mit Erbsen, Bohnen, Linsen. Im Keller standen Gläser mit eingekochten grünen Bohnen, Kartoffeln waren bevorratet. So konnte die Bäuerin jeden Tag wenigstens eine Suppe kochen. Mehl um Brot zu backen, besaß sie auch und natürlich Eier, Milch und Butter. Um Schuhe und Unterwäsche kümmerten sich „ihre Mädchen“, die Polin und die Ukrainerin. Sie setzten sich aufs Fahrrad und fuhren nach Rothensee zu den Zügen mit den unglaublichen Vorräten. Eimerweise schleppten die Leute Speiseöl heran. In Vahldorf am Mittellandkanal holten sie Stoffe von den Schiffen herunter und aus einem großen Lager „besorgten“ sie Tabak. Bei Ravia-Spoer gab es Kunsthonig. Elfriede Brämer erzählt, dass man die Inverzuckercreme in Wassereimern bekam. „Die gab man beim Pförtner ab. Da waren gleich zwei, die immer hin- und herliefen und den Kunsthonig herbeiholten.“ Überhaupt wurde, was nicht niet- und nagelfest war, geräubert. Bei Eavia-Spoer, in der ehemaligen Schokoladenfabrik, gab es auch Bettbezüge zu holen. Wer jedoch alte Postsäcke mit Hackenkreuz obenauf nutzte, der musste aufpassen. Mit einem solchen Sack hatte Erich Wehner Korn geholt und wurde erwischt. Nach einer Hausdurchsuchung musste Wehner den Sack abliefern und Bußgeld zahlen. Aus aufgeräufelten Zuckersäcken wurden damals Pullover gestrickt, die fürchterlich kratzten. Etwas mehr Ordnung zog erst mit Einführung der Lebensmittelkarten ein, die je nach Schwere der Arbeit ausgegeben wurden:
1- Schwerstarbeiter 2- Körperlich harte Arbeit, außer Bauern (Selbstversorger 3- Lehrer 4- Büroangestellte 5- Kinder (bisschen Butter und Milch) 6- Rentner (weder Butter noch Fleisch)
Ein Witz machte in jener Zeit die Runde, der ging so: Haste schon gesehen? Auf dem Friedhof steht ein großes Schild, darauf steht „Gruppe 6 herzlich willkommen!“
„Weil die meisten aber in einer Großfamilie lebten und ihre Marken zusammenlegten“, sagt Barbara Coster, „kam schon was dabei heraus. Hatte der Fleischer ein paar Knochen übrig, dann gab er sie manchmal mit, um daraus für die Kinder eine Brühe zu kochen.“ Wer etwas zu verkaufen hatte, ging zu den Bauern. Schmucksachen, Teppiche, echte Porzellane und Gemälde wurden eingetauscht gegen Lebensmittel. „Die Züge von Berlin waren immer furchtbar überfüllt. Sogar auf den Trittbrettern klemmten sich die Fahrgäste. Immer wenn ein Zug in Barleben ankam, brachten die Leute alles Mögliche mit. Die Großstädter dachten, hier in der Börde gibt es was zu holen. Damals hieß es, die Bauern würden sich ihre Ställe bald mit Teppichen auslegen.“ Ganz groß in Mode war zu jener Zeit das Rübensaftkochen. Überhaupt wurde mit allem gekocht, was irgendwie verwendbar war. Aus Sauerampfer wurde Suppe, die Wegwarthe wurde als Kaffeeersatz genutzt, um nur einiges zu nennen. Solange und so oft wie möglich ging es zum stoppeln hinaus aufs Feld. Jede Ähre, jede Kartoffel, jedes Hälmchen wurde abgesammelt und heim getragen. Fuhren Wagen mit holprigen Eisenrädern vorbei und Rüben hüpften herunter, dann wurden die Rüben aufgehoben und nach Hause getragen. Barbara Coester: „An der Bahnstrecke von Barleben nach Meitzendorf geht es ja so ein bisschen bergauf. Wenn dort der Zug langsam fuhr, sprang der Sportlichste der Familie auf und schmiss runter, was er zu greifen bekam. Die anderen Familienmitglieder liefen neben dem Zug her und sammelten alles in einen sack. Und schnell ging es nach Hause.“ Wer zum Beispiel zum Friseur wollte, musste zwei Kohlen mitbringen, damit Wasser zum Haarewaschen erwärmt werden konnte.
„Von Schweinen mit acht Beinen“
Not machte erfinderich und das besonders bei großem Hunger. Viele konnten nach dem Krieg nur träumen von einem leckeren Schweinebraten, von Wurst und Schmalz. Selbst wer Grauppensuppe hasste, aß diese wochenlang. Die Menschen waren froh, überhaupt etwas Warmes in den bauch zu bekommen, womit die schwere Arbeit bewältigt werden konnte. Strengste Strafen hatte derjenige zu erwarten, der beim Schwarzschlachten erwischt wurde. „Es gab dann Schweine mit acht Beine“, erzählt Willy Pollex, „ein Schwein wurde angemeldet und zwei wurden geschlachtet. Das war ungefährlich. Einmal war er dabei, beim Schwarzschlachten. Und das geschah ausgerechnet während der Fahrt mit einem LKW am hellerlichten Tag zwischen Schweinitz und Biederitz. „Ich war ja schon mal verlobt vor meiner Ehe und der Schwiegervater hatte ein Fuhrgeschäft in Biederitz. Bei dem musste ich LKW fahren. Ich hatte aber keinen Führerschein damals, nur fürs Motorrad. Und trotzdem bin ich gefahren. – Fahr man, fahr man - ,hatte der angehende Schwiegervater gemeint. Und hinter mir wurde gewerkelt während der Fahrt. Ich hab es bloß quiecken und knallen gehört, und dann war die Sache erledigt. Fahr nicht so schnell, nicht so dolle bremsen, rief es von hinten. Die haben da Schüsseln gehabt und alles Mögliche. Ich musste schön vorsichtig fahren. Das war ein Abenteuer.“ Auf Schwarzschlachten standen damals „saftige“ Strafen erinnert sich Achim Eichbaum. „Da konnte man mit ein bis zwei Jahre Gefängnis rechnen. Das wurde ganz hart geahndet. Nur noch ganz wenige haben es sich getraut, nachdem sie von den ersten Verurteilungen gehört haben.“ Trotzdem hatte die Familie seiner späteren Ehefrau 1946/47 in Barleben schwarz geschlachtet. Monika Eichbaum kann sich heute noch köstlich darüber amüsieren. „Bei meiner Oma auf dem Schäferhof haben wir die Stube ausgeräumt und dann das Schwein durch die Küche in die Stube getrieben. Da wurde es dann getötet. Alles haben wir drinnen gekocht und verarbeitet. Nachts, weil das keiner riechen sollte. Wochenlang hat es gedauert, ehe der Geruch wieder aus der Wohnung rausging, geputzt und gescheuert wurde etliche Male. Und mein Opa, er war ein bisschen asthmatisch sollte das Schwein festhalten, dabei hat er vor lauter Aufregung einen Asthmaanfall gekriegt. Diese Wirtschaft und Hektik!“ Außerdem erinnert sie sich daran, dass ihr Onkel einmal angetrunken vom Tanz heim kam und eine Kuh mitbrachte. „Ein paar Tage vorher hatten wir Sirup gekocht, da lagen noch diese Schnipsel auf dem Hof. Davon hat die Kuh gefressen. Später hat sie Gustav Voigt zusammen mit einem Schwein geschlachtet.“ Höhepunkt des Ganzen war eine Mitteilung im Schaukasten der gemeinde: „Kuh entlaufen! Besitzer die Rote Armee.“ Es soll sogar eine Belohnung gegeben haben, aber die Kuh war ja nun geschlachtet. „Ach hat mein Onkel gesagt – Besitzer die Rote Armee?. – Die haben die Kuh och bloß jeklaut. Also loaten wi uns die jut bekomm. Diese Geschichte“, sagt Monika Eichbaum „ hat sich die Familie noch lange mit Freuden erzählt.“
Radio und Tanz-zwei Vergnügen jener Zeit
Einmal kam zu Familie Pollex ein russischer Offizier. Er besah sich deren rotes Samtsofa, setzte sich hin und testete mit Schwung die Federung. Die muss ihm offensichtlich nicht behagt haben, denn er zog wieder von dannen. Nebenan bei Reisings gefiel ihm die Lagerstatt besser und so quartierte er sich dort ein. Jeden Abend trank der Offizier uns stellte das Radio auf volle Lautstärke. Und das auch in der Nacht. Die Nachbarschaft war um ihren Schlaf gebracht. Willy Pollex aber kam auf die Idee, das Radio mit einer 24-Volt-Zündspule außer Betrieb zu setzen. „Man konnte einen Funken ziehen, so dass das Radio fast auseinander fiel.“ Der Russe besorgte sich ein Radio nach dem anderen und eines nach dem anderen ging kaputt. „Bis er kapiert hatte, er darf den Apparat nicht so laut stellen.“ Sonst liebte Pollex die Musik, vor allem wenn er mir seiner Band im „Schwarzen Adler“ spielte. Dann war der Saal immer voll. Eines Tages hieß es mittendrin: „Mitkommen!“ Mit dem großen Akkordeon vor dem Bauch stieg der junge Mann in den Seitenwagen eines Motorrades. Auf dem Sozius saß sein Vater und vorn auf dem Seitenwagen hievte sich ein weiterer Musiker. Es ging zur Kommandantur, wo fein angezogene Leute auf eine nette Unterhaltung warteten. Wodka, „Sto gramm“, und Bier gab es. Wer das nicht getrunken hat, mit dem verstanden die „Freunde“ keinen Spaß, erinnert Willy Pollex. „Trink das nicht!“ hatte Vater geraten, so kippte Willy Bier und Schnaps klammheimlich ins Klavier.
Schwarzes Kapitel: GPU und Antifa-Ausschuss
Dieses Kapitel ist ein trauriges, eines, das selbst nach 60 Jahren schwer auf Barleben lastet. „In der Breitscheidstraße 33 war der Sitz der GPU(Glawnoje Politischesk Uprawlenije, der Geheimdienst der Sowjetunion, d. Verf.). Die Fenster von Brauers, von denen aus man normalerweise auf den Hof schauen konnte, mussten extra weiß angestrichen werden, erzählt Anni Brauer, „meine Schwiegermutter hat trotzdem Verhaftete beim Rundgang gesehen, weil die Farbe ein bisschen abgekratzt wurde. Daraufhin gab sie Elma Garz Bescheid: -- Du Wilhelm ist auch hier.- Und dann kamen sie und haben durchgeguckt. Da waren verschiedene Barleben bei der GPU eingesperrt.“ 28 Männer wurden auf ihren Geheiß verhaftet und verschleppt. Auffallend ist, dass anfangs viele Geschäftsleute von der Bildfläche verschwanden. Im Archiv der Gemeinde Barleben lagert ein Ordner voller Protokolle des Antifa-Ausschusses von 1945-1948. Hochbrisantes Material. „Abgeholt wurden unter anderem Ernst Schulze aus dem Hirtentor 2, Wilhelm Reising aus der Meitzendorfer Straße, Paul Braune aus der jetzigen Thälmann Straße, Fritz Wallstab, der Kaufmann Rudolf Lohse, Konrad Schneider aus der Gartenstadt Siedlung, Otto Feller, der Gemeindesekretär war, und Walter Belling aus der Dahlenwarsleber Straße“, erzählt Dietrich Zachau auf. Zuvor waren von den Amerikanern schon Rudi Ibe, Willi Hoff, Heinrich Keindorf, Wilhelm Neuschulz und andere verhaftet worden. Auch Anni Brauers Schwiegervater bekam ein von der Sowjetischen Kommandantur eine Aufforderung, sich in Wolmirstedt zu melden. Im Hause der Brauers hatte einst ein gewisser Richard Hartkopf gewohnt, ein arbeitsamer Mann, der bei den Junkerswerken in Magdeburg angestellt war. Dort standen damals auf einem großen Schornstein die Buchstaben „M“ und „S“ geschrieben, was „Militärschüler“ bedeutete. Sie haben bei Junkers gelernt. Richard Hartkopf aber habe so dahergequatscht, die Buchstaben würden „Moskau siegt“ heißen. Eines Tages wurde er abgeholt und ins Zuchthaus Brandenburg gesperrt. Weil sich Hartkopfs Frau, die Stiefmutter seines Jungens, nicht sonderlich gut um die Kinder kümmerte schob ihnen Frau Brauer ab und an eine Stulle zu oder stellte einen Teller Suppe hin. Davon erfuhr Richard Hartkopf im Gefängnis und schrieb von dort einen langen Brief an die Brauers. Darin dankte er ihnen, dass die Familie ein solches Augenmerk auf seine Kinder habe. Sie mögen das doch weiter so halten. Diesen Brief nahm Herr Brauer mit zur Kommandantur nach Wolmirstedt. Der Tischlermeister durfte wieder nach Hause. Richard Hartkopf war 1943 hingerichtet worden. Von 28 verhafteten Barleber Bürgern kehrten lediglich Konrad Schneider, Paul Braune und Rudolf Lohse aus den Lagern heim. Lohse war so krank, dass er nicht mehr lange lebte. Viele seien verraten worden von einer Frau, die Russisch sprach, wird berichtet. „Damals“, sagt Ursula Fuhr, „habe man sich hinter vorgehaltener Hand erzählt, dass der Antifa-Ausschuss aus neun Leuten bestanden hat. Namen wurden offiziell nie bekannt“. Die Akte bleibt vorerst noch geschlossen.
…und die Hoffnung stirbt zuletzt
Viele Barleber blieben im Krieg, starben im Lazarett oder in Gefangenschaft. Wenn der Briefträger kam und überbrachte ein Schreiben von der Truppe, dann wurde der Verlust des Mannes und Vaters, des Sohnes, Bruder oder Freundes zur traurigen Gewissheit. Irgendwie miss es Erich Wehner sen. Geahnt haben, dass er nicht mehr heimkommt. Als ihn sein Sohn Erich beim letzten Heimaturlaub zum Bahnhof begleitete, sagte er sinngemäß: Wir sehen uns wohl nie wieder! Ein Leben lang blieb dieser Moment für den Sohn unvergessen.
Fortsetzung folgt
Magado-2 Wenn nicht anders ausgewiesen, dann Sammlung/Eigentum Magado Bilder/Beiträge dürfen "Nichtgewerblich" genutzt werden.
Sehr geehrte Frau Wehner! Als Kompanieführer Ihres Mannes habe ich die traurige Pflicht Ihnen mitzuteilen, dass Ihr Mann in der Zeit vom 1.11. bis 3.11. im Raum Sibenik vermisst ist. Bei den Absetzbewegungen unseres Regiments war Ihr Mann bei einer Kompanie als Minensucher eingesetzt. Diese Kp. Wurde plötzlich aus dem Hinterhalt überfallen und zersprengt. Als sich der größte Teil des Kp .später wieder einfand war Ihr Mann nicht darunter. Ich hoffe mit Ihnen, dass Ihr Mann verwundet in Gefangenschaft geraten ist und nach einem siegreichen Friedensschluss wieder zu Ihnen und Ihren Kindern zurückkehrt. Mit Ihrem Mann verliert die Kompanie einen ihrer besten Pioniere, einen guten Soldaten und Kameraden. Er war bei Vorgesetzten und Kameraden gleichermaßen beliebt. Wir können den Verlust nur schwer ertragen. Liebe Frau Wehner, grämen Sie sich nicht zu sehr und haben Sie Vertrauen, dass Sie in nicht langer Zeit Ihren Mann gesund wieder sehen. Diese Hoffnung teile ich und die ganze Kompanie mit Ihnen.
Mit herzlichen Grüßen verbleibt Ihr Wilh. Bindlein (?) Lt. U.Kp.führer
(So wie es hier geschildert wird, muss das Stabsquartier der 30. ID in der Lederfabrik von Fritz Heim, später ,,Hermann Matern", gewesen sein. Es wurde aber auch von der Lederfabrik Wilhelm Lindekugel als Stabsquartier der 30. ID in Wolmirstedt geschrieben. Während letzteres Gebäude noch existiert, Magado hatte die Fotos davon bereits im September ins Forum gestellt, wurden die Betriebsgebäude von ,,H. Matern", ehemals F. Hein, in den Neunzigern komplett abgerissen. Wirbelwind)
Im Kriege gefallen und verschollen sind: Willy Borsch, geb 26.1.1918 gef.4.9.1939, Karl Richter, geb.16.2.1915 gef.2.10.1939, Alfred Möhring, geb.30.7.1917 gef.20.2.1940 vermutl., Fritz Jedwabski, geb.27.7.1916 gef.28.5.1940 Heinz Weber, geb.9.12.1919 gef.15.5.1940, Friedrich Clair, geb.23.11.1909 gef.22.6.1941 Johannes Gremmes, geb.18.4.1914 gef.23.6.1941, Dietrich Knackmuß, geb.1.7.1920 gef.27.6.1941 Walter Köhls, geb.13.4.1920 gef.28.6.1941, Herbert Köhne, geb.30.10.1919 gef.29.6.1941 Ernst Scholz, geb.2.2.1915 gef.16.7.1941, Willy Richter, geb.3.3.1914 gef.30.7.1941 Max Richter, geb.1.4.1920 gef.30.7.1941, Kurt Ahaus, geb.16.8.1919 gef.2.8.1941 Ewald Koch, geb.23.6.1913 gef.17.8.1941, Fritz Orlamünde, geb.27.5.1920 gef.2.9.1941 Wilhelm Moers, geb.9.11.1908 gef.18.9.1941, Rolf Konstanzer, geb.21.12.1918 gef.9.10.1941 Fritz Köhne, geb.26.4.1914 gef.13.11.1941, Otto Holte, geb.5.6.1906 gef.9.11.1941 Wilhelm Wollny, geb.14.1.1921 gef.18.12.1941, Heinz Wesche, geb.25.6.1919 gef.18.12.1941 Willy Hermes, geb.19.1.1918 gef.23.12.1941, Alwin Kietz, geb.27.4.1913 gef.15.2.1942 Fritz Brachmann, geb.28.5.1906 gef.21.2.1942, Bernhard Wallstab, geb.6.5.1914 gef.7.4.1942 Walter Schmidt, geb.6.9.1914 gef.16.4.1942, Walter Jeremias, geb.19.9.1920 gef.19.5.1942 Erich Helmholz, geb.27.2.1922 gef.20.5.1942, Kurz Lindow, geb.1.10.1921 gef.10.6.1942 Gerhard Salomo, geb.30.8.1912 gef.19.6.1942, Hermann Syllwaschy, geb.8.7.1912 gef.24.6.1942 Ernst Prosowsky, geb.15.7.1922 gef.28.6.1942, Erich Knye, geb.30.1.1916 gef.8.7.1942 Willi Träger, geb.11.2.1921 gef.19.7.1942, Friedrich Nielebock, geb.25.5.1914 gef.24.7.1942 Wilhelm Lüer, geb.24.11.1919 gef.12.8.1942, Erich Bode, geb.22 4 1912 gef.12.8.1942 Otto Bosse, geb.30.7.1915 gef.14.8.1942, Alfred Mazur, geb.18.2.1914 gef.18.8.1942 Kurti Ferchland, geb.7.12.1922 gef.20.8.1942, Paul Dänecke, geb.15.9.1923 gef.29.8.1942 Adolf Koch, geb.9.9.1921 gef,2.9.1942, Karl Osterwald, geb.30.10.1914 gef.29.8.1942 Gerhard Küllmey, geb.1.2.1921 gef.8.9.1942, Herbert Ferdinand, geb.29.7.1915 gef.11.9.1942 Willy Laahs, geb.9.12.1923 gef.11.9.1942, Wilhelm Meyer, geb.22.12.1920 gef.28,9,1942 Gustac Oehlmann, geb.23.2.1919 gef.30.10.1942, Karl Rühl, geb.10.4.1903 gef.12.10.1942 Ewald Eulenstein, geb.17.4.1912 gef.4.12.1942, Artur Zipprich, geb.1.7.1904 gef.1.1.1943 Richard Gehrmann, geb.7.11.1922 gef.2.1.1943, Erich Möhring, geb.22.12.1920 gef.11.1.1943 Rudi Schröder, geb.1.1.1922 gef.6.2.1943, Werner Vogel, geb.14.2.1920 gef.22.2.1943 Willi Piechowiak, geb.20.10.1913 gef.16.4.1943, Ernst Schütze, geb.1.3.1916 gef.28.4.1943 Fritz Oerlecke, geb.29.4.1918 gef.28.6.1943, Walter Seifert, geb.29.5.1912 gef.11.7.1943 Paul Kormann, geb.24.6.1905 gef.14.7.1943, Albert Voigt, geb.27.9.1924 geb.22.7.1943 Karl Timme, geb.14.12.1905 gef.3.8.1943, Wilhelm Pfeiffer, geb.1.8.1917 gef.5.8.1943 Hans-Joachim Haselhorst, geb.5.6.1922 gef.8.8.1943, Otto Lange, geb.19.5.1910 gef.10.8.1943 Karl Hudy, geb.17.12.1910 gef.11.8.1943, Rudolf Richter, geb.16.12.1910 gef.23.8.1943 Kurt Weber, geb.22.11.1920 gef.23.8.1943, Willy Müller, geb.14.4.1912 gef.10.9.1943 Gerhard Schröder, geb.27.1.1923 gef.27.9.1943, Werner Ibe, geb.23.2.1921 gef.14.10.1943 Werner Siesing, geb.12.6.1921 gef.16.11.1943, Heinrich Schmidt geb.15.7.1914 gef.21.11.1943 Willy Ziemann, geb.28.11.1921 gef.21.11.1943, Paul Kinast, geb.19.3.1914 gef.26.11.1943 Herbert Siesing, geb.11.9.1923 gef.29.11.1943, Wilhelm Stellmacher, geb.9.12.1906 gef.8.12.1943 Willy Raschke, geb.24.8.1910 gef.26.12.1943, Friedrich Brandt, geb.21.12.1942 v erst.27.12 1943 Friedrich-Erich Finke, geb.25.9.1923 gef.2.1.1944, Willy Himmelreich, geb.13.8.1911 gef.26.1.1944 Rudi Magnus, geb.4.2.1922 gef.13.2.1944, Rolf Glistau, geb.21.4.1923 gef.19.2.1944 Erwin Klohn, geb.16.5.1923 gef.27.2.1944, Willy Mattigkeit, geb.20.8.1913 gef.7.4.1944 Herbert Gericke, geb.10.6.1910 gef.18.4.1944, Willy Adam, geb.27.4.1924 gef.23.4.1944 Richard Weihrauch, geb.5.11.1906 gef.23.4.1944, Hermann Lücke, geb.5.8.1922 gef.7.5.1944 Erich Volland, geb.10.6.1913 gef.29.5.1944, Kurt Richter, geb 30.6.1913 gef.29.5.1944 Erwin Mühlberg, geb.11.8.1923 gef.11.6.1944, Rudolf Linkerhand, geb.7.10.1911 gef.23.6.1944 Willi Richter, geb.21.10.1919 gef.29.6.1944, Richard Weihs, geb.9.8.1913 gef.9.7.1944 Rudolf Schulze, geb.3.9.1914 gef.10.7.1944, Fritz Nöske, geb.3.12.1919 gef.22.7.1944 Walter Meyer, geb.5.11.1906 gef.8.8.1944, Friedrich Schulze, geb.23.7.1905 gef.16.8.1944 Karl Lentge, geb.11.6.1913 gef.19,8,1944, Rudolf Vahldieck, geb.30.4.1922 gef.19.8.1944 Oskar Himmel, geb.25.8.1912 gef.26.8.1944, Gerhard Alsleben, geb.3.3.1915 gef.26.8.1944 Fritz Hübner, geb.22.7.1921 gef.29.8.1944, Walter Kersten, geb.1.4.1910 gef.12.9.1944 Polte Werk Willi Kohn, geb.22.3.1907 gef.14.9.1944 Magdeburg, Richard Winter, geb.6.6.1909 gef.17.9.1944 Wolfgang Martin Zachau, geb.20.1.1925 gef.18.9.1944, Werner Lüder, geb.22.2.1923 gef.19.9.1944 Willi Scholz, geb.2.2.1915 gef.22.9.1944, Richard Nabel, geb. 7.8.1900 gef.28.9.1944 Magdeburg Erich Springer, geb.16.11.1912 gef.Sept.1944, Walter Linkerhand, geb.12.7.1926 gef.1.10.1944 Günter Schöntaube, geb. 21.10.1926 gef.12.10.1944, Heinz Trippler, geb.11.11.1926 gef.15.10.1944 Walter Voigt, geb.1.11.1926 gef.20.10.1944, Joachim Kroll, geb. 13.12.1926 gef.20.10.1944 Hans Voigt, geb.1.11.1926 gef.20.10.1944, Hans-Günter Hahne, geb. 30.4.1925 gef.23.10.1944 Walter Ferchland, geb.27.2.1922 gef.28.10.1944, Fritz Sefeloge, geb.30.3.1925 gef.5.11.1944 Willi Bolecke, geb. 25.1.1907 gef.13.11.1944, Herbert Nedels, geb.26.9.1910 gef.18.11.1944 Heinz Oelze, geb.11.11.1926 gef.28.11.1944, Otto Möhring, geb.1.5.1925 gef.3.12.1944 Karl Voigt, geb.19.4.1918 gef.10.12.1944, Karl Waehling, geb.25.11.1912 gef.13.12.1944 Fritz Wallstab, geb.24.10.1926 gef.14.12.1944, Georg Oehlmann, geb.20.4.1915 gef.17.12.1944 Walter Rademacher, geb.11.3.1917 gef.25.12.1944, Willy Warnstedt, geb.6.5.1915 gef.29.12.1944 Ernst Wolff, geb.26.11.1908 gef Anfang 1945, Walter Schmidt, geb.1.1.1913 gef.2.1.1945 Gustav Müller, geb.18.4.1912 gef.14.1.1945, Hermann Wienecke, geb.24.8.1905 gef.21.1.1945 Rudolf Grämer, geb.3.12.1919 gef.26.1.1945, Günter Wagner, geb.22.2.1925 gef.27.1.1945 Ewald Bethge, geb.3.2.1924 gef.27.1.1945, Fritz Behrend, geb.8.11.1925 gef.4.2.1945 Willy Ferchland, geb.28.11.1887 gef.9.2.1945 Barleben, Heini Richter, geb.9.8.1916 gef.10.2.1945 Walter Schmidt, geb.1.1.1913 gef.14.2.1945, Paul Wegener, geb.18.9.1920 gef.15.2.1945 Erich Nabel, geb.13.8.1908 gef.17.2.1945, Walter Lentge, geb.5.6.1912 gef.25.2.1945 Elfriede Liesegang, geb.5.1.1915 verst.3.3.1945 Magdeburg, Wilhelm Mertens, geb. 10.10.1907 gef.3.3.1945 Erich Werner, geb.20.8.1924 gef.6.3.1945, Rudi Michaelis, geb.22.12.1927 gef.12.3.1945 Herbert Himmelreich, geb.9.9.1913 gef.24.3.1945, Willi,Herbert Eckhardt, geb.28.11.1900 gef.14.4.1945 Werner Lentge, geb.19.12.1920 verst. 19.12.1920?, Horst Genander, geb.18.4.1912 gef.9.5.1945 Lipoweca Wilhelm Studte, geb.14.1.1908 verst.20.5.1945 Gefangenschaft, Max Otto, geb.31.5.1904 verst.21.6.1945 Leer Walter Schulz, geb.24.5.1919 verst..30.7.1945 Jugoslawien, Hans Häfner, geb.18.5.1907 verst.16.12.1945 Brest Fritz Wallstab, geb.8.4.1897 verst.17.6.1947, Herbert Jäckel, geb.7.9.1920 verst.28.12.1948 Russland Albert Gerecke, geb.25.1.1910 verst.31.7.1949 Todeserklärung
Vermisste und Gefallene ohne Todesdatum Karl Schmidt, geb.28.2.1908 April 1945 verschollen Erich Wehner, geb.24.8.1906 1.-3.11.1944 im Hinterhalt in Rumänien Hans Henschel Karl Rüffer, geb.19.8.1919 1942 Stalingrad Gustav Voigt Rudi Fabricius, geb.27.5.1927 vermisst in Tschechien Willi Fabricius, vermisst (beide Jagdflieger) Heinz Trippler, geb.1926, Oktober 1944 Moldin Willi Stephan, geb.6.7.1906 vermisst in Stalingrad Werner Nahrstedt, gerb.25.6.1921 vermisst in Russland Lothae Briest, geb.3.2.1925 1945 verschollen Italien Walter Thuron, geb.1923, gefallen bei Heiligenbeil Otto Beyer, geb.8.2.1919, Todeserklärung 1949 Wslter Hartmann, geb.21.2.1915, gefallen 1943 bei Minsk
Weltweit forderte der Zweite Weltkrieg mehr als 50 Millionen Tote. Unübersehbar waren Zerstörung, Not und Elend. Deutschland hatte 4,3 Millionen tote Soldaten und 3 Millionen tote Zivilpersonen zu beklagen. 1,8 Millionen deutsche Soldaten liegen in 43 Staaten begraben. Bis heute ist das Schicksal zig Tausender ungeklärt.
Zeitzeugenberichte
Fortsetzung folgt
Magado-2 Wenn nicht anders ausgewiesen, dann Sammlung/Eigentum Magado Bilder/Beiträge dürfen "Nichtgewerblich" genutzt werden.