Zu Walrave als Festungshäftling will ich noch eine neuere Beschreibung geben. Zunächst noch einmal zur Schreibweise des Namens, die nach der eigenen Unterschrift Walrave lautet. Weitere Schreibweisen sind Wallrave, Walrawe, Wallrawe, Wallrabe - auch mal mit einem "von" ergänzt (er war von Friedrich Wilhelm I. ja geadelt worden). Friedrich Wilhelm I. hat in seinem Schriftverkehr, insbesondere mit dem Fürsten Leopold von Anhalt-Dessau, niemals eine der genannten Namensformen verwendet, sondern immer walleraht, walleraben, wallerat oder walleraff geschrieben. Diese Vielfalt ist wohl entstanden, weil die Briefe verschiedenen Sekretären diktiert wurden und diese jeweils ihre individuelle Namensform verwendet haben.
Nun zu Walrave selbst.
In dem Buch "Der Zuschauer am Main. Zeitschrift für Politik und Geschichte". Herausgegeben von J. B. von Pfeilschifter, Herzogl. Anhalt-Cöthenschem Legationsrathe. (Neue Folge.) Zweiter Band. Aschaffenburg bei Theodor Pergay 1835. Seite 99 ff. habe ich eine Beschreibung der Haftbedingungen gefunden, die ich hier anfüge.
Als der große König Schlesien erobert hatte, so mußte er es auch zu erhalten und seine übrigen Provinzen zu decken suchen. Zu diesem Zwecke war es nöthig: die alten Festungen zu verbessern und neue anzulegen. Dem genannten Wallrave, — einem seiner geschicktesten Ingenieure, — übertrug der König diese Ausführung. Besonders wurde die Festung Neiße mit einigen Forts und durch Minen, — die Festung auf eine Viertelstunde weit umgebend, — verstärkt: denn sie war die Grenzfestung gegen Oesterreich. Dieser General Wallrave hatte sich, — obgleich ein Mitglied der, vom König Friedrich dem Einzigen in Berlin gestifteten Freimaurer-Mutter-Loge: „Zu den 3 Weltkugeln," — durch Gold verblendet, mit dem Fürsten Kaunitz in Wien in Korrespondenz gesetzt, und wollte den von ihm gezeichneten Plan erwähnter Festung Neiße's, nebst den Lagen ihrer Minen und ihrer Verbindung mit den betreffenden Werken, an das Oesterreichische Cabinet verkaufen. Seine diesfallsigen Unterhandlungen aber wurden von ihm nicht vorsichtig genug betrieben; eine höhere Macht waltete stets über Porussia, indem der Preuß. General-Postmeister Verdacht schöpfte und diese Sache dem Könige meldete. Als nun abermals ein Brief Wallrave's, mittelst Post, nach Wien abgehen sollte, wurde er dem Könige eingehändigt. Friedrich erbrach ihn und vor seinen Augen stand klar das Majestäts-Verbrechen; er sah sich verrathen an seine Erbfeinde. Die natürliche Folge hiervon war: daß der König selbst dem Gen. Wallrave den Degen abforderte, ihn zum Arrest führen und ihm später den Prozeß machen ließ, laut dessen Sentenz er zu lebenslänglichem strengen Festungs-Arreste verurtheilt und zuerst in das oben erwähnte, schon mehrere Jahre zuvor von ihm selbst erbaute Gefängniß: „Fort Preußen" Mg's. abgeführt wurde. Wallrave mußte nämlich, auf Befehl des Königs, hier zu Magdeburg, dieses Fort und darin ein besonderes Gefängniß erbauen. Es sollte dies Gefängniß für einen Staatsverbrecher und so eingerichtet sein: daß aus ihm weder zu entweichen, noch darin sich um das Leben zu bringen, möglich wäre. Die Wände und der Fußboden desselben waren gepolstert und mit schwarzem Tuch in der Art überzogen: daß man sich nicht einmal durch einen Stoß verwunden konnte. Sieben Jähre hindurch, von 1746 bis 1753 verlebte Wallrave hier ohne Tageslicht, — nur etwas Hellung schmimmerte oben herein,— ohne Schreib-Materialien und Bücher, nur sich und dem höchst nagend-herben Gefühle der Reue überlassen. Kein Mensch durfte zu ihm, und selbst der wachthabende Offizier, — welcher ihm die Speisen so zubereitet brachte, daß er solche ohne Löffel, Messer und Gabel zu sich nehmen konnte, — durfte mit ihm kein Wort wechseln. Nach sieben Jahren erhielt Wallrave, auf Befehl des Königs, in eben angeführter Sternschanze Mg's. ein besseres, lebensfroheres Gefängniß, mit einem kleinen Gärtchen, worin er frische Luft schöpfen und sich Bewegung machen konnte; die übrigen strengen Bedingungen jedoch blieben die nämlichen. Da er niemals rasirt wurde, so glich er mit seinem langen Barte, einem uralten Eremiten. Er saß hier bis an seinen Tod, von 1753 bis 1776, also 23 Jahre, folglich in beiden Kerkern Mg's.) überhaupt 30 Jahre, völlig abgeschieden von der lebenden Welt. Einmal wagte es Wallrave durch den 88sten Psalm David's um Befreiung aus seiner Gefangenschaft zu bitten, worauf ihm aber der Monarch mit dem 101sten Psalm David‘s antwortete. [Die Berechnung der Haftzeit erscheint ein klein wenig gewagt wegen des Sterbejahres und wegen des Beginns der Haft, die allerdings in anderen Quellen auch mit 1745 datiert ist].
Sie klingt etwas anders, als die von Peters geschilderte.
Da hat der etwa gleichzeitig inhaftierte Trenck neidvoll auf das angenehme Leben Walraves geblickt. Bernt Engelmann hat in seinem Buch "Geschichte in Geschichten" das Gegenteil behauptet, nämlich, dass Walrave durch die unmenschlichen Haftbedingungen geistig zerrüttet war, wofür er Trenck als Zeugen beruft, der in seinen Erinnerungen darüber berichtet, dass er während seiner Haftzeit den durch seine Haftbedingungen um den Verstand gebrachten Walrave dort einmal gesehen hat, auf allen vieren kriechend und winselnd wie ein Tier.
Hallo da ja von der Schleifung der Zitadelle nun sehr viele Bilder reingestellt wurden, vielen Dank nochmal für die interessanten Einblicke, frage ich hier mal ob es von der Schleifung des Stern auch einige Bilder gibt? Bis jetzt habe ich nur paar Bilder gefunden.