Eine topografische Beschreibung der Sudenburg kurz vor dem Abriss liefert der 1855 verstorbene Sudenburger Ackerbürger Witte:
"Die alte Sudenburg stand im J. 1812 dicht vor Magdeburg wenn man raus zum Sbger Thor kam und die letzte Brücke passiert war, so begann einige Ruthen davon die Stadt. Sie hatte 3 Straßen. Die eine ging von der Brücke gerade runter nach dem Stern, wo jetzt das Pflaster noch daliegt und links die erste Remise noch vor steht. Und die andre ging bei Scharnhorst runter nach dem Halberstädter Thor bei dem Militärkirchhof, wo der Weg noch bis jetzt nach Buckau geht. Das Thor wurde mit 15 Mann Militär täglich besetzt - dies war die Abendstraße. Die Andre ging vom Sbger Thor rechts runter auch nach dem Halbst. Thor. Da kamen sie beide zusammen. Das war die Mittagstr. Eine ging vom Sbger Thor rechts nach dem Wanzleber Thor. Das wurde täglich mit 10 Mann besetzt. Es waren 160 Häuser in der Stadt, davon nur 4 übersetzt, die anderen 1 stöckig, aber mit Erker. Das eine 2 stöckige Haus ist der goldene Löwe am hiesigen Markt. Dies Haus ist zum 3. mal aufgebaut. Vom Wanzleber Thor ging ein Graben 20 F. br. 20 F. tief rings herum bis nach dem Stern mit einer Ecke und in dieser Ecke war eine Batterie mit 6 Kanonen deren Mündung nach der Mühle die jetzt noch beim Militärkirchhof. Diesseits des Grabens am Wall ging ein Weg zum Fahren um die Sbg hinter den Gärten herum, der war mit Gras bewachsen. Es war auch eine große Kirche da, noch mal so groß als diese aber von Holz mit einem hohen Thurm, die stand wo das Scharnhorst steht und davor war auch der Kirchhof. Die Todten sind beinahe alle auf die Schanze gefahren. Es war auch eine große Schule, auch eine Armenschule da. Es waren 3 Gemeindebrunnen, 1 in der Abendstr., 1 in Mittagstr auf dem 200 Ruthen großen grünen Platz. Da stand das Schützenhaus drauf; noch ein Brunnen auf dem Kleinen Platz 100 R. groß. Es waren in Sudenburg 1 Brauhaus, 3 Brantweinbrenner, 4 Bäcker, 4 Fleischer, 1 Schmelzer, 5 Kaufleute, 3 Schneider, 2 Schlosser, 2 Stellmacher, 2 Sattler, Glaser, Tischler etc, 3 Tabagien; auch ein Schützenhaus, was 1812 abgebrochen u auf dem Herrenkrug aufgestellt wurde ( was 184-- durch das gegenwärtige ersetzt ist). Es gehört den Pfälzer Bürgern in Mdb, die hatten ihr Silber- und Königsschießen da alle Jahr, dabei war auch ein großer Garten zum Vergnügen. Auch ein großes Rathhaus war da drin. - Wenn man zum Wanzleber Thor raus kam links stand ein großes Hospitel Georgen, was jetzt in Mbg auf dem Georgenplatz, mit einer kleinen Kirche auch Scheunen u viele Ställe u einem großen Garten. Da waren 8 Windmühlen bis nach dem Ulrichsthore vorbei; die Müller u Gärtner das mußte alles nach der Sbger Kirche kommen. Das war das Meiergericht ist aber bei den Kriegen separiert. Die Sbg hatte auch 3 Schiffsmühlen an der Elbe liegen. Wenn man zum Halbst. Thor rauskam war am Wege nach Buckau ein großer Garten, einige Häuser, Scheunen Ställe der Katzenhof genannt. Wo die Turnanstalt ist war ein Königl Vorwerk mit Scheunen u Ställen 4 Spann Pferde, Garten Fischteich. ..." [AKPS, Rep J3, Nr. 796]
Weitere Informationen liefert Berghauer (Stand 1800):
"Vor dem Halberstädter Schlage ist der Zoll oder die sogenannte Laus. Dieser Zoll liegt, wenn man von der Stadt kommt und die Straße verfolgt, rechts. Dabei ist zugleich ein Wirthshaus, dem ein anderes gegenüber liegt. Hier fängt die Chaussee an, welche von Magdeburg durch einen Theil des Bernburgischen nach Halle führt. Hinter dem Zoll die Cichorien-Fabrik des Kaufmanns Felsch. Zwischen Zoll und dem Kloster Bergen liegen mehrere Gehöfte und Garten, auch die beyden Vorwerke des Amtes der Möllenvoigtey. Vor dem Stern ... unweit der Elbe auf einer Anhöhe liegt das Kloster Bergen. ... Zu den Merkwürdigkeiten von Kloster Bergen gehört vorzüglich der Garten, der sich sowohl durch seine beträchtliche Größe, als durch seine mehr der Natur als durch Kunst gebildeten Annehmlichkeiten vor andern Garten bey Magdeburg auszeichnet. Besonders ist in demselben eine 500 Schritt lange Allee von hohen Rüstern, die unter dem Namen des Poeten-Ganges bekannt ist. Er enthält auch einen kleinen botanischen Garten". [Bergh1, S. 206ff]
- Der Zoll lag an der Einmündung der Leipziger Straße in die Halberstädter Straße, also in der Wüstung Rottersdorf. - Kaufmann "Felsch" = Johann Christoph Fölsche, der 1800 verstarb. 1812 waren seine Söhne die Besitzer, die auf dem Gelände auch eine erste Rübenzuckerfabrik (1811-12) betrieben. - Die "Anhöhe" wurde als Riddagsberg bezeichnet. - Auf dem Areal des ehemaligen Klostergartens befindet sich heute der Park Klosterbergegarten. - "Rüstern" sind Ulmen, es handelt sich also um eine Ulmenallee. 1813 wird das Kloster von den Franzosen abgebrochen, die Bäume werden gefällt und das Holz in die Altstadt gebracht.
Die Zeit für eine grafische Umsetzung habe ich leider noch nicht gefunden. Ist aber geplant. Helmut hat dafür ja schon eine tolle Grundlage geschaffen mit seiner "Topografie Sudenburg".