Mangels weiterer Informationen war ich bisher davon ausgegangen, dass die ersten Kasernenbauten (Baraquen, Baracken) in der Schrotdorfer- bzw. Ulrichs-Kasernenstraße entstanden sind. Möglicherweise waren allerdings zeitgleich, wenn nicht früher, auch an anderer Stelle der Stadt Baracken entstanden.
Beim Studium der Briefe König Friedrich Wilhelms I. an den „Alten Dessauer“ habe ich folgende Information gefunden:
Friedrich Wilhelm I. an Fürst Leopold, eigenhändig geschriebener Brief
„Berlin le 14. Julius 1716
Euer Lieben angenehmes schreiben habe wohl erhalten und daraus mit vergnügen ersehenn das sie sich wohl befinden das geldt 3500. thl. vor das guverneurhaus an die von lettmat habe den 1. Jullius 1716. assimilieret an die kri[eg]ßcassa wegen den Magdeburgischen festungesBau bin Persuadieret das Euer Lieben alles so werden dißPoniren das mit diese zulage von 3000. th ein guht stück arbeit an der elbe mit avancieren [wird] Euer Lieben haben mir gesaget das sie gerne bey zeitten wißen wollen wie viell ich zukünftig jahr extraordiner zu Magdeburg amPlogieren [will] das sie Ihren staht danach machen können ich habe mein sachen überschlagen und bin Resolviret zukünftig jahr woferne ich kein krieg habe 12000. tahl. zur festung zu gehben restieren alsden[n] noch 8000. th das die wercke zurr Perfeccion kommen das soll auf das 1718. jahr wil[l]s gott zukünftig jahr soll das Neue Magasinhaus am waßer auch gebaued werden Euer Lieben werden befehlen das alle anstalten wegen das Magasin und wegen die Baracken das die da wegkommen gemachet werden das man im apprill den anfang mit die fundame[n]t machen kan was die Plantage auf den wall und die Beide türrer [die] abzubrechen Sein [anlangt] soll das geldt 1000. th vermöge Überschlag an stille den 8. Augusti 1716. gezahlet werden ich halte Euer Lieben zu lange auf mit mein Briff indeßen können sie versichert sein das ich Euer Lieben bestendiger freundt ewig sein werde …“
Der König teilt zunächst mit, dass der Witwe Lettmat der Kaufpreis für ihr Haus angewiesen wurde. Das Grundstück wurde für das neue Gouverneurshaus gebraucht; die Witwe erwarb ein Haus am Breiten Weg.
Zweitens erwähnt er den beabsichtigten Neubau eines Kornmagazins, wofür jedoch Baracken „wegkommen“ müssen. Das Magazin soll am „waßer“ errichtet werden – damit ist es sehr wahrscheinlich, dass es sich um das später noch existierende Lagerhaus am Fischerufer handelte, für welches die Fundamente im April 1717 hergestellt werden sollten. Die Magdeburger Bürgerschaft, welche die Baukosten tragen und zugleich noch Quartiere für 64 Soldaten verlieren sollte, erhob Einwände. Diese wurden allerdings mit einem Erlass vom 6. September 1716 als nichtig abgewiesen.
Mit der Plantage auf dem Wall ist der Fürstenwall mit seiner doppelreihigen Allee gemeint, die Leopold einrichten ließ – was die „Beide türrer“ sind, ist mir allerdings noch nicht klar. Wurden in diesem Bereich etwa zwei Türme abgerissen und wenn ja, welche?
Weiter oben (in #46) hatte ich von der Unterbringung von Soldaten des I.R. Nr. 66 in der Kaserne Nr. 8 geschrieben.
Beim Durchlesen des Kaufvertrages für das Nordfrontareal bin ich wieder auf diese "Nr. 8" gestoßen. Es handelt sich demnach um die Hausnummern 35-37 der Schrotdorfer Casernen-Straße. Bei dem direkt an der Mauer auf der gegenüberliegenden Straßenseite liegenden Gebäude mit der Hausnummer 48 handelt es sich um ein Dienstwohnungsgebäude für den örtlichen Kasernenwärter.
Die Hausnummern sind die aus dem Stadtplan von Robolsky von 1829.
Ergänzend zum vorherigen Beitrag möchte ich noch mitteilen, dass die Stadt Magdeburg laut Haushaltsabrechnung 1893/94*) für die Gebäude der Kaserne 8 und das Kasernenwärter-Haus 5000,00 Mark Entschädigung an den Militärfiskus gezahlt hat. Der Grundstückserwerb für das Nordfrontareal musste besonders gezahlt werden.
*) Anmerkung: Das Haushaltsjahr lief vom 1. April bis zum 31. März des Folgejahres.
Oben - unter #52 - hatte ich die Adressen einiger militärischer Einrichtungen um 1840 angegegeben. Für die unter 14) aufgeführte Divisions-Schule fehlte diese allerdings. Bei allen meinen späteren Recherchen versuchte ich deshalb die entsprechende Örtlichkeit noch ausfindig zu machen. Heute wurde ich fündig. In einem Reiseführer von 1842 fand ich folgenden Eintrag. Darin finden sich ergänzend sogar noch Angaben zu einer Unteroffiziersschule (Brigade-Schule)!
"Divisions-Schule, die, zur Bildung für Infanterie- und Cavallerie-Offiziere bestimmt, befindet sich gegenwärtig, in Ermangelung eines eigends ihr angehörigen, in einem gemietheten Locale (Georgenplatz 8); die Brigade-Schule, welche bloß junge Leute zu Unteroffiziere und Feuerwerker für die Artillerie bildet, aber im Locale der Artillerie-Caserne, Domplatz 11. Director der erstern Anstalt ist der Commandant; der letztern ein Capitain der Artillerie. Der Unterricht darin wird von fähigen Offizieren ertheilt."