1873 waren vom I.R. Nr. 26 die Hälfte der Soldaten (851 von 1704) in Bürgerquartieren untergebracht. Der Rest hatte Quartier in der Kaserne Mark (dazu siehe meinen Beitrag unter „1. Magdeburgisches Infanterie-Regiment Nr. 26“, #93 – hier im Forum). Wie mehrfach festgestellt, gibt es zu den Bürgerquartieren kaum Informationen. Immer nur verallgemeinerte Feststellungen über Mängel und Probleme. Wenn sich der Vorhang dann einmal an einer Stelle etwas hebt, ist das schon ein großer Glücksfall. Wegen möglichst schneller Einsatzbereitschaft wurden Soldaten möglichst nahe im Bereich der Kasernen in Privatquartieren untergebracht. Das waren Quartiere in den engsten, ärmlichsten und auch schmutzigsten Straßen im Nordosten der Stadt. Eines der Privatquartiere befand sich auf dem Grundstück Fasslochsberg Nr. 5. Hier waren 20 Füsiliere der 9. Kompagnie untergebracht. Das Quartier lag in einem Hintergebäude zu ebener Erde. In dem engen Hof des Gebäudes lag die Senkgrube für die Fäkalien der Grundstücksbewohner. In der Nähe befand sich ein weiteres Quartier für 5 Musketiere der 5. Kompagnie in der Kameelstraße Nr. 6a und in Nr. 6b eins für eine unbekannte Anzahl von Soldaten.
Beim Infanterie-Regiment Nr. 27
Von 1179 Mann dieses Regiments waren 453 in der Kaserne Magdeburg untergebracht und 726 Mann (= 61,6%) in Privatquartieren. In welcher Gegend diese lagen, kann man in meinem Beitrag zur Kaserne Nr. 8 ablesen. Einige davon in der Schrotdorfer Straße 3. Beim Infanterie-Regiment Nr. 66
Von 1750 Mann waren in der Kaserne Ravensberg, der Kaserne Nr. 8 und im Gebäude der Hauptwache 42,2% untergebracht. 1011 Mann mussten ebenfalls mit Bürgerquartieren Vorlieb nehmen.
Beim Pionier-Bataillon Nr. 4
Das Pionier-Bataillon hatte eine Stärke von 512 Mann. 183 davon (= 35,7%) waren in Bürgerquartieren untergebracht. Beim Train-Bataillon Nr. 4
Das Trainbataillon garnosinierte damals noch in Neustadt. Es verfügte über einen durchschnittlichen Mannschaftsbestand von 222 Mann. Davon waren 160 in einer „Privatkaserne“ (Mietshaus) untergebracht. 62 (= 28,2%) wohnten in verstreut liegenden Privatquartieren.
Über die Unterbringung der Mannschaften des Feld-Artillerie-Regiments Nr. 4 und des Fuß-Artillerie-Regiments Nr. 4 habe ich leider keine verwertbaren Mannschaftsstärken gefunden. Offensichtlich waren aber alle Mannschaften in der Artilleriekaserne am Domplatz untergebracht, wenn auch unter sehr beengten Verhältnissen. Eine Räumung von Soldatenzimmern, z. B. zum Zweck der Desinfektion, war nämlich nicht möglich.
In der Beschreibung Magdeburgs von Friedrich Wilhelm Lehmann, erschienen 1832, sind eine Reihe von interessanten Objekten aufgeführt. Ich füge lediglich einen Auszug an, um eventuelle Interessenten über dieses Werk zu informieren. Bei Bedarf mehr.
Seite 111 f. Hiernächst sind noch anzuführen sämmtliche nachbenannte (theils schon vor geraumen Jahren, theils erst in der neuern Zeit, auf Königl. Staatskosten errichtete) Palais (sprich: Paläh's) und resp. Gebäude, welche zum Königl. Militär-Etat (sprich: etah) gehören und für die verschiedenen Stationen, Depots(sprich: Depohs) und resp.Verwaltungs-Büreaus der hiesigen Garnison*) bestimmt sind. 1) Das Gouvernements-Palais (Gouvernementstraße Nr. 1); designirte Wohnung des 1. Stadt-Commandanten; 2) das Palais (bei der Hauptwache Nr.5), designirte Wohnung des 2. Stadt-Commandanten; 3) die designirte Wohnung des Platz-Majors und Etappen-Inspectors, in einem der, in der Citadelle befindlichen Gebäude; 4) das Intendantur-Gebäude (Thrönsbergstr. Nr. 52 und 53), zugleich designirte Wohnung des Intendanten; 5) zwei Zeughäuser (Kreuzgangstr. Nr. 2, und in der Citadelle); 6) das Proviant - und Fourage-Amt (Domstr. Nr. 3), zugleich designirte Wohnung des Proviantmeisters; 7) drei Garnis. und resp. Depots-Verwalt.-Gebäude (Französ. Casernenstr. Nr. 3, Schrotdorfer Casernenstr. Nr. 35 und 36 ingl. Lazarethberg, Nr. 3); 8) die Garnis. Verwaltungs-Bäckerei und resp. Holzstrecke (bei dem Strom Brück-Thore); 9) zwei Lazareth-Gebäude (Domplatz Nr. 10, vormals Domprobstei, und Braune Hirschstr. Nr. 23); 10) zwei Devensions- und Wohnungs-Casernen, genannt: Magdeburg und Ravensberg, für die Station zweier Linien-Infant.-Regimenter (vor dem Schrotdorfer Thore, in den Festungswerken) vor etwa 12 Jahren erbaut; 11) eine sehr geräumige, 3 Stockwerke hohe, mit Pferdeställen versehene) Caserne für das Artilleristen-Corps (Domplatz Nr. 11) welche vor etwa 12 Jahren massiv und modern errichtet wurde, auf der Stelle der (zur Französ. Occupations-Zeit, theils abgebrannten, theils abgetragenen) uralten Zeughäuser; 12) eine gleichfalls ansehnliche, (2 Stockwerk hohe, massiv- und modern erbaute) Kaserne für das Pionnier-Corps (hinter der Rathswaage, Nr. 4). — (Sämmtliche hier genannte Casern-Gebäude wurden zugleich auf das zweckmäßigste mit den erforderlichen Pumpbrunnen versehen); — 13)für dasselbe Corps, eine sehr geräumige, (vor etwa 14 Jahren errichtete) Pionnier-Schule, mit mehrern Verwalt.-Gebäuden versehen (am Glacis der Festung, zwischen dem Krökenthore und der hohen Pforte, nördlich liegend). Diese Schul-Anstalt dient nicht allein zum Exerzierplatze, sondern auch, zum Theil, im Aufbau und resp. Demoliren neuer mit Minen versehenen Schanzen, in Anfertigung von Ponton-, Schanzkörben, Spanischen Reitern und dergl. technisch-militärischen Gegenständen; 14) eine Divisions-Schule der Porte d'Epee-Fähnriche, (für angehende Offiziere); 15) die Militär-Resource fürs resp. Offizier-Corps der Garnison (Domstr. Nr. 4). Dies Gebäude ward vor etwa 11 Jahren, im edlen, modernsten Stiele völlig neu errichtet; 16) Das Hauptwacht-Gebäude, beim Rathhause, Nr. 11 befindlich. Endlich 17) die Militär-Gefangen-Anstalt (Französ. Casernenstr. Nr. 1a und 1b).
*) Diese Garnison Mg'S. besteht gegenwärtig aus: dem Cadre (Stamm) des Magdeb. Garde-Landwehr-Bataillon's; — dem General-Commando des IV. Armee-Corps (jetzt in Berlin befindlich); — der Intendantur des IV. Armee- Corps; — ferner aus dem Stabe: der VII. Division, der VII. Infanterie-, der VII. Cavallerie-, der VII. Landwehr-, der III. Artillerie-, der III. Pionnier- und IV. Gensd'armerie-Brigade; dem 26. und 27. Linien-Infant.-Regimente; der Commandantur; einem Artillerie- und resp. Train-Depot und schließlich einem Telegraphen-Corps, deren Mannschaft überhaupt gegen 2000 beträgt.
In Magdeburg ansässige Königliche Militärbehörden (Stand 1838) - aus Lehmann, Kurzgefasste Beschreibung der Stadt Magdeburg, 3. Aufl. 1839
1. Das Königl. General-Commando des IV. Armee-Corps. (Die Station des commandirenden Generals desselben: Sr. Königl. Hoheit Prinz C a r l v o n P r e u ß e n, nebst General-Stab, Adjutanten und Corps-Auditeur, ist jetzt zu Berlin)—2. Die Königl. Commandantur a) des ersten Commandanten, (Gouvernementsstr. 1) und b) des 2ten Commandanten (am alten Markte, bei der Hauptwache 5).—3. Der Königl. Platz-Major und Etappen-Jnspector (Citadelle). —4. Die Königl. Intendantur des IV. Armee-Corps (Thrönsberg 52 und 53). — 5. Das Königl. Proviant- und Fourage-Amt (Domstr. 3). — 6. Die Königl. Militär-Bäckerei (am Brückthor). — 7. Das Königl. Train-Depot (Grüne Armstr. 13). — 8. Die Königl. Garnisons-Verwalt.-Inspection (Faßlochsberg 2) und 9. die 14te Station des Königl. Telegraphen-Corps*) (auf dem östlichen Dachtheile der hiesigen St. Johannis-Kirche, im J. 1832 erbaut). Eine, — von Sr. Majestät dem Könige, im Jahre 1832 ernannte,— Immediat-Commission, unter dem Präsidium des General - Lieutenants Krauseneck, und aus Mitgliedern des Kriegs-Ministeriums, der auswärtigen Angelegenheiten, der Finanzen und des Innern bestehend, übertrug die specielle Ausführung dieser Preuß. Telegraphen- Linie dem Hrn. Major O'Etzel vom großen Generalstabe, von welchem dann auch das hierzu erforderliche Personal, — nach seiner eigenthümlichen, von ihm verbessertenTelegraphen-Methode,—eingeübt wurde.
*) Das bei diesem Corps etatsmäßig angestellte Personal (welches eine besondere Militär-Uniform trägt) wird stets aus dem Preuß. pensionirten Miliär-Etat gewählt. „Dies Telegraphen-Corps bildet (laut §. 1 und 2, des, von des Königs Majestät, durch dir Allerhöchste Cabinets-Ordre vom 28. Oct. 1837 genehmigten Reglements) eine besondere Abtheilung von Militär-Beamten, ist dem Generalstabe der Armee attachirt, hat (nach §. 7) dieselben Rechte und Pflichten, wie die übrigen Militär-Beamten, und ist (nach §. 30) in Strafsachen, dem Militär-Gerichtsstande unterworfen, auch muß solches ins Feld folgen, sobald dies nothwendig wird.
Entsprechend dieser Festlegung bedurfte es allerdings auch einer Regelung zur seelisch-geistlichen Betreuung dieses Corps. Diese wurde im Amtsblatt der Magdeburger Regierung bekanntgemacht.
Da ich im Moment kein passendes Thema finde, möchte ich noch eine Information zu Einheiten hier unterbringen, die im großen Themenrahmen bisher nicht erwähnt wurden. Vielleicht gibt es von dieser Sorte noch mehr und man könnte solche Informationen zunächst einfach mal sammeln, um zu sehen, ob da noch interessante Zusammenhänge ans Licht kommen.
Beim Lesen des Buches über den Bayrischen Erbfolgekrieg (Kurd Wolfgang von Schöning, 1854) fielen mir 3 Einheiten auf, die in Magdeburg zumindest zeitweise stationiert waren.
Nach dem Siebenjährigen Krieg bestand im Frieden ein Husaren-Commando unter Seconde-Lieutenant v. S c h r ö d e r in Magdeburg zur Disposition des Herzogs von Braunschweig und ein dergleichen unter Lieutenant, später Rittmeister v. K a p h e n g s t zur Disposition des Prinzen Heinrich. Was ein "Husaren-Commando" war, ist leider nicht erwähnt.
Zumindest einige Zeit war das Freiregiment S t e i n in Magdeburg garnisoniert, bis der König im Mai 1779 dessen Auflösung verfügte.
Ich glaube, ich bin bekloppt - auf die Idee, erst mal bei Wikipedia nachzusehen bin ich nicht gekommen. Habe es nun nachgeholt und zum Husaren-Commando des Herzogs von Braunschweig folgendes gefunden:
Die Einheit entstand während des Siebenjährigen Krieges im Jahre 1761, als Herzog Ferdinand von Braunschweig, der als Heerführer in der preußischen Armee diente, für sich eine Leibhusarentruppe von 24 Mann unter dem Befehl eines Rittmeisters aufstellte, die sowohl seinen persönlichen Schutz als auch Meldedienste und ähnliche Aufgaben übernahm.
Nach dem Ende des Krieges wurde der Herzog Gouverneur von Magdeburg; er behielt seine Leibhusaren bei sich, doch wurde die Einheit von Friedrich II. aufgeteilt: Eine Hälfte ging an seinen jüngeren Bruder Prinz Heinrich von Preußen und stand ihm fortan als Husaren-Kommando Rheinsberg als eigene Leibgarde zur Verfügung. Die andere Hälfte verblieb bei Herzog Ferdinand.
Auch nachdem der Herzog 1766 seinen Abschied vom preußischen Militär genommen hatte, blieb die Husarentruppe erhalten und diente fortan den jeweils amtierenden Gouverneuren von Magdeburg als Stabswache. Während des Bayerischen Erbfolgekriegs wurde das Magdeburger Husarenkommando 1778 vorübergehend wieder mit seiner anderen Hälfte vereinigt und diente dem Prinzen Heinrich für die Dauer des Feldzugs als verstärkte Leibhusarenabteilung. Nach Kriegsende wurden die Einheiten 1779 wieder getrennt und kehrten in ihre jeweiligen Garnisonen zurück. Nach der preußischen Niederlage gegen Frankreich 1806 wurde das Husaren-Kommando Magdeburg aufgelöst.
Bei Wikipedia ist dann noch etwas zur Uniform gesagt und ein passendes Bild dazu.
Nochmal zur Erinnerung: die Baracken in den Barackenstraßen
Zum Ende des 18. Jahrhunderts wurde mit dem Bau von Baracken (Kasernen) begonnen. Um 1800 sind Baracken für "560 beweibte Soldaten" eingerichtet. Baracken für insgesamt 270 beweibte Soldaten unterstanden der Aufsicht des Baracken-Amts beim Magistrat der Altstadt. Baracken für 40 Mann wurden von der Französischen und weitere 50 Plätze von der Pfälzer Kolonie verwaltet.
Für jeden beweibten Soldaten waren monatlich 10 Rthlr. Mietgelder aus der Servis-Kasse zu bezahlen, und diese nebst den Mieten von solchen Baracken, welche vom Baracken-Amt vermietet wurden, machten den Fond zu deren Unterhaltung aus.
Nach dem Verhältnis, wie die Besitzer von Häusern in der Stadt zur Anlegung der Baracken beigetragen haben, wurden Baracken-Gerechtigkeiten auf 1, 2, 4 und mehrere Mann erteilt, welche auch eventuell neuen Eigentümern von dergleichen Häusern bei der Natural-Einquartierung zu Statten kamen. Die Barackengerechtikeiten wurden also nicht auf die an der Finanzierung der Baracken beteiligten Hausbesitzer ausgegeben, sondern an die Häuser gebunden. Sie konnten als wertsteigernd für diese Häuser angesehen werden und den Verkaufserlös erhöhen.