Zur Entwicklung des Magdeburger Kasernenwesens Im Gegensatz zu antiken griechischen Heeren gab es im Mittelalter keine stehenden Heere und damit auch keine Garnisonen. Krieg fand mehr oder weniger in der offenen Jahreszeit statt. Über den Winter zogen die arbeitslosen Söldner bettelnd („gartend“) übers Land und brachten marodierend manchen Verdruss über die Landbevölkerung. Die Städte waren allgemein mit Mauern umgeben. In deren Schutz fühlten sich die Bürger sicher, wenn sie nicht als Kaufleute auf Reisen gehen mussten. In Kriegszeiten suchte auch die Landbevölkerung Schutz in den ummauerten Städten – sie hatten ein Recht darauf, welches sie sich mit der Lieferung eines Teils ihrer Produkte an die städtischen Magazine erworben hatten. Die Situation änderte sich mit dem Aufkommen stehender Heere – konkret für Magdeburg mit dem Ende des Dreißigjährigen Krieges. Im sogenannten Klosterbergischen Vergleich von 1666 musste sich Magdeburg zur Aufnahme einer kurfürstlich-brandenburgischen Garnison verpflichten. Es war das Regiment des Herzogs August von Holstein, der als Gouverneur nach Magdeburg kam. Und es waren nicht nur 1200 Soldaten, sondern auch noch in deren Gefolge 850 Soldatenfrauen und Kinder (Sabine Ullrich schreibt in der Heftenreihe des Stadtplanungsamtes Nr. 81/2002 sogar von 1200 Knechten mit einem Gefolge von 700 Weibern und 1500 Kindern – eine Zahl, die mit den Angaben zu den Heerscharen des dreißigjährigen Krieges gut übereinstimmt. Im Artikel, der unter #16 wiedergegeben ist, sind es sogar noch einmal 200 Soldaten mehr und 861 Soldatenfrauen.) Alles in Allem eine immense Zahl, bezogen auf die Einwohnerschaft. Für eine 35 Jahre vorher total zerstörte und entvölkerte Stadt war das Problem fast nicht zu lösen. Für Investoren (wie wir heute sagen würden) war die Stadt nicht mehr interessant, da ihre gesamte Außenverbindung nur über das Brücktor und das Sudenburger Tor abgewickelt werden konnte. Alle anderen Tore waren gesperrt und es sollte 57 Jahre dauern bis das letzte Tor an der Hohepforte wieder geöffnet werden durfte. In den Jahren von 1632 bis 1666 wurden lediglich 1026 neue Bürger in die Stadt aufgenommen. Mit Gesinde, Frauen und Kindern waren das maximal 5000 neue Einwohner von insgesamt etwa 8000. Da aber eine große Zahl von Neuangesiedelten von der Zahlung der Bürgersteuer und Accise befreit waren und auch der Quartierpflicht nicht oder über einen längeren Zeitraum nicht unterlagen, konzentrierte sich die Pflicht zur Gestellung von Naturalquartier auf eine kleine Zahl von Familien. Von der kurbrandenburgischen Regierung konnte das nicht übersehen werden und so verpflichtete man die Stadt zum Bau von Baracken, wie die Vorläufer der Kasernen damals genannt wurden. Doch auch diese Last war für die Stadt zu schwer. Sie erhielt aus diesem Grund die Zusage zu einer kurfürstlichen (brandenburgischen) und fürstlichen (sächsischen) Beihilfe in Höhe von zwei Dritteln der Baukosten. Aber wie es nun einmal mit Verpflichtungen von Regierenden ist – sie wurden auch damals nicht eingehalten. Der Plan jedoch blieb bestehen und mit dem städtischen Drittel der Finanzierung begann die Ära des Kasernenbaus in Magdeburg. Es entstanden 1666 zwei Baracken mit je vier Stuben. Die Kosten beliefen sich auf 733 Taler. Für 1667 wurden weitere zwei Baracken mit einem Kostenvolumen von 550 Talern in Auftrag gegeben. Eine Lösung der Einquartierungsprobleme blieb mit diesen Maßnahmen einer fernen Zukunft vorbehalten. Die Einwohner schritten zur Selbsthilfe und mehrere Hausbesitzer ließen 1667 auf eigene Kosten eine Baracke für die ihnen zugedachte Einquartierung bauen. 1668 folgte 12 Bürger mit der Finanzierung einer weiteren Baracke. So entstand eine größere Anzahl von Privatbaracken. 1690 war ihre Zahl auf 76 angewachsen. Da weder die städtischen noch die Privatbaracken für die Ewigkeit gedacht waren, dagegen sprachen schon die Finanzierungsprobleme, ist aus späteren Beschreibungen der ursprüngliche Bauplatz nicht mehr zu rekonstruieren. Es hat sich in jedem Fall um den Bereich der sogenannten Barackenstraßen zwischen Ulrichstor und Krökentor gehandelt. Diese Straßen hießen später Kasernenstraßen und gehörten zur ärmsten Wohngegend innerhalb der Festungsmauern. Notwendige Ersatzbauten werden sich nicht wesentlich von den ursprünglichen Gebäuden unterschieden haben, da die Bauplätze an innerer Stadtmauer und Wall eine Erweiterung nicht zugelassen haben. In den folgenden Jahrhunderten wuchsen zwar die Festungsbauten, die bürgerliche Stadt aber blieb in ihrer mittelalterlichen Größe erhalten. Das Militär hatte die Privatkasernen zu Militärbauten deklariert und die Grundstücke dem Militärfiskus einverleibt – nicht ohne die Unterhaltslast für die Gebäude ausdrücklich bei den ursprünglichen Bauherren zu belassen. Damit war einem neuen Zuschnitt der Bebauung der Weg eröffnet. Der Grundstückszuschnitt der vereinigten Grundstücke veränderte sich dadurch aber nicht – Wall und innere Mauer standen nach wie vor an ihrer alten Stelle. Da sich sowohl die bürgerliche, als auch die militärische und im Zuge der industriellen Revolution auch die proletarische Bevölkerung unaufhaltsam vergrößerte, entstanden immer neue Herausforderungen durch die hygienischen Probleme einer so dicht zusammengedrängten Bevölkerungszahl. Nicht mehr die Pest, aber die Cholera, der Typhus und die Influenza (Grippe) waren die verheerenden neuen Erscheinungen mit regelmäßig wiederkehrenden Epidemien und vor Allem hohen Opferzahlen. Der Magdeburger Oberstabs- und Garnisonarzt Dr. Gähde formulierte in einem 1874 gehaltenen Vortrag des Magdeburger Vereins für öffentliche Gesundheitspflege: „Die Zunahme der Einwohnerzahl für unsere Stadt ist zwar eine stetige, indessen wächst dieselbe doch nur in geringen Progressionen, aber dieses Wachsthum ist insofern nicht ohne Bedeutung, als der Raum für die Bevölkerung ein eng begrenzter war, dessen Umfangsvermehrung erst im vorigen Jahre begonnen hat, so dass, um für die steigende Menschenzahl Raum zu schaffen, die Häuser in die Höhe wuchsen, und da, wo früher Höfe und Gärten für Luft in den Häusern sorgten , jetzt hohe Hofgebäude stehen, zu denen Luft und Licht durch die engen, schlotartigen sogenannten Lichthöfe nicht zutreten kann. Und in diesen Häusern! Um die unverhältnissmässig hohen Miethszinse zu erschwingen, werden in Räumen, die für die eigene Familie schon unzulänglich sind, noch Schlafstellen vermiethet. So war denn, wie ein volles Fass auch durch einen Tropfen über läuft, in der schon längst überfüllten Festung durch das, wenn auch nur mässige Steigen der Einwohnerzahl eine Wohnungsnoth bedingt, wie sie wohl selten die Neuzeit hervorgebracht hat, und mit ihr alle notwendigen gesundheitsschädlichen Einflüsse.“ Da das Interesse eines Garnisonarztes natürlicherweise auf die Militärbevölkerung fokussiert ist, gilt seine Kritik eben auch zur Entschuldigung für die Probleme in diesem Bereich. Dank des militärischen Interesses an den Ursachen vieler Unzulänglichkeiten sind aber auch Informationen überliefert, die uns ein Bild über Einzelheiten des früheren Zustandes in der Stadt vermitteln. Nachfolgend dazu einige Informationen.
Nach der Nummernfolge ist die Kaserne Nr. 8 eine der ältesten Soldatenunterkünfte in Magdeburg. Ob es eine städtisch oder privat initiierte Einrichtung aus dem Jahr 1666 ist, oder ein späterer Ersatzbau auf dem Grundstück der ehemaligen Nr. 8, ist nicht mehr zu ermitteln. Über ihre letzte Form ist jedoch etwas überliefert. Zunächst zur Lage. Auf dem Stadtplan von 1822 ist die Artilleriekaserne auf dem Domplatz bereits eingezeichnet. Vor dem Schrotdorfer Tor fehlen Hinweise auf die Kasernen Ravensberg und Magdeburg. In der Ulrichs Casernen Straße sind südlich vom Schrotdorfer Tor keine Bauten eigezeichnet. An der Casernen Straße nordwestlich liegen gleich am Straßenbeginn beidseitig Bauten, die zwar nicht bezeichnet sind, aber mit der weiter unten folgenden Beschreibung in Übereinstimmung stehen. Die Kaserne Nr. 8 wurde während einer Typhusepidemie 1875 wegen Massenerkrankung (jeder Vierte Bewohner war erkrankt) geräumt und später nicht mehr zu Wohnzwecken genutzt.
Bild entfernt (keine Rechte) 1872 war das Infanterie-Regiment Nr. 66 mit einer Effektivstärke von 588 Mann im 1. Bataillon und je 581 Mann im 2. und im Füsilier-Bataillon in ihrer Magdeburger Garnison. Vom 1. und 2. Bataillon lagen insgesamt 564 Mann in der Kaserne Ravensberg, vom Füsilier-Bataillon lagen 155 Mann in der Kaserne Nr. 8 und 20 Mann im Gebäude der Hauptwache. Alle anderen Mannschaften in Stärke von 1011 Mann waren in Bürgerquartieren untergebracht. Diese Bürgerquartiere wurden als äußerst dürftig und als völlig ungenügend bezeichnet. Aber auch die Kasernen befanden sich in einem völlig ungenügenden Zustand. Nun zur Beschreibung der Kaserne Nr. 8. Sie liegt in einer engen, schmutzigen Straße (Kasernenstraße) von 7-13 Schritt Breite (5,2 - 9,3 Meter). Das Haus ist aus Fachwerk und Backsteinen erbaut und lehnt sich mit der Hinterseite unmittelbar an die alte, aus Bruchsteinen erbaute Stadtmauer an. Es besteht aus Erdgeschoss und einem Stockwerk und hat lediglich die Tiefe eines Zimmers. In der Südwestfront des Hauses befinden sich drei Eingänge, welche unten in kleine Hausflure und oben auf einfenstrige Treppenflure führen. Rechts und links an jedem Flur liegt eine vierfenstrige 35 Fuß (11 Meter) lange, 13 Fuß (4 Meter) breite und 9,5 Fuß 3 Meter) hohe Stube, welche mit 12 bis 15 Mann belegt war. Der Kaserne gegenüber liegen teils kleine einstöckige Proletarierhäuser, teils der kasemattierte Hauptwall, in welchem sich einige von Handwerkern bewohnte und als Arbeitsstätten benutzte Kasernenzimmer befinden. Unmittelbar dahinter ist ein kleines Häuschen in den Hauptwall eingelassen, das eine einfache offene Latrine, deren Grube (angeblich) mit Mauerwerk ausgesetzt sein soll und welche zur Straße hin mit Bohlen undicht bedeckt ist, enthält. Die Grube wird nach Bedarf durch Abfuhr geleert. Die Wasserversorgung der Kaserne Nr. 8 geschieht teils durch einen hart an der Straßenecke befindlichen schlechten Pumpbrunnen, teils durch einen auf der Straße stehenden Kunstpfahl, der Leitungswasser liefert. Nach dem Stadtplan von 1829 (von Robolsky) könnte die Kaserne Nr. 8 mit dem Haus Nr. 49 identisch sein. Bild entfernt (keine Rechte)
Um es nicht zu vergessen, es gab eine besondere Kaserne in Magdeburg. Genauer gesagt einen besonderen Teil einer Kaserne, der nicht vergessen werden sollte.
Die Militär-Straf-Abteilung
Den im Durchschnitt 160 – 165 Strafgefangenen waren in der östlichen Bastion – Kronprinzess – der Zitadelle vier gesonderte, geräumige Kasematten für deren kasernenmäßige Unterbringung zugewiesen. Jede dieser Kasematten war vom Vorhof durch eine Tür zu erreichen. Der Vorhof selbst war durch einen hohen Zaun vom übrigen Teil der Zitadelle abgesondert.
Für die Gefangenen gab es keine getrennten Wohn- und Schlafräume. Ventilationseinrichtungen fehlten. Licht und Luft konnten nur durch die hofseitigen Fenster ins Innere gelangen.
Die Latrine befand sich auf dem Hof. Sie besaß eine gemauerte und verputzte Grube, welche nach Bedarf entleert wurde. Flüssige Abgänge wurden in einem offenen Rinnstein in die Elbe geleitet.
Trink- und Brauchwasser lieferte ein Pumpbrunnen auf dem Hof. Das Wasser soll von guter Qualität gewesen sein (stets reichlich, klar und wohlschmeckend).
Die wichtigsten Cholerabeiträge zur Garnison Magdeburg sind - Deutsche Vierteljahrsschrift für öffentliche Gesundheitspflege, Band 7, 1875, Aufsatz von Garnisonarzt Dr. Gähde - Die Cholera-Epidemie des Jahres 1873 in der Armee des ehemaligen Norddeutschen Bundes von Dr. Mehlhausen, General-Arzt a la Suite des Sanitäts-Corps, ärztlicher Director des Charite-Krankenhauses und Mitglied der Cholera-Kommission für das Deutsche Reich - 1877 - Statistische Mittheilungen über den Verlauf der Cholera-Epidemieen in Preussen : aus den Acten des Königlichen Ministeriums der geistlichen, Unterrichts- und Medicinal-Angelegenheiten mit hoher Genehmigung Seiner Excellenz des Herrn Staats-Ministers Dr. v. Bethmann-Hollweg von H. Brauser, Geheimen Registrator im Ministerium - 1862 - Die asiatische Cholera in der Stadt Magdeburg 1831-1832. Geschichtlich und ärztlich dargestellt nach amtlichen Nachrichten auf höhere Veranlassung - 1832
Diese Kasernenstraße ist nicht zu verwechseln mit der vom Heumarkt abzweigenden Kasernenstraße, Name Kasernenstraße von ??? bis ca. 1946, danach Färbergasse. Der zeitliche Unterschied ist auch sehr groß. Durch geplante Strombrückenverlängerung ist die Färbergasse seit ca. 1979 verschwunden.
Zur Zeit, als die ersten Kasernen in Magdeburg gebaut wurden lagen aber die meisten Soldaten noch in Privatunterkünften in der Stadt. Dazu ist in der Magdeburger Geschichtsschreibung nur wenig zu lesen. Gibt es dazu irgendwo weiterführende Informationen?
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Die Unterbringung von Soldaten begann erst dann ein Problem zu werden, nachdem sich die Bildung stehender Heere als notwendig herausgestellt hatte. Zunächst waren es keine Garnisons- sondern Besatzungstruppen. So musste sich Magdeburg am 28. Mai 1666 im Vertrag von Kloster Berge zur Aufnahme einer brandenburgischen Besatzung bereit erklären. Da gab es allerdings auch kaum Privatquartiere.
Nachdem sich die Besetzungen als nicht mehr notwendig erwiesen hatten, wurden die Besatzungen abgezogen oder in ständige Garnisonen umgewandelt. In festen Plätzen, d. h. mit Mauern und weiteren Festungsanlagen umschlossenen Städten, ergaben sich allerdings Platzprobleme, da der Bau von Kasernen ja nur zu Lasten des Grundeigentums der in diesen Städten lebenden Bürger möglich gewesen wäre. Große Nachfrage bei geringem Angebot führte auch damals schon zu hohen Preisen und bei ständig knapper Staatskasse war damit das Finanzierungsproblem ein weiteres Hindernis für den Kasernenbau. Da Einquartierung aber lästig war und Exemtionen (Befreiung) von der Einquartierungspflicht nur unter ganz besonderen Umständen gewährt wurden, versuchten die Bürger eine Kompromisslösung zu finden. Da wurden dann auf noch freien, aber für den Normalgebrauch mehr oder weniger wertlosen Grundstücken billige Häuser, oft nur aus Holz, errichtet und den Militärbehörden als Ersatz für Bürgerquartiere angeboten. Diese griffen gerne zu, da mit einer gemeinsamen Unterbringung größerer Soldatengruppen auch wesentliche Erleichterungen für die Durchsetzung disziplinarischer Forderungen verbunden waren. Die Finanzierung und der Unterhalt der bald Casernen genannten Quartiere blieb eine Pflicht der Bürger und belastete den Fiskus nicht. Eine geschlossene Unterbringung militärischer Einheiten bei Erfüllung der unumgänglichen hygienischen Anforderungen war auf diesem Wege allerdings nicht möglich. Damit stand der Bau von Kasernen als ständige Forderung des Militärs im Raum, konnte aber nur im Rahmen des finanziell möglichen vorangebracht werden.
Eine objektive Notwendigkeit in den Festungen führte zu einer ersten „Kasernenbauwelle“. Durch die Entwicklung der Artillerietechnik konnte der Schutz der Festungen durch auf dem Wall postierte Geschütze nicht mehr gewährleistet werden. Die Reichweite, insbesondere der gezogenen Geschütze, und die Möglichkeiten des indirekten Schießens verlangten eine Wegnahme der Geschütze vom „Präsentierteller“ auf dem Wall bzw. dem Kavalier. Die Folge war der Bau von gedeckten Geschützkorridoren und Kasematten für die Bedienmannschaften: den Defensionskasernen. Die Kasematten konnten zwar nicht die komplette Mannschaft aufnehmen, man behalf sich mit dem Aufstellen von Betten in den Korridoren. Alles zusammen war eher menschenunwürdig, denn die gedeckten („bombensicheren“) Kasernen waren feucht, kalt und stickig. Militärärzte brachten den Zusammenhang zwischen dieser Art der Unterbringung und einem hohen Krankenstand immer wieder kritisch zur Sprache.
Die Möglichkeiten des Kasernenbaus verbesserten sich schlagartig mit den französischen Kontributionen, die ab 1871 nach Deutschland flossen.
Für die Zeit nach den Befreiungskriegen mögen folgende Angaben über den Mangel an Kasernen dienen:
1819 waren etwa 50% der Soldaten in Bürgerquartieren untergebracht (Lüdtke, „Wehrhafte Nation“ S. 27, 59).
1850 waren lediglich zwei Drittel der preußischen Truppen kaserniert (Stenographische Berichte des Preußischen Abgeordnetenhauses, Band 3, Berlin 1865, S. 2015).
1875 entbehrten in Norddeutschland, mit Ausschluss von Sachsen (also ehemaliger Norddeutscher Bund), noch 85 743 Mann mit 37 455 Pferden der Kasernierung, da noch 27,5% von den Mannschaften und 49,6% von den Pferden der ständigen Besatzung in Bürgerquartieren lagen (Deutsche Heeres-Zeitung 1877, Nr. 14).
Nach Jena und Auerstädt hat sich der preußische König bemüht, seine Untertanen bei Laune zu halten. Deshalb wurde auch eine neue Verordnung über die Einquartierungspflichten erlassen. Mit ihr sollten bisherige Mängel und Härten beseitigt bzw. abgemildert werden. Ich habe einmal den Original-Verordnungstext rausgesucht und stelle ihn hier ein. Er ist in verschiedener Hinsicht interessant und bietet dem Interessierten viele Informationen - nicht nur über die Einquartierung.