Die französische Besatzung im Herzogtum Magdeburg 1808 – 1811 G. Liebe 1911
Abschrift von Reimund
„Nach großen geschichtlichen Entscheidungen vergißt es sich nur zu bald, aus welchen Lagen, welchen Stimmungen her man zu ihnen gelangte; unwillkürlich betrachtet man den Lauf der Dinge in dem Lichte ,das der Erfolg auf sie zurückwirft“ – das Wort Droysens gilt der wunderbar raschen und stolzen Erhebung Preußens aus tiefster Schmach. Vor dem Siegesjubel verstummte die Erinnerung an die dumpfen Zeiten, in denen doch so Großes sich vorbereitete. Liegen auch die Einrichtungen, durch die schöpferische Geister der Zukunft den Weg bahnten, klar vor unseren Augen, so sind damit die waltenden Kräfte nicht erschöpft. Galt es doch nicht weniger als eine Umschaffung der ganzen Volksgesinnung. Mehr als das Bewahren veralteter Formen, zumal im Kriegswesen, war das Absterben staatsbürgerlichen Empfindens die tiefste Ursache des Verderbens gewesen. So versunken war dieses Preußen, das in Friedrichs Augen zuerst wieder die Deutschen nationalen Stolz gelehrt hatte, in ständische und private Selbstflucht, daß Stimmen der Genugtuung laut wurden über die Demütigung einer hochfahrenden Kriegerkaste, die dem Volke fremd geworden war. In Zeiten geschwächten Nationalgefühls wird die Masse ia immer geneigt sein, sich mit politischen Veränderungen abzufinden, sofern die der persönlichen Lebensverhältnisse nicht allzu groß sind. Diesen Eigennutz zu ersticken, die Pflicht gegen die Allgemeinheit einzuprägen hat vor allem die furchtbare Not der Zeit beigetragen, die alle Stände in dem Haß gegen die Unterdrücker zusammenschweißte, im gemeinsamen handeln den einzigen Weg der Rettung wies. Mit dem Frieden zu Tilsit, der Preußen zur Ohnmacht verdammte, war Napoleons Feldzug nicht zu Ende; durch planmäßige Aussaugung des Landes wollte man dessen Wiederaufrichtung auf lange Zeit unmöglich machen. Auf Grund der erzwungenen Bestimmung, daß die Räumung des preußischen Territoriums erst nach Zahlung der Kriegsschulden erfolgen solle, deren Höhe zunächst noch unbestimmt gelassen wurde, behielt der Sieger den Fuß auf des Gegners Nacken und konnte seine Truppen unter den härtesten Erpressungen auf dessen Kosten ernähren. Denselben Grundsatz befolgte Napoleon in den Vasallenstaat, zu dem die losgerissenen Teile der preußischen Monarchie geschlagen waren; auch das Königreich Westfalen verfiel rücksichtsloser Ausbeutung – eine harte Erziehung zum Patriotismus, der keineswegs von Anbeginn die Grundbestimmung der Völker bildete. Magdeburg, das nach der betäubenden Niederlage von Jena und Auerstädt den ersten Rückzugspunkt des geschlagenen Heeres bildete, lieferte das erste Beispiel der beschämenden Verzagtheit, die erst der Niederlage ihre Wucht gab. Die unfaßbare Schwäche und Kopflosigkeit der militärischen Befehlshaber, die zur Empörung vieler entschlossener Offiziere und Soldaten die Kapitulation der Wohlgerüsteten Festung ermöglichte, ist bekannt genug. Aber Zivilbevölkerung und Bürgerschaft waren in gleicher Schuld. In ehrlichem Zorn davon einer auf dem Rückzuge nach Magdeburg gelangten Offiziere, der Premierleutnant von Cardell: „Den 7. November früh – einen Tag vor der Kapitulation – hatte ich den demütigenden Anblick, daß sich schon Zivilautoritäten in triesster Devotion bei dem französischen Unterhändler melden ließen, um ihm ihre Dienste untertänigst anzubieten und seine Befehle einzuholen. So tief ist der Geist dieser elenden Preußen gesunken, daß sie sich auf solche schändliche Art gegen die Feinde ihres Königs erniedrigen, der noch Herr ihrer Stadt war und der eben dieser Stadt ausgezeichnete Wohltaten hat zufließen lassen.“ Von der Bürgerschaft heißt es: „Die Bürgerschaft zeigte die beste Contenance, wodurch denn auch unser aller Mut wuchs, und in der Seele eines jeden Offiziers lag die Überzeugung, daß wenigstens an diesem isolierten Flecke, als wie die Festung Magdeburg nunmehr war, der französische Übermut scheitern und der alte, feste, ruhige Mut der preußischen Truppen sich noch einmal bewähren solle; aber in der Sklavenseele vieler wohlhabener Einwohner der Stadt lag diese Überzeugung nicht, man zitterte, man weinte vor Angst, den erworbenen Reichtum zu verlieren, man wallfahrte ordentlich zu dem unglücklichen Regierungsrat Guischard, der seinen in Bandagen gehüllten Arm jedem zum Anblick darhielt (er war von einem Granatsplitter leicht verletzt). Man sprach von unnützer Verteidigung, von Kapitulation, und kaum hatte es die erste Memme gewagt, dies laut auszusprechen als es auch schon aus tausend Kehlen widerhallte.
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Die Zunft der Magdeburgischen Kaufleute hatten schon mehrere Versammlungen und, wie man sagt, im Beisein des Kammerpräsidenten v. Bülow gehalten, in welchen von nichts als von Übergabe die Rede gewesen war. Die verdammten Kaufmannsgüter lagen ihnen am Herzen, sowohl die in ihren Häusern als auch die auf dem Packhofe; die letzten allein beliefen sich auf gegen 30 Millionen Taler. Aber von allen diesen Menschen fühlte es ja keiner, daß der elende Verlust derselben nicht in Vergleich zu setzen war mit dem Verlust dieses über alles wichtige und wichtigsten Platzes der Monarchie mit seinen ungeheuren Vorräten an Geschützen, Munition, Lebensmitteln, Zeughäusern, dem ganzen Park, allen Ponons der Armee, Bäckerei und endlich mit dem Verlust der ehre. An dieses Geschrei von Übergabe von Seiten der Kaufleute schloß sich auch endlich das der Kammer und der Bürgerschaft, wenigstens des reicheren Teils derselben an, nur in den Minderbegüterten blieb noch ein Funken von Ehre und ich selbst hörte die Ärmeren, die für die Reicheren Lohnwache bei den Feuerspritzen taten, welche der Magistrat auf den am meisten exponierten Teil der Stadt hatte verteilen lassen, sehr heiter und vergnügt sich über die Verteidigung und über die gute Hoffnung zur Erhaltung der Stadt unterhalten.“ (1) Mag man auch die Ausdrucksweise der soldatischen Entrüstung zugute halten, so steht es doch fest, daß sich die Bürgerschaft bittweise bei den Kommandanten für die Kapitulation verwendet hat. (2) Mit dem Einmarsch der französischen Truppen am 11. November begann eine Zeit der schwersten Bedrückung. Die staatlichen und städtischen Behörden amtierten zwar gemäß der Artikel 13 der Kapitulation weiter, aber unter französischer Aufsicht. „Im Besitz der Zivilverwaltung regiert man das Land aus dem Tintenfaß“ hat einmal der Generalintendant Daru, durch seine Hartherzigkeit bekannt, gesagt. Die eroberten preußischen Lande hatte Napoleon in vier Departements geteilt: Berlin, Stettin, Küstrin, Magdeburg; an die Spitze des letzten trat der Intendant Chaalons als kaiserlicher Kommissar. Gleich anfangs benutzten die hohen französischen Offiziere ihre Stellung zu Erpressungen unter dem Namen von Douceurs, die schließlich die Gesamthöhe von 195 851 Taler erreichten. Weiterhin gaben die an Gouverneur, Kommandant und einzelne Oberoffiziere zur Verpflegung gezahlten sog. Tafelgelder Gelegenheit zur Ausbeutung; sie beliefen sich Ende 1807 auf 99 541 Taler. Nicht minder wurde die Verpflichtung zur Neutralverpflegung von Offizieren und Mannschaften brutal ausgenutzt. Mit rühmenswerter Humanität bemühte sich nur General d’Eble als Gouverneur von Stadt und Herzogtum Magdeburg vom 20. November 1806 bis 6. Januar 1807 unsd vom 8. April 1807 bis März 1808 um Erleichterung der Beschwerden. (2) Aber der Durchzug immer neuer Massen ließ ein Aufatmen nicht zu. Am 19. März 1807 schreibt die „Magdeburgische Zeitung“: „Die große französische Armee verstärkt sich täglich; es geht kein Tag hin, wo nicht in unserer Stadt einzelne französische Regimenter oder Abteilungen von den Truppen des Rheinischen Bundes ankommen.“ Die Last der unaufhörlichen Einquartierung wurde so bedrückend, daß mehrfach Häuser von ihren Besitzern verlassen wurden, um der Verpflichtung zu entgehen. Daher entschlossen sich die Magisträte – denn noch bildeten in der Altstadt die französische und Pfälzer Kolonie und der Neue Markt Sondergemeinden – am 8. Dezember 1806 ein Bureau zur Unterstützung, die sog Einquartierungs- Sublevations- Kasse, zu errichten. Je nach der Stärke seiner Einquartierung erhielt jeder Hauswirt Entschädigung oder mußte Beitrag leisten. Am 27, Juni 1807 sah sich die Kasse gezwungen, in der Zeitung um Zahlung der Reste zu mahnen, ebenso am 18. August, da trotz des abgeschlossenen Friedens die Zahl der durchmarschierenden Truppen noch zunehmen würde. Auch veranlaßten die steigenden Anforderungen die Stadt, am 5. Juni eine Zwangsanleihe zu veranstalten, für die die Einwohner mit über 3000 Taler Vermögen, an Zahl 851, in 13 Klasen mit Beiträgen von 50 Taler aufwärts veranlagt wurden. Auch hierbei war der Magistrat genötigt, am 10. Oktober 1807 eine öffentliche Mahnung zu erlassen. Die Ansprüche der Einquartierung wurden nach Möglichkeit obrigkeitlich geregelt. Für die Speisung erließ Marschall Rey, dem sich die Stadt ergeben hatte, sofort am 12. November 1806 die Bestimmung, daß Suppe und Fleisch mit Kartoffeln oder Gemüse, ¾ Pfund auf den Mann gereicht werden sollte; die Suppe war mit weuißem Brot zu kochen. Die Offiziere sollten nach ihrem Grade beköstigt werden, was natürlich zu den übertriebensten Forderungen Anlaß gab. Beschwerden der Soldaten über Strohlager veranlaßten die Servis-Kommission, am 12. November 1907 bekannt zu machen, daß vollständige Betten geliefert werden müßten, widrigenfalls „ernsthafte und unangenehme Maßregeln“ angedroht wurden. Die Beobachtung, daß die schwierige Verständigung das Verhältnis noch verschlimmerte, führte bald zu literarischer Ausnützung durch findige Köpfe. Am 6. Dezember 1806 empfiehlt die Creutzsche Buchhandlung Tuchemann francais – allemand oder der kleine französische Dolmetscher zu 3 Groschen. Eine Andere Anzeige vom 11. Dezember beginnt: „Fünfzig, hundert, zweihundert Thaler wollt ich geben, wenn ich Französisch verstehen und sprechen könnte! So sprechen jetzt Viele.“ Die Schrift, für 14 Groschen in zwei Lieferungen bei Hutmacher Fritsche am Löbischenhof erhältlich, empfiehlt sich zum Schluß: „Täglich mehrt sich die Zahl der Pränumaranten. Eine Überraschung voll Ehre! Mit Worten hinlänglich und würdig genug dafür zu danken sinn’ ich vergebens – die Ohnmacht der Sprache versagt’s.“
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Am 23. Juni 1807 erschien in der Reilschen Buchhandlung ein Gesprächsbuch Der Franzose und der Deutsche von G.G. Heinse Es ist menschlich verständlich, wenn die Einwohner der Stadt des Herzogtums Magdeburg die Nachricht ihrer Vereinigung mit dem neugegründeten Königreich Westfalen als Erlösung begrüßten; durften sie doch nun als Angehörige eines befreundeten Staates auf bessere Zeiten hoffen. Dem Friedensschluß von Tilsit vom 9. Juli 1807 war die am 29.August in der „Magdeburgischen Zeitung“ veröffentlichte Pflichtentlassung der preußischen Beamten erfolgt; am 1. September erschien ebenda das Dekret Napoleons über diese an diesem Tage vollzogene Vereinigung der Länder des Königreichs Westfale in ein Gouvernement. Am 1. Januar 1808 fand die Landeshuldigung zu Kassel vor dem neuen Regenten statt, der am 6. März die in der Stadt Magdeburg folgte. Hoffnungsvoll begrüßte die Zeitung das beginnende Jahr mit einem Gedicht, das schloß: Wie schön, wenn bald des Friedens Kranz Den ganzen Erdkreis schmückt Und mit des neuen Thrones Glanz Auch Segen und beglückt
Die Enttäuschung sollte sich bald genug einstellen. Von Anbeginn waltete ein Unstern über der neuen Staatsgründung vermöge der Rücksichtslosigkeit, mit der Napoleon seinen Grundsatz finanzieller Ausbeutung weiter verfolgt. Am 2. August 1807 berichtete König Jeromes Adjutant Oberst Morio diesem von seiner Inspektionsreise: „Überall hat der Generalintendant oder der Generaladministrator der Großen Armee befohlen, alles, was im Magazin lag, zu verkaufen und das Eingehen der Kapitalien zu betreiben, wie wenn diese Lande einem Feinde zurückgegeben werden sollte. Ihr Reich, Sire, hört nicht auf, französisch zu sein, wenn es in die Hände Ew. Majestät übergeht.“ Nach diesem Gtundsatz hat allerdings Napoleon fortan gehandelt. Die Konstitution des Königreichs vom 15. November 1807 (3) besagt im zweiten Artikel, daß der französische Kaiser sich die Hälfte der Allodial - Domänen vorbehalte, um damit verdiente Offiziere zu belohnen. So genügte er nicht nur seiner Dankbarkeit auf fremde Kosten, sondern gewann auch bereitwillige Aufsichtorgane im eroberten lande. Nach dem dritten Artikel sollte die ausgeschriebene Kriegskontribution – sie betrug 25 Millionen Francs – bis zum 1. Dezember bezahlt oder für die Zahlung Sicherheit geleistet werden. Besonders auf Magdeburg gemünzt war der fünfte Artikel: von den ihm auferlegten 20 000 Mann Infanterie, 3500 Mann Kavallerie, 1500 Mann Artillerie. Sollte das Königreich Westfalen während der ersten Jahre nur 10 000, 2000, 500 Mann stellen. Die übrigen 12 500 Frankreich. Sie sollten als Garnison in Magdeburg stehen, aber von König Jerome besoldet und bekleidet werden. Die einzige Festung des neuen Staates blieb mithin in französischen Händen – die Kosten dafür trug die deutsche Bevölkerung. Unter den acht Departements des Königreichs bildete das Herzogtum Magdeburg, ausgenommen den zum Saaledepartement geschlagenen Saalkreis, mir das Elbdepartement mit den vier Distrikten Magdeburg, Neuhaldensleben, Stendal, Salzwedel. An seiner Spitze stand ein Präfekt, zu dessen Ressort auch Einquartierung und Verpflegung der Truppen gehörte. Für das dornenvolle Amt wurde Graf Alexander von der Schulenburg-Emden erlesen, der1807 mit einer Deputation der Magdeburgischen Stände nach Paris gegangen war, um – vergeblich – einen Nachlaß der unerschwinglichen Kontribution zu erreichen. Daß die nach französischem Muster gebildete Verwaltung und Rechtspflege vielfach von den Einwohnern der jetzt westfälischen Territorien als Fortschritt gegen früher empfunden wurde, kann nicht zweifelhaft sein. Die Beseitigung aller Vorrechte, die Aufhebung der gutsherrlichen Gewalt, der raschere Geschäftsgang waren unleugbare Vorzüge und gewiß würden bei längerer Dauer der Fremdherrschaft viele ebenso geneigt gewesen sein, mit den bestehenden Zuständen ihren Frieden zu machen, wie es im Erlaß der Fall gewesen ist. Eine geschickte Stimmungsmache ist der neuen Regierung nicht abzusprechen. Die Geburtstage des Kaisers wie des Königs wurden pomphaft gefeiert und immer wieder Nachrichten in die Presse befördert, welche des letzteren persönliche Eigenschaften oder die ihm gebrachten Huldigungen bengalisch beleuchteten. So veröffentlicht die „Magdeburgische Zeitung“ am 18. Juli 1809 den Brief eines Gardedukorps an seinen Vater in Magdeburg, der beweglich schilderte, wie Jerome in Grimma mittels Kahn einen Gardisten rettete, der beim Pferdeschwemmen in der Mulde Gefahr lief, zu ertrinken. Eine Quelle von freilich sehr bedingter Zuverlässigkeit für die Stimmung der Bevölkerung bieten die von den Präfekten an das Ministerium des Inneren zu Cassel erstatteten vertraulichen Berichte über den öffentlichen Geist (Esprit public) in ihren Departements. Die aus dem Jahre 1808 vorliegenden zeigen zum Teil recht deutlich das Bestreben, die Verhältnisse in einer für die neuen Machthaber angenehmen Beleuchtung darzustellen; der aus dem Elbdepartement hütet sich immerhin vor übertriebener Schönfärberei. L’esprit – heiß es da – qui anime le departement est tres peu modifie dans les differentes classes de la societe. En general toute la nation est brave, honnete et loyale; elle esr plus attachee au sol natal, a ses penates qu’a un gouvernement exclusif. Qu’elle que soit le nom de la famille regnante la nation ne demande que la tranquilite sous l’obeis des lois, la libre possession des proprietes er attend avec resignation et tranquilite les bienfaits que d’une certaine facon elle se croit en droit d’attendre pour reparer les suites funestes d’une guerre, qu’elle n’a pas provoquee et dont elle a ete la victime innocente. – Il n’ya que tres peu de personnes qui ont conserve un interet majeur et un grand attachement a l’ancien prince et sa famille. Naturellement beaucoup de personnes en particulier et la nation en general aimait le gouvernement pour lequel elle avait suce le lait du respect et de la reconnaissance des sa tendre jeunesse. Enerves des changements et eclaires par l’exemple ert l’historie de ses voisins, les peuples de la monarchie prussienne,, quoique penetres de la necessite d’une regenaration poöitique dessire de la voir s’operer sans changement du gouvernement. On espere beaucoup de la part de Sa Majeste regnante. Tous ceux qui eu le bonheur de l’approcher sont penetres d’ admiration pourses grandes qualites, ses vastes connaissances. Les foncrionaires publics savenr que le Roi veut li bonheur ded ses peuples. – La revolution francaise a appris tous les spectateurs attenrfs que ou tard la perte de maint privilege serait la suite de I#impulsion que la grande nation a donne a toutes les autres. Les pertes qui sont communes egalisent toutes les conditions etb sont par la meme moins sensibles. (4) Zunichte gemacht wurde jede Versöhnungspolitik durch die militärische Despotie, die der französische Eroberer systematisch in dem Vasallenstaat aufrechterhielt. Am erträglichsten mochte er noch in der Stadt Magdeburg selbst gehen, wo die Anwesenheit der obersten Behörden der ärgsten Willkür Schranken setzte, wenigsten solange die Tätigkeit des ehrenhaften und humanen Generals d’Eble als Gouverneur währte. Anläßlich seiner Berufung nach Cassel als Kriegminister brachte im Pathetischen Zeitstil mit dem Schluß: „In den Jahrbüchern der Stadt und der Provinz steht der Name diese Edlen verewigt. Wenn einst späte Nachkommen sich der Zeit und Erfahrungen ihrer Urväter erinnern, dann werden sie den Namen Eble mit Ehrfurcht nennen und sein Andenken, das Andenken des Schutzgottes ihrer Väter dankbar segnen.“ An seine Stelle trat der Divisionsgeneral Michaud. Das Verhältnis der Einwohner zu der Besatzung, die mangels Kasernen meist in Bürgerquartieren lag, erträglich zu gestalten, trug wohl auch der Umstand bei, daß viele von ihnen als Abkömmlinge französischer Einwanderer noch der Sprache der Fremden mächtig waren. Der spätere Königsberger Professor Rosenkranz, dessen Mutter der wallonischen Kolonie angehörte, hebt dies ausdrücklich hervor. Auch bemerkt er, wie tief das französische Element zwar nicht in die politische Gesinnung, die stets preußisch blieb, wohl aber in den gesamten Lebensverkehr eindrang, indem z. B. alle Gegenstände des gemeinen Bedürfnisses doppelnamig wurden. (5) Unverkennbar ist auch die Einwirkung auf das Theater, wenn auch die Zahl der – in deutscher Bearbeitung – aufgeführten französischen Stücke nicht groß erscheint. Aber Gastspiele französischer Künstler waren nichts Seltenes und unter den französischen Militärs und Beamten bildete sich ein Liebhabertheater. (6) Das Gastspiel einer französischen Gesellschaft aus Hamburg fand am 16. Juni 1810 in der „Magdeburgischen Zeitung“ begeisterte Würdigung. „Das zahlreich versammelte Publikum, dem im ruhigsten Verein sich einige hundert Söhne des Mars zugesellt hatten, bezeugte seinen Beyfall auf eine für das Publikum und für die Künstler gleich ehrenvolle Art.“
Fortsetzung folgt
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Indessen mussten doch alle diese versöhnenden Einzelheiten zurücktreten von der furchtbaren Belastung, die die dauernde Anwesenheit einer feindlichen Besatzung bedeutete. Denn zu den amtlich festgelegten Forderungen, die schon aufs höchste gespannt waren, kam noch, was der einzelne für sich und oft mit größter Brutalität herauszuschlagen suchte. Das hat auf dem platten Lande, wo die Aufsicht fehlte, noch greller zutage als in der Hauptstadt. Schlimmer noch als die dauernde Besatzung war die wechselnde Einquartierung, eine Folge der beständigen Durchzüge und Dislokationen, denn jede Truppe stellte von neuem ihre Anforderungen, gleichgültig gegen das, was ihre Vorgänger verlangt und erhalten hatten. Dem trostlosen Eindruck der allgemeinen Verzweiflung konnte sich selbst der leichte Sinn des neuen Herrschers nicht entziehen, als ihn die Rundreise durch seine Territorien am 22. mai 1808 nach Magdeburg führte; aber sein Versuch, einen Erlaß der Kriegskontribution zu erreichen, fand den kaiserlichen Bruder unerbittlich. Auch sein Selbstgefühl wurde durch das eigenmächtige Schalten der Offiziere und Militärbeamten verletzt. Berthier, dem Gesandten Napoleons, erklärte Jerome am 12. Juli, alle Behelligungen seiner Untertanen rührte daher, daß die Franzosen wie in Feindesland hausten, und als nomineller Höchstkommandierender erließ er eine Ordonnanz daß die Franzosen im Lande eines Verbündeten ständen! (7) Zwar wurden Anfang des Jahres 1808, als die allmähliche Räumung der preußischen Lande und damit der Durchzug größerer Truppenmassen in Aussicht standen, Tabellen aufgestellt über die Truppenzahl, welche Städte und Ortschaften des Departements aufnehmen könnten. Dabei wurden für die Altstadt Magdeburg bei 1800 Feuerstellen 8500 – 9000 Mann und 800 – 1000 Pferde angesetzt, für die Neustadt bei 672 Feuerstellen 500 Mann, 200 Pferde, für Egeln bei 302 Feuerstellen ein Bataillon, 320 Pferde, für Neuhaldensleben bei 437 Feuerstellen 1300 Mann, 300 Pferde, für Schönebeck bei 433 Feuerstellen 1400 Mann, 545 Pferde, ein großes Dorf wie Altenweddingen ein Bataillon (700 Mann) oder drei Kompagnien Kavallerie (249 Pferde),ein kleines wie Kl.-Ottersleben eine Kompagnie Infanterie (140 Mann) oder Kavallerie (83 Pferde). Auch für die Verpflegung wurde am 10. mai 1808 vom Kriegsministerium in Cassel ein Regiment in beiden Sprachen erlassen. Danach sollten Truppenkörper wie einzelne stets im Besitz einer Marschroute nach dem beigefügtem Schema sein; Beschädigung der Felder waren zu vermeiden. Von den Maires waren Quartierbilletts auszufertigen und in den Quartieren strengste Disziplin zu halten. Nicht mehr durfte der Soldat verlangen als Bett, Kochgegerät, 1/30 Pfund Salz für den Mann und Raum beim Feuer und Licht des Wirtes. (8) Aber die Forderungen der Wirklichkeit durchbrachen nur zu oft das Schema. Zumal wenn eine Hochflut der Truppenmassen eintrat wie Ende 1808 – wo blieben das die papieren Dämme! Beständige Beschwerden von Personen und Gemeinden über unrechtmäßige Belastung mit Einquartierung waren die Folge und mit anerkennenswerter Gewissenhaftigkeit bemühte sich die westfälischen Behörden um Erledigung, wobei sich nicht selten das Ungerechtfertigte der Klagen ergab, oft aber unerbittliche Notwendigkeit. Ein Riemenmeister aus Magdeburg bezeichnet in seiner Eingabe vom 19. August 1808 zehn Mann als die für Brauberechtigte Häuser bei Durchmärschen übliche Einquartierung, sechs Mann für die übrigen. Der Maire, Domherr Graf Blumenthal, erwiderte darauf, daß nach dem alten Einquartierungskataster Brauhäuser zu sechs Mann geschätzt würden, eine Truppenzahl von 4600 Mann vorausgesetzt. Da aber am 18. August 4000, am 19., 5000 Mann außer der ständigen Garnison eingerückt waren, hätte man darüber hinausgehen müssen. Nach einer Beschwerde des Nadlers Weiß hatte er im Jahre 1810: am 2. März einen Sergeant - Major und einen Fourier eine Nacht, am 4. Juli drei Mann zwei Nächte, vom 9. Oktober bis 17. Dezember zwei Husaren, vom 6. Januar 1811 zwei Mann vier Nächte, vom 25. Januar bis 1. Februar zwei Mann. Es wurde mit Rücksicht auf die geliche Last seiner Nachbarn abgewiesen. (9) Wenn die Anwesenheit der Oberbehörde und die bequemere Übersicht in der Hauptstadt es erleichterten, Ordnung zu halten, so waren anderswo Unregelmäßigkeiten nicht zu vermeiden. Die an der Heerstraße gelegene Orte waren immer besonders ausgesetzt und die Autorität der Lokalbehörden reichte nicht weit. Am schlimmsten war das oft unerwartete Einrücken größerer Truppenkörper, für deren ungestüme Forderungen keine Vorkehrungen getroffen waren. Am 18. August 1808, abends 5 Uhr, wurden dem Dörfchen Klein - Ottersleben bei Magdeburg 500 Mann angesagt, die bereits nach einer Stunde eintrafen. Was sich dann abspielte berichtet der Maire: „Es war beinahe unmöglich, diese Mannschaft Quartier in einen solchen kleinen Ort zu verschaffen und mussten deshalb in die ärmsten Tagelohner Häuser 6 – 8 Mann gelegt werden. Das Amt erhielt von diesen 8 Officir 20 Mann Gemeine und 13 Pferde. Da eine Wirtschaft nur selten wohl darauf eingerichtet sein kann, sogleich 30 Menschen mehr zu speisen und besonders bey der zeither gewesenen Hitze nicht immer mit frischen Fleisch versehen sein kann, so musten wir gesalzenes Fleisch nehmen, von welchen wir alle essen. Damit waren aber die Einquartierten nicht zufrieden und drohten mit den größten Misshandlungen, wenn nicht sogleich frisches Fleisch angeschafft würde. Ixch machte dagegen alle möglichen Vorstellungen, aber die Menschen wollten sich von der Unmöglichkeit nicht überzeugen lassen, sondern schmissen Teller und Stühle entzwey und gaben mir zwey tüchtige Hülpenstöße. Um mehr solchen Handlungen zu entgehen, mußte ich in der Nacht sogleich einen Hammel schlachten lassen und sofort kochen und braten. Die Herren Officirs waren mit unsern Getränke auch nicht zufrieden, sondern tranken weiter nichts als Wein und Wasser. Um Mitternacht gingen diese Menschen wider weg, nachdem sie die ganze Zeit ihres Aufenthalts gegessen und getrunken hatten. Den darauf folgenden Morgen bekamen wir wieder Artillerie zur Einquartierung und zwar wieder in so einer Anzahl, die das Dorf fast nicht in Stande zu fassen war. Das Amt erhielt von diesen 9 Officir 22 Mann Gemeine 1 Frau 1 Kind und 65 Pferde, alles unser Vieh mußte auf den Hof gestellt werden und selbst war nicht einmal Wasser hinreichent da, um das Vieh zu tränken, denn ohne der Einquartirten Pferde lagen noch auf dem Amtshofe 64 Stück Vorspann Pferde, welche auf Befehl der französischen Officir hieselb bleiben musten und von den hiesigen Einwohnern auch noch verpflegt werden musten. Wir glauben dadurch von diesen Vorspann loß zu kommen, aberwie sehr irrten wir uns; ohne den Vorspann der fremden Bauern muste die hiesige Gemeinde noch 36 Pferde schaffen, das Amt mußte hiezu allei 12 Pferde geben. Und zwar mit der Androhung, würde der Befehl nicht sogleich erfüllt, sollten 15 Mann Soldaten zur Exekution eingelegt werden. Überhaupt betrug sich die Einquartierung gar nicht so als wenn es Freunde, sondern ebenso als im October 1806. Die Knechte furagirten wo es sie am besten gefiehl und bey den Officiren konnte man kein Schutz suchen.“. (9) Die barbarische Einrichtung der Exekutionstruppen war damals noch durchaus üblich. Als die rechtselbischen Dörfer Krakau, Prester, Pechau, Kalenberge, Gübs und Randau nachträglich am 25. Juni 1808 dem Königreich Westfalen einverleibt worden waren, verweigerten sie auf Anweisung der Präfektur die französischerseits beanspruchten Furagelieferungen. Darauf wurden Exekutionstruppen eingelegt, in Pechsu 34 Mann, die nach dem erstatteten Bericht „auf eine unerhörte Art und weise gehaust haben. Nach der aussage des Richter Brand haben sie Leute verprügelt, ein Kind verwundet und kurz solche Exceße begangen, daß die Leute im Begriff gewesen sind, ihre Wohnungen zu verlassen.“ Die Präfektur erklärte indessen, die Entscheidung aus Cassel erwarten zu müssen. (10)
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Als das preußische Städtchen Möckern am 11. November 1808 die Ankündigung empfing, daß vom 13. – 16. des Monats 10 000 Mann französische Truppen mit 1200 Pferden auf ihrem Marsche von Stralsund nach Frankfurt a. M. durchkommen würden, richtete der Magistrat an die Präfektur die Bitte, da schon Kürassiere dort in Standquartier lägen, zur Erleichterung auch die ehemals sächsischen jetzt westfälischen Ortschaften in der Nähe heranziehen dürfen. Es wurde für den Notfall zugestanden, die erfolgte Verlegung des Dorfes Wehlitz mit 20 Mann aber hatte als zu spät angezeigt eine scharfe Zurückweisung zur Folge. Solche Abwälzungsversuche waren natürlich eine ständige Begleiterscheinung. So wurde dem Städtchen Hadmersleben am 28. Oktober 1808 aus Berlin angezeigt, daß am 16. November das 37. französische Linienregiment von 1456 Mann, am 17. das 2. von 1751 Mann, am 18. das 67. von 2232 Mann, am 19. das 16. von 1512 Mann, am 20. die Artillerie mit 339 Mann und 428 Pferden, am 21. das 19. Charreurregiment mit 637 Mann und 72 Pferden einrücken würden. Durch den Hinweis auf die Unmöglichkeit, solche Massen in einem Ort von 127 Häusern ohne Magazine und dem anstoßenden Dorfe von etwa 100 Feuerstellen unterzubringen, erreichte man bei den vorausgesandten französischen Offizieren eine Dislokation der Truppen auf die umliegenden Ortschaften, die teilweise zum Saaledepartements gehörten. Dabei ließ es sich nicht vermeiden, daß eine Kompagnie im Dorfe Groß – Germersleben völlig unerwartet einrückte, was wiederum entrüstete Reklamationen des dortigen Maire zur Folge hatte. Nicht minder beklagte sich die Gemeinde Kackeborn über die Zuweisung von 240 Mann, da sie an der Militärstraße liegend seit zwei Jahren über 9000 Mann verpflegt habe. (9) Mehrfach ist schon berührt worden, daß die unaufhörlichen Einquartierungen nicht nur die Verpflegung der gewaltigen Massen von Menschen und Pferden eine schwere wirtschaftliche Schädigung bedeuteten, die zum Ruin vieler Besitzer führen mussten, sondern auch durch rohe und gewalttätige Auftreten des Militärs verletzend und empörend wirkten. Die unübersehbare Menge von Einzelfällen, die die Akten bergen, von frechem Übermut und Genusssucht bis zu den schwersten Verbrechen an Leib und leben läßt deutlicher als alles vor unseren Augen das Bild der Entwürdigung aufsteigen, der Preußen damals erlag, lehrt den langsam emporwachsenden Ingrimm verstehen, der sich in zermalmenden Schlägen entlud. Nur bezeichnende Vorgänge vermögen wir aus der trostlosen Masse herauszugreifen. Gleich am Tage der Huldigung der Stadt Magdeburg, am 6. März 1808, kam es zu einem Vorspiel künftiger Ereignisse. Auf dem Platze in der Neustadt, der die altsächsische Bezeichnung für Versammlungsort Thie bewahrt hat, war der französische Wagenpark aufgefahren. Als einer von den zur Huldigung in die Stadt gekommenen Bauern aus nicht näher zu erörternden Gründen an einen Wagen herantrat, schlug ihn der Wachposten mit dem Degen. Es entspann sich ein Streit zwischen den beiderseits Partei nehmenden genossen, in dessen Berfolg die Soldaten auf Kommando eines Offiziers blank zogen und auf Bürger und Bauern einhieben. Während letztere sich mit ihren Stöcken wehrten, trug von den unbewaffneten Bürgern einer eine schwere Kopfwunde davon. dem Präfekten gelang es, die Sache friedlich beizulegen und dem Verletzten wenigstens die Kurkosten zu verschaffen. Im Februar 1809 wurde ein Bürger, der mit zwei Kindern von einem Besuch heimkehrte, um ¼ 10 in der Domstraße von drei Chasseurs überfallen, die ihm seine Laterne zu entreißen versuchten, und erhielt beim versuch der Flucht einen Säbelhieb in die Lende. Der Täter wurde allerdings zu einem Monat Festung verurteilt, indessen äußerte der Maire der Neustadt, wo der Verletzte wohnte, gegen den Präfekten Zweifel an der Vollstreckung der Strafe, da der schon öfters Verurteilte freu herumgehend getroffen habe, die auf Befragung erklärten, sie müssten bei dem Arrest ihren Dienst mit versehen. (11) In ihrer nächsten Umgebung mussten die obersten Militärbehörden der Disziplin wegen wohl auf Ordnung halten, aber wie stand es draußen in den kleinen Städten und Dörfern, wo der Übermut der Sieger täglich Anlaß zu Reibungen gab? Die Antwort gibt eine Bemerkung des Unterpräfekten im Distrikt Stendal, Grafen von der Schulenburg-Bodendorf, gegen den Präfekten: „Von dem Obristen Burth, der das 2. Husaren-Regiment kommandiert, ist keine andere Satisfraktion, als die man sich selber nimmt, zu erwarten, indem er zwar alles mögliche gewöhnlich im ersten Augenblick verspricht, demnächst aber die Sache ohne Rüge als höchstens ½ Tag Arrest liegen zu lassen pflegt.“ Im Februar 1809 berichtet der Maire von Wolmirsleben (Kr. Wanzleben): „Bei den häufigen hier gehabten Einquartierungen haben mehrere Einwohner wo nicht Misshandlungen doch Schimpfreden und mancherlei Bedrückung erfahren müssen. Ganz vorzüglich und ohne Beispiel haben sich am 27. v. M. hier einquartierten und einen Ruhetag gehabten Franzosen vom 105. Linien-Regiment verhalten, denn sie haben nicht blos geschimpft und gedroht, sondern an vielen Orten Schläge ausgeteilt, ob sie gleich gehörig bedient und den Tag wohl zweimal mit Braten oder gebratenes Fleisch tractiret und den Brandtwein in Überfluß getrunken haben. Wir können sie nicht als befreundet, sondern für feindliche Truppen halten, wenn man ihr unanständiges Betragen erwegt. Es würde zu weit führen, wenn wir jede schlechte begegnung hier anführen wollten, indeß ein paar solche Begegnungen müssen aufgestellt werden. Der hiesige Halbspänner Lucas bekam 7 Mann von den Truppen des erwehnten 105. Linien-Regiments in Quartier. Sie wurden mit Artigkeit behandelt und erhielten gutes Essen und Trinken, so gut wie es hier zu haben ist, dessen ungeachtet waren sie damit nicht zufrieden und vorzüglich nicht mit dem Brandtewein. Der With sollte bessern herbeischaffen und wie dies nicht thunlich, so war ein Marketender bei ihnen, mußte ihnen anderen Brandtewein geben, soffen sich toll und voll, jagten ihren Wirth zum Hause hinaus, schlugen dessen Ehefrau mit geballter Fast ins Gesicht und mit einem brennenden Stück Holz blutrünstig. Für 15 Rthlr. Brandtewein haben diese Leute ausgetrunken. Nicht genug an dem Verübten, sie nahmen 2 Spinnräder, zerschlugen diese, warfen die Betten aus der Bettstelle und traten sie mit Füßen. War einer ihrer Wünsche erfüllt, so hatten sie schon ein Paar andere nicht zu erfüllende Wünsche. Ebenso ungebührlich haben sich zwei bei dem Cossat Brüning Einquartierte betragen. Soe wollten keine Semmel sondern Zwieback in der Suppe haben, und da dies nicht geschah, so schlugen sie ihren Wirth und besoffen sich in Brandtewein. Ein alter 70jähriger Cossat Namens Daniel Brüning wurde ebenfalls ausgeprügelt, weil er nicht alle Wünsche der Einquartierten erfüllen konnte. Im Kruge, wo ihre Wache war, wurden Teller und Schüsseln, wenn der Braten verzehrt, zum Fenster hinausgeworfen und Brandteweingläser zerschmissen. Hülfe ist auf dem Lande nicht zu erwarten, weil die Officir den Leuten nichts sagen, auch wohl selbst darüber Freude haben, wenn der Landmann so gedrückt wird. Die Gensdarmen können auch nicht helfen, weil sie nicht französisch verstehen, auch von den Franzosen nicht respectirt werden.“ Dieser Bericht schildert nicht etwa einen Ausnahmefall, sondern ist nur herausgegriffen aus vielen ähnlichen. In Juni 1809 meldet Maire von Calbe: „Gestern Abend bekam die hiesige Stadt einige Kaisel. Königl. Französische Soldaten unter dem Commando des Souslieutenants Noel ins Quartier. Sechs Mann von diesen Truppen wurden bei dem hiesigen Tuchmacher David Große auf der Breite, der als einer der freidliebensten und bravesten Bürger hiesiger Stadt bekannt ist, eingelegt. Gleich nach deren Eintritt in die Großesche Behausung betrugen sich dieselben schon äußert ungestüm und verlangten von ihrem Wirthe Dinge, zu deren Lieferung derselben keineswegs verpflichtet war und dieses um so weniger, da die hiesigen Bürger für die Verpflegung der hierselbst durchmarschierten Truppen bis jetzt noch keine Vergütung erhalten haben. Ideßen hat der Große dennoch und um der Ruhe nd Ordnung willen diesen Menschen ihre Wünsche soviel als möglich zu erfüllen gesucht und denselben Brandtwein und mehreres gegeben in der Hoffnung, dieselben dadurch zufrieden zu stellen. Allein demohnerachtet haben diese Menschen heute früh gegen 5 Uhr kurz vor dem Abmarsch ihren Unfug erneut und nicht nur in ihrem Qusrtire Thür und Fenster eingeschlagen, sondern auch sogar ihrem Wirth dem Große an Kopf und Gesicht durch Schlaäge dergestalt zugerichtet, daß dessen Anblick Entsetzen und Abscheu erregte. Wir haben nun zwar diesen Unfug nach Kräften zu steuern versucht und die durch ein so unanständiges Betragen gereizten Gemüther der Volksmenge glücklicherweise besänftigt, allein diese Tat kann nicht ungerügt bleiben, um so weniger, da sie von befreundeten Truppen verübt worden. Übrigens bemerken wir noch, daß der Commandant der Truppen Noel, sich bei diesem Vorfall äußerst brav betragen und sogar aus seinen eigenen Mitteln freiwillig 10 Rthlr. Zur Entschädigung des Damnisitaten zurückgelassen hat.“ Noch zwei Monate später erinnerte Schulenburg den Kommandanten von Magdeburg an die versprochene Bestrafung, dann endlich erfolgte die Antwort; daß der Truppenteil abmarschiert und die Verfolgung der Täter deshalb unmöglich sei – der gewöhnliche Verlauf der Angelegenheit, der bei den häufigen Dislokationen nur zu nahe lag.
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Neben den ungebührlichen Verpflegungsansprüchen gaben besonders die Vorspannforderungen Anlaß zum rohesten Auftreten. Der Maire von Groß - Ottersleben bei Magdeburg schilderte seine Erfahrungen im August 1808 wie folgt: „In der Nacht am Sechsten dieses Monats gegen zwei Uhr drangen viele bewaffnete Französische Soldaten von einem Trupp, welcher die Chaussee passierte, gewaltsam und mit einem erschrecklichen Toben in meine Wohnung und verlangten von mir mehrere Wagen mit Pferden zu ihrem Fortkommen. Da sie auf mein Umfragen keine Vorspann-Ordre vorzuzeigen hatten, so zeigte ich ihnen die erhaltene Ordre vor, nach welcher ich dergleichen unrechtmäßige Forderungen verweigern müsste und ihnen hiermit gänzlich abschlüge. Dies entflammte sie zu Furien und weil sie mich in der Nacht ohne Beistand sahen, auch mit Sicherheit glauben konnten, nicht zur Verantwortung gezogen zu werden, so gingen sie alle mit stampfenden Gewehren drohend auf mich los und frugen in dieser Wuth ob ich ihnen gleich Wagen und Pferde geben wollte oder nicht, sonst würden sie sich bald selbst welche zu verschaffen wissen. Jetzt sah ich mich nicht allein einer Misshandlung, sondern sogar einer Lebensgefahr von diesen zugleich betrunkenen Franzosen ausgesetzt. Um auch andere nächtliche Gewalthätigkeiten vorzubeugen, mußte ich ihnen notgedrungen die verlangten fünf Wagen bewilligen und nur mit vieler Mühe bei der jetzigen vielen und schweren Erntearbeit anschaffen. Die vorgehaltene deutsche Ordre gaben sie vor nicht zu verstehen, achteten überhaupt gar nicht darauf, obwohl einige deutsch lesen und sprechen konnten.“ Auch hier blieb es bei einer Anzeige des Präfekten beim Gouverneur von Magdeburg, General Michaud, unter Berufung auf das verbot des Kriegsministeriums, Transportmittel an Unberechtigte zu verabfolgen. Wie alle Einrichtungen der französischen Armee war freilich auch das gerichtswesen vorzüglich organisiert und im Anschluß daran das westfälische. (12) Jede Division besaß zwei Kriegsgerichte erster und eins zweiter Instanz. Das Militärstrafgesetzbuch hatte auch Gewalttätigkeiten gegen die Einwohner des Landes, insbesondere die Quartierwirthe vorgesehen. Nach der „Magdeburgischen Zeitung“ vom 11. April 1807 wurde ein Füsilier vom 6. leichten Infanterie-Regiment wegen Mordes an einem Einwohner des Herzogtums Bernburg hingerichtet. Aber die wirklichen Vorgänge lassen bemerken, wie schwer es, selbst bei gutem Willen der Vorgesetzten, für die betroffenen war, den Täter wieder zuerkennen und die beständigen Marschbewegungen mussten eine Festnehmung oft genug illusorisch machen. Die Gendarmerie reichte bei weitem nicht aus. Am 9. Januar 1808 errichtet, zählte sie 144 Mann, von denen im Hauptort jedes Distrikts drei, in Kassel, Magdeburg, Braunschweig und Osnabrück aber sechs stationiert sein sollten. Ein demütiges Zeichen der Zeit ist der Andrang von deutschen zu diesen Posten, der Kommandeur der Gendarmerie des Elbdepartements zur Bekanntmachung vom 14. Dezember 1808 veranlaßte: „Durch den entsetzlichen Überlauf von Subjecten, welche bei der Königlichen Gensdarmarie placirt zu werden wünschen, veranlasst manche ich zu jedermans Wissenschaft hierdurch bekannt, daß die neu errichteten Brigaden nun ganz complett sind und es für die Folge gänzlich unnütz sein würde, sich sowohl schriftlich als mündlich in dieser Hinsicht bei mir zu melden.“ Daß solche Elemente in ihrem Auftreten gegen die Bevölkerung es vielfach den Landesfeinden gleich taten, dafür liefert der genannte Kommandeur Leutnant Borchmann, ein empörendes Beispiel- Laut Klage des Maire-Adjutanten von Neuhaldensleben waren dort am 13. Mai 1809 nachmittags 3500 Mann holländische Truppen eingetroffen, welche bei der Bürgerschaft zu 8, 24 und 42 Mann hoch einquartiert waren. Gegen Abend trafen noch 150 Nachzügler, um 9 Uhr 80 Husaren und um 10 die Magdeburgische Gendarmerie ein. Bei den Schwierigkeiten der Unterbringung war ein besonderes Zimmer für den Leutnant Borchmann nicht zu ermöglichen, worauf dieser seine Forderung auf dem Rathause wiederholte, den Kläger in Gegenwart anderer Munizipalbeamten Canaille und Landesverräter nannte und mit Verhaftung und Erschießen bedrohte. Für seine Gensdarmen wolle er Knotenpeitschen machen und die Bürger zusammenhauen lassen. Dabei führt der Kläger an, in seinem eigenen Hause seien alle Zimmer vom Militär besetzt gewesen, so daß seine kränkliche Frau und Schwiegermutter sich im Hausflur hätten aufhalten müssen. (11) Bei solcher Trostlosigkeit der Lage und der in den Berichten nicht selten zutage tretenden Erbitterung muß es wunder nehmen, daß die Erhebungsversuche von 1809 nicht mehr Anklang bei der Bevölkerung gefunden haben. bereits im Sommer hatten die preußischen Patrioten, an ihrer Spitze Greisenau und Scharnhorst, für die Organisation des Volksaufstandes gewirkt. In einer Denkschrift Gneisenaus vom August, die in der Kraft der Gedanken und dem Schwung der Sprache ganz den Geist des königlichen Mannes atmet, heiß es: „Nichts fürchten unsere Feinde mehr. Nichts entwickelt aber auch die Kraft einer Nation auf eine furchtbare Weise als Volksaufstände. Überall stellen sich zahlreiche Massen entgegen, als der mächtigste Feind herbeiführen vermag. Und welcher Geist belebt diese dem vaterländischen Boden entwachsenen Heere. Erbitterung gegen ihre Unterdrücker, Anhänglichkeit an ihren Monarchen, verstärkt durch dessen wohltätige Staatsreform, Wertschätzung ihrer Verfassung, Liebe zum Vaterland und Rache beseelen sie.“ (13) Der Volkskrieg in Spanien, der immer mehr französische Truppen abzog, und die Rüstung Österreichs schienen solche Pläne aussichtsvoll zu gestalten. Leicht dafür gewonnen waren vor allem die zahlreichen entlassenen Offiziere und Soldaten. Als nun im Frühjahr 1809 der Krieg mit Österreich wirklich ausbrach, konnte in einigen kühnen Männern wohl die Hoffnung erwachen, auf dem Boden des noch nicht gefestigten Königreichs Westfalen den Volksaufstand zu entfesseln, der ganz Norddeutschland mit fortreißen sollte. Am 2. April unternahmen der ehemalige preußische Hauptmann von Katte, der seit längerer Zeit frühere Soldaten angeworben hatte, einen Einfall in die Altmark, nahm Stendal und Burgstall die Gelder öffentlicher Kassen weg und rückte bis Wolmirstedt in der Absicht Magdeburg durch einen Handstreich zu nehmen. Angesichts dessen nicht vermuteter starker Besatzung aber und der Zurückhaltung der Bevölkerung wich er über die Elbe zurück, wo seine Schaar sich auflöste. Auch im Südosten Magdeburgs waren kleine Trupps ehemaliger preußischer Soldaten in ihren alten Uniformen aufgetaucht. Den Teilnehmern des verunglückten Unternehmens gelang es zum Teil, sich nach Böhmen zum Herzog von Braunschweig durchzuschlagen. In Hessen hatte Dörnberg, der in westfälischen Diensten getreten und Jeromes Günstling geworden war, eine im Volke weit verzweigte Verschwörung vorbereitet, so daß er den Plan fassen konnte, sich Kassels und des Königs selbst zu bemächtigen. Indessen scheiterte der Anschlag durch den zu frühen Losbruch am Morgen statt am Abend des 22. April. Am 23. April erfolgte Schills Auszug aus Berlin; er vermochte nur eine Anzahl Kassen im Magdeburgischen und der Altmark zu erbeuten und bei Dodendorf ein rühmliches aber zweckloses Gefecht zu liefern. Mangels tatkräftiger Unterstützung sah er sich genötigt, am 14. mai elbabwärts abzuziehen. Am 6. Juni konnte Gouverneur Michaud in der „Magdeburgischen Zeitung“ einen vom General Liebert in Stettin erhaltenen Brief abdrucken lassen: Vous apprendrez sans surprise mais avee plaisir que Schill est tue sa bande detruite. (14)
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Eine Vorstellung der herrschenden Teilahme – besser vielleicht Hoffnungslosigkeit gibt wieder ein Bericht des Präfekten Grafen Schulenburg über den Esprit public seines Departements, Sogleich am 27. April nach den hessischen Unruhen war er vom Ministerium des Inneren aufgefordert worden, sah sich aber infolge des Schillschen Invasion erst am 11. Juni imstande, dem nachzukommen. Er meldet: „Alle meine gegen Ew. Exellenz in Rücksicht der öffentlichen Stimmung pflichtschuldig gemachten Äußerungen stimmen dahin überein, daß mein Departement in dieser Rücksicht keinem anderen etwas nachgiebt, wenn nicht alle übertrifft, und gründen sich auf meine reinste Überzeugung. Mögen von anderen Behörden und Functionairs, die über diesen Punct ebenfalls wachen sollen, die theils hier im Departement stationiert, theils dasselbe nur durchreist sind, Meinungen anderer Art zu Ew. Exellenz oder selbst zur Sr. Majestät Kenntniß kekommen sein, ich bleibe fest bei meiner Behauptung und führe den Beweis, gegen welchen die Gegenseite nicht Stich halten können; ich trete aber sogleich zu der entgegengesetzten Meinung über, sobald ich überzeugt werde, daß man nicht die öffentliche Stimmung nach dem Allgemeinen sondern nach der Handlungsweise einzelner Übelgesinnten, die nichts zu verlieren, dagegen aber wenn auch nur die schwache Hoffnung eines Gewinns bei Umwälzung der Ordnung hatten, beurtheilen darf und muß. Solange mir aber diese Überzeugung nicht aufgedrungen werden kann, halte ich es für meine heiligste Pflicht, mein Departement zu vertreten. Was es gelitten hat, darüber habe ich mich schon in früheren Berichten ausführlich erklärt; wie es oft von den befreundeten Truppen behandelt ist, das ist Ew. Excellenz ebenfalls nicht fremd, und dennoch ist nie guter Wille vermisst, alle Aufopferungen zu leisten, welche die Zeitumstände forderten, dennoch ist alles geschehen, allen Forderungen genügt, die die Grenzen der Möglichkeit nicht gewaltsam überschritten. Mein Departement hat seine geographische Lage und Zufälle als Schuld büßen müssen und muß es großentheils auch noch. Noch jetzt, obgleich das Schillsche Korps für die öffentliche Meinung als für die Industrie sind, von Seiten des Militärs fort. Die Schiffahrt auf der Elbe ist gänzlich gehemmt, denn die Fahrzeuge sind großentheils versenkt, großentheils zusammengebunden nach Magdeburg transportirt und die Fähren verbrannt. Die Communication fehlt allenthalben, Handel und Schiffahrt werden jetzt noch ohne Not daniedergedrückt, die einträglichsten Nahrungszweige dadurch gehemmt, nützliche Bürger um ihren Verdienst und so zur Armut gebracht. Die häufigsten Anträge, die ich bei dem Herrn Gouverneur von Magdeburg nach Schills Tode und nach Abwendung aller Gafahr zur Aufhebung dieser nur durch die höchste Not und Sicherheit des Staates zu entschuldigen militärischen Operationen gemacht habe, bleiben entweder lange Zeit unbeantwortet oder es erfolgt eine Anzwort, die nicht das Gepräge der Achtung trägt, zu welcher eine Behörde der anderen verpflichtet ist. Die Administration verfällt dadurch in den Verdacht, als lasse sie diese Allgemeine Noth nicht zu Herzen gehen und doch kann sie mit dem Besten Willen nichts leisten. Das Betragen der holländischen Truppen ist fortdauernd ohne die nöthige Disciplin und allenthalben teigt sich Misstrauen gegen die Bewohner. Dennoch habe ich noch immer keine Veranlassung, die Stimmung in meinem Departement im Allgemeinen im geringsten zu tadeln, und ich bin es meinen Pflichten schuldig, Ew. Exellenz ohne Rückhalt mit allem was vorgeht deshalb bekannt zu machen, damit Hochdieselben vorbauen, daß sie erhalten wird und Maßregeln abändern, die ihr nicht günstig sein können. In welche Lage ich seit jener unglücklichen Invasion des Schill gewesen und noch bin, kann ich Ew. Exellenz nicht schildern. Ich sehe mein Departement beinahe erliegen und meine Wünsche, meine Mittel, ihm Erleichterung zu verschaffen, sind vergebens, da meine Administration gebunden ist. Die Geschäfte gehen zwar ihren völligen Gang und nichts bleibt zurück. Wenn Euer Exellenz mich doch bald mit einer Antwort erfreuen und mich unterrichten wollen, ob nicht bald auf glücklichere Tage für mein Departement zu rechnen ist.“ Der Bericht, der offenbar zwischen dem Wunsche schwankt, eine vorhandene Missstimmung nicht zu verhelen, aber sie nicht gefährlich erscheuinen zu lassen, ging in französischer Übersetzung ab, doch blieb die ersehnte Antwort aus. Am 12. Juli forderte der Minister den Präfekten zu energischer Unterdrückung etwaiger Unruhen auf, die etwa die Ausführung der neuen Fortsetzung unter der Bevölkerung erregen könnte, in dessen konnte Schulenburg schon am 17. die Versicherung abgeben, daß solche nicht zu befürchten seien. (15) Das Interesse der Regierung an der Volksstimmung ging nur dahin, jede Regung von Unzufriedenheit im Keime zu ersticken. Diesem Bemühen mußte auch die systematische Knebelung der Presse dienen. Die „Magdeburgische Zeitung“ durfte von politischen Artikeln nur solche bringen, die einem unter französischer Zensur stehenden Journal entnommen waren oder der Magdeburger Zensur vorgelegen hatten. Nicht genug damit wurde diese 1811 von der Zivil- der Militärbehörde übertragen. Eine Vorstellung von ihrer Handhabung gibt eine Präfektur-Verordnung von 1808: „Es werden öfters gewagte und hiernächst unrichtige Nachrichten von Naturbegebenheiten als Erdbeben und dergleichen, ferner von Angriffen auf die gesellschaftliche Sicherheit als Meuchelmord, Straßenraub und dergleichen in den öffentlichen Blättern mitgeteilt, wodurch die Ruhe und öffentliche Sicherheit gefährdet werden,“ Solche Mitteilungen sollen ohne ausdrückliche Erlaubnis nicht gebracht werden, widrigenfalls mit dem Verbot der Zeitung gedroht wird. (16) Gegenüber solcher Unterdrückung griff die öffentliche Meinung auf das altertümliche Mittel mündlicher Äußerungen zurück. Im Juli 1808 wurde in Magdeburg ein elfjähriger Knabe, der ein „gegen S. Kaiserliche Majestät ehrenrührigee Lied“ sang, von französischen Militärs auf der Straße festgenommen und auf die Zitadelle gesetzt. Wer denkt dabei nicht an den Tuchmachergesellen, der 1815 auf dem Markt von Magdeburg ein lutherisches Lied sang? Eine scharfe Erinnerung des Präfekten an dem Maire wegen mangelhafter Polizeiaufsicht veranlasste eine Verantwortung der Polizeikommissare. Das – also wohl übliche – absingen von Liedern abends auf der Straße sei längst verboten und Knaben, welche eine Art Gewebe daraus machten, wären mehrmals von Polizeidienern ergriffen und gezüchtigt worden. Sie hüteten sich deshalb vor diesen oder würden von den Umstehenden, die an ihrem Singen Wohlgefallen finden und ihnen Geld geben, gewarnt. Daher konnte der Verhaftete leichter von einem französischen Militär ergriffen werden, von dem er glaubte, daß er sein Lied nicht verstünde. Bei der Nachforschung nach seinen Anstiftern gab es an, das Lied von einer verehelichten Schulzen gelernt zu haben, die ihrerseits wieder zwei auswärtige Dienstmädchen als ihre Quelle angab. So verlief die Untersuchung im Sande. (17) Bei dem kondequent befolgten System, die öffentliche Meinung durch Bevormundung der Presse zu unterdrücken oder zu entstellen, würden wir deren wahre beschaffenheit nur aus privaten Quellen wie Briefen und Tagebüchern erschließen können. Das Vorhandensein einer starken Missstimmung tritt selbst bei dem allgemeinen Druck zutage, aber noch fehlte es an der Entschlossenheit, sie in Taten umzusetzen, noch galten die Worte Napoleons: „Was soll denn zu fürchten sein von einem so maßvollen, so vernünftigen, so kalten, so duldsamen Volke, einem Volke, dem jede Ausschreitung so fern liegt, daß noch niemals einer meiner Soldaten während des Krieges gemordet wurde?2 (18) Noch stärkerer Mittel bedurfte es. Unvermindert dauerte die Last der französischen Besatzung fort. Im Mai 1810 klagt der Maire von Altenweddingen: „Über die militärische Einquartierung hierselbst sind nun bereits 6 Wochen weniger zwei Tage verstoßen und wenn ich erwäge, daß der hiesige Ort, der nahe der Militärstraße gelegen, die Einquartierungslast der ersten beiden Kriegsjahre ausgesetzt gewesen und vor vielen der benachbarten Gemeinden getragen hat, so wünsche ich, daß auch Ew, Hochgeboren dieses bemerken und uns dieserhalb gnädigst von der gegenwärtigen Einquartierung baldigst befreien möchte. Die unablässige Einquartierung der ersten Kriegsjahre, wo die Gemeinde allein durch Anweisung an 25 bis 30 000 Mann logirt hat, hat schon nicht wenig zum Verfall des Wohlstandes hierselbst beigetragen und wenn wir für die jetzige Einquartierung einige Verpflegungsmittel erhalten, so sind sie doch bei weitem unzureichend, indem es gewissermaßen der Wohlstand erfordert, diese Femdlinge so anständig zu behandeln, damit sich zwischen ihnen und der Gemeinde gegenseitige Achtung und Zufriedenheit erhalten, welches Verhalten selbst die hochlöbige Regierung, da se mit der Ehre besteht, wünschenswerth finden wird.“ (10) In Magdeburg war, nach Angaben der Zeitung, am 26. Februar 1810 das 7. Husaren-Regiment eingerückt und in der Neustadt und den nahen Ortschaften einquartiert worden; am 12. April rückte es nach Franken ab, um am 7. Juni zurückzukehren und in Schönebeck Qusrtier zu beziehen. Am 2. März rückten das 7. leichte und das 12. Linien-Infanterie-Regiment in Magdeburg ein; für ersteres, das am 20. Oktober nach Bremen abging, kam das 21. und am 13 November wurden diese beiden durch das 108. und 111. ersetzt. Auch war am 8. März reitende Artillerie auf die benachbarten Dörfer gelegt worden. Welche nicht nur wirtschaftlichen, sondern auch moralischen Druck diese fortdauernde Betastungen bedeutet, davon gibt allein das Kerbholz des 7. Husaren-Regiments während weniger Wochen eine Vorstellung. Am 11. April 1810 war zu Förderstedt nahe Schönebeck ein Fourier mit einem Husaren erschienen, um für 160 Mann Quartier zu machen, ohne eine Anweisung vorlegen zu können. Auf die Weigerung des Maire bedrohte er ihn mit dem Säbel und erwiderte auf dessen Bemerkung, daß er dem König von Westfalen so gut als jener dem Kaiser von Frankreich diene: „Euer Westfälischer König ist soviel wert wie du; den an einem Baum und dich Racker dabei!2 Auf die Ermahnung, sich nicht zu vergessen, hieß es: „Du Flegel bist nichts wert und wenn nur der Rittmeister kommt, der soll dich schon treffen, der soll dich in Kochstücke zerhauen!2 Als der Maire sich zur Ausstellung der Quartierbilletts nach dem Wirtshaus begab, spornte der Fourier auf dem Wege unter beständigem Schimpfen wiederholt sein Pferd, so daß es den Maire gegen Wände und Zäune stieß. Der auf seine Klage von magdeburg hingeschickte Gendarm beantragte bei dem Rittmeister Untersuchung, aber dieser nannte den Maire einen Kujon, den er an des Fouriers Stelle mit dem Säbel gehauen haben würde.. Das spätere Betragen der Husaren entsprach ganz dieser Ankündigung. Am 11 Juli trat ein in Welslseben einquartierter Husar mit einem Wachtmeister in der Stube eines Einwohners und verlangte ein Bund Stroh. Auf seine Bitte um Geduld, da er sein kleines Kind nicht allein lassen wollte, riß ihn der Wachtmeister an den Haaren und schlug ihn mit flacher Klinge, während der Husar ihn mit dem Säbel eine Wunde im rechten Vorderarm versetzte. Die Offiziere, bei denen er sich beklagte, drohten mit Totschießen. Die Klage des Präfekten beim Brigadegeneral führte zu Auseinandersetzungen zwischen dem Magdeburger Medizinalkolleg und dem französischen Regimentsarzt über die Behandlung der Wunde, die eine Lähmung zweier Finger zur Folge hatte. Das Resultat war, daß dem Vertetzten 2 Franken Kurkosten für dem Ortschirurgen und der Betrag eines zweitägigen Arbeitslohn zuerkannt wurden. Der Präfekt erkannte die Geringfügigkeit dieser Entschädigungssaätze an, die durch die Vermögenslosigkeit des Husaren bedingt seien, und stellte den beiden Empfangsberechtigten frei – zu verzichten. Zu einem förmlichen Tumult kam es am 15. Juli in Schönebeck. Husaren hatten sich abends im „Blauen Hecht“ mit Salzwirkern geprügelt und diese gezwungen, sich auf das Terrain der Saline zu flüchten, worauf dessen Pforte durch den Torwärter geschlossen wurde. Alsbald erfolgte unter wüstem Toben ein Bombardement von Steinen und Flaschen unter den Rufen: „Ihr verfluchten Ketzer!“ Nach kurzer Unterbrechung kehrten die Husaren mit Säbeln und Pistolen zurück, um unter den gröbsten Herausforderungen ihren Lärm bis 12 Uhr nachts fortzusetzen. Eine daraufhin von dem Salinendirektor vorgeschlagene Verfügung über die Festsetzung einer Polizeistunde um 10 Uhr für die Wirtshäuser veranlasste den Maire von Schönebeck zu der Erklärung, daß diese Einrichtung längst bestehe, die Exzesse aber vorher vorgefallen seien; die Urheberschaft des Militärs gehe daraus vor, daß mehrere aus Salze und Frohse gekommen, auch Bürger auf der Straße angegriffen worden seien.
Fortsetzung folgt
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Die Gemeinde Westerhüsen beantrage am 25. Juli die Verlegung des dort einquartieren Detachements unter Hinweis auf dessen gesetzwidrigen Ansprüche. Die bei einem Einwohner liegenden Husaren hätte drei Tage lang ein liederliches Frauenzimmer bei sich gehabt, während welcher Zeit Bier und Branntwein nicht ausgehen durften. Einem anderen hätte seine Einquartierung von drei Mann während acht Tagen eine Ausgabe von fünf Talern nur für Branntwein verursacht. In demselben Orte erschien am 8. September ein Husar auf dem Wege von Magdeburg nach Schönebeck. „Nach dem Maire fragen, auf dessen Hof wie unsinnig hinaufstürmen, einen Boten, Bier und Branntwein verlangen, Brutalitäten gegen Land und Leute ausstoßen, wäre ihm noch verzeihlich gewesen. Weil ich (der Maire) befürchtete, daß dieser Trunkenbold zum Nachtheile des Regiments noch größeren Schaden anrichten könnte, verwilligte ich ihm einen Boten; von diesem Fußgänger verlangte nun der Unsinnige, daß jener mit seinem angespornten, schon von Schweiß triefenden Pferde gleich Schritt halten solle, und erfrechte sich sogar, den zurückbleibenden Boten mit der gezogenen Klinge zu misshandeln Auf das Geschrei des Boten eilten aus dem Dorfe mehrere Einwohner und ein Knecht zu Hilfe. Da jetzt der Bote jenen mörderischen Händen zu entkommen gedacht gewesen war, so scheint’s als habe der Husar sich dafür an den Knecht rächen wollen, denn ohne auf die übrigen zu achten sprengte er auf jenen los, verfolgte ihn auf den dicht am Dorfe gelegenen Sandhäger, wohin jener in der Meinung, daß der Husar durch das Wasser, welches den Häger vom Acker trennt, ihm nicht folgen werde, seine Zuflucht genommen hatte, holt ihn mit seinem schnellen Pferds ein und würde ihm unfehlbar den Kopf gespalten haben, wenn sich jener nicht plötzlich auf die Erde geworfen hätte, so daß er nur eine minder gefährliche Wunde am Hinterkopf empfing. Jetzt ritt der Husar nach der Landstraße zurück und suchte das Maß seiner Bosheit hier ganz anzufüllen, indem er auf den dabei liegenden Ackerstücken, mit Kohl und Sommersaat bestellt durch wiederholtes hinüber und herüber reiten soviel Schaden als möglich zu stiften suchte.“ Die Forderung des Präfekten auf Bestrafung mit einem Monat Haft bei Wasser und Brot wurde diesmal seitens der militärischen Oberbehörden entsprochen, für die weitere auf Schadensersatz wegen Saatverwüstung erklärte man keine Fonds zu haben. (11) Daß der Zustand eines militärischen Despotismus auf die Dauer entsittlichend auch auf die Ausübenden einwirkt, ist nach den Vorgängen unverkennbar; die Mißachtung der staatlichen Autorität des Vasallenkönigstum findet unverhohlene Äußerung. Gerade das Jahr 1810 war durch politische Willkürakte Napoleons gekennzeichnet. Durch den Vertrag vom 14. Januar überließ er das Kurfürstentum Hannover an Westfalen, aber unter drückenden finanziellen und militärischen Verpflichtungen: statt der bisher 12 500 Mann französischer Truppen sollten fortan 18 500 unterhalten werden. Der Zweifelhafte Gewinn Jeromes sollte noch mehr geschmälert werden: wie schon im Juli das Königreich Holland wurde im Dezember das Großherzogtum Berg, Fürstentum Oldenburg, Hamburg, Bremen, Lübeck und das ganze nördliche Hannover dem Kaiserreich einverleibt. Wenn der Gebieter so nach harter Willkür mit Land und Leuten schaltet, woher sollte seinen Untergebenen die Achtung vor dem Bestehenden kommen? Ihr Auftreten läßt überall, auch in Freundesland, nur das brutale Herrenbewusstsein erkennen; neben Handlungen läppischen Übermuts wächst bedrohlich die Neigung zum Mißbrauch der Waffe. Nachdem die Gemeinde Rothensee bei Magdeburg schon im September 1810 über die Felddieberei französischer Soldaten Klage geführt hatte, die dabei zu 10 – 15 Mann erschienen und die Eigentümer bedrohten, erging am 11. Oktober eine erneute Klage des Maire. Wiederholt waren Soldaten in großer Anzahl in die Obstgärten gestiegen und hatten nicht nur die Bäume beraubt, sondern auch gewöhnlich noch mit ihren Degen dieselben zerhauen und Zacken heruntergerissen. Den Eigentümern blieb daher nichts übrig als sie mit Gewalt zu vertreiben, in der Nacht zum 10. aber war die jetzt angedrohte Nachtwache von 8 bewaffneten Soldaten überall und verjagt, und in der letzten Nacht der Bauer Kersten, in dessen Garten ein Haufe von 20 – 30 Mann eingestiegen war, in den Unterleib gestochen worden. Am 19. wurde der Sohn des Maire, als er einer Frau, in deren Garten Soldaten eingedrungen waren, zu Hilfe kommen wollte, durch einen Säbelhieb im rechten Unterarm verletzt. Noch am 8. November sah sich der Präfekt genötigt, bei dem Oberst des 12. Regiments, dem die Täter angehörten, mit Rücksicht auf den bevorstehenden Abmarsch um die Kurkosten zu mahnen. Diese wurden auch mit 25 Taler für beide Verwundete bezahlt, von einer weiteren Genugtuung verlautet nichts. Bei einem Gastwirt in der Neustadt Magdeburg erschien am Abend des 15. Oktober ein Husar mit seinem Pferde in der Gaststube. Auf des Wirts Verweis zerrten er nebst vier Kameraden diesen auf den Hof und prügelten ihn; ein unbeteiligter Gast erhielt einen scharfen Hieb in die Backe. Auf die erhobene Beschwerde versprach der Oberst den Täter mit vier Wochen Festung zu bestrafen und die Kurkosten zu zahlen; über die Ausführung schweigen die Akten. Ebenfalls in der Neustadt ereignete sich am 17. November der folgende Vorfall. Der Schmied des dort liegenden Artillerietrains kam abends 9 Uhr zu dem Sattler des Regiments, in dessen Quartier er schon öfters übernachtet hatte. Als der Wirt ihn fortwies, erhielt er Ohrfeigen und auf seine Weigerung den Soldaten in sein Quartier zu bringen, einen Säbelhieb in den Arm. Mangels Zeugen weigerte sich das Brigade-Kommando, den Täter vor ein Kriegsgericht zu stellen, und er wurde nur wegen seines eigenmächtigen Eindringens mit zwei Monaten Arrest bestraft. Der Präfekt nahm daraus Anlaß, die Einwohner vor jeder Selbsthilfe zu warnen, vielmehr sollten sie französisches Militär durch die nächste Wache arretieren lassen. Es dürfte bei Gewalttätigkeiten dann wohl meist zu spät gewesen sein. Nur zu begreiflich, wenn unter solchen Umständen Einquartierung als ein Unheil betrachtet wurde, vor dem jeder bewahrt zu bleiben wünschte, so daß der Maire sich genötigt sah, am 21. Dezember 1910 die Vorschrift wieder in Erinnerung zu bringen, wonach jeder Hauseigentümer den Abgang seiner Einquartierung binnen 24 Stunden dem Einquartierungsbureau anzeigen mußte. Im Unterlassungsfalle sollte angenommen werden, daß er die zugeteilte Einquartierung nicht gehabt habe, und er wurde um so eher mit neuer belegt. Die Notwendigkeit dazu ergab sich oft genug. Waren doch im März 1810 in der Stadt einquartiert 6723 Mann und über 700 Offiziere verschiedener Grade, abgesehen von 6538 in Kasernements untergebracht. Fielen die Offiziere weniger durch Roheit lästig, so waren doch ihre Ansprüche oft maßlos. Der bei dem Holzhändler Siegfried zwei Tage einquartierte General Dessailly hatte seinen Adjutanten, Gemahlin nebst Tochter und 10 Domestiken bei sich, für die Betten und Mobiliar für 99 Taler angeschafft werden mussten. Am 20. August wurde der Oberstleutnant des 7. Infanterie-Regiments bei dem Hofrat von Köpke eingelegt. Mit Frau, Kind, einem weiblichen und drei männlichen Domestiken nahm er 8 Zimmer und zum Waschen der Kinderwäsche, wobei das Feuer den ganzen Tag nicht ausgehen durfte und oft an drei Stellen unterhalten wurde. Ein eingeräumtes Bürgerhaus wurde zu 10 Mann abgeschätzt, mit denen es natürlich nur nach Bedarf belegt wurde. (19) Lächerlich genug erscheint bei solcher Lage die bombastische offiziöse Schilderung von Jeromes Geburtstag (15, November), welche die „Magdeburgische Zeitung“ gleich anderen Kundgebungen der Gewalthaber bringen mußte: „Kannonendonner und Glockenbelüute verkündeten am frühen Morgen den Anfang des für ganz Westfphalen so erfreulichen Tages. – Indem (im Dome) das Dankgebet der treuen Westphälischen Unterthanen für eine sanfte und wohlthätige Regierung und die hei0esten Segenswünsche für den geliebten Monarchen zum Himmel emporstiegen, bezeichnete die Gnade Sr. Majestät das Fest Ihrer Geburt mit neuen Wohlthaten. Zwei Brautpaare, die auf Kosten des Königs ausgestattet wurden, empfingen während der Feierlichkeit den priesterlichen Segen. – Abends wurde von dem Herrn Präfekten ein glänzender Ball gegeben, zu welchem die öffentlichen Autoritäten und viele angesehene Personen eingeladen waren. Die allgemeine Fröhlichkeit, welche in der ganzen hell erleuchteten Stadt sich zeigte und im Schauspiele durch die Aufführung eines passenden Stückes erhöhet wurde, verkündigte laut die Feier eines wahren Nationalfestes.“
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Wenn sich die ständige Einquartierung in der einzigen Festung des Königreichs, Magdeburg, und dessen nächster Umgebung zusammendrängte, litt das platte Land nach wie vor unter der rasch wechselnden Truppenbelegung. In Niederdodeleben erschien, wie der Maire berichtet, am 13. November eine tags zuvor angekündigte Abteilung von 40 Trainsoldaten nebst Pferden: „Schon ihr Einzug war dem eines feindlichen Heeres ähnlich, indem sie 6 Morgen Saat beinahe in Grund und Boden ritten, sodaß man kaum eine Bestellung daran, wahrnimmt. Fast täglich laufen Beschwerden bei mir ein, welche besonders darin bestehen, daß ihnen das Logement, noch öfter aber das Essen nicht gut genug ist und daß sie sich deßwegen allerlei Ungezogenheiten erlauben, welche die Wirte gar nicht verdienen.“ Am 28. November berichten die Maires von Barendorf und Stemmern über die beiden in der Nacht vorher dort gelegenen Kompagnien des 48. französischen Linien-Infanterieregiments: „Ob wir gleich alles zur Bewirtung dieser Leute anschafften, was nur in unseren Kräften stand, so ist man doch fast in keinem Hause damit zufrieden gewesen, sondern die Mehresten haben das Essen verwünscht, herumgeworfen und alsdann mit Gewalt leckerhafte Speisen verlangt, bei deren Verweigerung die Wirthe geprügelt und gemißhandelt worden sind. Den Herrn Gendarm Bercht aus Magdeburg zu erstechen war ihm schon geschworen, sobald er zum zweiten Male in die Wohnung des Kossaten Frenzel zu Stemmern wieder kommen würde. Da aber dieser Frenzel die Misshandlungen von seinen einquartirten drei Mann nicht mehr ertragen konnte, so wurde der Gendarm Bercht durch einen Boten dahin gerufen. Er begab sich nun in Begleitung meines des Maires nach Frenzels Wohnung, wo wir drei Mann Franzosen trafen, welche das ihnen zum Eßen gegebene Fleisch in der Stube herum geworfen hatten und nun verlangten, daß die Wirthsleute ihnen Hühner braten sollten. Der Gendarm verbot diesen Wirthsleuten Hühner zu braten, untersuchte das herumgeworfene Fleisch und fand solches gut. Als er diese Franzosen nun zur Ruhe verwies, ergriffen dieselben augenblicklich die schon parat gesetzten Gewehre, worauf sie schon die Bajonette gesteckt und fuhren so auf ihn und mich dem Maire zu. Der Gendarm parirte aber den Stoß ab und es gelang ihm sowohl als mir durch Herbeikommen mehrere Einwohner diese drei Soldaten zur Ruhe zu bringen. Der Gendarm entwaffnete nun diese drei Mann, arrerirte solche und brachte sie zum Capitain ihrer Kompagnie, erzählte ihm den Vorgang und trug auf die gefängliche Verwahrung dieser Leute an, allein onzwar der Herr Capitain versprach, diese Leute mit sechswöchigem Arrest zu bestrafen, so lies er sie doch auf freien Fuß und brachte sie selbst nach ihrem Quartiere zurück.“ Zum Schlusse ist die bezeichnende Bemerkung hinzugefügt: „Ich der Maire zu Stemmern wurde durch Gewalt gezwungen, dem Herrn Capitain ein gutes Attest einzuhändigen.“ Es sind fast die gleichen Worte, mit denen um die Wende des sechszehnten Jahrhunderts der angesehene Militärschriftsteller Johann Jacobi von Wallhausen, der Stadt Danzig Obristwachtmeister, den Verfall der Kriegszucht beklagt: „Wenn ein Potentat ein Kriegsheer gedenkt zu werben, so werden ihm seine eigenen Unterthanen, ehe die Kriegsleute einen Fuß in des Feindes Land setzen, verderbt und ausgesogen. Da tribulirt man den armen Unterthanen, der muß auftragen den besten Trunk und das beste Essen; schmeckt’s ihm nicht, so es auf den Tisch kommt, da wird die Speise dem armen Mann an Hals geworfen, da wischt man mit dem Degen heraus, jagt alles zur Thür hinaus, man soll bessers schaffen, da wirt bisweilen ärger gehauset als sie in des Feindes Land zu thun pflegen, da schindet man, da schabt man, da muß der arme Mann wo nicht alles doch das Meiste seiner Mittel versetzen und verkaufen; der eine muß Essen und Trinken verschaffen, der andere muß den Beutel staffieren.“ Welche Stimmung durch solche Erfahrungen in der Bevölkerung erweckt wurde, ist leicht zu ermessen. Die Gemeinde Klein - Ottersleben schließt ihre Klage vom 13. November über das Auftreten von fünfzig Grenadieren vom 21. Regiment: „Erhalten wir nicht Satisfaction und Schutz für die Zukunft, so müssten wir notgedrungen die Sturmglocke läuten laßen und uns gegen solche Angriffe schützen, es kostet entweder unser oder der Franzosen ihr Leben.“ Der oben erwähnte Abzug des 12. und 21. französischen Infanterie-Regiments von Magdeburg muß in der Tat an die schlimmsten Zeiten des früheren Söldnertums erinnert haben. Über denselben führte am 15. November, „dem Tage des Königs“, wie sie anzüglich genug datiert, die Gemeinde Altenweddingen ebenfalls Beschwerde: „Das furchtbare Gerücht der jetzt in umliegender gegend marschierenden Truppen hatte die hiesigen Einwohner bei Ankündigung der Einquartirung am 10. und 13. November so in Schrecken gesetzt, daß sie sich, um keine Mißhandlungen zu erfahren, aufs vollständige mit Fleisch, Bier und Branntewein versorgten Diesem Umstande ist es zuzuschreiben, daß zwar weniger Mißhandlungen an Einwohner verübt sind, aber man hat auch diese Mißhandlungen gurchaus nur mit Fleisch, Bier Branntewein und einer die Glaubwürdigkeit übersteigender Menge Eßereien abzulösen sich genötigt gesehen: ein andrer Schutzgeist war in diesen Tagen für uns nicht vorhanden. Im Hause des Gottfried Wallstab, wo am 10. November 13 Mann logirten, waren, um diese bei guter Laune zu erhalten, erforderlich und wurden wirklich von ihnen ohne Suppe und mancherlei andre Eßereien zu rechnen in einem Tage auf verschiedene Art zubereiten aufgezehrt: 12 Pfd. Rindfleisch, 30 Pfd. Hammelfleisch, 4 Pfd. Wurst, 2 Pfd. Butter, 2 Käse, 30 Maß Bier, 5 Maß Branntewein; das sechste stark requirte Maß Branntewein zu erhalten wurden sie am Morgen durch die vorstoßene Zeit gestört. Bei allen erhalten die Trupp’s auch unter solchen unwürdigen Umständen Zeugniße des Wohlverhaltens in den Dorfgemeinden, wodurch ihr wahres Verhalten nur schwer zur Kenntniß der hohen Regierung gelangt; wir aber erdulden unter diesem Deckmantel die empörendsten Ungerechtigkeiten in unserem Eigentum, ohne dabei etwas weiteres als ein leidendes Verhalten annehmen zu können.
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Wir sind unserem König und der Constitution in dem Jahre 1809 bei allen verführerischen Vorspiegelungen nicht aus Furcht, sondern aus Grundsätzen treu geblieben, indem wir die Vorzüge unserer humanen Gesetze von andern, die es weniger sind, zu unterscheiden wussten. Uns kann also bei gegenwärtiger Beschwerde nicht der Vorwurf unruhiger Bürger treffen. Das gesetz wird unsere Kühnheit mit dem Gefühl gemißhandelter Unterthanen entschuldigen, von denen es durch die Schwäche der Ortsbeamten, die aus Furcht ein solches Betragen des Militärs in ihren Attesten gut heißen, auf eine lange Zeit lang gänzlich gewichen war. Auf jeden Wunsch der Bestrafung des man von uns angeklagten Militärs leisten wir Verzicht, nur um diesen schrecklichen Unwesen für die Zukunft zu entgehen, daß ist der Zweck dieses Schreibens.“ (11) Das unverändert sich gleich bleibende Auftreten des französischen Militärs gibt der Vermutung Raum, daß die Soldaten auf die Nachsicht ihrer Vorgesetzten rechneten, wie es ja auch mehrfach unverhohlen zutage tritt. Verfuhren doch die oberen Kommandostellen nicht anders gegenüber den westfälischen Zivilbehörden, denen sie im Vertrauen auf des Kaisers Rückhalt Anweisungen zu geben sich anmaßten. Selbst der leichtfertige Jerome empfand bitter die Beeinträchtigung seiner Würde durch eine Behandlung, „als wäre er der König von Preußen oder der Herzog von Mecklenburg“. Indessen erntete er auf alle Klagen von dem kaiserlichen Bruder nur schroffe Zurechtweisungen wegen seiner Verschwendung und derb schlechten Verpflegung der französischen Truppen. Besonders kränkend war das Auftreten des Marschalls Davout Prinzen von Eckmühl, der als „Befehlshaber der Armee von Deutschland“ sich unablässig Eingriffe in die Herrscherrechte des Königs von Westfalen erlaubte und in Magdeburg geradezu erklärte, dessen Untertanen besonders aufs Korn zu nehmen, um ihnen den Wunsch nach Vereinigung mit Frankreich recht rege zu machen. (20) Eine von ihm am 23. März aus Hamburg erlassene Bekanntmachung erschien in der „Magdeburgischen Zeitung“ vom 6. April; danach sollten in Erneuerung eines früheren befehls binnen 5 Tagen Waffenschmieden und Gewehrhändler ein Verzeichnis aller Kriegsgewehre in ihrem Besitz einreichen und Listen über die verkauften führen; nicht verzeichnete sollten mit Beschlag belegt werden. Auch der Präfekt Graf Schulenburg wurde ein Opfer der Verhältnisse. Die von Napoleon zur Schädigung des englischen Handels verhängten Kontinentalsperre hatte ein fortgesetztes Spüren nach englischen Waren zur Folge, die nach ihrer Auffindung vernichtet wurden, ein Verfahren, das vor allem auch Magdeburgs Handel zu ruinieren drohte. Der Präfekt, der den kaiserlichen Beamten nicht willig genug hierzu die hand bot, wurde 1811 suspendiert. Seine im folgenden Jahre erfolgte Berufung in den Staatsrat nach Kassel konnte nur eine spärliche Genugtuung sein. (21) Im Jahre 1811 stand Napoleon auf dem Gipfel seiner Macht. Das westliche Europa lag mit Ausnahme Englands zu seinen Füßen, und der Ehebund, den er mit dem Wunsche nach Legitimierung seiner Macht mit der habsburgischen Kaisertochter geschlossen hatte, schenkte ihm den ersehnten Erben. Die Taufe des Königs von Rom am 10. Juni wurde auch in Magdeburg durch einTedeum in der Heiliggeistkirche und eine Illumination feierlich begangen. Aber die Notwendigkeit, die gewonnene Gewaltherrschaft durch immer neue Erfolge zu sichern, trieb den Eroberer unaufhaltsam weiter – nach Osten sollten die nie besiegten Adler ihren Flug antreten. Längst war die Freundschaft mit Russland, die auf Preußens Kosten zu Tilsit begründete, erkaltet, mit der Einverleibung der Nordseeküsten 1810 streckte das fränkische Weltreich seine Fangarme nach der Ostsee, der Interessensphäre Rußlands. Sobald ihm der Entschluß des Krieges feststand, traf der Sieggewohnte mit unübertroffener Umsicht seine Vorbereitungen, 1811 begannen die Verschiebungen der Truppen nach dem Osten. In den preußischen Festungen, die in französischen Händen waren, wurden die Garnisonen mehr und mehr verstärkt und ungeheure Mengen von Kriegsmaterial angesammelt. Eine Periode angstvoller Spannung mußte diese Zeit für Preußen werden, dessen Territorium für die französischen Heere das Aufmarschterrain bilden mußten. Und war nicht zu befürchten, daß Napoleon diese Gelegenheit benutzte, das ihm verhasste Staatswesen völlig zu vernichten? Neutralität war unmöglich, die Frage war nur, an welchen der beiden Gegner Preußen sich anschließen sollte. Seine natürliche Neigung zog Friedrich Wilhelm III. auf die Seite Rußlands, aber seinen dringenden Anträgen gegenüber hatte Zar Alexander nur kühle Zurückhaltung. In so bedrohlicher Lage, wo die Existenz des Staates auf dem Spiel stand, flammte in den preußischen Patrioten von neuem der Gedanke auf, in einem Volksaufstand Rettung zu suchen. Es war ein Plan voll beispielloser Kühnheit, eines Scharnhorst und Gneisenau würdig. Durch Einberufung der Krümper sammelte man in unauffälliger Weise Streitkräfte, die Befehlshaber in den Provinzen wurden mit außerordentlichen Vollmachten versehen, vor allem York. Aber des Königs nüchterner Sinn konnte sich nicht zu Äußersten entschließen und wohl mit Recht, Mißtrauisch beobachtet mußte das rings von Frankreichs Macht umklammerte Preußen gewärtig sein, bei der ersten Regung erdrückt zu werden. In der Tat beantwortete Napoleon die Kunde von den preußischen Rüstungen alsbald mit Drohungen, die Friedrich Wilhelm nur durch Vornahme der geforderten Abrüstung beschwichtigen konnte. Die „Magdeburgische Zeitung“ bringt darüber am 1. Oktober die aus Berlin vom 26. September datierte beschönigte Nachricht: „Vermehrte Hoffnungen zur erhaltung des Friedens auf dem festen Lande und die Versicherungen, welche der König über die freundschaftlichen Gesinnungen der benachbarten Mächte gegen Preußen erhalten hat, haben S. Majestät bewogen, die Rüstungen und Arbeiten an den Festungen einzustellen, welche die Umstände aus Vorsicht nötig zu machen schienen.“ Ebenso vielsagend ist eine am 22. Oktober veröffentlichte Berliner Korrespondenz vom 15. in der harmlosen Form: „Vorgestern traf der Kgl. General von der Kavallerie und Generalgouverneur von Pommern, Herr von Blücher, von Stargardt hier ein. Der Generalleutnant und Brigadegeneral Graf von Tauenzien ist nach Pommern abgegangen.“ Blücher, der die Kriegsvorbereitungen mit besonderem Eifer betrieben hatte, mußte damals zur Verantwortung gezogen werden; seine Enthebung vom Kommando war mit der Preis, um den das Weiterbestehen des Friedens erkauft wurde. Rußlands Unverlässlichkeit ließ Preußen nur die Wahl des Anschlusses an Frankreich, der nach langen Verhandlungen am 24. Februar 1812 in der demütigendsten Form gewährt wurde. Das unglückliche Land mußte zu dem bevorstehenden Riesenkampfe zwanzigtausend Mann stellen und die durchmarschierende Armee erhalten: die zugestandene Anrechnung auf die rückständige Kontribution fand nie statt. Auch im Königreich Westfalen machten sich die Kriegsvorbereitungen mit drückender Schwere bemerkbar. Wurde doch Jerome auf seinen dringenden Wunsch zum Führer des rechten Flügels der großen Armee bestimmt, dem die westfälischen Truppen als 8. Armeekorps angehörten. Im Frühjahr 1811 bereits hatte Marschall Davout die kriegsmäßige Verproviantierung der Festung Magdeburg verlangt. Gegen Ende des Jahres begannen von Westen her die gewaltigen Heersäulen sich vorwärts zu wälzen, es nahten die endlosen Züge der Artillerie- und Munitionskolonnen, welche das letzte Pferd des armen Kossäthen zum Vorspann beanspruchten. Schon am 11. Januar 1812 schrieb Jerome ganz verzweifelt an den Kaiser: „Es sind jetzt 20 832 Mann französische Truppen und 11 127 Pferde in Westfalen. Die Kosten dafür betragen, den Unterhalt und den Sold der vertragsmäßig dem Lande zur Last fallenden 12 500 Mann ungerechnet, monatlich 782 392 Francs. Der öffentliche Schatz ist beim besten Willen außer Stande, für die nächsten Monate diese Summe aufzubringen; die französischen Truppen müssen also auf eigene Hand ihren Unterhalt suchen, da Kontributionen nicht mehr eingetrieben werden können.“ Umsonst, die Klage des verbündeten Westfalen fanden so wenig Gehör wie die des unterworfenen Preußens; ein beantragter Zuschuß von 400 000 Francs zum Truppenunterhalt wurde abgeschlagen. (22)
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Für die immer dichter sich drängenden Massen Qurtier und Unterhalt zu schaffen wurde den ausgesogenen Ortschaften immer schwerer. Ein Beispiel nur für die bedrückenden Verhältnisse, die sich daraus ergaben. Eine Veröffentlichung der Mairie vom 4. September in der „Magdeburgischen Zeitung“ vom 7. lautet: „Jeder Hausbesitzer ist verpflichtet, ein passendes Local für dseine Einquartierung zu halten. Das Abaschläge auf den Böden unter den Ziegeln werde zum Aufenthalt für die Einquartierung, noch zum Schlafen angenommen werden können, ist schon öfters bekannt gemacht und wird von den Militärbehörden jetzt nachdrücklich gerügt. Wenn aber manche hiesige Hausbesitzer dieser alten Vorschrift ungeachtet alle Stuben und Gelasse ihres Hauses vermieten und für die Einquartierung weiter nicht übrig halten, haben als einen Verschlag auf dem Boden unter den Dachziegeln, so haben sich die nachtheiligen Folgen, die aus solchen gesetzwidrigen Vermietung für sie entspringen, selbst zuzuschreiben. Ich muß nämlich darauf halten, daß das Militär überall Stuben angewiesen erhält; hat der Wirt sie alle vermietet, so muß et einen derMieter zur Einräumung einer Stube zu bewegen suchen und wenn er dies nicht kann, so muß er die Einquartierung in seine eigene Stube aufnehmen. Erst wenn es sich findet, daß die Wohnstube des Wirths für die Einquartierung nicht passend ist, dann wird einer der Mieter gezwungwn, seine Stube einzuräumen und er kann sich dann bloß von dem Vermieter entschädigen lassen. Dies sind Grundsätze, von denen ich nicht abgehen kann, ich mache dies bekannt und bitte mich mit allen unnöthigen beschwerden darüber zu verschonen; ich werde, besonders veranlaßt durch die jetzige Stärke der Garnison, mit Nachdruck darauf halten, daß sie befolgt werden.“ Wegen häufiger Klagen über die schlechten Offiziersquartiere wurde die Bekanntmachung am 17. September wiederholt. In einer großen Stadt mit Mietshäusern mochte man nach solchen Grundsätzen verfahren können, anders in den dürftigen Kleinstädten und Dörfern. Am 23. November berichtet der Maire von der Neustadt-Magdeburg dem Präfekten: „Nach einer mir zugestellten Übersicht soll am 27. das vierte Bataillon des 7. französischen Infanterieregiments hier einquartirt werden und zwar 809 Mann 24 Domestiken 11 Pferde. Einige hundert Mann liegen bereits hier, sodaß alsdann über 1000 Mann hier zu liegen kommen. Wie ich diese sämtliche Mannschaften hier unterbringen werde, sehe ich um so weniger ein, da die hiesige Bürgerschaft schon so sehr durch Einquartirung mitgenommen ist, daß viele Einwohner gänzlich verarmt sind und nicht mehr belegt werden können, und die Soldaten jetzt sogar geheizte Zimmer zum Schlafen oder doch wenigstens ordentliche Kammern verlangen, welches Ansinnen jedoch nicjht zu realisieren ist, da die meisten Häuser nur zur Nahrung, aber nicht zum wohnen eingerichtet und daher die Schlafgelasse meistens uf dem Boden unter dem Dache sind.“ Schulenburg ersucht darauf den Divisionsgeneral Gudin, durch Auseinanderlegung der Truppen der Stadt Magdeburg sowohl als den nahe belegenen Kommunen einige Erleichterung zu gewähren; doch erklärte der General, nichts tun zu können, da die Befehle des Kaisers wegen Zusammenziehung der Division in und um Magdeburg zu bestimmt wären. Besondere Not verursachte immer die Unterbringung der Kavallerie, da die vorhandenen Stallungen nicht auszureichen pflegten und das Vieh gezwungen wurde, auch die Nächte, selbst bei schlechter Jahreszeit, im Freien zuzubringen. Mit dem Beginn des folgenden Jahres häufen sich die mitleiderweckenden Klagen der kleinen Ortschaften über die unerträgliche Last. Der Maire zu Wolmirstedt bezeichnet es am 9. Februar als unmöglich, die angekündigten 600 Mann unterzubringen. Ein Sechstel der Häuser, etwa 50, könne wegen bitterster Armut überhaupt nicht belegt werden, weitere 100 nur mit einem Mann, weil sie teils den Raum nicht haben, teils kaum das benötigte Lager Stroh beschaffen können, welches für Geld nicht mehr zu haben ist, die übrigen 150 Häuser müßten also 500 Mann übernehmen. Ebenso drückend war die Sorge um die Verpflegung. Anläßlich des Einrückens der Division Dessarr in Kantonements-Quartiere kündigte die Präfektur am 19. März 1811 den Mairien von Magdeburg, Wolmirstedt, Schönebeck, Wanzleben und 10 Dorfschaften für den folgenden Tag die für jede bestimmte Einquartierung an, im ganzen 5 Kompagnien des 2. Chasseur-Regiments mit 14 Offizieren, 270 Mann, 318 Pferden, nebst dem Stab von 8 Offizieren, 60 Mann, 80 Pferden und der Elitekompagnie mit 4 Offizieren, 75 Mann, 110 Pferden; ferner 3 Kompagnien des 7. Husaren-Regiments mit 9 Offizieren, 216 Mann, 228 Pferden. Es ergab sich daraus die Notwendigkeit, bisher dort stationierte Truppen zu verlegen: das 3. Bataillon des Artillerie-Trains, die Artillerie-Kompagnien des 48., 108., 119. Linien-Regiments, die 5. Kompagnien des 3. reitenden Artillerie-Regiments. Für kantonnierte Truppen war zwar Verpflegung aus den Magazinen – hier Magdeburg und Schönebeck – vorgesehen, die sog. vivres, und es waren dann von den Quartierwirten nur 8 Lot Gemüse, 1 Lot Salz, ¾ Maß Bier zu liefern, wozu bei Ausfall der Magazinverpflegung noch 1 ½ Pfund Brot und 20 Lot Fleisch kamen. Indessen oft war das Fleisch aus den magazinen so mangelhaft, daß es nicht genügte; der Zwang, die Vivres mit Gespann aus den oft entlegenen Magazinen zu hollen, war für die gemeinden drückend genug und endlich – wie oft wird sich der Soldat mit den Vorgeschriebenen begnügt haben! Klagte doch 1818 Schönebeck über bisherige Unkosten von fast 30 000 Talern bei 432 Bürgerhäusern. (23) Eine dauernde Kalanität bedeuteten vor allem für die Landwirtschaft die Vorspann-Forderungen. Ein Beispiel von den dadurch hervorgerufenen Verlegenheiten gibt der Anfang Mai 1811 von Marschasll Davout erlassene Befehl zur Stellung von 90 Wagen zu Munitionstransporten. Der Präfekt sah keinen anderen Ausweg als den Ämtern und ehemaligen Domänen die die Gestellung der Wagen aufzutragen, die dann nach Taren bezahlt werden sollten.
Fortsetzung folgt
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Da sie ungewöhnlich stark sein mußten (25 Zentner Tragkraft) und infolge der natürlichen Ansprüche der landwirtschaftlichen Betriebe hatte die Beschaffung die größte Schwierigkeit, so das sich der Präfekt genötigt sah, mit Exekutionskommandos zu drohen. Um diese Maßregel zu vermeiden, mußte ein Beamter der Präfektur in Begleitung eines französischen Artillerie-Offiziers das Aussuchen geeigneter Wagen übernehmen. Der Taxpreis betrug 25-35 Taler. Am 8. Januar 1812 wurde in Egeln die Spitze des großen Artillerieparks von Wesel her angekündigt, dessen Durchzug vier Wochen dauern sollte, wozu die Kommunen Vorspann zu stellen hatten. Auf der Militärstraße von Magdeburg nach Hamburg fanden seit dem 16 Januar ununterbrochen Kugeltransporte statt, wozu alle zwei Tage 60 zweispännige Wagen zu stellen waren. Da die Kommunen der Distrikte Magdeburg und Neuhaldensleben auch an dem genannten Artillerietransport beteiligt waren, hatten sie vom 1. Januar bis 7. Februar bereits nicht weniger als 5536 Pferde gestellt. Daher richtete an diesem Tage der Präfekt an das Ministerium zu Kassel die Bitte, auch den Distrikt Stendal heranziehen zu dürfen. (24) Als ein besonderes Unglück wurde es mit Recht empfunden, wenn ein Ort an der Militärstraße lag, wie sich Frankreich solche sogar durch Preußen vorbehalten hatte als sicheres Mittel beständiger Kontrolle und Erpressung. Von den das Königreich Westfalen durchziehenden kamen für das Elbdepartement vornehmlich in Betracht die von Westen her über Braunschweig, Halberstadt, Egeln auf Magdeburg und die von hier über Neuhaldensleben, Gardelegen, Salzwedel, Ülzen, Lüneburg nach Hamburg. Immer wieder bitten die an solchen Straßen gelegenen Gemeinden wegen der dauernden Belastung um Verlegung, während natürlich die Militärverwaltung an der für sie vorteilhaftesten Route festhielt. Egeln hatte durch die französische Invasion im Herbst 1806 einen Schaden von 22 063 Talern erlitten; seit der Erklärung zum Etappenort im Januar 1807 waren bis zum Frühjahr 1808 fast 57 000 Mann durchpassiert. Die bewilligte Geldvergütung von 4 Groschen pro Mann, 6 für den Unteroffizier, 12 für den Leutnant, 16 für den Kapitain, 1 Taler für den Major waren nur bis November gezahlt worden, ebenso von den Kosten für den Unterhalt des Hauptquartiers im Betrage von 12 395 Talern nur 3050 Taler vergütet. Auf die Mahnung vom 31. März 1808 bedauerte der Präfekt nur den Restbestand der Sublevationskasse von 391 Talern anweisen zu können. Trotzdem sahen wir den Ort als Etappe erscheinen und noch 1812 bildete die Strecke Braunschweig – Egeln – Magdeburg einen Teil der vom Kriegsmimisteriumaufgestellten Route de la grande armee de Mayence a Posen passant par Magdeburg, Berlin, Custrin et Posen se dirigeant ensuite d’und cote sur Varsovie, de l’autre sur Thorn et du 3. cote sur Danzig. (25) Um diese ununterbrochenen heranwogenden Massen blieben sich gleich in ihren erbarmungslosen Forderungen, ja das drückende Gefühl, vor der Pforte eines düstern Schicksals zu stehen, steigerte noch den frechen Hochmut, die sinnlose Genusssucht. In Schönebeck kam am 30. Dezember 1810 der Chirug des oben genügend charakteresierten Husarenregiments in die Apotheke, wo er durch seine Tätigkeit bekannt war, ging ohne weiteres in die Küche und mißhandelte das Dienstmädchen mit Faustschlägen und Fußtritten, ohne dem Dienstherrn einen Grund anzugeben. In seiner Anzeige bemerkt dieser bezeichnend: „Ich getraute mir nicht Gewalt mit Gewalt zu vertreiben, da die Herrn sich in einem eroberten Lande zu befinden glauben, wo sie nach Gutdünken handeln können.“ Dabei wurde aber die offiziöse Schönfärberei fortgesetzt. Am 6. Juli erschien in der „Magdeburgischen Zeitung“ eine Anzeige vom 3. aus Schönebeck unterzeichnet: Die Einwohner der hiesigen Stadt, worin dem abgerückten Bergischen Infanterieregiment der Dank für seine Humanität und Disziplin ausgesprochen wird. Die Möglichkeit, hierin eine Kritik zu finden, hat wohl die französische Militärbehörden verdrossen; schon am 17. folgte eine Erklärung, unterzeichnet: die hiesige Bürgerschaft, welche jene erste als Idee einzelner Individuen bezeichnet und bekundet, „daß die vorher allhier in Cantonirung gestandenen Kaiserlich Französischen Truppen nicht ein minderes Lob verdienen.“ Derartige Versicherungen werden durch tatsächliche Vorgänge merkwürdig genug illustriert. Ein Neustädter Bürger, der am 25. Februar die Straße Neuer Weg im Zentrum Magdeburgs passierte, erhielt von einem französischen Grenadier einen Fußtritt und darauf einen Hieb mit dem Degen in die zum Schutze vorgehaltene rechte Hand. Die Hoffnung auf Ermittlung des Täters wird am 5. April als aufgegeben bezeichnet, da am folgenden Tage das 111. Regiment, zu dem er gehörte, ausrücken sollte. Am 2. April fuhr ein Mann der bei Heinrichsberg abwärts Magdeburg stationierten Elbwache zum Vergnügen in einem Kahn des dortigen Fährmanns. Dieser, der Fremde überholen mußte, forderte den Soldaten zum verlassen des Kahnes auf und wurde darauf durch einen Bajonettstich schwer verletzt. Ob der Antrag des Präfekten auf Bestrafung Erfolg hatte, ist nicht ersichtlich. Am 7. April meldete der Kanton-Maire von Alvensleben zu Erxleben: „Gestern Mittag rückte hier ein Ordenance-Piquet von 5 Mann vom 3. französischen Kürassier-Regiment ein. Kaum waren sie angekommen, so gingen die Exzesse los, sie waren mit nichts zufrieden, schlugen die die Möbels und Fenster entzwei, mißhandelten die Menschen, besonders Frauensleute,und so haben sich gränzenlose Schandthaten schon in der kurzen Zeit, daß sie hier sind, erlaubt. Die Gemeinde hat alles gethan, sie zu beruhigen, allein es ist vergebens und muß ich um schleunige Hülfe ersuchen und womöglich um Ablösung dieses Kommandos, damit wir von ferneren Mißhandlungen und möglichem Unglück gesichert werden.“ Über wiederholte Kränkungen seiner Kantoneingesessenen durch stationierte wie durch passierende Truppen, deren Anzeigen erfolglos blieben, beschwert sich am 1. November der Friedensrichter zu Eichenbarleben unter Anführung eines Einzelfalles. „Bei der heutigen Durchreise Sr. Durchlaucht des Herrn Prinzen von Eckmühl Herzogs von Auerstedt reitet ein Soldat vom Train, welcher einen Wagen des Gefolgs Sr. Durchlaucht vommandirt, vor die hiesige Schmiede, ruft den Schmied, der unangezogen im Hause ist, heraus und verlangt zum Maire gebracht zu werden, wozu dieser auch bereit ist und nur den Hut holen und das Schurzfell abnehmen will. Kaum ist dieser in der Thür, so führt der Soldat einen Hieb mit dem Säbel nach ihm, dem jedoch erfreulicherweise dieser Mann durch einen Sprung entgeht, worauf ihm aber der Soldat die Fenster einschlägt und fortreitet. Der Schmied, ein seht honetter, friedlicher Mann beschwert sich gegen einen gleich nachfolgenden anderen Soldaten der Escorte, dr ihm aber einen so derben Schlag in das Gesicht giebt, das ihm fast die Besinnung raubt. Dergleichen üble Behandlung der Unterthanen könne die nachtheiligen Folgen haben, wenn dieselben nicht gerügt werden und der Beleidigte sich selbst helfen muß.“ In seiner Antwort bedauert der Präfekt ohne Anzeige der Namen nichts tun zu können, „da ich aus Erfahrung weiß, daß die französische Militärbehörde allgemeine Beschwerden nicht zu berücksichtigen pflegen.“ Damit war der Fall wie meist erledigt. (11) Bei solchem Auftreten in Freundesland wirkte es wie Hohn, wenn die „Magdeburgische Zeitung“ (vom 26.) bringt: „Preußens politische Verhältnisse sind fortdauernd sehr günstig und eine augenblickliche Besorgniß ihrer Störung zur allgemeinen Freude ungegründet gewesen. Das Anschließen unseres Hofes an Frankreich ist, wie alle Thatsachen beweisen, aufrichtig, ernstlich und konsequent. Wir hoffen davon die segenreichsten Folgen und wünschen uns Glück, in dem allgemein geachteten Grafen von St. Marsen einen würdigen Repräsentanten seines erhabenen Kaisers zu besitzen, der uns der sicherste Bürge seine Vertrauens und Wohlwollens ist. Einige Besorgnisse, daß die Ruhe im Norden gestört werden könnte, haben sich wieder ganz verloren und die Finanzen der Preußischen Monarchie erholen sich trotz der nachtheiligen Handelsverhältnisse so merklich, daß die Regierung sich jetzt im Stande sieht, einige der drückenden Abgaben aufzuheben.“ Tatsächlich herrschte unter den preußischen Patrioten nach dem hoffnungsvollen Aufschwung die tiefste Niedergeschlagenheit; als durch den neuen Vertrag Preußen dem Unterdrücker zur Heeresfolge gezwungen wurde, mußten ihre Führer den Abschied nehmen und suchten teilweise unter fremden fahnen ihrem Haß Genüge zu tun. Wie auch im Königreich Westfalen die Geknechteten knirschend den Nacken wider das Joch stemmten, tritt selbst in den amtlichen Berichten zutage, immer wieder der bittere Hinweis, daß es Verbündete sein, von denen man solches leiden müsse. Aber die verlogene Vorstellung von dem völkerbeglückenden Regiment müßte bis zuletzt aufrechterhalten werden. Der Geburtstag des Königs erfuhr in der Zeitung durch bezahlte Feder die übliche pathetische Schilderung: „Nach geendigtem Gottesdienst begaben sich sämtliche Autoritäten nach dem Präfekturhotel, wo ein neues rührendes Schauspiel ihrer wartete. Durch die Gnade Sr. Majestät waren dem Elbdepartement und der Stadt Magdeburg zwei marmorne Büsten des Monarchen zum Geschenk gemacht worden, wovon die eine in dem großen Saal der Präfektur mit der Inschrift Pater patriae versehen aufgestellt wurde und jeden Anwesenden durch die sprechende Ähnlichkeit mit den teuren Zügen des allverehrten Königs überraschte. Die andere Büste war vor Anfang des Gottesdienstes in einem der schönsten und zur Aufnahme des Königlichen Geschenkes geschmackvoll eingerichteten Zimmer des Mairiegebäudes in Gegenwart des Municipalrats und des Offizierskorps der Nationalgarde unter Paradirung des Bürgermilitairs und unter lautem Freudenruf aufgestellt worden. Eine glänzende Erleuchtung verlängerte einen Tag, welcher Magdeburgs Einwohner stets unvergesslich sein wird“. Besser gibt die Stimmung der Bevölkerung jedenfalls eine Anzeige wieder, durch welche die Heinrichshofensche Buchhandlung in der Zeitung vom 3. Dezember Weihnachtsgeschenke empfiehlt: „Zu einer Zeit, die zu hart und dürftig ist, daß man für bloßen, wenn auch angenehmen Land sich Ausgaben erlauben darf, was können Aeltern, die das alte Recht zur Freude ihrer Kleinen nicht verkümmern wollen, anders ihnen kaufen, als was ihren Geist stärkt und doch auch Luft und Freude macht? Das Verzeichnis enthält neben beliebten Kinderbüchern von Loehr u. a. auch Übersetzungen von solchen ins Französische: Abecedaire utile ou petit tableau des Arts er metiers, Le premier livre elemantaire Ouvrage propre a occuper agreablement les enfants et a exercer leur intelligence par Loehr, La morale du premier age ou Historiettes instructives et amusantes a l’usage des enfants,qui commencent a lire par Loehr und Schriften des Franzosen Florian: Numa Pompilius, Guillaume Tell ou la Suisse libre. Auch ein „Rath für junge Hausmütter des Mittelstandes, bei theuern Zeiten wohlfeil hauszuhalten“, erscheint bezeichnend. Niemand gab sich weniger optimistischen Vorstellungen über die Stimmung im Lande hin als der König selbst, der am 5. Dezember 1811 schrieb: „Die Gährung ist auf dem Höhepunkt, man nährt die kühnsten Hoffnungen und hegt sie mit Begeisterung, man hält sich das Beispiel Spaniens vor, und wenn der Krieg ausbricht, werden alle Gegenden zwischen Rhein und Oder den Heerd einer allgemeinen Insurrektion bilden. Die Hauptsache dieser gefährlichen Bewegungen ist nicht allein der Haß gegen die Franzosen und der Unwille gegen das Joch der Fremdherrschaft, sie liegt noch weit mehr in den unglücklichen Zeiten, in dem gänzlichen Ruin aller Klassen, in dem übermäßigen Druck, den die Abgaben, die Kriegskontributionen, der Unterhalt der Truppen, die Durchzüge der Soldaten und die unausgesetzt sich wiederholenden Belästigungen aller Art ausüben. Es sind Ausbrüche der Verzweiflung von den Völkern zu besorgen, die nichts mehr zu verlieren haben, weil man alles genommen hat.“ (26) Hier ist in kürze zusammengefaßt, was das mißhandelte Volksbewußtsein zur Empörung aufpeitschen mußte. Die unerschwinglichen Lasten hatten längst den Staatsbankrott in bedrohliche Nähe gerückt. Noch schlimmer wurde die Lage, als der tüchtige Finanzminister Bülow, früher Präsident der Magdeburger Kriegs- und Domänenkammer, am 8. April 1811, den Intrigen seiner französischen Kollegen zum Opfer gefallen war, nachdem er vergeblich versucht hatte, in Paris eine Erleichterung der Militärlasten zu erreichen. Der Rat des bewährten Mannes, seine Verschwendung einzuschränken, hatte bei Jerome stets üble Aufnahme gefunden. In Vorahnung des bevorstehenden Zusammenbruchs wirtschaftete er um so toller darauf los, einem verzweifelten Spieler gleich, der alles auf eine Karte setzt. Es war der russische Feldzug, der ihm Ruhm und territoriale Erweiterungen bringen sollte. Auch das Königreich Westfalen mußte zu den Hekatomben der Opfer seinen Tribut liefern, auch seiner Söhne viele kehrten nicht zurück. Mit dieser letzten Erfahrung war das Maß voll; was lange unter der Asche geglüht hatte, loderte auf in verzehrenden Flammen. Zur Wahrheit wurde, was Kleist nur vorahnen durfte:
Alle Tristen, alle Stätten Färbt mit ihren Knochen weiß Welchen Rab’ und Fuchs verschmähten, Gebet ihn den Fischen preis; Dämmt den Rhein mit ihren Leichen, Laßt, gestäuft von ihrem Bein, Schaümend um die Pfalz ihn weichen Und ihn dann die Grenze sein!
A n m e r k u n g e n
(1) von Diest, „Aus der Zeit der Not und Befreiung Deutschlands 1806 bis 1815“, 1905. (2) Maen?, „Zur Geschichte Magdeburgs in der französisch-westfälischen Zeit“ (Geschichts- Blätter für Stadt und Land Magdeburg), 1906. (3) Bulletin des lois I, Cassel 1810. (4) Geh. Staatsarchiv Vestfalen Rep. 5 B. Nr. 4. (5) R o s e n k r a n z, „Von Magdeburg bis Königsberg“, 1873. (6) G e b a u e r, „Das französische Element im Theaterleben Magdeburgs während der Fremdherrschaft 1806 – 1814“ (Geschichtsblätter ff.), 1906. (7) K l e i n s c h m i d t , „Geschichte des Königreichs Westfalen“, S. 172, 121, 126. (8) Staatsarchiv Magdeburg B. 18 Nr. 1021. (9) Staatsarchiv Magdeburg B. 18 Nr. 969. (10)ebenda Nr. 1048 (11)ebenda Nr. 971. (12)Bulletin des lois II. S. 84f. (13)T h i m m e, „Zu den Erhebungsplänen der preußischen Patrioten im Sommer 1808“ (Historische Zeitschrift), 1901. (14) M a e n ß. „Die Unternehmungen von Kattes und Schills im Elbdepartement 1809“ (Magdeburger Geschichtsblätter), 1908. (15)Staatsaechiv Magdeburg B 18 Nr. 189 (16)A. Faber, „Die Fabersche Buchdruckerei“, 18897. (17)Stadtsarchiv Magdeburg S. 579 (18) T r e i t s c h k e, „Deutsche Geschichte I“ S. 393 (19)Staatsarchiv Magdeburg B. 18 Nr. 1050 (20) G ö d e-I l g e n, „DasKönigreich Westfalien“ S. 218f. (21)K l e i n s c h m i d t, a. A. O, S. 445. (22)G ö d e- I l g e n, a. a. O. S. 233, 235. (23)Staatsarchiv Magdevburg B. 18 Nr. 1028, 1029. (24) ebenda Nr. 1025, 1030, 1075. (25) ebenda Nr. 1020. (26) G ö d e –I l g e n, a. a. O. S. 245.
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Nach Art der französischen Einrichtung war das Königreich Westfalen in sogenannte Militärdivisionen eingeteilt, davon hatte jede einen General als Gouverneur an der Spitze. Unter ihm stand in jedem Departement ein Commandant, für jede Division aber ein Commandant der Gensd'armerie; in den Departements gab es an verschiedenen Orten sogenannte Waffencommandanten (Commandant d'armes). Die militärische Einteilung des Königreichs war folgende: Bild entfernt (keine Rechte)
Die Gensd'armerie oder militärisch organisierte Polizeiwache hatte 4 Schwadronchefs, 8 Hauptleute und 8 Lieutenants zu Anführern.
Durch Dekret vom 18. Februar 1812 wurde das militärische und bürgerliche Ingenieurwesen vereinigt und einem Generaldirektor unterstellt, dem das Kommando des königlichen Korps des Geschütz- und Ingenieurwesens, die Oberleitung für Konstruktion und Materialeinsatz des Geschütz-, sowie des Festungsbauwesens, der Leitung des Straßen- und Wasserbauwesens und des Baues und der Unterhaltung der Militärgebäude unterstellt war.
Zum Korps des Geschütz - und Ingenieurwesens gehörte, außer den Offizieren, welche die Aufsicht über die Arsenale und die Waffenfabrik in Herzberg hatten, das erste Artillerieregiment, was vermuten ließ, daß noch mehrere Regimenter dieser Waffe errichtet werden sollten, der Artillerietrain, und die Artillerie- und Ingenieurschule, welche am 29. Oktober 1810 errichtet und einstweilen auf 30 Zöglinge, welche Unterlieutenantsrang hatten, berechnet war; davon waren 8 Stipendiaten, 12 Halb- und 10 Ganzpensionäre. Die Schule hatte vier Professoren, drei Repetitoren und vier Sprach-, Zeichen- und Fechtmeister.
Unter dem Generaldirektor des Geschütz- und Ingenieurwesens stand auch die am 13. Dezember 1810 errichtete Direktion der Pulverfabriken, deren es vier (in Kassel, Wunstorf, Göttingen und Halberstadt) gab.
Das westfälische Heer war fast ganz nach französischer Weise eingerichtet. Der Etat vom Jahre 1812 besagte, daß die Linieninfanterie aus acht Regimentern bestehen sollte, wovon aber nur sechs wirklich vorhanden waren. Vom leichtem Fußvolk gab es vier Bataillone. Die Reiterei bestand aus zwei Regimentern Panzer-, einem Regiment leichter Reiter und zwei Husarenregimentern.
In jedem Departement gab es eine Veteranen- und eine sogenannte Departementalkompagnie, bestehend aus Halbinvaliden, die aus Spanien und von den übrigen Kriegsschauplätzen mit dem Leben davongekommen, zum Dienst im Felde nicht mehr brauchbar waren.
Bald nach Errichtung des Königreichs Westfalen war, am 4. März 1808, das berühmte Collegium Carolinum zu Braunschweig in eine Militärschule verwandelt worden, in welche junge Leute von 14—17 Jahren aufgenommen wurden. Die Söhne von Militärs und Zivilbeamten hatten entweder ganz freie Stellen, oder sie zahlten drei Viertel- oder ein Halb-Pension, deren Ganze 750 Francs betrug. 12 Lehrer waren bei dieser Schule angestellt und 1812 zählte sie 71 Zöglinge.
Am kommenden Mittwoch, dem 24. Mai 2023, jährt sich zum 209. Mal der Jahrestag, an dem Magdeburg nach dem Ende der Fremdherrschaft durch Tauentzien wieder für Preußen übernommen wurde. Es bietet sich an, über die Zeit der Fremdherrschaft bis zum 210. Jahrestag ein bisschen Material zusammenzutragen. Für die Militär- und Garnisonsgeschichte erscheint mir dabei besonders interessant, wie sich Magdeburg in die Doppelrolle eingefunden hat, in der es leben musste. Da war es einerseits die kaiserliche Garnisons- und Festungsstadt mit dem allgewaltigen Gouverneur (es gab in der Zeitfolge vier davon) und andererseits war es eines der acht Verwaltungsentren (Departements) im Königreich Westfalen mit eigener Armee und damit auch Garnisonsort für königliche Truppenteile. Da in dieser Zeit das Königreich Westfalen auch noch Modellstaat für Deutschland sein sollte (Säkularisierung, Trennung von Justiz und Verwaltung, Abschaffung der Leibeigenschaft, Reorganisation der Armee - insbesondere nach Frankreich erste Armee in der die Prügelstrafe per Gesetz abgeschafft wurde, bürgerliche Freiheiten usw.) ergeben sich doch vielseitige Ansatzpunkte für eine Materialsammlung. Und wer will, kann auch ein wenig in Bezug auf die gerade hier aktive Freiheitsbewegung Katt, Schill, Herzog von Braunschweig-Öls, Dörnberg u. a.) zurückgreifen.