Richtungshörer nach Wertheimer und Hornbostel Der Richtungshörer ist eine Apparatur zur akustischen Lokalisation von Schallquellen, die von Max Wertheimer und Erich Moritz von Hornbostel am Berliner Psychologischen Institut um 1915 herum für die militärische Aufklärung entwickelt wurde. Mit der fortschreitenden technischen Entwicklung der Artillerie waren die Schlachtfelder im Ersten Weltkrieg optisch kaum noch zu überblicken. Aus dem Bedürfnis heraus, dennoch die feindlichen Geschützstellungen ausfindig zu machen, entwickelte sich das militärische Schallmesswesen. Eines der frühen rein akustisch arbeitenden Geräte ist der Richtungshörer. Der Richtungshörer besteht aus zwei Schalltrichtern, die an einem langen Stab, der Basis, befestigt sind. Die Basis ist auf einem Stativ installiert und kann gedreht werden. An den Trichtern sind Schallrohre bzw. Schallschläuche angeschlossen, die mit dem menschlichen Ohr verbunden werden. Die Funktionsweise beruht auf der sehr genauen Wahrnehmung der sogenannten Mittenschwelle. Trifft eine Wellenfront des Schalls nicht exakt zeitgleich an beiden Ohren auf, kann die menschliche Wahrnehmung feststellen, dass ein Gangunterschied besteht. Die Genauigkeit wird mit zunehmendem Abstand der Ohren größer. Durch die Verwendung von Trichtern an einer langen Basis, wird eine virtuelle Abstandsvergrößerung erreicht. Um eine Schallquelle zu lokalisieren, dreht man die Basis, bis diese Mittenwahrnehmung eintritt. Der Richtungshörer wurde im Juli 1915 zum Patent angemeldet. Ab 1916 wurde er regulär für die militärische Aufklärung eingesetzt. Die Erfolge waren allerdings bescheiden, denn zum einen sind Artilleriefeuer nur kurzzeitige Schallereignisse, zum anderen gab es auf den Schlachtfeldern mehrere Geschützstellungen, so dass die Lokalisation erschwert wurde. Wertheimer versuchte im Verlauf des Ersten Weltkriegs, den Richtungshörer für Unterwasseranwendungen zu adaptieren, hauptsächlich, um die Schraubengeräusche von U-Booten zu detektieren. Dazu führte er Experimente in Zusammenarbeit mit der Inspektion des Torpedowesens durch. Aufgrund technischer Schwierigkeiten konnte das Vorhaben nicht umgesetzt werden. Ringtrichter-Richtungshörer Sehr viel besser geeignet war der Richtungshörer für die Lokalisation von Flugzeugen. Das Prinzip des Richtungshörers wurde in zahlreichen Geräten verwirklicht, die bis in die 1930er Jahre Verwendung fanden – als Ringtrichterrichtungshörer der deutschen Wehrmacht sogar noch im Zweiten Weltkrieg. Beim Ringtrichter-Richtungshörer wurden vier mechanisch verbundene und über Kreuz angeordnete Hörtrichter akustisch auf die Schallquelle ausgerichtet. Mittels mehrerer Geräte konnte über Kreuzpeilung die wahre Position einer relativ langsam im Unterschallbereich bewegten Schallquelle ermittelt werden. Die räumliche Ausrichtung erfolgte unter Ausnutzung des Stereohörens – akustisch über Schlauch ohne elektronische Verstärkung – durch je eine Person je Vertikal- und Horizontal-Achse. Die Reichweite von ungefähr fünf bis zwölf Kilometern war sehr von der jeweiligen Wetterlage, der Motorenlautstärke des anzupeilenden Flugzeugs, den Störgeräuschen aus der Umwelt und der Hörfähigkeit der eingesetzten Person abhängig. Bei allen Wehrpflichtigen in Flakeinheiten Ende der 30er Jahre wurde als Eignungsfeststellung hierzu das akustische Hörvermögen bezüglich Stereohören vermessen. Im August 1944 waren nach einer Aufstellung des Generalquartiermeisters der Luftwaffe Generalleutnant Dietrich von Criegern noch 5559 Ringtrichter-Richtungshörer im Einsatz. Q: Werner Müller: "Horchgeräte - Kommandogeräte und Scheinwerfer der schweren Flak", in der Reihe “Waffen-Arsenal” Highlight 12 Band 12
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