Volksstimme 15.11.14 Tauts Plan: Lesehalle als Mahnmal 1921 entwarf der berühmte Architekt einzigartiges Gefallenendenkmal neben dem Dom Von Klaus Lison war der Architekt des sogenannten „Neuen“ und „Farbigen“ Bauens in der Elbestadt und prägte Magdeburgs bauliche Entwicklung in den 1920er Jahren entscheidend mit. Von 1921 bis 1924 war Taut als Stadtbaurat in Magdeburg tätig. Im Jahre 1921 wurde er durch den kunstliebenden wie –fördernden Oberbürgermeister Beims nach Magdeburg geholt. Die allgemeine ökonomische und politische Lage Anfang der 1920er Jahre waren für die Pläne Tauts denkbar ungünstig. So nannte er diese Jahre auch eine „Zeit materieller Bedürfnisse“. Trotz dieser Situation hinterließ er seine Spuren. So trug er dazu bei, eines der größten Probleme, vor denen die Stadt am Ende des Ersten Weltkrieges stand, die Überwindung der Wohnungsnot, zu lösen. Die Reform-Siedlung sei als Beispiel genannt. Ihm ist auch die Halle „Land und Stadt“ zu verdanken. Weitere bedeutende Ergebnisse seiner Tätigkeit waren die Gründung des Stadterweiterungsamtes 1921 und die Aufstellung des Generalsiedlungsplanes von 1923. Bücher für den Frieden Daneben wollte Bruno Taut wie Ernst Barlach für die Gefallenen des Weltkrieges 1914-18 ein Denkmal setzen. Sein Entwurf eines Mahnmales aus dem Jahr 1921, das kein Kriegsdenkmal, vielmehr eine Gedächtnisstätte sein sollte, sah einen Back steinrohbau vor, im Kern die Lesehalle einer Bibliothek, die nur Bücher gegen den Krieg und für den Frieden sammeln sollte. Als Standort war der Platz zwischen der Westfassade des Domes und dem Bankgebäude vorgesehen. Taut, der ein Gegner heroisch gestalteter Kriegerdenkmäler war, schrieb in der von ihm herausgegebenen Zeitschrift „Frühlicht“ dazu: „Die einen wünschen eine Heroisierung der grausigen Vorgänge und die Vergöttlichung ihrer Opfer, die anderen grausige Zeichen zur Erinnerung an dieses Geschehen ... Der Zweck dieses Gebäudes (Mahnmal, d.A.) soll der einer öffentlichen Lesehalle sein, so profan diese Zweck bestimmung zunächst auch manchem erscheinen wird•... Die wesentliche Vorbedingung für alles Feierliche ist das Schweigen, und dieses Schweigen dürfte heute in keinem anderen Raume mehr zu finden sein, als in einem solchen, der zum Lesen bestimmt ist.“ Der Lesesaal war ebenerdig geplant, die Büchermagazine im Kellergeschoss. Durch die große Fensterfront sollte das Licht auf eine Wandfläche fallen, auf der sämtliche Kriegsopfer Magdeburgs namentlich verzeichnet sein sollten. Bruno Tauts geplantes Mahnmal kam aus oben genannten Gründen nicht zur Ausführung. (Quellen: Ullrich, Geschichte des Mgb. Domplatzes, Schriften des Stadtplanungsamtes, Heft 91/03; Taut, B., Gefallenendenkmal für Magdeburg in: „Frühlicht“, Jg.1, 1921/22) Bild entfernt (keine Rechte) Tauts Entwurf für ein Kriegerdenkmal als Lesesaal; umgesetzt wurde seine Idee nicht.
Magado-2 Wenn nicht anders ausgewiesen, dann Sammlung/Eigentum Magado Bilder/Beiträge dürfen "Nichtgewerblich" genutzt werden.