@ Spaen, du schreibst unter #89 [quote="Spaen"|p51284]Die Hauptmasse der Infanterie wurde dagegen in Erfurt wieder aufgestellt.[/quote]
Das kann ich leider nicht nachvollziehen. Erfurt war damals (1806 - 1813/14) Napoleons "Privateigentum". In Erfurt war d'Ailton als Befehlshaber eingesetzt. Napoleon ist nach der Völkerschlacht bei Leipzig nur kurz (2 Tage) in Erfurt gewesen und hatte hier Anweisung zur Verbesserung der Befestigung gegeben. D'Ailton hatte dies dann umgesetzt und blieb mit seinen Truppen bis zur Frühjahr 1814 noch in Erfurt. Napoleon ist dann gleich weitergezogen Richtung Rhein und sammelte auf diesem Weg seine Truppen und rekrutierte neue Truppen - aber nicht in Erfurt.
Oder hast Du andere Unterlagen. Dann würde mich das sehr interessieren.
Ist ja nicht zu häufig, dass zwei militärische Spitzenkräfte auf jeweils entgegengesetzter Seite den (fast) gleichen Familiennamen tragen. Der französische General Bronikowski, gebürtiger Pole, und auf der anderen Seite der Flügel-Adjutant des preußischen Königs (und Widersacher Scharnhorsts in Sachen Heeresreform) Oberst-Lieutenant von Bronikowsky. Wobei im alten Deutsch die Verwendung von i bzw. y wohl nach Gutdünken des Schreibers erfolgte.
Um deine Frage zu beantworten Arthur: ja habe ich. Das Thema der Neubildungen im Jahr 1813 ist so komplex, dass es mit Sicherheit hier den Rahmen sprengen würde, wollte man näher darauf eingehen. In der allgemein bekannten Feldzugsliteratur der Befreiungskriege wirst du darüber nur Weniges oder gar nichts finden. Hier stehen die Kampfhandlungen im Vordergrund. Alles was du aufführst ist richtig, steht aber doch dem nicht entgegen was ich geschrieben habe. Nur soviel noch dazu: Durch Napoleon war geplant worden, die I. Bataillone von 28 französischen Alt-Regimenter der 3 ersten Armeekorps aus Rußland-Rückkehrern zu bilden. Die II. Bataillone sollten in Erfurt durch den seit Januar 1813 dort befindlichen General Doucet gebildet werden. Ihm wurden dazu 700 Rekruten überwiesen. Die Stämme aus Offizieren und Unteroffizieren sollten weitere Rußland-Rückkehrer bilden. Das kam später anders, weil deren Zahl nicht reichte. Durch den Zwang der Ereignisse sind einige II. Bataillone später nach Magdeburg verlegt worden um u.a. das Elb-Korps unter dem Vice-König zu bilden.
Hallo Hugo, vollkommen richtig was du schreibst! Ich habe mich auch nicht tiefgreifend mit dem Herrn beschäftigen wollen. Ich komme noch einmal auf die obenstehende Liste zurück. Ganz oben steht 40. Division, Brigade-General Bronikowski. In der 40. Division sollten ursprünglich die polnischen Weichsel-Regimenter und aus Spanien gezogene einzelne polnische Bataillone reorganisiert werden. Später hatten sich die Divisions-Nummern geändert. Da ich den Herrn in der Zusammensetzung der französischen Armee beim Ablauf des Waffenstillstandes weder im VIII. AK (Polen) noch in einem anderen polnischen Truppenteil finden konnte, habe ich mich mit ihm nicht weiter beschäftigt. Nur wenn absolutes Interesse an B. bestehen sollte könnte ich tiefer recherchieren.
Hallo Spaen,
meines Wissens sollten aus Mainz 2 Bttl. nach Gotha und auch 2 Bttl. nach Erfurt in Marsch gesetzt werden. Ob und in welcher Stärke diese in Gotha und/oder in Erfurt angekommen sind lese in am Wochenende mal nach. Hier kann ich mich in erster Linie aber nur auf die Ausführungen von Prof. Dr. Biereye "Die Befreiung Erfurts von der Napoleonischen Zwingherrschaft" berufen.
Ich melde mich dann mal bei dir was ich dort zu dem Thema gefunden habe.
Noch mal ein anschauliches Beispiel zu gleichen Familien auf unterschiedlicher Seite:
Französischer oder polnischer Bronikowski 1814 in Magdeburg: Mikolaj, Graf von Oppeln-Bronikowski (1767-1813), frz. Brigade-General, nach dem Waffenstillstand im II. Armeekorps, 6. Division, führte als Pole eine Brigade mit nationalfranzösischen Regimentern !!! (was so kaum vorkam) aus den Linien-Regimentern Nr. 4 und 18. Kam in der Völkerschlacht bei Leipzig in alliierte Gefangenschaft.
Preußischer Bronikowski 1814 im Beobachtungskorps vor Magdeburg: Oberst und Kommandeur des 4. Kurmärkischen Landwehr-Infanterieregiments.
Hallo Spaen, Du hast vollkommen Recht, wenn Du das Namensgewirr von Befehlshabern auf den verschiedenen konkurrierenden oder sogar gegeneinander kriegführenden Parteien nicht als Schwerpunkt betrachtest. Vielleicht ist der Eine oder Andere im Zusammenhang mit historischen Ereignissen mal betrachtenswert - dann aber nicht wegen des Namens. Zur Zeit der Söldnerheere hatten sich die Truppenführer mit ihren Heerscharen ("Verheer"-Scharen?) auch nach Belieben (und nicht einem Namen verpflichtet) verdingt und in Familien soll es ja bis heute auch Vertreter mit beachtlich unterschiedlichen Standpunkten geben (z. B. die Brüder Vogel aus CDU bzw. SPD zur Wendezeit am Ende des 20. Jahrhunderts). Wegen Oppeln-Bronikowski nur so viel: ein Friedrich von ... hat ca. 1921 die Politischen Testamente Friedrichs des Großen erstmalig vom Französischen ins Deutsche übersetzt).
Hallo, gehörte Hermann von Oppeln-Bronikowski im weitesten Sinne ebenfalls zur besagten alten Offiziersfamilie? Er befehligte 1945 die 20. Panzerdivision der Deutschen Wehrmacht, damals im April 45 Bautzen mit frei kämpfte.
Der aufmerksame Leser wird's schon gemerkt haben: Der "polnische Boguslawski" war natürlich gemäß der obigen Liste 1813 lebendig, und nicht 1814 nach seinem Tod in Magdeburg
noch mal kurz zu dem, was ich zur Napoleonischen Truppenauffüllung im Oktober 1813 in Erfurt gefunden habe:
20.10.1813 Marschall Kellermann (Mainz) schickt 4 Kolonnen Ersatzmannschaften (je 2 nach Erfurt und Cassel) um die geschwächten Franzosen nach der Leipziger Schlacht zu verstärken. Für Erfurt sind 4.000 Mann mit 14 Geschützen unter General Guerin vorgesehen.
Da Erfurt damals eine starke Festung war, verfügte es auch über eine große Anzahl von Magazinen. Hier waren Reserven für 6.000 Soldaten, 500 Pferde, 40 Geschütze/Kanonen und 6 Monate angelegt.
Die nach der Leipziger Schlacht nach Erfurt zurückströmenden franz. Truppen wurden hier gesammelt, Kranke und Verwundete in Hospitälern versorgt und die Einheiten durch Napoleon neu organisiert und aufgestellt. Die versprengten Truppen wurden aus den Erfurter Magazinen mit Lebensmitteln, Kleidung, Schuhen, Munition, Waffen, ... versorgt und aufgefüllt.
23./24.10.1813 Napoleon schickte seine Truppen von Erfurt über Gotha nach Cassel und weiter an den Rhein. Diese umfassen wieder mehrere Divisionen, Korps und mehrere tauschend Mann. Falls interessant, so könnte ich diese auflisten.
@ Spaen, insofern hast Du natürlich recht und in Erfurt wurde die Infanterie nach der Niederlage bei Leipzig neu aufgestellt.
Übrigens ist im Frühjahr 1814 umfangreiches Aktenmaterial von den Franzosen, diese waren ja noch bis April/Mai 1814 in Erfurt, in das französische Staatsarchiv (Paris) gekommen. Bis Ende der 1890er Jahre wurde dies noch nicht gesichtet. Sicher bis heute noch nicht. Wenn ich französisch könnte, würde ich mich mal auf dem Wege machen.
stimmt genau. Kellermann in Mainz war trotz seines hohen Alters von Napoleon mit großen Vollmachten zur Reorganisation 1813 ausgestattet worden. Er musste alle Truppen, die aus dem inneren Frankreichs oder aus Spanien kamen besichtigen und ggf. in Ordnung bringen. In Mainz wurden z. B. einmal 10 Bataillone zusammengestellt und nach Erfurt in Marsch gesetzt. usw., usf.