Da im Beitrag über die preußisch-russische Belagerung Magdeburgs viel und z. T. verwirrend abwechselnd von Belagerung und Blockade gesprochen wird, will ich hier die Unterschiede dieser beiden Taktiken beschreiben:
1. Blockade (in alten Schriftstücken oft Zernierung genannt) Die Blockade wurde gewählt, um den Gegner von seinen äußeren Verbindungen abzuschneiden bzw. um Teile seiner Streitkräfte oder seines Territoriums zu isolieren. Ziel der Blockade war das Aushungern des Gegeners bzw. die Erschöpfung seiner Vorräte mit dem Ergebnis einer Kapitulation. Minimalziel war die Schwächung des Gegeners, um eine Eroberung mit möglichst geringem Aufwand möglich zu machen. Die Blockade war eine passive Form der Kriegsführung. Nach der Haager Landkriegsordnung galten für die Blockade die Regeln für die Belagerung. Das Aushungern von Städten war erlaubt. Nach dem Beschluss der Vollversammlung der Vereinten Nationen vom 14.12.1974 gilt eine Blockade außerhalb eines Kriegsgeschens als Aggressionsakt und ist verboten (Kriege selbst sind ja nach Völkerrecht auch verboten, wie wir täglich hören können).
2. Belagerung Die Belagerung war eine aktive Form des Angriffs auf befestigte Plätze (Städte, Festungen) mit dem Ziel einer schnellen Überwindung der Befestigungsanlagen und Neutralisierung des Gegners (Kapitulation, Gefangenschaft). Die Belagerung erfolgte in der vormodernen Zeit nach festen Regeln. Der bekannteste Entwickler von Belagerungstechniken war der französische Festungsbauer Marschall Sébastien le Prestre de Vauban mit einer Taktik der systematischen Belagerung durch Annäherungsgräben (Sappen -> Sappeure und Parallelen) sowie von festgelegten Artilleriestellungen. Diese Belagerungstechnik war in ihrer Dauer genau berechnet und sollte die beteiligten Truppen schnell wieder für andere Aufgaben freistellen.