Zeitzeuge Helmut Schulze, Jersleberstr. 1, Elbeu, Jg. 1922 (wird 90 Jahre alt) Gesprächsaufzeichnung H. Menzel 23.2.12 11:00Uhr-13:00Uhr
Ich bin in MD, Bahnhofstr. 48 geboren. Das Haus wurde während der Luftangriffe durch eine Bombe zerstört. Mein Vater war bei Schaffer und Budenberg Ingenieur. Wir sind 1922 nach Burg gezogen. In Burg hatte meine Mutter ein Textilwarengeschäft. So lernte ich da in Magdeburg bei Heinrich Mittag drei Jahre und wurde Textil-kaufmann. Ich wurde mit 19 Jahren zum Arbeitsdienst eingezogen und bin mit dem Arbeitsdienst nach Russland geschickt worden. So war ich 1941 im kalten Winter in Smolensk. Dort haben wir die Bombentrichter auf einem Flugplatz verfüllt. Nach einem Jahr ging es zurück in die Heimat, wo bereits die Einberufung auf mich wartete zur Wehrmacht. Da ich gerade aus Russland zurückgekehrt war, wurde mir auf dem Wehrkreiskommando noch ein Urlaub (vier Wochen) eingeräumt. Außerdem konnte ich mir aussuchen, ob ich zur Infanterie oder zur Flak (Hannover) wolle. So entschied ich mich für die Flak in Hannover. In Burg wohnte ich mit meinen Eltern in der heutigen August-Bebel Straße, in der Nähe der Alten Kaserne. Hier erlebte ich fast täglich das hin und her der Soldaten in der Kaserne, Märsche, Fahrzeuge etc. Eines Tages fuhren Einheiten aus Burg zum Reichsparteitag nach Nürnberg. Als sie wieder zurückkamen, brachten sie die geweihten neuen Fahnen mit. Mit den Fahnen marschierten sie durch die Schartauer Straße. Dort stand z.B. ein Friseur-Meister in der Ladentür. Der hatte die Fahne nicht beachtet und auch nicht gegrüßt. Sofort waren zwei Rotten der SA ran und verprügelten ihn mit Ohrfeigen, weil er nicht wusste, dass ab jetzt die Fahnen mit dem Hitlergruß zu grüßen sind. Wir Kinder wussten das bereits und sind der Kolonne vorne weg gelaufen und haben den Menschen am Straßenrand verkündet, dass die Fahnen zu grüßen seien. In unserem haus in Burg, das gehörte meinem Großvater, 12 Wohnungen, da wohnten auch Offiziere. Ein Hauptmann, der die Miete nicht bezahlen konnte überließ dann Herrn Schulze ein Kaiser-Gemälde, welches heute noch in meinem Besitz ist. Er wollte es wieder auslösen, was er aber nie geschah. Aufmärsche der SA in Burg Da das Türmchen unseres Hauses bereits etwas baufällig war mussten wir auf Weisung der Stadtverwaltung den Turmaufbau abnehmen lassen. Man fürchtete, dass beim Aufmarsch der SA in Burg hier oder der Wehrmacht der Turmhelm herunterstürzen könnte. Es durfte keine Gefahr vom Haus ausgehen. Heute betrachtet, war da wohl Willkür im Spiel. Mein Vater oder seine beiden Brüder haben oben im Turmzimmer immer Skat gespielt. Flaksoldatenzeit Also bin ich 1942 zur Flak in Hannover gegangen. Dort war ich aber nur in der Rekrutenzeit-Ausbildung- Von dort aus kam ich zur Flak Magdeburg. Zunächst war ich in der großen Batterie am Schwein-Großig-Damm (Saalestraße). Diese Batterie hatte auch die Brabag zu schützen. Hier waren damals 4 (8,8cm) Geschütze und Unterkunftsbaracken. In der Batterie erlebte ich die Fliegeralarme, wenn die Bomber Richtung Berlin flogen. Bei Voralarm wurden weit im Norden in unmittelbaren bereich der Brabag Sperrballons aufgezogen, hier bei uns waren die aber nicht. Die sahen wir nur von Westen. (Batteriechef Oberleutnant Kern) Damals waren in unseren Batterien nur Flaksoldaten im Einsatz: Flakhelfer waren hier erst ab 1943/44 im Einsatz (ponische,russische Kriegsgefangene) als Kriegsfreiwillige waren hier auch nicht zu meiner Zeit. Da nur selten in unserem Flakbereich Feindfliegerüberflüge stattfanden, lagen wir bei Alarm steht’s nur in Gefechts- bereitschaft. Auch hier wurde die Ruhezeit mit Übungen verbracht. Wir sahen 1943 auch, dass im Barackenlager gegenüber (Magda) Frauen aus Polen untergebracht waren. Eines Tages wurde ich zum Chef der Batterie Ober-leutnant Kern gerufen, der mir unterbreitete, dass ich Offiziersschüler werden sollte. So wurde ich von meiner Batterie zu einem Lehrgang nach Wien geschickt. Später absolvierte ich einen Offizierslehrgang in Polen-Reichsdorf. Die Batterieschwester Kros-Damm leitete Oberleutnant Kern (1942) Flakbatterie Elbeu Diese Batterie hatte auch 4 (8,8cm) Geschütze und Baracken (Unterkunft, Kirche). Einmal, es war Fliegeralarm und die Flaksoldaten der Elbeuer Flak, waren gerade in Jersleben oder Meitzendorf, weil sie dort Freundinnen hatten. So war die Batterie zu dem Zeitpunkt nicht Gefechtsbereit. Die Abteilung der Flak saß damals in Barleben. Zur Abteilung gehörte auch die Barleber, Wolmirstedter und Hohenwarther Batterie. Da kam in der Batterie Elbeu der Anruf, warum Schicht Elbeu? Dazu dieser Zeit ein junger Leutnant Batteriechef vertretungs-weise da gewesen war, hätte das vergehen schlimme Folgen gehabt. So wies er schnell an die restliche Batteriebesatzung an, schnell alle Rohre herumzudrehen und in die Luft zu feuern. Da kam dann auch gleich die Meldung: „Jetzt hören wir gerade, die Elbeu-Schicht auch!“. So ging es noch einmal gut ab. Das war 1943. Flakbatterie Wolmirstedt-Glindenberger Chaussee Hatte 8 Geschütze (4 Geschütze Arbeitsdienstbatterie und Flakbaterie). Zwei oder drei Tage nach dem Bombenangriff auf Magdeburg, wir hatten Schießverbot, gab es einen Tieffliegerangriff auf unsere Stellung der Batterie. Ein Tiefflieger kam so tief runter, dass wir glaubten den Flieger an den Rädern zu packen. Der warf eine Bombe direkt auf einen Geschützstand. Da waren alle Flaksoldaten (3-4) tot. Von hier aus war die „Gummi-flak“ (Sperrballons) dann schon dichter dran. Wir sahen, wenn diese Ballons hoch gelassen wurden oder wieder runter geholt wurden von weitem. Das südlich gelegene Industriegebiet wurde auch regelmäßig eingenebelt „Nebelkrähen“. Die Batterie Wolmirstedt hatte während seiner Zeit 44 einen Bombenangriff zu verzeichnen gehabt. Da es immer einen Streit gab, ob durch Flak oder Jäger, ist einer der Batterie zur Absturzstelle gefahren mit einem Geschenk im Gepäck, da die Bestätigung (Abschuß durch unsere Flak) von den Leuten (Zeugen) vor Ort erfolgte (Bestechungsgeschenk). Dieser Bomber ist bei Irxleben abgestürzt. Nun konnten wir am Geschützrohr einen weißen Ring malen. Das war am Tage ein amerikanisches Flugzeug. Ich war in der Wolmirstedter Batterie Messstaffelführer am Kommandogerät 40 und eine 4m Basis (Feuerwehr). Die Vergrößerung war so stark, dass man sogar die Besatzung im Flugzeug sehen konnte oder wie die Klappen der Bombenschächte sich öffneten. Da sah ich, wie dort ganz viele Alustreifen rausgeworfen wurden, zur Störung der Flugzeugortung. Am 16.1.45 hatten die Flakbatterie Schießverbot, so auch Wolmirstedter Batterie. Wir meinten hinter vorgehaltener Hand, dass es Verrat sei wann sollten wie sonst schießen, wo doch unsere Heimatstadt, die angegriffen und bombardiert wurde? Andererseits waren bereits aus vielen Batterien die 8,8cm Geschütze zu Fronteinsätzen abgezogen und durch vorwiegend 10,5cm Geschütze ersetzt worden, die für den Erdkampf ungeeignet waren. Fehlte es an Flakmunition? Nur beim Tagesangriff durften wir schießen, nicht in der Nacht. Den Nachtangriff erlebte ich von der Batterie aus. Wir waren dennoch in Gefechtsbereitschaft. So sah ich hinter dem Kanal dann den rot erleuchteten Himmel des brennenden Magdeburg. Meine Schwiegereltern aus Elbeu sind auf den Kanal gegangen und konnten von dort oben alles genau beobachten. Kommandeur der Wolmirstedter Batterie kam aus dem Saarland und hieß Oberleutnant Geis….Das sogenannte Freizeitleben in der Batterie gestaltete sich so: Wenn keine Alarme waren, wurden Waffen, Geräte, Geschütze gereinigt. Abends wurden auch manchmal Batteriefeste gefeiert. Unser Oberleutnant spielte dann Schifferklavier. In der Wolmirstedter Batterie hatten wir auch junge Flakhelfer in den Baracken, für die ich zuständig war. Die haben nicht immer Ordnung gehalten oder die Stuben nicht richtig gefegt. Ich musste dafür Sorgen, dass Ordnung bei denen herrschte. Oft sagte ich, dass ich in einer Stunde noch einmal wiederkomme, dann ist hier Ordnung. In der Zeit hatten sie sich beim Oberleutnant beschwert, dass der Fähnrich Schulze gesagt hat, dass wir alles noch einmal sauber machen müssten, wir müssen doch aber noch für die Schule lernen….! Oberleutnant…sagte dann: Jawohl, lernen! Als ich nun nach einer Stunde wiederkam, sagten sie dann: Wir brauchen nichts machen, wir müssen lernen, hat der Oberleutnant gesagt. Wie hatten in unserer Batterie auch russische Kriegsgefangene, die in der Batterie halfen. Die wurden recht gut behandelt obwohl wir mit denen uns nicht unterhalten sollten, taten wir das doch. Die hatten eine grüne Uniform an, aber kein „SU“ aufgenäht. Einer, den ich Iwan nannte, brachte mir in der Stube Holz und machte im Winter Feuer in der Unterkunft. Ich hatte ein wunderbares Zimmer, sogar mit Ledersessel. Meine spätere Frau besuchte mich hier öfters von Elbeu aus. Später, als der Krieg zu Ende war, habe ich in Wolmirstedt diesen Russen noch getroffen, bevor er in seine Heimat zurückkehrte. Wenn ich die damals schlecht behandelt hätte, dann hätten die mich bestimmt nicht in Ruhe gelassen. Als sich die Amerikaner näherten (April 45) kam der befehl, dass sich auf der anderen Elbseite eine neue Front aufgebaut wird. Wir mußten die Flakbatterie Wolmirstedt verlassen und marschierten durch Magdeburg zur Flakkaserne Preter. Ich war damals schon im Vorkommando und wurde nach Rogätz geschickt und erlebte nicht, wie die Brücke und die Batterie gesprengt wurden. Wir lagen in Rogätz bereits auf dem Freidhof, da kam ein Tieffliegerangriff. Wie schützten uns, in dem wir uns zwischen den Gräbern legten. Von hier aus sollten wir uns bei Rögatz auf das Ostufer begeben. Unser weg ging runter zur Fähre. Dort stand ein Hauptmann und Ritterkreuzträger und ließ niemanden mehr über die Elbe. Am Nachmittag versuchten er noch einmal, in der Hoffnung, das dann wer anders dort an der Fähre war. So ging ich. Da war ein junger Offizier, dem ich sagte, dass wir Befehl hätten nach Cracau zur Preterkaserne zu marschieren. Wenn ihr Nachmittag pünktlich um 15:00uhr hier seid, dann lasse ich sie alle rüber mit der Fähre. Das meldete ich unserem Chef. So sind wir 15:00uhr auf der Fähre übergesetzt. Von hieraus sind wir dann nicht zu Fuß sondern gefahren. Aber nicht über Burg nach Preter. In Preter angekommen, stellte ich fest, dass alles bereits drunter und drüber ging. Hier holte sich die Bevölkerung alles weg, was nicht mehr gebraucht wurde, sogar Schreibtische, Lebensmittel…Wir erhielten hier noch unsere Einsatzbefehle als ehemalige Luftwaffensoldaten nun als Infanterie zu fungieren: in einem Raum der Kaserne saßen zwei Offiziere (Zahlmeister usw.) mit etlichen Flakhelferinnen. Auf dem Tisch standen alkoholische Getränke. Sie sagten, für uns ist der Krieg schon zu Ende! Wir bleiben hier sitzen. In der Zwischenzeit wurde bereits die Kantine geplündert. Die Leute kamen aus Cracau, Preter, Pappendorf mit Handwagen, Gespanne usw. In einer Garage lagen bergeweise Pelzmäntel, die die Zivilbevölkerung für die Front abgegeben hatten. Die sind dort nie angekommen. Von der Cracauer Kaserne sind wir noch zur Fliegerstellung MD Ost neben dem Flugplatz verlegt worden. Dort hatten wir alle neue Armbanduhren der Luftwaffe bekommen (Fliegerabwehr) Aber hier wusste niemand mehr wie es weiter gehen sollte. Jeder war nun auf sich gestellt. Unser Chef sagte uns, wie gehen jetzt am Kanal entlang bis Tangermünde, wo schon die Ami’s rüber gekommen sind um dort in amerikanische Gefangenschaft zu gehen. Ich bekam den Absetzbefehl, als letzter zu marschieren. Ich sollte dafür sorgen, dass auch keiner zurück bleibt. Als wir durch Burg marschierten setzte ich mich hier ab: „warum sollte ich denn bei den Amerikanern in Gefangenschaft gehen?“ Bei Hohenwarthe wollten wir über die Elbe schwimmen, um nach Elbeu zu gelangen zu meiner Freundin. Die Fähre war bereits gesprengt, die Autobahnbrücke auch. In Hohen-warthe hingen bereits weiße Bettlaken aus vielen Fenstern, der Russe rückte immer näher. Wir sind dann aber immer ostseitig an der Elbe entlang bis Biederitz. Mein Kamerad Kotte hatte ein aufblasbares Ding bei sich. Damit sind wir bei Biederitz über die Elbe geschwommen. Vorher sahen wir bereits die Russen auf den Straßen in Elbnähe. Wir schafften es also gerade noch. So gelangte ich westseitig der Elbe nach Glindenberg schwimmend. Dort nahmen uns die Amerikaner in Empfang und nahmen uns als erstes unsere guten Fliegeruhren ab. Danach sagten sie, ob wir den Weg zurück finden werden, den sie müssten ab jetzt alle, die sich in amerikanische Gefangenschaft begeben, an die Russen ausliefern. Wenn ich den Weg kenn, dann könnte ich allein dort hin zurückgehen. Ich antwortete mit meinem englisch, dass ich den Weg kenne. So machte ich mich wieder auf den Weg und gelangte zum Mittellandkanal, wo ich zwei Frauen traf mit ganz schweren Koffern. Denen sollte ich nur beim tragen helfen. Ich sagte ihnen, das das nicht ginge, da ich, ja selber auf der Flucht sei. Die beiden Frauen warfen nun die schwere Bettwäsche usw. aus dem Koffer, weil sie die Sachen nicht weiter tragen konnten. Ich hatte mir noch einen Rasierspiegel eingepackt. Nun ging ich immer am Kanal entlang, bis ich zur Elbeneuer Ecke. Da ich noch meine Uniform an hatte und 1.500 RM Wehrsold in der Tasche. Da ich unten, bei Isekeil’s Amerikaner stehen sah, warf ich meine Uniformjacke weg und ging weiter. Als sie mich anhielten sagte ich, dass ich beim Bauern gearbeitet hatte. Da kam nur „GO on!“ So erreichte ich das Grundstück Jersleber Str. 1 in Elbeu, wo meine Freundin wohnte ( das war eine geb. Parmann). Als ich das Gerücht hörte, das die Russen Burg angesteckt hätten, machte ich den Fehler, wieder über die Elbe zurück zu gehen. Ich machte mir um meine Eltern Sorgen. Ich wurde von meinem Schwiegervater und Freundin noch zur Elbe gebracht. Da kamen aus einem Gebüsch Soldaten heraus, die aus Berlin waren. Die wollten auch nach Hause. Gemeinsam sind wir mit einem alten Kahn rübergepaddelt. Drüben spielten Kinder am Ufer. Die fragten wir, ob hier Russen seien. Die antworteten ja, aber da hinten sind keine! Da können sie durch. Dann stellte sich heraus, dass die Kinder von den Russen Brot bekommen hatten und dafür sollten sie alle die Rüber kamen, in ihre Hände bringen. Als wir über den Elbdeich kamen, hatten wir plötzlich die russische MPis vor der Nase. Wir mussten uns ausziehen bis auf’s Hemd und wurden nach Niegripp gebracht und eingesperrt. In Niegripp kam dann ein russischer Offizier und fragte uns, ob uns an der Elbe Sachen weggenommen wurden. Das bejaten wir. Und kurz darauf bekamen wir alles wieder zurück. Von Niegripp aus marschierten alle Gefangenen (80 Mann) nach Schartau wo wir in einer Scheune eingesperrt wurden. Dort traf ich Fritz Voigt, den Sohn des ?, der Burger ?. In Schartau sprach ich mit einem russischen Dolmetschers und fragte was aus uns nun ? Kriegen wir in Burg Papiere? Nein, ihr kommt alle nach Russland! Nur die alten Männer bleiben in Brandenburg und sollen von dort wieder nach hause geschickt werden. Am anderen Morgen traf ich wieder Fritz Voigt und fragte ihn wo er den war. Er sagte mir, dass er in der Nacht schon zu Hause war. Warum bist Du dann wieder gekommen? Ich will doch von den Russen richtige Entlassungspapiere haben! Später erfuhr ich, dass er bei Sewesterpol gebracht würde. Dort wurden die Waggons erstmals geöffnet und da lagen schon über 20 Tote im Waggon’s ,,,Später ist auch Fritz Voigt dort im Bergwerk umgekommen. Von Schartau aus sind wir dann durch Burg marschiert unter scharfer Bewachung. In Burg standen viele Leute mit Stullenpakete am Straßenrand, denn die wussten, es geht nach Brandenburg. Die haben sie uns zugeworfen. Nun gelangten wir in Burg zur Berliner Chaussee. Hier sagte ich mir, aus Burg gehst du nicht raus! Die Situation war günstig, da stand ein LKW in einer Kurve. Dort konnte der russische Posten mich nicht sehen. Ich sprang hinter den LKW aus der Kolonne und verschwand in einer Haustüre. Der Posten hätte das nicht mitbekommen, aber weil die eigenen Kameraden gröhlten, schoß der Posten durch den Hausflur hinter mir her. Ich war aber schon hinten raus und verschwunden und versteckte mich im Flickschulepark. Von dort bin ich dann, als die Luft rein war, nach Hause in Burg. Meine Mutter sagte nur, Junge hier kannste nicht bleiben! Da wir den Pannemann Seeger kannten, der wohnte im Wald, bei dem habe ich 2-3 Wochen versteckt gelebt. Danach meldete ich mich in Burg bei der Polizei! Da aber bekam ich ein Schriftstück: „Herr Helmut Schulze ist von der Polizei beauftragt, Straßen und Plätze in Burg zu säubern, und Munitionsrückstände zu beseitigen.! Dadurch erhielt ich nun endlich Papiere. Meine Mutter hatte in Burg ein Textilladen. Da kam eines Tages der SPD Direktor vom Arbeitsamt Burg und fragte ob ihr Sohn helfen könne, der war doch in MD auf der Oberschule. Der hat doch bestimmt auch in Mathematik Prozentrechnung gehabt. Wir bekommen aus MD, jetzt Aufforderungen Berichte abzugeben, wo wir alles in Prozentangaben ausführen sollen. Da die meisten der neuen Stadtverwaltung nun auch Kommunisten waren, aus einfachen Verhältnissen kamen, hatten sie diese Rechenart in der Schule nicht gelernt. Da bin ich also in die Stadtverwaltung gegangen. Es sollte ja nur einen Tag dauern. Dort b in ich nicht wieder weggekommen. Nach zwei Monaten war ich Abteilungsleiter im Burger Arbeitsamt.
Zwischenzeitlich war ich auch noch in der Flakbatterie Weinberg (Ende 42/Anfang 1943. Diese war bestückt mit 4 (8,8cm) Flak. Da wurde einer von und krank. Der wurde nach Barleben geschickt, wo die Krankenstation der Flakabteilung war, für alle Batterien. Der Weg dorthin war zu Fuß. Dann kam die Meldung von dort, der Patient ist nicht krank, der Simulier nur. Er wurde also wieder zu Fuß zurückgeschickt. Auf dem Rückweg fiel er und war tot. Danach wurde ich zur Batterie Elbeu verlegt Mitte/Ende 1943. Später, als ich vom Weinberg weg war, wurde die Batterie auf 6-8-Geschütze aufgestockt. Elbeu Der Ortsbauernführer in Elbeu hieß Bösche. Der wurde nach dem Krieg des Ortes verwiesen. Bekannt ist, dass bei der Wahl 1933, er war bereits Nazi, er eine Wahlurne gebaut hatte, die heimlich geöffnet werden konnte. Somit haben die Nazi’s im Dorf alle diejenigen, die für die Kommunisten gestimmten (Stimmzettel) heraus bekommen können. Denen hat man später das alles schwer angekreidet. Das rächte sich nun mit Kriegsende und kam raus durch Verrat. Als die Ami’s hier waren, waren nun die Zwangsarbeiter auf den Bauernhöfen frei und verbündeten sich mit den Ami’s. So hat dann auch Peter Strube aus Elbeu Ärger bekommen, da er die Fremdarbeiter schlecht behandelt hatte. 1945 Mai In Wolmirstedt hingen große rote Plakate, mit der Aufschrift, „Wer hier verbreitet, dass die russische Armee einziehen wirf, wird nach den Gesetzen der englischen Besatzungsmacht bestraft!“. Einige Wochen später kamen dann tatsächlich die russischen Panjewagen nach Wolmirstedt und Elbeu. 12./13.4.45 Amerikanische Panzerspitzen rückten auf Wolmirstedt/Magdeburg zu (2.PzD/66 Rgt.) Ich war noch vor dem Absetzbefehl vorgeschobener Beobachtungsposten auf der „Flocke“ in Jersleben. Da sich bei Groß-Ammensleben amerikanische Panzer sammelten. Ich hatte zu beobachten mit dem Fernglas, ob die nach Wolmirstedt weiter vorrückten. Die amerikanischen Panzer hatten sich dort eingenebelt und ich sah noch, wie sie langsam weiter auf uns zu vorrückten. So rief ich meinen Kommandeur an um ihm zu berichten und fragte: „Soll ich gleich hier in Gefangenschaft gehen oder soll ich in die Batterie Glindenberg zurück kommen?“ Ich erhielt den Absetzbefehl. Ich hatte aber noch die Koordinaten durchgegeben, so das von der Wolmirstedter Batterie aus Groß-Ammensleben mit der 8,8cm Flak beschossen werden konnte. Da direkte Ziele nicht anvisiert werden konnten, wurde größten Teils der Ort selbst getroffen und so auch die Kirche. Danach setzten wir uns befehls-mäßig zur Flakkaserne Preter ab, eine große Gruppe mit mir über Rogätz. Reintext Teddy
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