nochmal zu Art. 28: Man beachte: Nov. 45 Die Russen entlassen hier aus der SBZ! Jedoch Kranke sind zurück zulassen und der Transport ist vorab zu bezahlen.
So war das eben, Spusu. Willkür allenthalben, Unfähigkeit sowie Schlampereien. Die Helfershelfer der russ. Besatzer haben es in Bleiche besonders toll zu Lasten der Kranken und Vertriebenen getrieben. Die Gräber der in dieser Zeit Gestorbenen sprechen eine beredte Sprache.
Westevakuierte sind meines Wissens nach Flüchtlinge, Vertriebene oder eben Gestrandete aus dem Osten die eine verbriefte Heimatadresse bzw. Adresse von Verwandten außerhalb der SBZ als Ziel ihrer Reise hatten. Zu diesem Zweck wurden sie in solche Sammellager gelenkt um dann ihre Reise in Sammeltransporten zu den jeweiligen Demarkationslinien fort zu setzen. Nicht dazu gehörten wohl die entlassenen Kriegsgefangenen aus dem Osten, da diese in Frankfurt Oder in Auffanglagern separiert wurden um dann von dort ihre Reise fortzusetzen zu den jeweiligen Heimatadressen. Magdeburg spielte dabei wohl auch eine Rolle als Drehkreuz.
@Wirbelwind: Ok was dann aus solchem Erlass gemacht wird ist das eine. Solche intriganten Nutznießer wird es immer geben. Aber hier wird o.g. per Erlass bestimmt, einschließlich der sofortigen Säuberung der Lager nach jedem Transport. Nur wer gesund und bemittelt war durfte weiter. Man muß sich doch bewußt gewesen sein, dass auch Kranke und Mittellose unterwegs waren. Wo sollte denn der Rest hin "gesäubert" werden? Geschuldet natürlich auch der Verfahrensweise der anderen Besatzungszonen die nur Gesunde übernahmen.
Hallo Spusu, erkläre mir das so, dass in den Augen vieler Besatzer die Deutschen nach Kriegsende als Verbrecher angesehen wurden, egal, ob sie persönlich Schuld auf sich geladen hatten oder nicht. Gerade die Russen schienen vielerorts unerbittlich zu sein. Dem war deutscherseits einiges voraus gegangen. Das rächte sich nun. Leidtragende waren die Heimatlosen/Kranken. Die anderen Allierten faßten natürlich auch gern zu bzw. liesen nur bestimmte Leute in ihre Besatzungszone einreisen. Kranke, Mittellose wollten die auch nicht. die logistischen Probleme, die Bevölkerung mit Nahrung, Brennstoffen zu versorgen spielten da auch eine große Rolle. Gerade die Millionen Flüchtlinge bereiteten eben einiges Kopfzerbrechen. MfG wirbelwind
Unter der Überschrift „Wir stehen nun wie die Bettler da“ veröffentlichte die Volksstimme am Sonnabend, 21. Juni 2025 den Auszug aus einem Tagebuch einer Familie aus Bensen am Polzen (heute Benešov nad Ploucnicí). Wer öfter ins Riesengebirge fährt hat den Ortsnamen bestimmt schon mal am Straßenrand gelesen. Der Ort liegt im ehemaligen Sudetenland und im Sommer 1945 wurden hier Menschen vertrieben. So auch die Familie von Klaus Renner.
Die am 19.Juni 1945 beginnende Flucht endete vorläufig einen Monat später in Magdeburg.
18. Juli 1945: Es kam uns zu Ohren, dass in der Magdeburger Börde Arbeitskräfte gesucht werden, und ich und meine Tochter (15) fuhren mit dem Zug nach Magdeburg. Wir klingelten unweit des Bahnhofes an einem unzerstörten Haus, erhielten Einlass, durften bei einer Familie nächtigen und fuhren am nächsten Tag weiter nach Wolmirstedt. Beim Wolmirstedter Arbeitsamt erhielten wir eine Arbeit für meinen Mann. Als Unterkunft wurde uns das ehemalige Gefangenenlager Bleiche angeboten.
August 1945 – Die Familie siedelte in eine frühere Zwangsarbeiterbaracke in Bleiche bei Wolmirstedt um: Mit dem Zug verließ unsere Familie Belgern Richtung Wolmirstedt. Vom Bahnhof ging es zu Fuß sieben Kilometer nach Bleiche. Mein Mann ging täglich zu Fuß die sieben Kilometer von hier zu seiner Arbeit als Elektriker in der Wolmirstedter Zuckerfabrik. Ich ging auf die Felder stoppeln, meine Tochter hatte mehrere Arbeitsstellen bei einem Korbmacher und einem ausgebombten Elektriker, der sich in Bleiche eine Werkstatt eingerichtet hatte. Unsere Söhne Hans und Franz gingen in Samswegen in die Schule.
13. Mai 1946: Die Familie erhielt zwei Zimmer im nahen Jersleben.