Nach dem Vertrag vom Kloster Berge wurde Magdeburg 1666 brandenburgisch. Mit dem Auftrag des großen Kurfürsten zum Ausbau Magdeburgs als brandenburgischer Festung wurde auch wieder die Rolle der Zollschanze ins Licht gerückt. Es war wieder der wichtige Brückenkopf, welcher für den Kommandanten der Stadt Magdeburg, Schmied von Schmiedes-Eck, und die Festungsingenieure im Vordergrund stand. Ein Jahr später hatte das wichtige Ausfallstor nach Osten ein völlig neues Gesicht erhalten. Am Ende der Gralbrücke (heute Anna-Ebert-Brücke) wurde der berühmt gewordene Rote Turm errichtet, von dem die Zollschanze ihren neuen Namen Turmschanze erhalten sollte. Einen Förderer fand die Turmschanze in dem ab 1701 eingesetzten Gouverneur Fürst Leopold von Anhalt-Dessau, dem bis heute bekannten „Alten Dessauer“. Friedrich Wilhelm I., als knausriger Soldatenkönig bekannt, stellte 1000 Taler für das neue Festungswerk zur Verfügung. Auf seine Veranlassung wurde 1718 bis 1721 durch umfangreiche Erd- und Maurerarbeiten der „Téte du pont“ (Brückenkopf) ausgebaut. Daran waren z. B. im Winter 1718/19 ca. 600 Mann (je 200 von den in Magdeburg liegenden Regimentern Arnim, Stille und Leopold) beteiligt, während zur gleichen Zeit nur 300 Kräfte am Ausbau der anderen Magdeburger Festungswerke beschäftigt wurden. Für den Brückenkopf sind allein 1719 50 000 Taler aufgewendet worden. Die Hauptkosten verursachte die Befestigung des Elbufers an der Turmschanze. Dafür wurden 500 Eichen benötigt, die zur Baustelle geflößt wurden. Auch die Stadt Magdeburg kam bei den immensen Baukosten nicht ungeschoren davon. Friedrich Wilhelm I. befahl den Ratsherren am 18. August 1719, auf Kosten der Stadt hinter dem Roten Turm eine Zugbrücke errichten zu lassen sowie zwei weitere in den Befestigungsanlagen. Der Brückenbau kostete die Stadt 2000 Taler. Da das vorrätige Holz in der Stadt nicht ausreichte, musste im Frühjahr 1720 Nachschub aus Coswig auf dem Wasserweg herangeschafft werden. 6000 Taler zum weiteren Ausbau der Befestigung im Jahre 1720 reichten nicht für die Fertigstellung der angefangenen Arbeiten, sodass der König weitere 1800 Taler nachbewilligen und auch in den Folgejahren noch beträchtliche Beträge bereitstellen musste. Insgesamt wurden bis 1725 nur die Maurerarbeiten zum Abschluss gebracht, während die Erdarbeiten nur „im rohen aufgeführt“ waren. Im Mai 1725 befahl der Alte Dessauer dem Magdeburger Fähramt, am Ende der Langen Brücke beim Roten Turm eine neue Zugbrücke zu errichten. Auch diese Baukosten, sowie spätere umfangreiche Instandhaltungskosten, waren von der Stadt zu tragen. 1769 wurde die Zugbrücke entfernt und durch eine Balkenbrücke ersetzt, aber bereits 1778 musste durch das Fähramt erneut eine Zugbrücke hergestellt werden. Friedrich II. ließ nach seiner Thronbesteigung 1740 die Arbeiten an der Turmschanze einstellen, obwohl auf der Elbseite noch die Brustwehren fehlten und auch andere Arbeiten nicht zu Ende gebracht waren. Mangels fehlender Mittelbereitstellung konnte die Turmschanze nicht zu Ende geführt und ihre Instandhaltung nicht gewährleistet werden. Zur Befestigungsanlage gehörte noch der Unterbär (Straßenbezeichnung und Kleingartenanlage dieses Namens erinnern noch heute daran) am nördlichen Ausgang der Friedrichstadt zum Kleinen Cracauer Anger. Dabei handelte es sich um eine Stauschleuse mit deren Hilfe der Wasserstand in den Festungsgräben reguliert werden konnte.
Da sich an der Turmschanze auch ein ziviler Ort bildete, davon später mehr.
Mehr als 150 Jahre lang war die Zoll-/Turmschanze eine rein militärische Angelegenheit. Aber im Frühjahr 1731 gibt Friedrich Wilhelm I. den Befehl zur Besiedlung. Der Soldatenkönig stellt sich im Inneren des Brückenkopfes den Bau von 50 kleinen und 25 größeren Bürgerhäusern vor. Möglicherweise wurde er zu diesem Plan vom Alten Dessauer inspiriert. Schnell entstand dann die neue Vorstadt, die ihren Gründer mit dem Namen Friedrichstadt ehrte. Da jedoch Namen bekanntlich Schall und Rauch sind, wurde in den kommenden 150 Jahren üblicherweise der Name Turmschanze weiterverwendet. Diese Bezeichnung verschwand erst, nachdem Magdeburg am 1. Oktober 1912 seinen Festungscharakter offiziell verlor und eine „Schanze“ keinen Bezug zur Realität hatte. Trotz der Besiedlung mit Zivilisten gab es zur Altstadt kaum Beziehungen. War doch nach dem General-Reglement vom 28. März 1737 für die in den Festungswerken und Außenforts lebenden Bürger der Gouverneur allein in allen Fragen bis zur Gerichtsbarkeit und Steuererhebung zuständig. Wohlstand war in der Friedrichstadt nicht zu Hause. Wer wollte schon zwischen den Festungswerken wohnen und wie angenehm war ein solcher Wohnort erst in Kriegszeiten? Die Regierung lockte deshalb Baulustige mit erheblichen Zuschüssen und einigen Privilegien, wie der Befreiung vom Brückgeld. Der erste Ansiedler soll ein Ackermann und Stellmacher aus Güsten (Anhalt) gewesen sein. Sein Name war Johann Christian Schreyvogel. Doch mehr ist über die ersten Bewohner der Turmschanze nicht überliefert, da das Kirchenbuch „in der Turm-Schantze vor Magdeburg“ erst mit einer Taufe am 15. November 1736 beginnt. Was das Kirchenbuch aber verrät ist, dass neben den Soldaten vor allem Tuchmacher, Strumpfwirker, Wollkämmer und (wer hätte es gedacht) Brauer den Brückenkopf besiedeln. Dazu kommen in der weiteren Folge Tagelöhner, Schneider, Böttcher, Tischler, Maurer, Schiffsknechte, Fleischhauer, Gastwirte usf. Später entwickelte sich in der Friedrichstadt ein reges Webereigewerbe mit Fabrikanten, wie die in fremden Lohn stehenden Arbeiter damals noch genannt wurden. Die Stadt Magdeburg hatte zwar kein Interesse an der ostelbischen Ansiedlung, konnte sich aber den königlichen Anforderungen nicht entziehen. Der Gouverneur erkannte der Friedrichstadt nicht den Status einer Vorstadt zu, da sie sich noch innerhalb des Festungsgürtels befand. So musste also der Magdeburger Magistrat eine Straße zur Friedrichstadt herstellen und auch die Kosten für die Pflasterung des Friedrichstädter Marktes (später Heumarkt) zu Lasten der Kämmereikasse ausführen lassen. Wie kompliziert die Verhältnisse waren erfuhr einer der ersten Brauer, der französischstämmige Kolonist Abraham Gandil. Die zum Bau seines Hauses benötigten 12 000 Ziegel ließ er nämlich von Plötzky auf dem Wasserweg herbeischaffen. Eine dafür beantragte Befreiung vom Zoll wurde ihm jedoch abschlägig beschieden. Auf dem Landweg herbeigeschafftes Baumaterial blieb dagegen für Jedermann zollfrei. Gegen das von Gandil errichtete Brauhaus hatte die Altstädter Brauereiinnung von April 1731 an etwas auszusetzen – ihr passte die Konkurrenz aus der neuen Siedlung nicht. Jedoch erhielten sie weder vom Gouverneur noch vom König Unterstützung, sodass sich ein regelrechter lokaler Bierkrieg entwickelte. Neben der zivilen Bautätigkeit ging auch der Kasernen- und Festungsausbau weiter. 1732 wurden dann die Friedrichstädter Kasernen, eigentlich Baracken, gebaut. Sie sollten später noch eine besondere Rolle spielen. Der Siedlungsausbau folgte den militärischen Erfordernissen. Zentrum war der Markt mit einem Brunnen. Von da aus gingen 5 radiale Straßen bis zu den Festungswällen und teilten das Viertel in einzelne Quartiere. In Nord-Süd-Richtung verlief mit dem Breiten Weg die Hauptstraße. Zur Außenwelt führte das im Süden gelegene Cracauer Tor, zu dem sich ab 1818 an der Ostseite das Charlottentor hinzugesellte. Die Baracken in der Friedrichstadt wurden nicht zur Unterbringung von Soldaten genutzt, sondern vom Fiskus den Fabrikanten (jetzt nicht mehr mit Arbeitern gleichzusetzen) Diesing und Haase sowie später an den Kriegsrat Goßler abgetreten. Sie dienten nunmehr einer Barchentweberei als Domizil und hatten für viele Bewohner der Friedrichstadt als Arbeitsstelle eine große Bedeutung.
Beim nächsten Mal etwas über die Zusammensetzung der Bevölkerung und über die erteilten Privilegien.
erstmal nur eine Übersicht der Festung Magdeburg mit Friederichstadt Ende des 18. Jahrhunderts und Bild des Betsaales (Position a im Plan von Costenoble) Bild entfernt (keine Rechte) Bild entfernt (keine Rechte)
V. Die Bewohner der Friedrichstadt und ihre Privilegien
Friedrich Wilhelm I., König in Preußen, hatte zur Förderung seines Auftrages zur Ansiedlung von Zivilisten in der Friedrichstadt sowohl finanzielle Unterstützung beim Bau von Häusern, als auch die Erteilung von Privilegien für die Ansiedler in Aussicht gestellt. Die finanzielle Unterstützung in Form von „Bauprozentgeldern“ erreichte die beträchtliche Höhe von 12 290 Talern. Ein wirtschaftlicher Aufschwung blieb jedoch aus, so dass sich bald kaum noch Interessenten zeigten, die sich in Friedrichstadt niederlassen wollten. Die Gesamtzahl der Gebäude stagnierte im 18. Jahrhundert bei 50 – 70; dazu kamen 15 Baracken mit je 15 geplanten Stuben, deren Innenausbau aber wohl nicht zu Ende gebracht wurde. Die Kasernenkapazität war auf 1000 Mann ausgelegt. Tatsächlich dienten sie allerdings später dem Betrieb einer großen Spinnerei und Weberei. Die Zivilbevölkerung hatte nach 50 Jahren des Bestehens 641 „Seelen“ erreicht. Die Soldaten überwogen offensichtlich, denn bis 1777 gab es stets ein Missverhältnis zwischen der Zahl der Geborenen und der Gestorbenen. 1779 gab es einen erheblichen Geburtenüberschuss, der aber für die Folgezeit lediglich als Ausnahme betrachtet werden kann. Die Einwohnerzahl entwickelte sich jedenfalls wie folgt: 1786: 510 Personen 1800: 911 Personen 1808: 1038 Personen 1811: 819 Personen 1831: 911 Personen 1839: 1400 Personen 1864: 2498 Personen 1868: 2431 Personen 1870: 2500 Personen (die Angaben entstammen verschiedenen Quellen und sind nicht verifiziert)
Am 10. August 1808 wurde, wie das Gebiet um den Domplatz, auch die Friedrichstadt in die Verantwortung des Magdeburger Magistrats überführt. Aus diesem Anlass erfolgte eine Feststellung der Einwohnerzahl und es wurde eine Berufsstatistik aufgestellt. Danach waren in der Friedrichstadt tätig: 68 Arbeitsmänner 47 Leinenweber 30 Spinner 17 Schiffsknechte 12 Höker 10 Bandmacher 7 Ziegeldecker 7 Schuhmacher 7 Tischler 6 Bäcker 6 Schneider 3 Tuchmacher 3 Maurer 2 Fleischer. Unternehmerisch tätig waren 1 Fabrikbesitzer 3 Kaufleute, 9 Schenkwirte und 2 Handelsleute. Die Aufzählung der Berufe wird durch 3 Akzise-Beamte und einige Berufe, die jeweils nur von einem Vertreter ausgeübt wurden, ergänzt. Wirtschaftlich waren in der Friedrichstadt jemals nur die beiden bereits ab 1731 eingerichteten Brauereien erfolgreich, wobei diesen Einrichtungen nicht zu viel Gewicht beigemessen werden darf. Sie unterlagen einem ständigen, von der Altstädter Brauer-Innung auch mit unlauteren Mitteln geführten, Konkurrenzkampf und waren 1803 nicht mehr existent. Weberei- und Spinnereiunternehmen gingen nach einer kurzen Blütezeit bankrott, obwohl ihnen vom Fiskus die als Kasernen gebauten Baracken auf Lebenszeit unentgeltlich zur Verfügung gestellt wurden. Nicht einmal die Verpflichtung zur dauernden Instandhaltung konnten die Unternehmer erfüllen. Letztendlich dienten die Baracken nur noch als Notunterkünfte für zahlungsunfähige Familien, die sich dort ohne Einweisung oder Erlaubnis einquartierten.
Die Friedrichstadt machte den für sie verantwortlichen Behörden, vom ersten Tage ihres Bestehens an, Sorgen und Nöte. Das wurde durch die Privilegien und Freiheiten, welche den Bewohnern gewährt werden sollten, eher verstärkt, als gelindert. Zogen doch diese „Erleichterungen“ vorwiegend Siedler an, deren wirtschaftliche Kraft bereits an anderen Orten nicht für die Existenzsicherung ausreichte. Wie die „Braugerechtsame“ endeten, ist bereits geschildert. Die „Brückgeldfreiheit“ erlitt kein anderes Schicksal. Zunächst hatten sich die Regierungsbehörden damit einverstanden erklärt, dass die beiden Brauereien für ihre „Importe“ und „Exporte“ aus der bzw. in die Altstadt ein Entgelt für die Benutzung der „Langen Brücke“ entrichten. Bald mussten auch alle anderen Friedrichstädter, die Fußgänger eingeschlossen, Brückgeld an das Fähramt zahlen. Bereits 1754 klagten die Friedrichstädter über diese Beschwernisse, denen jedoch nicht abgeholfen wurde. Ebenfalls stand bereits frühzeitig die versprochene „Einquartierungsfreiheit“ zur Disposition. Da Magdeburg eine preußische Innenfestung war, der von den angrenzenden Ländern wie Anhalt oder Braunschweig keine tatsächliche Gefahr drohte, war die eigentliche Besatzung der Friedrichstadt eine Artillerie-Kompanie, von der lediglich 50 – 60 Mann in der Friedrichstadt lagen. Diese Situation änderte sich, wenn größere Truppenbewegungen oder Durchmärsche die Unterbringung einer größeren Anzahl von Soldaten erforderlich machten. Dann beschwerten sich die Altstadt und die anderen Vororte regelmäßig über die Befreiung der Turmschanze von solchen Lasten. Für die Besatzung des Brückenkopfes waren 1732 nur 48 Mann vorgesehen. Dazu kamen ein Offizier, drei Unteroffiziere und ein Tambour. Die Magdeburger Hauptwache war mit 108 Mann, die Zitadelle mit 96 und „Post Cleve“ mit 60 Mann besetzt. Die größten Aufregungen gab es aber in der Friedrichstadt: Am 26. April 1736 stürzte sich ein Selbstmörder von der Elbbrücke und gleich danach, am 14. Mai erschoss sich ein Soldat der Kompanie des Hauptmanns von Asseburg auf der Wache in der Turmschanze in selbstmörderischer Absicht. Zur gleichen Zeit befanden sich in Magdeburg fremde Regimenter und es gab Probleme mit deren Unterbringung. Generalleutnant von der Goltz sah deshalb vor, dass drei Kompanien des Magdeburger Garnison-Regiments (etwa 650 Mann) in den Friedrichstädter Privatquartieren unterzubringen seien, falls die Magdeburger Gilden-Häuser nicht freigemacht werden könnten. Weitere Mannschaften sollte in den Kasernen (Baracken) Unterkunft finden. An Privatquartieren standen 56 fertiggestellte Häuser zur Verfügung. Der Brauer Gandil hatte als „erster Bürgervorsteher“ einen dazu erforderlichen Plan ausgearbeitet. - Also „Einquartierungsfreiheit“ war auch nicht. Vom vermehrten Ausschank der Brauereien abgesehen, war die Einquartierung von Soldaten immer mit Einschränkungen für die Bürger verbunden. Wenn dann auch noch die Anzahl der Bürger keinerlei Äquivalent für die Zahl der unterzubringenden Soldaten darstellte, war die Belastung für wirtschaftlich schwache Bürger oft unzumutbar. Selbst nach dem Abzug der aktiven Truppen verblieben erhebliche Belastungen, wie z. B. 1741. Als den zurückgebliebenen „Soldatenweibern“ des v. Gräfenitzschen Regiments Brotgeld und Quartier gewährt werden sollte, forderte die Altstadt, dass dazu neben der Neustadt und der Sudenburg auch die Turmschanze heranzuziehen sei. Die Beschwerdeführer wurden mit dem Hinweis auf das finanzielle Unvermögen der Turmschanzer abgewiesen.
Ein letzter Teil soll sich mit der Entwicklung des Zustandes der Befestigungswerke beschäftigen.
VI. Das Schicksal der Befestigungswerke der Turmschanze
Als man sich der Besiedlung der Turmschanze zuwandte, wurde offensichtlich die Vollendung der Befestigungswerke zurückgestellt und die Instandhaltung der vorhandenen vernachlässigt. Nur so ist es zu erklären, dass bereits 1748 die Holzverschalung der Elbufer zum Teil eingefallen war. Der König, der sich vom desolaten Zustand selbst ein Bild machte, veranlasste die Herbeischaffung schwerer Eichenpfähle aus den Forsten bei Biederitz und Wolmirstedt durch „Kriegsfuhren“. Damit sollten die defekten Anlagen ergänzt werden. Noch schlechter war der Zustand des Pulver- oder Roten Turmes. Dieser wies 1751 gewaltige Risse auf, so dass die Pulverfässer in das Souterrain der Bastion Mark und die Patronen und Bomben in ein Gewölbe am Steinbruch am Krökentor umgelagert werden mussten. Trotz der wichtigen Rolle, die der Festung Magdeburg zugedacht war, befanden sich seine Befestigungsanlagen vor Ausbruch des 7jährigen Krieges in einem desolaten Zustand, der einer ernsthaften Belagerung nicht widerstanden hätte. Das galt ganz besonders für die Turmschanze, an der man nun Ausbesserungen vorgenommen hat. Allerdings war erst im April 1762, ein Jahr vor Kriegsende, ein für die Verteidigung geeigneter Zustand hergestellt. Dass die Turmschanze damit allerdings in einem wünschenswerten Zustand war, muss bezweifelt werden, da am 15. August 1766 der Unterbär plötzlich einstürzte. Dem gesamten Pfahlwerk am Turmschanzenufer drohte ein ähnliches Schicksal und es kam zu einem langwierigen Streit zwischen den städtischen und den Militärbehörden über die Verursacher dieses Zustandes. Das Militär behauptete, dass der vom Fähramt veranlasste Bau einer Buhne die Strömungsverhältnisse in der Elbe so verändert hätte, dass daher die Beschädigung der Befestigung rührte. Das Fähramt wies eine solche Anschuldigung weit von sich und machte Pfusch am Bau verantwortlich. Der Streit zog sich so lange hin, dass die akute Gefahr weiterer Schäden, ja sogar der Einsturz des Oberbärs zu befürchten waren. Damit wäre ein Wassereinbruch in die Wallgräben und eine Zerstörung der so genannten Adlerbrücke nicht mehr ausgeschlossen und der Elbübergang unterbrochen. Der Gouverneur von Saldern unternahm es schließlich, die gesamte Schalung zwischen Ober- und Unterbär erneuern zu lassen. Zusätzlich musste jeder Kärrner, der über die Lange Brücke aus Magdeburg kam, einen Karren Schutt aufladen und in die Turmschanze bringen. Dieser wurde dort zu Ausbesserungsarbeiten, insbesondere zur Geländeplanierung verwendet. Alle eingeleiteten Maßnahmen müssen jedoch als Flickwerk bezeichnet werden, denn die für eine Verteidigungsanlage notwendige Festigkeit erhielt die Turmschanze nicht. So riss der Eisgang am 27. Februar 1768 den der Turmschanze zunächst stehenden Pfeiler der Langen Brücke fort. Es entstand eine Öffnung von 51 Ellen (ca. 34 m), durch welche die Verbindung Altstadt – Friedrichstadt unterbrochen war. Aus Westerhüsen und Hohenwarthe wurden Fähren geholt, um Pferde und Fuhrwerke übersetzen zu können. Fußgänger wurden mit Kähnen übergesetzt. Weitere große Schäden verursachte das Sommerhochwasser 1771, das den vor 43 Jahren gemessenen Höchststand deutlich übertraf und die Friedrichstadt vom 29. Juni bis zum 14. Juli unter Wasser setzte. Die Wache vom Cracauer Tor musste aus diesem Grunde abgezogen werden.
Die Festung Magdeburg und mit ihr die Turmschanze spielten ja bekanntlich bei Napoleons Vormarsch keine militärisch erwähnenswerte Rolle. Von der Turmschanze zogen die preußischen Soldaten ab und am 2. Dezember 1806 zogen 70 Soldaten des in Magdeburg liegenden 25. französischen Regiments in die Friedrichstadt. Diesen hatten die Bewohner Quartier bereitzustellen – frühere Privilegien galten nicht mehr. Am 30. April 1808 wurde dann durch ein Dekret des Königs von Westfalen die Friedrichstadt in den „Süd-Kanton“ der Stadt Magdeburg eingegliedert – die Verbindung zum Gouvernement war erloschen. Die Verwaltung der Festungswerke hatte sich Napoleon selbst vorbehalten, da hatte der Magistrat nichts zu bestimmen. Nur die Einquartierungen blieben bei den Bürgern. Diese waren eine große Last. 1811 wurden 4 kriegsstarke französische Kompanien in die 74 Häuser der Friedrichstadt einquartiert, da blieb für die eigentlichen Bewohner kein Raum. Sie mussten sich am 17. September 1813 sogar teure Mietunterkünfte in der Altstadt beschaffen, nachdem sie die Friedrichstadt innerhalb von 24 Stunden verlassen mussten. Ihre Rückkehr war erst im Mai 1814 möglich. Für ihre Verluste blieben sie ohne jede Entschädigung. Nach dem Abzug der Franzosen hatte die Stadt kein Interesse mehr an der kostspieligen Friedrichstadt, die nichts für die Stadtkasse einbrachte, aber Aufwendungen für das Armenwesen verursachte. Aber auch das Militär hatte kein Interesse seine Verantwortung wieder zurückzunehmen. Lediglich die nicht vom Festungswerk zu trennenden Fortifikationsbestandteile blieben unter Militärverwaltung und die Stadt Magdeburg arrangierte sich im Laufe der Zeit mit dem ungeliebten Kind, das erst durch den Neubau der Zoll- und der Langen Brücke sowie mit dem Eisenbahnbau wieder interessant wurde.