handschriftlich festgehaltende Zeitzeugenbefragung Magado2 Niederschrift der #13bis16 in Reinschrift
Jan. 2013
Zeitzeuge Herr Gustav Meinecke aus Dahlenwarsleben Jg. 1938
G. M. war damals in der Kückengruppe Jungvolk. Jungvolk und HJ streng organisier in Dahlenwarsleben. Sonntags bekamen sie in der Schule frei. Übungen zu absolvieren, Marschübungen, Lieder singen, Befehle ausführen, Lager wurden durchgeführt in der Umgebung. Übungen HJ ein Dorf gegen die HJ des anderen Dorfes…In Dahlenwarsleben wurde für HJ/Jungvolk ein Heim ausgebaut. Das war eigentlich ein BDM-Heim. Da traf sich aber auch das Jungvolk und die HJ. Im Sommer traf man sich im Freien, im Park oder auf der Straße. Auch im Gemeindehaus wurde ein Kulturraum genutzt. Das BDM-Heim war in der Mühlenstraße Dahlenwarsleben. Da steht das alte Haus des ehem. Gutsbesitzers Wiersdorf. Das BDM-Heim stand daneben. Heute nicht mehr. Ortsbauernführer soll Walter Deumeland gewesen sein. Der wurde aber in den letzten Kriegsjahren eingezogen zur Wehrmacht. Ortsgruppenleiter NSDAP war Herr Nitsche. In Dahlenwarsleben gab es viele NSDAP-Mitglieder. Einige von ihnen waren sogar sehr fanatisch. Die Masse waren aber nur Mitläufer. Veranstaltungen fanden in Dahlenwarsleben in einem großen Saal statt. Auch in Dahlenwarsleben waren viele polnische Fremdarbeiter auf den Höfen tätig. Die waren in der sog. Polenkaserne untergebracht. Das Haus steht heute noch in der Peterstr. an der Kreuzung. Da schliefen die. Arbeiten mussten sie hauptsächlich bei Großbauern. Aber auch Kleinbauern hatten 1-2 Polen. Ein Fremdarbeiter hatte mit einer Bauersfrau, dessen Mann an der Front war, eine Liebschaft. Beide wurden erwischt. Der Frau wurde daraufhin zur Schande eine Glatze geschnitten. Der Pole wurde auf dem (Nedersberg?) an einer großen Akkazie aufgehängt. Dazu mussten alle Fremdarbeiter aus den ganzen Kreis antreten und zur Abschreckung beiwohnen. Der Großbauer, der damals Bürgermeister war in Dahlenwarsleben, Herr Wiersdorf. Der musste das Todesurteil und die Vollstreckung bestätigen durch Unterschrift. Als die Amerikaner dann ins Dorf kamen war er zwar noch hier, aber als die Rote Armee kam ist er in den Westen abgehauen, wie der andere Großbauer auch. In D. gab es 2 große Güter, wo die Polen arbeiteten. Nach Kriegsende waren die poln. Fremdarbeiter befreit. Im Dorf hatten sie dann auch geplündert. Die Amis haben aber schnell alle Polen zusammengeholt und in einen Zug verfrachtet und in Richtung Osten geschickt. Es gab hier auch einige Lager vom Reichsernährungdienstes. In der Gastwirtschaft Becker war ein textiellager. In Gersdorf war ein Lager mit Lederjacken. Später liefen viele mit solchen Lederjacken rum. In Eichenbarleben gab es ein Lager mit Blockschokolade der Wehrmachtsbestände (z.T. waren das verdeckte Lager). Hier in der Gastwirtschaft war unter der Bühne ein großer Hohlraum wo Ballen an Stoff lagerten. Es waren auch Scheunen abgeteilt als Wehrmachtslager. Bei Vahldorf lag ein Kahn auf dem Kanal mit Tabak. Das sprach sich schnell herum. Da man für Tabak damals sonst was ür Sachen bekam, wurde er geplündert. Mein Vater ist in Dahlenwarsleben geboren. Er war stark schwerhörig und wurde nicht zur Wehrmacht eingezogen. Er arbeitete in MD als Schlosser (in der Munitionsfabrik SILVA MD) und mußte dafür aber Dienst in der Feuerwehr und Luftschutzwart v ersehen. Schon damals hatten wir hier unser Grundstück und 2 Morgen Acker. Unser Hauskeller wurde nach Prüfung nicht als Luftschutzkeller abgenommen, zu schwach. 2 Häuser weiter, bei Sattler Rudolf war ein ausreichender Luftschutzkeller für Leute aus anderen Grundstücken. Meine Großmutter ging bei Fliegeralarm da nie hin, sie blieb lieber zu Haus. „Hier passiert sowieso nichts –Magdeburg war immer das Ziel!“ Wenn Alarm war, war mein Vater meist unterwgs mit der Feuerwehr. Meine Mutter ist mit uns Kindern in den großen Luftschutzbunker gegangen, wenn die Sirene Voralarm gab. Da standen z.B. am 16.1.45 die Weihnachtsbäume schon am Himmel. Es wurde in der Nacht taghell. Dann flackerte der Himmel über MD rot. Am andren Tag (17.1.45) musste mein Vater und die Feuerwehr nach Olvenstedt und von dort nach MD-Innenstadt, um Hilfe zuleisten. Meine Mutter ist mit uns Kindern auch mit dem Fahrrad losgefahren. Wir kamen aber nur bis Ebendorf, da ein weiterer Angriff auf MD am Tage erfolgte. Die feindlichen Flugzeugverbände konnten wir gut sehen, wenn sie nach MD oder Berlin flogen, wenn wir Kinder auf dem Grabenrand saßen. Manchmal flogen sie eine ganze Stunde lang über uns hinweg in Formation. Da wussten wir, die tun uns nicht’s, die fliegen nach Berlin. Von uns aus konnten wir oft auch sehen, wenn die Fesselballons über der Brabag standen, dann stand ein Luftangriff bevor. Vom Feldweg von unserem Haus aus, bei der Kreuzung, konnten wir genau zur Brabag Richtung Osten schauen. Dann dauerte es auch nicht lange, dann gab’s Fliegeralarm und wir Kinder machten, dass wir nach hause kamen. Von Leuten, die in Dahlenw. Wohnten oder in der Brabag arbeiteten, hörten wir, dass die Brabag oft getroffen wurde und immer wieder provisorisch , um aufgebaut wurde, um Flugzeugbenzin herzustellen. Es wurde auch immer wieder im Dorf erzählt, dass ganz in der Nähe Scheinbrabag errichtet war, auf dem Acker hinter der B 72. Da wurden aber nie Bomben abgeworfen. Das nützte also nicht’s. NÖ Olvenstedt neben der Chausse Richtung Ebendorf ist ein US-Bomber abgestürzt auf dem Acker. Als Mutter und wir Kinder zu Fuß nach Olvenstedt liefen (Mutter stammte aus Olvenstedt) sahen wir schon Von weiten das Flugzeugwrack auf dem Feld. Ringsrum standen SA-Leute und Militär und sperrten ab. Die Ju 52 ist auf den Dalenw. Friedhof abgestürzt, als die Ami’s bereits in Dahlenw. Waren (19.4.1945) Die Ami’s waren ab 12.4.45 in Dahlenw. Pastor Peschke war von den Ami’s als Bürgermeister eingesetzt, denn seine Hilfspolizisten kamen und sagten uns, innerhalb von 2 Std. müssen wir das Haus verlassen und auch andere am Ortsrand haben räumen müssen. Dahlenwarsleben den, 13./14.4.45: Wir kamen bei der Schwester meines Vaters unter. Das war schräg gegenüber der Kreuzung. Als am 19.4. die Ju 52 abstürzte hatten wir das Brummen eines Flugzeugs in der Nacht gehört, aber weiter keine Noziz davon genommen. Am Tage hatten wir dann gehört, dass eine deutsche Maschine auf dem Friedhof notgelandet war. Die Ami’s hatten zwar die Munition aus dem Flugzeug geborgen, ab das Wrack lag noch einige Jahre auf dem Friedhof. Die Dorfbewohner montierten alles brauchbare ab, was sie irgendwie gebrauchen konnten. Wellblech, Plexiglas usw., bis 1948 etwa. Flak: In Dahlenwarsleben auf der Lohrenbahn-Anlieferungsgleis vom Meitzendorfer Bahnhof zur Zuckerfabrik Dahlenw. Stand Eisenbahnflak mit mehreren Vierlingsgeschützen. Wenn nicht’s los war, da gingen wir Kinder oft hin und unterhielten uns mit den Flaksoldaten, auch junge Mädchen. Wenn die schossen, klirrten in Dahlenw. Die Fensterscheiben. Richtung Gersdorf gab es eine Scheinwerferstellung. In Dahlenw. konnte man sehen, wie die Scheinwerfer, auch Museren, die Feindflieger nachts ableuchtete. An die Flakstellung Dahlenw., schwere Flak hinter dem Friedhof kamen wir Kinder nicht ran. Wenn die nacht’s schoss
Fortsetzung der handschriftlichen Aufzeichnungen Zeitzeugenbericht Dahlenwarsleben Seiten 17 bis 21 in Reinschrift
Dann bebte der ganze Ort. Wenn die Flak am Tage Flugzeuge im Luftraum MD getroffen hatte, sah man am Himmel öfter weiße kleine Flecke. Das waren Fallschirme von Bomberbesatzungen die abspringen konnten. Als die Amis kamen und Feindalarm gegeben wurde, war es in Dahlenw. gespenstisch still. Wir durften nicht aus dem haus. Als die Amis dann kamen, standen aber im Ort viele Kinder an der Straße und haben gewunken, als die ersten Pz. durch Dahlenw. fuhren. Hier ist ja die Hauptstr. Richtung Meitzendorf und wir standen am Fenster und konnten alles genau sehen. Die Pz. Shermen waren alle mit Grenadieren besetzt und voll bewaffnet. Da sah ich auchdas erste mal schwarze. Die US-Pz. kamen aus Richtung Hohenwarsleben (12.4.45) und fuhren bis zur Meitzendorfer Kreuzung. Auch in Irxleben waren die Amerikaner schon, wo sie dann ein amerikan. Lazarett einrichteten. An der Meitzendorfer Kreuzung hatten sie dann von der Barleber Flak im Erdkampf gewaltig feuer bekommen. Die sollen sogar Verluste gehabt haben. Sofort setzten die US-Pz. nach Dahlenwarsleben zurück und verschanzten sich hier in Gärten, in der Gärtnerei des Gutshofs sind sie gleich durch die Mauer gefahren. Hier bei uns auf dem Platz standen 2 Pz. Bei uns auf dem Hof/Garten, war auch ein Pz. in Stellung gegangen. Wir mussten alle in den Keller vorsichtshalber. Als die Barleber Flak aufhörte zu schießen, hat sich auch nie wieder gemeldet. Die US-Pz. bei uns hier haben dann am 13.4. noch einige Schüsse Richtung Barleben abgefeuert. Aber es blieb ruhig. Am 13.4. trauten wir uns auch wieder aus dem Keller heraus, nichts wie hin zu den Panzern. Und da lernten wir dann, was Kaugummi ist, von den Amerikanern kennen. Wenn ein Offz. Auftauchte, wurden wir aber wieder in den Keller gejagt. Bis die Panzer dann am 17.4.abzogen um MD zu erobern, wurde wohl die ganze Gegend hier westlich MD durch Pz. gesichert. Hier in Dahlenw. hatte der Volkssturm od. Flaksoldaten, bevor die Amis kamen Pz.-Sperren errichtet. Eine war hier wo wir wohnen, ca. 50m Richtung Meitzendorf, an der Ecke, quer über die Hauptstr. Die andere war Ortsausgang nach Hohenwarsleben. Da gab es auch Problem, da am 14.4. die PzSp. mit großen Straßenwalzen dicht gemacht wurden. Es waren die Frauen von Dahlenw. die in Opposition gingen beim Ortsgruppenleiter, aus Angst, das Dahlenw. unter Beschuß geraten würde. Am anderen Tag ist der Bauer Heinrich Deumeland dort hin und hat die Dampfwalzen vor den Sperren weggefahren, damit sie offen blieben. Die Pz-Sp. hier waren nicht aus Baumstämmen, sondern aus Bruchsteinen geschichtet gebaut, 3-4m breit, 1,5m hoch, mit Lücke dazwischen. Die Sperren waren ja schon Wochen vorher errichtet und wir Kinder haben darauf oft gespielt. Der Volkssturm Dahlenw. war, als die Amis kamen nicht mehr angetreten. Unser ehem. Gastwirt Bäcker hat sich später noch damit gerühmt, dass er die ganzen Sprengsätze aus den Panzerfäusten rausgenommen hatte, dass die gar nicht erst benutzt werden konnten. Einige HJler sollen zwar den Amipz. noch entgegen gegangen sein, sind aber wieder stiften gegangen, wurden nach Hause gejagt von den Alten. Dass jemand im Ort weiße Tücher aus dem Fenster gehängt hätte, habe ich nicht gesehen. Am 13.4. wurde der Ortsgruppenleiter von den Amis durchs Dorf gefahren, vorn auf einen Pz., danach wurde er in Dahlenw. nicht mehr gesehen. Als der Dorfpfarrer von den Amis als Bürgermeister eingesetzt wurde, wurden Ihm auch Hilfspolizisten mit weißer Armbinde (mit dem Wort Polizei darauf) zugewiesen. Die sah man im Ort überall herumlaufen. Es gab auch eine Ausgangssperre ab 18:00 Uhr. Die wurde abends durch einen Jeep kontrolliert. Es waren auch kurze zeit Engländer im Ort. Die handelten mit den Bewohnern, mit Schokoladenpäckchen gegen Eier. Die haben sogar die Glucke vom Nest gejagd um Eier zu nehmen…..Die fuhren eigentlich nur Streife. Die Kommandantur in Dahlenw. war in der Villa Wiersdorf (Gutshaus). Rote Armee ab 1.7.45. Vorher war da die Kommandantur der Amis drin, kurze Zeit. Der russ. Kommandant war ein Major. Die Russen kamen in der Nacht vom 1. zum 2.7.45 im Oer an, mit Panjewagen und großer Herde Kühe und Pferde. Die Kühe und Pferde wurden hier in den großen Bauernwirtschaften untergebracht. Die Frauen im Dorf mussten die Kühe regelmäßig melken und haben dafür Milch bekommen. Am Tage zogen die Rotarmisten mit Akordeon durchs Dorf und spielten ihre Lieder und sangen dazu. Vergewaltigungen gabs hier im Dorf nicht mehr, aber geklaut haben die Russen doch, auch bei uns auf dem Hof. Das war so. 2 russ. Soldaten kamen bewaffnet am Tage auf unseren Hof und wollten Wasser zum trinken haben. Meine Mutter gab jedem ein Glas Wasser. Während sie langsam tranken, schauten sie sich um, um den Hof zu erkunden. Noch in der selben Nacht bellte unser Hund auf dem Hof Meine Eltern schauten auf den Hof und sehen wie die 2 Schweine auf dem Hof herum liefen und 2 menschliche Gestalten im dunkeln. Meine Mutter nahm instinktiv die feuerwehrtrompete und blies Alarm. Da hatten die Einbrecher Angst bekommen und ließen die Schweine auf unserem Hof in Ruhe, sind darauf auf ihren Panjewagen den sie vor dem haus auf der Straße abgestellt hatten und weg Richtung Meitzendorf. Von weiten haben sie noch 2 Schüsse abgegeben. Aber unsere 6 Gänse, die hatten sie schon im Sack und mitgenommen. In der Umgebung sollen die Russen auch Schafe gestohlen haben und in kurzer zeit hatten sich richtige Plünderbanden gebildet. Das ließ aber auch bald wieder nach. Kriegsende Niederndodeleben/Schnarsleben: Darüber ist nicht’s bekannt. Meitzendorf: Da ist eine Sprengbombe eingeschlagen in ein größeres Gasthaus mit etlichen Toten. Am anderen Tag haben wir Kinder von Dahlenw. aus uns dort die Trümmer angeschaut. Es hieß, ein alter mann, der nicht im Luftschutzkeller war, den hat’s nicht erwischt und alle die im LK waren, sind erstickt. Dahlenwarsleben: Bei uns im Ort waren einige Flakeinschläge –Im Stalldach einige Granateinschläge bei uns auf dem Hof, als die Barleber Flak hierher zu den Amis beschoss 12.4.45 –. Irxleben: Da befand sich ein Lazarett der Amerikaner. Hier hatten sich die Amerikaner auch gesammelt. Von dort sind sie dann von Hohenwarsleben nach Dahlenwarsleben gerückt. Olvenstedt: Am 16.1.45 war meine Großmutter in Alt-Olvenstedt und da waren auch Brandbomben auf’s Grundstück gefallen. Mein Vater war von der Feuerwehr Dahlenw. dort und die Brandbomben wurden mit Schaufeln durch die Dachluke und offenen Stellen im dach auf die Straße geworfen (Stabbrandbomben). Luise Krüger, damals Diesdorfer Weg, heute Hauptstraße * Hermsdorf: Die Nazifunktionäre von überall sind dort in einem Saal gesammelt worden um sie zu entnazifizieren, unter russischer Hoheit. Gersdorf: Da ist nicht’s passiert, da keine Durchgangsstraße war. Da war aber ein Flakscheinwerfer. Ebendorf und Dahlenwarsleben: In der Feldmark sind viele Bomben gefallen (Notabwürfe). Niederndodeleben: Dort befindet sich auch ein großes Gebiet mit Bombentrichtern in der Feldmark (Notabwürfe). Die Russen sammelten überall noch Restmunition zusammen und warfen sie in große Bombentrichter und sprengten sie dann. Steinbruch zwischen Ebendorf und Dahlenwarsleben: Hier waren auch Bomben gefallen, wobei ein Dahlenwarslebener verletzt wurde. Auf der F71 bei Ebendorf war ein Bombentrichter genau auf der Straße.
E N D E
Persönliche Anmerkungen meinerseits, welcher die handschriftlichen Aufzeichnungen in Reinschrift wiedergab. * Leider gab es zu Luise Krüger keine weiteren Aufzeichnungen von Helmut.
Hallo Herr Schulze. Mein Name ist Jürgen Dürrmann. Ich kümmere mich hier in Dahlenwarsleben um die geschichtlichen Ereignisse (Chronist). Wie mir mitgeteilt wurde, möchten Sie Informationen über die Ereignisse während des 2. Weltkrieges.
Nun, ein einschneidendes Ereignis war wohl die Hinrichtung eines polnischen Zwangsarbeiters. Ihm war unterstellt worden, mit einer Bauersfrau ein Verhältnis gehabt zu haben. Leider sind weder ein genaues Datum noch sein Name noch der Ort seines Begräbnisses überliefert. Ich habe noch einige Aufgaben auf meiner Liste der Recherchen - eine davon ist dieses Ereignis. Bis heute wird dieses Thema teilweise behandelt, wie ein heißes Eisen. Da ich in der Vergangenheit noch andere Dinge recherchiert habe, ist dieser Fall noch nicht intensiv erforscht worden. Falls Sie Hinweise zu Archiven (evtl. Gestapo?) haben, wäre ich Ihnen dankbar. Des weiteren ist auf dem Felsenberg, unweit des Ortes, der Ortspolizist von Olvenstedt von den amerikanischen Truppen hingerichtet worden. Er hatte einen amerikanischen Bomberpiloten, der abgeschossen worden war, erschossen. Direkte Kampfhandlungen gab es hier nicht. Allerdings wurde eine Ju 52 abgeschossen. Das Flugzeug landete auf unserem Friedhof. Genauere Dokumentationen liegen vor. Kriegsgräber sind hier nicht vorhanden.
Mit freundlichen Grüßen Jürgen Dürrmann Mühlenstr. 13 39326 Dahlenwarsleben
Sehr geehrter Herr Dürrmann, Ihre an mich gesendete E-Mail hat mir mein Herz erwärmen und höher schlagen lassen. Seit dem 13.8.2010, mit der Übergabe der Anklageschrift und der Urteilsverkündung der Widerstandgruppe (illegale Ortgruppe der KPD Haldensleben, der auch mein Vater angehörte) war die Grundsteinlegung für die Erstellung eines Gedenkbuches für den Landkreis Börde 1933-1945, welches seit dem 29.6.2014 fertiggestellt wurde und seit dem in einem Forum der Öffentlichkeit vorgestellt wird. Zugriffe auf dieses Buch erfolgten bisher über 4.700 mal. Bis zum Jahresende 2015 soll diese Vorstellung im Forum abgeschlossen sein. Nach einer nochmaligen Schriftsichtung ist eine digitale Vervielfältigung geplant. Ich würde mich freuen, wenn Sie mir Bildokumentationen zukommen lassen würden von dem Grab des ermordeten namentlich bekannten polnischen Zwangsarbeiters zukommen lassen würden. desweiteren gibt es unterschiedliche Angaben zum Ort, wo er erhängt worden ist. Alles weitere später. Ich würde mich freuen wenn ich Sie mit zu dem Kreis derer zählen dürfte welche mich bei den weiteren Forschungen die ich geplant habe tatkräftig zur Seite stehen würden. Mit freundlichen Grüßen Reimund Schulze
um 19:42Uhr kam eine weitere E-Mail von Herrn Dürrmann
Werter Herr Schulze Vielen Dank für die mail. Zu diesem Vorfall mit dem polnischen Zwangsarbeiter kann ich im Moment nur noch einige überlieferte Details berichten: Der junge Mann war auf dem Hof der Familie Schneidewind eingesetzt. Der Bauer war als Soldat eingezogen worden. Auf dem Hof waren auch BdM-Mädchen aus Magdeburg. Eines dieser Mädchen war wohl die Tochter eines NS-Funktionärs und äußerte zu hause die Vermutung, daß die Bäuerin und der junge Pole ein Verhältnis haben könnten. Daraufhin kam die Gestapo nach Dahlenwarsleben, alle Zwangsarbeiter, viele Dahlenwarsleber und die kahl geschorene Bäuerin mußten am Lüders Berg antreten. Das ist der Feldweg, der nördlich des Dorfes nach Gersdorf führt. Dort standen damals Robinien. An einen dieser Bäume wurde der Pole dann öffentlich erhängt. Zuvor hatte der Ortsbauernführer Wiesdorff noch Einspruch in Wolmirstedt einlegen wollen, wurde aber harsch abgewiesen. Mit freundlichen Grüßen Jürgen Dürrmann