Werner Förster aus Damigkow, Prätzinerstr. 2 Jg. 1929
Ich ging in Gommern damals in die Mittelschule, wohnte in Klein Gommern. Wir waren sechs Jung’s in meinem Alter (Werner Tuchen, Gerhard Blum, ich und noch drei andere) auch Friedrich Richter. Als 1944 die Luftangriffe hier losgingen, jeden Tag Überflüge usw. Obwohl es ab 10 Jahre erst möglich war Pimpf zu werden, wurde ich es schon mit 9 Jahren. Ich, Friedrich Richter und Heinz Tuchen kammen 44 zur Suchschein-werferstellung „Schwarzer Berg“. Die Scheinwerferkompanie war im Schloß Leitzkau untergebracht. In Leitzkau wurden wir eingekleidet und in die Scheinwerferstellung eingewiesen. Der Leitscheinwerfer hatte einen Durchmesser von 2m. Da waren auch vier 1,5m Scheinwerfer. Wir hatten 14 Tage lang jeden Abend Einsatz ab 18:00Uhr bis 6:00Uhr. Dann wieder nach hause, jeden Tag, 14 Tage lang. Zu Hause gingen wir zur Schule und am Abend Dienst. Schule war aber wurde nur noch notdürftig durchgeführt. Die anderen 14 Tage brauchten wir dann keinen Dienst machen, da waren die anderen aus Leitzkau dran. In der Stellung waren wir drei Flakhelfer und regulär ältere Flaksoldaten. Später kamen drei Frauen dazu (3 Frauen, 2 alte Soldaten, 3 Flakhelfer). Unsere Unterkünfte waren Baracken. Wenn kein Alarm war übten wir den Gebrauch. Ab September 44 hatten wir dann fast jeden Abend Alarm, wenn MD oder Berlin angeflogen wurden. Meistens gegen 19:00Uhr und gegen 21:30Uhr auf der gleichen Route zurück, fast immer über Damigkow. Zuerst war nur der große Scheinwerfer an, und dann, wenn ein Flieger erfaßt war gingen die vier anderen an und nahmen den Verband auf. Bei Heides war einer der vier 1;5m Scheinwerfer auf dem Hof. Da war mein Vater eingesetzt. Wenn die Flugzeuge erfaßt waren, traten die Flakbatterien Barby und Gerwisch in Aktion. Über Danigkow wurde ein Flieger abgeschossen. Der Flieger ist da abgestürzt, wo später die LPG errichtet wurde in der Sandgrube. Vier Besatzungsmitglieder waren tot. Die wurden auf dem Danigower Friedhof begraben. Nach dem kriege wurden sie Exhumiziert. Direkt bei Gommern gab es keine Flakbatterie. Der Kommandant der Scheinwerferkompanie war ein junger Leutnant. Der hat uns auch ausgebildet. Der wurde durch einen älteren abgelöst, dieser hatte nur noch eine Hand. So lange wie wir Luftwaffenhelfer da waren hatten wir insgesamt drei Kompaniechef’s. Den 16.1.45 haben wir nicht von der Scheinwerferstellung aus beobachtet. Da hatten wir gerade frei gehabt und waren zu Hause. Wir sahen die Weihnachtsbäume und den brennenden Himmel. Wir saßen im Bunker am Holz am Ende des Garten. Ab Weihnachten 44 gab es bereits einen Befehl, das keine Scheinwerfer mehr aufgestellt werden durften. Dennoch mussten wir weiterhin zum Dienst in die Scheinwerferstellung. Am 17.1.45 früh 8:00Uhr sind wir zur Schule in Gommern. Dort wartete man schon auf uns. Wir mussten von dort aus nach MD. Dort waren wir vier tage zum aufräumen und zum bergen von Toten. Was wir dort sahen und erlebten lässt sich nicht in Worte fassen. Bombardierung Königsborn-Panzerausbesserungswerk Pfingsten 44: Wir waren von der HJ aus im Lager bei Gübs. Die Bomber kamen gegen Mittag (Alarm) von MD über Ziepel, Gerwisch im Kreis geflogen und haben dann Königsborn (Werk) bombardiert. Später, nach dem Kriegsende hatte die Rote Armee eine Hälfte und die Reichsbau die andere Hälfte des zerstörten Werkes besetzt. Frühjahr 45 war ja noch auf dem Hof in Danigkow eine Scheinwerferstellung. Da der Scheinwerfer in der Sonne spiegelte, warfen die Ami’s Bomben auf Danigkow. Eine Bombe fiel auf die Straße vor dem Landgemeindebüro. Der Gedenkstein 1.WK rutschte in den Bombentrichter. Ich selber habe das nicht gesehen, aber Kurt Leue hat es mir erzählt. Aus dem abgeschossenen Bomber haben die Jung’s dann noch viel Munition rausgeholt. Heinz Tuchen und Artur Meier waren auch mit dabei. Auf dem Rückflug der Bomber fielen auch zwei Bomben (Blindgänger) bei Vehlitz? (Kehlitz) welche man über Berlin nicht abgeworfen hatte. Diese wurden von der Wehrmacht ausgegraben und entschärft. Der Ortsgruppenleiter von Gommern war Hübner, Direktor der Mittelschule. Ortsgruppenleiter von Danigkow war Hohenfeld. In Danigkow waren viele Polen Fremdarbeiter auf den Höfen verteilt, Frauen und Männer, z.B. bei Schröder’s, Lindstedt’s Blumes, in der Stärkefabrik, ca. 30 Personen. Die schliefen meistens in einem Abteil in den Ställen. Verpflegung durch die Bauern. Schon 1941 nach Weihnachten kamen hier auch schon erste russische Zwangsarbeiter an. Mein Vater war Steinbruchmeister in Gommern. Da nun kriegsfreiwillige Arbeiter eingezogen wurden in die Wehrmacht, wurden diese nun durch russische Zwangsarbeiter/Kriegsgefangene ersetzt. Die wurden bewacht im Barakenlager beim Steinbruch,wo sie untergebracht waren. Das war dort etwa wo das Plattenwerk bis zur Wende 1989 stand. Zum Teil waren auch Kriegsgefangene in der katholischen Kirche in Gommern untergebracht, die jeden Tag von dort aus zu den bauern auf die Dörfer gebracht wurden zum arbeiten. Drei Fremdarbeiter, die bei Langes arbeiteten in danigkow, wurden so schlecht gehandelt, dass sie den Bauern dann sogar weggenommen wurden. Allgemeinen sind die Fremdarbeiter ganz gut behandelt worden. Der erste Bürgermeister von Danigkow 1945 war Franz Volk. Der war KPD-Mitglied. Der wurde vom russischen Kommandanten eingesetzt. Die russische Kommandantur war 45 hier im Gemeindehaus (heute). Als die russischen Kriegsgefangenen nun frei waren, haben die sich sogar bei meinem Vater bedankt für die gute Behandlung. Es kamen vier Jahre später zwei Zwangsarbeiter hier her zurück.
NKWD-Verschleppungen Auch hier traf es Männer und Frauen aus Danigkow welche von hier aus nach Fürstenberg verschleppt wurden. Darunter war auch der Lehrer Tuppenbeck. Von ihnen kamen nur wenige wieder zurück. Ich habe mit 15 Jahren meinen Einberufungsbefehl am 6.März 45 erhalten nach Burg „Alte Kaserne“. Mein Vater hat mich dort hin gebracht. Heinz Tuchen und Ernst Zähle waren auch dabei. In Tucheim bin ich bereits in Gefangenschaft geraten. In Burg haben wir noch eine kurze Waffenausbildung erhalten. Wie sind aber nur bis vor Brandenburg im Einsatz gewesen. Der Ring um Berlin war bereits geschlossen. Dann Rückzug bis Tucheim zu Fuß. In Hohenseeden sind wir hängen geblieben, in Stellung gegangen, da wurde noch geschossen. Rückzugs-deckung der 12. Armee, Gefechte mit russischen Panzern. Gefangenschaft in Tucheim, Marsch nach Fürstenwalde in das Gefangenenlager (Kasernenbau). Drei Wochen später kamen dort 12 Zivilisten aus Danigkow, Tuppenbeck war dabei, auch mein Cousin Wilhelm. Ich hatte Glück, dass ich noch nicht 17 Jahre alt war. So konnte ich wieder nach Hause. Auch die Zivilisten sind wieder nach hause gekommen, außer Tuppenbeck. Der starb dort. Mein Cousin Wilhelm konnte mit Eid beschwören, dass ich noch keine 17 war. Gefangenschaft in Tucheim Wir hatten in der Nacht in unserer Stellung geschlafen. Früh wollten wir uns, eine halbe Kompanie, Richtung Büsig zurück ziehen. Es war erst 5:00Uhr als Alarm gerufen wurde. Da kam aber schon der erste russische Panzer durch die Kusseln gerollt. Wir waren noch ca. 45 Soldaten 15/16 Jahre alt. Ein alter Soldat rief zu uns, alles ist sinnlos, werft sofort eure Waffen weg und leistet keinen Widerstand. Wir können uns hier nicht mehr verteidigen. Wir hatten ja auch nur noch Pistolen und wenige Karabiner. Keine Panzerfäuste. Die russischen Panzer hielten an. Die russische Infanterie sprang ab und nahmen uns gefangen.
Reinschrift Teddy
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