Zunächst möchte ich die Definition der Freiwilligen Jäger geben, um zu erklären, was das überhaupt für eine Truppe war. Ich habe den Text aus dem Wörterbuch der deutschen Militärgeschichte des Militärverlages der DDR übernommen, Ausgabe 1985, Band 1, Seite 219 f. In der Bundesrepublik gibt es ein vergleichbares Werk bis heute nicht.
Freiwillige Jäger: Angehörige der Anfang 1813 in Preußen gebildeten Freiwilligeneinheiten (Jägerdetachements), die mit eigener Ausrüstung im Rahmen der regulären Truppenteiie am nationalen Unabhängigkeitskrieg 1813/14 teiinahmen. Der preußische Reformer Generalmajor Gerhard von Scharnhorst (1755-1813) hatte bereits in seiner Denkschrift vom 8.3. 1809 vorgeschlagen, im Kriegsfall die Armee durch Jägerkompanien aus Freiwilligen mit eigener Ausrüstung und Bewaffnung zu vermehren. Durch die wachsende Volksbewegung gegen die napoleonische Fremdherrschaft vorwärtsgetrieben, erließ die preußische Regierung am 3.2.1813 die «Bekanntmachung in Betreff der zu errichtenden Jägerdetachements". Damit sollte vor allem den Söhnen des besitzenden Bürgertums der Eintritt in die Armee erleichtert und eine Basis für den Offiziersersatz während des Krieges geschaffen werden. Die Verordnung bestimmte, bei jedem Infanteriebataillon und Kavallerieregiment ein Jägerdetachement aus Freiwilligen bis Kompanie- bzw. Eskadronärke zu bilden. Aufgerufen zum Eintritt waren die vom Militärdienst befreiten Männer zwischen 17 und 24 Jahren, die sich auf eigene Kosten einkleiden, ausrüsten und beritten machen konnten. Sie hatten freie Wahl des Truppenteils und durften nach etwa 3monatiger Dienstzeit ihre Offiziere und Unteroffiaus den eigenen Reihen wählen. Die F.J. trugen eine dunkelgrüne Uniform, die Waffen erhielten sie größtenteils gestellt. In bezug auf Besoldung und Militärgerichtsbarkeit waren die F.J. den regulären Truppen gleichgestellt, jedoch ausdrücklich vom Garnisondienst sowie von Arbeits-, Transport- und Bagagekommandos befreit. Die Jägerdetachements dienten hauptsächlich als bewegliche Abteilungen und zugleich als Kaderreserve für die Besetzung von Offiziers- und Unteroffiziersstellen in den Linienregimentern. Der Zulauf zu den F.J. war relativ groß, wobei Freiwillige auch von Städten und Gemeinden ausgerüstet wurden. Bis Ende Mai 1813 standen etwa 7 000 FJ. zu Fuß und 3 000 FJ. zu Pferde unter Waffen. Ein Jägerdetachement zählte im Durchschnitt bei der Infanterie 100-150, bei der Kavallerie 60-80 Mann. Bei der Artillerie und den Pionieren wurden keine Detachements formiert, so daß hier die zahlenmäßig geringen Freiwilligen in Reih und Glied dienten. Die FJ. nahmen erfolgreich am nationalen Unabhängigkeitskrieg teil; viele kamen bereits im Frühjahrsfeldzug 1813 zum Einsatz. Im Verlauf des Krieges besetzten FJ. zahlreiche Offiziersstellen in den Linientruppen und trugen dazu bei, das bürgerliche Element im preußischen Offizierskorps zu verstärken. Die FJ. wurden im Mai 1814 durch königliche Verfügung aufgelöst. Sie waren das Vorbild für das mit dem preußischen Kriegsdienstgesetz vom 3.9.1814 geschaffene Dienstverhältnis des Einjährig-Freiwilligen.
Da in der königlichen Verordnung festgelegt war, dass in jedem Infanterie- und Kavalleriebataillon bzw. -regiment ein Freiwilliges Jäger-Detachement zu bilden war, muss es solche auch noch in anderen 1813 existierenden Regimentern gegeben haben. Ihre Existenz war allerdings auf lediglich rund ein Jahr begrenzt (Februar 1813 - Mai 1814).
Freiwilliger Jäger zu Fuß (Mecklenburg) Bild entfernt (keine Rechte) Offizier der Freiwilligen Jäger zu Pferd (Anhalt) Bild entfernt (keine Rechte) Offizier der Freiwilligen Jäger zu Fuß (Weimar) Bild entfernt (keine Rechte)
Da aller guten Dinge "3" sind, will ich auch noch kurz vorstellen, was es mit dem "Magdeburger Dragoner-Regiment" auf sich hatte.
Das Dragoner-Regiment wurde am 7. 3. 1815 (Stiftungstag) als "8. Dragoner-Regiment" errichtet aus der 1. Esk. des Litthauischen Drag. Rgts. (Nr. 1 - 2. Esk.), der 3. des 2. Westpreuß. Drag. Rgts. (Kür. R. 5 - 1. Esk.) und der 3. des Elb-National-Rgts., die 4. Esk. aus dem Rgt. selbst. Am 5. 11. 1816 taucht dann der neue Name auf: 8. Dragoner-Regiment (Magdeburgisches). Allerdings wurde bereits 1 1/2 Jahre später, am 27.5.1818, die Umwandlung in das 8. Kürassier-Regiment (2. Magdeburgisches) vollzogen. Ab 18. 3. 1823 lautete der Name 8. Kürassier-Regiment. Am 7. 5. 1888 wurde die neugebildete Ulanen-Eskadron an das 1. kombinierte Ulanen-Regiment (Ulanen-Regiment 9) abgegeben. Am 4. 7. 1860 wurde aus dem Magdeburgischen wieder ein Rheinisches Kür. R. (Nr. 8). 8. 7. 5. 1861 Rheinisches Kürassier-Regiment Nr. 8, welches am 27. 9. 1866 seine 5. Eskadron an das Dragoner-Regiment 16 abgegeben hat und ab 27. 1. 1889 Kürassier-Regiment Graf Geßler (Rheinisches) Nr. 8 wurde.
Ganz schön kompliziert!
Standorte der oben genannten Regimenter waren (St= Stab; 1., 2., 3. ... = 1. Eskadron, 2. Eskadron, 3. ...) März 1815 St., 1. Egeln u. Cochstedt, 2. Croppenstädt, 3. Gröningen u. Desdorf. [Diesdorf?, Desdorf liegt am Hambacher Forst in Nordrhein-Westfalen] Dezember 1815 Neuwied u. Umgegend. Februar 1817 St., 1. u. 3. Coblenz. 2. Andernach. 4. bei Coblenz. August 1817 Langensalza u. Mühlhausen i. Th. 1850 Deutz. 1850- 1852 3. Mainz. 1852- 1853 2. Mainz. 1854- 1855 4. Mainz. 1857- 1858 3. Frankfurt a. M.
Ein Magdeburgisches Dragoner-Regiment existierte erst wieder ab 7. 6. 1860; zunächst als 2. kombiniertes Dragoner-Regiment und ab 4. 7. 1860 als Magdeburgisches Dragoner-Regiment (Nr. 6).
Egeln, Cochstedt und Croppenstedt ist doch schon etwas. Wir dürfen nicht vergessen, dass die Namensgebung "Magdeburg" als Ersatz für (Provinz) "Sachsen" benutzt wurde, um Verwechslungen mit dem Königreich Sachsen auszuschließen. So hießen die Thüringischen Regimenter ja ursprünglich auch "Magdeburger". Und dann gibt es ja noch zu beachten, dass Kavallerie-Regimenter früher ausschließlich auf dem flachen Land kantonierten - in den Städten war man ja schon froh, wenn Artillerie und Train-Bespannungen eingestellt werden konnten. Das war wegen der beengten Platzverhältnisse in den Städten und wegen des Futter- und Streubedarfs eine Praxis, die erst später etwas abgemildert wurde. In der engen Festung Magdeburg war es allerdings nie eine Option. Es war schon erstaunlich, dass die hier untergebrachten Offiziere auf ihre Pferde nicht verzichten mussten - sie wurden ja auch benutzt, was dem ungehinderten Personen- und Warenvergehr in den engen Straßen und Gassen nicht unbedingt förderlich war.
Als Ersatz für ein in der Nähe Magdeburgs garnisonierendes "Magdeburgisches" Kavallerie-Regiment war das 1. Brandenburgische Dragoner-Regiment Nr. 2 1830 zeitweilig abkommandiert: vom 10. Septbr. 1830 bis 14. Juni 1832 hatte es sein Cantons-Quartier bei Aschersleben (Stab, 1. 3. 4. Esk.) und Schönebeck (2. Esk.). Vom 4. Septbr. 1830 bis 10. Oktober bildete es einen Cholera-Kordon an der Elbe von Magdeburg bis Tangermünde.
Kleine Ergänzung zum Beitrag über die 8. Dragoner:
Die Stamm-Eskadrons kamen mit nachfolgender Stärke ins Regiment: Litthauer Dragoner: 124 Pferde; Westpreußische Dragoner: 117 Pferde; Elb-Husaren: 114 Pferde.
Die 6. Dragoner sind eine Neuaufstellung aus den 3. Husaren, den 2. Dragonern, den 10. Husaren und den 12. Husaren. Es besteht kein unmittelbarer Zusammenhang zu den alten 8. Dragonern. Über Umwege lässt sich für den, der will, eine allerdings relativ komplizierte weitläufige "Verwandtschaft" durch die 10. Husaren herstellen.