Hat zufällig jemand eine Sicherheitskopie vom Kriegstagebuch von Hauptmann Peter Rettich? Schon viel von gehört aber bisher nix gefunden. Würde mich freuen da mal reinlesen zu dürfen.
Was ich bisher erfahren habe kann das Ding nicht wirklich umfangreich sein denn, so die Legende er soll es in seiner Feldflasche über die Gefangenschaft gerettet haben. Oder gibt es da noch ein zweites mit Erinnerungen (nachträglich geschrieben)?
Wie wir wissen, hat H. Ulrich bei seinem Buch ,,Die Infantrie-Division Scharnhorst" auf die Tagebuchaufzeichnungen von P. Rettich zurück gegriffen. Er müsste sie zumindest haben. Ob er sie weiter geben will, steht auf einem anderen Blatt.
Aus einem Pressetext: Potsdam Neueste Nachrichten, Ausgabe 02.01.2010 Schwielowsee - Der Krieg lag in den letzten Zügen, als am 10. April 1945 die 12. Armee, auch Armee „Wenck“ nach ihrem Oberbefehlshaber Walther Wenck genannt, erneut aufgestellt wurde. Sie war die Armee mit den jüngsten Soldaten der Wehrmacht und eine der letzten Hoffnungen Hitlers im Kampf gegen Sowjets und Amerikaner. Ihre letzte, heute fast vergessene Schlacht kämpfe sie Ende April in den Wäldern um Beelitz, Ferch und Neuseddin. Der kürzlich gegründete „Arbeitskreis Projekt Ferch“ (AK Pro_Ferch) will an die damaligen Kämpfe und die auf beiden Seiten Gefallenenen erinnern. Mit der Sammlung von Zeitzeugenberichten, Veranstaltungen und der Einrichtung eines Ausstellungsraums soll der bis zu 80 000 Opfer dieser letzten große Schlacht des zweiten Weltkrieges gedacht werden, in der sich die deutsche 12. Armee und die sowjetische 4. Gardepanzerarmee gegenüber standen Zur PNN-Berichterstattung über die Vereinsgründung in Neuseddin hat sich der in Potsdam lebende Herbert Neumann (Jahrgang 1926) gemeldet, der ab Mitte April 1945 bei der Neuaufstellung der 12. Armee im Raum Magdeburg-Bernburg-Dessau dabei war. Er wies auf das Fronttagebuch eines Bataillonskommandeurs, Hauptmann Peter Rettich, hin, in dem die Waldkämpfe dargestellt werden. Es könne für die Vereinstätigkeit eine wertvolle Quelle sein. Das Original befindet sich im Militärhistorischen Museum Dresden – es wurde 1990 bereits von Günter W. Geldermann für sein Buch „Die Armee Wenck. Hitlers letzte Hoffnung“ genutzt. Für die Aufstellung der Armee wurden Infanteristen meist ohne Kampferfahrung , Luftwaffenpersonal, Pioniere, Arbeitsdienstangehörige, Artilleristen, Panzerfahrer, Wehrmachtsverwaltungspersonal, Unteroffiziersschüler, Hitlerjungen und Marineangehörige zusammengezogen. So war Herbert Neumann in Schleswig auf einer Marineschule als Nautiker ausgebildet worden. Dann wurde der Fähnrich zur See jedoch ins oberbayerische Lenggries zur Infanterie abkommandiert und – als Chef einer Kompanie von Gebirgsjägern – in den Aufstellungsraum der 12. Armee in Mitteldeutschland in Marsch gesetzt. Dort gab es weder schwere Waffen noch Leuchtpistolen oder andere Nachrichtenmittel, keine Funker, kaum ausgebildete Offiziere, keine Artillerie und nicht einmal Feldküchen. „Im ganzen Bataillon existierte kein Spaten“, schreibt Hauptmann Peter Rettich in seinem Fronttagebuch. Beim ersten Zusammentreffen seiner „zusammengewürfelten“ Truppe mit den von Westen heranrückenden kampferprobten Amerikanern wurden seine schlimmsten Befürchtungen wahr: Nahezu sein gesamtes Bataillon wurde „verbrannt im großen Tiegel der Massenvernichtung“. Den Elbbrückenkopf Barby ohne Gegenwehr zu lassen und so den US-Truppen den weiteren Vormarsch zu erleichtern, kam für Wenck und seine Truppe trotz schwerer Verluste nicht in Frage. Den heftigen und verbissenen Widerstand der meist jugendlichen Soldaten erklärt Herbert Neumann mit der nationalsozialistischen Erziehung von Kindheit an. Am 24. April 1945 erhielt wie die ganze Armee auch Hauptmann Rettich den Befehl, mit seinem neu aufgestellten Bataillon „von der West- zur Ostfront“ zu marschieren. „Nun geht es also wieder gegen den Iwan“, vermerkte er in seinem Tagebuch. Wie sich Herbert Neumann erinnert, wurde damals das Gerücht ausgestreut, die Amerikaner würden sich mit den Deutschen gegen die Russen verbünden. Am 28. April 1945 griff das Bataillon Beelitz an, drang in blutigen Kämpfen bis nach Ferch durch. „Unsere Leute, der Nachersatz aus Walternienburg, waren zum großen Teil eben ganz junge, kaum dem Arbeitsdienst entwachsene Burschen und für solche Großkämpfe nicht geeignet“, trägt der Kommandeur ein. „Ich hatte ziemliche Verluste … Es wurde mit großer Erbitterung gekämpft, Gefangene keine gemacht. Ich bin mir im Klaren darüber, dass diese uns nur untragbar belasten würden und in vielleicht schon kurzer Zeit unseren sich auflösenden Verbänden in den Rücken fallen würden.“ Die Armee Wenck hielt bis 1. Mai ihre Stellungen in den märkischen Wäldern. Am 30. April 1945 zieht Hauptmann Rettich in einer letzten Eintragung das Fazit: „Ein Jammer um solche Jugend und ein Verbrechen, sie noch in diese vernichtende Hölle hineinzuwerfen.“ General Wenck und seinen Soldaten war es gelungen, in Beelitz 3000 Verwundete zu befreien, die nach Westen abtransportiert wurden. Er hielt der Sowjetarmee stand, bis nach ihrem Durchbruch die Reste der 9. Armee, etwa 30 000 Mann, zu ihm gestoßen waren. Gemeinsam mit vielen Flüchtlingen machten sie sich schließlich zurück auf den Weg zur Elbe und ergaben sich den Amerikanern. Wie General Wenck und Hauptmann Rettich überlebte auch der damals 19-jährige Herbert Neumann den Krieg. Er hatte sich dem Vormarsch Richtung Beelitz entzogen und die letzten Kriegstage unentdeckt in seiner Heimatstadt Zerbst überstanden. Später arbeitete er in der Finanzverwaltung, so beim Rat des Bezirkes Potsdam. Über Jahre diente er bei der DDR-Volksmarine. Neumann sieht die zur Armee Wenck erschienene Literatur kritisch, ebenso die Traditionstreffen ehemaliger Angehöriger, vor allem des II. Bataillons, in Walterniendorf, einem der Aufstellungsorte. Der Einsatz der 12. Armee, der einen hohen Blutzoll gerade an jungen Menschen gefordert habe, könne ebenso wenig gerechtfertigt oder sogar glorifiziert werden wie ihr Führer General Walther Wenck. Wichtig sei deshalb aus seiner Sicht, wenn der in Neuseddin gebildete Arbeitskreis als Zeitzeugen nicht vorrangig Offiziere befragen würde, wie das bisher fast ausschließlich geschehen sei.Zu Wort kommen müssten vor alle einfache Soldaten und zivile Flüchtlinge, die das Grauen des Krieges und den Untergang der 12. Armee unmittelbar erlebt haben.
In Dresden habe ich im Zusammenhang mit der Waffenausstellung in Konradsreuth gleich mal bzgl. des Tagebuches angefragt. Mal sehen ob ich überhaupt eine Antwort bekomme.
Da hat der Herr Neumann nach meiner Meinung nicht ganz Unrecht. Es gibt immer verschiedene Sichtweisen, die unterschiedliche Ziele verfolgen. Inwieweit General Wenck redlich handelte, als er seine zum großen Teil kampfunerfahrenen jungen Soldaten in die Gefechte schickte, will ich an dieser Stelle erst einmal nicht unbedingt erörtern. Dazu gibt es andere Stellen im Forum. Klar ist für mich, dass die einfachen Landser, ob unter Wenck, Busse, Decker, Unrein, Lorenz, Müller oder wie die Kommandeure auch immer hießen, mußten gehorchen (so wie es beim Militär nun mal ist) und ihr Leben Einsetzen, egal ob sie dies in den letzten Kriegswochen bzw.-tagen wollten oder nicht. Ob es Sinn machte oder nur dazu diente, höheren Kommandeuren Zeit zur Flucht zu verschaffen. Sicherlich muss man dies alles versuchen im Kontext der damaligen Zeit zu sehen. Trotzdem gehörte es sich auch damals nicht, dass sich Busse beim Durchbruch aus dem Kessel, ob nun im letzten Köti oder in einem SPW mit einer der ersten war, der die Spitzen der 12.Armee erreichte. Von Führung seinerseits war kaum noch etwas übrig geblieben. So verstehe ich Verantwortung nicht und deshalb kann ich es Herrn Neumann nachempfinden, wenn er sich gegen eine nachträgliche Glorifizierung der Ereignisse wehrt. Bei Lichte betrachtet, ist sicherlich der Durchbruch ein taktischer Erfolg gewesen, aber um welchen Preis. Die Dimension der Personalausfälle des Kessels war im Verhältnis größer als der von Stalingrad. MfG Rüdiger
Aus dem Militärhistorischen Museum der Bundeswehr in Dresden erhielt ich gerade eben (in Bayern ist Feiertag, in Sachsen nicht) fernmündlich die Auskunft, dass dieses Tagebuch im Bestand des Archivs nicht vorhanden ist. Mir wurde weiter mitgeteilt dass ich mich an Potsdam oder Freiburg wenden soll. Potsdam werde ich demnächst erledigen.
Da bin ich, Uwe, wirklich gespannt, ob es noch auftaucht. Hat denn keiner einen Draht zum besagten Autor, der ja zumindest die Tagebuchaufzeichnungen von Hptm. Rettich kennen muss? MfG Rüdiger
Potsdam war schnell, per Mail die Antwort dass sich dort nichts befindet. Ich habe jetzt zweimal innerhalb kurzer Zeit die Frage gehört ob ich mir sicher bin dass es dieses Kriegstagebuch wirklich gibt. Wohnt keiner in der Ecke und kann den Autor mal fragen?