Eine Waffe mit gleichem Kaliber war die 42-cm Haubitze(t), die bei Sewastopol ganze 192 Schuß verfeuerte. Die 105.000 kg schwere Waffe erreichte mit ihrem 6.290 langen Rohr und einer V0 von 435 m/s Reichweiten bis zu 14100 m.
Ende 1935 wurden auf Seiten von Rheinmetall-Borsig erste Überlegungen für den Bau eines überschweren Minenwerfers zur Bekämpfung schwerster Bunkeranlagen angestellt. Im März 1936 wurden erste Entwürfe an das Waffenamt weitergegeben. Man dachte zu diesem Zeitpunkt noch an einen Vorderlader, wobei noch nicht klar war, wie das Geschütz beweglich gemacht werden sollte. Geplant war der Einsatz des Geschützes in einem großen Trichter und somit in einer ortsfesten Stellung. Vom Waffenamt erhielt Rheinmetall-Borsig den Auftrag zur Weiterentwicklung dieser Waffe mit folgenden Vorgaben: - Schußweite 3.000 m - Waffengewicht und Konstruktion derart, daß ein feldmäßiger Einsatz innerhalb von 6 Stunden möglich sei - Geschoßgewicht von 2.000 kg zur maximalen Wirkung gegen stark gepanzerte Ziele - Der Transport des Geräts sollte in Einzellasten auf Gleiskettenfahrzeugen mit eigenem Antrieb erfolgen. Für den Zusammenbau war ein Hebezeug auf besonderem Fahrzeug vorgesehen. - Das Geschütz blieb auch weiterhin als Vorderlader geplant und sollte auch in der oberen Winkelgruppe wirken können. Bis zum Januar 1937 legte Rheinmetall-Borsig dann dem Waffenamt dann einen Entwurf mit folgenden Hauptdaten vor: Kaliber 60 cm Geschoßgewicht 2.000 kg Schußweite 3.000 m Höhenrichtfeld 125° Seitenrichtfeld 120° Geschützgewicht 55 t Das Geschütz war als Bettungsgeschütz ausgelegt, für dessen Transport bei Einzellasten von 9 t etwa 7 - 8 Verlastungsfahrzeuge benötigt wurden. Die geforderte Zeit zum Aufbau des Geschützes von 6 Stunden konnte so jedoch nicht eingehalten werden. Daher wurde von Rheinmetall-Borsig vorgeschlagen, das Geschütz auf eine Selbstfahrlafette zu setzen. Hierdurch sank das Seitenrichtfeld auf 5°, das Gesamtgewicht des Geschützes stieg auf 70 t. Die Selbstfahrlafette sollte so ausgebildet sein, daß sie in der Feuerstellung maschinell um die Bodenfreiheit abgesenkt werden konnte und somit als Bettung für das Geschütz dienen konnte. Dadurch konnte die Zeit bis zur Feuerbereitschaft auf nur 30 Minuten reduziert werden. Durch den Einbau eines Lafettenrücklaufes sollten die beim Abschuß auftretenden Rückstoßkräfte wesentlich verringert werden. Die verbleibende Kraft sollte durch einen Erdsporn aufgefangen werden. Bei der Weiterentwicklung ging man dann zur Verbesserung der Treffsicherheit von dem bisher projektierten Vorderlader ab hin zu einem Hinterlader. Außerdem wurde die Schußweite auf 4.000 m erhöht. Die Fahrtrichtung wurde entgegengesetzt zur Schußrichtung festgelegt, so daß das Geschütz rückwärts in die Feuerstellung einfahren sollte. Das projektierte Gesamtgewicht war nun auf 97 t angestiegen. Gleichzeitig wurde das Geschütz auch noch als Bettungsgeschütz weiterentwickelt, dieses Projekt wurde jedoch ab Februar 1937 nicht mehr weiterentwickelt. Für die Durchführung erster Versuche wurde von Rheinmetall-Borsig der Bau einer besonderen Anschießlafette vorgeschlagen, um die Munition und die Leistungsdaten des Geschützes zu erproben. Diese Anschießlafette wurde 1938 auf einem Betonfundament auf dem Schießplatz in Hillersleben errichtet. Im März und April 1938 wurden dann erste Fahrversuche mit dem Gleiskettenfahrzeug in Unterlüß und Chemnitz-Ebersdorf durchgeführt, da mit den enormen Bodendrücken keinerlei Erfahrungen vorlagen. Es ergaben sich ausreichende Geländegängigkeit auch bei der Höchstbelastung von 1,43 kg / cm² Bodendruck. Im August 1938 war schließlich ein erstes Modell im Maßstab 1:10 fertig gestellt und wurde erprobt. Hier ging es vor allem um die Überarbeitung des Laufwerks und die Bestimmung der optimalen Anordnung der Laufräder. In der Zeit vom 23. - 25. Juni 1939 erfolgte der 1. Beschuß der Anschießlafette. Außerdem wurden die Transprtvorrichtungen für das Geschütz in Auftrag gegeben. Für den Transport konnte ein Mörser in drei Lasten zerlegt werden und mit Hilfe der Culemeyer-Straßenroller transportiert werden. Für den Transport per Eisenbahn gab es einen speziellen Tragschnabelwagen. Im Mai 1940 konnten dann die ersten Fahrversuche mit dem Fahrgestell erfolgen. Für die Erprobung des Fahrzeuges wurden besondere Belastungsgewichte gefertigt, die in Gewichts- und Schwerpunktlage mit dem Geschütz übereinstimmten. Somit konnten die Fahrversuche aus Tarnungsgründen ohne Geschütz erfolgen. Am 2. Juli 1940 fand die erste Besichtigung des ersten werksstattfertigen Geräts durch das Waffenprüfamt statt. Die Waffe erhielt die offizielle Bezeichnung 60-cm Mörser "Thor", auch Gerät 040. Die endgültigen Daten und Gewichte des Fahrzeuges lauteten: Kaliber: 60 cm Geschoßgewicht: (leichte / schwere Betongranate) 2.200 kg / 1.700 kg Anfangsgeschwindigkeit: 220 m/s / 283 m/s Treibladung: 28 kg / 36 kg Mündungsenergie: 5.400 tm / 6.950 tm Bremskraft: ca 500 t / ca. 550 t Sprengladung: 348 kg / 280 kg Schußweite: 4.300 m / 6.700 m Feuerhöhe: 3.050 mm Höhenrichtfeld: 0° - 70° Höhenschußfeld: 55° - 70° Seitenrichtfeld: 4° Rohrrücklauf: 920 mm Lafettenrücklauf: 780 mm Lafettenbremskraft: 104 t Gesamtgewicht: 124 t Motor: Daimler Benz 507 Zylinderzahl, Anordnung: 12 Zylinder, V-Anordnung Hubraum: 42.300 cm³ Drehzahl: 2300 U/min Höchstleistung: 427 kW (580 PS, gedrosselt, normal 850 PS möglich) Leistungsgewicht: 4,8 PS/t Höchstgeschwindigkeit: 10 km/h Getriebe: 4 Schaltgänge Bodenfreiheit: 350 mm Spurweite: 2650 mm Kettenbreite: 500 mm Kettenauflagefläche: 7 m² Feuergeschwindigkeit: max. 12 Schuß / Stunde Bedienung: 16 Mann Von der Selbstfahrlafette gab es zwei Ausführungen. Die erste Ausführung besaß acht Laufrollen und acht Stützrollen. Die zweite Ausführung besaß 11 Lauf- und sechs Stützrollen. Die Ketten waren 50 cm breit und hatten eine Auflagefläche von je sieben Metern. Die Spurbreite betrug 2,65 m und die Bodenfreiheit 35 cm. Das Rohr hatte ein Kaliber von 60 cm, eine Länge von 5068 mm, wog mit Verschluß und Bodenstück 28.330 kg und hatte 112 Züge. Es bestand aus einem Vollrohr mit einem Flachkeilverschluß. Zum laden wurde das Rohr waagerecht gestellt. Zu jedem Mörser gehörten zwei Munitionsschlepper (Panzer-IV-Fahrgestell) mit je einem 2,5-t-Kran. Nach vorherigem Beschuß der einzelnen Fertiglafetten konnten die Abnahmebeschüsse der Geräte 1 - 6 wie folgt durchgeführt werden: Gerät 1 am 5. November 1940 mit 10 Schuß Gerät 2 am 7. November 1940 mit 8 Schuß Gerät 3 am 20. Februar 1941 mit 6 Schuß Gerät 4 am 17. April 1941 mit 6 Schuß Gerät 5 am 11. Juni 1941 mit 10 Schuß Gerät 6 am 28. August 1941 mit 6 Schuß Die sechs Geschütze erhielten die folgenden Namen: I = „Adam“ (später „Baldur“), II = „Eva“ (später „Wotan“), III = „Odin“, IV = „Thor“, V = „Loki“ und VI nannte man „Ziu“. Einige wurden später auf 54-cm-Rohre (Baureihe 041) umgerüstet. Ein siebter Mörser, der bereits ab Werk mit dem 54-cm-Rohr der Baureihe 041 ausgeliefert wurde, kam nie zum Einsatz. Die Waffen waren bei der schweren Artillerie-Batterie 830 / schwere Artillerie-Abteilung 800 im Einsatz. Ihr erster Einsatz fand 1941 bei Brest-Litowsk und 1942 während der Eroberung Sewastopols statt, als zwei Mörser, „Thor“ und „Odin“, die dortigen Festungsanlagen beschossen. Ein weiterer Einsatz erfolgte 1944 während des Warschauer Aufstandes. Am Ende des Krieges wurden fünf der Geschütze von ihren Bedienungsmannschaften gesprengt, während die beiden anderen von den alliierten Truppen erbeutet wurden. Das Geschütz „Adam“ steht heute im Panzermuseum der Roten Armee in Kubinka bei Moskau.
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