Ich finde es interessant, dass zu dieser Zeit noch ein eigenartiges Verhältnis zwischen den Untergebenen und ihren Vorgesetzten geherrscht hat. Ausgedrückt wurde das durch die Anrede. Als dann die Kacke am dampfen war, wurden dann die späteren "Staatsbürger in Uniform" erfunden. Man durfte schon "Sie" zu einem Vorgesetzten sagen. Was natürlich nicht heisst, dass der Vorgesetzte auch "Sie" zum Untergebenen sagte.
Meier hat schon immer gewußt, wie es richtig zu machen wäre. Es hat bloß nicht überall funktioniert. In Krankenhäusern und Kliniken werden oft noch die Patienten in der 3. Person angequatscht. Kriege dann einen dicken Hals, wenn ich so behandelt werde. Manchmal hats deswegen schon Tränen gegeben. MfG Wirbelwind
Im Sommer 1942 war ja Meier noch nicht mit seiner Höflichkeitsanweisung aktiv geworden. Da sah dann die übliche Form aus, wie sie schriftlich im beigefügten Dokument festgehalten wurde (letzter Absatz). Wenn jemand seine Zeit mit solchen Dingen verplempern musste, war zum Siegen ja wenig Zeit übrig. (Was die Frage "Wie geht es uns denn heute?" und ähnliches angeht, muss ich voll zustimmen - auch so ein Relikt)
Der Führer hatte natürlich auch eine Meinung zum Umgangston. Hier der Beleg.
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Wenn ich mich nicht täusche, war das kein Befehl, der den Umgang mit Soldaten regelte, sondern (mal nur ganz unten) den Befehl des Regimentskommandeurs an den Bataillonskommandeur und wiederum von diesem an den Kompaniechef und weiter an die Zugführer (... bis an die Kompanien zu verteilen).
Da sehe ich wieder 2 Dinge deutlich vor mir. Endlich wissen wir nun, warum es mit dem ,,Endsieg" nichts werden konnte, die richtige Ansprache fehlte und der ,,Gröfaz" hat es gewußt, konnte sich aber trotz schärfsten Befehl auch nicht so richtig durchsetzen. Verschiedene Relikte aus dieser und vorangegangenen Zeiten geistern bedauerlicherweise noch immer rum MfG Wirbelwind
Ja - der Endsieg war nicht die größte Sorge der Herren Vorgesetzten. Zunächst musste die Truppe erst mal den richtigen Umgangston lernen. Vielleicht so: "Gestatten der Herr Russe, dass ich ihn besiege?" 1. Manches erinnert an Wilhelm Tell und die Grußpflicht für Gesslers Hut. 2. Anderes ist erstaunlich: siehe den Vermerk eines Regiments-Ia, der noch weit über ein Jahr nach Meiers "Anrede"-Erlass Probleme hat. Immerhin eine Fronteinheit, die doch andere Probleme haben sollte.
Hugo, Respekt, was Du so alles ausbuddelstZucht und Ordnung galt es bis zuletzt aufrecht zu erhalten und nicht nur in der Etappe, deshalb wundern mich diese Auswüchse wenig. Übrigens war die NVA auch nicht frei davon. Kann mich noch gut an folgendes erinnern. Alle 6 Monate fanden Dienstüberprüfungen statt. Zu uns kamen in dieser Zeit ein Oberst., der schon leicht vertrottelt wirkte. Nach Antreten auf dem Exercierplatz stellte er fest, dass ein Soldat statt Stahlhelm Feldmütze trug. In scharfen Ton wurde der Betreffende gefragt, was das solle. Er antwortete, dass er es mit dem Kopf hätte (Kurz vor der Einberufung hatte er eine Kopfverletzung durch Unfall erlitten und deswegen Stahlhelmbefreiung). Der Oberst befahl daraufhin Degradierung, was natürlich Unsinn war. Den Dienstgrad Untersoldat gabs nicht. Selbst der Kp-Chef konnte sich ein kurzzeitiges Schmunzeln nicht verkneifen. MfG Wirbelwind
Hallo Wirbelwind - heute ist es ja lustig, sich über die Zustände von anno dazumal zu unterhalten. Ich weiß allerdings nichts über die heutigen Zustände, vielleicht gibt es da auch viel "Lustiges". Um aber einmal zu zeigen, wie Theorie und Praxis offenbar zwei verschiedene Dinge waren (sonst wären meine vorangegangenen Beiträge überflüssig) habe ich noch das offizielle Lehrbuch konsultiert, nach welchem die Soldaten über den richtigen Umgang mit ihren Vorgesetzten geschult wurden. Die Ausgabe stammt vom Ausbildungsjahr 1937/38 - also lange vor der Zeit, aus der die Beispiele gewählt wurden.
Zitat von wirbelwind im Beitrag #11Hugo, Respekt, was Du so alles ausbuddelstZucht und Ordnung galt es bis zuletzt aufrecht zu erhalten und nicht nur in der Etappe, deshalb wundern mich diese Auswüchse wenig. Übrigens war die NVA auch nicht frei davon. Kann mich noch gut an folgendes erinnern. Alle 6 Monate fanden Dienstüberprüfungen statt. Zu uns kamen in dieser Zeit ein Oberst., der schon leicht vertrottelt wirkte. Nach Antreten auf dem Exercierplatz stellte er fest, dass ein Soldat statt Stahlhelm Feldmütze trug. In scharfen Ton wurde der Betreffende gefragt, was das solle. Er antwortete, dass er es mit dem Kopf hätte (Kurz vor der Einberufung hatte er eine Kopfverletzung durch Unfall erlitten und deswegen Stahlhelmbefreiung). Der Oberst befahl daraufhin Degradierung, was natürlich Unsinn war. Den Dienstgrad Untersoldat gabs nicht. Selbst der Kp-Chef konnte sich ein kurzzeitiges Schmunzeln nicht verkneifen. MfG Wirbelwind
Wobei ich hier so meine Zweifel habe.Bild entfernt (keine Rechte)
Das sei Dir natürlich gestattet Hadischa, aber beim MSR 1 in Oranienburg gab es anfang der 80ziger so manches. Übrigens der besagte Oberst hatte es auch drauf, uns weismachen zu wollen, dass bei längeren Märschen mit der Kalaschnikow ein ,,Gewehr über" ein leichteres Marschieren ermöglichen würde.... MfG Wirbelwind
Zitat von wirbelwind im Beitrag #14Das sei Dir natürlich gestattet Hadischa, aber beim MSR 1 in Oranienburg gab es anfang der 80ziger so manches. Übrigens der besagte Oberst hatte es auch drauf, uns weismachen zu wollen, dass bei längeren Märschen mit der Kalaschnikow ein ,,Gewehr über" ein leichteres Marschieren ermöglichen würde.... MfG Wirbelwind