Nichts für ungut - ich möchte hier die "Kurze Beschreibung ..." nochmals im Block wiedergeben. Der Text ist in der Originalschreibweise lediglich aus der Frakturschrift in "moderne" Schrift übertragen. Die Anmerkungen und Erläuterungen des Originals wurden weggelassen. Die vielen Kommata im Text blieben dagegen erhalten.
Kurzgefasste Beschreibung des Königl. Preuß. Telegraphischen Instituts von Friedrich Wilhelm Lehmann (Magdeburg 1839)
Der Telegraph (im Allgemeinen) ist eine, — über irgend einem, zugleich ein Wacht- oder Beobachtungs-Zimmer enthaltenden, Gebäude hervorragende — Maschine, mittelst welcher man, durch Hülfe gewisser sichtbaren, höchst einfachen, (verabredeten) Grundzeichen, (Chiffern) —durch welche Zahlgrößen, Buchstaben, Wörter und resp. ganze Sätze, ausgedrückt werden, — jede beliebige Nachricht, nach einem entfernt liegenden hohen Orte, woselbst ebenfalls ein Telegraph sich befindet, jedoch natürlich nur bei reiner, durchsichtiger Luft, in der größten Schnelligkeit, mittheilen kann. Wenn das Aufstellen von Signalen — um dadurch wichtige, interessante etc. Nachrichten, auf größere Entfernungen, schnell mitzutheilen, —schon eine sehr alte Erfindung ist; so gebührt doch dem Franzosen Claude Chappe (geb. zu Paris, im J. 1763) der Ruhm: eine eigenthümliche, sinnreich-konstruirte Maschine erfunden, und mittelst Einreichung einer diesfallsigen Beschreibung, den Vorschlag gethan zu haben, nach welchem sich die National-Versammlung zu Paris bewogen fand, die erste stehende Telegraphen-Linie, und zwar von Paris nach Lille, im J. 1793, zum Behuf des schnellen Korrespondirens, errichten zu lassen. Die Schnelligkeit, mit der eine gewisse Nachricht befördert werden kann, richtet sich natürlich nach der größern, oder geringern Zeichen-Anzahl, aus welcher dieselbe besteht. Ein Zeichen durchläuft bei günstigem Wetter 2 bis 3 Meilen in 1 Minute [18-25 km]. Die Preußischen Telegraphen sind, ihrer Construktion nach, von den Französischen gänzlich verschieden. Denselben hat zwar im Allgemeinen, der Englische, von Watson erfundene sechsarmige Küsten-Telegraph zum Vorbilde gedient; die Maschinerie derselben aber ist durch Hrn. Pistor (Königl. Geh. Postrath und Inhaber eines optischen Instituts, zu Berlin) so zweckmäßig verbessert worden, daß sie als eine neue, eigenthümliche Erfindung dieses wackern Mechanikers zu betrachten ist, welcher sie auch für die ganze Linie, unter seiner unmittelbaren Leitung, in der Werkstätte des Maschinenbauers Freund, ausführen ließ. Hinsichtlich der einfachen und höchst sinnreichen Construktion dieses unsers Magdeburger Telegraphen diene Folgendes: Ueber die horizontal errichtete Plateforme des Telegraphen erhebt sich, — 27 Fuß [8,5 m] hoch, — «in starker, senkrecht stehender Mastbaum, an welchem drei Paar, 6 Fuß [1,9 m] lange und 1 Fuß [0,3 m] breite Arme (Indikatoren) befestigt sind, mit welchen die verschiedenen Zeichen gestellt werden. Diese Arme bestehen aus hölzernen Rähmen, welche mit Blechplatten jalousienartig auf die Weise ausgefüllt sind, daß eine Platte die andere so deckt, daß die Durchsicht verhindert wird, wenn man gerade darauf schaut; wobei aber doch dessenungeachtet ihre Zwischenräume dem Winde freien Durchzug gestatten, damit die Arme beim heftigen Sturme, nicht Schaden leiden können. Zwölf gleich große, einen Fuß im Durchmesser habende, gußeiserne Rollen sind am Mastbaume, und zwar sechs derselben im Beobachtungs-Zimmer, die andern sechs aber, von Außen angebracht; an letztern sind die sechs Arme befestigt. Um jede Rolle inwendig, und zugleich um eine andere Rolle auswendig, ist ein Drathseil gezogen; wird daher die innere Rolle gedreht, so bewegt sich die äußere Rolle, und mit ihr der daran befestigte Arm. Mit jedem Paar Arme können 16, folglich mit allen Dreien: 16 X 16 X 16 — 4096 sichtbar von einander zu unterscheidende Zeichen mitgetheilt, oder dargestellt werden. Wenn nun die drei Paar Arme mit A, B und resp. C, und die Stellung des Einen mit 0, 1, 2, 3, und des Andern, mit 0, 4, 5, 6, bezeichnet sind; so läßt sich jedes Zeichen leicht aussprechen. Aus dem Gesagten erhellet wenigstens so viel: daß die Maschine des Preußischen Telegraphen, bei großer Einfachheit, viele Correspondenz-Veränderungen darbietet, und solche hierin, verglichen mit der des Französischen Telegraphen, einen schätzbaren Vorzug behauptet; weil sie nicht allein größere Sicherheit gewährt, sondern auch schneller und correkter arbeitet. Im Beobachtungszimmer, — auf dessen Fußoben genannter Mastbaum ruht, — sind nach beiden Seiten, wohin die zwei Nachbarstationen (von hier nach Biederitz und Hohendodeleben zu) des Nord-Ost und Süd-Westens liegen, zwei hölzerne Kasten in den Wänden eingemauert, in denen zwei vortreffliche Frauenhofersche Teleskope liegen, durch welche die genannten Nachbarstationen beobachtet werden, um die mitgetheilten Correspondenz-Zeichen in Empfang zu nehmen, und die richtige Abnahme der gestellten zu controliren. ... Im Königreiche Preußen besteht, bis jetzt, nur eine Telegraphen- oder Correspondenz-Linie, —um durch solche, von der Residenz des Königreichs bis nach der rheinisch-Preuß. Provinz, wichtige Tags-Ereignisse, politische Neuigkeiten, miltärische Ordre's (sprich: Ord'rs) etc. gleichsam blitzschnell mitzutheilen, — welche in Berlin beginnt, hinter Hornburg in's Hannöver'sche und bald darauf aus diesem in's Braunschweig'sche Gebiet tritt, dieses an der Weser verläßt, und sich durch Westphalen bis nach der Rhein-Provinz zieht, wo sie den Weg über Cöln nimmt, und in Coblenz endet. Die unberechnenbare Wichtigkeit dieser Telegraphen-Linic für gewisse politische Verhältnisse, muß Jedem einleuchten; indessen auch in den jetzigen friedlichen Verhältnissen ist dieselbe von großem Nutzen für den Preußischen Staat; indem sie die in Berlin concentrirten höchsten Staats-Behörden in den nützlichen Stand setzt: wichtige, kurz stilisirte Ordre's, in etwa einer Stunde, nach den westlich-liegenden Grenzen der Monarchie zu schicken, und von dort aus wiederum dergleichen Nachrichten, in derselben kurzen Zeit, zu empfangen, wozu außerdem früherhin viele Tage an Zeit erforderlich waren. Genannte Telegraphen-Linie ist 86 Meilen [648 km] lang und zählt 61 Stationen, welche größtenteils aus ein-, zwei- oder dreistöckigen, eigens dazu erbauten Häusern bestehen. Die 1ste Telegraphen-Station befindet sich in Berlin (auf der alten Sternwarte) — die 4te zu Potsdam, — die 7te zu Brandenburg, — die 14te hier, zu Magdeburg, — die 21ste zu Hornburg, — die 29ste auf dem Köterberge, bei Höxter, — die 34ste bei Schwanei, unweit Paderborn, — die 43ste zu Iserlohn, — die 51ste zu Cöln, — die 60ste zu Ehrenbreitenstein, und die 61ste zu Coblenz. Zur Beaufsichtigung ist diese Telegraphen. Linie in sieben Inspektionen abgetheilt, an deren Spitze jedesmal ein Inspektor steht. Zu der hiesigen Inspektion gehören dieStationen Nr. 10 (unweit Genthin) bis incl. Nr. 19 beim Braunschweig'schen Dorfe Pabstdorf. Die Telegraphisten, halten sich, während der Dienstzeit, im Beobachtungs-Zimmer auf, um die Correspondenzzeichen der beiden Nachbar-Stationen sorgfältig zu beobachten, nachzumachen, und die empfangenen Zeichen in ihr Journal gehörig einzutragen; weil nur auf diese Weise es möglich wird, erwähnte Journale mit einander gegenseitig controliren zu können. Dies Wenige dürfte, hoffentlich, hinreichend sein, um die Wißbegierde der geneigten Leser über das Wissenswerthe der so sinnreichen mechanischen Erfindung und technischen Einrichtung dieses für den Preuß. Staat höchst nützlichen und interessanten Militär-Instituts-Gegenstandes, — wenigstens einigermaßen — zu befriedigen. Anmerk. Wer die hiesige Telegraphen-Station in Augenschein zu nehmen wünscht, hat deßhalb die Erlaubniß von dem Inspector derselben einzuholen. Ohne diese Erlaubniß ist Jedem der Zutritt untersagt.
Hallo, interessante Geschichte, die hier dargestellt wurde. Kam es denn nun zur geplanten Rekonstruktion der Station ,,18"? Immerhin stammt ja besagter Artikel aus dem Jahre 1995. MfG Wirbelwind