Am 12.08. wurde unter dem geschlossenen Thema (bei Bedarf bitte dahin schieben) " Stäbe ,Truppenteile und Einrichtungen" das in Magdeburg stehende Husaren-Kommando erwähnt.
Für die wenigen an dieser Zeit interessierten Leser einige Anmerkungen. Das Kommando hatte in der Zeit seines Bestehens eine wechselnde Stärke, die ca. 10-30 Pferde betrug. Bekannt wurde ein Detachement des Kommandos durch den verlustlosen Transport der preußischen Kriegskasse nach Ostpreußen im Herbst 1806. Das Detachement kehrte erst im Laufe des Jahres 1807 nach Magdeburg zurück. Diese Tat wurde in den folgenden Jahren schlichtweg vergessen. Die zugesicherten preußischen Auszeichnungen erhielten die letzten überlebenden Veteranen nach ihren entsprechenden Anträgen erst in den 1820er Jahren.
Kurz zur Geschichte: 1762 durch Herzog Ferdinand v. Braunschweig bei der Westarmee in einer Stärke von einem Offizier und 12 Pferden als Leibhusaren errichtet, anschließend von Preußen übernommen. 1762/63 im Siebenjährigen Krieg- darauf seit 1764 in Magdeburg 1778/79 gemeinsam mit den dem "Rheinsberger Kommando" im Erbfolgekrieg bei Prinz Heinrich in Sachsen und Böhmen 1806 bis auf oben erwähntes Detachement immobil- mit dem Fall der Festung aufgelöst
zum Aussehen: bis 1766 Pelzmütze mit gelbem Beutel, Dolman: gelb, Pelz: blau, Hosen: weiß, Beschnürung: weiß, Gürtel: weiß-gelb ab 1766 Pelzmütze mit rotem Beutel, Dolman rot, Pelz. schwarz, Hosen: weiß-gelblich, Beschnürung: weiß, Gürtel wie vor 1766
Der Rathaussaal als Exerzierlokal Artillleriescharfschießen auf dem Anger – Magdeburg als Soldatenstadt und Festung
Seit Magdeburg Ende des 17. Jahrhunderts brandenburgisch-preußische Festung wurde, ist es Soldatenstadt gewesen. Neben dem Kaufmann der Handelsstadt und dem Beamten der Verwaltungszentrale eroberte sich der Offizier und Soldat seinen Platz in unserer Stadt. Das hat seine Zeit gedauert, denn die Bürger haben die Einengung ihrer Stadt durch Festungswerke nicht gern gesehen: Sie haben leidenschaftlich protestiert, als der Kurfürst die Anlage der Turmschanze und später der Zitadelle (aus, magdeburgisch „Zitterdelle“) begann. Diese Zitadelle am Fluß war ja eine Art Zwingburg für sie. Zwischen Stromelbe und Zollelbe, die damals noch ein durchfließender Elbarm war, entstand das gewaltige Werk in der Form eines Sternes mit fünf Strahlen auf der Strominsel, nach Südende der Insel auch noch getrennt, so daß es eine ringsum von Wasser umschlossene Burg war. Im Süden der Stadt entstand unter dem Alten Dessauer 1721-1725 die starke Sternschanze. Allein durch die Stärke dieser Befestigungswerke hat Magdeburg im Staate Friedrichs der Großen wichtigste militärische Dienste geleistet, ohne einmal tatsächlich angegriffen zu werden. Erst in den napoleonischen Kriegen wurde die wirkliche Belastungsprobe gestellt. Damals aber versagte der Festungskommandant, der sich kurz vorher noch verschwor, er werde die Festung nicht eher übergeben, ehe ihm das Schnupftuch in der Tasche brenne. Schimpflich kapitulierte die Festung ohne ernstlich belagert zu werden. Als aber nach den Befreiungskriegen ein Volksheer entstand, fanden sich Bürgerschaft und Soldaten zu guter Kameradschaft, die immer enger wurde, obwohl Magdeburg als Stadt gezwungen war, mit dem gewaltigen Anwachsen seiner Bevölkerung, mit dem Aufkommen der Industrie und der Eisenbahn die Fesseln der Festungswerke allmählich zu sprengen. Das hat noch einen langen Kampf gekostet. Zunächst verlangte sogar noch die größere Reichweite moderner Geschütze die Anlage einer ganzen Reihe von Außenforts rings um die Stadt, in Cracau – 1866 wurde die Cracauer Schanze errichtet –, an der Berliner Chaussee und in weitem Bogen von Norden über den Westen zum Süden der Stadt bis hin zu dem Fort auf dem Rotenhorn, dem späteren Freilichttheater. 1970 aber schon wurden die engen Festungswerke im Westen und Süden beseitigt beziehungsweise vorverlegt, die neuen Stadtviertel im Süden mit der Augustastraße und der Verlängerung des Breiten Weges bis zum Hasselnachplatz, das Bahnhofsviertel im Westen konnten entstehen. Um die Jahrhundertwende wurde dann auch der Gürtel im Norden durchbrochen. Zwischen Altstadt und Neustadt wuchs die Nordfront. Bis dahin lagen die Kasernen teilweise noch mitten in der Stadt, die Artillerie am Domplatz, die Pioniere am Ratswaageplatz, dann entstanden Schrotekaserne und Kaserne Ravensberg im Westen, entfalteten die alten Unterkünfte in den Kasemattenwerken am Tränsberg, jenseits der Elbe fanden später Artillerie und Pioniere ein neues Heim. Heute sind die modernen Kasernenanlagen noch weiter hinausgerückt. Im Westen wurde das frühere Fort 4 durch die Enckekaserne ersetzt, im Osten strebten die Kasernen in die Nähe des großenExerzierplatzes, des Angers. Der Domplatz war ja noch im vorigen Jahrhundert Exerzierplatz. Wenig bekannt ist, daß bis 1792 sogar der Sitzungssaal im Rathaus bei schlechtem Wetter als Exerzierlokal zur Verfügung stehen mußte. 1872 wurde auf dem Großen Anger mit Richtung auf den Biederitzer Busch noch Artillerie- Scharfschießen abgehalten. Ein hoher Erdwall am Garnsee war Kugelfang Magdeburgs „Badbrüder“ hatten mit der Suche nach Geschossen im Busch eine lohnende Erwerbsquelle, wenn auch fast in jedem Jahr einer von ihnen dutch ein nachträglich krepierendes Geschoß ums Leben kam. Dann wurde der Anger aber durch die Waffenentwicklung zu klein. Als den Waldarbeitern im Busch Splitter und Schrapnellkugeln um die Ohren flogen, entschloß man sich doch, das Scharfschießen nach Jüterbog zu verlegen, sehr zum Leidwesen der vielen Schlachtenbummler, die namentlich das Feuerwerk von Nachtschießübungen sehr liebten. Dann eroberte die Infanterie den >Großen Anger als Schießplatz. Aber auch hier führte die Entwicklung des Gewehrs vom 71er Modell zum 98er dazu, daß regelrechte Schießstände gebaut werden mußten weil die Kugeln der Scharfschießenden Infanterie die Züge auf der Berliner Bahn zu gefährden begannen. Damals entstand übrigens auch der „Schleppsäbel“, jene Kantine an den Schießständen, die zunächst unter der Verwaltung des Sergeanten Faust stand, eines stadtbekannten Originals. Tausend interessante Einzelheiten aus der Geschichte Magdeburgs als Soldatenstadt ließen sich erzählen, hier muß es genügen, einiges wahllos aus der großen Entwicklung gezeigt zu haben. Klar erkennt man jedenfalls die enge Verbindung Magdeburgs zu seinen Soldaten, die heute jedes Mal besonders deutlich wird, wenn die Wehrmacht für das Kriegswinterhilfswerk sammelt und wenn an diesen Tage Magdeburgs Bevölkerung zu Gast in den Kasernen unserer Stadt ist. E.N.