Die Entwicklung dieses schweren Panzertyps lief nicht rund. Zu Hitlers 53. Geburtstag (20. April 1942) hatte man ihm zwei neue Panzermodelle vorgeführt. Warum man die knappen Entwicklungskapazitäten verschwendete ist nicht ganz klar, hier sollte wohl die unsichtbare Hand des Marktes dazu führen, dass man die „beste“ Lösung fand. Das war dann nach den Grundsätzen des gewinnstrebenden Kapitalismus auch ganz in Ordnung.
Das Henschelmodell fand bei Hitler nur beiläufiges Interesse, während er sich dem Porschemodell sehr intensiv zuwandte. Nach Ansicht der Beteiligten war es jedoch die Henschel-Variante, welche die besseren Leistungen präsentierte. Der Porsche-Panzer musste mit einem Kran in seine Ausgangsstellung gehoben werden und fiel immer wieder durch Motorbrände aus. Hitler konnte seine Mitstreiter nicht für dieses Modell begeistern und übergab die Entscheidungsvollmacht am 23. April an Speer. Der wollte sich aber den Zorn des „Führers“ durch eine dem nicht gefällige Wahl nicht zuziehen. Die Entscheidungsvollmacht wurde also weitergereicht. Auf den vom Ersatzheer zu Speer abgestellten Verbindungsoffizier Oberst Thomale. Dieser machte etwas, wovon unsere heutigen Politiker gelernt haben, um sich dem Unwillen des Volkes nicht auszusetze – er stellte eine Kommission zusammen. Und die entschied sich für das Henschel-Modell. Die Firma Porsche durfte aber bis Oktober 1942 weiterentwickeln (gegen Bezahlung natürlich).
Nunmehr wurde der „Führer“ ungeduldig und forderte einen schnellen Einsatz der Neuentwicklung, wobei er mit eigenen Details nicht zurückhielt. Die Einsatzvorbereitungen begannen in Fallingbostel, wo die Schwere Panzerabteilung 502 aufgestellt wurde. Sie erhielt vier „Tiger“-Panzer, mit denen sie am 23. August 1942 in Richtung Leningrad in Marsch gesetzt wurde. Am Morgen des 29. August wurden sie südlich Leningrads entladen und zum Einsatz kommandiert. Leider war das Gelände in der für den Ersteinsatz gewählten Gegend nicht tigergerecht. Es kehrte nur ein Fahrzeug zurück, drei waren durch Motor- bzw. Getriebeschäden nicht mehr dazu in der Lage, konnten allerdings geborgen werden. Der zweite Einsatz erfolgte am 22. September 1942. Alle vier Panzer fuhren in eine sowjetische Pak-Falle und wurden abgeschossen. Drei von ihnen konnten später geborgen werden.
Die Tigerproduktion erhöhte sich, so dass am 30. Oktober 1942 neun einsatzbereite Fahrzeuge an der Ostfront zur Verfügung standen. In Nordafrika standen Ende November sechs „Tiger“ der 501. Schweren Panzerabteilung (schw.Pz.Abt.) 501. Gegenüber dem Panzerprogramm war das allerdings nur ein Tropfen auf dem heißen Stein (ganz besonders in Afrika!). Geplant waren insgesamt im dritten Quartal 85 Auslieferungen an die Truppe. Bis Ende Februar 1943 war die Zielgröße 220 Stück. Seit Auslieferungsbeginn bei Henschel im August 1942 wurden dann 144 Panzer bis Februar 1943 bereitgestellt. Die Produktionsanstrengungen wurden verstärkt, und die für das Unternehmen Zitadelle bis 12. Mai 1943 geforderten 285 Tiger wurden fast geschafft (tatsächlich vom Panzerzeugamt abgenommen: 246).
Die Verluste im Jahr 1943 erreichten die Zahl von 291 Stück. So wurden beispielsweise im Januar 1943 an 11 Tiger abgeschossen und ein gut erhaltenes Exemplar wurde trotz heftigen deutschen Artillerieeinsatzes in der Nacht des 17. Januar am Wolchow von einem sowjetischen Bergetrupp abgeschleppt.
In den Augen der Truppe war der Tiger eine „Lebensversicherung“. Dem widersprach allerdings der Generalinspekteur der Panzerwaffe am 20. Oktober 1943: „… die Auffassung, dass der ‚Tiger‘ unverwundbar ist, ist falsch. Der Pz.Kpfwg. VI ‚Tiger‘ kann vielmehr durch die russische 7,62 mm-Kanone (Langrohr) bei entsprechend günstigem Auftreffwinkel von vorn auf Entfernungen von 500 m, von der Seite und von hinten auf Entfernungen von 1500 m durchschlagen werden.“ Die Infanterie warnte die Soldaten vor „Traubenbildung“ um die Tigerpanzer, da die Panzer automatisch verstärktes Feuer auf sich zögen und damit die Gefahr für begleitende Infanterie anwachse.
Fertigungsende für den „Tiger“ war im Juli 1944. Bis dahin waren 1350 von 1376 bestellten Fahrzeugen ausgeliefert.
Erfolgreichste Panzerkommandanten von „Tigern“ waren Hauptsturmführer Wittmann (schw.Pz.Abt. 501) und Leutnant Bölter (schw.Pz.Abt. 502). Beide erreichten je 144 Panzerabschüsse.
Hintergrundwissen, Panzer, Tiger, Sondermodelle
Neben dem Pz.Kpfwg. „Tiger“ gab es auf der Grundlage von dessen Fahrgestell weitere Ausführungen. Nicht zu verwechseln mit Weiterentwicklungen.
Zu ihnen gehörten Panzer-Befehlswagen, die insbesondere mit zusätzlicher Kommunikationstechnik (Funkgeräte) ausgestattet wurden. Insgesamt sind 84 Tiger aus der Serienproduktion abgezogen und zu Befehlspanzern umgerüstet. Der Munitionsvorrat für die 8,8-cm-Kanone reduzierte sich dadurch auf 66 Schuss.
Ein Problem der Truppe war die Bergung nicht mehr manövrierfähiger Panzer. Eine in Auftrag gegebene Bergetechnik (Kämper Motoren AG) sollte aus einem mit Allradantrieb bestehenden Bergewagen und einem ebenfalls allradgetriebenen Anhänger bestehen. Der Bergewagen hatte ein Gewicht vo 20 t, der Anhänger wog 18 t. Als Antriebsaggregate waren jeweils zwei 150-PS-Dieselmotoren vorgesehen. Die Räder waren vollgummibereift, um die Gefahr der Reifenschäden unter Einsatzbedingungen zu verringern. Der Bestellumfang war auf 30 Stück Bergewagen mit Anhänger konzipiert. Es wurden zwei Muster-Züge gefertigt, die bei der Erprobung aber keine befriedigenden Resultate zeigten. Die Entwicklung wurde daraufhin zugunsten der „Panther“-Bergepanzer eingestellt. 1943 fanden fünf der Porschemodelle Verwendung, die zu Bergepanzern umgerüstet wurden. Ebenso noch drei Henschelmodelle des „Tiger“ E im Jahr 1944.
Als Sondermodell auf Tiger-Basis wurde bei Alkett in Berlin ein Tiger-Mörser (auch Sturm-Tiger genannt) gefertigt. Er war unter den Bezeichnungen „Gerät 817“ bzw. „Geschützwagen 606/9“ bei der Wehrmacht geführt. Hitler hatte zur Unterstützung von Straßenkämpfen einen 21-cm-Mörser gefordert. Es bot sich allerdings der 38-cm-Raketenwerfer von Rheinmetall an, der bei der Marine zur U-Bootbekämpfung im Einsatz war. Das Fahrzeug wog 65 t und konnte 14 Sprenggranaten mitführen. Unter der Nr. 4592 wurde 1945 noch eine Hohlladungsgranate eingeführt, die 2,5 m Stahlbeton durchschlagen konnte. Von den bestellten 1400 normalen Sprenggranaten (Nr. 4581) hat das Waffenamt 397 Stück abgenommen und 317 an die Truppe abgegeben. Das aus Weicheisen hergestellte und am 20. Oktober 1943 bereitgestellte Muster des Tiger-Mörsers ging nach der Erprobung zur Pz.Ersatz-Abt. 500. Der Bau von insgesamt 18 Fahrzeugen erfolgte ab August 1944. Die Sturmmörser-Abt. 1001 erhielt am 11. Oktober 1944 vier Stück. Anfang März 1945 waren noch 13 Stück bei der Truppe und drei in Zeughäusern. Für eine Weiterentwicklung stand die Firma Skoda in den Startlöchern (42-cm-Mörser). Über den Musterbau ist das Vorhaben aber nicht hinausgekommen.
Für Kämpfe in engbebauten Gebieten gab es noch einen Entwicklungsvorschlag. Auf der Grundlage des Porsche-Fahrgestells sollte der Rammpanzer „Tiger“(P) entwickelt werden. Mehr als eine Entwurfszeichnung für ein 8,43 m langes und 60,2 t schweres Fahrzeug gibt es allerdings nicht. Der Erprobungsauftrag sah ursprünglich die Fertigung von drei Modellen vor.
HUGO
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Ok, damit ist meiner "Ordnungsliebe" Genüge getan. Jedoch zufrieden bin ich noch immer nicht. Von der Systematik her ist alles richtig. Aber ich muß Hugo Recht geben in dieser hintersten Schublade sucht niemand bei so einem Megathema. Was haltet ihr bzw. du Hugo davon wenn wir für die Waffentechnik auf der Startseite ein eigenes Thema aufmachen. Hier wäre dann genügend Platz für Technik, Diskusionen und Bilder zu diesem Thema. Auf der Startseite bräuchte man sich dann auch nicht mehr erst durchfriggeln bis man was zum Thema findet. Wenn das eine Lösung wäre würde ich sogar soweit gehen Hugo hier den Namen und die Untergliederung dieses neuen Themas zu überlassen. Äußert euch mal! spusu
Auch wenn das nicht mein Thema ist, finde ich diesen Vorschlag von Spurensucher MD gut. Wer also was zu diesem brisanten Thema was hat, bzw. in anderen Forums etwas findet, sollte dies Hugo mitteilen und bevor es ins Forum veröffentlicht wird zusenden. Ein Informationsaustausch mit anderen interessierten Forumsmitgliedern anderer Forums zu dieser Thematik kann hilfreich sein.
Zitat von Teddy im Beitrag #37Auch wenn das nicht mein Thema ist, finde ich diesen Vorschlag von Spurensucher MD gut. Wer also was zu diesem brisanten Thema was hat, bzw. in anderen Forums etwas findet, sollte dies Hugo mitteilen und bevor es ins Forum veröffentlicht wird zusenden. Ein Informationsaustausch mit anderen interessierten Forumsmitgliedern anderer Forums zu dieser Thematik kann hilfreich sein.
Nein, machen wir es nicht zu kompliziert. Alles wie bisher nur das wir jetzt auf der Startseite, damit sofort zu finden, einen neuen Unterpunkt haben, den jeder bedienen kann. Sorry nicht auf der Startseite sondern in der Übersicht.
Hier gleich mal meine erste Frage an die Spezialisten. Henning schreibt das die in MD gebauten Panzer rot waren bevor sie ihre einsatzbedingte Tarnfarbe bekamen. Offensichtlich Bleimennige die eine Rostschutzfunktion hatte. Was für einen Sinn machte das in einem Krieg wo die "Überlebenszeit" eines Panzers nicht all zu lang war. Ich glaube Rost war wohl die gerinste Sorge die man sich machen mußte.
Naja, wie bei vielen Produkten musste ein neues Gefährt ersteinmal Grundiert werden, bevor der eigentliche Anstrich erfolgte, Standardfarbgebung-Grundierung..... Nur an Mennigeanstrich glaube ich nicht im Werk. In Königsborn erhielten die Panzer den Zimmerit-Anstrich. Die extrem rauhe Oberfläcke gegen Hatminen etc.
Hm, Grundierung rot wie Bleimennige? Zufall? Als Haftvermittler für z.B. Zimmerit würde eine Grundierung vielleicht Sinn machen (bin kein Chemiker). Aber Zimmerit wurde wohl gar nicht so lange verwendet aus unterschiedlichen Gründen. Warum also dieser Aufwand?
TL 6311 Bedingungen für Phosphat-Rostschutzverfahren
Beim roten (rotbraunen) Anstrich handelt es sich um einen Zink-Phosphat-Rostschutz. Dieser dient als Grundierung und Haftvermittler für den Deckanstrich (wer etwas mit dem Begriff Primer anfangen kann - so sagt am heute). Blei kam wegen des strategischen Bleibedarfs als Farbstoffgrundlage nicht in Frage (Zink dagegen gab es aus der Zinkhütte Magdeburg !!). Ebenso sind wegen der Giftigkeit Bleiverbindungen nicht für Anstriche geeignet, mit denen Menschen in Kontakt kommen. Im Schiffbau ist es gerade diese Giftwirkung, die mit dem Anstrich bewuss genutzt werden soll (Biozid) und den Muschel- und Algenbewuchs, der sehr geschwindigkeistshemmend wirkt, vermindern. Für die Farbgebung gab es Technische Lieferbedingungen TL 6303 Bedingungen für die Farbgebung, TL 6311 Bedingungen für Zink-Phosphat Rostschutz. Allerdings, wenn nichts mehr ging, dann ging es halt so, wie es gerade kam. Hier nur einmal Hinweise zum Königstiger: Am 19. 8. 1944 befahl das OKH WA J Rü 6/VIII ab sofort einen zusätzlichen Tarnanstrich für alle Panzerfahrzeuge. Neben dem gelben Grundanstrich mußten noch flächenweise die Farben olivgrün (RAL* 6003) und rotbraun (RAL 8017) aufgetragen werden. Diese Angelegenheit wäre für die Truppe von ausschlaggebender Bedeutung; es sollte alles versucht werden, bereits einen Teil des August-Ausstoßes mit dem neuen Tarnanstrich zu versehen. Nach Aufbrauch der Vorräte für die Grundierung entfiel auch der Innenanstrich. Ende November 1944 gab es weitere Anweisungen bezüglich des Farbanstriches. Der Außenanstrich war weiterhin als Buntanstrich belassen, jedoch waren alle Panzergehäuseteile mit einem einmaligen Farbanstrich im Farbton dunkelgrün (RAL 6003) zu versehen und so der Montagefirma anzuliefern. Diese hatte dann zur Tarnung den Buntfarbenanstrich rotbraun oder dunkelgelb, entsprechend dem vorgeschriebenen Tarnbild aufzutragen. Je Fahrzeug waren 3 verschiedene Tarnmuster vorgesehen, die von WuG 5 jeweils bekanntgegeben wurden. Die Farben wurden aufgespritzt, und zwar mit möglichst scharfen Konturen.